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Bogan, wie der Murrumbidschi nebst dem Lachlan leidet zuzeiten an solchem Wassermangel, daß die Schiffahrt auf ihm Unterbrechungen erfahren muß. Die Flüsse [* 2] des Innern, wie der seiner Länge nach bedeutende, aus der Vereinigung von Thomson und Victoria [* 3] entstandene Barku oder Cooper, sind nur zu seltenen Zeiten in ihrem ganzen Lauf mit Wasser gefüllt, oft nur eine Reihe weit voneinander entfernter Becken oder ganz wasserleere Flußbetten, die in sandigen Ebenen verlaufen oder in salzigen Sümpfen enden.
Einen ganz ähnlichen Charakter tragen die Flüsse Westaustraliens. Daher sind die australischen Flüsse für den Verkehr von wenig Bedeutung; der Murray ist freilich in der Regel das ganze Jahr hindurch für Dampfer von geringem Tiefgang befahrbar, aber eine Barre verschließt sein Mündungshaff, den Alexandrinasee, gegen die völlig ungeschützte Encounterbai für die Schiffahrt fast gänzlich; auf seinen Nebenflüssen Darling und Murrumbidschi ist der Verkehr regelmäßig für einige Monate im Jahr unterbrochen.
Von den auf der Ostseite ins Meer fallenden Flüssen (Hawkesbury, Hunter) ist eine große Anzahl eine kurze Strecke von der Mündung aufwärts schiffbar, während die in den Carpentariagolf fallenden Gewässer bisher wenig bekannt sind. Doch versprechen einige derselben wie auch mehrere des Nordterritoriums wichtige Verkehrsmittel zu werden. Allen Flüssen Australiens ist ein enormes plötzliches Steigen des Wasserspiegels bei periodisch auftretenden gewaltigen Niederschlägen eigen, wodurch sie ihren Uferlandschaften oft in hohem Maß gefährlich werden.
Eine eigentümliche Erscheinung sind die an einigen Stellen des Innern (Lake Eyre) in Gruppen hervorbrechenden kalten und warmen Quellen, welche aber, da sie massenhaft Kalksinter, auch Salzteile ablagern, für ihre Umgebung von beschränktem Nutzen sind. Wenn sonach die natürliche Bewässerung des Kontinents nur dürftig ist, so berechtigen doch die durch Bohrungen erzielten Resultate zur Hoffnung auf dereinstige Versorgung jetzt noch wasserloser Strecken.
Geologische Verhältnisse. Daß Australien [* 4] eine Eiszeit [* 5] gehabt hat, erscheint sehr zweifelhaft; man darf vielmehr nach den aufgefundenen tierischen und pflanzlichen Überresten annehmen, daß das Klima [* 6] des Kontinents früher ein wärmeres war. Dafür liefern die heute im Gebiet von Neusüdwales aufgefundenen Knochen [* 7] ausgestorbener Krokodile, [* 8] Schildkröten, [* 9] einer Riesenechse, des den heutigen Emu weit überragenden Dinornis australis und riesiger, dem Elefanten an Größe nahekommender Beuteltiere [* 10] (Diptrodon) sowie die Reste der unter Lavaströmen aufgefundenen ehemaligen Flora den Beweis.
Die Bergländer zeigen in ihrem geologischen Bau eine große Verwandtschaft; eigentümlich ist das Überwiegen der ältern Sedimentgesteine und das Zurücktreten der jüngern Flözbildungen, wenn sie auch nicht ganz fehlen. In Victoria und Neusüdwales erscheinen Granit, Gneis, Syenit, Quarzfels und Glimmerschiefer in steter Verbindung mit großen Ablagerungen von sedimentären Gesteinen der silurischen und devonischen Formation, zu denen die Höhlen im Kalkstein am mittlern Macquarie mit Knochen von antediluvialen Tieren zu rechnen sind.
Über diesen liegen Sandsteine der Kohlenbildung, obschon manche dieser Kohlenlager, wie im südlichen Victoria, auch der Juraformation [* 11] angehören. Die Kohlenflöze haben in Neusüdwales und auch in Queensland die Veranlassung zu einem lebhaft betriebenen Bergbau [* 12] gegeben. In diesen ältern Gesteinen ist (zuerst durch den Kolonisten Hargraves 1851 im Thal [* 13] des mittlern Macquarie) Gold [* 14] entdeckt worden, das in erstaunlich reichen Ablagerungen besonders in Victoria (bei Ballaarat und Bendigo), an vielen Orten in Neusüdwales und Queensland, in Südaustralien und im Nordterritorium gefunden worden ist und einen Ertrag geliefert hat, der dem der kalifornischen Goldgruben nicht nachsteht, zugleich den beiden südöstlichen Kolonien einen unerwarteten Aufschwung gegeben hat.
Über diesen Gesteinen finden sich in den Flußthälern und Küstenebenen tertiäre und diluviale Bildungen; Porphyre und Basalte durchbrechen häufig die ältern Formationen und erzeugen durch ihre Auflösung einen sehr reichen Boden. Jüngere vulkanische Gesteine, erloschene Krater [* 15] etc. treten bloß im südwestlichen Victoria auf. In Queensland finden sich ganz ähnliche Verhältnisse, silurische und devonische Gesteine [* 16] und die Kohlenformation, im nördlichen Bergland von Queensland häufig Basalt, selbst Laven.
Noch mannigfaltiger und wechselnder scheint die Gebirgsbildung [* 17] in Südaustralien; hier finden sich alle ältern Gesteine bis auf den Kupferschiefer, dem die Kupfergruben des Landes angehören. Im nördlichen und nordwestlichen Australien sind die hervorstechendsten Gesteine Sandsteine, die der devonischen Kohlenformation zuzurechnen sein dürften, und die aus ihnen gebildeten Berge geben diesen Gegenden durch ihre regelmäßigen Bildungen einen ganz besondern Charakter.
Sie sind in Nordaustralien vielfach von Basalt durchbrochen, während an der Nordwestecke des Carpentariagolfs Granit auftritt. In Westaustralien endlich ist der südliche Teil bis zum Fluß Murchison vorherrschend tertiäres Gestein, dessen Zersetzung den unfruchtbaren Boden dieses Landstrichs bildet; ältere Gesteine, Granit, Syenit, Diorit, nördlich auch Sandsteine, die Blei [* 18] und Kupfer [* 19] führen, durchbrechen sie und treten im nördlichen Westaustralien überwiegend auf. An der Nordküste östlich vom Dampierarchipel ist durch Auflösung eines eigentümlichen, anscheinend vulkanischen Gesteins ein sehr fruchtbarer Boden entstanden.
