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(geb. vierten Tochter der Königin Viktoria von England, und war von 1878 bis 1883, in welchem Jahr er aus Gesundheitsrücksichten nach England zurückkehrte, Generalgouverneur des Kanadischen Bundes.
(geb. vierten Tochter der Königin Viktoria von England, und war von 1878 bis 1883, in welchem Jahr er aus Gesundheitsrücksichten nach England zurückkehrte, Generalgouverneur des Kanadischen Bundes.
(spr. argeilschir, auch Argyleshire, »Land der Gälen«),
Grafschaft an der Westküste von Schottland, hat ein Areal von 8468 qkm (153,7 QM.) und besteht aus einem festländischen Teil, der nach S. zu in die langgestreckte Halbinsel von Kintyre (s. d.) ausläuft, und einer Anzahl von Inseln, unter welchen Mull, Jura, Islay, Colonsay, Tiree, Coll und Rum die bedeutendsten sind. Den festländischen Teil zerschneiden weit eindringende Lochs und tiefe Glens in eine Anzahl von Halbinseln und inselartigen Bergmassen. Nördlich von Loch Sunart dringt die Halbinsel Ardnamurchan mit ihrem basaltischen Vorgebirge am weitesten in den Atlantischen Ozean vor; südlich von ihr liegt Morvern, das ein enger, aber tiefer Meeresarm von der gebirgigen Insel Mull trennt.
Nordöstlich von Morvern liegt die Landschaft Ardgower und jenseit des Loch Linhe die Landschaft Lorne, in welcher Ben Cruachan bis 1119 m ansteigt. Argyll, am obern Ende des fischreichen Loch Fyne, mit der Hauptstadt Inverary, bildet den Kern der Grafschaft. Östlich von Loch Fyne, zwischen ihm und dem Clydebusen, liegt die dreifach gespaltene Halbinsel Cowal. Der Crinankanal (s. d.) trennt Lorne von der Landschaft Knapdale, die vermittelst des nur einige 100 m breiten Isthmus von Tarbert mit der Halbinsel von Kintyre zusammenhängt.
Hauptfluß der Grafschaft ist der Orchy, welcher in den malerischen Loch Awe (den größten Binnensee der Grafschaft) mündet und als Awe aus demselben abfließt. In dem an malerischen Schönheiten reichen Land beschränkt sich der Ackerbau auf einige Thäler; die Bergweiden ermöglichen dagegen bedeutende Viehzucht [* 2] (1883: 61,018 Rinder, [* 3] 1,008,679 Schafe), [* 4] und die Wälder bergen viel Wild. Schiefer u. Bausteine werden gebrochen, aber der Bergbau [* 5] beschränkt sich auf Blei, [* 6] obgleich auch andre Metalle vorkommen. Die Bevölkerung [* 7] (1881: 76,468) bedient sich meist noch der gälischen Sprache. [* 8]
(griech., »Silberschildträger«),
Abteilung der makedon. Phalanx, welche mit Silberblech beschlagene Schilde führte, Kerntruppen und von Alexander d. Gr. sehr in Ehren gehalten.
Auch der römische Kaiser Alexander Severus umgab sich mit einer Leibwache von Argyraspiden.
(Argyrosis), bei längerm innerlichen Gebrauch von Höllenstein (salpetersaurem Silberoxyd) entstehende Grau- bis Schwarzfärbung der Haut [* 9] durch Niederschlag von Silber in die Gewebe. [* 10]
(Argyrophan), s. v. w. Neusilber ^[= (Argentan, Weißkupfer, Pakfong, German silver, Cuivre blanc, Maillechort), Legierungen aus ...] oder eine neusilberartige Legierung.
(türk. Ergeri), Stadt in Türkisch-Albanien, Wilajet Janina, im Gebiet der alten Argyriner, unweit des Dryno, eines Nebenflusses der Viosa, liegt auf drei durch tiefe Schluchten getrennten Vorsprüngen des Plato Vuni, hat meist vereinzelte, mit Türmen und Schießscharten versehene Häuser, Ruinen einer Citadelle, bedeutende Schnupftabaksfabriken und etwa 4000 Einw.
(griech.), Geldherrschaft. ^[= (Geldoligarchie, Plutokratie), der Zustand eines Volkes, in welchem Geldmänner ...]
1) Joannes, Humanist, geboren um 1416 zu Konstantinopel, [* 11] war schon dort angesehener Rhetor und Philosoph, erschien bald nach der Eroberung Konstantinopels (1453) in Italien [* 12] und erwies sich hier als der talentvollste Vermittler griechischer Bildung. Er lehrte zuerst in Padua [* 13] griechische Sprache und Philosophie, wurde 1456 von Cosimo de' Medici auf 15 Jahre nach Florenz [* 14] berufen, ging beim Ausbruch der Pest 1471 nach Rom und [* 15] starb dort wahrscheinlich 1486. Er war der Lehrer von Piero und Lorenzo de' Medici, von Poliziano, Reuchlin u. a. Unter seinen Schriften befinden sich Übersetzungen zahlreicher Werke des Aristoteles ins Lateinische sowie Kommentare zur Ethik und Politik desselben.
2) Perikles, neugriech. Rechtsgelehrter, geb. zu Konstantinopel, war seit 1837 als Lehrer der Rechtswissenschaft an der Universität in Athen [* 16] thätig. Konstitutionellen Staatsformen geneigt, erstrebte er deren Einführung in Griechenland, [* 17] wirkte zunächst schriftstellerisch dafür in der 1843-44 herausgegebenen Zeitschrift »Anamorphosis« (Reform), machte sich aber durch seinen Freimut beim König mißliebig. Nach Einführung der Verfassung 1843 beinahe immer Kammermitglied, zählte er zu den Führern der Opposition. Seit Mai 1854 Minister des Auswärtigen, vorübergehend auch der Finanzen, ward er 22. Sept. mit seinen Kollegen entlassen und nahm seine bereits im September 1855 begonnene akademische Thätigkeit wieder auf. Argyropulos starb Unter seinen Schriften ist besonders die »Staatsverwaltung Griechenlands« (2. Aufl., Athen 1859, 2 Bde.) hervorzuheben.
(griech.), s. Argyriasis. ^[= bei längerm innerlichen Gebrauch von Höllenstein (salpetersaurem Silberoxyd) ...]
cattiva (ital.), böse, verdorbene Luft, namentlich die äußerst schädlichen Ausdünstungen der Maremmen, Pontinischen Sümpfe etc.;
s. Malaria.
