hatten weder
Staat noch Stadt
Opfer gescheut. Der
Kaiser bewilligte zum Ausstellungsplatz den
Wiener Prater. Hier wurden
Brücken
[* 2] geschlagen, neue
Straßen gezogen, das
Netz der
Pferdebahn erweitert. Auf dem Industriepalast, nach dem sogen. Fischgrätensystem
konstruiert, erhob sich eine vom englischen
IngenieurScottRussell entworfene
Rotunde, 135 m im
Durchmesser, 105 m
hoch, die
Peterskirche zu
Rom
[* 3] in beider Hinsicht überragend. Den gemachten großen Anstrengungen entsprachen die
Resultate
leider nicht; gleich nach den ersten
Wochen spielte der
WienerKrach störend hinein, und mit der Frequenzziffer der Besucher
(7,254,687) blieb
Wien
[* 4] hinter
Paris
[* 5] (15 Mill.) weit zurück, in finanzieller Hinsicht schloß diese
Ausstellung
am ungünstigsten ab.
Vgl. den
»Offiziellen Ausstellungsbericht«, herausgegeben durch die Generaldirektion der
Weltausstellung
(Wien 1874, 14 Bde.);
Philadelphia
[* 6] 1876. Den äußern
Anlaß zu dieser
Ausstellung gab die hundertste Wiederkehr der Unabhängigkeitserklärung der
Vereinigten Staaten
[* 7] von
Nordamerika
[* 8] 1776; man nannte sie daher die Centennial
Exhibition. Als Platz wurde
Philadelphia gewählt,
das in seinem Fairmountpark ein vorzüglich geeignetes
Terrain bot, dabei zugleich in den schattigen Baumgruppen, Wiesenflächen
und Thalschluchten desselben der
Ausstellung einen landschaftlichen
Reiz gab, dessen sich keine ihrer Vorgängerinnen rühmen
konnte.
Aber die Beteiligung
Europas wie
Asiens war hier eine weit geringere als aus den vorhergegangenen europäischen Ausstellungen. Die Centennial
Exhibition trug einen vorwiegend amerikanischen
Charakter. Von den 28 Mill. kg
Waren, welche installiert werden
mußten, lieferten die
Vereinigten Staaten allein 19 Mill. kg. Indessen gehörten von den 14,420 Ausstellern doch
nur 3475 der
Union an; aus
England und seinen
Kolonien kamen 2360 Aussteller, aus der Türkei
[* 9] 1606, aus
Spanien
[* 10] 1007,
Frankreich
721,
Deutschland
[* 11] 669,
Portugal 560, Rußland 402,
Österreich-Ungarn
[* 12] 347 etc. Dazu kommen noch für die
Maschinenhalle Anmeldungen von 2321 und für die Agrikulturhalle von 11,137, welche mit den 2472 Ausstellern, die in der
Memorialhalle mit Gemälden,
Skulpturen,
Stichen etc. aufgeführt sind, die Gesamtzahl der Aussteller auf 30,400 bringen, während
nur 26,986 wirklich ausgestellt haben sollen.
Der
Charakter dieser
Ausstellung war ein wesentlich andrer als der ihrer Vorgänger, der
Schwerpunkt
[* 13] war
auf ein ganz andres Gebiet gerückt.
Schon in
Wien hatte
Amerika
[* 14] gezeigt, daß es in der Maschinenindustrie sich mit allen andern
Ländern messen könne. Hier war aber der Maschinenhalle mehr als ein
Viertel der gesamten Baufläche zugewiesen worden. Die
»Corliß-Centennialmaschine« in der Mitte der
Halle,
[* 15] welche sämtliche andre
Maschinen durch eine unübersehbare
Länge von Transmissionssträngen trieb, bildete den Hauptanziehungspunkt der Maschinenausstellung, wie diese selbst
das allgemeinste
Interesse in der ganzen
Ausstellung erregte.
Von der Leistungsfähigkeit des deutschen
Kunst- und
Gewerbfleißes gab die
Ausstellung in
Philadelphia kein zutreffendes
Bild.
In
Wien war
Deutschland durch 8663 Aussteller vertreten, in
Philadelphia durch 1001. Eine genaue
Prüfung
des
Katalogs und der von
ProfessorReuleaux und andern kompetenten
Richtern erstatteten
Berichte ergibt, daß
das von ersterm
gefällte abfällige
Urteil (»billig und schlecht«) einer wesentlichen Modifizierung bedarf.
Daß trotzdem das Reuleauxsche
Urteil auf viele unsrer
Fabrikate paßte, beweisen selbst diejenigen, welche
ihn am heftigsten angriffen. Übrigens erntete die deutsche
Ausstellung in vielen ihrer
Fächer
[* 16] sogar von französischer Seite
rückhaltloses
Lob.
Österreich,
[* 17] durch den finanziellen Mißerfolg 1873 abgeschreckt, entschloß sich erst in später
Stunde, leistete aber sehr
Tüchtiges.
