(Daturin),
Alkaloid, welches sich in der
Tollkirsche
(AtropaBelladonna) und dem
Stechapfel
(Datura Stramonium) findet
und dem ausgepreßten, auf 90° erwärmten, filtrierten und mit
Kalilauge versetzten Safte der blühenden
Belladonna durch
Schütteln mit
Chloroform entzogen wird. Das Atropin geht vollständig in das
Chloroform über, wird daraus durch
Verdampfen gewonnen
und durch Umkristallisieren gereinigt. Die
Ausbeute beträgt bis 0,3 Proz. Es bildet farb- und geruchlose
Nadeln,
[* 2] schmeckt unangenehm und lange anhaltend bitter, löst sich
schwer inWasser, leicht in
Alkohol und
Chloroform, schmilzt
bei 115°, bildet schwer kristallisierbare, leicht in
Wasser und
Alkohol, nicht in
Äther lösliche
Salze, von welchen
das schwefelsaure und baldriansaure in der
Medizin benutzt werden.
Beim Erhitzen mit
Salzsäure oder
Barytwasser spaltet sich das in ein neues
Alkaloid, Tropin, und in Tropasäure. Atropin ist höchst
giftig; in sehr geringer
Dosis ins
Auge
[* 3] gebracht, bewirkt es Erweiterung der
Pupille ohne Reizung. Man benutzt es alsArzneimittel
bei
Kardialgie,
Neuralgie, als örtliches schmerzstillendes
Mittel, besonders in der
Augenheilkunde zur Untersuchung des
Auges
und als
Heilmittel bei
Entzündungen des
Auges, bei Hornhautgeschwüren, nach
Operationen, um der
Entzündung vorzubeugen, etc.
Atropin ist gewissermaßen
Gegengift gegen Morphin und umgekehrt; eins hebt die giftigen
Wirkungen des andern im tierischen
Körper auf, aber das Atropin hindert nicht die schmerzstillende
Wirkung des Morphins. Man kann daher letzteres bei
gleichzeitiger Darreichung von in viel größerer
Dosis anwenden als allein. Atropin wurde 1831 von
Mein entdeckt.
Geiger und
Hesse
fanden 1833 das Atropin im
Stechapfel, und
Planta wies die
Identität beider
Alkaloide nach.
(Atjin,Atjeh, engl. Acheen), ein bis 1873 selbständiges
Reich, jetzt niederländisches
Gouvernement auf der
InselSumatra, 51,040 qkm (928 QM.) groß, umfaßt die nordwestliche
Spitze derselben und wird von dem ganz
Sumatra in eine
östliche und eine westliche Hälfte teilenden Kettengebirge durchzogen, das hier unter 4° 17' nördl.
Br. im Abong-Abong (wahrscheinlich
Vulkan) zu 3350 m
Höhe ansteigt (s.
Karte
»Hinterindien«).
[* 5] Daneben enthält das Land ansehnliche
Strecken wellenförmigen oder ganz flachen, tief gelegenen
Bodens, der von zahlreichen schmalen und wenig tiefen Küstenflüssen
bewässert wird und sich besonders für Reisbau sowie Baumzucht und
Gartenbau eignet.
Flora wie
Fauna stimmen im übrigen mit denen von
Sumatra überein; eine besondere
Rolle unter den Bodenerzeugnissen spielen
Pfeffer und Arekanüsse. Die
Bevölkerung
[* 6] ward 1882 auf 479,419
Seelen berechnet, worunter 474,300 Eingeborne, 196
Europäer, 3165
Chinesen, 547 Araber
u. a. Die einheimische
Bevölkerung ist nach dem Äußern, Kleidertracht,
Charakter und
Sitten von den übrigen
Bewohnern
Sumatras deutlich unterschieden. Von mittlerer
Größe und dunkler als jene, sind sie auch thätiger und betriebsamer,
gute Seeleute und militärisch geschulte
Krieger, doch auch wegen ihres schlechten
Charakters verrufen, sittenlos, rach- und
mordsüchtig und leidenschaftliche Opiumraucher.
