Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.
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ein fabelhafter Inselkontinent, welcher früher einen großen Raumteil des jetzigen Atlantischen Ozeans eingenommen haben soll. Die einzige Nachricht darüber finden wir bei Platon (im »Timäos« und »Kritias«),
der sich auf Solon und die Jahrbücher der ägyptischen Priester beruft. Nach Platons Erzählung soll die Insel nicht weit von den Säulen des [* 2] Herkules gelegen haben; sie war größer als Asien [* 3] und Libyen zusammengenommen, von Königen beherrscht, die mit Ägypten [* 4] und Griechenland [* 5] Kriege führten, und soll schließlich in einem Tag und einer Nacht versunken sein. Über die politische Verfassung und die Reichtümer der atlantischen Länder gibt Platon ziemlich ausführliche Berichte.
Aber kein einziger der mehr realistischen ältern Schriftsteller hat uns eine andre ursprüngliche Nachricht darüber hinterlassen, und von Strabon und Plinius wird die Wahrheit der Erzählung Platons bereits bezweifelt. Spekulationen der neuern Zeit, welche die Platonische Atlantis mit dem Midgard (s. d.) der nordischen Mythologie in Zusammenhang bringen (Rudbeck) oder jenes mächtige Reich im Norden [* 6] von Asien suchen (Bailly), verdienen nur insofern Erwähnung, als wir darin vielleicht interessante Wiederholungen des Platonischen Gedankengangs finden können. So viel ist sicher, daß schon in sehr früher Zeit die Mythen vom Atlas, [* 7] nach welchem die Insel benannt ist, vorzüglich an Vorstellungen über Völker und Länder im äußersten Westen anknüpften, und die Vorstellung, daß nach jener Richtung trotz des schroffen Abschlusses an den Säulen des Herkules die Welt wohl nicht zu Ende sei, konnte leicht in denkenden Köpfen entstehen.
Später mag die übertriebene Kunde von irgend einem Naturereignis mit jenen Spekulationen in Verbindung getreten sein, und Platon faßte diese Sage auf, um sie für seine ethischen und politischen Ideen zu verwerten. In derselben Weise hat seine Erzählung neuern Philosophen Dienste [* 8] geleistet, wenn es galt, spekulativen Gedanken, deren Ursprung und Begründung eigentlich aus anderm Gebiet zu suchen ist, einen realistischen Hintergrund zu geben. In neuerer Zeit ist die Hypothese von der zur Erklärung paläontologischer Verhältnisse benutzt worden.
Die große Anzahl von amerikanischen Pflanzentypen in der Miocänflora der Schweiz [* 9] veranlaßte Unger zur Aufstellung der Ansicht, daß der jetzige Atlantische Ozean früher festes Land gewesen sei, über welches hin die miocänen Pflanzen sich verbreitet haben. Heer hat diese Hypothese erweitert. Der ideale Umriß der den er in seiner »Flora tertiaria Helvetiae« gibt, stellt einen Kontinent dar so breit wie Europa [* 10] gerade in dem Teil des Atlantischen Ozeans, welcher jetzt der weiteste und tiefste ist.
Soll derselbe nun, wie die Hypothese fordert, bis ans Ende der Miocänperiode existiert haben, so muß er in verhältnismäßig kurzer Zeit außerordentlich schnell versunken sein. Dies spricht aber offenbar gegen die Hypothese, und außerdem haben Asa Grey und Oliver zu zeigen gesucht, daß die betreffenden Pflanzen viel wahrscheinlicher auf dem viermal längern Weg quer durch Amerika [* 11] und ganz Asien nach Europa gelangt seien. Sehr allgemein hat man die Sage von der Atlantis, wie schon Bircherod in seiner Abhandlung »De orbe novo non novo« (Altdorf 1685), in der Weise zu erklären versucht, daß man annahm, phönikische oder karthagische Handelsschiffe seien, durch Stürme und Strömungen verschlagen, an die amerikanische Küste gelangt und glücklich heimgekehrt.
Über den Versuch, die zur Erklärung der Eiszeit [* 12] zu benutzen, s. d.
Vgl. Rudbeck, Atlantica sive Mannheim [* 13] ^[richtig: Manheim], vera Japheti posterorum sedes ac patria (Ups. 1675-78, 3 Bde.);
Bailly, Lettres sur l'Atlantide de Platon (Par. 1779);
v. Hoff, Geschichte der durch Überlieferung nachgewiesenen natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche, Bd. 1 (Gotha [* 14] 1822);
Th. H. Martin, Études sur le Timée de Platon, Bd. 1 (Par. 1841);
[* 15] Ozean (hierzu Karte »Tiefenverhältnisse des [* 16] Atlant. Ozeans«),
derjenige Teil des Weltmeers zwischen dem nördlichen und südlichen Polarkreis, welcher zwischen den Festländern von Amerika, Europa und Afrika [* 17] liegt und südlich vom Kap Horn durch den Meridian dieses Kaps gegen den Stillen Ozean, südlich vom Kap der Guten Hoffnung durch den Meridian des letztern Kaps gegen den Indischen Ozean abgegrenzt wird. Danach bedeckt der Atlantische Ozean einen Flächenraum von 79,721,274 qkm (1,447,820 QM.), wobei die zahlreichen Mittelmeere und Randmeere (Nordsee etc.) nicht eingerechnet sind. Humboldt hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß der Atlantische Ozean wesentlich die Gestalt eines großen Längenthals habe und zwar, wie er bemerkt, eines solchen, welches durch einen Strom aus SW. gebildet worden sein könnte. Die aus- und einspringenden Winkel [* 18] der Thalwände (Kap San Roque und der Meerbusen von Guinea, Kap Verde und der Meerbusen von Mexiko) [* 19] und die einander parallele Richtung der Küsten, welche die ¶
vorzugsweise nach den Lotungen der Gazelle und des Challenger, 1873-1876.
