Demokratie, und starb 456 in
Gela, dessen Bewohner ihm ein prächtiges
Grabmal errichteten. Die
Athener aber ehrten später
sein Andenken durch
Aufstellung einer
Bildsäule im
Theater
[* 2] und durch den Volksbeschluß, daß ihm bei jeder Aufführung seiner
Stücke wie einem
Lebenden der Siegeskranz geweiht werden solle. Äschylos ist der eigentliche Begründer der
attischen
Tragödie, die dann durch
Sophokles ihre Vollendung erhielt, indem er durch Einführung eines zweiten Schauspielers
den eigentlichen dramatischen
Dialog schuf und diesen durch allmähliche Beschränkung der lyrischen Chorpartien zum Hauptteil
der
Dichtung machte.
Auch den szenischen
Apparat schuf er teils neu, teils vervollkommte er ihn; teils sorgte er für die
Ausstattung
der
Bühne durch Dekorationsmalerei und
Maschinerie, teils führte er für die
Schauspieler die
Charaktermasken ein und gab ihnen
durch reiche Kostümierung, den hohen
Kothurn, Haaraufsätze und andre
Mittel ein über das Gewöhnliche hinausgehendes Ansehen.
Wie es scheint, dichtete er seine
Trilogien so, daß sie entweder einen vollständigen Mythenkreis umfaßten,
oder verschiedene
Sagen durch teils ethische, teils mythische Beziehung verbanden; auch die sich anschließenden Satyrdramen
standen mit den
Tragödien in innerm Zusammenhang.
Sein Hauptcharakter liegt im
Pathos und in der Erhabenheit, die sich nicht selten bis zum
Furchtbaren und Schrecklichen steigert.
Der
Kampf, in welchem der
Mensch seine
Freiheit gegen die Übermacht des unerbittlich waltenden
Schicksals
geltend macht, ist kaum irgendwo so ergreifend und großartig geschildert wie in seinen
Dichtungen. Der
Plan derselben ist
durchweg äußerst einfach; von einer Schürzung und
Lösung des tragischen
Knotens ist kaum die
Rede. Die
Charaktere sind mit
wenigen kühnen und starkenZügen entworfen: lauter riesengroße Gestalten.
Diesem
Maß der
Handlung und
Personen entsprechend, dehnt der Dichter auch die
Sprache
[* 3] ins
Gigantische aus; sie erscheint groß
und streng, voll majestätischen Wortpompes; oft enthält sie schroffe
Zusammensetzungen, im
Lyrischen seltsame Verschlungenheit
der Wortfügungen, wodurch das Verständnis erschwert wird. Seine
Bilder sind nicht selten von äußerster
Seltsamkeit, ermangeln aber nicht jener »furchtbaren
Grazie«, welche die Alten überhaupt an Äschylos rühmten.
Die Zahl der von Äschylos gedichteten
Stücke wird auf 90 angegeben, von denen uns 82 dem
Titel nach bekannt und die folgenden 7 erhalten
sind:
1) der »Gefesselte
Prometheus«, zu einer
Trilogie gehörig, deren erstes
Stück wahrscheinlich der »Überbringende«,
das letzte der »gelöste
Prometheus« war, eine der tiefsinnigsten und großartigsten
Dichtungen des
Altertums (hrsg. von
Blomfield,
Leipz. 1822;
Schömann, mit Übersetzung, Greifsw. 1844;
Wecklein, 2. Aufl., Leipz. 1872);
(Ascidiae,Seescheiden),
Ordnung der
Tunikaten
[* 8] (s. d.) oder
Manteltiere, besitzen in ihrer einfachsten Form die
Gestalt eines
Sackes mit zwei Öffnungen, einer vordern zur
Aufnahme des frischen
Wassers und einer seitlichen zur Entleerung
des unbrauchbar gewordenen samt den Kotballen und Geschlechtsprodukten. Im Vorderteil liegt in der sehr
geräumigen
Atemhöhle die sackförmige
Kieme, an welche sich hinten oder seitlich der
Darm
[* 9] nebst den übrigen
Eingeweiden anschließt.
Der
Mund befindet sich im
Grunde der
Kieme und erhält die
Nahrung, d. h. die kleinen, im
Wasser, das zur
Atmung dient, schwimmenden
tierischen und pflanzlichen Teilchen, durch eine besondere Flimmerrinne zugeführt; der
Darm richtet sich
in einem
Bogen
[* 10] wieder nach vorn und mündet in der
Nähe der Ausfuhröffnung.Im übrigen s.
