Der
Gegensatz beider
Männer drohte das Gemeinwesen in Verwirrung zu bringen; daher wurde beschlossen, durch ein
Scherbengericht
zu entscheiden, das Aristeides 483 auf zehn Jahre verbannte. Er verließ
Athen, flehend zu den
Göttern, sie möchten verhüten, daß
sein Vaterland die wider ihn verhängte Maßregel je zu bereuen habe.
Noch als Verbannter kam Aristeides
vor derSchlacht bei
Salamis (480) zur
Flotte und besetzte während derselben Psyttaleia, wo er die persische
Besatzung niedermachte.
Gleich darauf wurde das Verbannungsurteil gegen ihn aufgehoben.
NeuenRuhm gewann er 479 als Anführer der
Athener bei
Platää.
Nach
Athen zurückgekehrt, bewog Aristeides seine
Partei, einzuwilligen, daß als Belohnung für die in den
Perserkriegen
bewiesene Hingebung und
Tapferkeit der Zutritt zu den Staatsämtern allen
Bürgern ohne Rücksicht auf ihr
Vermögen eingeräumt
würde. Im J. 476 ward er mit dem Oberbefehl über die athenische
Flotte betraut, erwarb sich durch seine
Milde und Unparteilichkeit
die
Liebe der Griechen, übernahm nach
Pausanias'
Abberufung den Befehl über die ganze griechische
Flotte
und bewog die
Inseln und
Städte des Ägeischen
Meers, sich mit
Athen zu einem
Bündnis gegen die
Perser zu vereinigen.
Somit ward der
Gründer der athenischen
Hegemonie, die sich über sämtliche nicht zum Peloponnesischen
Bund gehörige Seestädte
undInseln erstreckte. Beauftragt, die Bundesverhältnisse zu ordnen, bestimmte er die nötigen Beiträge
jedes
Staats an
Geld und
Truppen nach einem so unparteiischen und billigen
Anschlag, daß alle Mitglieder sich zufrieden erklärten
und in späterer Zeit, als die
Athener ihre Macht mißbrauchten, diese
Besteuerung als eine Glückszeit priesen. Er starb 467 auf
einer in öffentlichen Angelegenheiten unternommenen
Fahrt nach dem
SchwarzenMeer, nach
Verwaltung der höchsten
Ämter ärmer, als er sie angetreten hatte. Seine beiden Töchter wurden auf
Kosten des
Staats ausgestattet, sein Sohn
Lysimachos,
der aber entartete, erhielt 100
MinenSilbers,
Grundstücke und einen täglichen
Gehalt von 4
Drachmen. Aristeides'Leben
ist von
Cornelius Nepos und Plutarch beschrieben worden.
3) Aristeides aus Milet, im 2. oder 1. Jahrh.
v. Chr., verfaßte erotische
Erzählungen sehr lasciven
Inhalts, nach ihrem
Schauplatz Milet »Milesiaca«
(milesische Geschichten) betitelt, die als die
ersten Anfänge des griechischen Prosaromans zu
betrachten sind. Sie waren im
Altertum sehr beliebt, besonders unter den
Römern, von denen
sie derHistorikerSisenna übersetzte.
Die dürftigen Bruchstücke sind gesammelt in
Müllers »Fragmenta historicorum graec.« (Bd.
4).
4) PubliusÄlius Aristeides, genannt Theodoros, griech.
Rhetor, geb. 117 oder 128
n. Chr. zu Adriani in
Mysien, hörte die berühmtesten
Rhetoren und bereiste darauf
Asien,
[* 5]
Griechenland,
[* 6] Italien
[* 7] und
Ägypten.
[* 8]
Als er nach seiner Rückkehr von einer langwierigen
Krankheit befallen ward, gehörten ununterbrochene
Studien zu der
Kur, die ihm in Traumgeschichten vorgeschrieben wurde, und deren Geschichte (das erste uns
schriftlich verbürgte
Beispiel von Hellseherei) er selbst in seinen sechs
»HeiligenReden« erzählt. Wegen seiner
Redekunst
genoß er außerordentliches Ansehen bei seinen Zeitgenossen; auch bei den
Kaisern stand er in hoher
Gunst, besonders bei
Mark Aurel,
der auf seine Verwendung das 178 durch ein
Erdbeben
[* 9] zerstörte
Smyrna wiederherstellen ließ. Die Hauptstätten
seiner Wirksamkeit waren
Athen und
Smyrna, wo er um 190 starb. Außer einer rhetorischen
Schrift (hrsg. in den »Rhetores graeci«
von
Walz, Bd. 9, und
Spengel, Bd. 2) besitzen wir von Aristeides'
Reden, die er mühsam auszuarbeiten pflegte, noch 55, teils
Lobreden
auf
Gottheiten und
Städte, wie
Rom und
[* 10]
Smyrna, teils
Deklamationen nach alten
Mustern, wie
Isokrates (Panathenaikos)
und
Demosthenes (gegen Leptines), und über geschichtliche Themata aus der Zeit der griechischen
Freiheit (hrsg. von
Dindorf,
Leipz. 1829, 3 Bde.). Sie halten sich
frei von dem rhetorischen Wortgepränge der Zeit und sind ausgezeichnet durch Tiefe und
Fülle der
Gedanken
sowie durch kräftige und gedrungene, oft freilich schwierige und dunkle
Sprache.