AndreStaaten waren aber sehr bedeutend beteiligt. Das
Programm bot nichts
Neues; alle Gegenstände wurden
unter 9
Gruppen in 90
Klassen geordnet.
OriginelleZüge, durch welche sich die
Ausstellung vor ihren Vorgängerinnen auszeichnete,
waren: die Fassadenreihe, eine
Straße, in welcher sich die
Baustile aller auf der
Ausstellung vertretenen
Völker nebeneinander
präsentierten, und die
Galerie der
Arbeit, welche die überwiegend auf Thätigkeit der
Hände beruhendenGewerbe
in voller Lebendigkeit vor
Augen führte.
Auf dem Gebiet der Verkehrsanstalten war manches
Neue da, wie das von
Chartinn-Herrmann ausgestellte
Modell einer Gleitschuhlokomotive
(locomotive à patins), die mit komprimierter
Luft getriebenen Tramwayfahrzeuge (pneumatic tramways), ferner die
Beleuchtung
[* 18] mittels
Elektrizität.
[* 19]
Neu war auch die Zusammenstellung völliger Zimmereinrichtungen.
Arbeitsmaschinen wie
Maschinen für
bewegende
Kraft
[* 20] zeigten große Vervollkommnung, so die mit verschiedenen Modifikationen erscheinenden kalorischen
Maschinen
und
Gasmotoren, während die elektromagnetischen den Bedürfnissen noch nicht entsprachen.
Als Platz war wiederum das
Marsfeld gewählt worden, doch hatte man diesmal den auf dem andern
Ufer der Seine liegenden
Trocadero
mit einbezogen. Besucht wurde dieAusstellung von 12,623,847
Personen oder mit Einschluß der Arbeiterdelegationen
von 16,158,719
Personen. Auch der pekuniäre Erfolg war ein günstiger, denn dem sich ergebenden
Defizit von 20 Mill.
Frank
stand ein Mehrerträgnis der indirekten
Steuern von 70 Mill.
Fr. gegenüber. Die
Weltausstellung zu
Paris war, wie die in
Wien,
Gelegenheit für eine Anzahl der verschiedensten
Kongresse.
Wirklich wichtige Erfolge erreichten aber nur
drei derselben, welche aus den offiziellen Abgeordneten der verschiedenen
Staaten bestanden: der internationale
Postkongreß,
welcher eine Erweiterung des
Weltpostvereins zur
Folge hatte, die internationale Münzkonferenz und die internationale statistische
Permanenzkommission. Auch über die
PariserAusstellung wurde ein wertvoller amtlicherBericht veröffentlicht.
vorbereitet, konkrete Gestalt angenommen, während die für Rom undParis, welche gleichzeitig an eine Weltausstellung für 1889 denken,
bisher gemachten Anregungen noch keinen festen Boden gewonnen haben und die mehrfach und wiederholt ventilierte Frage einer
in Berlin
[* 23] zu veranstaltenden Weltausstellung sich einer Unterstützung seitens der maßgebenden Kreise
[* 24] nicht erfreuen konnte.
Bei den entscheidenden Erwägungen ist der Kostenpunkt nicht ohne Einfluß gewesen, denn während kleinere, in engere Rahmen
gefaßte Ausstellungen fast durchweg neben der Erreichung des eigentlichen Zwecks noch gute pekuniäre Erfolge aufwiesen, sind die letztern
bei den großen Ausstellungen durchweg ausgeblieben.
Die PariserAusstellung von 1867 kostete bei 23 Mill. Fr. 10 Mill. Fr. Subvention, die Wiener bei 19,250,000
Fl. 10 Mill. Fl. Nur die im fünften Weltteil 1879-80 zu Sydney
[* 25] und 1880-81 zu Melbourne
[* 26] durch die Kolonialregierungen von Neusüdwales,
resp. Victoria
[* 27] veranstalteten Ausstellungen schlossen mit guten Bilanzen ab. Diese beiden Ausstellungen sind übrigens für die Erweiterung des deutschen
Absatzgebiets ganz besonders förderlich gewesen. Nachstehende Tabelle gibt einen Einblick in die Frequenz
der bisher veranstalteten Weltausstellungen, wobei freilich weder die wirkliche Zahl der einzelnen Individuen noch auch das
Verhältnis der Einheimischen zu den Fremden festgestellt werden kann:
Die Signatur der der neuesten Zeit ist die Beschränkung auf räumlich oder sachlich begrenzte Gebiete.
Entweder waren es einzelne Staaten oder auch Provinzen, welche die innerhalb ihrer Grenzen
[* 28] entwickelte gewerbliche Thätigkeit
durch Ausstellungen zum Ausdruck brachten, oder es ward eine besondere Richtung menschlichen Schaffens, wie sich eine solche bei allen
Kulturvölkern der Erde gegenwärtig geltend macht, zu einem überaus lehrreichen Vergleich zusammengestellt.
Allen diesen Ausstellungen ist das Bestreben gemein, dem vorschwebenden Gedanken einen möglichst vollendeten künstlerischen Ausdruck
zu geben.
Die Ausstellungen seit 1879.