Zum Artikel »Atlantischer Ozean«. ¶
Verbindungslinien dieser Punkte bilden, entsprechen auch wirklich in auffallendem Maß diesem Bilde. Trotzdem kann uns dasselbe doch als nichts weiter gelten als eine anziehende Art, sich die allgemeine Küstengestaltung dieses Ozeans einzuprägen. Hierzu wird noch weiter die Angabe förderlich sein, daß die kürzeste Entfernung der beiden gegenüberliegenden Küsten sich nahe dem Äquator befindet (etwa Sierra Leone nach Kap San Roque) und dort von NO. nach SW. 943 km beträgt, eine Entfernung, welche mit der von Havre [* 22] nach Moskau [* 23] übereinstimmt.
Die Tiefenverhältnisse des Atlantischen Ozeans sind in jüngster Zeit so weit erforscht, daß es möglich geworden ist, ziemlich anschauliche Tiefenkarten danach zu entwerfen (s. Karte). Aus denselben ergibt sich die Existenz eines im allgemeinen dem Verlauf des Längenthals folgenden Rückens in der Mitte, welcher das Nördliche mit dem Südlichen Eismeer verbindet, und auf welchem kaum irgendwo mehr als 3000 m Tiefe angetroffen wird. Die vulkanischen Inseln der Azoren, St. Paul, Ascension, Tristan da Cunha gehören dieser Bodenerhebung an. Zwischen derselben und dem alten Kontinent zieht sich eine Rinne hin, welche ihre größte Tiefe im nördlichen Atlantischen Ozean mit über 6000 m westlich von den Kanarischen Inseln, im südlichen Atlantischen Ozean mit über 5000 m östlich von St. Helena erreicht (vgl. die Tabellen der größten Tiefen im Art. »Meer«). An flachen Stellen ist auf dieser östlichen Seite (außer der Großbritannien [* 24] und Irland tragenden Nordseebank, welche als nordwesteuropäischer Kontinent in posttertiärer Zeit gelten darf) als besonders merkwürdig die Bodenerhebung im SW. von Kap Vincent zu nennen.
Auf derselben wurde 1876 durch das amerikanische Schiff [* 25] Gettysburg in 36° 30° nördl. Br. und 11° 37' westl. L. v. Gr. eine Untiefe von 55 m entdeckt und nach dem Kommandanten des Schiffs Gorringebank benannt. Eine andre flache Bank von 90-150 m Tiefe wurde Ende 1883 nördlich der Kanarischen Inseln in 31° 10' nördl. Br. und 13° 30' westl. L. bei den behufs Kabellegung gemachten Auslotungen des Dampfers Dacia gefunden und nach diesem Daciabank genannt. Die westliche Seite des nördlichen Atlantischen Ozeans weist zwischen den Bermudas und St. Thomas Tiefen über 7000 m auf, in nahe derselben Breite, [* 26] in welcher sich weiter östlich ein breites Plateau und die schon 1854 von Bergmann gefundene Bodenerhebung Dolphin Rise oder Azorenrücken (1-3000 m) befinden.
Auch im N. von den Bermudas finden sich große Tiefen über 6000 m und bemerkenswerte schroffe Übergänge in den Tiefenverhältnissen. Die größten bis jetzt im Atlantischen Ozean gefundenen Tiefen wurden nördlich von Puerto Rico von dem amerikanischen Schiff Blake gelotet, nämlich 8341 m in 19° 39' nördl. Br. und 66° 26' westl. L. und 7723 m in 19° 30' nördl. Br. und 66° 12' westl. L. Die Vlämische Kappe am Ostabhang der Neufundlandbank mit Böschungswinkeln bis zu 29° scheint ihre Entstehung erratischen Anhäufungen zu verdanken, welche hier von den schmelzenden Eisbergen niederfallen.