[* 11]
Beides muß um seiner selbst willen erstrebt werden; jedes
Mittel, um dazu zu gelangen, ist erlaubt. Die
Tugend hat nur Wert
als Weg zum
Vergnügen; ebenso
Klugheit und
Weisheit, indem sie die Lust beherrschen und vor Unlust erzeugendem Übermaß bewahren.
Wie das Lustgefühl das höchste praktische
Kriterium (des
Guten und
Bösen), so ist die Sinneswahrnehmung das höchste theoretische
des Wahren und
Falschen. Seine Anhänger Theodoros,
Euemeros u. a. galten als Gottesleugner. Von Aristippos'
Schriften hat sich keine
erhalten; die ihm zugeschriebenen fünf
Briefe in dorischem
Dialekt sind unecht.
Wieland machte ihn zum
Helden seines historisch-philosophischen
Romans »Aristipp und einige seiner Zeitgenossen«. -
Sein Enkel von seiner philosophisch
gebildeten Tochter
Arete, der jüngere, um 360
v. Chr., war von seiner
Mutter unterrichtet, daher »Metrodidaktos« (Mutterzögling)
genannt, und soll das
System seines Großvaters
(Hedonismus, Anleitung zum
Vergnügen, Genußlehre) geordnet, genauer bestimmt
und weiter bekannt gemacht haben.
¶
1) Aristobulos I., Sohn des makkabäischen FürstenJohannesHyrkanos, nahm nach dessen Tod (106 v. Chr.) den Königstitel
und seinen BruderAntigonos zum Mitregenten an, während er die drei übrigen Brüder und seine Mutter einkerkern und im Gefängnis
verhungern ließ. Die Ituräer zwang er, das Judentum anzunehmen. Seinen um diesen Erfolg verdienten BruderAntigonos ließ er ermorden und starb 105, von Gewissensbissen gequält. Ihm folgte sein ältester Bruder, Alexander Jannäos.
Aristobulos, dessen zwei SöhneAlexander und Antigonos und zwei Töchter wurden von Pompejus in Rom im Triumph aufgeführt. Aristobulos entfloh
später (56) aus der römischen Gefangenschaft und trat in Palästina als Prätendent auf. Das Volk strömte ihm zwar zu, doch
wurde er vor Machäros von Sisenna geschlagen, schwer verwundet, gefangen und nebst seinem Sohn Antigonos
abermals nach Rom geschickt. Cäsar gab Aristobulos 49 nicht bloß die Freiheit, sondern überließ ihm sogar zwei Legionen zur Wiedereroberung
Judäas. Aber der Pompejaner Q. MetellusScipio, der eben Syrien als Provinz erhalten hatte, ließ Aristobulos unterwegs
durch Gift beseitigen.
3) Alexandrinisch-jüd. Peripatetiker zu Alexandria, um 180 v. Chr., angeblich Verfasser eines allegorischen Kommentars über
die Bücher Mosis, worin gezeigt werden sollte, daß alle Weisheit der griechischen und römischen Schriftsteller von Moses
entlehnt sei. Dieses Werk, von den Kirchenvätern öfters genannt, ist nach den neuesten Untersuchungen das Produkt
eines weit spätern Schriftstellers, der den Namen des im 2. Buch der Makkabäer (1, 10) vorkommenden Aristobulos gebrauchte, um dadurch
seiner Schrift mehr Eingang zu verschaffen.
2) Messenischer Held und König aus dem Geschlecht der Äpytiden, opferte während des ersten MessenischenKriegs (743-724 v. Chr.) einem Orakelspruch zufolge seine Tochter, um den Sieg über die Spartaner gewinnen zu können, und
ward trotz dieser Blutschuld zum König gewählt. Er verteidigte Ithome mit großer Tapferkeit. Infolge eines neuen Orakelspruchs
an der Rettung seines Vaterlands verzweifelnd, tötete er sich selbst am Grab seiner Tochter (724).
im staatsphilosophischen System des Aristoteles diejenige Staatsbeherrschungsform, nach welcher eine bevorzugte Klasse der Staatsangehörigen
im Besitz der Staatsgewalt ist. Aristoteles teilt
die Beherrschungsformen in das Königtum (Monarchie), die Aristokratie und
die Demokratie, je nachdem die Staatsgewalt in der Hand
[* 18] eines Einzelnen sich befindet, oder je nachdem sie einer gewissen bevorzugten
Klasse oder endlich der Gesamtheit des Volks zusteht. Mit Rücksicht auf die modernen Staatsverhältnisse pflegt man jedoch
meist nur zwei Grundformen der Staatsverfassung zu unterscheiden, die monarchische und die republikanische,
je nachdem die Staatsgewalt von einem Einzelnen oder je nachdem sie von der Gesamtheit der Staatsangehörigen durch deren
Organe ausgeübt wird. In Ansehung der Republik wird dann allerdings wieder zwischen Aristokratie und Demokratie unterschieden, insofern
nämlich entweder eine gewisse Klasse von Staatsbürgern die Führerschaft der übrigen und die Zügel des
Staats in Händen hat, oder die Gesamtheit des Volks ohne Standesunterschied als der Souverän gedacht wird.