Von den innerhalb der Jahre 1879-85 veranstalteten nationalen oder lokalen Ausstellungen sind namentlich folgende
nennenswert. Für Deutschland 1879 die Berliner
[* 29] Gewerbeausstellung, welche einen sehr guten pekuniären Erfolg (Reingewinn
500,000 Mk.) erzielte und dadurch von unberechenbarem Wert wurde, daß sie das seit der Ausstellung von Philadelphia erschütterte
deutsche Selbstvertrauen wieder kräftigen half; dann die beiden Kunstgewerbeausstellungen zu Leipzig
[* 30] und München,
[* 31] welche
den Fortschritt Deutschlands
[* 32] in den von ihnen angezeigten Richtungen deutlich bekundeten; 1880 die Ausstellung zu Düsseldorf,
[* 33] deren Schwerpunkt in den Produkten des Kohlen- und Eisenbergbaues sowie den zu der Förderung und Bearbeitung
der betreffenden Mineralprodukte nötigen Maschinen lag, und die auch in finanzieller Hinsicht äußerst befriedigend mit
einem Überschuß von
500,000 Mk. abschloß; 1881 die allgemeine deutsche Patent- und Musterausstellung zu Frankfurt
[* 34] a. M.
mit einer Anzahl Spezialausstellungen, welche, wie ihre Vorgänger, aus der thatkräftigen Initiative
der Bürgerschaft hervorgegangen, leider den Erwartungen nicht entsprach und mit einer Unterbilanz von 400,000 Mk. abschloß,
wogegen die zu Stuttgart
[* 35] inszenierte württembergische Landes- und Gewerbeausstellung, welche die Produkte des schwäbischen
Kunstfleißes zum erstenmal in Einem Raum versammelte, einen Überschuß von 300,000 Mk. erzielte.
Für das Königreich und die ProvinzSachsen
[* 36] geplant war die Ausstellung desselben Jahrs in Halle ausstellungen S., die indes noch über den
Charakter einer Provinzialausstellung hinausging, trotz vortrefflicher Leistungen aber mit einem Defizit von 100,000 Mk. abschloß.
Dagegen gestaltete sich 1882 die bayrische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg
[* 37] zu
einem großartigen Erfolg und zwar auch in finanzieller Hinsicht, so daß ein reiner Überschuß von 405,000 Mk.
dem Programm gemäß an das bayrische Gewerbemuseum überwiesen werden konnte.
Einen großartigen Erfolg hatte auch die in Berlin 1883 abgehaltene allgemeine deutsche Ausstellung auf dem Gebiet der Hygieine
und des Rettungswesens zu verzeichnen. Schon im Vorjahr fast bis zur Eröffnung fertiggestellt, ward dieselbe
durch einen Brand völlig vernichtet, konnte aber dank der Freigebigkeit des deutschen Kaisers, der Stadt Berlin u. a. in größerm
Maßstab
[* 38] und besserer Anordnung schon nach Jahresfrist wirklich eröffnet werden. Von den Ausstellungen des Auslandes sind an dieser Stelle
zu erwähnen die belgische zu Brüssel
[* 39] 1880, welche ihren Glanzpunkt in der großartigen Montan- und Metallindustrie
des Königreichs hatte;
1883 die österreichisch-ungarische Ausstellung in Triest,
[* 40] welche zwar vorzüglich beschickt,
aber durch politische und elementare Ereignisse derartig beeinträchtigt wurde, daß die äußern Erfolge
in keiner Weise befriedigten;
endlich 1883 die schweizerische Landesausstellung in Zürich,
[* 41] die größte und erfolgreichste, welche
die Republik je veranstaltet hatte.
Internationale Ausstellungen fanden in nicht geringer Zahl statt; was aber fast alle derartigen Ausstellungen dieser
Periode von ihren Vorgängern besonders unterscheidet, das ist die Konzentrierung auf bestimmte Gebiete, wodurch
sie intensiv gewannen, was sie extensiv aufgaben. Das erste hervorragende Beispiel dieser Art Ausstellungen gab die 1880 eröffnete internationale
Fischereiausstellung zu Berlin, welche ungemein reich beschickt war, indem sich außer den meisten europäischen Staaten auch
die amerikanische Union, China,
[* 44] Japan u. a. beteiligten. Ganz besonders wertvoll war auch die bei dieser
Gelegenheit gesammelte Litteratur über Fischerei
[* 45] von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, welche in solcher Vollständigkeit
noch nie beisammen gewesen war. Zwei Jahre später wurde dieser in Berlin so gelungene Versuch in Edinburg,
[* 46] freilich in kleinerm
Maßstab, 1883 aber in großartigerer Weise in London
[* 47] wiederholt. Spanien veranstaltete 1883 in
¶
mehr
Madrid
[* 49] eine internationale Ausstellung von Erzeugnissen des Bergbaues, der Hüttenindustrie, der Stein-, Thon- und Glasfabrikation,
[* 50] Frankreich 1882 eine solche in Bordeaux
[* 51] für Weine und Spirituosen; andre Spezialausstellungen wurden in London, Nürnberg, Berlin
u. a. O. in der Folge abgehalten. Allgemeine internationale waren die zu Moskau
[* 52] (1882), zu Amsterdam
[* 53] (1883), zu Nizza
[* 54] und Kalkutta
[* 55] (1883-84), von welchen die erste nach vielfacher Vertagung damals endlich eröffnet wurde und einen guten Beweis
für die Erstarkung der russischen Industrie lieferte, die zu Kalkutta aber von Deutschland aus fast gar nicht beschickt wurde
und die zu Amsterdam das früher Dagewesene vielfach wiederholte, aber in ihrem kolonialen Teil einen
berechtigten Anspruch auf Originalität machen konnte.