Die beiden letzten Abteilungen bestehen nur aus Niederlassungen an der
Küste. Hauptstadt des
Gouvernements ist Kota Radja
oder Atschin, das im nordwestlichen
Ausläufer desLandes an dem für
Boote befahrbaren Atschinfluß, 7 km
von seinem
Hafen Oleh-leh, liegt, mit dem es seit 1876 durch
Eisenbahn verbunden ist. Diese
Eisenbahn soll weiter ins
Innere
geführt werden. Die ehemals große und blühende Stadt wurde während des
Kriegs (s. unten) fast ganz zerstört, aber wieder
aufgebaut und zwar fast durchweg aus
Holz;
[* 13] sie ist Sitz des
Gouverneurs, hat eine
Besatzung (in dem alten
Kraton, der
Citadelle der Atschinesen) von 2000 Mann, schöne, von der holländischen
Regierung erbaute
Moschee u. a. Auch der
Handel ist wieder aufgeblüht. Östlich von Atschin liegt die sogen. Pedirküste
mit der Stadt
Pedir, die einen bedeutenden
Handel mit Arekanüssen treibt. - Zu Anfang des 17. Jahrh.,
als das
Reich Atschin auf der
Höhe seiner Macht stand, erstreckte sich sein Gebiet längs der Westküste
Sumatras bis an
Benkulen
und längs der Ostküste bis Kampar, während ein Teil der angrenzenden
Binnenländer sowie ein großes Gebiet derHalbinselMalakka seine Oberherrschaft anerkannten und ihm
Tribut zahlten.
Holland erneuerte noch 1857 einen
Freundschafts- und Handelsvertrag mit dem
Sultan zu dem gleichen
Zweck und ging endlich 1870
England
gegenüber die Verpflichtung ein, den Briten in jenen Gegenden die nämliche Sicherheit zu gewährleisten
wie den eignen Staatsangehörigen, erlangte aber gegen Abtretung seiner Besitzungen in
Guinea das
Recht, gegen Atschin nach Gutdünken
zu verfahren. Als daher trotz aller
Verträge der
Sultan sich mehrmals des
Menschen- und Seeraubs schuldig machte, während
er mit dem holländischen
Generalgouverneur unterhandelte, fremde Mächte in die
Sache zu verwickeln suchte
und energische
Rüstungen
[* 15] veranstaltete, über welche er keine genügenden
Aufklärungen gab, erklärte ihm der
Generalgouverneur den
Krieg und eröffnete denselben sofort, mußte aber infolge erlittener Verluste und insbesondere wegen der Heftigkeit
des Monsuns, dessen Wüten die
Verbindung zwischen dem Land und den
Schiffen mehrere
Wochen lang unterbrach,
seine
Truppen zurückziehen.
Erst im
Dezember langte
General van
Swieten mit einem stärkern Expeditionskorps von 12,000 Mann vor Atschin an. Die
Landung wurde
unter dem
Feuer der holländischen
Marine glücklich bewerkstelligt, Cattaperale, unterhalb der
Festung
[* 16] Nwesapi, mit geringen
Verlusten eingenommen, nach dem obern
Lauf des Atschinflusses vorgerückt, die
Linie desselben und die festen Werke auf beiden
Flußufern besetzt und der befestigte
Palast
(Kraton) des
Sultans eingeschlossen. Derselbe wurde erstürmt. Doch
war die
¶
mehr
Behauptung des eroberten Landes wegen der verheerenden Krankheiten mit großen Schwierigkeiten und Verlusten verknüpft. Erst 1879 gelang
dem General van der Heyden die völlige Unterwerfung des Landes, das nun einem Zivilgouverneur unterstellt wurde.