Wer freilich, wie dies neuerdings von namhaften Publizisten geschieht, den Staat selbst als den eigentlichen Souverän hinstellt,
für den wird auch diese Einteilung hinfällig, und man kann von diesem Standpunkt aus zu einer Einteilung
der verschiedenen Staatsformen nur noch nach dem Merkmal schreiten, ob das Staatshaupt aus Einer Person oder aus einer Mehrheit
von Personen besteht. Jedenfalls ist dem aristokratischen System die Neuzeit nicht günstig. Keine der dermalen bestehenden
Republiken hat eine aristokratische Staatsform, während diese im Altertum vielfach vertreten war.
Wie in GriechenlandAthen als Muster der antiken Demokratie erschien, so wurde die Aristokratie besonders durch Sparta
repräsentiert. Auch die altrömische Republik mit ihrer Patrizierherrschaft war recht eigentlich eine Aristokratie. Ebenso hat man das
frühere Deutsche Reich
[* 19] in der Zeit des Verfalls der kaiserlichen Autorität nicht mit Unrecht als eine Aristokratie bezeichnet.
Auch in dem FreistaatVenedig
[* 20] hat sich lange Zeit hindurch die aristokratische Staatsform erhalten. Wenn aber auch der Begriff
der Aristokratie heutzutage als Staatsbeherrschungsform nicht mehr von praktischer Bedeutung ist, so spricht man doch
noch von in dem Sinn, daß man darunter eine bevorzugte Klasse der Staatsangehörigen versteht, und zwar
ist es zumeist die Geburts- (Standes-, Erb-) Aristokratie, welche man dabei im Auge
[* 21] hat, also der Adel.
Aber auch von einer Beamten- und von einer Geldaristokratie (Plutokratie) wird in ebendiesem Sinn gesprochen, wie ja auch nicht
selten von einer Aristokratie des Geistes die Rede ist, welcher ein besonderer Grad von Bildung eine bevorzugte Stellung
in der bürgerlichen Gesellschaft verschafft. In neuester Zeit ist im Gegensatz zur Sozialdemokratie nicht selten auch von einer
Sozialaristokratie die Rede, indem man unter letzterer die Freunde des omnipotenten Staatswesens und der Erweiterung der Staatsthätigkeit
versteht, insofern sie der besitzenden Klasse angehören.
Aristokrat wird der Zugehörige oder der Anhänger der Aristokratie, namentlich der Geburtsaristokratie,
genannt; Aristokratismus ist die ausgesprochene Vorliebe für aristokratische Vorrechte und Gebräuche. Aristokratisierend
nennt man eine Staatsverfassung, welche zwar nicht die Aristokratie als Staatsbeherrschungsform aufweist, aber gleichwohl einen
gewissen aristokratischen Zug
und Charakter erkennen läßt, wie dies namentlich bei der englischen Staatsverfassung
der Fall ist. Auch pflegt man zuweilen von einer aristokratischen Politik als von einer solchen zu sprechen, welche besonders
das Wohl gewisser und namentlich der wohlhabendern Klassen der Bevölkerung im Auge hat.
¶
Tourn. (Osterluzei), Gattung aus der Familie der Aristolochiaceen, kraut- und strauchartige, ausdauernde
Gewächse mit aufrechtem oder schlingendem Stengel,
[* 23] abwechselnden, gestielten, meist herzförmigen, bisweilen sehr großen
Blättern und achselständigen Blüten mit am Grund bauchig röhrenförmigem Perigon, welches an der Mündung in eine Zunge
ausgezogen oder mit einem tellerartigen Saum versehen ist. Etwa 200 Arten, von denen 140 in (meist dem
tropischen) Amerika,
[* 24] die übrigen in Asien, Afrika
[* 25] und Europa
[* 26] vorkommen.
Einzelne zeichnen sich durch schön gefärbte oder höchst sonderbar gestaltete, oft auch sehr große Blumen aus. Aristolochia ClematitisL. (gemeine Osterluzei, Waldrebenhohlwurz) findet sich häufig in Weinbergen im südlichen und mittlern
Europa, wird bis 0,6 m hoch und hat in den Blattwinkeln zu 5-7 zusammenstehende Blüten mit schmutzig gelbem Perigon, welches
in eine zungenförmige Platte ausläuft. Die Pflanze riecht eigentümlich balsamisch; ihre Wurzel
[* 27] wurde vormals als schweiß-
und urintreibendes Mittel angewendet. In größern Gaben ist die Wurzel zu den narkotisch scharfen Giften
zu rechnen. Aristolochia serpentariaL., in feuchten Bergwäldern des mittlern Strichs der östlichen Staaten von Nordamerika,
[* 28] eine 25-40
cm hohe Staude mit ei- oder herzförmigen, zugespitzten Blättern und kleinen, violettbraunen, einzeln in den Achseln der Niederblätter
stehenden Blüten, liefert die Schlangenwurzel (Radix Serpentariae), welche aus einem kleinen, rundlichen
Rhizom
[* 29] und vielen dicht stehenden, sehr dünnen, zerbrechlichen, ineinander verflochtenen Wurzelfasern besteht.
Sie riecht baldrianartig und schmeckt kampferartig bitter. Als Bestandteile werden ein ätherisches Öl und Aristolochin angegeben.
Die Eingebornen benutzten die Wurzel gegen Schlangenbiß; seit 1663 kam sie nach Europa und wurde namentlich als Erregungsmittel
bei Typhus und typhoiden Zuständen überhaupt angewandt; gegenwärtig ist sie ziemlich außer Gebrauch.
