eiserne
Cylinder von gleichem
Durchmesser e und auf den obersten
Cylinder eine
Haube f, welche durch
Röhren
[* 2] mit mehreren Kondensationskammern
h in
Verbindung steht. b, c ist die
Feuerung,
k, l sind Abzugskanäle. Die
Hitze wird dann so geregelt, daß sich in den
Cylindern
ein lockeres, zartes, weißes
Pulver
(Gröbe) verdichtet, welches bei einer zweiten
Sublimation bei höherer
Temperatur eine schwach gelbliche, glasige, durchsichtige
Masse mit muscheligem
Bruch liefert.
arsenige Säure ist amorph, farb- und geruchlos, schmeckt schwach metallisch-süßlich und wird beim Aufbewahren
allmählich porzellanartig, milchweiß, indem sie in den kristallinischen Zustand übergeht. Das
spezifische Gewicht der amorphen
arsenigenSäure ist 3,74, das der kristallinischen 3,69. Sie verflüchtigt
sich bei 200°, bildet farb- und geruchlose
Dämpfe und sublimiert. In
Wasser und
Alkohol ist arsenige Säure wenig, in
Salzsäure leicht
löslich. Aus der salzsauren
Lösung der amorphen arsenigen
Säure schießen
Kristalle
[* 3] unter Lichtentwickelung an; bei Erhitzen
entweicht Arsenchlorür.
Die a. S. ist höchst giftig, dennoch gewöhnt sich der
Organismus unter bestimmten, noch nicht näher festgestellten Verhältnissen
an das
Mittel und gedeiht dabei auffallend gut. So herrscht in mehreren Gegenden, besonders in
Steiermark,
[* 7] die
Sitte des
Arsenikessens,
und die ihr huldigen,
erreichen zum Teil ein hohes
Alter, werden bei gleichbleibender
Ernährung kräftiger,
oder wenn ihre Arbeitskraft nicht in Anspruch genommen wird, nimmt ihr
Körper an
Gewicht bedeutend zu. Die Leute beginnen
mit sehr geringen
Dosen, nehmen den
Arsenik
(Hidri) in mehrtägigen
Pausen und steigen bis 0,3 g und höher; sie sind
aber an das
Mittel gebunden und verfallen beim
Aussetzen desselben in große Abgespanntheit.
(Arseneisen,
Lölingit, weicher
Giftkies),
Mineral aus der
Ordnung der einfachen Sulfuride,
kristallisiert rhombisch, findet sich meist derb und eingesprengt, in körnigen und stängeligen
Aggregaten, ist silberweiß
bis stahlgrau,
Härte 5-5,5, spez. Gew. 7,1-7,4,
besteht aus
Arseneisen FeAs2 , enthält 66,8-72 Proz.
Arsen, etwas
Schwefel und bisweilen
Gold.
[* 13]
(Tesseralkies, Skutterudit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert tesseral,
findet sich auch derb in körnigen Aggregaten, ist zinnweiß oder bunt angelaufen, Härte 6, spez. Gew. 6,74-6,84,
besteht aus Arsenkobalt CoAs3 ^[CoAs3] mit 79,2 Arsen und 20,8 Kobalt, findet sich bei Skutterud in Norwegen
[* 16] und wird auf
Kobalt verarbeitet.
Das Arsen ist das stärkste Gift des Mineralreichs, und alle seine Verbindungen
wirken meist schon bei kurzer Anwendung, wenn die Dose groß genug ist, giftig auf den tierischen, ja selbst auf den pflanzlichen
Organismus ein. Am häufigsten geschieht die Arsenikvergiftung durch arsenige Säure (weißer Arsenik, Hüttenrauch), seltener durch arsenigsaures
Natron oder durch die zu Farbe verwendeten Präparate von Schwefelarsen (Operment, Realgar), von arsenhaltigen
Kupfersalzen, wie z. B. Schweinfurter Grün, durch arsenhaltige Rückstände von der Fuchsinbereitung etc. Die Arsenikvergiftungen
gehören zu den am häufigsten vorkommenden Vergiftungen und waren die häufigsten unter den absichtlichen Vergiftungen, bis
die überaus giftigen Alkaloide und narkotischen Mittel bekannter wurden.