Vgl. Veth, Atchin
en zijne betrekkingen tot Nederland (Leiden
[* 18] 1873);
vorzugsweise Begleiter
eines Gesandten, der entweder nur zur Vermehrung des Glanzes der Gesandtschaft dient, oder die diplomatische
Laufbahn beginnen soll;
auch eine Militärperson, die einer Gesandtschaft mit Rücksicht auf die militärischen Interessen
beigegeben (»attachiert«) ist (Militärattache).
sich anschließen, anschmiegen, als Attaché (s. d.) beigeben. - In der
Kochkunst: Fleisch, Gemüse etc. so kurz einkochen, daß es sich auf dem Boden des Geschirrs braun ansetzt,
ohne anzubrennen.
Attalea funiferaMart. (Piassabe, Chiquichiqui, s. Tafel »Spinnfaserpflanzen«)
[* 26] wird 6-9 m hoch mit 6 m langen Blättern und liefert eine sehr geschätzte, über 1 m lange, grobe, schwarze
Faser (Piassava-, Piassabe-, Monkeygras), welche sich von der verbreiterten Basis der Blattstiele ablöst und zu leichten, äußerst
dauerhaften Tauen, Matten, Bürsten und Besen verarbeitet wird. Die sehr harten, 8-10 cm langen, schwarz und hellbraun gefleckten
Nüsse kommen als Coquillas, kleine oder LissabonerKokosnüsse in den Handel und werden zu Drechslerarbeiten
benutzt.
Ferîdeddín, einer der größten mystischen Dichter (Sufi) der Perser, wurde in einem Dorf bei Nischapur 1119 n. Chr.
geboren. SeinVater war Gewürzkrämer, und der Sohn wählte denselben Beruf (daher sein Beiname Attâr, »Gewürzkrämer«); doch
begann er bereits zu dichten und trieb nur vorübergehend medizinische Studien, um sich dann vollständig
der Poesie und der Mystik zu widmen. Nach einer fruchtbaren litterarischen Thätigkeit und mannigfaltigem Verkehr mit mystischen
Theologen und Dichtern soll er in sehr hohem Alter bei Dschengischans Andringen (etwa 1230) erschlagen worden sein.
Von seinen zahlreichen vorwiegend poetischen Schriften, durchweg theosophischen Inhalts, sind viele frühzeitig verloren
gegangen. Unter den erhaltenen sind die wichtigsten: das »Dschewâhir nâme« (»Das
Buch von den Wesenheiten«) oder »Dschewâhir el-dsât« (»Die
Wesenheiten des Seins«) in Reimpaaren;
eine Reihe von kürzern Lehrgedichten und Reimsprüchen
(herausgegeben und erläutert von Silvestre de Sacy, mit franz. Übersetzung, Par. 1819; deutsch von Nesselmann,
Königsb. 1871).
Andreas, Goldschmied, aus Friesland gebürtig, trat nach längerm Aufenthalt in Italien
[* 50] in den Dienst der
Herzöge von Bayern,
[* 51] war zuerst in Friedberg
[* 52] (Oberbayern) und seit 1581 in Augsburg
[* 53] thätig, wo er 1591 starb.
Er wurde als Wachsbossierer und Treibarbeiter sehr gerühmt. - Sein Sohn David arbeitete von 1592 bis 1598 neun silberne Kruzifixe
[* 54] für die bayrischen Fürsten, führte 1601 die Silberarbeiten an dem Münchener und später an dem pommerschen Kunstschrank
(jetzt in Berlin) aus und siedelte dann nach Prag
[* 55] über, wo er 1610 Kammergoldschmied des
KaisersRudolf
II. wurde. In der kaiserlichen Schatzkammer zu Wien
[* 56] befindet sich das silberne, mit Email verzierte Gehäuse einer Standuhr
mit seiner MarkeD. Attemstetter F(ecit). Auch wird ihm die sogen. habsburgische Hauskrone (ebendaselbst) zugeschrieben.