Klima. Der Erdteil wird von dem Wendekreis so durchschnitten, daß etwa ein Drittel innerhalb der Tropen liegt. Hier herrscht nun nicht überall ein Tropenklima. Im äußersten Norden [* 20] gibt es nur zwei Jahreszeiten: [* 21] eine nasse mit dem Nordwest-Monsun und eine trockne mit dem Südwest-Monsun;
die erstere dauert auf der Yorkehalbinsel von November bis März, bei Port Darwin von Oktober bis April, dort fallen 2200 mm, hier 1390 mm im Jahr, davon 1800, resp. 1000 mm in den vier Monaten Dezember bis März. In dieser nassen Zeit sind Europäer von Fiebern heimgesucht, die aber selten verderblich werden.
Die Monsunregion reicht im W. kaum bis zum 17.°, im O. bis 24° (Brisbane) hinab. An der Südostküste fällt Regen zu allen Jahreszeiten, der meiste im Herbst, an der Süd- und Südwestküste im Winter. Die durchschnittliche Regenmenge ist in Brisbane 1330, in Sydney [* 22] 1203, in Melbourne [* 23] 697, in Adelaide [* 24] 536, in Perth 839 mm. Nach dem Innern zu nimmt der Regenfall mehr und mehr ab. In Bourke am Darling fielen 290, bei Charlotte Waters-Telegraphenstation nur 114 mm. Dabei fällt der Regen zuweilen in solchen Massen, daß zerstörende Überschwemmungen eintreten, dann wieder fürchterliche monatelange, im Innern mehr als jahrelange Dürren, denen die Pflanzen- und Tierwelt erliegt. Der Hauptcharakter des australischen Klimas ist seine Unbeständigkeit. Die Sommer sind überall sehr warm; der mittlere Thermometerstand beträgt an der Nordküste gegen 27° C., in Brisbane (27° ¶
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32' Br.) 21,3,° in Sydney (33° 52' Br.) 19,2,° in Melbourne (37° 50' Br.) 16,3,° in Adelaide (34° 57' Br.) 17°, in Perth (31° 57' Br.) 17-18° C. Das Thermometer [* 26] steigt in Adelaide und Melbourne im Sommer zuweilen über 42° C., fällt aber im Winter höchst selten und nur nachts unter den Gefrierpunkt; auf den großen, wüsten Ebenen im Innern jedoch bewegen sich die Temperaturunterschiede zuweilen zwischen -2,5 und 49° C. Schnee [* 27] ist auf den Küstenebenen kaum ein- oder zweimal seit ihrer Besiedelung gesehen worden, auf den Hochebenen, wo noch alle Fruchtbäume Mitteleuropas sehr gut gedeihen, bleibt er selten über Tage liegen.
Während im tropischen der regelmäßige Wechsel der Monsune herrscht, überwiegt im subtropischen Australien, namentlich an der Süd- und Westküste, entschieden der Südwestwind; in Neusüdwales bemerkt man ihn vorherrschend während des Winters, im Sommer ersetzen ihn die feuchten Ost- und Südostwinde. Höchst verderblich wirken die aus dem Innern wehenden heißen Winde, [* 28] welche, über die dürren, von den Sonnenstrahlen erhitzten Ebenen nach den Süd- und Südostküsten streichend, die Temperatur unerträglich zu steigern vermögen und bis nach Sydney, Melbourne, Adelaide, ja bis nach Tasmania dringen, in Westaustralien aber unbekannt sind.
Pflanzen- und Tierwelt.
Unsre Kenntnis der australischen Pflanzenwelt ist in den letzten Jahren in ganz außerordentlicher Weise erweitert worden. Als Bestandteile derselben gibt F. v. Müller jetzt 12,250 wohlunterschiedene Spezies an, wovon 6900 zu den Dikotyledonen (und Gymnospermen), 1550 zu den Monokotyledonen und 3800 zu den Akotyledonen gehören. Die Gesamtzahl der als in Australien einheimisch bekannten Gefäßpflanzen beträgt 8800, wovon man als im strengsten Sinn endemisch 7550 Spezies, d. h. also 6/7 der Gesamtzahl, ansehen kann, ein Reichtum, wie er kaum irgendwo in so großem Maßstab [* 29] vorkommt.
Bisher hat aber nur für Tasmania, Victoria, Neusüdwales und die südlichen Teile von Südaustralien unsre Kenntnis der Vegetation einige Vollständigkeit erreicht. Auffallend ist der große Reichtum der Südwestecke des Kontinents, auf welche von 5610 Pflanzen, die auf die einzelnen Kolonien beschränkt sind, nicht weniger als 2680, d. h. mehr als die Hälfte, entfallen. Vielen Arten, selbst der verschiedensten Geschlechter und Familien, sind gewisse allgemeine Charakterzüge gemein, z. B. das Abfallen der Rinde bei vielen Bäumen;
die Bildung und Stellung der Blätter, die fast bei allen immergrün und meist fest und hart sind;
die gleichartige Bildung der Blumen mit dem Zurücktreten der Blumenkronen und der vorherrschenden Entwickelung der Staubgefäße; [* 30]
die Schönheit der Farben bei großem Mangel an Geruch;
die auffallende Seltenheit eßbarer Früchte etc. In dem allergrößten Teil bietet die Vegetation dem Menschen an Nahrungsstoff außerordentlich wenig, doch finden sich in den nordwestlichen und andern tropischen Teilen Australiens der Reis, eine Ipomoea als Surrogat für die Batate, die Tamarinde, die echte Dioscorea, die Taro-Colocasia und ihre Verwandten, Phaseolus Max und andre Gemüse, ebenso die echte Melone und drei einheimische Bananen, allerdings mit saftlosen Früchten. In Queensland ist die echte Indigopflanze einheimisch.