Tunikaten.
Interessant sind namentlich
die Fortpflanzungsverhältnisse. Die Ascidien sind zwar alle
Zwitter, befruchten sich jedoch nicht selbst und haben auch meist nicht
zur gleichen Zeit reifen
Samen
[* 11] und reife
Eier.
[* 12]
Letztere entwickeln sich entweder in der
Atemhöhle oder der
Kloake weiter, zum Teil schlüpft der
Embryo
noch innerhalb des mütterlichen
Körpers aus dem
Ei
[* 13] aus. Die junge
Larve besitzt meist einen Ruderschwanz mit einem
Stab
[* 14] aus
Knorpelsubstanz im Innern, ähnlich, wie ihn die
Wirbeltiere als sogen.
Chorda dorsalis oder
Rückensaite haben.
Bei den festsitzenden Ascidien geht aber, nachdem das Tierchen kurze Zeit umhergeschwommen, der
Schwanz ein, und so erleidet, da
auch noch andre Rückbildungen stattfinden, die junge Ascidie eine sogen. regressive
Metamorphose. Bei den sogen. einfachen
Ascidien ist hiermit gewöhnlich der Lebenscyklus beendet; bei den zusammengesetzten hingegen bildet schon die junge
¶
mehr
Larve, indem sie sich durch Knospung vermehrt, die Anfänge zu einer Kolonie. In letzterer sterben die ältern Individuen allmählich
ab, sorgen jedoch vorher durch neue Knospen
[* 16] für die Vergrößerung der Kolonie. In dieser selbst gruppieren sich unter Umständen
viele Individuen rings um eine gemeinschaftliche Kloake (s. Abbildung von Botryllus auf Tafel »Mollusken
und Tunikaten«). In der Entwickelung haben die Ascidien mancherlei Gemeinsames mit den Wirbeltieren, speziell mit dem niedrigsten
Vertreter derselben, dem Amphioxus (s. d.); es ist daher auch eine enge Verwandtschaft zwischen ihnen vorhanden (s. Tunikaten).
- Man teilt die in vier Gruppen:
1) Appendicularidae; der Schwanz besteht zeitlebens und dient zur Fortbewegung der im Meer schwimmenden
Tierchen. Kolonien werden nicht gebildet.
2) Einfache Ascidien (Ascidiae simplices); vielfach einzeln (wie Ascidia microcosmus, s.
die genannte Tafel), aber auch durch Knospung zu Stöcken von meist wenigen Individuen vereinigt (z. B. Clavellina, s.
Tafel); bis zu 30 cm lang.
3) Zusammengesetzte (Ascidien compositae). Die Einzeltiere liegen in einer gemeinsamen
Mantelschicht und sind meist regelmäßig um gemeinsame Kloaken angeordnet. Die Kolonien überziehen alle möglichen Gegenstände
im Meer und bestehen häufig aus Tausenden von Individuen.
4) Die Feuerwalzen (Pyrosoma), eigentümliche Kolonien vom Aussehen einer hohlen, an dem einen Ende offenen, bis über 30 cm
langen Walze mit dicker Wandung, schwimmen frei umher und leuchten nachts stark; die Zentralhöhle der Walze ist für alle
Einzeltiere die Kloake.
L. (Schwalbenwurz, Seidenpflanze), Gattung aus der Familie der Asklepiadeen, perennierende,
Milchsaft führende Kräuter mit gegen- oder wirtelständigen, selten abwechselnden Blättern und end- und achselständigen,
vielblütigen Dolden, kleinen bis mittelgroßen Blüten und dicken, zugespitzten Balgfrüchten. Etwa 60 meist nordamerikanische
Arten. Asclepias syriacaL. (Asclepias. Cornuti Decsne), in den Vereinigten Staaten
[* 17] von Nordamerika
[* 18] und Kanada, in den Mittelmeerländern,
in Oberösterreich, Deutschland
[* 19] und Südrußland verwildert, hat eine perennierende, fleischige Wurzel,
[* 20] 1,25-1,6 m hohe, einfache,
kurz grauhaarige Stengel,
[* 21] große, gegenständige, kurzgestielte, länglich-eiförmige, unten weißgraue und zartwollige Blätter,
rosenfarbene Blüten und 10-13 cm lange Fruchtkapseln mit zahlreichen Samen, welche mit einem großen, weißen, seidenglänzenden
Haarschopf versehen sind.