Ebenso wird auf der Ostseite des Ozeans der von Schottland nach den Faröern sich erstreckende Rücken (400-500 m Tiefe) als die Endmoräne einer ausgebreiteten Vergletscherung angesehen. Eine auffällig steile Bodenerhebung, welche aber 1145 m unter Wasser bleibt, ist inmitten dieses Teils des Atlantischen Ozeans aufgefunden, die Faradayhügel in 49° 40' nördl. Br. und 29° 10' westl. L. Die steilen Böschungen dieser Bodenerhebung (bis zu 35°) deuten auf eine gewaltsame unterseeische Hebung [* 27] an jener Stelle. Auch der südliche Atlantische Ozean hat ein
[* 15] ^[Abb.: Fig. 1. Durchschnitt durch den Nordatlantischen Ozean von Gibraltar [* 28] über Madeira, [* 29] Azoren, Bermudas bis New York. Nach Messungen des Challenger vom Januar bis Juli 1873. Länge und Tiefe 1308:1.]
[* 15] ^[Abb.: Fig. 2. Durchschnitt durch den Südatlantischen Ozean von der La Plata-Mündung über Tristan da Cunha bis zum Kap der Guten Hoffnung. Nach Messungen des Challenger im Oktober 1873 und März 1876. Länge und Tiefe 1200:1.] ¶
westliches tiefes Becken, welches bei der Insel Trinidad über 6000 m Tiefe erreicht, und dessen südliche Erstreckung noch genauerer Feststellung bedarf. Im N. ist dasselbe durch eine Bodenerhebung abgesperrt, welche, dem Amazonenstrom [* 31] vorliegend, geringere Tiefen als der atlantische Rücken aufweist und nach O. in den letztern übergeht. Die mittlere Tiefe des Atlantischen Ozeans ist danach zu 3680 m berechnet (nördlicher atlantischer Ozean 3810 m, südlicher atlantischer Ozean 3590 m). Die Profile [* 30] Fig. 1 und 2 stellen nach Messung des Challenger zwei Durchschnitte von O. nach W. durch den nördlichen und südlichen Atlantischen Ozean dar. Die Längen und Tiefen konnten in denselben natürlich nicht in gleichem Verhältnis gegeben werden. Das Profil durch den südlichen Teil der Faradayhügel [* 30] (Fig. 3), obwohl nicht durch die flachste Stelle (1145 m) gelegt, kommt der richtigen Auffassung dieser Verhältnisse zu Hilfe; in demselben ist die steilste Bodenansteigung des Atlantischen Ozeans nach Länge und Tiefe in einheitlichem Maßstab [* 32] dargestellt.
Über die Temperatur des Oberflächenwassers geben die beiden Temperaturkärtchen für die wärmsten und kältesten Monatsmittel, August und Februar, [* 30] (Fig. 4) Aufschluß (nach Mohns »Meteorologie«). Man erkennt auf denselben, wie der südliche Atlantische Ozean eine relativ gleichmäßige Abnahme der Temperatur vom Äquator polwärts aufweist, sowohl im Sommer als im Winter. Der nördliche Atlantische Ozean dagegen wird in hohem Grad einerseits von dem Kontinentalklima der großen Kontinente (erwärmend im Sommer, abkühlend im Winter), anderseits von den beständigen Meeresströmungen [* 33] das ganze Jahr hindurch beeinflußt.
Der Einfluß der Kontinente gibt sich an den großen Veränderungen der Temperaturlinien vom Sommer zum Winter in der Nähe der Küsten kund, der der Strömungen zeigt sich in beiden Jahreszeiten [* 34] in der Ausbreitung des warmen Wassers (über 20° C.) im Westen des Ozeans und in der gleichzeitigen Ausbiegung aller Isothermen unter 20° nach den Polen zu auf der Ostseite desselben. Diese Ausbiegung wird besonders auffallend im Winter, wo das Wasser an den Küsten abgekühlt ist, im nördlichen Teil des nördlichen Atlantischen Ozeans. Es machen sich dort Scheitelpunkte dieser Temperaturlinien (10, 5, 0°) kenntlich, deren Verbindungslinie, von SW. nach NO. verlaufend, als die Wärmeachse einer in das Nördliche Eismeer hineinsetzenden warmen Drift bekannt ist. Über die Tiefentemperaturen des Atlantischen Ozeans s. Meer.
Das Stromsystem des Atlantischen Ozeans läßt sich seiner Entstehung nach in der Hauptsache auf die regelmäßigen Luftströmungen und die Konfiguration der Küsten zurückführen. Der Nordostpassat und der Südostpassat rufen je einen nach W. gerichteten Äquatorialstrom hervor, von denen der südliche, stärkere (häufig allein schlechthin als Äquatorialstrom bezeichnet) vom Golf von Guinea nahe am Äquator auf Kap San Roque zu gerichtet ist, während der nördliche, schwächere (entsprechend dem schwächern und weiter nordwärts verschobenen Nordostpassat) zwischen dem Wendekreis und 10° nördl. Br. auf die Antillen zu läuft. Der südliche Äquatorialstrom spaltet sich beim Kap San Roque in die südwärts gerichtete brasilische und die nordwestlich der Küste folgende Guayanaströmung. Die letztere kann als die
[* 30] ^[Abb.: Fig. 3. Profil durch den südlichen Teil der Faradayhügel 1:143,000. (Tiefe und Länge in gleichem Maßstab.)]