Tochter des Königs Minos von Kreta und der Heliade Pasiphae, entbrannte in Liebe zu dem als Tribut für den Minotauros landenden Theseus und gab ihm ein Fadenknäuel, das er am Eingang des Labyrinths festknüpfen und während des Einschreitens durch die Irrgänge in der Hand [* 18] ablaufen lassen sollte bis dahin, wo der Minotauros Wache hielt, zugleich auch ein gefeites Schwert, das Ungeheuer zu töten. So gelang es Theseus, mit seinen Gefährten von Minos in das Labyrinth geschickt, den Minotauros zu erlegen und sich aus den Irrgängen des Labyrinths glücklich herauszuwinden.
Darauf entfloh er mit Ariadne, auf deren Rat er den Boden der kretischen Schiffe [* 19] zerhieb, um das Nachsetzen unmöglich zu machen. Aber auf der Insel Dia (Naxos) verließ Theseus die Ariadne, die dann von Artemis [* 20] getötet ward. Nach andern findet Dionysos [* 21] auf der Rückkehr von Indien auf Naxos die verlassene Jungfrau schlummernd in einer Grotte, wird von ihrer Schönheit gefesselt und feiert mit der Erwachten seine Vermählung. Als Brautgeschenk erhält sie von der Aphrodite [* 22] und den Horen [* 23] oder von Dionysos selbst eine Krone, ein Werk des Hephästos. [* 24]
Nach ihrem Tod begräbt Dionysos die Geliebte in Argos. Ihre Krone wurde unter die Gestirne versetzt, sie selbst göttlich verehrt. Auf Naxos wurden ihr zwei Feste gefeiert, eins der Verlassenen unter Trauer, das andre der Vermählten mit Jubel. Wegen der Verwandtschaft dieser mit den Osiris- und Adonisfesten vgl. Dionysos. Der Mythus von Dionysos und Ariadne, wie letztere im Schlaf von Dionysos überrascht wird, findet sich oft auf antiken Kunstwerken, besonders Reliefs und Wandgemälden, dargestellt. Bekannt ist die Statue der schlafenden Ariadne im Museum des Vatikans, die auch in andern Nachbildungen erhalten ist. Danneckers Meisterwerk zu Frankfurt [* 25] a. M. stellt Ariadne als Braut des Dionysos auf dem Panther reitend dar. Auch dramatisch und musikalisch ( Ariadne auf Naxos«, ¶
von Benda) wurde der Mythus behandelt. Vgl. Kanter, De A. (Bresl. 1879).
seit der Sassanidenzeit Name der Osthälfte des Perserreichs, welche das heutige Persien, [* 27] Afghanistan [* 28] und Belutschistan bis an den Indus und das Gebiet am mittlern Oxus und Jaxartes umfaßte.
Streit, der erste große Lehrstreit, welcher das ganze römische Reich über ein halbes Jahrhundert lang erregte. Das dritte Jahrhundert hatte dem vierten die Aufgabe hinterlassen, die bereits vielfach feststehende Wesensgleichheit des Vaters und des Sohnes mit der biblisch bezeugten Unterschiedenheit der beiden Persönlichkeiten zu vereinigen. Der in Antiochia gebildete alexandrinische Presbyter Arius, welcher den Anlaß zum ganzen Streit gab, lehrte seit 313 im Gegensatz zu seinem Bischof Alexander, welcher den Sohn als den von Gott von Ewigkeit her Gezeugten, dem Vater in allem Gleichen faßte, einen in der Zeit vom Vater geschaffenen, ihm zwar ähnlichen, aber doch veränderlichen Sohn, also ein Geschöpf Gottes, eine Art von Mittelwesen zwischen Gottheit und Menschheit.
Daher der Gegensatz zwischen den Parteischlagwörtern Wesensgleichheit (Homousie) und Wesensähnlichkeit (Homöusie). Nachdem der Wille des Kaisers Konstantin und die Beredsamkeit des Athanasius (s. d.) zu Nicäa 325, trotz der Vermittelungsversuche des sich mit Arius vielfach berührenden Eusebius von Nikomedia (s. d.) sowie des sich dem alexandrinischen Standpunkt nähernden Eusebius von Cäsarea (s. d.), jener Formel den Sieg verschafft hatten, erfolgte noch unter demselben Kaiser ein Umschlag zu gunsten der andern, und die sogen. Homöusianer behaupteten auch nach dem 336 plötzlich, am Vorabend vor seiner durch den Kaiser angeordneten Aufnahme in die Kirchengemeinschaft, erfolgten Tode des Arius die Oberhand im Orient, während die Herrscher des Westreichs die nicäische Orthodoxie beförderten.
Zahlreiche Synoden, die sich gegenseitig verfluchten, wurden gehalten; namentlich offenbarte sich das Schisma der Christenheit in den 343 sich gegenüberstehenden Kirchenversammlungen von Sardica und von Philippopolis. Bald aber spalteten sich auch die Arianer in Semiarianer (Homöusianer) und strengere Arianer, welche nichts über das Wesen (Usia) des Sohnes, sondern nur im allgemeinen seine Ähnlichkeit [* 29] mit dem Vater bekennen wollten (Homöer), ja strengste Arianer (Anomöer).
An der Spitze der letztern, die den Sohn sogar für dem Vater unähnlich erklärten, standen der antiochenische Diakon Aëtius (s. d.) und der Bischof Eunomius von Cyzicus. Aber eben hierdurch wurden die Semiarianer zum Anschluß an die Nicäer gedrängt und der durch die Politik des Kaisers Theodosius auf dem zweiten allgemeinen Konzil zu Konstantinopel (381), welches das Nicäische Bekenntnis wiederholte, schließlich bewerkstelligte Sieg des Nicänums auch innerlich vorbereitet. Nur die germanischen Völker, welche das Christentum mittlerweile von dem arianischen Ostreich angenommen hatten (Goten, Vandalen, Langobarden), hielten es noch jahrhundertelang in der arianischen Form fest.