Die Samen enthalten 25 Proz. fettes Öl, das ausgewachsene Haar
[* 22] ist 2-2,8 cm lang, ungemein leicht, vollständig glatt, ohne
Windungen und sehr spröde. Man hat die Pflanze wegen dieser Samenhaare (vegetabilische Seide)
[* 23] wiederholt zum Anbau als Gespinstpflanze
empfohlen, auch ihren Bast,
[* 24] welcher ebenso spröde wie das Haar ist, zu benutzen versucht, aber ohne Erfolg;
die meiste Beachtung verdient die Pflanze als vortreffliches Bienenfutter. Sie strotzt von einem scharfen, weißen Milchsaft,
der einen eigentümlichen Stoff, das Asklepion, enthält. In Nordamerika gilt die Rinde der Wurzel als Heilmittel, und die zarten
Sprosse sollen daselbst gekocht wie Spargel genossen werden.
Mehr Bedeutung als Faserpflanzen scheinen
Asclepias curassavicaL. und Asclepias volubilisL., beide in Westindien
[* 25] und Südamerika,
[* 26] zu besitzen.
Die Wurzel von Asclepias asthmaticaL., in Ostindien,
[* 27] dient als Ersatzmittel der Ipekakuanha. Eine schöne Zierpflanze ist Asclepias mexicanaCav., ein Halbstrauch in Mexiko,
[* 28] mit einfachem, krautartigem, rötlichem, unten filzigem, oben glattem Stengel,
im Quirl stehenden, linien-lanzettförmigen, etwas zurückgerollten untern Blättern und weißrötlichen, in seiten- und
endständigen Dolden stehenden Blüten.
Graziadio Isaia, ital. Sprachforscher, geb. zu
Görz,
[* 29] wurde von seinen israelitischen Eltern zum Kaufmannsstand bestimmt, wandte sich aber, mit
einem ungewöhnlich feinen Verständnis für Sprachformen ausgestattet, dem Sprachstudium zu und brachte es ohne Anleitung
so weit, daß er schon im 16. Lebensjahr eine vortreffliche Arbeit über das bis dahin noch nicht beachtete Friaulische veröffentlichen
konnte. Das Hauptsammelwerk seiner frühern Arbeiten bilden die »Studj orientali e linguistici«.
Im J. 1860 an die Akademie zu Mailand
[* 30] berufen, wo er seit 1861 als außerordentlicher Professor der Sprachwissenschaft wirkt,
hat Ascoli durch Wort und Schrift das Interesse an Sprachvergleichung und Sanskritstudien unter den Italienern bedeutend gefördert;
die namhaftesten jüngern Dozenten seines Vaterlands nennen sich seine Schüler und verdanken ihm weitere
Anregung.
Viele neue Entdeckungen hat Ascoli besonders in dem Bereich der Lautlehre gemacht und ist auch in Deutschland als einer der ersten
Kenner und schärfsten Beobachter des Lautwechsels in den indogermanischen Sprachen anerkannt. Sein Hauptwerk auf diesem Gebiet
ist seine »Fonologia comparata del sanscrito, del greco e del latino« (Tur. 1870; deutsch von Bazzigher
und Schweizer-Sidler, Halle 1872); auch die »Studj critici« (Flor. 1861-77; deutsch von Merzdorf und Mangold, Weim. 1878) enthalten
meist lautliche Untersuchungen. Seit 1873 gibt Ascoli das in Mailand erscheinende »Archivio glottologico« heraus, dessen erster
Band
[* 31] seine für die Geschichte der romanischen Sprachen höchst wichtigen »Saggi ladini« enthält,
d. h. Sprachproben des ladinischen Dialekts in Graubünden
und den romanischen DistriktenÖsterreichs.
Satrĭano, Stadt in der ital. ProvinzFoggia, an der Zweigbahn nach Candela, Bischofsitz
mit (1881) 6478 Einw., das alte Asculum Apulum oder Ascoli Satriano Satrianum,
berühmt durch die Schlacht, welche Pyrrhus 279 v. Chr. hier gegen die Römer
[* 41] gewann. Im 12. Jahrh. von Roger, dem Sohn RobertGuiscards, zerstört, kam sie nicht wieder zu Bedeutung.