^[Abb.: Fig. 4. Temperatur der Meeresoberfläche im Februar (in Celsiusgraden). - Temperatur der Meeresoberfläche im August (in Celsiusgraden).] ¶
eigentliche Fortsetzung des Äquatorialstroms bezeichnet werden, sie fließt mit gesteigerter Geschwindigkeit nach dem Karibischen Meer zu, in welches sie bei der Insel Trinidad als karibische Strömung eintritt. Zwischen beiden Äquatorialströmen (etwa 4-8° nördl. Br.) findet sich, nach O. gerichtet, der Guinea- oder Äquatorialgegenstrom, von höherer Temperatur und oft gleicher Geschwindigkeit wie der Äquatorialstrom. Derselbe macht sich von W. her um so eher bemerklich, je weiter der Nordostpassat und mit ihm der nördliche Äquatorialstrom nach N. rückt. Im Sommer beginnt er daher schon in 45°, im Winter erst in ca. 25° westl. L. v. Gr. Der Guineastrom erreicht die afrikanische Küste etwa bei Sierra Leone und der Küste von Liberia, [* 36] nimmt dann eine südöstliche Richtung und größere Geschwindigkeit an und erreicht sein Ende in etwa 2° nördl. Br. vor der Bucht von Biafra. In der Nähe vom Kap Palmas hat der Guineastrom den Charakter einer lokalen Küstenströmung und weist stellenweise Geschwindigkeiten auf bis zu 100 Seemeilen in 24 Stunden. Die Geschwindigkeiten dieser äquatorialen Strömungen im offenen Ozean lassen sich aus folgender Zusammenstellung entnehmen:
Nördl. Äquatorialstrom | Südl. Äquatorialstrom | Äquatorialgegenstrom | |
---|---|---|---|
Östlich vom Meridian von Greenwich | - | 12-17 | 14-26.5, im Sommer am stärksten |
0-25° westl. Länge | - | 12-26 | |
25-45° westl. Länge | 10-15 | 25-16 | 3-10, je nach den Jahreszeiten |
45-60° westl. Länge | 16-21 | 25-62 | - |
Das Stromsystem des südlichen Atlantischen Ozeans setzt sich zusammen aus folgenden Strömungen:
1) Der brasilische Küstenstrom scheint, wie aus den Wassertemperaturen zu schließen, über den La Plata hinaus der Küste zu folgen. Von dort lenken die Westwinde immer mehr Wasser nach O. ab.
2) Die kalte Kap Horn-Strömung, welche, nach NO. fließend, sich mit dem von NW. herkommenden warmen Wasser unter dem Einfluß der vorherrschenden Westwinde zu einer östlichen Drift vereinigt. Das Zusammenströmen polaren und äquatorialen Wassers gibt Anlaß zu den zwischen 45 und 55° südl. Br. sowie 25 und 40° westl. L. häufig beobachteten schroffen Temperaturabgrenzungen an der Meeresoberfläche. Man hat dort wiederholt Temperaturunterschiede an der Oberfläche von 10° innerhalb 20 Seemeilen Entfernung angetroffen.
3) Die westafrikanische Strömung. Östlich von der Kap Horn-Strömung ziehen vom Südlichen Eismeer her kalte Gewässer nach N. (antarktische Drift), welche später dem Lauf der afrikanischen Küste folgen. Diese Strömung geht dann in den südlichen Äquatorialstrom über und läßt in der Nähe des Äquators als kalter Strom die Grenzen [* 37] des sehr warmen Guineastroms um so schärfer hervortreten.
Das Stromsystem des nördlichen Atlantischen Ozeans bildet noch deutlicher als das des südlichen einen geschlossenen Kreislauf. [* 38] Der aus den Äquatorialströmen hervorgehende Golfstrom (s. d.) und die mit ihm zusammenhängende östliche Drift sind an sich kräftiger und auch bei weitem genauer erforscht als die Verhältnisse des südlichen Atlantischen Ozeans. Für diese östliche Drift kann Kap Finisterre als Scheidepunkt gelten, denn es läßt sich ein Oststrom an der Nordküste und ein Südstrom an der Westküste der Iberischen Halbinsel verfolgen.
Der erstere umkreist die Bucht von Viscaya und tritt aus derselben als Rennellströmung nach NW. aus. Die starken Gezeitenströmungen vor dem englischen Kanal [* 39] lassen diesen Strom als sehr unsicher erscheinen. Der Südstrom an der Küste Portugals ist namentlich bei Nordwinden stark ausgeprägt, er geht in den nordafrikanischen Südstrom über, welcher den größten Teil des Jahrs bis zu 15° nördl. Br. zu verfolgen ist. Ein Zusammenhang desselben mit der Guineaströmung ist zweifelhaft.