Die Einatmung von Arsenstaub und Arsenikdämpfen, namentlich bei Hüttenleuten, sowie von Arsenwasserstoffgas hat mehrfach
zu Vergiftungen Veranlassung gegeben, teils bei Arbeitern, welche mit solchen Stoffen zu schaffen hatten, teils, indem diese
Körper von feuchten, mit Arsenfarben bemalten Wänden etc. entwickelt wurden. Die Arsenikvergiftung ist bald eine akute,
sogar plötzlich tötende, bald eine chronische, welche monate- und jahrelang andauert. Beide treten in verschiedenen Formen
auf, was teils von der Menge und Beschaffenheit des Gifts, namentlich von der gelösten oder ungelösten Form desselben, teils
vom Einverleibungsort und andern individuellen Verhältnissen abhängt.
Nicht selten gesellen sich hierzu allgemeine Muskelschwäche, Ohnmacht, Krämpfe, Zittern der Glieder,
[* 20] Schluchzen und andre nervöse
Symptome, welche das Krankheitsbild der Arsenikvergiftung höchst ähnlich einem Choleraanfall gestalten. In
seltenen Fällen, namentlich wenn der Arsenik in aufgelöster Form in den Magen gelangt und dort schnell in größerer Menge
resorbiert, also in das Blut einverleibt wird, entwickeln sich die nervösen Symptome allein, ohne daß man während des Lebens
oder bei der Sektion der Leiche Zeichen von Entzündung des Magens bemerkt.
Bisweilen gesellen sich auch Atemnot und Bluthusten, manchmal Blasenschmerz, Blutharnen etc. hinzu. Das in das Blut gelangte
Gift geht zwar verhältnismäßig rasch wieder mit dem Urin aus dem Körper heraus, aber es findet sich zum Teil auch noch in
den Geweben des Körpers oder im Darmkanal vor und kann hier selbst längere Zeit nach dem Tod noch mit Sicherheit
nachgewiesen werden. Der Tod tritt bei der akuten Arsenikvergiftung binnen einem oder wenigen Tagen, manchmal schon nach wenigen Stunden ein.
Hiermit verbinden sich Nervenzufälle, herumziehende Schmerzen, Krämpfe, Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit, große Abmattung und
Entmutigung, später Lähmungen und Kontrakturen. Der Tod erfolgt besonders durch die schleichenden Entzündungen und Verschwärungen
des Darmkanals und der Lungen oder durch Entkräftigung, Wassersucht und Auszehrung. Behandlung der Arsenikvergiftung.
Sobald man Verdacht schöpft auf Vergiftung und sich die charakteristischen Zeichen der Arsenikvergiftung einstellen, in dem Erbrochenen oder
in dem Reste der genossenen Speise vielleicht die kleinen weißen Körner sich vorfinden, so hat man vor allen Dingen die Aufgabe,
das Gift aus dem Körper so rasch wie möglich zu entfernen.
arsenici) zu binden. Das Mittel muß in möglichst großer Menge angewendet werden, weil andre Stoffe des Magens und Darminhalts
ebenso eine große Verwandtschaft zu dem Eisenhydroxyd und der Magnesia besitzen wie Arsenik und dadurch seine Wirkung beeinträchtigt
werden kann. Man reicht deshalb von 10 zu 10 Minuten, nachdem der meiste Inhalt des Magens durch Erbrechen
möglichst entleert worden, einen Eßlöffel so lange fort, bis die örtlichen Vergiftungserscheinungen erloschen sind und
das Eisenoxydhydrat in den Stuhlgängen zum Vorschein kommt. Um das in den Darm
[* 23] eingedrungene Gift rascher auszuführen, reicht
man Laxiermittel, Glaubersalz, Bittersalz, Klystiere; gegen sonstige entzündliche Zufälle sind örtliche Blutentleerungen,
kalte Umschläge, innerlich Opium angezeigt.
Bei lähmungsartigen Zuständen und großen Schwächezuständen empfehlen sich warme Bäder, Hautreize, dabei viel Getränk,
Kaffee, Thee, kohlensäurehaltige Mineralwässer, Salpeterlösungen mit etwas Wein. Dabei beachte man die den einzelnen Stadien
der Erkrankung entsprechende Diät. Bei der chronischen Arsenikvergiftung, wo häufiger Umgang mit dem Gift oder Aufenthalt
in einer damit geschwängerten Luft die Ursache der Vergiftung ist, muß der Kranke zunächst, wie sich von selbst versteht,
für immer daraus entfernt werden.