Besonders geschätzt waren seine schönen, durchsichtigen Emailarbeiten auf Gold und Silber.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg,
[* 57] Kreis
[* 58] Olpe, an der Bigge (255 m ü. M.) und der Linie Finnentrop-Rothemühle
der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, ein Progymnasium und (1880) 2244 kath. Einwohner, welche Messinggußwaren-
und Lederfabrikation treiben.
In der Nähe das Fürstenbergsche Schloß Schnellenberg. Attendorn kam nach dem
SturzHeinrichs des Löwen 1180 an Kurköln, trat dann der Hansa bei, ging aber besonders im 16. Jahrh. in seinem Handel sehr
zurück.
Auf Alexander II. von Rußland, welches Reich man eine durch Meuchelmord gemäßigte Despotie genannt hat, und wo noch der Großvater
des jetzigen Kaisers, Paul I., das Opfer einer Adelsverschwörung geworden war, wurden viele Attentate verübt: in
Petersburg
[* 65] von einem russischen Nihilisten, Karakosow, in Paris
[* 66] beim Besuch der Weltausstellung vom Polen Berezowski
und von Solowiew; nachdem die Versuche der Nihilisten, den kaiserlichen Eisenbahnzug in Moskau
[* 67] und den
Winterpalast in Petersburg in die Luft zu sprengen, mißlungen waren, wurde Alexander II. am durch
Sprengbomben getötet.
Bezeichnet p die Aräometeranzeige in der frischen Maische oder Würze und m die Anzeige in der vergornen Flüssigkeit, so ist
p-m die scheinbare Attenuation. Diese steht in einem gewissen Verhältnis zur Menge des vergornen Zuckers, und die Beobachtung
desselben bietet das einfachste Mittel, den Gang
[* 79] der Gärung zu verfolgen. Der auf empirischen Wege gefundene Alkoholfaktor
a, mit welchem man die in Aräometerprozenten ausgedrückte scheinbare Attenuation multiplizieren muß, um den Alkoholgehalt
A derFlüssigkeit in Gewichtsprozenten zu erhalten (A = a[P-m]), ist nur für unveränderte Gärungsverhältnisse konstant
und hängt ab von der ursprünglichen Konzentration der klaren Maische oder vom Wert p. Für die Zahlen
zwischen p = 5 und p = 30 wechselt er zwischen 0,4294 und 0,4810.
Er ist ferner abhängig vom Vergärungsgrad und wird erst gegen Ende des Gärungsverlaufs konstant. - Vergleicht man die scheinbare
Attenuation mit der ursprünglichen Aräometeranzeige, so findet man, welcher Bruchteil der letztern
scheinbar verschwunden ist.
Dies Verhältnis von p:p-m, worin man p als Einheit annimmt, nennt man den scheinbaren Vergärungsgrad und bezeichnet ihn mit
v;
man findet ihn durch das Verhältnisp:p-m = l:v, woraus v = (p-m)/p.
War z. B. die ursprüngliche Aräometeranzeige
p = 24 Proz. und diejenige der vergornen Maische m = 2, so ist v = (24-2)/24 = 0,917. Es ist also 0,917
der Ursprünglichen Aräometeranzeige verschwunden. Ist V gegeben und m bekannt, so findet man leicht p, oder wenn p bekannt
ist, findet man m. Da man also aus dem scheinbaren Vergärungsgrad die scheinbare Attenuation und aus dieser
(bei bekanntem Alkoholfaktor a) den Alkoholgehalt der Flüssigkeit finden kann, so folgt, daß letzterer auch aus dem Vergärungsgrad
m und p abzuleiten ist.