Vgl. Böhringer, Athanasius und Arius (»Kirchengeschichte und Biographien«, Bd. 6, Stuttg. 1874);
Kölling, Geschichte der arianischen Häresie (Gütersl. 1875-83, 2 Bde.).
s. Arianischer Streit. ^[= der erste große Lehrstreit, welcher das ganze römische Reich über ein halbes Jahrhundert ...]
di Puglia (spr. pulja), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Avellino, in den Apenninen, 763 m hoch, auf einem Tuffsteinfelsen, an der Eisenbahn Neapel-Foggia gelegen, Sitz eines Bischofs, mit einem Gymnasium, Rosogliofabrikation, Schwefelminen und Marmorbrüchen und (1881) 12,522 Einw.
Benedictus, Theolog und Orientalist, geb. 1527 im Gebirge (daher sein lateinischer Zuname Montanus) der spanischen Provinz Estremadura, studierte zu Sevilla [* 30] und Alcala de Henares, war Kenner von zehn Sprachen und in den semitischen besonders ausgezeichnet. Er begleitete den Bischof von Sevilla nach Trient [* 31] und leitete 1568-72 zu Antwerpen [* 32] die Herausgabe einer Polyglottenbibel, die im Auftrag König Philipps II. von Spanien [* 33] bei dem Buchdrucker Christoph Plantin (Antwerp. 1569-1572, 8 Bde.) erschien. Vom König durch die Komturei von Santiago belohnt, mußte er sich wegen der Aufnahme der Targumim in Rom wegen Ketzerei verantworten. Er starb 1598 in Sevilla. Seine Bibliothek wurde der des Eskorial einverleibt.
(Heribert), Erzbischof von Mailand, [* 34] stammte aus einem angesehenen lombardischen Rittergeschlecht und war Geistlicher in Mailand, als er zum Erzbischof erwählt wurde. Er war ein eifriger Anhänger der deutschen Kaiser, sowohl Heinrichs II. als Konrads II., den er selbst einlud, nach Italien zu eilen, da ein Teil der Großen das Königreich Italien einem französischen Prinzen zuwenden wollte, und 1026 in Mailand zum König krönte. Konrad belohnte ihn dafür mit der Verleihung ansehnlicher Rechte und der Gleichstellung Mailands mit Ravenna in kirchlichem Rang.
Nicht zufrieden damit, strebte Aribert nach größerer weltlicher und geistlicher Macht und wollte nicht nur, gestützt auf seine streitbaren Großvasallen (Capitani) und die ihm anhangenden städtischen Bevölkerungen, dem Stift ein unabhängiges weltliches Gebiet gleich dem Kirchenstaat erwerben, sondern ihm auch in Oberitalien [* 35] eine der päpstlichen ähnliche kirchliche Oberhoheit verschaffen. Seine Herrschsucht bewirkte 1035 einen Aufstand der kleinen Lehnsritter (Valvassoren), der zwar in Mailand selbst unterdrückt wurde, dem sich aber bald Lodi und die unfreien Bürger in andern Städten anschlossen.
Die Valvassoren besiegten die Capitani in einer Schlacht und verlangten von Konrad II. Anerkennung ihrer Rechte. Dieser hielt zur Entscheidung des Streits 1037 einen Reichstag in Pavia, auf dem Aribert, auf seine Verdienste um die Herrschaft der Deutschen trotzend, sich so herrisch und eigensinnig benahm, daß Konrad ihn verhaften ließ. Doch entkam Aribert nach Mailand, wo ihm das Volk begeistert zujauchzte und ihn, obwohl er vom Kaiser geächtet und abgesetzt wurde, im bewaffneten Widerstand gegen denselben eifrigst unterstützte. Im siegreichen Verteidigungskampf gegen die Deutschen erstarkte die freie Bürgerschaft Mailands, der Aribert als Abzeichen den Carroccio (Fahnenwagen) verlieh. Doch entstand nun ein erbitterter Krieg zwischen dieser und den Valvassoren, während dessen Aribert aus Mailand floh und starb.
Erzbischof von Mainz, [* 36] Sohn des bayrischen Pfalzgrafen Aribo, ward zum Geistlichen ausgebildet, dann kaiserlicher Kaplan und 1021 zum Erzbischof von Mainz ernannt. Er strebte nach einer streng episkopalen, von dem Papst möglichst unabhängigen Gestaltung der deutschen Kirche und trat auf einer Synode zu Seligenstadt 1022 mit seinen Suffraganbischöfen den päpstlichen Ansprüchen entschieden entgegen. Als er 1023 die Ehe des Grafen von Hammerstein mit Irmengard trennte und letztere mit dem Bann belegte, schritt der Papst gegen ihn ein. Nach Heinrichs II. Tod betrieb Aribo die Wahl Konrads II. und krönte denselben zu Mainz, wofür er reich belohnt ¶
wurde. Er starb auf der Rückkehr von einer Pilgerfahrt nach Rom in Como. Aribo war ein frommer, sittenreiner, edler und gelehrter Mann.
Vgl. R. Müller, Erzbischof Arno von Mainz (Leipz. 1881).
(San Marcos de Arica), Küstenstadt im südlichen Peru, [* 38] der Hafenplatz von Tacna, wohin seit 1854 eine Eisenbahn führt, hat ein heißes, ungesundes Klima [* 39] und etwa 4000 Einw. Das furchtbare Erdbeben [* 40] von 1868, das Arequipa und fast die ganze Seeküste Perus verheerte, zerstörte auch Arica nebst dem großen Hafendamm gänzlich; doch wurde die Stadt wieder aufgebaut und hat sich ihre kommerzielle Bedeutung als wichtigster Seeplatz für einen Teil von Südperu und Bolivia [* 41] bewahrt, welche von hier aus Edelmetalle und Erze, Chinarinde, Kaskarilla, Chinchillafelle, Alpako- und Vicunnawolle exportieren. Arica ist Station der Hamburger Kosmosdampfer und hat eine deutsche Konsularagentur. Zur Zeit der spanischen Herrschaft war Arica das Hauptemporium Perus mit über 30,000 Einw. An der Küste nordwärts bis Punta de Coles zahlreiche Gräber mit Mumien.
(spr. arittscha), Flecken in der ital. Provinz Rom, auf einer Anhöhe 2 km südlich von Albano gelegen, hat eine schöne Kirche (1664 von Bernini erbaut), einen Palast der Chigi mit herrlichem Park und (1881) 2278 Einw. Ariccia ist eine der beliebtesten römischen Sommerfrischen. Ein großartiger, 312 m langer Viadukt führt nach Albano. Der Ort nimmt die Stelle der Burg der alten latinischen Stadt Aricia ein, deren Hauptmasse sich in der sogen. Vallericcia, dem prächtigen Kraterthal eines uralten Vulkans, ausbreitete. In der Nähe war ein heiliger Hain mit einem Tempel [* 42] der aricinischen Diana, deren Dienst mit dem der taurischen Diana verwandt gewesen zu sein scheint (s. Diana).