Die Behandlung der chronischen Arsenikvergiftung ist eine rein symptomatische und muß sich nach den vorstehenden
örtlichen oder allgemeinen Nachkrankheiten richten. Das Hauptgewicht ist auf eine gut nährende, konzentrierte,
aber leichtverdauliche Kost zu legen; namentlich empfehlen sich schleimige, mehlige und fette Stoffe, Fleischbrühen, rohe Eier
[* 24] und dergleichen Mittel. Daneben sind warme Schwefelbäder von großem Nutzen. Über das Arsenikfüttern und Arsenikessen sowie
über die Verwendung des Arseniks in der Medizin s. Arsenige Säure.
Als er über den Usurpator Michael Paläologos, der (1262) den Sohn des Genannten hatte blenden lassen, die Exkommunikation
aussprach, ward er durch eine Synode abgesetzt und auf die InselProkonnesos verbannt, wo er 1267 starb.
Seine Anhänger (die Arseniten) wollten die Gültigkeit der Exkommunikation Michaels aufrecht erhalten wissen und unterhielten
eine Spaltung.
H3AsO4 ^[H3AsO4] findet sich in der Natur in zahlreichen Mineralien
[* 32] und wird durch Oxydation der arsenigen
Säure mit Salpetersäure oder durch Behandeln einer Lösung von arseniger Säure in Salzsäure mit Chlor erhalten.
Sie bildet farb- und geruchlose, leicht schmelzbare Kristalle, schmeckt sauer metallisch, löst sich langsam, aber reichlich
in Wasser und reagiert sauer. Mit Basen bildet sie die Arsensäuresalze. Sie löst Eisen und Zink unter Entwickelung von Arsenwasserstoff,
welcher sich auch entwickelt, wenn arsensäurehaltige Schwefel- oder Salzsäure auf jene Metalle wirkt.
Schwefelwasserstoff reduziert Arsensäure unter Abscheidung von Schwefel und fällt dann Schwefelarsen. Bei starkem Erhitzen der Arsensäure entsteht
Arsensäureanhydrid As2O5 ^[As2O5], eine farb- und geruchlose, amorphe, in Wasser fast unlösliche, etwas hygroskopische
Masse, welche bei noch höherer Temperatur in Sauerstoff und Arsenigsäureanhydrid zerfällt. Man benutzt
die Arsensäure als Surrogat der
¶
mehr
Weinsäure in der Zeugdruckerei und besonders zur Bereitung von Anilinrot. Arsensäure ist nicht so giftig wie arsenige Säure, das
Anhydrid erzeugt aber auf der HautBlasen, und selbst sehr verdünnte Lösungen wirken bei häufigem Eintauchen der Hände höchst
nachteilig. Man schützt sich durch häufiges Waschen mit Kalkwasser. Leute, welche anhaltend mit Arsensäure umgehen,
beobachten an sich eine bedeutende Zunahme des Körpergewichts.
Arsensaures Natron (Natriumarseniat) H2NaAsO4 wird durch anhaltendes Erhitzen von arsenigsaurem Natron
mit Natronsalpeter gewonnen und bildet große, farblose, luftbeständige, leicht lösliche Kristalle. Als
Nebenprodukt gewinnt man das Salz
[* 35] beim Glühen der gerösteten Nickelspeise mit Soda und Chilisalpeter behufs der Darstellung
von Nickeloxyd. Die geglühte Masse wird ausgelaugt und die Lösung zur Kristallisation gebracht. Das arsensaure Natron ist sehr
giftig und dient in der Färberei zur Befestigung der Beizen und als Surrogat des Kuhkotsalzes; auch wird
es (als Pearsons Arsenikflüssigkeit) arzneilich benutzt. Arsensaures Kali (Kaliumarseniat) H2KAsO4 ^[H2KAsO24]
wird wie das Natronsalz erhalten, bildet weiße Kristallkrusten, ist sehr giftig und dient in der Zeugdruckerei als Beize, außerdem
zur Herstellung von Fliegenpapier.
Außerdem wird es zu Anstrichen für Schiffsböden benutzt, um das Ansetzen von Seetieren zu verhindern. Das Trisulfid (Arsensupersulfür,
Arsensulfid) As2S3 ^[As2S3] findet sich in der Natur als Auripigment, entsteht bei Sublimation von
arseniger Säure mit Schwefel und
wird aus der Lösung der arsenigen Säure durch Schwefelwasserstoff gefällt. Es ist zitronengelb,
undurchsichtig, glänzend, unlöslich in Wasser, schmilzt zu einer gelbroten Flüssigkeit, verdampft bei 700° ohne Zersetzung
und verbrennt wie das vorige.