Vertreibt man den Alkohol aus der vergornen Flüssigkeit durch Kochen und stellt das ursprüngliche Gewicht durch Zusatz
von Wasser wieder her, so ergibt das Aräometer
[* 80] den Extraktgehalt n der Flüssigkeit. Die Differenz zwischen dem Extraktgehalt
p der unvergornen Flüssigkeit und n, also p-n, gibt die wirkliche Attenuation, und auch für diese läßt sich ein Alkoholfaktor
b ermitteln, mit Hilfe dessen der Alkoholgehalt A der vergornen Flüssigkeit berechnet werden kann: A =
b(p-n). Aus der wirklichen Attenuation leitet man den wirklichen Vergärungsgrad ab. Derselbe besagt, welcher Teil
von einem
¶
mehr
Aräometergrad wirklich durch die Gärung verschwunden ist. Für die Praxis ist die Bestimmung dieses wirklichen Vergärungsgrads
von Wichtigkeit, weil man daraus unmittelbar den Bruchteil des Maischextrakts findet, der wirklich in Alkohol übergegangen
ist. Man kann auf diese Weise den Wert verschiedener Maischen und Maischmethoden sehr zuverlässig kontrollieren.
Die scheinbare Attenuation p-m ist immer größer als die wirkliche. Der Unterschied zwischen
beiden (p-m)-(p-n) ergibt die Attenuationsdifferenz d = n-m. Man findet ihn, indem man von dem Extraktgehalt
der alkoholischen Flüssigkeit n die Aräometerprozente der nur von der Kohlensäure befreiten Flüssigkeit m abzieht; d ist
um so größer, je alkoholreicher die Flüssigkeit ist. Der Alkoholfaktor, welcher, mit der Attenuationsdifferenz
multipliziert, die Alkoholprozente A ergibt, der Alkoholfaktor für die Attenuationsdifferenz c, ist = A/(p-m). Mit Hilfe
von c läßt sich aus der Attenuationsdifferenz der Alkoholgehalt eines Biers approximativ berechnen, selbst wenn der Malzextraktgehalt
einer Würze nicht bekannt ist. c ist etwas verschieden, je nach der ursprünglichen Aräometeranzeige
der in Gärung versetzten Flüssigkeit, behält aber bei derselben gärenden Flüssigkeit für jeden Vergärungsgrad gleichen
Wert.
Dividiert man die scheinbare durch die wirkliche Attenuation, so erhält man den Attenuationsquotienten q = (p-m)/(p-n)
welcher nach der verschiedenen Maischkonzentration verschieden groß ist. Er ist nämlich höher bei größerer
und niedriger bei geringerer Dichtigkeit, aber er ist für eine und dieselbe zuckerhaltige Flüssigkeit in dem spätern Gärungsstadium,
wenn die Attenuationsdifferenz sich der Zahl 1 nähert und sie übersteigt, ziemlich konstant. Man benutzt diesen Quotienten
für die meisten saccharometrischen Berechnungen und findet so namentlich 1) den Wert der Alkoholfaktoren für
die scheinbare Attenuation Derselbe ergibt sich als a = b/q, d. h. man erhält diesen
Faktor aus der Division des Faktors für die wirkliche Attenuation durch den entsprechenden Attenuationsquotienten;
2) den Alkoholfaktor c für die Attenuationsdifferenz. Die Formeln ergeben c = b/(q-1);
3) das Verhältnis zwischen dem scheinbaren und dem wirklichen Vergärungsgrad, nämlich v¹ = v/q, d. h.
man erhält den wirklichen Vergärungsgrad, indem man den scheinbaren durch den Attenuationsquotienten dividiert, welcher
dem Ursprünglichen Wert von p zugehört;
4) den ursprünglichen Aräometergrad der Maischevor derGärung mittels aller übrigen Angaben. Zur Ausführung dieser Berechnungen
sind von Balling und Habich Tabellen entworfen worden.
PeterDanielAmadeus, schwed. Dichter, geb. im Kirchspiel Asbo in Ostgotland, besuchte das Gymnasium
von Linköping und bezog 1805 die UniversitätUpsala.