(spr. -itschi), Cesare, ital. Dichter, geb. zu Brescia, war ursprünglich Rechtsgelehrter und wurde unter Napoleon I. Sekretär [* 43] am Departementalgerichtshof seiner Vaterstadt. Sein didaktisches Gedicht »La coltivazione degli ulivi« (Brescia 1808) erwarb ihm die Freundschaft Montis, die Aufnahme in das Athenäum von Brescia und 1810 die Ernennung zum Professor der Beredsamkeit, später der Geschichte und Litteratur am Lyceum daselbst. Nach der Aufhebung dieses Lehrstuhls (1824) erhielt er die Professur der lateinischen Sprache, die er bis zu seinem Tod, bekleidete.
Von seinen poetischen Werken ist das oben genannte das bedeutendste und sichert ihm einen Platz unter den besten didaktischen Dichtern Italiens. [* 44] Von seinen andern Gedichten derselben Gattung werden »La pastorizia« (Brescia 1814) und »L'origine delle fonti« am meisten bewundert. Alle diese Werke zeichnen sich durch ausgesuchte Eleganz des Stils und Versbaus aus. Auch hat man eine Anzahl lyrischer Gedichte und mehrere Prosaschriften von ihm. Seine letzte größere Dichtung: »Gerusalemme distrutta«, welche den Untergang Jerusalems durch Titus besingt, blieb unvollendet. Seine »Opere« erschienen zu Brescia 1818 in 6 Bänden, in neuer Ausgabe zu Padua 1858.
Stadt, s. Ariccia. ^[= (spr. arittscha), Flecken in der ital. Provinz Rom, auf einer Anhöhe 2 km südlich von Albano ...]
(franz.), dürr, trocken;
Aridität, Trockenheit, Dürre. ^[= Wilhelm, Maler, geb. 1815 zu Villingen in Baden, wurde von seinem Vater nach Wien geschickt, ...]
(ital. Aria, franz. und engl. Air), im allgemeinen eine singbare Melodie von abgeschlossener Form. Das französische Wort air wird ebenso für Vokalstücke verschiedenen Genres wie für Instrumentalstücke gebraucht, vorausgesetzt nur, daß deren Hauptgehalt eine schöne Melodie ist. Diese Bedeutung hatte im 17.-18. Jahrh. das Wort Arie überall, und man sprach daher ebensowohl von Spielarien wie von Gesangsarien. Im Deutschen versteht man heute unter Arie nur noch ausgeführtere Sologesangstücke mit Orchesterbegleitung, mögen dieselben Bruchstücke einer Oper, Kantate oder eines Oratoriums oder für den Konzertvortrag bestimmte Einzelwerke (Konzertarien) sein.
Von der Ballade, welche ebenfalls mit Orchesterbegleitung vorkommt, unterscheidet sich die Arie dadurch, daß sie lyrisch ist, d. h. Empfindungen in der ersten Person schildert, während jene erzählt (episch-lyrisch); vom Lied, mit dem die Arie, wenn das Orchester durch Klavier ersetzt wird, sehr nahe zusammenfällt (besonders wenn sie nur kurz ist), unterscheidet sie sich dadurch, daß letzteres nur eine ganz allgemeine Stimmung ausdrückt, die Arie dagegen den Gefühlszustand einer bestimmten Person, wie er sich infolge gewisser (bei der detachierten, d. h. isolierten, für sich bestehenden, Konzertarie nur vorausgesetzter) Vorgänge fixiert hatte.
Der Ausdruck kann sich bis zum Hochdramatischen steigern, wenn die Rede aus der einfachen Schilderung und Reflexion [* 45] zur Form der Anrede übergeht. Es gibt daher Arien, welche in Musik gesetzte Monologe sind, während andre sich als Teile einer großen Ensembleszene darstellen. Eine besondere Gruppe bilden die geistlichen Arien (Kirchenarie, aria da chiesa), die entweder Gebete oder andächtige Betrachtungen sind und die verschiedenartigsten Stimmungen zum Ausdruck bringen können (Zerknirschung, Angst, Dank, Freude etc.). Zu einer feststehenden Kunstform von hoher Bedeutung hat sich die Arie entwickelt in der sogen. Großen oder Dakapo-Arie, welche zuerst von Arie Scarlatti (in der Oper »Teodora« 1693) eingeführt wurde.
Dieselbe besteht aus zwei Hauptteilen, die der Stimmung, Bewegungsart und der gesamten künstlerischen Behandlung nach gegeneinander kontrastieren. Der erste Teil gibt dem Sänger Gelegenheit zur Entfaltung seiner Kehlfertigkeit, ist reich an Textwiederholungen und verarbeitet sein Thema in reichem Maß, während der zweite Teil im Gesangspart ruhiger gehalten ist und dafür reichere harmonische und kontrapunktische Mittel entfaltet; dem zweiten Teil folgt dann das Dakapo, d. h. die getreue, nur vom Sänger durch reichere Verzierungen ausgestattete Wiederholung des ersten Teils.
Die durch die wachsende Anforderungen immer mehr gesteigerten Virtuosenleistungen der Sänger wurden in der italienischen Oper derart Hauptsache, daß die Komponisten in erster Linie daran denken mußten, für die Sänger dankbare und brillante Nummern zu schreiben; so entwickelte sich die Grosse zur Koloraturarie oder Bravourarie. Die Dakapo-Arie blühte bis gegen Ende des 18. Jahrh.; jetzt ist sie außer Gebrauch gekommen und hat einer freiern, vielgestaltigen Behandlung der Arie Platz gemacht.
Das notengetreue Dakapo ist als undramatisch aufgegeben, und die thematische Gliederung der Arie hängt von den Erfordernissen des Textes ab, so daß sie öfters rondoartig angelegt ist oder einen Allegrosatz durch zwei langsamere einschließt etc. Einige besondere Arten der Arie sind noch: die konzertierende in welcher neben der Singstimme, gleichsam wetteifernd mit ihr, ein Instrument obligat auftritt (bei Bach, Mozart, Meyerbeer etc.);
die kontrapunktische Arie (bei Bach und Händel), in welcher die Singstimme an dem kontrapunktischen Gewebe der Musik teilnimmt;
die sogen. Parlando-Arie in komischen Opern bei Rossini etc., in welcher der syllabische Gesang vorherrscht.