H3As , farbloses, knoblauchartig riechendes Gas, welches stets auftritt, wenn bei der
Entwickelung von Wasserstoff aus Schwefelsäure oder Salzsäure und Zink eine lösliche Arsenverbindung zugegen ist. Jede arsenhaltige
Salz oder Schwefelsäure entwickelt mit Zink oder Eisenarsen wasserstoffhaltiges Wasserstoffgas. Es ist wenig löslich in Wasser
und verbrennt mit bläulicher Flamme
[* 37] zu arseniger Säure und Wasser. Hält man einen kalten Porzellanscherben in die Flamme,
so bilden sich auf dem Porzellan dunkle Flecke von metallischem Arsen (Arsenspiegel).
Dieselben Flecke entstehen auch, wenn man das Gas durch ein Glasrohr leitet und dies an einer Stelle zum
Glühen erhitzt. Hierauf beruht eine sehr empfindliche Methode, das Arsen nachzuweisen. Man benutzt dazu den Marshschen Apparat,
in dessen Gasentwickelungsflasche die zu untersuchende Flüssigkeit mit reiner Schwefelsäure und reinem Zink gebracht wird,
erzeugt dann in dem Gasleitungsrohr des Apparats durch Erhitzen den Spiegel,
[* 38] entzündet das an der Spitze
des Rohrs ausströmende Gas, bildet auch auf PorzellanSpiegel und untersucht diese weiter, um sie von ähnlichen Antimonspiegeln,
welche Antimonwasserstoff unter denselben Verhältnissen liefert, zu unterscheiden. In dieser Weise läßt sich noch 0,01
mgArsen nachweisen. Arsenwasserstoff ist sehr giftig, und da Tapeten, welche mit Schweinfurter Grün oder arsenhaltigen
Anilinfarben bedruckt sind, oder mit diesen Farben gestrichene Wände Arsenwasserstoff entwickeln können, wenn sie sich an feuchten Orten
mit Schimmel
[* 39] bedecken, so ist diese Anwendung arsenhaltiger Farben sehr gefährlich.
Ruinen
bei Medinet el Fayûm. Arsinoë gegenüber am Nordostrand des Sees lag das berühmte Labyrinth (s. d.), ein Palast mit über 3000 Gemächern,
wovon noch weitläufige Trümmer vorhanden sind.
Letzterer wird nämlich beim Taktgeben durch Senken der Hand markiert, während die
Alten in umgekehrter Ordnung die Hand oder den Fuß auf dem guten Taktteil erhoben und auf dem schwachen
niederschlugen;
daher die verschiedene Bedeutung von in Metrik und Musik.
longa,vita brevis, »die Kunst ist lang, das Leben kurz«, ein zu weiser Benutzung der Zeit aufforderndes Sprichwort
(lat. Form des Anfangs der »Aphorismen« des Hippokrates).
ein im 15. Jahrh. in Deutschland, Frankreich und den
Niederlanden verbreiteter Cyklus von Holzschnitten, die, zu einem Buch vereinigt, eine Ermahnung zum bußfertigen Sterben und
den Hinweis auf Himmelsfreuden und Höllenstrafen enthielten.
(lat. Species), logischer, den Umfang eines Begriffs bestimmender Ausdruck. Ein Begriff, der einen andern unter sich
begreift, wird in Hinsicht auf diesen ein höherer und dieser in Rücksicht auf jenen ein niederer genannt;
der höhere Begriff heißt Gattung (genus), der niedere Art: Tier ist Gattung, Vogel dagegen Art. Ein solcher Artbegriff kann in
Hinsicht auf einen noch niederern als Gattungsbegriff vorgestellt werden: Vogel ist z. B. in Hinsicht
auf Raubvogel oder Wasservogel ein Gattungsbegriff, während letztere beiden in Rücksicht auf jenen Artbegriffe sind.