Q. Asconius Pedianus, röm. Grammatiker, wahrscheinlich zu Padua
[* 42] um 3 n. Chr. geboren, später
in Rom
[* 43] ansässig, starb um 88 nach zwölfjähriger Blindheit. Er verfaßte unter Claudius und Nero für seine jungen Söhne auf
sorgfältigen Studien und damals noch vorhandenen Aktenstücken beruhende wertvolle historische Kommentare zu CicerosReden,
von denen noch die zu fünf Reden (leider in sehr verstümmeltem Zustand) erhalten sind. BesteAusgabe von
Kießling und Schöll (Berl. 1875). Fälschlich tragen seinen Namen die Scholien zu Ciceros Verrinischen Reden.
Vgl. Madvig, De
Asconii Pediani commentariis in Ciceronis orationes (Kopenh. 1828).
Heath (spr. äskott hith), große Heideebene in Berkshire (England), 7 km von Windsor, wo alljährlich
im Juni berühmte Wettrennen (Ascot races) stattfinden.
(griech. Azotos), eine der fünf Fürstenstädte der Philistäer, Sitz des Dagondienstes. Von den Israeliten
erst unter Salomo gewonnen und nicht auf die Dauer behauptet, erscheint es noch zu Nehemias Zeit als philistäische
Stadt. Die PforteÄgyptens von Syrien aus, war Asdod ein wichtiger Platz für alle Eroberer. Psammetich von Ägypten
[* 45] belagerte Asdod 29 Jahre
lang;
(Asga), ehedem ein fries., von der Volksgemeinde aufgestellter Richter oder Gemeindeschulze.
Daher Asegabuch,
Sammlung der alten friesischen Gesetze mit dem Landrecht der Rüstinger, aus dem Anfang des 13. Jahrh.,
in altfriesischer und plattdeutscher Sprache geschrieben.
(altnord. As, im Plur. Aesir; got. Ans, Plur. Anzeis; althochd. Ans, Plur. Ensī; angels. Os, Plur. Es), in der nord.
Mythologie das mächtige Göttergeschlecht, als dessen Stammvater Odin angesehen wird, weshalb derselbe Allvater (Allfadur)
heißt. Odins Sohn von seiner ersten Gemahlin, der Jötunin Jördh, ist der Donnergott Thor, der stärkste und
gewaltigste unter den Asen; mit der zweiten, der Asin Frigg, zeugte er Balder, den besten der Asen, Bragi, den Gott des Gesangs und
der Beredsamkeit, Tyr, den mutigen Gott des Kriegs, und Höder, den blinden, starken Gott, das Symbol der vom Verstand nicht gezügelten
Gewalt; mit andern Frauen: den weisen Heimdall, den rachefertigen Wali, den schweigsamen Widar, den liebreichen
Hermoder. waren noch Uller, Thors Stiefsohn, der flinke Schütz, und Forseti, gerecht und mild als Richter wie sein VaterBalder.
Ihnen stehen zwölf weibliche Gottheiten zur Seite, von denen Idun und Saga die bekanntesten sind. Die Asen sind die freundlichen,
wohlthätigen, guten Mächte im Gegensatz zu den bösen Riesen. Um dieses Gegensatzes willen, der in dem Charakter der Asen und
Riesen lag, war vom Anfang an Kampf und Streit zwischen beiden. Nachdem die BrüderOdin, Wili und We den RiesenYmir erschlagen
(s. Nordische Mythologie), bildeten sie aus dem Körper desselben die Welt und in deren Mitte Asgard (s. d.),
den himmlischen Wohnsitz der Asen, gleich der Erde vor den Einfällen der Riesen sicher durch die Himmelsbrücke, die mit ihrer
Lohe (dem Roten im Regenbogen) alles, was nicht Ase oder Muspels Sohn ist, verbrennt.
Die Asen sind dem Einfluß der Zeit unterworfen, die Sage erzählt von ihrer Jugend sowie von ihrem Untergang.
Die Kindheit der in sorgloser Ruhe, in fortdauerndem Frieden und unter frohem Würfelspiel hingebracht, war das goldene Zeitalter
für die Götter, dessen Ende dadurch herbeigeführt wurde, daß aus Jötunheim drei Thursenmädchen (Thursen, d. h. Jötnar,
Riesen) erschienen und ihnen die wunderbaren goldenen Tafeln und damit den goldenen Himmelsschatz
wegnahmen.