Obwohl den internationalen ja den Ausstellungen überhaupt von vielen Seiten ihre Berechtigung für unsre Zeit abgesprochen worden ist,
so läßt sich doch der Wert, den eine vergleichende Zusammenstellung der Produkte verschiedener Länder und die damit verbundene
Selbstschätzung für den Produzenten haben kann, nicht in Abrede stellen, während solche Ausstellungen auch
dem Kaufmann für die Anknüpfung vorteilhafter Verbindungen vortreffliche Fingerzeige zu geben im stande sind.
Vgl. Exner,
Der Aussteller und die Ausstellungen (2. Aufl., Weim. 1872).
(Ausstattung), dasjenige, was der Frau zu ihrer und des Hauses erster Einrichtung bei Eingehung der
Ehe mitgegeben wird. Die Aussteuer wird gewöhnlich als Beitrag zu den ehelichen Lasten angesehen und daher im Zweifel nach den Grundsätzen
der Mitgift und nach dem Güterrechtssystem, welches für die betreffende Ehe überhaupt maßgebend ist, beurteilt. Die Aussteuer macht
gewöhnlich einen Teil der künftigen Erbportion aus, wenn sie nicht, wie dies beim Bauern und Adelstand
zuweilen vorzukommen pflegt, als eine Abfindung wegen der Ausschließung von der Erbfolge erscheint; für ihre Größe gibt die
Landessitte den Maßstab.
Bei den adligen Töchtern bestimmt sie sich nicht selten auch nach Familienverträgen und Familienobservanzen, nötigenfalls
nach richterlichem Ermessen. Die Aussteuer kommt auch unter dem NamenKasten- oder Kistenpfand, Braut- oder Kammerwagen
(apparatus et instructus muliebris) vor. Verschieden von der gewöhnlichen Aussteuer sind die Prinzessin- und Fräuleinsteuer. Unter
Prinzessinsteuer versteht man die Abgabe, welche in vielen deutschen Ländern die Unterthanen bei Vermählung einer Prinzessin
des fürstlichen Hauses entrichten müssen. Die Größe derselben ist gewöhnlich durch Hausobservanzen
oder Verträge bestimmt. Fräuleinsteuer war die Abgabe, welche in manchen Gegenden von den Hintersassen der Rittergüter bei
der Verheiratung einer Tochter des Gutsherrn entrichtet werden mußte.
eine der mannigfaltigen Formen der Kapitalversicherung. Ihr charakteristisches Merkmal besteht
darin, daß gegen einmalige oder jährliche Prämienzahlung die Versicherungenstalt (oder eine Aussteuerkasse,
auch Kinderausstattungskasse) sich verpflichtet, dem Nutznießer, zu dessen gunsten eingezahlt wurde, zu einer bestimmten
Zeit ein gewisses Kapital auszuzahlen. Der gewöhnliche Zweck dieser Art von Versicherung ist, Eltern, Verwandten etc. Gelegenheit
zu bieten, ihren Kindern oder Schutzbefohlenen bei Erreichung eines bestimmten Alters ein Kapital zu verschaffen, welches denselben
als Aussteuer für die Ehe oder für Studien oder für geschäftliche Etablierung etc. dienen kann.
Auch diese Art der Versicherung läßt wie jede andre Kapitalversicherung je
nach Vereinbarung die mannigfachsten Kombinationen
betreffs der Prämienzahlung, Prämienrückgewähr etc. zu. Die Aussteuerversicherung ist
eine Art der Lebensversicherung, sobald nur die Eventualität des Erlebens bestimmter Altersjahre des Nutznießers
oder etwa zugleich des Versorgers maßgebend für die Erfüllung des Vertrags sind. Es können aber daneben auch andre Eventualitäten
dafür in Betracht gezogen sein, z. B. die des Militärdienstes, für dessen Erleichterung
die Militärdienstversicherung neuerdings von einer besondern Gesellschaft, der Hamburger, welche Ende 1882 einen Bestand von
16,373 Versicherungen (über 17,332,840 Mk.) aufwies, und von dieser oder jener Lebensversicherungsgesellschaft
als Nebengeschäft eingeführt worden ist. - Die gewöhnliche Aussteuerversicherung wird in Deutschland von einer Reihe von Kapital- und Rentenanstalten,
auch von einigen ausländischen (z. B. dem Conservateur) unter Anwendung des Tontinenprinzips
(s. Tontinen), betrieben. Vgl. Versicherung.