Diejenige Art ist die niedrigste, die nicht wieder als Gattung in Rücksicht auf eine noch unter ihr enthaltene Art angesehen
werden kann. Für das Denken gibt es eigentlich keine Art, welche die absolut niedrigste genannt werden
könnte, weil
sich immer noch Merkmale zu einem gegebenen Begriff werden hinzuthun lassen, wodurch ihm eine Art verschafft
wird; in der wirklichen Natur gibt es aber allerdings Grenzen,
[* 50] wo Art und Individuum zusammenfallen und jede weitere Klassifikation
aufhört. Dinge, an denen sich die Merkmale einer Art finden, heißen gleichartige.
Was den Begriff der Art im naturgeschichtlichen Sinn anlangt, so hat derselbe wesentliche Umwandlungen im Lauf der Zeiten erfahren
und ist von dem Streite der Nominalisten und Realisten nicht unberührt geblieben. Im allgemeinen faßte man seit den ältesten
Zeiten die durch die Ähnlichkeit ihrer äußern Erscheinung sich von andern unterscheidenden Naturkörper,
besonders die Pflanzen und Tiere, nach dem Grad jener Ähnlichkeit in Gruppen zusammen, belegte diese mit einem meist der Umgangssprache
entnommenen Namen und ordnete sie dann weiter nach den Grundsätzen einer rein logischen Einteilung andern auf ähnliche Weise
gebildeten Gruppen unter oder über.
Nach der Stellung, welche eine solche Gruppe (griech. genos oder eidos, lat. genus und species)
in der logischen Unter- und Überordnung einnahm, konnte ebensowohl eine Art (eidos) mehrere Gattungen (genos) umfassen wie
umgekehrt. Erst von dem EngländerJohnRay wurde an die Stelle dieses in Bezug auf die Auffassung der belebten Formen wohl schwankenden,
aber doch, weil jede weitere Untersuchung und Auffassung freilassend, wissenschaftlich unbefangenern
Gebrauchs der Begriff der naturhistorischen in seiner jetzigen Bedeutung geschaffen, welcher dann von Linné als dogmatischer
Lehrsatz angenommen und von allen Neuern dem naturhistorischen System als Ausgangspunkt zu Grunde gelegt wurde.
Linné sagt, daß es so viel Arten gebe, als ursprünglich erschaffen worden seien. Cuvier definiert die
in ähnlicher Weise als »die Vereinigung derjenigen organisierten Körper, welche voneinander oder von gleichen Eltern abstammen,
sowie derjenigen, welche diesen ebenso wie einander ähnlich sind«. Es wird also das Merkmal der nächsten Verwandtschaft
oder gleichartigen Abstammung dem Begriff der Art beigelegt und zwar so, daß man behauptete, nur männliche
und weibliche Individuen einer und derselben Art könnten miteinander fruchtbare Nachkommen erzeugen.
Selbstverständlich schließt diese Begriffsbestimmung eine etwanige Änderung oder Umwandlung der Arten aus und fordert die
Annahme einer Konstanz
[* 51] der Arten. Es kommen nun aber häufig an gewissen Individuen einer solchen Art Abänderungen
vor, welche teils scheinbar von selbst, teils als Folge äußerer Einflüsse, wie Klima,
[* 52] Licht,
[* 53] Nahrung etc., erscheinen. Treten
solche an Merkmalen auf, welche man aus Erfahrung für schwankend oder variabel erkannt hat, wie Farbe, Größe, sei es der
ganzen Form oder einzelner Teile, und erreichen sie keinen solchen Grad, daß sie die charakteristischen
Merkmale der Art umändern: so faßt man die dieselben darbietenden Individuen unter dem Namen einer Varietät, Abart oder Spielart
zusammen, von welchen Ausdrücken man den letzten meist auf die Abänderungen bezieht, welche plötzlich und scheinbar launenhaft
an unwesentlichen Merkmalen erscheinen. DiesenVarietäten gegenüber ist nun begreiflicherweise der Willkür
des Systematikers ein weiter Spielraum geschaffen, und man hilft sich wohl damit, daß man sogen.
gute und schlechte Arten, d. h. wohlumgrenzte und schwankende, zu Abänderungen (Ausartungen) geneigte oder in andre Arten übergehene
Arten, unterscheidet. - Da mit
¶
mehr
der Annahme einer in dem vorstehend erläuterten Sinn jede Untersuchung über das Zustandekommen des pflanzlichen und tierischen
Formenreichtums ausgeschlossen wird, weil die dem Begriff der Art anhaftenden Merkmale des Erschaffenseins und der Unveränderlichkeit
selbst jeden Versuch einer Erklärung unmöglich machen, so konnte sich die Wissenschaft auf die Länge nicht
bei jenem dogmatischen Satz beruhigen. Sie fing an, einerseits die Gültigkeit desselben zu bezweifeln und die Belege für
die etwa nachzuweisende Veränderlichkeit zu sammeln, anderseits Versuche zu machen, den Ursprung der jetzt lebenden Pflanzen
und Tiere irgendwie zu erklären.