[* 82] Mit mehreren Freunden stiftete er hier 1807 den »Aurorabund«, eine poetisch-kritische
Gesellschaft, deren Hauptzweck war, die vaterländische Litteratur aus den Banden des französischen Klassizismus
und der akademischen Steifheit zu befreien und ihr einen nationalen Aufschwung zu geben.
von der die Anhänger der neuen litterarischen Richtung den Namen »Phosphoristen«
empfingen. Atterboms »Xenien« und prosaische Aufsätze wirkten für die Zwecke des Blattes kräftig
mit,
trugen aber auch dazu bei, daß sich die Erbitterung der »Akademiker« hauptsächlich gegen ihn richtete. Von 1812 bis 1822 gab
den »Poetisk kalender« heraus. Er bereiste 1817-19 Deutschland und Italien, wurde nach seiner Rückkehr Lehrer des KronprinzenOskar in der deutschen Sprache und Litteratur, darauf 1821 Dozent der Geschichte an der UniversitätUpsala
und erhielt 1828 die Professur der Philosophie daselbst, die er 1835 mit der der Ästhetik vertauschte.
Durch seine 1839 erfolgte Aufnahme in die Akademie ward der alte Streit zwischen den Phosphoristen und der Akademie vollends
beigelegt. Atterbom starb in Upsala. Atterbom ist ein bedeutendes, vorzugsweise lyrisches Dichtertalent,
das nur durch den Einfluß der Schellingschen Philosophie und eine gewisse Hyperromantik stark beeinträchtigt wurde, wie
sich namentlich in dem seiner Zeit vielbewunderten Romanzencyklus »Die Blumen« (»Blommorna«) zeigt. Wo er ungekünstelt und
naturwahr auftritt, wie in vielen seiner kleinern Gedichte, z. B. in
dem an seine Mutter gerichteten lyrischen Idyll »MeineWünsche« (»Mina önskningar«) und dem Cyklus »Minnesänger in Schweden« (»Minnesangarne
i Sverige«),
erscheint sein Talent von hoher Liebenswürdigkeit. Seine Hauptwerke sind die dramatisierten Märchen: »Die Insel
der Glückseligkeit« (»Lycksalighetens Ö«, Ups.
1824-27, 2 Bde.; deutsch von Neus, Leipz. 1831-33, 2 Bde.)
und »VogelBlau« (»Fogel Blå«),
von welch letzterm indessen nur Fragmente vorliegen. Vom dramatischen Standpunkt
aus betrachtet, sind sie wenig befriedigend, enthalten aber zahlreiche lyrische Ergüsse von größter poetischer Schönheit.
GroßesVerdienst erwarb sich Atterbom durch seine litterarisch-historischen Schilderungen von »Schwedens Sehern und Dichtern« (»Sveriges
siare och skalder«, Ups. 1841-49, 5 Bde.)
und das geistvolle Werk »Poesiens historia« (Örebro 1861-62, 4 Bde.). Auch seine »Wanderungserinnerungen«
(»Vandringsminnen«),
in denen er seine Reiseeindrücke wiedergibt, enthalten viel Vortreffliches. Eine Gesamtausgabe seiner
Werke (»Samlade dikter«, 6 Bde.;
»Samlade skrifter i obunden stil«, 7 Bde.)
erschien Örebro 1854-70.
westlich vom Traunsee in 466 m Meereshöhe
gelegen, ist von S. nach N. 18,5 km lang, 3,7 km breit und 171 m
tief und steht durch die Seeache, den Abfluß des Mondsees, mit diesem in Verbindung; aus ihm selbst fließt die Ager zur Traun
ab. SeinAreal beträgt 47 qkm
¶
mehr
Nur im SO. und S. ist er von schroffen Bergwänden eingerahmt. Hier liegen die in neuester Zeit als Sommerfrischen beliebten
Dörfchen Unterach und Weißenbach. Am westlichen Ufer liegt das Dorf Attersee, einst Hauptort des alten Attergaus und der nachmaligen
Herrschaft Attersee, welche unter der Oberhoheit der Bischöfe von Bamberg
[* 85] stand, aber schon im 14. Jahrh. einging.