vonWärme
[* 56] und Licht
[* 57] (Emission). Ein Körper wird zur Wärme- und Lichtquelle durch eine äußerst rasche,
schwingende Bewegung seiner Teilchen, welche sich in dem umgebenden Äther (s. Licht) wellenartig fortpflanzt und von unsern
Gefühlsnerven als Wärme, von dem Sehnerv dagegen, falls die Schwingungen rasch genug erfolgen, als Licht empfunden
wird. Jeder Körper besteht zunächst aus Molekülen; er ist fest, wenn seine Moleküle durch die zwischen ihnen thätige Zusammenhangskraft
(Kohäsion) nach bestimmten Gleichgewichtslagen hingezogen werden, so daß sie, aus diesen Lagen aufgestört, Schwingungen um
dieselben ausführen. Im flüssigen Zustand sind den Molekülen keine festen Plätze angewiesen, sie bewegen sich durcheinander
von Ort zu Ort; die immer noch thätige Kohäsion verhindert sie aber, sich über eine gewisse Grenze hinaus zu entfernen. Im
gasförmigen Zustand endlich sind die Moleküle aus jedem gegenseitigen Zusammenhang losgelöst und bewegen sich unabhängig
voneinander frei durch den Raum.
Jedes Molekül ist aus gleichartigen oder ungleichartigen Atomen, welche durch die chemische Anziehungskraft
(Affinität) zusammengehalten werden, in gesetzmäßiger Weise aufgebaut. Durch die Art, Zahl und Gruppierung der Atome, welche
ein Molekül zusammensetzen, sind die chemischen Eigenschaften des Moleküls und somit auch des Körpers bedingt, der aus einer
Unzahl solcher unter sich gleichen Moleküle besteht. Wie nun eine angeschlagene Saite einen ganz bestimmten
Grundton nebst dessen Obertönen hören läßt, welcher von der Länge, Dicke, Spannung und dem Material der Saite abhängt, so
sind auch die Atome innerhalb eines jeden Moleküls nur einer bestimmten Reihe von Schwingungen fähig, deren Schwingungszahlen
durch den Bau des Moleküls, d. h. durch seine chemische Beschaffenheit, ein für allemal vorgeschrieben
sind. Ebenso wie wir sagen, eine Saite oder eine Stimmgabel sei auf einen gewissen Ton gestimmt, können wir auch sagen, ein
Natriummolekül sei auf den gelben Farbenton D abgestimmt. So begreift man, daß die chemische Natur eines Stoffes durch bestimmte
helle Linien im Spektrum seines Lichtes sich verraten muß (s. Spektralanalyse).
[* 58]
Wenn man in den geöffneten Kasten eines Pianinos einen Ton hineinsingt, so tönt als Antwort derselbe Ton leise zurück; diejenige
Saite nämlich, welche auf diesen Ton abgestimmt ist, gerät in Schwingungen, sobald derselbe von anderswoher erklingt; an allen
¶
mehr
andern Saiten aber geht die durch den Sänger erregte Schallwelle wirkungslos vorüber. Dieses durch gleichgestimmte Töne hervorgerufene
Mitklingen nennt man Resonanz (s. d.). Die gleichgestimmte Welle aber muß, um die Saite in Schwingungen zu versetzen, einen
Teil der Energie ihrer Bewegung an sie abtreten; sie geht daher jenseit der Saite geschwächt weiter. Denken
wir uns nun eine Harfe aus lauter gleichgestimmten Saiten aufgestellt und diesseits eine gleichgestimmte Schallwelle erregt,
so muß dieselbe jenseits geschwächt anlangen, weil ihre Energie zum großen Teil von den Saiten aufgenommen oder absorbiert
worden ist.
Eine anders gestimmte Tonwelle dagegen geht durch die Harfe ungestört durch und schreitet jenseits ohne
erheblichen Verlust weiter. Eine Bunsensche Flamme,
[* 60] in welcher glühende Natriummoleküle schweben, ist einer solchen Harfe
vergleichbar; sie muß daher diejenige Lichtgattung D, welche sie selbst ausstrahlt, schwächen oder sogar auslöschen, während
sie für alle andern Strahlenarten durchsichtig ist. Wir begreifen hiermit den Vorgang der Absorption des Lichts
und erkennen zugleich das wichtige Gesetz, »daß jeder Körper gerade diejenigen Strahlengattungen absorbiert, welche er selbst
auszusenden im stande ist, oder daß das Absorptionsvermögen eines Körpers für eine bestimmte Strahlenart seinem Emissionsvermögen
für dieselbe proportional ist«.