Auf der Ostseite des nördlichen Atlantischen Ozeans allein tritt ein polarer Strom auf: der Labradorstrom, welcher seinen Ursprung aus der Davisstraße (nicht von Ostgrönland) herleitet und südlich von Neufundland im rechten Winkel auf den hier östlich gerichteten Golfstrom stößt. Ein weiteres Südwärtsfließen dieses Polarstroms als Unterstrom wird gefolgert aus dem Eintritt tief gehender Eisberge in den Golfstrom. Dieselben werden aber schnell von dem warmen Wasser aufgezehrt, und der Strom läßt sich nicht weiter nachweisen. Wie weit er alleinige Ursache des zwischen dem Festland und dem Golfstrom beobachteten kalten Wassers ist, wird noch näher festzustellen sein (vgl. Golfstrom).
Zu den bemerkenswerten Eigentümlichkeiten des Atlantischen Ozeans gehört die Sargassosee, welche sich inmitten des nordatlantischen Stromsystems in dem ruhigen und warmen Gebiet zwischen 25 und 35° nördl. Br. von den Bahamainseln bis zu den Azoren hinüber erstreckt. Über diesen Meeresteil herrschen überall während eines Teils des Jahrs, teilweise das ganze Jahr hindurch, Stillen und leichte Winde. [* 40] Hier trifft man, bald zerstreut und ganz vereinzelt, bald dicht aneinander in Feldern oder langen Streifen, schwimmendes Seegras (s. Sargassum).
Die Farbe des Sargassotangs ist gelblichgrün bis braun und kontrastiert anmutig landschaftlich belebend gegen den hier wunderbar blauen Ozean. Nirgends bieten diese Tange der Schiffahrt irgend welche Hindernisse, dagegen bergen sie ein reiches Tierleben. Wenn man die Pflanze aus dem Wasser fischt, so hat man ein formloses, dichtes Gewirr von Tang, dessen untere Zweige stark von kalkiger Inkrustation überzogen sind, und in welchen es von sehr kleinen Krabben, Muscheln [* 41] und andern Seegeschöpfchen wimmelt.
Die Erdbebenregion des Atlantischen Ozeans in der Nähe des Äquators ist ein merkwürdiges Rätsel. Namentlich zwischen 18. und 21 westl. L. v. Gr., unmittelbar südlich vom Äquator, sind von einer großen Anzahl von Schiffen Anzeichen vulkanischer Thätigkeit, Rauchwolken über dem Wasser (Krusenstern 1806), entfärbtes Wasser, Brandung, Erschütterungen wie bei einer Grundberührung, beobachtet worden; jedoch hat die Durchforschung dieser Gegend in Bezug auf Tiefen und Wassertemperatur niemals einen Anhalt [* 42] gegeben für Zurückführung dieser Berichte auf einen wirklich dort vorhandenen Herd vulkanischer Erscheinungen.
Weiter nördlich, bis 28° nördl. Br. und 58 westl. L. v. Gr., sind solche Erscheinungen ebenfalls berichtet. Ein großer Teil dieser Meldungen mag bedeutend übertrieben sein oder auf Täuschung beruhen; jedoch wird man sie in ihrer Gesamtheit so weit acceptieren müssen, daß man ihr Vorhandensein in der Nähe der vulkanischen Insel St. Paul als bestehend anzunehmen hat. Das neueste englische Werk über den südlichen Atlantischen Ozean (Findlay 1883) gibt unter »Vulkanischer Region« nicht weniger als 30 geographische Positionen an ¶
(zwischen 7° nördlicher und 3° 30' südl. Br. und von 29° 20' bis 12° 20' westl. L. v. Gr.) für dergleichen Berichte. Das Gebiet des Atlantischen Ozeans zeichnet sich aus durch die symmetrische Verteilung der Windverhältnisse. Ein Windstillengürtel (Äquatorialkalmen) im Juli zwischen 10 und 15° nördl. Br., im Januar zwischen dem Äquator und 5° nördl. Br. trennt die Regionen der regelmäßigen Nordost- und Südostpassate. Der Nordostpassat wird im N. durch den Kalmengürtel des Krebses abgegrenzt, welcher im Winter in etwa 30°, im Sommer noch nördlicher liegt, ein Gürtel [* 44] hohen Luftdrucks, auf dessen Nordseite die vorherrschend westlichen Winde der gemäßigten Zone wehen.
Diese letztern haben, namentlich im Sommer, im W. eine südwestliche, im O. eine nordwestliche Richtung, während der Passatwind auf der Ostseite mehr nördlich, auf der Westseite des Ozeans mehr östlich gerichtet ist. Man erhält so im großen und ganzen das Bild eines Windkreislaufs, in dessen Zentrum die Azorengruppe liegt, übereinstimmend mit dem Kreislauf der Meeresströme dieses Ozeans. Südlich vom Äquator weht der Südostpassat mit noch größerer Stärke [* 45] und Regelmäßigkeit als der Passat im N. Im O. ist er von Kapstadt, [* 46] im W. von Rio de Janeiro [* 47] ab bemerkbar. Im nördlichen Sommer, wenn der Kalmengürtel nach N. gewandert ist, weht dieser Passat als Südwind über den Äquator fort und nimmt unter dem Einfluß des afrikanischen Kontinents im O. sogar eine südwestliche Richtung an. Man nennt ihn dann Südwestmonsun.
