Kaiservilla ad
Gallinas (Primaporta) gefundene, jetzt im
Vatikan
[* 2] befindliche Marmorstatue, welche ihn in einem reich mit
Reliefs
geschmückten
Panzer zeigt (s. Tafel
»Bildhauerkunst
[* 3] IV«,
[* 4] Fig. 10); außerdem der Bronzekopf der vatikanischen
Bibliothek und
der Marmorkopf der
MünchenerGlyptothek. - Über Augustus vgl. außer den alten
Quellen zur römischen Geschichte besonders
Löbell in
Raumers »Historischem Taschenbuch« 1834;
Beulé, Augustus, seine
Familie und seine
Freunde (deutsch,
Halle
[* 5] 1873), sowie die
neuern
Darstellungen der Geschichte
Roms, namentlich von
Peter, Bd. 3 (4. Aufl., das.
1881), und
Merivale, Bd. 4
(a. d. Engl., Leipz. 1866).
Badeort bei
Radeberg in
Sachsen,
[* 6] an der Sächsisch-SchlesischenEisenbahn in einem freundlichen
Thal
[* 7] gelegen, hat sechs erdig-salinische Eisenquellen, die zuletzt (1846) von
Stein analysiert wurden, und unter denen die
»Stallquelle« die an
Eisen
[* 8] reichste ist. Sie haben eine meist allmählich erfolgende, aber nachhaltig stärkende
Wirkung und
werden besonders bei
Bleichsucht, Hämorrhoidalbeschwerden,
Schwäche infolge von
Krankheiten etc., bei
Neigung zu
Schweißen (ohne
Fieber) und zu Rheumatismen, Schleimhautkrankheiten, namentlich des
Darmkanals, Gichtleiden etc. angewendet.
(lat.), derjenige, welcher gewerbsmäßig
Versteigerungen für andre vornimmt. Das
Gewerbe der Auktionatoren
darf nach der deutschenGewerbeordnung (§ 36) zwar frei betrieben werden, doch sind die
Staats- und Kommunalbehörden
berechtigt,
Personen, welche dies
Gewerbe betreiben wollen, auf die
Beobachtung der bestehenden Vorschriften zu beeidigen und
öffentlich anzustellen. Denjenigen, welche das
Geschäft als Auktionator gewerbsmäßig betreiben, ist es verboten,
Immobilien zu versteigern,
wenn sie nicht von den dazu befugten
Staats- oder Kommunalbehörden oder
Korporationen als Auktionatoren
angestellt sind.
Auch kann dem der fernere
Gewerbebetrieb untersagt werden, wenn
Thatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbtreibenden
in Bezug auf diesen
Gewerbebetrieb darthun. In
Frankreich dürfen nach den Bestimmungen des
Code Napoléon öffentliche Mobiliarversteigerungen
nur durch die gesetzlich dazu bestellten Beamten abgehalten werden. In
Paris
[* 10] besteht eine besondere Auktionshalle
(Hotel des ventes), in welcher die meisten
Auktionen stattfinden. Die Errichtung solcher
Hallen für je einen bestimmten
Bezirk
wird in
Österreich
[* 11] angestrebt, um durch Konzentrierung des Versteigerungswesens letzteres von verschiedenen eingeschlichenen
Mißständen zu befreien.
Aukuba japonicaThunb. hat große,
hellgrüne, elliptische oder länglich lanzettförmige, entfernt gesägte
Blätter und korallenrote
Beeren. Dieser schöne
japanischeStrauch
wird 2-2,2 m hoch, breitet sich weit aus und gedeiht am
Rhein, inFrankreich und
England
im
Freien, wird aber in Norddeutschland am besten im
Kalthaus überwintert. Bis vor kurzem besaßen wir nur die weibliche
Pflanze
in einer
Varietät mit hellgelb gefleckten Blättern, jetzt sind auch die männliche
Pflanze und zahlreiche
Varietäten eingeführt
worden.
Aukuba himalaica Hook. fil.,
vom östlichen
Himalaja, wird 5-6 m hoch, hat elliptische, fast ringsherum gesägte
Blätter und orangerote
Beeren, wird gleichfalls als
Zierpflanze kultiviert.
(lat.), in den ansehnlichern Wohnhäusern der Griechen und
Römer
[* 12] ein freier, hofähnlicher
Platz, welcher als Versammlungsplatz der Hausgenossen diente und in den spätern
Zeiten öfters mit
Hallen und Säulengängen
umgeben war (Peristyl).
In den altchristlichen
Basiliken bezeichnete Aula das für die
Laien bestimmte Kirchenschiff.