Übrigens liefern auch andre nordamerikanische Aristolochia-Arten Schlangenwurzel.
AristolochiaSiphoL'Hérit. (Pfeifenstrauch), aus Nordamerika,
hat einen windenden, sehr langen Stamm, sehr große, fast kreisrunde, herzförmige Blätter und winkelständige, bräunliche
Blüten, deren Perigon wie ein Pfeifenkopf gestaltet ist. Diese Art eignet sich vorzüglich zu Lauben-
und Wandbekleidungen und dauert im Freien aus. Mehrere andre Arten werden bei uns in Treibhäusern kultiviert.
(Osterluzeigewächse), dikotyle, etwa 200 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Serpentarien,
Stauden oder meist windende Sträucher mit korollinisch gefärbtem, dreizähligem Perigon, 6-36 bisweilen gynandrischen Staubblättern
und einem unterständigen, aus 4-6 Karpiden gebildetem Gynäceum. Das Perigon ist bald zygomorph, wie
bei der Unterfamilie der Aristolochieen, bald regelmäßig, wie bei den Asarinen und Bragantieen. (Vgl. Duchartres Monographie
in DeCandolles »Prodromus«, Bd.
15.) In der deutschen Flora sind die Aristolochiaceen durch die Haselwurz (AsarumeuropaeumL.) und die Osterluzei (AristolochiaClematitisL.) vertreten. Mehrere amerikanische Aristolochiaceen, besonders Aristolochiaceen serpentariaL.,
werden gegen Schlangenbiß angewendet. Die meisten Aristolochiaceen sind im tropischen Amerika, wenige im tropischen Asien, um das Mittelmeer
und in der nördlichen gemäßigten Zone einheimisch. Vorweltliche Aristolochia-Arten sind aus der Kreide
[* 30] und aus Tertiärschichten
bekannt.
(griech.),
vollendete, besonders sachverständige Feinschmecker,
benannt nach T. Walkers »Aristology, or the art of dining« (Lond.
1835, neue Ausg. 1881).
der Held des zweiten MessenischenKriegs (685-668 v. Chr.), aus dem Geschlecht der Äpytiden, ward nach der
Schlacht bei Derä wegen seiner fast unglaublichen Tapferkeit zum König der Messenier ausgerufen, begnügte sich aber
mit der Stelle eines unumschränkten Anführers und verbreitete als solcher durch eine Reihe der verwegensten Thaten Furcht
und Schrecken unter den Lakedämoniern, so daß der Dichter Tyrtäos den Mut der Geschlagenen durch seine Kriegsgesänge wieder
beleben mußte.
Nach der Verräterei des arkadischen Königs Aristokrates zog Aristomenes sich mit dem Rest seiner Tapfern in die
Bergfeste Eira zurück. Von hier aus führte er elf Jahre den Krieg fort, verteidigte sich selbst nach Ersteigung der Burg innerhalb
derselben noch drei Tage und zog zuletzt mit allen Bewohnern unversehrt mitten durch die bestürzten Feinde. Auf seinen Rat
wanderten (668) die geretteten Messenier unter seinem Sohn Gorgos und Mantiklos nach Zankle auf Sizilien
[* 31] aus, wo sie denNamen ihrer Heimat in Messana verjüngten. Aristomenes begab sich nach Rhodus, wo er bei seinem Schwiegersohn Damagetos,
dem Beherrscher von Jalysos, starb; er wurde daselbst als Heros verehrt.
1) der geist- und witzreichste griech. Lustspieldichter, lebte
zwischen 444 und 388 v. Chr. in Athen. Von seinem Leben ist nur wenig bekannt. SeinVater Philippos soll kein
geborner Athener gewesen, sondern aus Rhodus oder Ägypten eingewandert sein und erst später das Bürgerrecht erhalten haben;
jedenfalls machte der bekannte DemagogKleon, den sein Spott gereizt hatte, den Versuch, seine Zugehörigkeit zur athenischen
Bürgerschaft anzufechten. Aristophanes nahm an allen Lebensäußerungen seiner Zeit den regsten Anteil, ohne jedoch einer Partei ausschließlich
anzugehören.
Mit freier Selbständigkeit erhebt er sich in seinen Lustspielen über die herrschenden Modethorheiten, über das einseitige
Treiben politischer Parteien und philosophischer Sekten, bald kriegslustige Demagogen, bald spitzfindige Sophisten, bald unpraktische
Ideologen mit der scharfen Geißel seines Witzes züchtigend. Sein erstes Stück: »Die Schmausbrüder«, brachte
er 427 seiner Jugend wegen unter fremdem Namen zur Aufführung;
auch eine Anzahl der folgenden Stücke ließ er durch die Dichter
Kallistratos und Philonides auf die Bühne¶
mehr
bringen. Unter eignem Namen trat er zuerst 424 mit den »Rittern« auf. Das Altertum besaß von ihm 44 Stücke, von denen jedoch 4 für
unecht galten. Uns sind davon außer den Titeln und zahlreichen Fragmenten (zuletzt gesammelt von Kock in »Comicorum atticorum
fragm.«, Bd. 1, Leipz. 1880)
noch 11 erhalten, die einzigen vollständigen Komödien, die wir aus dem griechischen Altertum besitzen.