Südlich von dem Windstillengürtel des Steinbocks sind wieder westliche Winde vorherrschend und zwar im westlichen Teil des Ozeans Nordwestwinde, die im südlichen Sommer an der Ostküste Amerikas sogar nördlich und nordöstlich werden, im östlichen Teil Südwestwinde, so daß sich auch auf der südlichen Hemisphäre ein gewisser Kreislauf des Windes, dem der nördlichen Halbkugel entgegengesetzt gerichtet, den hier herrschenden Meeresströmungen entsprechend ausprägt.
Diesen Wind- u. Stromverhältnissen entsprechend, läuft der Kurs derjenigen Segelschiffe, welche den Atlantischen Ozean von N. nach S. zu passieren haben, im allgemeinen im nördlichen Atlantischen Ozean auf der östlichen Seite und jenseit des Äquators, nahe der brasilischen Küste entlang, bis sich auf der Breite von Rio de Janeiro der Weg um das Kap Horn von dem um das Kap der Guten Hoffnung abzweigt. Die nordwärts segelnden Schiffe [* 48] dagegen suchen, vor dem Südostpassat laufend, die westliche Seite der Region des Nordostpassats auf und verfolgen, wenn nach Europa bestimmt, den letzten Teil ihres Wegs mit Hilfe der westlichen Winde des nördlichen Atlantischen Ozeans.
Da das nördliche Becken des Atlantischen Ozeans im O. von den bedeutendsten Industriestaaten Europas, im W. von dem großen nordamerikanischen Kontinent begrenzt wird, welcher als Folge wie als Ursache eines unablässig in gewaltigen Dimensionen ihm zufließenden Menschenstroms seine jährlich wachsende Überproduktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen der Alten Welt zuzuführen bestrebt ist, so hat sich hier ein Verkehr entwickelt, dem der keines andern Meeresraums gleichzustellen ist. Am deutlichsten läßt sich die Lebhaftigkeit des Handelsverkehrs aus den bestehenden Dampferlinien erkennen: 9 englische, 4 deutsche und je 1 französische, holländische und belgische Dampferlinie vermitteln den Eilverkehr zwischen Europa und Nordamerika. [* 49]
Nach Westindien [* 50] und Mittelamerika gehen 3 englische, 2 deutsche, je 1 französische und spanische Linie, nach Südamerika [* 51] 5 englische, 3 deutsche, 2 französische, 1 italienische. Dazu kommen noch 4 Dampferlinien der Union und 2 Brasiliens. Auf der afrikanischen Seite ist der Verkehr allerdings viel geringer, hier sind es nur die immer noch wirtschaftlich verhältnismäßig wenig bedeutenden Besitzungen europäischer Staaten, welche überhaupt den Verkehr fördern; daher läuft hier nur je eine englische, französische, deutsche und portugiesische Dampferlinie nach der eigentlichen Westküste, während noch drei andre englische das britische Südafrika [* 52] (Kapstadt) aufsuchen.
Welche hervorragende Stellung der Atlantische Ozean aber als Verkehrsvermittler unter allen Meeren einnimmt, das erhellt aus der Betrachtung der Zahl der Schiffe, welche an seinen Küsten ihre Heimatshäfen haben. Von dem Schiffspark aller seefahrenden Völker der Erde, den man auf 142,500 Schiffe mit 20,400,000 Ton. berechnet hat, entfallen auf die atlantischen Staaten nicht weniger als 61,700 Schiffe mit 14,559,600 T., also nahe an drei Viertel des gesamten Tonnengehalts.
Europa allein besaß 1880 in seinen an der Nordsee und den Küsten des Atlantischen Ozeans gelegenen Häfen nicht weniger als 28,768 Schiffe mit einem Gehalt von 10,088,197 T. Sollten die Hoffnungen, welche man auf den Panamakanal setzt, sich erfüllen und diese Wasserstraße auch den größten Dampfern die Durchfahrt vom Atlantischen zum Stillen Meer ermöglichen, so müßte sich naturgemäß der direkte Handel zwischen diesen beiden Meeren bedeutend erhöhen und die Schmälerung, welche die Durchstechung der Landenge von Suez dem atlantischen Verkehr brachte, auf Kosten des Mittelmeers [* 53] u. Indischen Ozeans mehr als ausgeglichen werden. Vgl. Dampfschiffahrt.
Wurden aber durch Errichtung schneller Postdampferlinien die Entfernungen von der Alten zur Neuen Welt in überraschender Weise abgekürzt, so genügte den immer engern Beziehungen, in welche beide Erdteile zu einander traten, bald auch diese Art der Verbindung nicht mehr. An die Stelle des Gedankenaustausches von Tagen und Wochen mußte der von Minuten und Stunden treten. Das geschah durch den unterseeischen Telegraphen. [* 54] Seitdem 1866 das erste Kabel von Valentia in Irland nach Heart's Content in Neufundland vollendet wurde, ist man unablässig thätig gewesen, diese Verbindung zu vervollkommnen.