Vermöge der schwingenden Bewegung, welche innerhalb eines jeden Moleküls durch das absorbierte Licht angeregt
wird, senden die Moleküle nun selbst Strahlen aus, welche, wenn sie zu den sichtbaren Strahlen gehören, als Fluoreszenzlicht
wahrgenommen werden, und zwar erklingen die Moleküle mit dem ihnen vermöge ihrer chemischen Zusammensetzung eigentümlichen
Farbenton. Da aber innerhalb der Moleküle fester und flüssiger Körper die Schwingungen nicht so ungehindert stattfinden können
wie innerhalb der völlig freien Moleküle der Gase,
[* 61] so liegt der durch Fluoreszenz
[* 62] ausgesandte Farbenton stets tiefer als der
Ton, auf welchen das Molekül abgestimmt ist, und welchen es im gasförmigen Zustand aussenden würde, d. h.
die hellste Stelle im Spektrum des Fluorenszenzlichts ist stets weniger brechbar als die dunkelste Stelle
im Absorptionsspektrum.
Wie innerhalb eines Moleküls die Atome unter dem Einfluß der chemischen Anziehungskraft, so können innerhalb eines festen
Körpers die ganzen Moleküle unter dem Einfluß der Zusammenhangskraft (Kohäsion) um ihre Gleichgewichtslagen schwingen. Werden
sichtbare Schwingungen dieser Art durch Bestrahlung wachgerufen, so sagt man: der Körper phosphoresziert. Phosphoreszenz
[* 63] durch
Bestrahlung wird daher nur an festen Körpern beobachtet. Da diese Schwingungen nicht von dem innern Bau,
sondern nur von der gegenseitigen Gruppierung der Moleküle bedingt sind, so hängt die Farbe des Phosphoreszenzlichts nicht
von der chemischen Zusammensetzung, sondern von der physikalischen Beschaffenheit des phosphoreszierenden Körpers ab. Das Schwefelcalcium
z. B. kann je nach der Art seiner Zubereitung rot, orange, gelb, grün,
blau und violett phosphoreszieren. Da die gegenseitige Lage und der Zusammenhang der Moleküle durch Erwärmen geändert werden,
so ändert sich die Phosphoreszenzfarbe auch mit der Temperatur.
Das Phosphoreszenzlicht einer und derselben Probe von Schwefelstrontium durchläuft beim Erwärmen von -20° auf 200°
alle Farbentöne vom Violett bis zum Orange. Die Schwingungen der Moleküle,
auf welchen die Phosphoreszenz beruht, begegnen einem
geringern Widerstand als die Schwingungen der Atome innerhalb des Moleküls, welche die Fluoreszenz verursachen; daher dauern
jene, einmal angeregt, längere Zeit fort, wogegen diese unmittelbar nach Aufhören der Bestrahlung erlöschen.
(Ausbiß), im Bergbau
[* 67] derjenige Teil des Flözes (s. d.), welcher sich am Endpunkt desselben
befindet.
Selten »beißt« ein Flöz nach allen Seiten in der Tiefe aus, in der Regel erreicht es an irgend einem Punkt (oder
mehreren) die Erdoberfläche (»hebt sich zu Tage heraus«).
Bei Fossilien der letztern Art pflegen am Ausstrich Mächtigkeit wie Qualität
ziemlich gering zu sein.
(spr. ahst'n),Jane, engl. Romanschriftstellerin, geb. zu Steventon
in Hampshire, wo ihr VaterPfarrer war, lebte nach dessen Tod in Southampton und später in Winchester, wo sie starb.
In der bürgerlich-ländlichen Umgebung, in welcher sie lebte, war von innerm Beruf getrieben, die dichterische
Darstellerin des englischen Mittelstandes geworden, dessen still gemütliches, wenig von Leidenschaften erregtes Dahinleben
sie mit einer Meisterschaft schildert, die selbst einen WalterScott zur höchsten Anerkennung zwang.
Ihr zuerst veröffentlichter Roman war »Sense and sensibility« (1811); ihm folgten (bis 1816): »Pride and
prejudice«, »MansfieldPark« und »Emma«;
sodann nach dem Tode der Verfasserin: »Northanger Abbey«, ihr frühstes Werk, und »Persuasion«,
ihr letztes, bei dem der Tod sie überraschte.
Eine Gesamtausgabe ihrer Werke erschien zuletzt London 1882 in 6 Bänden.
Vgl.
Austen-Leigh, A memoir of Jane Austen (2. Aufl., Lond. 1871);
[* 68] (griech. Notos), der stürmische, nebel-, auch gewitterbringende Südwind, auf dem Turm
[* 69] der Winde
[* 70] zu Athen
[* 71] dargestellt
als Jüngling mit umgestürzter Urne
[* 72] und mit zur einen Seite emporgehobenem Mantel.