Am nördlichen Ende des Sees liegt der Marktflecken Schörfling mit Schloß und Eisenbahnstation »Kammer«. Der Attersee wird seit 1869 von
einem Dampfschiff
[* 86] befahren.
1) TitusPomponius, gelehrter und einflußreicher röm. Ritter, geb. 109 v. Chr., widmete sich 86-65 in Athen
dem Studium griechischer Kunst und Wissenschaft und erwarb sich hier durch seine gründliche Kenntnis der griechischen Sprache
und Litteratur sowie durch die Unterstützungen, die er den damals schwer bedrängten Athenern gewährte,
den Beinamen Atticus, mit dem er gewöhnlich benannt wird. Nach Rom zurückgekehrt, lebte er als Privatmann, stand aber mit den
angesehensten Staatsmännern, wie dem jüngern Marius, Sulla, Brutus, Cassius, Hortensius, Antonius, Octavianus, vor allen aber
mit Cicero, in Verbindung.
Letzterer führte mit ihm einen vertrauten, noch erhaltenen Briefwechsel, widmete ihm auch die Schriften über das Alter und
die Freundschaft und läßt ihn im dritten Buch über die Gesetze redend auftreten. Für Atticus' hohe wissenschaftliche Bildung und
schriftstellerische Thätigkeit sprechen viele ausdrückliche Zeugnisse der Alten; wir besitzen jedoch von seinen
teils lateinisch, teils griechisch abgefaßten Schriften (»De imaginibus eruditorum«, »Über CicerosKonsulat«, Briefe u. a.)
nichts mehr.
Seinem geschichtlichen Werk (einer chronologischen Übersicht der gesamten römischen Geschichte in Einem Buch, »Annalis«
genannt) wird Genauigkeit und Geschick in der Anordnung nachgerühmt. In der Philosophie folgte Atticus dem Epikur. Er starb 32 den
freiwilligen Hungertod, veranlaßt durch eine schmerzhafte Krankheit. SeinLeben von Cornelius Nepos ist
von dessen Lebensbeschreibungen die einzige, welche aus eigner selbständiger Kenntnis beruht und sich daher durch Inhalt und
Glaubwürdigkeit auszeichnet.
Vgl. Hulleman, Diatribe in T. P. Atticum (Utr. 1838, mit den Bruchstücken seiner Werke);
(spr. -tinji; im Mittelalter Attiniacum), historisch merkwürdiger Ort im franz. DepartementArdennen, an der
Aisne und der Ostbahn, mit (1876) 1820 Einw. Hier residierten
seit Chlodwig II. die fränkischen Könige;
(griech.), undurchbrochener, gegliederter Aufsatz über dem Hauptgesims eines Gebäudes, welcher zur Verdeckung
des Daches, zur Aufnahme von Statuen, Reliefs oder Inschriften dient. Die Gliederung der Attika besteht meist in einer leichten Pilasterstellung
mit zierlichem Gesims.
[* 87] Zwischen den Pilastern befinden sich oft vertiefte Felder. Sobald ein solcher Aufsatz
durchbrochen wird, entsteht eine Brüstung, ein Geländer. Die Attika findet sich vorzugsweise
am römischen Triumphbogen angewendet
(s. Tafel »Baukunst
[* 88] VI«,
[* 89] Fig. 7). In der Regel gibt man ihr nicht über ein Drittel der Höhe des von ihr
gekrönten Geschosses.
eine der acht Landschaften von Mittelgriechenland oder dem eigentlichen Hellas mit der Stadt Athen (s. die Karten
»Altgriechenland«
[* 90] u. »Umgebung
von Athen«),
grenzte im N. an Böotien, im W. an Megaris, im S. an den Saronischen Meerbusen, im O. an das Ägeische Meer und umfaßte
einen Flächeninhalt von nahezu 2200 qkm (40 QM.). Die Zahl der Einwohner
betrug in der blühendsten Zeit ca. 540,000 (darunter 400,000 Sklaven). Das Land bildet eine nach S. in das Meer auslaufende
Halbinsel, die mit weit ausgedehntem Küstengestade (daher Attika, »Küstenland«) an das von W. nach O. laufende Gebirge Kithäron
(jetzt Elateas, 1410 m) sich anschließt.