Mit Hilfe der Zwerge schufen sich die Asen zwar neues Gold aus dem Schoß der Erde, daran knüpften sich aber Verhängnis und Streit
(»da wurde Mord in der Welt zuerst«). Der Kampf mit dem Göttergeschlecht der Wanen (s. d.) reihte sich sofort
daran. Durch einen Vertrag wurde er beigelegt, nach welchem von den Wanen der mächtige Wind- und Wogenherr Njörd mit seinen
Kindern Freir und Freia als Geiseln zu den Asen kamen, während jenen dafür Hönir zu teil ward. Mit den Riesen dauerten aber die
Kämpfe der Asen fort, und der erbittertste Feind jener ist Thor, der deshalb fortwährend gen Osten zieht,
wo die Riesen hausen, um sie zu bekämpfen und zu töten; er wird auch von den Riesen am meisten gefürchtet. So sehr die den
Riesen überlegen sind, so haben die letztern doch durch Zauberei eine gewisse Gewalt über die Asen; vorzüglich
trachten sie nach Iduns verjüngenden Äpfeln, durch deren Genuß die Asen sich jung erhielten. Auch Freia, die Schönste in Asgard,
suchen die Riesen zu gewinnen sowie überhaupt schöne Frauen zu entführen, um selbst die Väter schöner Kinder zu werden.
Der allgemeine Weltbrand aber wird endlich nicht nur alle Schöpfungen der Asen,
¶
mehr
sondern diese selbst vernichten (s. Götterdämmerung). - Den Asen wurden Opfer und Gebete dargebracht. Bei bevorstehendem Krieg
opferte man besonders dem Odin; wenn Pest und Hungersnot bevorstanden, dem Thor als dem Reiniger der Luft und Wettergott, und
wenn Hochzeiten gefeiert werden sollten, dem Freir; Freia wurde in Liebesangelegenheiten angerufen. Neben
OdinsMinne (»Gedächtnis«) wurde Thors und Freirs Minne getrunken, OdinsBecher
[* 47] um Sieg und Macht, Freirs Horn um gutes Jahr und
Frieden. - Nach Einführung des Christentums unter den Nordgermanen verlor sich nicht sofort der alte Glaube; im stillen lebte
die ganze Masse des Aberglaubens sowie der lokalen Volkssage, obwohl zurückgedrängt von der neuen Religion,
noch lange fort.
Die alten nationalen Mythen erhielten aber einen historischen Charakter als Geschichte der Vorzeit, welcher Auffassung sich
auch die älteste, von Saxo Grammaticus und Snorri Sturluson geübte Deutungsart der Mythen anschloß, der zufolge man in dem
Namen Asen z. B. einen Hinweis auf Asien
[* 48] als die Urheimat fand u. dgl. m. (s. Odin). Die lokale Volkstradition
lebt noch jetzt zum Teil auf dem Land fort, wie unter andern die Märchensammlungen von Asbjörnsen (s. d.) ergeben haben.
Vgl. Nordische Mythologie.
Unter den zahlreichen Alpenspitzen erreichen der Sahend südlich von Tebriz (3680 m), der tote Vulkan Sawalan bei Ardebil (3990
m) und auf der Nordwestgrenze der KleineArarat (4180 m) die bedeutendste Höhe. Die Hauptgewässer sind
die beiden Grenzflüsse Aras und Kisil Usen und der noch 1210 m ü. M. gelegene Urmiasee mit 37 warmen bittersalz- und eisenhaltigen
Quellen von 14½ ° R. in der Umgegend. Aserbeidschân ist reich an Tuff, Marmor, Alabaster, besonders aber an Salz.
[* 52] Der Salzgehalt des Urmiasees
übertrifft noch den des TotenMeers.
Die Pflanzen- und Tierwelt entspricht einesteils dem Charakter eines mit Salz geschwängerten Bodens, andernteils der Alpennatur
der Gebirge, obschon die Alpenflora hier weder so üppig wuchernd noch so prächtig gefärbt auftritt wie in der Schweiz.
[* 53] Die
Bevölkerung gehört im NO. zum Turkmenenstamm, im SW. wohnen Kurden; beide führen ein nomadisches Leben,
treiben aber (namentlich die Kurden) in den Niederungen auch Ackerbau und Baumzucht; in den Städten herrscht viel Gewerbthätigkeit.