Arien kleinern Umfangs, die dem Lied sehr nahestehen und, wo die Orchesterbegleitung durch Klavierbegleitung ersetzt ist (wie es ¶
beim Vortrag im Salon stets zu geschehen pflegt), formellen Unterschieds vom Lied gänzlich entbehren, heißen Kavatinen, Arietten oder auch wirklich Lieder (Kouplet, Kanzone). Die ästhetische Bedeutung der Arie im musikalischen Drama (Oper) ist ein Stillstehen der Handlung zu gunsten der breitern Entfaltung eines lyrischen Moments; Wagner und seine Anhänger halten ein solches für unberechtigt und stilwidrig, während eine andre starke Partei die Arie gerade für die schönste Blüte [* 47] der dramatischen Musik ansieht. Es sind dies Prinzipienfragen, in denen nicht eine Verständigung, sondern nur Parteinahme möglich ist. Die lediglich zu gunsten des Virtuosentums geschaffene Bravourarie ist freilich ein ästhetisch verwerfliches Ding; doch ist wohl zwischen ihr und der großen Arie des Fidelio ein Unterschied, groß genug, um zu gestatten, daß die Verächter jener Verehrer dieser sind.
(spr. -ehsch), Fluß im südlichen Frankreich, entspringt in den Pyrenäen am Puy Nègre an der Grenze von Spanien und Andorra, fließt durch das gleichnamige Departement und durch einen Teil des Departements Obergaronne und mündet südlich von Toulouse [* 48] in die Garonne. Er ist 150 km lang, wovon 32 schiffbar sind, aber fast gar nicht benutzt werden.
Das nach ihm benannte Departement ist aus der ehemaligen Grafschaft Foix und dem Couserans gebildet, grenzt gegen S. an Spanien und die Republik Andorra, im W. und N. an das Departement Obergaronne, im O. an Aude, im SO. an das Departement Ostpyrenäen und hat einen Flächenraum von 4894 qkm (88,8 QM.). Das Land dacht sich von den Pyrenäen gegen die Garonne ab, welche in einiger Entfernung von der nördlichen Grenze des Departements hinströmt. Es besteht aus zwei tiefen Gebirgsthälern von fast gleicher Breite, [* 49] dem des Salat und dem der Ariége, die durch eine Gebirgsabzweigung der Pyrenäen voneinander geschieden werden und in das Becken der Garonne einmünden.
Die Pyrenäen erheben sich an der südlichen Grenze mit den Piks de Maubermé (2880 m), de Montvallier (2839 m), de Montcalm (3080 m) und einigen andern Spitzen bis über die Schneegrenze. Die beiden genannten Haupt- sowie deren zahlreiche Nebenthäler, welche von wilden Gebirgsbächen durchströmt werden, sind von nördlichen Ausläufern der Pyrenäen umgeben und oft nur durch Saumpfade zugänglich. Im N. des Departements, wo die Thäler sich zu Ebenen erweitern, ist das Land zum Teil sumpfig.
Das Klima ist verschieden, im N. mild und angenehm, im gebirgigen Süden zur Winterzeit schneidend kalt, im Sommer sehr heiß. Die Bevölkerung beläuft sich auf (1881) 240,601 Seelen. Das Gebirge mit seinen weide- und wiesenreichen Thälern begünstigt die Viehzucht. Die Waldungen, welche aus Fichten, Eichen, auch Korkeichen und Buchen bestehen, bergen zahlreiches Wild, darunter auch Gemsen, Bären und Wölfe, und liefern Nutzholz, Terpentin und Pech als Ausfuhrartikel.
Zum Anbau von Getreide, [* 50] Mais, Hanf, Flachs etc. eignet sich nur der nördliche Teil des Landes, doch überschreitet der Ertrag den Bedarf des Departements; Kartoffeln, Obst, mittelmäßiger Wein werden auch in den gebirgigern Gegenden in Überfluß gebaut. Das Ackerland nimmt über ⅓, Heide- und Weideland etwas weniger, Wald über 1/5, Wiesen über 1/10, Weinberge etwa 1/40 des Areals ein. Einen wichtigen Erwerbszweig bildet der Bergbau auf Eisen, [* 51] Blei, Kupfer, [* 52] Zink, Steinkohlen etc. Unter mehreren Salz- und heißen Quellen sind die von Ax und Ussat die bekanntesten.
Die Industrie des Landes liefert vorzugsweise Tuch und Wollwaren, chemische Produkte, Papier, Kunsttischlerwaren, Fayence [* 53] und Glaswaren. Zwei Linien der Südbahn führen durch die beiden Hauptthäler bis Tarascon und St.-Girons. An die erstere schließt sich die Straße, welche über den Paß [* 54] von Puy Morens nach der Cerdagne und Spanien führt. Das Departement zerfällt in drei Arrondissements: Foix, Pamiers und St.-Girons, und hat Foix zur Hauptstadt.
(hebr., »Löwe, d. h. Streiter, Gottes«),
Name mehrerer alttestamentlicher Personen, auch Jerusalems selbst als unbezwingbarer Heldenstadt, dann auch nach andrer Etymologie Name des Brandopferaltars; in späterer Dämonologie ein Wassergeist. Auch bei Arabern und Persern wird von einem Helden gebraucht. Hiermit kommt Shakespeares Ariel im »Sturm« nur dem Namen nach überein. Dieser, ein Luftgeist, war früher im Dienste [* 55] der Hexe Sykorax, der Mutter des Kaliban. Zu zart zur Ausrichtung ihrer niedrigen Aufträge, verweigerte er ihr den Gehorsam und ward von ihr mit Hilfe mächtigerer Geister zur Strafe in die Spalte einer Fichte [* 56] geklemmt, aus welcher Marter ihn nach zwölf Jahren Prosperos Zauber befreite. Dankbar diente nun Ariel diesem und kehrte endlich, von demselben entlassen, in sein luftiges Element zurück. Andre Dichter führen Ariel als Unschuld schützenden Engel vor.