Trotz der großen Gleichartigkeit der australischen Flora fehlt es aber nicht an wesentlichen Abweichungen zwischen einzelnen Teilen. Eine solche besteht zwischen den Floren des südöstlichen und südwestlichen Australien, die sich durch das Auftreten ähnlicher, doch verschiedener Arten derselben Pflanzengeschlechter unterscheiden, und eine dritte Abteilung bildet das tropische Australien, dessen Vegetation noch mannigfaltiger und verschiedenartiger ist und manche an Indien erinnernde Pflanzenformen aufweist.
Kryptogamen sind natürlich in einem so überwiegend trocknen Land nicht so häufig wie in andern Kontinenten; auch die Gräser [* 31] treten nicht in dem Maß hervor wie in der nördlichen Hemisphäre. Vor allem haben zwei Pflanzenfamilien das entschiedenste Übergewicht: die Leguminosen, [* 32] von denen die 320 Arten des Geschlechts Acacia in den Tiefebenen die Pflanzendecke des Bodens häufig fast allein bilden, und die Myrtaceen, zu denen 120 Arten von Eucalyptus (der Gummibaum der Kolonisten), 100 Arten von Melaleuca (Theebaum) und noch andre rein australische Gattungen gehören.
Von den übrigen Familien sind die am meisten charakteristischen die größtenteils auf Australien beschränkten Epakrideen, darunter Styphelia mit 170 Arten, welche die Stelle der südafrikanischen Ericeen vertreten, die Proteaceen (darunter Grevillea mit 150 Arten), die der Kontinent mit Südafrika [* 33] und Südamerika [* 34] gemein hat, aber in vielen ganz eigentümlichen Gattungen, von denen die ausgezeichnetste und häufigste die Gattung Banksia (»Honeysuckle« der Kolonisten) ist, die Koniferen [* 35] in eigentümlichen, hauptsächlich auf Australien beschränkten Gattungen, wie Callitris und Frenela (Fichten), Casuarina, die schöne Gattung Araucaria an der Ost- und Nordostküste, die Santaleen, besonders charakteristisch durch die weite Verbreitung der Gattung Exocarpus (Kirsche der Kolonisten), die Asphodeleen, zu denen die allgemein verbreitete Gattung Xanthorrhoea (Grasbaum) gehört.
Die Adansonie (Flaschenbaum) findet sich im N. Palmen [* 36] gibt es nur in wenigen Arten in der Tropenzone und an der Ostküste des Kontinents herab bis fast zu seiner Südspitze. Die Kokospalme wurde aber nur auf einigen Inseln der Nordostküste gefunden, wo angeschwemmte Früchte gekeimt haben. Von den übrigen Pflanzenfamilien sind für das tropische Australien besonders charakteristisch die Rubiaceen, Apocyneen, Kapparideen, Malvaceen; für das subtropische die Thymeleen, Myoporineen, Goodenovieen, Stylideen, Kompositen [* 37] (besonders in den wüsten Tiefebenen, weshalb sie z. B. in der Flora von Südaustralien die an Arten reichste Familie bilden), Diosmeen, Dillenieen, Pittosporeen, Labiaten, Skrofulariaceen, Orchideen, [* 38] Konvolvulaceen, die besonders in den öden Tiefebenen häufigen Amarantaceen, Chenopodiaceen und Polygonaceen, endlich die Meliaceen, die in Neusüdwales und Queensland die geschätztesten Holzarten liefern, wie Cedrela (rote Zeder), Oxleya und Flindersia (Gelbholz), Melia (weiße Zeder). An harten Hölzern (darunter das gegen Teredo navalis widerstandsfähige westaustralische Jarrah) ist Australien sehr reich, von Bauholz werden aber jährlich große Posten eingeführt. Von den Hauptfamilien der nördlichen gemäßigten Flora fehlen einige ganz, die übrigen treten meistens nur in wenigen Arten auf.
Die Wälder Australiens gehören vorzugsweise den Hochebenen und Küstenländern, weniger den Tiefebenen an; sie zeichnen sich durch Mangel an Schatten [* 39] und das zerstreute, parkähnliche Auftreten der Bäume aus, was die Viehzucht [* 40] so sehr begünstigt. Selbst in der Tropenzone behalten sie noch vorwiegend diesen Charakter. Nur einzelne beschränkte Lokalitäten und zwar nicht bloß in der Tropenzone, sondern auch an der Ostküste des Landes bis zur Südspitze sind durch den Einfluß größerer ¶
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Wasserfülle und eines fruchtbaren und die Vegetation begünstigenden Bodens, der aus der Auflösung des Porphyrs und ähnlicher eruptiver Gesteine entstanden ist, mit üppigen, dicht verwachsenen Wäldern bedeckt, die an die andrer tropischer Gegenden erinnern. Die großen wüsten Ebenen des Innern, seltener, wie im südlichen Queensland und im südlichen Westaustralien, auch die Hochebenen, sind zuweilen mit dichtem Gebüsch (Scrub) bedeckt, das überwiegend aus Akazien, hier und da auch aus Eukalypten besteht.
Die Wiesen sind mit denen der nördlichen gemäßigten Zone nicht zu vergleichen. Nirgends sieht man die gleichmäßigen Grasteppiche derselben, denn die australischen Gräser wachsen nur in einzelnen Büscheln. Das zum Anbau taugliche Land ist verhältnismäßig von geringer Ausdehnung. [* 42] In den großen Ebenen des Innern sind weite Strecken nur mit niedrigen, krautigen, salzhaltigen Boden liebenden Pflanzen (Amarantaceen, Chenopodiaceen, Polygonaceen), dem sogen. Salzbusch der Kolonisten, bedeckt, die für die Viehzüchter sehr wichtig sind; wenige Stellen sind ganz nackt und pflanzenleer.
In der Verbreitung der Tiere bestehen in Australien besondere Gesetze für die See- und Landtiere. Bei den erstern muß man zwei Klassen unterscheiden: die Tiere der Nord-, Ost- und Westküsten, die dem Indischen, und die der Südküste, die dem Südlichen Ozean angehören;
beide sind an schönen und seltenen Geschöpfen reich, doch mit dem Unterschied, daß die erstere in den niedriger stehenden Seegeschöpfen, die zweite in den höher organisierten das Übergewicht hat.