Später verstand
man darunter
Wohnung und Haushaltung einer fürstlichen
Person, daher die
NamenHof
[* 13] und Hofhaltung. Dann wurde
der
Name im akademischen Sprachgebrauch auf die großen, zu öffentlichen Versammlungen und Feierlichkeiten bestimmten
Säle
in Universitätsgebäuden,
Gelehrtenschulen etc.
übertragen, und infolge davon pflegt man wohl selbst den Inbegriff einer
akademischen
Genossenschaft mit jenem
Namen zu bezeichnen.
er mit Csányi und Kis nach Komorn geschickt, um Görgei zum Gehorsam gegen die ungarische Regierung zu bewegen, welche Sendung
aber erfolglos blieb. Nach Görgeis Rücktritt wurde Aulich Kriegsminister, erkannte jedoch alsbald dessen Diktatur an und erklärte
sich für die Waffenstreckung. Von den Russen ausgeliefert, wurde er in Arad mit zwölf Leidensgefährten
gehenkt.
(Pampa Aullagas), abflußloser Binnensee in der südamerikan. RepublikBolivia,
[* 22] nach der darin liegenden Insel auch
See von Panza und nach einer Stadt an seinem UferSee von Poopo genannt, liegt auf dem Hochland der ProvinzOruro, 3743 m ü. M.,
und ist 110 km lang, 30-45 km breit. Er empfängt von N. den Desaguadero, den Abfluß des Titicacasees.
Am Südende des Sees liegt die gleichnamige Ansiedelung mit reichen, in neuerer Zeit mit Erfolg ausgebeuteten Silberminen.
(Aune, spr. ohn), Küstenfluß im franz. DepartementFinistère, entspringt bei Callac, bildet einen Teil des Kanals
zwischen Nantes
[* 23] und Brest und mündet nach 107 km langem Lauf, wovon 32 auch für Seeschiffe fahrbar sind,
in die Bucht von Brest.
(Aunoy, spr. ohnoa),Marie Catherine Jumelle de Berneville, Gräfin von, franz. Schriftstellerin, geboren
um 1650, ist fast nur bekannt durch ihre »Contes de fées« (Par. 1782, 6 Bde.,
u. ö.; auch ins Deutsche
[* 24] übersetzt), welche sie in einfachem, naivem
Stile leicht und witzig zu erzählen verstand. Nächst Perrault, den sie glücklich nachahmte, gilt sie als die Begründerin
der französischen Märchenpoesie. Sie starb 1705. Von ihren mittelmäßigen Romanen, in denen fast nur entsetzlich langweilige,
fade und mißliche Gespräche geführt werden, ist höchstens zu erwähnen: »Hippolyte, comte de Douglas«
(1690, neue Ausg. 1860). Ihre übrigen Schriften: »Mémoires de la cour d'Espagne« (Par. 1690, 2 Bde.;
neue Ausg. 1875), Memoiren über die Zeit von 1672 bis 1679 etc., sind historisch wertlos.
altgriech. Blasinstrument, allem Anschein nach der jetzt vergessenen, aber bis Mitte des 18. Jahrh.
allgemein verbreiteten Schnabelflöte (s. d.) ähnlich. Der Spieler des Instruments hieß Auletes, daher Auletik, s. v. w. Kunst
des Flötenspiels; dagegen bedeutet Aulodie den Gesang mit Flötenbegleitung. Der Aulos wurde in verschiedenen Größen, entsprechend
den Hauptarten der Menschenstimme, und in verschiedenen Tonarten gebaut. Der Aulosbläser legte sich um
die Backen eine Binde (Phorbeia, Peristomion, Capistrum), um das übermäßige Aufblähen derselben zu verhüten. Der Diaulos
war eine Verbindung zweier Aulos, die wohl im Einklang oder in Oktaven gespielt wurden.
(spr. olü), Badeort im franz. DepartementAriége, am obern Salat, in herrlicher Hochgebirgsgegend (776 m ü. M.),
mit salz- und eisenhaltigen warmen Quellen, welche namentlich blutreinigend wirken.
In demJournal »ÉtoileBelge« zu Brüssel erschien von ihm 1865-66 unter dem Namen »Verax« eine Reihe von kritischen Briefen über
die Politik des Kaiserreichs und 1867 sein berühmtes Werk: »Les
institutions militaires de la France« (Brüss. 1867). Auch hielt man Aumale für den Verfasser der in Frankreich verbotenen Flugschrift
»Qu'a-t-on fait de la France?« (Anfang 1868). Nach Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs bot der Herzog erst der kaiserlichen,
dann der provisorischen Regierung seine Dienste
[* 38] an, wurde aber von beiden abgewiesen.