(v. sanskrit. ârya, »der Angehörige des eignen Stammes«, als Adjektiv »der Ehrenwerte«),
ursprünglich der Name, welchen sämtliche Glieder [* 57] der großen indogermanischen Sprachengruppe auf sich anwandten. Nach Spaltung der Indogermanen (s. d.) in einen westlichen Stamm, der sich verzweigte in Griechen, Römer, [* 58] Deutsche, [* 59] Litauer und Kelten, und in einen östlichen Stamm der Iranier wurde der Name als Volksbezeichnung im Osten festgehalten und von der neuern vergleichenden Sprachforschung angenommen zur Unterscheidung dieser östlichen Indogermanen von ihren Stammesgenossen im Westen.
Die Arier zerfallen in zwei große Stämme: in die Iranier, auf dem großen Hochplateau von Iran oder Persien, und in die Inder, welche wir in Indien und zwar vorwiegend in den nördlich vom Windhyagebirge gelegenen Bezirken und längs der Westküste finden. Inder und Iranier stehen unter sich in einem nähern Verwandtschaftsverhältnis als mit den übrigen indogermanischen Völkern; es wird dies bezeugt durch die genaue Übereinstimmung zwischen der altindischen und iranischen Sprache und durch die zahlreichen Spuren gemeinsamer Entwickelung im Leben und besonders in der Religion.
Vgl. Lassen, Indische Altertumskunde, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1867);
Spiegel, [* 60] Eranische Altertumskunde, Bd. 1 (das. 1871);
[* 62] (lat.), der Widder; das erste Zeichen des Tierkreises. In der Kriegskunst der alten Römer ist Aries auch Name einer Kriegsmaschine (Mauerbrecher, Sturmbock). Derselbe bestand aus einem 20-60 m langen Balken, der vorn mit einem Widderkopf versehen und zum Einrennen der Mauern bestimmt war (s. Abbildung, S. 808). Ursprünglich von Soldaten auf den Armen getragen, wurde er später durch ein Gerüst in die Schwebe gehängt, oft an seinem hintern Ende zur Verstärkung [* 63] der Wucht mit Steinen beschwert und dann im Schwunge gegen die Mauer gestoßen. Meist wurde der um die Bedienungsmannschaft zu schützen, mit einem auf Pfählen und Rädern ruhenden Dach [* 64] (testudo) versehen. Die Belagerten suchten entweder durch Feuer das Geschütz zu ¶
zerstören, oder durch Decken die Kraft [* 66] des Stoßes zu mildern, oder auch durch Schlingen und Haken den Balken aufzufangen.
[* 62] ^[Abb.: Römischer Mauerbrecher oder Sturmbock.]
s. Juraformation. ^[= (oft bloß Jura, nach dem gleichnamigen Gebirge so genannt, Oolithgebirge, Terrains jurassiques, ...] [* 67]
s. v. w. kleine Arie (s. d.). ^[= (ital. Aria, franz. und engl. Air), im allgemeinen eine singbare Melodie von abgeschlossener ...]
(lat.), Samenmantel, s. Same. ^[= # (Samen, Sperma), bei den Tieren mit geschlechtlicher Zeugung der dem männlichen Individuum ...] Arillus Myristicae, Muskatblüte.
bei den Alten ein fabelhaftes Volk im äußersten Nordosten der Erde, bei den Rhipäischen Bergen [* 68] (welche Ptolemäos an die Stelle des heutigen Ural setzt), als einäugig, kriegerisch und mit den anwohnenden Greifen wegen des von diesen gehüteten Goldes in stetem Streit lebend geschildert.
Der Name kommt nach Neumann (»Hellenen im Skythenland«) aus dem Mongolischen und bedeutet »Bergbewohner«.
Manche identifizieren die Arimaspen mit den heutigen Tscheremissen an der mittlern Wolga.
Ort in Palästina, [* 69] ungewisser Lage, der Tradition nach das jetzige Ramla, welches aber erst 716 n. Chr. gegründet wurde.
Stadt, s. Rimini. ^[= Kreishauptstadt in der ital. Provinz Forli an der Marecchia, 1 km vor ihrer Mündung in das ...]
1) in der griech. Mythologie ein Roß, der arkadischen Sage nach von Poseidon [* 70] in Gestalt eines Hengstes mit der in eine Stute verwandelten Demeter [* 71] (Erinys) gezeugt, nach andrer Sage entstanden, als Poseidon mit dem Dreizack den Fels spaltete, dann Ahn aller schnellen Rosse. Es sollte von Poseidon dem böotischen König Kopreus, von diesem dem Herakles [* 72] geschenkt sein, dem es in seinem Elischen Krieg wie im Kampf mit Kyknos ein treuer Freund war. Auch Adrastos wäre, wie es heißt, ohne den den ihn verfolgenden Thebanern nicht entkommen.
2) Griech. Sänger und Zitherspieler aus Methymna auf Lesbos, lebte um 600 v. Chr. Nach der zuerst bei Herodot sich findenden, auch von den Romantikern (Schlegel) mehrfach bearbeiteten Sage ward von Periander, dem Herrscher von Korinth, [* 73] nach Sizilien [* 74] und Italien gesandt und gewann zu Tarent den Preis in einem musikalischen und dichterischen Wettstreit. Als er aber mit reichen Schätzen auf einem korinthischen Schiff [* 75] zu seinem Freund Periander zurückkehren wollte, beschlossen die habsüchtigen Schiffer, ihn zu ermorden. Im Traum offenbarte ihm Apollon [* 76] die Gefahr. Arion bat, noch einmal singen zu dürfen.
Als ihm dies zugestanden worden, trat er im vollen Sängerornat, das Saitenspiel in der Hand, auf das Verdeck, sang ein Lied an die Götter und stürzte sich in die Wogen. Delphine hatten sich, seinen Tönen lauschend, um das Schiff versammelt. Einer derselben nahm den Sänger auf den Rücken und trug ihn unverletzt bei dem Tänarischen Vorgebirge ans Land, von wo er wohlbehalten nach Korinth zurückkehrte. Als später die Schiffer ankamen und, von dem König nach Arion befragt, versicherten, derselbe sei in Tarent zurückgeblieben, trat Arion hervor, und die verwirrten Räuber konnten nicht mehr leugnen; sie wurden gekreuzigt.