Mit diesem hängt, gegen S. ziehend, das attisch-megarische Grenzgebirge (jetzt Patera, im Altertum wahrscheinlich Ikarion
genannt, 1092 m), welches zuletzt nahe der Küste sich in zwei Hörnern ähnlichen Spitzen (Kerata) erhebt, zusammen; im O.
reiht sich der Parnes (jetzt Ozea, 1413 m) an den Kithäron an. Dieses Gebirge, an Höhe und Ausdehnung
[* 91] das
größte in Attika, war im Altertum dicht bewaldet und reich mit Wild, darunter Wildschweinen und Bären, besetzt; auf einem seiner
Gipfel stand eine Erzstatue des Zeus.
[* 92]
Von ihm aus zieht sich ein felsiger Höhenzug, der Ägaleos, nach SW., dessen höchste Erhebung, der InselSalamis gegenüber, 468 m beträgt (jetzt Skarmanga). Einzelne seiner Teile führten die Namen Korydallos und Pökilon. Er
scheidet die athenische Ebene (Pedias) von der eleusinischen. Südöstlich vom Parnes liegt der Brilettos (auch Pentelikon genannt, 1110 m),
der die Pedias (jetzt Mendeli) im NO. abschließt, durch seine unerschöpflichen Marmorbrüche eine Quelle
[* 93] des Glanzes und Reichtums für Athen.
Ein 4 km breites Thal
[* 94] trennt den Brilettos von dem durch seinen Honig berühmten Hymettos (jetzt Trelo-Vuni, 1027 m). Abgesondert
von diesen Hügelreihen erheben sich nordöstlich von Athen frei aus der Ebene zwei Berge, der Lykabettos im S. und der Anchesmos.
Die Südspitze von Attika endlich wird gebildet durch das Laurische Gebirge, das in die Vorgebirge Astypaläa
und Sunion (jetzt KapKolonnäs) ausläuft. Zu beiden Seiten, besonders aber gegen W., breiten sich mehrere.
Ebenen aus, in denen die Bergbäche zu Flüßchen sich vereinigen. Am bedeutendsten ist die erwähnte Pedias (»Blachfeld«),
die getreide- und ölreiche Ebene zwischen dem Hymettos und Korydallos, in welcher Athen liegt, vom Kephisos
und Ilissos spärlich bewässert. Eine andre dehnt sich im NW. zwischen dem Parnes und den »Hörnern« aus: das Gefilde von Eleusis
oder die Thriasische Ebene, ebenso kornreich und wohlangebaut wie die vorher genannte und bewässert durch den eleusinischen
Kephisos (jetzt Sarantapotamos), welcher auf dem Kithäron entspringt. Beide Ebenen bildeten die eigentliche Akte (Küstenstrich),
der man die Paralia oder die Südostküste und die Diakria im bergigen Norden
[* 95] des Landes entgegensetzte. Die Paralia wird von
dem Flüßchen Erasinos durchströmt, das auf dem Hymettos entspringt und sich unweit Brauron ins Meer
ergießt; zur Diakria gehört die kleine hochberühmte Ebene von Marathon, nordöstlich von Athen.
Attikas Boden besteht aus Kalkgebirge und ist leicht, etwas dürr und steinig. Dazu kommt Wassermangel, um das Land für den
Ackerbau ziemlich ungeeignet zu machen. Der Hymettos und der Pentelikon lieferten den trefflichsten Marmor, auch
¶