Daher finden sich Zoophyten, Radiaten etc. in der Tropenzone am häufigsten, wo nicht allein; auch die Mollusken [* 43] sind im tropischen Australien viel zahlreicher, schöner und vollkommener als im südlichen, wo besondere Gattungen auftreten, und die ozeanischen Amphibien (Seeschlangen, Schildkröten) finden sich nur im Indischen und Stillen Ozean. Aber schon in den Fischen steht die Südküste den tropischen Teilen des Kontinents in keiner Beziehung nach. Seevögel finden sich am mannigfaltigsten und zugleich in größter Fülle im südlichen Australien und, wie die ozeanischen Mammalien, besonders häufig in der Baßstraße und um Tasmania.
Von letztern hat das tropische Australien (außer Delphinen) bloß den Dugong (Halicore), dessen Hauptheimat die Nord- und Nordostküste und die Torresstraße sind, das südliche dagegen einen großen Reichtum an Phokenarten, die, wie die Walfische, früher Veranlassung zur lebhaften Betreibung des Fanges gaben, bis die Tiere durch die unablässigen Nachstellungen vertrieben wurden. Was die Landtiere betrifft, so sind Insekten [* 44] selbst in den wüstesten Landstrichen zahlreich verbreitet.
Von Amphibien gibt es in Menge bloß Eidechsen [* 45] und Schlangen; [* 46] Frösche [* 47] und Landschildkröten sind in einem so überwiegend trocknen Land ebensowenig häufig wie die im süßen Wasser lebenden Fische [* 48] und Mollusken. Keine Klasse findet sich jedoch in in zahlreichern und eigentümlichen Arten als die Vögel. [* 49] Am häufigsten und verschiedenartigsten sind die sperlingsartigen Vögel, im ganzen weniger häufig Raubvögel; [* 50] von den Tauben [* 51] und Klettervögeln sind vorzugsweise zwei Gattungen, Tauben und Papageien, in einer großen Menge von Arten und überall in großen Scharen verbreitet; auch Stelz- und Schwimmvögel [* 52] sind sehr häufig.
Überdies sind viele Vögel nicht bloß durch eigentümliche Bildung, wie der Emu oder Kasuar (Dromaeus), sondern auch durch große Schönheit ausgezeichnet, wie der schwarze Schwan, der Waldfasan (Menura), der Prinzregentenvogel (Sericulus), Epimachus, Leipoa, Chlamydera etc. In einem höchst auffallenden Gegensatz dazu steht die geringe Zahl der auf dem Land lebenden Mammalien und die außerordentliche Einförmigkeit ihrer Bildung. Nach einer Schätzung gibt es in Australien 110 Arten von Beuteltieren, 24 von Fledermäusen, 1 Hundeart und 30 Arten von Ratten und Mäusen.
Die Beuteltiere (Känguruh, Wallaby, Opossum u. a.) sind für Australien charakteristisch; einige Gattungen kommen nur noch in Neuguinea und auf den Molukken vor und eine in Südamerika. Eigentümlich sind dem Erdteil das Schnabeltier [* 53] (Ornithorhynchus) und der Ameisenigel (Echydna hystrix). Heuschreckenschwärme richten oft großen Schaden an. Aus Europa [* 54] sind unsre Haustiere, Kaninchen [* 55] (jetzt eine wahre Landplage), Hasen, Hirsche, [* 56] viele Singvögel (auch die ebenfalls sehr lästigen Sperlinge) und Fische mit gutem Erfolg eingeführt worden. Die aus Asien [* 57] herübergeführten Kamele [* 58] haben bei den Forschungsreisen gute Dienste [* 59] geleistet, und die Straußenzucht verspricht in Südaustralien gute Resultate.
Bevölkerung.
Die Ureinwohner (s. Tafel »Ozeanische Völker«). [* 60] Die Eingebornen des Festlandes, zu denen man auch die vor einigen Jahren ausgestorbenen Tasmanier zu rechnen hat, bilden eine besondere Menschengruppe, welcher die Papua noch am nächsten stehen. Als allgemeine äußere Merkmale müssen angesehen werden: die eigentümliche Schädelbildung (prognath und phanerozyg), das schwarze, nicht wollige (wie bei den Negern), aber stets gekräuselte Haar [* 61] mit stark elliptischem Querschnitt, platt gedrückte Nase, [* 62] großer Mund mit dicken Lippen und weißen, starken Zähnen, guter Bartwuchs, dunkle, meist schmutzig braune, selbst schwarze, in einzelnen Fällen aber auch kupferrote Hautfarbe. In Größe und Stärke [* 63] unterscheiden sich die Bewohner verschiedener Gegenden sehr wesentlich voneinander.
Aber allen sind die breite Brust, die Geschmeidigkeit der Glieder, [* 64] Gewandtheit im Klettern, unterstützt durch eine wunderbare Greiffähigkeit der Zehen, außerordentliche Schärfe des Gesichts und Gehörs gemeinsam. Sie sind vorzügliche Schwimmer und Taucher, eine Fähigkeit, die sie zu begehrenswerten Gehilfen bei der Perlenfischerei macht. Die geistige Begabung ist weit größer, als man früher anzunehmen geneigt war, wie ein Blick in den Bau ihrer Sprache, [* 65] ihre poetischen Versuche, die Bildernamen, welche sie einigen Fixsterngruppen gaben, die Benennung von acht verschiedenen Windrichtungen u. a. beweisen.
Dagegen sind die bildlichen Darstellungen, welche man in Felswände eingeritzt, auch in Farben vorfand, sehr roh gehalten. In den durch Missionen gegründeten Schulen zeigen sich die Kinder der Eingebornen in vieler Hinsicht gleichalterigen weißen Kindern gewachsen. Unausrottbar aber scheint der Hang zum Umherschweifen und zur Rückkehr in die alte Lebensweise. Die Bekleidung besteht in der Regel höchstens in einem schmalen Gürtel, [* 66] Fellstreifen, Decken aus Fellen, Binsenmatten u. dgl. Verzierungen des Körpers durch Bänder um Kopf, Arme, Hüften, Federn in den Haaren, Hundeschwänze und Zähne, [* 67] im Bart befestigt, u. a. finden ganz allgemein statt. Die Nasenscheidewand wird häufig durchbohrt und ein geglätteter und zugespitzter Knochen oder Stab [* 68] hineingesteckt. Der Körper wird mit Fett eingerieben (auch gegen Kälte) und rot, weiß, schwarz bemalt. Im N. findet man hohe Haarfrisuren, mit Gras zusammengebunden, von helmähnlichem Aussehen. Zuweilen wird der Bart ¶
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an den Seiten durch Ausreißen entfernt und der Kopf bis weit hinauf geschoren. Die Narben, welche durch Einschnitte mit scharfen Steinen an Arm und Brust hervorgebracht werden, sind Zeichen der Aufnahme in den Stand der Männer. Beschneidung findet bei vielen Stämmen statt, bei mehreren eine eigentümliche Verstümmelung; vielfach üblich ist das Ausschlagen von einem, auch zwei Vorderzähnen. Hinsichtlich der Nahrung ist der Australier nicht wählerisch. Er verzehrt alle Tiere bis auf die Käferlarven herab, doch verschmäht er angegangenes Fleisch; ein auf den Strand geworfener Walfisch ist aber ein Leckerbissen.