[* 73] (tschech. Slavkov), Stadt in Mähren,
[* 74] Bezirkshauptmannschaft Wischau, an der Littawa und der im Bau befindlichen
mährischen Transversalbahn gelegen, mit Bezirksgericht, Schloß des FürstenKaunitz, schöner Kirche, Dampfmühle, Spiritusfabrik,
Tuchweberei und (1880) 3487 Einw. -
Österreicher und Russen, gegen 84,000 Mann stark, hatten Ende November ihre feste Stellung bei Olschan verlassen u. sich gegen
Brünn
[* 76] in Bewegung gesetzt, um Napoleon, der etwa 70,000 Mann hatte, anzugreifen. Sie glaubten, er sei schwächer und suche
einer Schlacht auszuweichen. Ihr Plan war, die rechte Flanke des Feindes zu umgehen, ihn nach N. zurückzuwerfen
und ihm so die Verbindung mit Wien und mit Böhmen abzuschneiden. Napoleon durchschaute diesen Plan und beschloß, seinen Hauptangriff
auf die infolge der Ausführung dieses Plans etwas entblößten Höhen von Pratze, den Schlüssel der Aufstellung der Verbündeten,
zu richten.
Während diese den rechten FlügelNapoleons unter Davoût angriffen, blutige Gefechte lieferten, aber ihr
Ziel nicht erreichen konnten, ließ Napoleon um die Mittagsstunde die Höhen von Pratze, wo der Oberfeldherr Kutusow selbst stand,
durch Soult nehmen, zwang auch den rechten Flügel der Verbündeten, wo glänzende Reitergefechte stattfanden, zum Rückzug
und warf nun gegen Mittag seine siegreichen Truppen den mit Davoût ringenden Feinden in den Rücken. Damit
war die Schlacht entschieden, der Rückzug der Verbündeten war allgemein und artete bald in wilde Flucht aus.
(Ostreïdae), Familie der Muscheln
[* 78] (s. d.), mit unregelmäßigen, ungleichen Klappen oder
Schalen, von welchen die linke dicker und gewölbt ist, während die rechte gewissermaßen einen flachen Deckel bildet.
Durch die gewölbte dringt eine von dem Tier abgesonderte kalkhaltige Substanz und kittet sie an ihre Unterlage an. In demMaß,
wie die Muschel wächst, schwitzt im Umkreis des angekitteten Schalenstücks neue Klebmaterie aus. Das
sogenannte Schloß ist wenig entwickelt und meist zahnlos, die Schalen schließen aber sehr gut aufeinander, und da das Tier
verhältnismäßig klein ist, so nehmen sie eine ansehnliche Quantität Meerwasser auf, welches das Leben außerhalb des Wassers
einige Zeit unterhält.
Der Mantel ist an seinem Rand einfach oder doppelt gefranst. Diese Fransen und die am äußern Rande teilweise
verwachsenen Kiemenblätter bilden den sogen. Bart. Der Fuß fehlt entweder vollständig, oder bleibt sehr rudimentär; der
einzige Schließmuskel ist sehr groß und in der Mitte des Tiers gelegen. Alle Austern leben kolonienweise im Meer und waren auch
in frühern Erdperioden reichlich vertreten. Es gehören hierher die GattungenAnomiaL. (Zwiebelmuschel), bei welcher die
flache Schale von einem knorpeligen Fortsatz der mittlern Abteilung des Schließmuskels durchbohrt wird, um sich an Felsen anzuheften;
PlacunaBrug. (Scheibenmuschel), mit der Art P. placentaL. (Kuchenmuschel, chinesische Fensterscheibe), im IndischenOzean
(dient gespalten als Fensterscheibe);
ihrer konvexen Schale an Zweige von Steinkorallen anheftet;
O. arboreaChem.
[* 83] (O. parasiticaGm., Baumauster, Stockauster), traubenförmig
an Wurzeln und im Wasser stehenden Stämmen der Mangle- und andrer tropischer Bäume, sehr wohlschmeckend;
O. adriaticaLam. (Pfahlauster von Venedig),
[* 84] sehr wohlschmeckend;
O. virginiana, O. canadensis
und O. borealisLam., an den nordamerikanischen Küsten;
O. HippopusLam. (Pferdefuß), groß, dick, weniger wohlschmeckend,
im Kanal,
[* 85] und O. edulisL. (gemeine Auster).
Diese wichtigste Art findet sich weitverbreitet an den europäischen Küsten, kolonienweise
angesiedelt auf den sogen. Austernbänken, welche besonders auf wenig schlammigem Boden und in Tiefen bis
zu 40 m und mehr vorkommen. Löst man durch einen zwischen die Schalen und längs der glatten Deckelfläche eingeschobenen
Spatel den Schließmuskel, so klafft das Gehäuse, und man sieht das Tier wie in einer Schüssel liegen. Die Abbildung zeigt
letzteres nach Entfernung des rechten Mantelblattes; a ist die Schale, b das Schloß mit tiefer dreieckiger
Höhle für das Schloßband, c die linke Mantelhälfte, d die vier Mundlappen zu beiden Seiten des Mundes, e der Afterdarm,
f die Leber, g das Herz, h der Schließmuskel, l der Eingeweidesack; k die vier Kiemenblätter.
Die Auster gehört zu den wenigen zwitterigen Muscheln; in der Zwitterdrüse liegen die Blindsäckchen,
welche die Eier
[* 86] oder Samenfäden erzeugen, durcheinander, und ein und dasselbe Säckchen kann halb männlich, halb weiblich
sein. Gewöhnlich scheint jedoch ein und dasselbe Individuum in der Brutperiode zuerst Eier, später ausschließlich Samenfäden
zu liefern, so daß trotz des anatomisch möglichen Hermaphroditismus fast stets die Geschlechter getrennt
sind.