Dagegen ward er in die Nationalversammlung gewählt, nachdem er sich zwar für die konstitutionelle Monarchie als
die beste Regierungsform ausgesprochen, aber sich auch der Republik unterwerfen zu wollen erklärt hatte. Seine wie seines
BrudersJoinvilleWahl wurde für gültig erklärt, und entgegen einem Thiers gegebenen Versprechen trat Aumale im
Dezember 1871 in die Versammlung ein, in der er sich dem rechten Zentrum anschloß. Doch nahm er an den politischen Geschäften
nur geringen Anteil. Im J. 1871 ward er in die Akademie aufgenommen.
eine Tasche, die man im Mittelalter, als die Kleidungsstücke noch keine Taschen hatten, mit einer Schnur am Gürtel
[* 42] befestigte,
und in der man allerlei Gegenstände, wie Kämme, Schlüssel etc., auch das Geld, von welchem man Almosen
verteilte, aufbewahrte.
Nebenfluß der Elbe in Böhmen,
[* 52] durch den Zusammenfluß der Großen und Kleinen Aupa gebildet.
Erstere entspringt auf der »weißen Wiese« zwischen der Schneekoppe und dem Brunnenberg, stürzt in den romantischen Aupagrund
hinab, wo sie den Aupafall bildet, und vereinigt sich beim Dorf Großaupa (2648 Einw.) mit der Kleinen Aupa, welche von der SchwarzenKoppe kommt. Der Fluß geht an Trautenau vorüber und mündet nach 82 km langem Lauf bei Jaromierz in die
Elbe. Das Thal oberhalb Trautenau gehört zu den schönsten Partien des Riesengebirges.
(Kaisergelb), ein Teerfarbstoff, welcher aus dem Ammoniaksalz des Hexanitrodiphenylamins besteht, bildet ein
ziegelrotes Pulver, löst sich in Wasser und färbt Seide,
[* 54] Wolle und Leder prachtvoll gelb.
Leider übt Aurantia auf
die Epidermis
[* 55] mancher Individuen einen starken Reiz aus und erzeugt Exantheme, ähnlich wie Brechweinsteinsalbe oder Krotonöl.
Nach andern Angaben ist der Farbstoff nicht giftig.
Man benutzt ihn hauptsächlich zum Färben von Leder.
Vgl. Gnehm, über
Derivate des Diphenylamins (Zür. 1875).
dikotyle, etwa 60 Arten umfassende, vorwiegend im tropischen Asien
[* 56] einheimische Pflanzenfamilie
aus der Ordnung der Hesperiden, Holzpflanzen mit zusammengesetzten, bisweilen auf das Endblättchen reduzierten Blättern und
regelmäßigen Blüten, zehn bis vielen, oft mono- oder polyadelphischen Staubblättern und einem 2-20gliederigen Ovar, das
sich bei der Reife zu einer berindeten Beere entwickelt (vgl. Oliver, The natural order Aurantiaceae, im
»Journal of the Linnean Society«, Bd. 5). Die Rinde der Zweige, die Blätter, desgleichen die Blütenteile und die Fruchtschalen
sind mit zahlreichen punktförmigen Drüsen versehen, welche ätherisches Öl enthalten. Den Hauptnutzen gewähren sie durch
ihre saftigen, an Zitronensäure, Zucker
[* 57] und ätherischem Öl reichen Früchte (Zitronen, Pomeranzen). Die Schale
der Zitrone und Pomeranze und von letzterer auch die Blüten und Blätter werden medizinisch benutzt.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau,
[* 58] KreisWohlau, rechts an der Oder, mit altem Schloß, evangelischer und
kathol. Kirche und (1880) 916 Einw.
Auch zwei andre Gegenkaiser, Firmus in Ägypten, Tetricus in Gallien, wurden, jener durch Gewalt derWaffen,
[* 63] dieser durch freiwillige Unterwerfung, beseitigt. Er unternahm hierauf einen Feldzug gegen den Perserkönig, wurde aber Anfang 275 auf
dem Marsch zwischen Byzanz und Herakleia von Verschwornen ermordet, die von seinem Schreiber Mnestheus durch Betrug gegen ihn
angestiftet worden waren. Er wird mit Recht als Wiederhersteller des Reichs gepriesen, und nur seine allzu
große, nicht selten in Härte und Grausamkeit ausartende Strenge wird hier und da getadelt. Von seinen Friedenswerken ist
besonders die von ihm 271 begonnene und nach ihm benannte Mauer zu erwähnen, durch die er (ein bedenkliches Zeichen der
Zeit) Rom
[* 64] gegen auswärtige Feinde schützen wollte.