Das Fleisch wird in rohester Weise gekocht: auf Kohlen oder, wie in Polynesien, in Gruben mit heißen Steinen. Der Same von wildem Reis und andern Gräsern wird zwischen Steinen zermalmt, in der heißen Asche bäckt man daraus kleine Kuchen. Salz [* 70] verschmäht der Australier, dagegen liebt er Süßigkeiten, wie den Honig der wilden Bienen, die Ausschwitzungen der Blätter einiger Eukalyptusarten. Die ziemlich allgemeine Anthropophagie hat ihren Grund teils im Aberglauben, teils in periodischem Mangel.
Feuer erzeugt man durch das Quirlen eines Holzstückes auf einem andern, doch ist das beschwerlich, und so bleibt der Feuerbrand der stete Begleiter auf Reisen. Auch hält das Feuer böse Geister fern. Die Wohnungen bestehen im Sommer in Laubschirmen und Rindenstücken, die im Winter mit Gras und Erde bedeckt und verschlossen werden; auch Felslöcher, hohle Bäume werden benutzt. Die Geräte werden meist aus hartem Holz [* 71] gefertigt, doch findet man auch rohe Steinbeile, Mulden aus starker Rinde, sehr geschickt gestrickte Netzsäcke, große Netze zum Fischfang, wozu auch dreizackige, mit Knochen bewehrte Speere, Haken aus Muscheln [* 72] oder Vogelklauen mit geflochtenen Leinen und Wehre, aus Zweigen aufgebaut, dienen.
Solche Wehre sind zuweilen, wie am obern Darling, aus großen Steinblöcken hergestellt. Netze braucht man auch zur Jagd auf Vögel wie auf Beuteltiere; letztere fängt man auch in Fallen, [* 73] treibt sie durch Anzünden des Grases in ein Verhau, [* 74] bei dem die Jäger warten, etc. Der gezähmte einheimische Hund (Dingo) ist den Eingebornen bei ihren Jagdzügen von geringem Nutzen. Boote finden sich nicht überall. Die Westaustralier haben sie nie gehabt, die Südaustralier nur auf Flüssen und Landseen, niemals auf dem Meer.
Auch sind die Fahrzeuge der einfachsten Art: Rindenstücke, rohe Flöße aus 2-3 unausgehöhlten Stämmen, auch nur ein Stamm u. dgl. Von den Waffen [* 75] ist der Speer mit in Feuer gehärteter oder mit scharfen Kieseln oder Muscheln bewehrter Spitze am gewöhnlichsten. Zum Schleudern desselben dient bei einigen Stämmen das Wurfbrett. Andre Waffen sind der Bumerang mit eigentümlicher Flugbahn, Keulen, Holzschwerter; Bogen [* 76] und Pfeile haben die Eingebornen am Kap York den Bewohnern der Torresstraße entlehnt. Zum Schutz dienen Schilde aus Rinde und Holz.
Die religiösen Vorstellungen der Australier sind roh. Man glaubt an gute und böse Geister und sucht die letztern durch Formeln zu beschwören; allgemein verbreitet ist auch der Glaube an ein zukünftiges, dem gegenwärtigen ähnliches Leben. Europäer wurden häufig für zurückgekehrte Verstorbene des eignen Volksstammes gehalten. Dabei besteht eine Art Schamanismus, wodurch gewisse begabte Personen Kranke heilen, Gesunde durch Zauber (vermittelst Abfälle von Speisen etc.) krank machen, sogar töten können.
Diese weisen Männer fungieren auch bei den Einweihungen, bringen die Narben auf der Haut [* 77] hervor etc. Die Begräbnisfeierlichkeiten sind verschieden; einige legen die Leichen in die Erde, andre wickeln dieselben in Baumrinde und legen sie auf Gerüste, noch andre trocknen die Toten durch ein langsames Feuer unter dem Gerüst. Die Schädel dienen den Verwandten später öfters als Trinkschalen. Zuweilen gibt man dem Toten Waffen ins Grab, an dem man auch wohl einige Tage lang ein Feuer unterhält. Doch gilt alles dies nur von den Männern, die Frauen erfahren auch nach dem Tode die schlechteste Behandlung.
Von einer staatlichen Organisation ist bei den Eingebornen nicht die Rede. Sie leben in kleinen Stämmen auf gewissen genau bestimmten Jagdgründen, deren Betretung den Nachbarstämmen ohne eingeholte Erlaubnis nicht gestattet ist. Mit diesen besteht in der Regel ein mehr oder weniger freundschaftliches Verhältnis, welches zu gemeinsamen Festen, Tänzen (Corrobbories), namentlich bei den Einweihungen der jungen Männer, Jagden u. a., führt. Solche Nachbarstämme bilden größere, durch ein loses Band [* 78] zusammengehaltene Gemeinschaften.
Nicht alle Stämme haben wirkliche Häuptlinge, auch scheint die Würde nicht erblich zu sein, vielmehr solchen Männern übertragen zu werden, welche sich durch besonders hervorragende Eigenschaften auszeichnen. Die Bewohner mancher Gegenden erscheinen in Klassen geteilt, deren Bedeutung nicht ganz klar ist. Die Ehe wird meist durch Tausch oder Kauf der Frau vom Vater oder Bruder geschlossen, doch sind Verbindungen zwischen solchen, welche auch nur den gleichen Familiennamen führen, streng verboten.