Zum Andenken an diese Begebenheit wurde auf Tänaron, wo Arion ans Land gekommen war, beim Tempel Poseidons ein Denkmal errichtet, das den Arion auf dem Delphin darstellte. Arions Leier und der Delphin wurden an den Himmel [* 77] versetzt. Künstler der neuern Zeit (z. B. Poussin, Rubens, Albrecht Dürer) haben diesen Mythus dargestellt. Von Arions Gedichten hat sich nur das Fragment eines Hymnus auf Poseidon (in den »Poetae lyrici« von Bergk herausgegeben) erhalten, doch ist auch dessen Echtheit bestritten. Wichtig ist die Nachricht, daß den Dithyrambos (das dionysische Festlied) zuerst kunstvoll ausbildete und ihn durch Chöre vortragen ließ. Man hat hier den Keim der griechischen Tragödie erkennen wollen.
empiricorum, die Wegschnecke.
(ital.), ein kurzes melodisches Sätzchen inmitten oder am Schluß eines Recitativs;
unterscheidet sich von der Arie dadurch, daß es keine thematische Gliederung hat, d. h. es ist nur ein Anlauf [* 78] zu einer Arie, ein lyrischer Moment von geringer Dauer.
Ludovico, einer der drei großen epischen Dichter Italiens, geb. zu Reggio, war der Sohn Niccolò Ariostos, Kommandanten der dortigen Citadelle. Schon als Knabe legte er Proben seiner Neigung und außergewöhnlichen Begabung für die Dichtkunst ab, indem er als Zögling auf dem Kollegium zu Ferrara [* 79] kleine Dramen nach antiken Stoffen abfaßte, die er mit Hilfe seiner Geschwister aufführte. Nach dem Wunsch seines Vaters widmete er sich der Rechtswissenschaft, jedoch mit solchem Widerwillen, daß er nach fünfjährigem Studium nur sehr geringe Fortschritte gemacht hatte und sein Vater ihm daher die Freiheit ließ, sich seinen Lebensberuf selbst zu wählen.
Nachdem er schon in Ferrara einen guten Grund in den alten Sprachen gelegt hatte, warf er sich jetzt unter der Leitung des tüchtigen Philologen Gregorio von Spoleto mit solchem Eifer auf das Studium des Lateinischen, daß er sehr bald viele seiner gelehrten Zeitgenossen im richtigen Verständnis der römischen Dichter übertraf. Inzwischen starb sein Vater (1500), und die ihm nunmehr obliegende Sorge für seine Familie unterbrach vielfach seine litterarischen Beschäftigungen, ohne ihn jedoch denselben zu entfremden.
Vielmehr fallen in diese Zeit die meisten seiner kleinern italienischen Gedichte, mehrere seiner lateinischen und die beiden Lustspiele: »La Cassaria« und »I Suppositi«, ersteres dem Plautus nachgeahmt und eins der ersten regelmäßigen Lustspiele der neuern Litteratur. Diese Arbeiten machten ihn dem Kardinal Hippolyt von Este, einem Beschützer der schönen Künste, bekannt, der ihn 1503 unter die Edelleute seines Hofs aufnahm und sich seiner zu verschiedenen schwierigen diplomatischen Missionen in Angelegenheiten seines Bruders, des Herzogs Alfons von Ferrara, bediente.
Unter anderm sandte er ihn zweimal in geheimer Botschaft an den Papst Julius II., einmal 1509, um denselben um Hilfe für Alfons gegen die Republik Venedig [* 80] zu bitten, das zweite Mal 1510, um den erzürnten Papst über Alfons' Festhalten an dem Bündnis mit Frankreich zu beruhigen. Beider Aufträge entledigte sich der Dichter mit Mut und Gewandtheit. Ariosto blieb 15 Jahre im Dienste des Kardinals und vollendete während dieser Zeit sein berühmtes romantisches Epos »Orlando furioso«, welches von vornherein bestimmt war, das Haus Este in der Person eines der vornehmsten Helden des Gedichts, den der Dichter zum Stammvater des Hauses macht, zu verherrlichen. Das Werk erschien in seiner ersten Gestalt, dem Kardinal selbst dediziert, 1516. ¶
Die mehr als kühle Aufnahme, die dasselbe von seiten des Kardinals fand, verletzte den Dichter, und als einige Zeit darauf Ariosto seiner geschwächten Gesundheit wegen es ablehnte, seinem Gebieter nach Ungarn [* 82] zu folgen, trat zwischen beiden eine Entfremdung ein, die allmählich bei dem Kardinal in offene Abneigung überging. Doch scheint Ariosto noch bis zu des Kardinals Tod (1520) in dessen Diensten geblieben zu sein, um dann sofort in die des regierenden Herzogs Alfons zu treten.
Dieser würdigte ihn seines besondern Vertrauens und verwandte ihn vielfach zu Geschäften, ohne ihn jedoch entsprechend zu belohnen und seine beschränkten Verhältnisse zu verbessern. Auch von der mühevollen Verwaltung des durch Faktions- und Banditenwesen zerrütteten Distrikts Garfagnana, zu dessen Statthalter Alfons ihn 1522 machte, kehrte er nach dreijährigem für ihn höchst unangenehmen Aufenthalt zwar mit dem Bewußtsein erfolgreicher Wirksamkeit, aber nicht wohlhabender als vorher nach Ferrara zurück.
Hier eröffnete sich ihm wenigstens ein seinen Neigungen entsprechendes Feld der Thätigkeit in der Liebhaberei des Herzogs für das in Italien eben auflebende Theaterwesen. Er verbesserte seine schon früher geschriebenen vier Lustspiele, arbeitete zwei derselben, »La Lena« und »Il Negromante«, die in Prosa geschrieben waren, in Versen um und leitete die Aufführungen derselben, für deren Glanz der Herzog keine Kosten scheute. Außerdem übersetzte er mehrere Stücke des Plautus und Terenz, die jedoch ungedruckt geblieben, und einige spanische Ritterromane, die ganz verloren sind.
Endlich legte er die letzte Hand an sein großes Gedicht, welches, durch sechs Gesänge vermehrt, in endgültiger Gestalt 1532 zu Ferrara in Folio erschien. Mitten in diesen Beschäftigungen überraschten ihn die ersten Anzeichen einer Krankheit, welcher er erlag. Er ward in der Benediktinerkirche zu Ferrara begraben, wo ihm 40 Jahre später einer seiner Verehrer ein Denkmal und 1612 einer seiner Nachkommen ein noch prächtigeres setzen ließ, welches noch heute zu sehen ist.