dePaladines (spr. oräl d' paladihn),LouisJeanBaptiste d', franz. General, geb. zu Malégieux (Lozère),
in St.-Cyr gebildet, trat 1824 als Unterleutnant in ein Infanterieregiment und diente 1841-54 mit einer kurzen Unterbrechung
1849, wo er denFeldzug gegen Rom mitmachte, in Algerien, wo er zum Lohn dafür, daß er 1852 zuerst das Kaiserreich proklamierte,
zum Brigadegeneral befördert wurde. Während des Krimkriegs befehligte er eine Brigade vor Sebastopol,
[* 65] ward 1855 Divisionsgeneral
und kommandierte 1859 in Marseille.
[* 66] Im J. 1869 zur Reserve versetzt, erhielt er erst nach dem Tag von Sedan
[* 67] durch die republikanische Regierung wieder ein Kommando und wurde, nachdem er eine Zeitlang in Marseille befehligt, an die Spitze der
neu zu bildenden Loirearmee gestellt.
brachte seinen Vater in seine Gewalt und maßte sich noch bei dessen Lebzeiten (1658) die kaiserliche Gewalt an. Seine Residenz
schlug in Dehli auf. Das Reich der Großmoguls in Indien erreichte unter ihm seine größte Ausdehnung.
[* 72] Durch seine ganze Regierung
zieht sich der Krieg gegen das Dekhan, wo der Marathe Siwadschi ein mächtiges Reich gegründet hatte. Zeitweise
trug den Sieg davon, aber zu einer Beilegung der Kämpfe kam es nicht. Im J. 1687 gebot Aurengzib aber die ganze vordere Halbinsel
zwischen den Küsten von Koromandel und Malabar und zwischen dem 8. und 35.° nördl. Br.; seine Schätze grenzten
an das Märchenhafte. Mit schrecklichem Fanatismus verbreitete er denIslam und bedrückte Andersgläubige; die Steuern schraubte
er empor auf ein Einkommen von 1600 Mill. Mk. Er zog Gelehrte an seinen Hof, sammelte Bibliotheken und gründete allenthalben
Schulen; besonders liebte er Architektur und Poesie. Einfach in seiner Lebensweise, eifrig in Erfüllung
seiner hohen Pflichten, liebte er die Pracht und das Außerordentliche.
(DschebelAurês), Teil der innern Kette des Atlas
[* 75] (s. d.) im östlichen Algerien, steigt in seinen höchsten
Gipfeln, Scheliah und Mahmel, zu 2328 und 2306 m Höhe an.
altröm. Goldmünze, von Cäsar eingeführt, im Gewicht von 1/40 Pfd. Gold = 25 Denare = 100 Sesterzien
= 22,83 Mk. In der Folge sank das Gewicht immer tiefer, so daß es bereits unter Mark Aurel1/42 Pfd. (= 21,75 Mk.), unter Caracalla
nur 1/50 Pfd. (= 18,27 Mk.) betrug.
[* 71] Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks (bis 1884 Landdrostei, s. unten) in der
preuß. ProvinzHannover,
[* 77] liegt fast in der Mitte von Ostfriesland, auf einem wohlkultivierten Sandboden, ringsum von Gärten
und Gehölzen umgeben, an der Linie Georgsheil-Aurich der Preußischen Staatsbahn, steht mit Emden
[* 78] durch einen
Kanal
[* 79] in Verbindung, hat 1 lutherische, 1 reformierte und 1 kath. Kirche, 1 Methodistenkapelle, 1 Synagoge, 1 Gymnasium, Schullehrerseminar,
Krankenhaus
[* 80] (»Reilstiftung«),
Damenstift (»Sethestift«) und (1880) 5390 Einw.,
darunter 381 Katholiken und 377 Juden (1 Bataillon Nr. 78). Aurich ist Sitz der Regierung, eines Konsistoriums, eines Landgerichts
und der ostfriesischen Landschaft. In
hohem Ruf stehen die Pferdemärkte und neuerdings auch die Bierbrauerei
[* 81] von Aurich. An Stelle der alten Festungswälle sind schöne Spazierwege eingerichtet worden. Bei dem nahen Dorf Rahe ist der berühmte
Upstallsboom, der Schwur- und Freiheitshügel, wo sich jedes Jahr um Pfingsten die Abgeordneten der sieben friesischen Seelande
versammelten, um zu beraten. - Aurich war ursprünglich ein Dorf, Lambertushof genannt, ist aber
schon um 1059 als Aurica, um 1397 als Aurikeshove nachzuweisen.