Jetzt ist die telegraphische Verbindung Europas mit dem nördlichen Amerika durch sieben selbständige Kabel der zu einer einzigen Gesellschaft verschmolzenen amerikanischen und englischen Gesellschaften gesichert. Dazu kommt das französische Kabel Brest-New York; Deutschland [* 55] hat sich seit 1882 durch sein direktes Kabel Greestiel ^[richtig wohl: Greetsiel]-(Emden-) Valentia-New York von dem guten Willen der Engländer frei gemacht. Zur Verbindung Europas mit Südamerika wurde 1874 die wichtige submarine Linie vollendet, welche von Lissabon [* 56] über Madeira und die Kapverdischen Inseln nach Pernambuco [* 57] in Brasilien [* 58] führt. Die ganze Ostküste von Südamerika ist von Kabeln besäumt, die in Verbindung mit den durch zahlreiche kleine Stränge aneinander geketteten westindischen Inseln stehen, welche wiederum mit Mittelamerika und den Vereinigten Staaten [* 59] verbunden sind. So ist die telegraphische Verbindung der atlantischen Küsten des Westens mit Europa überall hergestellt.
Vgl. »Atlas des Atlantischen Ozeans«, 36 Karten, die physikalischen Verhältnisse und die Verkehrsstraßen darstellend (hrsg. von der deutschen Seewarte, Hamb. 1882);
Sir W. Tomson, Voyage of the Challenger.
The Atlantic (Lond. 1877, 2 Bde.); Findlay, ¶
North Atlantic Ocean. Memoir etc. (14. Ausg.) und »South Atlantic Ocean. Sailing directory« (9. Ausg., das. 1883).
[* 7] in der griech. Mythologie Sohn des Titanen Iapetos und der Klymene, Bruder des Menötios, Prometheus und Epimetheus. Er heißt bei Homer »der Unheilsinnende, der des ganzen Meers Tiefen kennt und die großen Säulen unter Aufsicht hat, welche Erde und Himmel [* 61] auseinander halten«. Bei Hesiod hält er, von Zeus [* 62] gezwungen (nach späterer Sage zur Strafe für seine Beteiligung am Titanenkampf), stehend den breiten Himmel auf dem Haupt und den unermüdlichen Händen, am westlichen Ende der Erde, wo Tag und Nacht sich begegnen, in der Nähe der Hesperiden.
Von der Okeanide Pleione ist er Vater der Plejaden und von Äthra der Hyaden; bei Homer heißt auch die Nymphe Kalypso seine Tochter, und die Spätern lassen von ihm und der Hesperis die Hesperiden stammen. Zu ihm flüchtet Amphitrite vor Poseidon. [* 63] Mit der erweiterten Kenntnis des Westens versetzten die Griechen, anknüpfend an einheimische Sagen von einem himmeltragenden Berg, den Sitz des Atlas an das gleichnamige Gebirge in Afrika; spätere Vorstellung machte ihn zum herdenreichen König und Besitzer der Hesperidengärten und ließ ihn wegen seiner Ungastlichkeit von Perseus [* 64] durch den Anblick des Medusenhaupts zum Gebirge versteinern. Auch Herakles [* 65] kam zum Atlas und nahm ihm, wie eins der Metopenreliefs vom Zeustempel in Olympia zeigt, einen Augenblick die Himmelslast ab. Auf Bildwerken erscheint er den Himmel oder, als die Vorstellung von der Kugelgestalt der Erde aufkam, diese Kugel tragend. Unter den plastischen Darstellungen dieser Art ist der Farnesische der bekannteste.
Atlas (Mehrzahl: Atlanten) ist auch die allgemein gebräuchlich gewordene Benennung einer Sammlung von Himmels-, Land- oder Seekarten, von Städtegrundrissen, Kupferstichen, anatomischen, chirurgischen, pathologischen, technischen Abbildungen etc. Dieselbe wurde zuerst von Mercator im 16. Jahrh. für seine Landkartensammlung gebraucht, auf deren Titel Atlas als Träger [* 66] der Himmelskugel abgebildet war (s. Landkarten). [* 67] - In der Baukunst [* 68] heißen Atlanten herkulische Männergestalten, welche an Gebäuden anstatt der Säulen oder Pilaster zum Tragen der Vorsprünge, Gesimse etc. oder des Gebälks angebracht sind (vgl. Karyatiden). [* 69]
Bei den Griechen zieht der kräftigere und ernstere dorische Stil diese Atlanten oder Telamonen (»Träger«) den weiblichen Karyatiden vor, welche der ionische Stil liebt. Anwendung fanden sie wohl zuerst in den Hypäthraltempeln (s. d.). Auch die römische Baukunst, die Renaissance und Barockzeit und die moderne Architektur wenden die Atlanten in Gestalt von ganzen und halben Figuren, z. B. als Träger von Balkonen, in oft veränderter, ja verunstalteter Form an. - In der Anatomie heißt der erste Halswirbel, s. Wirbel und Tafel »Skelett [* 70] II«.