Eine besondere Zeremonie bei der Eheschließung kennt man nicht. Polygamie ist gewöhnlich, und die Frau befindet sich völlig in der Gewalt des Mannes, welcher sie nicht selten grausam genug behandelt. Die Kinderzahl ist eine sehr kleine, nicht aus Mangel an Fruchtbarkeit der Frauen, vielmehr weil die Vermehrung der Familien durch Kindermord und andre Mittel verhindert wird. Dennoch hängen die Eltern mit außerordentlicher Zärtlichkeit an den Kindern, welche sie aufziehen.
Um die Australier für das Christentum und die Zivilisation zu gewinnen, wurden, auch durch deutsche Gesellschaften, Missionen in allen Kolonien errichtet. Die Erfolge sind indes keineswegs bedeutend. Aus den angesiedelten Distrikten sind die Eingebornen fast ganz verschwunden, in den Weidedistrikten leisten sie gelegentlich als Hirten, auch als Polizisten gute Dienste. Leider sind die Beziehungen zwischen ihnen und den europäischen Ansiedlern nicht immer gute gewesen; sie sind auch jetzt noch in Queensland der traurigsten Art, so daß dort, wie früher in Tasmania, ein beständiger Vernichtungskrieg geführt wird. An ein ansässiges Leben haben sich die Australier nur auf einigen Missionsstationen gewöhnen lassen, aber auch dort, und wo sie sonst eine humane Behandlung erfahren, sterben sie schnell ab. Jetzt schätzt man ihre Zahl, freilich sehr unsicher, auf 60,000 Köpfe; gezählt wurden 1881 in Neusüdwales 1643, in Victoria 780, in Südaustralien 6346, dazu im Nordterritorium 3451, in Queensland (nach wenig verläßlicher Berechnung) 20,585, im angesiedelten Westaustralien 2346, im ganzen 35,151 Personen.
Die Kolonisten. Nachdem die nordamerikanischen Kolonien sich von England losgesagt hatten und die bis dahin gewöhnliche Überführung verurteilter Verbrecher nach diesen Gegenden unmöglich geworden war, bestimmte Cooks Bericht über die von ¶
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ihm 1770 entdeckte Ostküste Australiens die englische Regierung, hier eine Verbrecherkolonie zu gründen, und landete der erste Gouverneur, Kapitän Arthur Phillip, mit 11 Schiffen, 757 Sträflingen und 200 Soldaten in der Botanybai, die aber sogleich für eine Niederlassung als völlig untauglich erkannt und mit dem nahen Port Jackson vertauscht wurde. Dort legte Phillip 26. Jan. den Grund zur Stadt Sydney. In den ersten Jahren hatte die Kolonie, welche selbst für ihren Lebensunterhalt fast ausschließlich aus Zufuhren vom Mutterland angewiesen war, mit vielen Widerwärtigkeiten zu kämpfen.
Als sich aber allmählich eine freie Bevölkerung [* 80] teils durch Freilassung der Sträflinge, teils auch durch Einwanderung bildete, hob sich die Ansiedelung schnell, namentlich nachdem man die Wichtigkeit des Landes für die Viehzucht erkannt hatte. An solche, welche sich in der Kolonie niederzulassen beabsichtigten, wurden große Landstrecken verteilt; auch entlassene Sträflinge wurden mit solchen Schenkungen bedacht. Den freien Ansiedlern ward als Hilfe die billige Sträflingsarbeit zugewiesen. Um die zu große Anhäufung des verbrecherischen Elements zu verhüten, wurden von Sydney aus besondere Sträflingskolonien angelegt: auf der Insel Norfolk, bei Port Macquarie, an der Moretonbai, auf Vandiemensland bei dem jetzigen Hobart, in Westaustralien am King George-Sund. Auf der Insel Melville wurde 1824 Fort Dundas, bei Port Raffles 1827 Fort Wellington, bei Port Essington 1837 Victoria angelegt;
diese drei Niederlassungen sind aber nach kurzem Bestehen wieder aufgegeben worden.
Größere Kolonisationsversuche wurden im W. und S. gemacht. Zwar konnte die 1829 am Schwanenfluß gegründete Kolonie Westaustralien keine großen Erfolge aufweisen, dafür waren aber Südaustralien und Victoria um so glücklicher. In dem erstern machte 1836 die Südaustralische Kolonisationsgesellschaft in London [* 81] den Versuch, durch den Verkauf von Land die Mittel zur Überführung von Armen aus England zu gewinnen. Das Problem wurde nach einigen Fehlschlägen im Anfang schließlich sehr befriedigend gelöst.
In dem Gebiet von Victoria, welches damals den Namen Port Phillip-Distrikt (zu Neusüdwales gehörig) führte, ließen sich schon 1834 Herdenbesitzer aus Vandiemensland nieder, das 1824 zu einer selbständigen Kolonie erhoben worden war. Die wachsende Wichtigkeit der Ansiedelung führte 1851 zu ihrer Ablösung als Kolonie Victoria. Aus dem nördlichen Teil von Neusüdwales wurde 1859 die Kolonie Queensland gebildet und 1863 das nördlich von Südaustralien bis zum Indischen Ozean gelegene Gebiet, Alexandraland und Nordterritorium, der Kolonie Südaustralien einverleibt, so daß das Gesamtareal des Kontinents jetzt unter fünf Kolonien verteilt ist. (S. die Tabelle, S. 144.) Keine dieser Kolonien nimmt jetzt Deportierte auf. Im Anfang waren in Neusüdwales wie in Tasmania die Sträflinge von großem Nutzen zur Herstellung der ersten Anlagen von Gebäuden, Wegen, Urbarmachung des Landes.
Aber mit dem Wachsen der freien Bevölkerung machte sich eine steigende Abneigung gegen eine Fortdauer der Einführung von Verbrechern geltend, zumal die durch freie Ansiedler gegründeten Niederlassungen den Beweis lieferten, daß für das Gedeihen der australischen Kolonien die Existenz von Sträflingen durchaus nicht notwendig sei. In Neusüdwales nahm die Deportation 1848, in Vandiemensland (das seinen Namen 1856 in den von Tasmania umänderte) 1853 ein Ende. Westaustralien, das von freien Einwanderern gegründet war, sich aber 1850 um Sträflinge bewarb, mußte auf Andrängen der übrigen Kolonien die Deportation 1868 einstellen. Die oben erwähnte Sträflingskolonie bei Albany war schon bei der Gründung der Kolonie Westaustralien aufgehoben worden.