Damals lag es mitten im Wald und ward oft Jagdaufenthalt der Häuptlinge, dann der Grafen von Ostfriesland; zur Residenz derselben
wurde es erst zu Anfang des 17. Jahrh. erwählt. Nach dem Aussterben der
Cirksena nahm 1744 Preußen von Aurich Besitz, worauf es seit 1809 holländisch, dann seit 1810 französisch war; 1815 ward es an
Hannover abgetreten, nach dem Krieg von 1866 aber von Preußen wieder in Besitz genommen.
Vgl. Wiarda, Bruchstücke zur Geschichte
der Stadt Aurich (Emd. 1835).
Der gleichnamige Regierungsbezirk (s. Karte »Hannover«),
(spr. orioll), Stadt im franz. DepartementRhônemündungen, ArrondissementMarseille, am Huveaune und an der Mittelmeerbahn,
hat römische Baureste u. (1876) 2453 Einw.,
welche Kohlenbergbau, Sodafabrikation, Baumwollspinnerei etc. betreiben.
Distriktshauptort in der ital. ProvinzBelluno, im Alpenthal des Ansiei, eines Nebenflusses
der Piave, gelegen, mit (1881) 3626 Einw., Blei- und Galmeigruben und dem großen WaldSan Marco, der vorzügliches Schiffbauholz
liefert.
2) Stadt im amerikan. StaatIndiana, Grafschaft Dearborn, am Ohio, in sehr fruchtbarer Gegend, wurde 1819 von Deutschen gegründet,
hat bedeutende Ausfuhr von
landwirtschaftlichen Produkten nach den Südstaaten und (1880) 4432 Einw.
(Degeneration), das »aus der Art Schlagen« oder plötzliche Abweichen eines Lebewesens von der Form, Farbe und
Eigenart seiner Eltern, gewöhnlich mit dem Nebenbegriff der Verschlechterung, z. B. wenn
Haustiere oder Gartenpflanzen, der menschlichen Pflege entzogen, auf die wilde Stammart zurückschlagen oder verwildern.
(Bergrecht), der Erlös aus den Grubenprddukten, welcher, soweit er die Ausgaben und den Bedarf des Betriebs
übersteigt, in der Regel vierteljährlich an die Kuxinhaber verteilt zu werden pflegt. Ihrer wirtschaftlichen Natur nach stellt
sich die Ausbeute sowohl als Rente wie als Kapitalrückzahlung dar; sie wird nach gemeinem und nach französischem
Recht zu den Früchten des Bergwerks gezählt, das allgemeine preußische Landrecht betrachtet sie dagegen als einen Erlös aus
der Substanz, so daß z. B. der Nießbraucher nicht die Ausbeute, sondern nur die Zinsen davon bezieht.
Die Ausbeute unterscheidet sich durch ihre gemischte Natur von der Dividende und bildet zugleich den charakteristischen
Unterschied zwischen der Aktiengesellschaft und der Gewerkschaft. Die Gewerkschaften konservieren bei der Ausbeutung nur den
nötigen flüssigen Betriebsfonds, nicht aber ein bilanzmäßiges Anlagekapital, wie solches die Aktiengesellschaft verlangt.
Während letztere Rückzahlung des Aktieneinschusses nur unter besondern Voraussetzungen gestattet, operiert die Gewerkschaft
durch Auszahlung der Ausbeute gerade entgegengesetzt, verlangt dagegen bei eintretendem BedürfnisZubußen,
d. h. Kapitalnachzahlungen, von den Gewerken.
»Die Aktie verspricht, was sie nicht halten kann, der Kux ist ehrlich.« Die Form der Gewerkschaft entspricht den Zwecken des
Bergbaus mehr als die der modernen Aktiengesellschaft, besonders seitdem die neuern Berggesetze durch die Mobilisierung
der Kuxe die freiere Bewegung des Kapitals auch in dieser Form möglich gemacht haben. Das ältere Recht unterscheidet zwischen
der Ausbeute im engern Sinn und der Verlagserstattung. Zu letzterer rechnet man die bis zur Deckung der eingezahlten Zubuße (ohne
Zinsberechnung) verteilte Ausbeute Freikuxe nehmen nur an der Ausbeute, nicht an der Verlagserstattung
und ebensowenig an der Zubuße teil.