[* 7] das Gebirgssystem des nordwestlichen Afrika (s. Karte »Algerien [* 71] etc.«),
bildete die schon von Homer und Herodot erwähnte westlichste Grenze der den Alten bekannten Erde. Bei der mächtigen, schroffen Erhebung seiner schneebedeckten Gipfel über verhältnismäßig schmaler Basis erschien der den Schiffern des westlichen Ozeans als massige, hohe Säule, welche die Feste des Himmels trug. Die Sagen von Perseus und Herakles knüpfen schon an ihn an; aber bis in die Römerzeit reichen die Erzählungen, die Fabelhaftes mit Wahrem vermischen.
Den arabischen Geographen schien der gebirgige Nordwestvorsprung Afrikas als eine von den Fluten des Mittelländischen Meers und des Atlantischen Ozeans im N., von den Ebenen der Wüste im S. umschlossene und von der übrigen Welt abgeschiedene Insel, die sich dem andalusischen Gebirgsland Al Garb gegenüber erhebt, als der äußerste Westen (Magreb el Aksa); anderseits aber haben die arabischen Geographen den Begriff des Atlasgebirges unnatürlich nach O. hinaus erweitert.
Nach heutigem Begriff reicht das Atlassystem vom Kap Nun in Marokko bis zum Kap Bon in Tunis. Die durch das ganze Atlassystem auf eine Länge von fast 2200 km herrschende Richtung ist die aus SW. nach NO., welche im weitern Verlauf in die aus WSW. nach ONO. übergeht. Was die geologische Beschaffenheit angeht, so tritt das kristallinische Gebirge nur am Nord- und Südrand und vereinzelt inselförmig im Innern auf. Die wesentlichsten Bildungsglieder des Atlas sind die silurische und devonische Formation, Jura, Kreide, [* 72] Nummulitengebirge und die jüngere Tertiärformation. [* 73]
Der Atlas ist reich an Mineralprodukten, die indessen noch wenig ausgebeutet werden; man gewinnt Eisen, [* 74] Blei, [* 75] Kupfer, [* 76] Steinsalz und Marmor. Die höchsten Gipfel des Atlas, namentlich in Marokko, sind im Winter mit Schnee [* 77] bedeckt; doch reicht keiner bis an die Grenze des ewigen Schnees heran. Eigentliche Gletscherbildung fehlt, Hooker hat aber 1871 alte Moränen und Zeichen der Eiszeit im marokkanischen Atlas nachgewiesen. Die Bezeichnung »hoher, großer, kleiner Atlas« ist eine von den Franzosen in Umlauf gebrachte, der keinerlei thatsächliche Verhältnisse entsprechen.
Die Bewohner des Atlas nennen das Gebirge Idrar-n-Deren. Die Hauptkette des Atlas hebt in Marokko an und bildet einen über 50 km langen, ununterbrochenen Rücken von 3650 m Höhe, aus dem 4-5 isolierte Piks noch 150-240 m über das Kammniveau emporragen, so daß man den Kulminationspunkt des Atlas auf höchstens 3900 m veranschlagen kann. Das Gebirge erhebt sich rasch über die reichbewässerten und angebauten Vorstufen von Fes, Mekines und Marokko, so daß man nirgends mehr als drei Tagereisen braucht, um vom nördlichen Gebirgsfuß durch felsige Schluchtenthäler zu den Pässen hinauf und über steile Meeresklippen jenseits hinab zu den Steppen der Sahara zu gelangen.
Ja, von Marokko nach Tarudant im S. beträgt die ganze Breite des Gebirges nur 30 km, und man braucht bloß 3¼ Stunden zum Ersteigen des Passes von etwa 1100-1500 m Höhe über dem Gebirgsfuß. Der bedeutendste Gebirgsstock des Atlas ist der Dschebel Aischin, der die dreifache Wasserscheide zwischen Mittelmeer, Atlantischem Ozean und Saharagebiet bildet. Östlich davon geht der in ein bis 170 km breites Hochplateau über, dessen Nordgrenze nicht scharf markiert ist, dessen Südgrenze aber der Dschebel Amur und Dschebel Aurês bezeichnen.
Alle Pässe (als solche sind besonders zu nennen: der Paß [* 78] Bidauan, Tisint el Rint) sollen den Charakter von leicht zu verteidigenden Steilklüften tragen;
doch sind sie zum Teil länger, da gegen NO. das Gebirge durch Auftreten paralleler Ketten und Plateaubildungen breiter wird.
Diese Plateaubildungen gehen allmählich in eine vollständige Hochebene über, deren Ränder fast ununterbrochen mit Randgebirgen oder einzelnen Bergen [* 79] besetzt sind, während das Innere sich kesselförmig senkt und die Bildung beträchtlicher Hochlandseen, wie der Sebcha Tigri und des Schott el Gharbi, befördert. Hier schließt sich nun nach O. zu der algerische Atlas an, der weit besser als der marokkanische bekannt ist. In Algerien steigt das Gebirge hinter Blida steil in die Höhe, einen pittoresken Anblick gewährend. Seiner Form nach an den Harz erinnernd, unterscheidet es sich von diesem durch ¶