Jedenfalls gehört Aserbeidschân zu den reichsten Gebieten Persiens. Hauptstadt des Landes ist Tebriz.
(spr. -born), Stadt in Derbyshire (England), 20 km nordwestlich von Derby, an der Mündung des malerischen
Dovedale, mit alter Kirche (1190), Lateinschule, Handel in Käse, Wolle und Korn und (1881) 3485 Einw.
(spr. aschbört'n), ein noch wenig gekannter Fluß im Nordwestteil der KolonieWestaustralien, der etwas südlich
vom Wendekreis an der Westgrenze der GroßenAustralischenWüste seinen Ursprung nimmt und in nordwestlicher Richtung dem Exmouthgolf
zufließt. Rechts nimmt er den vom MountSamson kommenden Hardey auf. Sein Flußbett enthält in der Regel nur
vereinzelte, durch größere Entfernungen getrennte Wasserlöcher; zuzeiten aber schwillt der Fluß zu 300 m Breite
[* 58] bei einer
Tiefe von 20 m an. Sein unterer Lauf wurde 1866 von Sholl erforscht. Sein Quellgebiet 1876 durch Giles bekannt.
delaZouch (spr. äschbi de la suhsch), Stadt in
Leicestershire (England), 26 km nordwestlich von Leicester,
[* 59] mit Schloßruine, gotischer Kirche, Strumpfweberei, Kohlengruben
und Mineralbad (Ivanhoe Bath) und (1881) 4536 Einw.
Adolf, Buchhändler und Bibliograph, geb. zu Kammin in Pommern
[* 60] von jüdischen Eltern, verweilte, zum
Kaufmannsstand bestimmt, mehrere Jahre in England, trieb später in Petersburg
[* 61] einen Diamantenhandel, bis
er sich, durch den zufälligen Ankauf einer Büchersammlung veranlaßt, dem Buch-, insonderheit dem Antiquariatshandel zuwandte,
den er erst in Petersburg und seit 1830 mit großem Erfolg in Berlin
[* 62] betrieb. Er starb auf einer Reise in Venedig
[* 63] Als
Bibliograph bewährte sich Asher durch die Schriften: »Bibliographical essay on the collection of voyages
and travels published 1598-1600 byL. Hulsius« (Berl. 1839),
(spr. aschfŏrd), Stadt in der engl. GrafschaftKent, am obern Stour, 20 km südwestlich von Canterbury, mit gotischer
Kirche (Turm
[* 65] aus der Zeit Eduards VI.), großen Werkstätten der Südostbahn, Marmorschleifereien und (1881) 9693 Einw.
(spr. äschli),Anthony Evelyn Melbourne,
[* 66] engl. Schriftsteller und Politiker, geb. als jüngerer Sohn
des Grafen von Shaftesbury, besuchte die Schule zu Harrow und studierte in Cambridge, wo er 1858 graduierte.
Im J. 1863 wurde er Sachwalter in London,
[* 67] und 1863-74 fungierte er als Schatzmeister der Grafschaftsgerichtshöfe von Dorsetshire.
Zu LordPalmerston stand er in nähern Beziehungen und war eine Zeit lang dessen Privatsekretär. Im J. 1874 bewarb
er sich vergeblich um einen Parlamentssitz für die InselWight, wurde aber noch im Mai d. J. für Poole gewählt und gehört
dem Unterhaus seit 1880 fürWight an. Er schloß sich der liberalen Partei an, wurde im April 1880 zum Parlamentssekretär
des Handelsamts und im Mai 1882 zum Parlaments-Unterstaatssekretär im Kolonialministerium ernannt. Er
veröffentlichte eine wertvolle BiographiePalmerstons (»Life of HenryJohnTemple, ViscountPalmerston«, Lond. 1876, 2 Bde.).
underLyne (spr. äscht'n önder lain), eine der ältesten StädteLancashires, 5 km von Manchester,
[* 70] mit (1881)
37,027 Einw., die mit den nahe dabei gelegenen Städten Staleybridge und Dukinfield einen der am dichtesten
bevölkerten Bezirke der Grafschaft einnimmt.
Baumwoll- und Wollspinnerei ist Hauptindustriezweig.
Distriktshauptort in der ital. ProvinzVicenza, auf einem 990 m hohen Berge gelegen, Hauptort der sogen. Sette comuni
(s. d.), mit einem alten Bergschloß, Strohhutflechterei, bedeutendem Viehhandel und (1881) 2016 Einw.