Die Nationalität der Kolonisten ist fast ausschließlich die britische: in der Mehrzahl Engländer, dann Irländer, Schotten. Von andern Europäern sind am stärksten die Deutschen vertreten, von denen 1881 als in Deutschland [* 82] geboren gezählt wurden in Südaustralien 8801, in Queensland 11,638, in Victoria 8571, in Neusüdwales 7521, in Tasmania 782, in Westaustralien 71, in Neuseeland 4819, in allen australischen Kolonien also 42,203 Individuen. Durch die Goldentdeckungen wurden viele Chinesen ins Land gezogen, namentlich nach Victoria und Neusüdwales, in neuester Zeit nach Queensland und nach dem zu Südaustralien gehörigen Nordterritorium; ihre früher viel größere Gesamtzahl in allen sieben australischen Kolonien belief sich 1881 auf 43,706 Seelen, wovon nur 362 Frauen.
Südseeinsulaner sind für die Zucker- und Baumwollkultur nach Queensland importiert worden (1881 gab es 6396), oft durch Mittel, welche den schärfsten Tadel verdienen. In den letzten Jahren hat sich nach dem Vorgang der Vereinigten Staaten [* 83] auch in Australien eine starke Bewegung gegen die Einwanderung von Chinesen in Queensland, wo man dieselben mit höhern Abgaben belegt als andre, und auch in Victoria und Neusüdwales geltend gemacht. In Victoria erhob man früher eine Kopfsteuer von jedem das Land betretenden Chinesen.
Das Verhältnis der Geschlechter ist noch immer ein sehr ungleiches, indem in allen Kolonien die männliche Bevölkerung bei weitem überwiegt. Von der Gesamtbevölkerung der sieben Kolonien (1881: 2,815,924) waren 1,526,121 männlichen und 1,289,803 weiblichen Geschlechts, es kamen also auf 100 Männer 84,5 Frauen (in Westaustralien sogar nur 71,4). Indes gleicht sich dies Verhältnis mehr und mehr aus. Die früher sehr starke Einwanderung hat in den letzten Jahren bedeutend nachgelassen; 1881 belief sich der Überschuß der Einwanderung über die Auswanderung auf 43,085 Seelen. In sämtlichen sieben australischen Kolonien sind von 1825 bis 1882: 1,437,210 Personen eingewandert.
Dazu kommt ein sehr bedeutender Geburtenüberschuß, welcher sich in den letzten neun Jahren auf 91 Proz. (Tasmania) bis 229 Proz. (Neuseeland) bezifferte. Die bedeutendsten Städte sind (1881) Melbourne 282,947, Sydney 224,211, Adelaide 67,954, Dunedin 42,794, Ballaarat 41,087, Sandhurst 38,420, Brisbane 31,109, Auckland [* 84] 30,952, Christchurch 30,715, Hobart 27,248, Geelong 20,682, Wellington 20,563 Einw.
Vgl. auch die Angaben über Australien bei unserm »Bevölkerungsstatistischen Kärtchen«.
Gewerbe und Handel.
Die Haupterwerbszweige sind ihrer Wichtigkeit nach Viehzucht, Berg- und Ackerbau; die gewerbliche Thätigkeit ist dagegen gering, beginnt aber aufzublühen. Für die Viehzucht bietet Australien durch die Beschaffenheit des Bodens, die Natur der Wälder und Ebenen, die Milde des Klimas, das Fehlen aller Raubtiere [* 85] (mit Ausnahme des Dingo) außerordentlich günstige Bedingungen. Die kleine Zahl von Haustieren, welche Gouverneur Phillip auf den ersten Schiffen mitbrachte, und die später namentlich durch die Einführung von Merinoschafen veredelt wurde, ist in der Folge so gewachsen, daß man 1883 in ¶
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allen Kolonien inkl. Neuseeland 1,236,779 Pferde, [* 87] 8,617,012 Rinder, [* 88] 77,220,170 Schafe [* 89] und 822,432 Schweine [* 90] zählte. Im nördlichen Australien ist Schafzucht weniger vorteilhaft, Rindvieh und Pferde gedeihen aber dort sehr gut. Die vor vielen Jahren in das Nordterritorium aus Java importierten Büffel haben sich dort ebenso schnell vermehrt wie die Timor-Ponies. Die Schafzucht ist aber weitaus am wichtigsten; Wolle, wovon 1807 zuerst 2½ Ztr. ausgeführt wurden, bildet jetzt den Hauptexportartikel; 1883 wurden aus den fünf Kolonien des Festlandes nach London 1016 Ballen (zu 400 Pfd.) gebracht, kleine Posten gehen direkt nach den Vereinigten Staaten, Deutschland u. a. Das Rindvieh liefert Häute und Talg für den Export.
Konserviertes Fleisch in Büchsen ging früher in größern Quantitäten nach England, neuerdings hat man mit gutem Erfolg den Versuch gemacht, Fleisch in gefrornem Zustand zu exportieren. Pferde werden in steigenden Zahlen nach Indien für die dortige Kavallerie ausgeführt. Die Viehweiden, sogen. Runs, befinden sich meist im Innern hinter den Ansiedelungen der Ackerbauer auf großen, durch die Herdenbesitzer, Squatters, von der Regierung gepachteten Strecken, wo die Herden jetzt großenteils ohne Hirten in weiten Umzäunungen von Draht [* 91] umherschweifen; sie erstrecken sich schon über den ganzen östlichen Teil des Kontinents und werden auch in Westaustralien nach der letzten Reise von Al. Forrest an der Nordküste an Ausdehnung gewinnen.
Der Bergbau ist die nächstwichtige Erwerbsquelle, und zwar ist vor allem von Bedeutung die Gewinnung des Goldes, dessen Entdeckung in großen Lagern 1851 vornehmlich den außerordentlichen Aufschwung der australischen Kolonien bewirkt hat. Es wurde zuerst in Neusüdwales bei Bathurst, kurz darauf in Victoria, später in Neuseeland und Queensland, in geringer Menge auch in Südaustralien und in Tasmania gefunden. Nach Soetbeer und Neumann-Spallart darf man die gesamte Goldgewinnung [* 92] von Australien für 1851-82 auf 2,162,700 kg im Wert von 6030 Mill. Mk veranschlagen, wovon auf Neuseeland 800 Mill. Mk. entfallen mögen.