Es sind in chronologischer Ordnung folgende:
1) »Die Acharner«, mit denen Aristophanes 425 über Kratinos und Eupolis siegte (hrsg. von Wolf, griech. u. deutsch, Berl.
1811; Elmsley, 2. Aufl., Leipz. 1830; Müller, Hannov. 1863; Ribbeck, griech. u. deutsch, Leipz.
1864),
wie die meisten übrigen Stücke nach dem Chor benannt und bestimmt, durch Darstellung der Segnungen und Genüsse des
Friedens die Athener für letztern zu gewinnen.
2) »Die Ritter«, von 424 (hrsg. von Kock, 2. Aufl., Berl. 1867; v. Velsen,
Leipz. 1869; Ribbeck, griech. u. deutsch, Berl.
1867),
3) »Die Wolken«, von 423, wider die metaphysischen Grübeleien und die Sophistik der Zeit gerichtet, als deren Hauptrepräsentant
Sokrates dargestellt wird; das berühmteste Stück des Aristophanes und von ihm selbst für sein gelungenstes gehalten, obwohl es bei
der Aufführung nur den dritten Preis erhielt; es ist uns nur in einer spätern, nicht durchgeführten
Bearbeitung des Dichters erhalten (hrsg. von Hermann, 2. Ausg., Leipz. 1830; Reisig, das. 1820; Wolf, griech. u. deutsch, Berl.
1811; Kock, 3. Aufl., das. 1876; Teuffel, Leipz. 1856, 1863 u. 1867; vgl.
Süvern, über Aristophanes' Wolken, Berl. 1826). 4) »Die Wespen«, von 422 (hrsg. von Hirschig, Leiden 1847, und Richter,
Berl. 1858),
gegen die Prozeßsucht der Athener gerichtet und, wie die beiden folgenden, mit dem zweiten Preis ausgezeichnet.
5) »Der Friede«, von 421 (hrsg. von Richter, Berl. 1860),
7) »Lysistrate«, von 411 (hrsg.
von Enger, Bonn
[* 36] 1844),
Verschwörung der Frauen, um die Männer zum Frieden zu zwingen, die letzte der eigentlich politischen Komödien
des Aristophanes 8) »Die Thesmophoriazusen«, von 410 (hrsg.
von Fritzsche, Leipz. 1838; v. Velsen, das.
1883; Enger, Bonn 1844),
9) »Die Frösche«,
[* 37] 405 aufgeführt und mit dem ersten Preis ausgezeichnet, eins der geistvollsten und witzigsten Stücke, über
den Verfall der tragischen Dichtung, der dem kurz zuvor gestorbenen Euripides zur Last gelegt wird (hrsg.
von Fritzsche, Zürich
[* 38] 1845; Pernice, griech. u. deutsch, Leipz.
1856; v. Velsen, das. 1881; Kock; 3. Aufl., Berl. 1881). 10) »Die
Ekklesiazusen«, von 392, Volksversammlung der Weiber, welche mit Güter- und Weibergemeinschaft einen Staat einrichten wollen;
eine Satire auf die verkehrten Versuche, durch ideale Verfassungsformen dem athenischen Staat wieder aufzuhelfen
(hrsg. von v. Velsen, Leipz. 1883).
11) »Plutos«, worin der bisher blinde Gott des Reichtums sehend gemacht und damit eine bessere Zeit herbeigeführt wird, zuerst
408, dann 388 in einer den Zeitverhältnissen
entsprechenden Bearbeitung aufgeführt und in dieser erhalten; bezeichnet in
seiner alles Politische meidenden Weise den Übergang zur sogen. mittlern Komödie (hrsg. von Hemsterhusius,
Haarl. 1744 u. Leipz. 1811; Thiersch, das. 1830; v. Velsen, das.
1881). Das Altertum erkennt in Aristophanes fast einstimmig den ersten komischen Dichter Griechenlands an, der gleichen Beifall bei seinen
Zeitgenossen in Athen wie bei der Nachwelt zu Alexandria und Rom erntete.
Der Zweck aller seiner Stücke ist nicht der bloßer Unterhaltung und Erheiterung, sondern Förderung der Wohlfahrt seiner Mitbürger
in politischer wie in moralischer Hinsicht. Spott und Scherz des Dichters sind stets im Dienste
[* 39] des Vaterlands, und gern vergißt
man darüber ihre oft anstößige, schonungslose, aber dem damaligen Zeit- und Volksgeist entsprechende
Form. Mit großer Treue hat Aristophanes das öffentliche Leben, die Sitten und den Charakter des damaligen Athen dargestellt.
Was Aristophanes noch besonders auszeichnet, ist seine Sprache, die als ein vollendetes Muster des reinsten Attizismus
betrachtet werden kann und in den lyrischen Teilen nicht selten einen erhabenen Schwung und feierlichen Ernst annimmt. Das
einzige uns erhaltene Porträt des Aristophanes bietet die Doppelbüste des Aristophanes und Menander im MuseumzuBonn. Aus den Schriften der zahlreichen
alten Kommentatoren des Dichters besitzen wir wertvolle Überreste in den vorhandenen Scholiensammlungen
(hrsg. unter andern von W. Dindorf, Oxf. 1838, 3 Bde.; Dübner, Par. 1842, 1855, 1868). Gesamtausgaben außer der Editio princeps
von Aldus (Vened. 1498) lieferten namentlich Invernizzi, Beck und W. Dindorf (Leipz. 1794-1834, 13 Bde.;
Text, Kommentare, Scholien etc.), Bekker (Lond. 1829, 5 Bde.), G.