(griech.), die jährlichen Bevollmächtigten der bedeutendsten Städte in Asia proconsularis, welche die öffentlichen
Spiele zu Ehren der Götter und der römischen Kaiser anordnen und
auf ihre Kosten ausführen mußten.
Gesellschaften, Vereinigungen von Gelehrten zur Erforschung der Geographie und Geschichte, der Religion, der
Sitten, Sprachen und LitteraturenAsiens. Die ältesten derartigen Gesellschaften haben sich in Asien selbst und zwar in Ostindien
unter den Anregungen europäischer Eroberungen und Kolonisation gebildet. Voran steht die Bataviansch Genootschap
van Kunsten en Wetenschappen, zu Batavia
[* 73] 1779 gegründet, welche »Verhandelingen« (seit 1779, mit schätzenswerten
Beiträgen zur Kenntnis der südasiatischen Inselwelt) herausgibt, früher auch eine »Tijdschrift
voor Nederlandsch Indië« (seit 1842) erscheinen ließ, an deren Stelle 1853 die »Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde«
trat.
Wenig jünger ist die Asiatic Society of Bengal, welche 1784 von W. Jones begründet wurde und die berühmten »Asiatic Researches«
(Kalk. 1788-1836, 20 Bde.) herausgab, an deren Stelle seit 1832 das »Journal of the Asiatic Society« erscheint, seit 1865 in
zwei Sektionen (eine naturwissenschaftliche und eine philosophisch-historische) geteilt und von den Sitzungsberichten
(»Proceedings«) begleitet. Eine Abteilung für die Erforschung der physikalischen
Verhältnisse Indiens gab besondere »Transactions« (1829-32, 2 Bde.) heraus.
Unter Aufsicht dieser Gesellschaft, aber auf Kosten der OstindischenKompanie, später der englischen Regierung, erscheint seit 1846 zu
Kalkutta
[* 74] die »Bibliotheca indica«, eine Sammlung wichtiger Quellenschriften
zur Kenntnis des Orients. Sehr viele hervorragende Werke, zum Teil mit englischen Übersetzungen, sind
in diesem schon über 500 Hefte zählenden großartigen Sammelwerk zum erstenmal veröffentlicht worden. Im Januar 1884 beging
die Asiatic Society in Kalkutta die Feier ihres 100jährigen Bestehens, zu welcher Hörsch, der damalige Ehrensekretär der
Gesellschaft, einen »Centenary Report« verfaßte. Im 19. Jahrh. wurden viele derartige Gesellschaften in
Europa,
[* 75] namentlich in England und Frankreich, gegründet, als deren bedeutendste die folgenden zu nennen sind: Die Société
asiatique zu Paris,
[* 76] welche, 1821 von S. de Sacy, Klaproth, Asiatische Rémusat, Chézy u. a. gegründet, ein reiches Museum enthält, seit 1822 das
»Journal asiatique« herausgibt und orientalische Werke hat drucken lassen, z. B.
die wichtige »Collection des auteurs orientaux« u. a.
Die Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland zu London, von Colebrooke 1823 eröffnet, bestätigt 1824, verfügt ebenfalls
über ein bedeutendes Museum und eine reiche Bibliothek. An Stelle ihrer »Transactions« (Lond. 1824-34, 3 Bde.)
trat seit 1833 das ungemein reichhaltige »Journal of the Royal Asiatic Society«. Mit ihr verbunden wirkte
seit 1828 ein Oriental translation Committee durch Herausgabe von Übersetzungen orientalischer Werke. Hierauf erfolgte die
Gründung der American Oriental Society zu Boston
[* 77] 1842, deren seit 1850 in New York und NewHaven¶
mehr
ausgegebenes »Journal« sehr reichhaltig ist; auch sie gibt »Proceedings«
heraus. Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft,
[* 79] die in Anlehnung an die allgemeine deutsche Philologenversammlung in Dresden
[* 80] 1844 beschlossen
und in Darmstadt
[* 81] 1845 gegründet wurde, hält mit den Philologen und Schulmännern Versammlungen und gibt seit 1846 eine »Zeitschrift«
(bis jetzt 38 Bände) nebst »Abhandlungen zur Kunde des Morgenlands« heraus; auch hat sie viele zum Teil
sehr umfangreiche orientalische Werke drucken lassen und unterstützt die von AsiatischeWeber herausgegebenen »IndischenStudien« (Berl. 1849 ff.,
bis jetzt 17 Bde.). Die Geschäftsführung hat ihren Sitz zu Halle und Leipzig,
[* 82] in welch letzterer Stadt sich auch die
Bibliothek und die Sammlungen befinden.