Näheres hierüber s. unter Darwinismus. Falsch ist übrigens die vielfach verbreitete Ansicht, als ob nach
den neuen Anschauungen von Arten im naturhistorischen Sinn, d. h. von einer Klasse in bestimmten wesentlichen Charakteren übereinstimmender
Individuen, nicht mehr die Rede sein könne; die Systematik kann ohne eine solche Klassifikationsstufe gar nicht auskommen,
und die Benennung jedes lebenden Wesens mit einem vorangehenden, die höhere Klasse (Gattung) bezeichnenden
Hauptnamen und einem darauf folgenden Artnamen hat erst eine Übersicht der unübersehbaren Menge von Lebewesen ermöglicht.
Nur der Begriff der naturwissenschaftlichen Art hat gewechselt.
In der Mineralogie muß der Begriff der Art insofern eine Einschränkung erleiden, als hier von einer genetischen Verwandtschaft,
von selbständiger Zeugung etc. keine Rede sein kann. Von dem Begriff des Minerals (s. d.) ausgehend, rechnet
man alle diejenigen festen und tropfbarflüssigen anorganischen Naturkörper zu einer Spezies, welche in den wesentlichsten
Eigenschaften miteinander übereinstimmen. Als wesentlichste Eigenschaften gelten vor allen die Kristallform mit der zugehörigen
Molekularstruktur, Lichtbrechung, Dichte, Härte etc. und die chemische Zusammensetzung; sofern aber Kristallform
und chemische Zusammensetzung nicht unlösbar miteinander verbunden erscheinen, wird jeder dieser Eigenschaften eine zur Abgrenzung
der Spezies genügende Selbständigkeit zuerkannt.
Als gleich oder relativ gleich in der Kristallform werden alle diejenigen Mineralien angesehen, welche eine Kristallreihe
bilden, d. h. in allen Formen auf dieselben Achsenverhältnisse zurückgeführt werden können, Polymorphe Körper
(s. Polymorphismus), wie Kalkspat
[* 55] und Aragonit,
[* 56] Rutil,
[* 57] Anatas und Brookit, sind also ebenso viele selbständige Spezies. AmorpheVerbindungen sind von den kristallisierten ebenfalls als besondere Spezies abzuscheiden, doch ist der Amorphismus zuweilen
nur ein scheinbarer, wie beim Chalcedon, oder er ist doch schwierig mit Bestimmtheit nachzuweisen, wie bei den formlosen
Körnern der gediegenen Metalle.
2) Stadt auf der span. InselMajorca, unfern der Ostküste derselben, mit Seidenzucht und (1878) 5143 Einw. In denBergen
[* 63] nördlich
von Arta finden sich merkwürdige cyklopische Steinbauten, alte Gräber, großartige Tropfsteingrotten und ein Bergkristallbruch.
(armen. Artaschat), ehemalige Hauptstadt von Großarmenien, auf einer vom Araxes gebildeten Halbinsel, sehr
groß und fest, ward vom König Artaxias I. um 180 v. Chr. erbaut, von NerosFeldherrnCorbulo 50 n. Chr. zerstört,
worauf in der Nähe eine neue Hauptstadt, Valarschapat (beim heutigen Etschmiadsin), erbaut wurde, welche bis ins 5. Jahrh.
existierte.
(altpers. Artachschatra, hebr. Artachschasta, neupers. Ardeschir), pers.
Königsname, s. v. w. großer Krieger oder König. Bemerkenswert sind:
1) Artaxerxes I., Longimanus (Makrocheir, »Langhand«),
Sohn des Xerxes und der Amestris, folgte diesem nach Ermordung
seines ältern Bruders, Dareios, 465 v. Chr. Er war ein milder, aber schwacher Herrscher und ließ sich ganz von seiner Mutter
und seiner Schwester Amytis leiten. Bei Beginn seiner Regierung hatte er in Baktrien und in Ägypten¶