Dindorf (Oxf. 1835, 1838, 4 Bde.;
Par. 1868, Leipz. 1869), Bergk (das. 1857, 2 Bde.), Meineke (das. 1860, 2 Bde.),
Blaydes (Halle
[* 42] 1880 ff.). Übersetzungen liegen vor von Wieland, der einzelne Stücke (wie »Acharner«, »Ritter«, »Vögel«) in
Prosa übertrug, von J. H. ^[JohannHeinrich] Voß (Braunschw. 1821, 3 Bde.),
Droysen (3. Aufl., Leipz. 1880, 2 Bde.),
H. Müller (das. 1843-46, 3 Bde.),
Seeger (Frankf. 1844-48, 3 Bde.), Minckwitz (Auswahl, Stuttg. 1873) und Donner (Leipz. 1861-62, 3 Bde.).
Tragikern und Komikern, unter diesen namentlich Aristophanes und Menander, sowie Platon zugewendet. Von einem umfänglichen
und vielbenutzten lexikalischen Werk besitzen wir noch beträchtliche Fragmente. Sammlung der Bruchstücke seiner Schriften
von Nauck (Halle 1848).
der einflußreichste Philosoph und Naturkundige Griechenlands, wurde 384 v. Chr. zu Stagira in Chalkidike
an der Küste des Strymonischen Meerbusens geboren, weshalb er auch häufig der Stagirit genannt wird.
SeinVaterNikomachos, Leibarzt und Freund des makedonischen KönigsAmyntas II., leitete sein Geschlecht von Asklepios
[* 44] ab und war
durch mehrere Schriften über Arzneikunde und Naturlehre als Schriftsteller aufgetreten. Als Aristoteles sein 17. Jahr zurückgelegt
hatte, ging er nach Athen, um Platon zu hören, zu dem er jedoch in kein dauerhaftes freundschaftliches
Verhältnis getreten zu sein scheint.
Nach dem TodPlatons (347) verließ Aristoteles Athen und begab sich zu Hermias, dem Beherrscher von Atarneus, konnte sich aber, als dieser
schon drei Jahre danach auf Befehl des Perserkönigs schimpflich hingerichtet wurde, nur durch die schleunigste
Flucht gleicher Gefahr entziehen und trug die Liebe zu seinem Freund auf Pythias, die Schwester (oder Nichte) desselben, über,
mit der er sich (345) vermählte. Zwei Jahre später wurde er vom König Philipp vonMakedonien zur Erziehung des damals 13jährigen
Alexander berufen.
Nach des letztern Thronbesteigung lebte Aristoteles anfänglich in philosophischer Abgeschiedenheit
zu Stagira, siedelte aber 335 nach Athen über, wo er sich in dem nach dem benachbarten Tempel
[* 45] des Apollon Lykeios benannten
Lyceum, das wie PlatonsAkademie mit schattigen Baumgängen und Anlagen zum Lustwandeln umgeben war, einrichtete. Weil Aristoteles mit
seinen Schülern in diesen Gängen auf und ab wandelnd zu philosophieren pflegte, wurde ihnen der NamePeripatetiker
beigelegt.
Seine Vorlesungen unterschied er in Morgen- und Abendvorträge, zu deren erstern nur die vertrautern Freunde des Philosophen
Zutritt hatten, die in die tiefer gehenden philosophischen Untersuchungen, in das System und die höhere Spekulation eingeführt
werden sollten. Diese Vorträge hießen akroamatische; es waren dies esoterische Untersuchungen, deren
Gegenstände, der Metaphysik und Theologie, Physik und Dialektik angehörend, in streng wissenschaftlicher Form behandelt wurden.
In den Abendstunden wurden exoterische Untersuchungen vorgenommen, welche sich auf Rhetorik, Sophistik und Politik bezogen, die
praktische Bedeutung und den praktischen Zweck der Gegenstände im Auge hatten und allgemeine Verständlichkeit
in populärer Form bezweckten. In dieser Zeit seiner ausgedehnten Lehrthätigkeit während seines zweiten, 13jährigen Aufenthalts
in Athen wurden seine wichtigsten philosophischen und naturwissenschaftlichen Werke abgefaßt.
Die litterarischen Hilfsmittel, welche nötig waren, um die unermeßliche Fülle von Erfahrungskenntnissen aufhäufen und
die Masse von Materialien gewinnen zu können, wie sie in den Werken des Aristoteles verarbeitet
enthalten sind, wurden ihm durch die Unterstützung Alexanders verschafft, dessen Freigebigkeit ihn in den Stand gesetzt hatte,
sich eine reiche Bibliothek zu erwerben. Um das große Werk über die Geschichte der Tiere, das dieser schon in Stagira vorbereitet
hatte, zu fördern, schenkte ihm Alexander nicht nur beträchtliche Geldsummen, sondern stellte auch alle
die zu seinen Diensten, die in Asien oder
Griechenland in irgend einer Beziehung Tiere unter Aufsicht hatten, wie die Besitzer
von Teichen, Waldungen, Viehherden u. dgl. Obgleich
die Zuneigung, die Alexander seinem Lehrer bisher bewiesen, in der Folgezeit, angeblich infolge der Tötung
des Kallisthenes (323), eines Neffen und Zöglings des Aristoteles, erkaltete, galt den Feinden des Königs als Makedonierfreund, und
als die Athener alle Anhänger der makedonischen Herrschaft innerhalb der Stadt verfolgten, stand Aristoteles unter ihnen
obenan.