Von Charakter war Ariosto rechtschaffen, sanft, bescheiden und hilfreich, wo er konnte, dazu liebenswürdig im Umgang und einfach in seinen Sitten. Sein unvergänglicher Dichterruhm, der ihm bei seinen Landsleuten den Beinamen il Divino (der Göttliche) eingetragen hat, beruht vorzugsweise auf seinem großen romantischen Heldengedicht »Orlando furioso«, welches in seinen 46 Gesängen die Liebe Orlandos zu der schönen Angelika und seinen hieraus entspringenden Wahnsinn zum Hauptinhalt hat.
Das Gedicht ist eigentlich eine Fortsetzung des »Orlando innamorato« des Bojardo (s. d.) und zu seinem vollen Verständnis die Kenntnis dieses letztern, wenn auch nicht schlechterdings notwendig, doch sehr förderlich. Ein streng regelmäßiges Epos ist der »Orlando« nicht. Vielmehr wird der eigentliche Faden [* 83] der Erzählung fort und fort durch eine Reihe scheinbar nur lose zusammenhängender, dennoch aber aufs kunstreichste miteinander verbundener Episoden, die vom Dichter jeden Augenblick abgerissen und wieder angeknüpft werden, unterbrochen.
Gerade in diesem bunten Wechsel aber liegt der eigentümlichste Reiz des Gedichts, da er dem Dichter Gelegenheit gibt, den ganzen Umfang seines Genius zu entfalten. Reichtum der Phantasie, eine Fülle immer neuer Erfindungen, Glanz, Mannigfaltigkeit und Naturwahrheit der Schilderungen, ein stets wohlthuender Wechsel von Scherz und Ernst, die Schönheit und stete Angemessenheit seiner Gleichnisse, die anmutigste Erzählungsweise und ein Versbau von wunderbarer Leichtigkeit und Harmonie sichern dem »Orlando furioso« den ersten Platz unter den romantischen Heldengedichten und haben ihm zu allen Zeiten die ungeteilte Bewunderung der ganzen gebildeten Welt erworben.
Eine Art Fortsetzung des Gedichts, über deren Plan sich jedoch mit Sicherheit nicht urteilen läßt, bilden die sogen. »Cinque canti«, welche den Ausgaben des »Orlando« in der Regel angehängt sind. Von Ariostos übrigen Werken sind besonders seine sieben in Briefform und in Terzinen geschriebenen und mancherlei autobiographische Mitteilungen enthaltenden Satiren zu erwähnen. Sie sind ganz im Horazischen Geist und gehören zu den vorzüglichsten der italienischen Litteratur.
Von seinen Lustspielen gilt die »Cassaria«, eine Nachahmung der »Aulularia« des Plautus, für das beste. Auch »I Suppositi«, »La Lena« und »Il Negromante« sind in der Manier der römischen Komiker gearbeitet, stehen aber dem erstgenannten bei weitem nach. Ein fünftes, »La Scolastica«, wurde erst nach seinem Tod von seinem Bruder Gabriel vollendet. Unter seinen vermischten Gedichten sind besonders die Elegien als die ersten von Bedeutung in der italienischen Litteratur bemerkenswert.
Seine lateinischen Gedichte zeichnen sich durch große Reinheit der Sprache aus. Im J. 1845 wurden Bruchstücke eines zweiten, angeblich von Ariosto herrührenden Epos: »Rinaldo ardito«, von Giampieri zu Argenta bei Ferrara aufgefunden und in Florenz 1846 herausgegeben;
doch ist die Echtheit derselben zweifelhaft.
Ausgaben von Ariostos Werken erschienen Venedig 1730, 1741, 1766, 1772. Vom »Orlando furioso« erschienen nach der erwähnten ersten Ausgabe (Ferrara 1532) mehr als 100 Ausgaben; unter den zahlreichen neuern sind besonders die von Baskerville gedruckte (Birmingh. 1773, 4 Bde.), die von Morali (Mail. 1818), von Molini (Flor. 1821-22, 5 Bde.; 1823-24, 3 Bde.), Panizzi (Lond. 1834, 4 Bde.), Gioberti (Flor. 1846, 2 Bde.; zuletzt Mail. 1870, 2 Bde.), Camerini (das. 1870) hervorzuheben.
Die Schauspiele erschienen zusammen Florenz 1724, Venedig 1736; die kleinen Gedichte zuerst daselbst 1546; die lateinischen Gedichte daselbst 1553. Deutsche Übersetzungen des »Rasenden Roland« lieferten Heinse (in Prosa, Hannov. 1782-85, 4 Tle.), Lütkemüller (Zür. 1797, 2 Bde.), Gries (Jena 1804 bis 1809; 4. Aufl., Leipz. 1851, 5 Bde.; Auszug in 2 Bdn., das. 1881), Streckfuß (Halle [* 84] 1818-26, 6 Bde.; neue Ausg. 1849), H. Kurz (Stuttg. 1855, 3 Bde.), Gildemeister (Berl. 1882, 4 Bde.). Die Satiren sind übersetzt von Ahlwardt (Berl. 1794). Ariostos Biographen sind: Pigna, Garafolo, Fornari, Barbieri, Barotti, Boruffaldi. Mit kritischer Benutzung dieser frühern bearbeitete Fernow »Ariostos Leben« (Zürich [* 85] 1809).
Vgl. G. P. Bolza, Manuale Ariostesco (Vened. 1866);
G. Campori, Notizie per la vita di L. Ariosto, tratte da documenti inediti (2. Aufl., Modena 1871);
germanischer Heerführer, kam auf Einladung der Arverner und Sequaner, die mit ihren Nachbarn, den Häduern, in Krieg lagen, mit 15,000 Mann nach Gallien, besiegte die Häduer, zwang sie, ihm Tribut zu zahlen und Geiseln zu stellen, und ließ sich darauf im Gebiet der Sequaner nieder, wo sich immer mehr Haufen germanischer Völker (Haruden, Markomannen, Tribokken, Vangionen, Nemeter, Sedusier, Sueven) um ihn versammelten, so daß ihre Zahl sich auf 120,000 belief. Als Cäsar 58 v. Chr. in Gallien erschien, kamen, nachdem er die Helvetier besiegt hatte, Gesandte der Gallier zu ihm und baten ihn, sie von den lästigen und gefährlichen Germanen zu befreien. ¶