Die Golderträge haben sich nach starkem Rückgang in neuester Zeit durch Erschließung neuer Lagerstätten und verbesserte Methoden wiederum gehoben. Kupfererze finden sich in allen Kolonien, die reichsten in Neusüdwales und Südaustralien, wo sie schon seit 1844 abgebaut werden; Zinn gewinnt man in größerer Menge seit 1870 in Queensland und Neusüdwales, weniger in Victoria und Tasmania. Silber scheint überall vorhanden zu sein, mit Erfolg abgebaut wurde es bisher nur in Victoria und Neusüdwales; doch hat man reiche Lager [* 93] Anfang 1884 in der öden Barrierkette an der Grenze von Neusüdwales und Südaustralien entdeckt.
Eisen [* 94] wird bisher nur in Neusüdwales abgebaut und verhüttet, obwohl es in ungeheuern Massen oft nahezu rein zu Tage steht; auch an Blei, Antimon, Wismut etc. ist Australien reich, doch ist die Ausbeute bisher unbedeutend. Von hoher Wichtigkeit sind aber die ausgedehnten Kohlenlager im O. des Kontinents. In Neusüdwales gewann man Steinkohlen bei Newcastle [* 95] schon 1829, jetzt sind auch Bergwerken Queensland und Tasmania erschlossen, während in Victoria nur kleine und weiter westlich gar keine Lager gefunden wurden. Australische Kohle wird schon nach Süd- und Ostasien sowie nach Süd- und Nordamerika [* 96] ausgeführt. Die neuseeländische Braunkohle dient nur dem heimischen Bedarf. Petroleum gewinnt man in Neusüdwales aus Brandschiefer, so daß das Produkt in Asien schon erfolgreich mit dem Amerikas konkurriert; in Neuseeland gibt es zahlreiche Ölquellen.
Der Landbau ist gerade durch die Eigenschaft des australischen Klimas, welche die Viehzucht begünstigt, die Trockenheit, beschränkt; indessen macht er fortwährend Fortschritte. Der Lage des Kontinents durch ca. 28 Breitengrade gemäß sind die Bedingungen für die Kulturen sehr verschieden. Im S.: in Südaustralien, Victoria, Westaustralien Tasmania, baut man vorwiegend Weizen, in Neusüdwales und Queensland dagegen Mais;
sonst werden noch überall Hafer, [* 97] Gerste, [* 98] Kartoffeln, letztere namentlich in Victoria, kultiviert. Im nördlichen Neusüdwales, noch mehr in Queensland pflanzt man Zuckerrohr, die Baumwollkultur ist dort aber im Abnehmen. Da das Land keine natürlichen Wiesen besitzt, so säet man Mischkorn (Weizen und Hafer) und mäht es vor dem Reifwerden. Am ausgedehntesten wird der Ackerbau in Südaustralien betrieben, nächstdem in Neuseeland und Victoria;
in Queensland ist er noch sehr unbedeutend.
Neuseeland, Victoria und Südaustralien versorgen nicht nur viele der australischen Kolonien mit Weizen, sie exportieren auch in günstigen Jahren bedeutend nach London und der Kapkolonie. Von Früchten zieht man an einigen Stellen der Küste Orangen, Zitronen, Feigen, Pfirsiche u. a.; doch bezieht der Kontinent viel Obst aus Tasmania u. den Fidschiinseln. [* 99] Im N. reifen Bananen, Papaus, Granadillas. Ausgedehnter ist der Weinbau, 1837 in Neusüdwales durch Winzer aus dem Rheingau [* 100] eingeführt, jetzt namentlich in Neusüdwales, Victoria und Südaustralien gepflegt. Der Export von Wein ist vorläufig gering, doch wird er zweifelsohne in der Zukunft von Bedeutung werden. Im J. 1882 waren auf dem Festland 5256 Hektar mit Wein bepflanzt und über 1,459,000 Hektar unter dem Pflug. [* 101] - Die Fischerei [* 102] war in frühern Jahren von nicht geringer Bedeutung, ist aber jetzt kaum erwähnenswert.
Der früher ergiebige Wal- und Robbenfang, welcher besonders an der Südküste (auf der Känguruhinsel und den Inseln der Baßstraße) betrieben wurde, hat ganz aufgehört. An den Küsten von Westaustralien wird derselbe durch Amerikaner betrieben, nur Tasmania besitzt noch eine kleine Walfängerflotte von 13 Schiffen. Indessen ist die Perlenfischerei an der Nordküste beim Kap York und an der Nordwestküste bei Roeburne sowie an der Küste des Nordterritoriums um Port Darwin von Wichtigkeit. Auch Trepangfischerei wird an der Nordküste erfolgreich betrieben. Dagegen wird die Süßwasserfischerei bei weitem noch nicht in der Art betrieben, daß sie dem Bedürfnis der Bevölkerung genügte.
Die Industrie ist in einigen Zweigen schon recht ansehnlich. Dies gilt namentlich von der Mühlenindustrie, von Bierbrauereien, Ziegeleien u. a.; in Sydney und Melbourne bestehen großartige Schuhzeug- u. Kleiderfabriken, ferner Schiffswerften, Wollzeug-, Seife-, Lichte-, Tabaksfabriken, Gerbereien u. a. Doch muß immer noch weitaus der größte Teil aller Industrieprodukte aus Europa zugeführt werden. - Der Handel der Kolonien hat in den letzten 30 Jahren einen ganz erstaunlichen Aufschwung genommen, wozu der erste Impuls von der Auffindung der reichen Goldlager ausging; die gesamte Einfuhr der sieben Kolonien betrug 1873: 44,4 Mill. Pfd. Sterl., 1883: 61,9 Mill. Pfd. Sterl., die Ausfuhr 1873: 39,1 Mill. Pfd. Sterl., 1883: 53,5 Mill. Pfd. Sterl., Summen, welche dem Handel Indiens nicht weit nachstehen. Der Verkehr der Kolonien untereinander ist zur See ein sehr reger, ¶