Auf Anstiften des HierophantenEurymedon durch einen angesehenen athenischen Bürger, Demophilos, der Gottlosigkeit
oder Irreligiosität angeklagt, weil einige Lehrsätze des Philosophen im Widerspruch mit der Volksreligion standen, floh Aristoteles, ohne
die gerichtliche Entscheidung abzuwarten (322), nach Chalkis auf Euböa, wo er seine Lehrvorträge bis zu seinem 322 im 63. Lebensjahr
erfolgten Ende fortsetzte. Er hinterließ eine unmündige Tochter, Pythias, und einen Pflegesohn, Nikanor,
außerdem eine Geliebte, Herpyllis, von der ihm der bei des VatersTod noch sehr junge Nikomachos geboren worden war. Das schönste
uns erhaltene Porträt des Aristoteles ist die (sitzende) Statue im PalazzoSpada zu Rom, eine der ausdrucksvollsten Porträtstatuen des
Altertums.
Von den sehr zahlreichen Schriften des Aristoteles (nach einigen 400, nach andern gar 1000) sind aus dem Altertum
drei Verzeichnisse auf uns gekommen: das des Diogenes Laertius, das des sogen. Anonymus Menagii und ein aus arabischer Quelle
stammendes in der von Casiri herausgegebenen Bibliothek der arabischen Philosophen (abgedruckt bei Buhle, »Werke des Aristoteles«, Bd.
1). Das letztere stimmt am meisten mit den uns erhaltenen Schriften überein; alle aber weichen von den Angaben andrer Schriftsteller
und unter sich bedeutend ab. Die Alten teilten seine Schriften in esoterische und in exoterische ein, von denen die erstern
als wesentliche Glieder
[* 46] in dem systematischen Zusammenhang der philosophischen Schriften sich geltend machten,
während die letztern unmittelbar für das Publikum bestimmt waren.
Von den übrigen betrifft die Schrift »Über die Kategorien« (deren Echtheit bestritten wird) die höchsten Allgemeinbegriffe,
die (gleichfalls unsichere) Abhandlung »Über die Auslegung« den Satz und das Urteil, die sogen. »Topik« die dialektischen
oder Wahrscheinlichkeitsschlüsse, und endlich die Untersuchung »Über die sophistischen
Schlüsse« die Trugschlüsse der Sophisten und deren Auflösung. Unter dem Namen »Organon« (Werkzeug) sind dieselben zusammengefaßt
worden, weil Aristoteles die Logik oder, wie er sie nennt, »Analytik« nicht als einen Teil der Philosophie selbst, sondern als eine »Propädeutik«
(Vorschule) zu dieser betrachtet.
¶
mehr
Aus der rhetorischen Klasse besitzen wir von Aristoteles nur ein einziges, aber sehr wichtiges Werk, »Rhetorica«,
das 335-322 entstanden ist (hrsg. von Spengel, Leipz. 1867, 2 Bde.;
deutsch von Stahr, Stuttg. 1864). Es umfaßt alle Gattungen der Beredsamkeit, die nach dem Unterschied der politischen, gerichtlichen
und Prunkreden eingeteilt werden, und gibt an, wie man für jede dieser drei Gattungen zweckmäßige Gedanken
auffinden könne. Ein andres rhetorisches Werk, »Rhetorica ad Alexandrum«,
ist unecht.
Vielleicht der erste Entwurf zu einem größern Werk über Ästhetik oder ein unvollständiger Auszug aus demselben ist die
»Poetik« (hrsg. von Vahlen, Berl. 1874; mit der »Rhetorik« zusammen von Bekker, das. 1859; mit Übersetzung
von Susemihl, 2. Aufl., Leipz. 1874, und von M.Schmidt, Jena
[* 49] 1875), welche über das Prinzip der Kunst sowie über die Tragödie
und epische Poesie die wichtigsten Aufschlüsse gibt und trotz ihrer mangelhaften Beschaffenheit auf alle Kunstbetrachtung
(in Deutschland
[* 50] besonders seit Lessing) den wirksamsten Einfluß ausgeübt hat. Zu der physikalischen Klasse
gehören die acht Bücher der Physik (»Auscultatio physica«, hrsg.
von Bekker, Berl. 1843; von Prantl, Leipz. 1879; deutsch von letzterm, das. 1854),
Den Übergang zu der empirischen Betrachtung der Lehre von der Seele bilden einige Schriften naturwissenschaftlich-philosophischen
Inhalts, welche unter dem gemeinsamen Namen »Parva naturalia« zusammengefaßt werden. Auf dem Gebiet der Naturgeschichte schlug
den Weg der Empirie ein, indem er die Erscheinungen der Natur, die Teile des Weltganzen, die organischen
und unorganischen Naturkörper im Konkreten und Einzelnen betrachtete. Von den Werken über die unorganische Natur ist nicht
ein einziges erhalten. Die Schriften über die organische Natur betreffen die Naturgeschichte der Pflanzen und Tiere und die Physiologie
der letztern. Die »Historia animalium«, deren 10. Buch unecht, das Hauptwerk des Altertums über die Geschichte
der Tiere, wurde herausgegeben von Schneider (Leipz. 1812, 4 Bde.)
und Aubert und Wimmer (mit Übersetzung, das. 1868, 2 Bde.);
letztere gaben auch ebenso die »Zeugung und Entwickelung der Tiere« (das. 1860) heraus.