Einen beschränkten Kreis
[* 83] haben die Société orientale de France zu Paris seit 1842, welche die »Revue de l'Orient, de l'Algérie
et des colonies« herausgibt, und das 1859 in Alexandria gegründete Institut égyptien, von welchem seit 1862 »Bulletins« und
»Mémoires« erscheinen. Die Literary Society of Jerusalem
[* 84] 1850 gestiftet, welche sich der Erforschung des
HeiligenLandes widmete, ist seit mehreren Jahren eingegangen. Dagegen wurde im November 1870 in London durch S. Birch und J. ^[Joseph]
Bononi die Society of Biblical Archaeology gegründet, in welcher seit 1871 mehrere frühere, einen ähnlichen Zweck verfolgende
Gesellschaften, nämlich das Anglo-Biblical Institute, die Syro-Egyptian Society, das Chronological Institute
und die Palestine Archaeological Association, aufgegangen sind. Die genannte Society of Biblical Archaeology veröffentlicht
wertvolle »Transactions« (seit 1872, 8 Bde.) und noch wichtigere
»Proceedings«. Für die Erforschung Palästinas ist seit 1865 der English Palestine ExplorationFund thätig, der regelmäßig
»Quarterly Statements« herausgibt und 1872-79 eine
vollständige Vermessung des HeiligenLandes veranstaltet hat, deren Ergebnisse in einer neuen Karte (2 Ausgaben, 1880 u. 1882)
und in begleitendem Text (1881-84, 7 Bde.) vorliegen.
Eine gleichnamige amerikanische Gesellschaft verfolgt denselben Zweck. Seit 1877 besteht auch ein »DeutscherVerein zur Erforschung
Palästinas«, der eine Zeitschrift herausgibt (Leipz. 1878 ff.,
bis jetzt 8 Bde.), Ausgrabungen bei Jerusalem (1881) veranstaltet hat und wissenschaftliche Reisen unterstützt. Noch sind zu
erwähnen: die Wissenschaftliche orientalische Gesellschaft zu Beirut (seit 1882 bestehend, die Nachfolgerin der 1847 von Thomson
daselbst gegründeten Gesellschaft der Wissenschaften) und die Wissenschaftliche maronitische Gesellschaft ebendaselbst, welche
beide 1882 ihre ersten Schriften veröffentlichten; ferner das Kon.
In der Kaiserlich russischen archäologischen Gesellschaft besteht eine eigne morgenländische Abteilung, welche wichtige
»Trudy« (Arbeiten) veröffentlicht. Im Orient bildeten sich außerdem die Madras
[* 87] Literary Society (1827)
und die Literary Society of Bombay
[* 88] (»Transactions«, Lond. 1819-23, 3 Bde.);
beide aber verbanden sich 1828 und 1829 mit der Royal Asiatic Society zu London und führen seitdem die NamenBombay und Madras
branches of the Royal Asiatic Society;
von ersterm erscheint ein besonderes »Journal« seit 1841, von dem
andern seit 1833. Auch auf Ceylon
[* 89] und Malakka bestehen solche Zweige der Hauptgesellschaft;
[* 48] (hierzu »Fluß- und Gebirgskarte« und »Staatenkarte von Asien«). Nach
seiner geschichtlichen Entwickelung ist der älteste, nach seiner Lage der mittelste, nach seiner horizontalen Ausdehnung
[* 92] der
größte, nach seinem vertikalen Aufsteigen der höchste, nach seiner Körpermasse der stärkste und nach seinen physischen
Kräften und Schätzen der reichste der fünf Erdteile. Wie der Name »Asia« entstanden ist, welches Volk ihn
zuerst gebraucht habe, ist noch unklar; genug, daß er schon aus den frühsten Zeiten der griechischen Geschichte als eine
uralte Benennung herüberklingt.
Die Grenzen, nach allen Richtungen natürliche, nur auf der Landstrecke zwischen Europa und Asien willkürlich durch administrative
Rücksichten bestimmt, bilden im N. das NördlicheEismeer;