Darum werden auch in den Austernbänken die Eier der einen Hälfte der Muscheln von dem Samen
[* 87] der übrigen befruchtet werden.
Völlig sichergestellt sind diese Verhältnisse übrigens bisher noch nicht. Eine erwachsene Auster trägt über 1 Mill. Eier.
Die Laichzeit dauert vom Juni bis in den September. Die Eier gelangen hierbei aus der Geschlechtsdrüse
nicht etwa ins Meer, sondern verbleiben in der Auster selbst und überziehen ihren »Bart« als eine schleimig-körnige Masse.
Die jungen, aus den Eiern ausgeschlüpften Larven sehen den Erwachsenen herzlich wenig ähnlich, besitzen noch zwei gleiche
Klappen und schwimmen mittels eines mit Wimpern besetzten, vor dem Mund gelegenen Organs, des sogen. Segels,
das sie auch zwischen die Klappen zurückziehen können, munter umher. Sie sind alsdann noch nicht 0,2 mm groß, vermögen
sich selbständig zu ernähren und steigen zunächst zur Oberfläche des Meers empor, um sich nach kurzem Umherschwärmen
auf den Grund sinken zu lassen.
Nun beginnt nach Verlust des Segels, für das kein neues Bewegungsorgan eintritt, die Periode des Stilllebens.
Meist werden sie sich
in der Nähe der Alten ankitten (s. oben) und so die Bank vergrößern helfen; geraten sie jedoch auf
ungünstiges Terrain, auf welchem sie von Sand oder Schlamm zugedeckt oder von Pflanzen überwuchert werden,
so gehen sie unrettbar zu Grunde. Als Nahrung dienen mikroskopische Pflanzen und Tiere sowie in Zersetzung befindliche organische
Körper, welche ihnen das eingesogene Wasser zuführt.
Sehr stark leiden sie durch den Frost. Ihre Feinde sind ferner die Fische,
[* 88] Krebse, Seesterne
[* 89] und Schnecken.
[* 90] Erst nach mehreren
Jahren erreichen sie die nach Standort und Rasse sehr verschiedene volle Größe. Die vielen größern oder
kleinern, dick- oder dünnschaligen, mehr oder weniger blätterigen Sorten sind nichts als durch lokale Einflüsse entstandene
Varietäten einer und derselben Art. Die Austern sollen 10-12 Jahre alt werden, aber schon in 3-4 Jahren sind sie marktfähig.
Die Austern finden sich reichlich an den englischen und französischen Küsten und an der norwegischen Küste
bis 65° nördl. Br. Die etwa 50 schleswigschen Austernbänke
[* 91] (s. das Kärtchen) liegen an den Abhängen der
tiefern Rinnthäler des Wattenmeers in 1½-9 m Tiefe und sind meist schmale Streifen von 100 m Breite
[* 92] und 1000 m
Länge. Der Grund besteht aus Sand, kleinen Steinen und Muschelschalen. Einzelne Austern finden sich in einigen Stromrinnen des ostfriesischen
Wattenmeers, viele leben auf den Fisch ergründen der südlichen Nordsee; das Befischen dieser Bänke ist aber schwierig, weil
dieselben meist über 30 m tief liegen.
Auch sind diese Austern nicht so wohlschmeckend wie die der schleswigschen Bänke, werden aber viel größer;
in England und Frankreich dienen sie hauptsächlich zu Pasteten und Saucen, in Deutschland werden viele auch frisch gegessen.
An der jütischen Küste gehen die um Skagen herum bis ins Kattegat. Im Limfjord fehlten sie früher, seitdem
aber 1825 das Land im W. von der See durchbrochen worden ist, haben sie sich hier von selbst angesiedelt und bilden jetzt
schon einen bedeutenden Handelsartikel. Im Belt fehlen gegenwärtig Austern, haben aber, wie eine fossile Austernbank beweist,
östlich von Kiel
[* 93] gelebt und sind erst, nachdem das Ostseewasser für sie auf die Dauer zu salzarm geworden,
eingegangen.
Erwachsene Austern leben allerdings auch in Wasser von nur 1,7 Proz. Salzgehalt längere Zeit, die Larven haben jedoch mindestens 3 Proz.
nötig. Außerdem ist der Mangel an Ebbe und Flut einer reichlichen Ernährung hinderlich. Auch an der Westküste von Frankreich,
im Mittelmeer, im Adriatischen und im SchwarzenMeer finden sich Austern; die reichsten Austernbänke aber hat
Nordamerika (besonders die Chesapeakebai, Massachusetts und Virginia); 20 Meilen nördlich von der Mündung des Hudson werden noch
Austern gewonnen. Die australischen Bänke liegen vorzugsweise in Neusüdwales und Tasmania.
Der Fang der Austern ist sehr einfach; wo die Bänke