Den Organismus der Pflanzen hatte in einem besondern Werk: »De plantis«, dargestellt. Das Original dieser
Schrift ist verloren gegangen; die griechische Bearbeitung eines lateinischen Textes, der selbst wieder aus einer arabischen
Übersetzung des Originalsübertragen war, ist erhalten. Aus der mathematischen Klasse sind erhalten: »De insecabilibus lineis«
und »Quaestiones mechanicae«, wozu noch zwei Werke aus der angewandten
Naturlehre
kommen;
»De coelo«, in 4 Büchern (hrsg. von Prantl, mit Übersetzung, Leipz. 1857),
von den Gestirnen
und ihrer Bewegung, und »Meteorologica«, in 4 Büchern, von den Lufterscheinungen handelnd (hrsg. von Ideler, Berl. 1834-36, 2 Bde.).
Die »Metaphysik« (hrsg. von Schwegler, Tübing. 1847, und Bonitz, Bonn 1848; deutsch von Schwegler, Tübing. 1846-48) verdankt ihren
Namen dem zufälligen Umstand, daß die 14 Bücher, aus denen sie besteht, ohne Titel in der Reihe der AristotelischenHandschriften zunächst hinter den physikalischen standen. In ihrer jetzigen Gestalt, in der sie unmöglich von Aristoteles herrühren
können, sind mehrere Bücher nicht metaphysischen, sondern logischen Inhalts, andernteils wieder Überarbeitung einzelner
Teile, die nebeneinander gestellt worden sind, oder Kompilation selbständiger Abhandlungen, die Spätere
ohne innern Zusammenhang in die Sammlung gereiht haben. Die moralisch-politische Klasse umfaßt einige der wichtigsten Schriften
des Aristoteles. Über die Sittenlehre existieren unter dem Titel »Ethik« drei Werke, von denen die sogen. Nikomachische Ethik (hrsg. von
Zell, Heidelb. 1820, 2 Bde.;
von Michelet, Berl. 1829-35, 2 Bde.;
von Bekker, 4. Aufl., das. 1881; von Grant, mit englischem Kommentar, 4. Aufl., Lond. 1885, 2 Bde.;
von Ramsauer, Leipz. 1878; deutsch von Garve, Berl. 1798-1806, 2 Tle.; von Stahr, Stuttg. 1863) von Aristoteles selbst abgefaßt ist,
während die sogen. Endemische ein Werk seines Schülers Eudemos und die »Magna moralia« (hrsg. von Susemihl,
Leipz. 1883) betitelte kürzeste Schrift ein Auszug aus beiden vorgenannten sein soll. Die »Politik« (hrsg. von Stahr, Leipz.
1836-39; Bekker, 2. Aufl., Berl. 1878; Susemihl, Leipz. 1872 und, mit Übersetzung von demselben, das.
1878; deutsch von Garve, Bresl. 1794-1802; von Stahr, Stuttg. 1861; Bernays, Leipz. 1872) enthält in 8 Büchern
die Lehre von dem Zweck und den Elementen des Staats, eine Darstellung der verschiedenen Regierungsformen, Nachrichten und Urteile
über die wichtigsten Verfassungen und ihre Stifter, zuletzt das Ideal eines Staats und die Lehre von der Erziehung als dessen
wichtigster Bedingung.
Über das Hauswesen (Ökonomik) existiert ein besonderes Werk in zwei Büchern, von denen das erste Buch
wahrscheinlich nur in einem Auszug des Theophrast auf uns gekommen, das zweite am Ende unvollständig und als unecht nachgewiesen
ist. Von des Aristoteles historischen Schriften sind aus einer Geschichte der Philosophie ein Bruchstück: »De Melisso, Xenophane
et Gorgia«, dessen Echtheit zweifelhaft ist, und wenige Bruchstücke des für die Altertumskunde unersetzlichen Werks »Politien«
vorhanden, einer Sammlung aller bis zu des Aristoteles Zeit bekannt gewordenen Staats- und Gesetzverfassungen des Altertums, worin die
politischen Einrichtungen sowie die Sitten und Gebräuche von 158, nach andern von 250 Städten geschildert waren.
Die vorhandenen angeblichen Briefe des Aristoteles sind teils offenbar untergeschoben, teils von zweifelhafter Echtheit.
Gesamtausgaben. Sämtliche Werke des Aristoteles wurden herausgegeben zuerst von Aldus Manutius (Vened. 1495-98, 5 Bde.),
dann von Sylburg (Frankf. 1587, 5 Bde.), Casaubonus (Leid. 1590, 2 Bde.), Duval (Par. 1639) und Buhle (Zweibr. 1791-1800, 5 Bde.;
mit lat. Übersetzung). Eine neue Ausgabe besorgte Bekker im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Berlin
[* 52] (Bd. 1-4, mit lat. Übersetzung,
Berl. 1831; Bd. 5, hrsg.
von Bonitz, die Fragmente und den Index enthaltend,
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