Mykenä
[* 2] mit alter
Königsburg, von dem jüngern Argos zerstört;
ferner die Seestädte
Epidauros,
Trözen und das durch seine Purpurschneckenfischerei
berühmte
Hermione. In religiöser Beziehung war der Hauptsitz des achäischenKultus der
Hera,
[* 3] den die
Dorier fortsetzten.
Zwischen
Mykenä und Argos lag das
Heräon, eins der ersten Heiligtümer
Griechenlands. Mit der Götterverehrung
Hand
[* 4] in
Hand gehend, entwickelte sich in Argos sehr frühzeitig die bildende
Kunst. Geschnitzte Herabilder, durch das nahegelegene
Heräon veranlaßt, mochten die ersten Anfänge sein. Aus ihnen erblühte um 500
v. Chr. des
AgeladasSchule,
welcher die
AthenerPheidias und
Myron, die
Argiver Aristomedon, Phradmon,
Naukydes, Perikletos, Polykletos der jüngere,
Antiphanes
u. a. angehörten. Auch ward in Argos die
Tonkunst eifrig gepflegt und neben ihr die
Dichtkunst, worin Sakadas (um 590) und Telesilla
glänzten. Seit der Mitte des 5. Jahrh. sank das künstlerische
Leben in Argos schnell von seiner
Höhe herab,
und nur die
Gymnastik nahm das Volksinteresse noch in Anspruch. - Die Stadt Argos scheint erst aus dem
Lager
[* 5] der dorischen Eroberer
am
Fuß der altpelasgischen Doppelburg Larisa (289 m hoch) entstanden zu sein. Nachdem sie die umliegenden, bis zu
den
Perserkriegen selbständigen
Städte unterworfen, stand sie an
Umfang und Volkszahl im
Peloponnes nur hinter
Korinth
[* 6] zurück.
Die
Burg Larisa im
NW. der Stadt trug den
Tempel
[* 7] des
Zeus;
[* 8] in ihren östlichen Abhang ist das
Theater
[* 9] hineingearbeitet. Östlich
davon lag die
Agora mit den
Tempeln des
Apollon
[* 10]
Lykios, desZeus Nemeios, der
Tyche,
[* 11] des
Asklepios,
[* 12] den
Statuen
der sieben
Heerführer gegen
Theben u. a.
Als Erbauer der Stadt Argos und erster Herrscher daselbst wird in der
SageInachos genannt. Die von ihm gegründete Dynastie der
Inachiden wurde durch
Danaos und die
Danaer entthront, welche die pelasgischen Ureinwohner unterjochten und Argos zu
dem mächtigsten
StaatGriechenlands erhoben. Seine Nachkommen Prötos und
Akrisios teilten sich in das
Reich; letzterer regierte
zu Argos, ersterer in dem von ihm erbauten
Tiryns.
Perseus,
[* 13] Enkel und Nachfolger des
Akrisios, tauschte mit Megapenthes, Prötos'
Sohn, wählte aber
Mykenä zu seiner
Residenz.
Zur Zeit des Trojanischen
Kriegs warDiomedes, Schwiegersohn des
Adrastos, König von Argos. Der
AtrideOrestes
vereinigte das schon früher abhängige Argos mit
Mykenä.
Schon unter Tisamenos, des
Orestes Sohn, erreichte indessen die achäisch-atridische
Dynastie ihr Ende durch die
»dorische Wanderung« (s. d.); Argos fiel dem
Temenos zu, die
Dorier wurden der mächtigste Teil der
Bevölkerung
[* 14] und machten Argos zu ihrer Hauptstadt. Von jetzt an herrschten hier die temenidischen
Herakliden bis in die Mitte des 8. Jahrh. Der berühmteste unter den Herrschern aus diesem
Haus ist Pheidon (um 670), unter dem Argos seine Glanzperiode erreichte; er unterwarf ganz
Argolis und
Ägina, besiegte die Spartaner
bei Hysiä und entriß ihnen die Ostküste des
Peloponnes, in
dem er eine herrschende
Stellung erlangte;
er regierte unbeschränkt, weswegen er auch als
Tyrann bezeichnet wird, und durchbrach die enge Abgeschlossenheit der
Dorier,
indem er das Land dem
Handel und
Verkehr öffnete und von
ÄginaMünzen,
[* 15]
Maße und
Gewichte einführte.
Nach seinem
Tod (660) sank die Macht von Argos bald. Mit seinem Enkel Meltas endete das
Geschlecht der Temeniden;
darauf standen noch längere Zeit
Titularkönige aus einem andern
Geschlecht an der
Spitze des
Staats. Mit
Sparta lag von alters
her in
Fehde. Im J. 520 brachte der spartanische König
Kleomenes den
Argeiern bei
Tiryns eine
Niederlage
bei, in dem von ihm angelegten
Feuer kamen 6000 in den heiligen
Hain von Argos geflüchtete
Bürger um. Aus
Haß gegen
Sparta schloß
sich in den
Perserkriegen den Persern, 461 den Athenern, mit denen es 418 die
Niederlage bei
Mantineia erlitt, endlich den Thebanern
an. Zugleich aber trat infolge jener Grausamkeit der Spartaner in den innern Verhältnissen von Argos eine
gänzliche Umgestaltung ein. Da durch jene
Katastrophe der größte Teil der waffenfähigen
Staatsbürger umgekommen war, so
setzten sich die Leibeignen (Gymnesier) in den
Besitz der Stadt, die zwar später von den inzwischen herangewachsenen
Söhnen
der Erschlagenen bezwungen wurden, aber von den Altbürgern in ihrer Mitte geduldet werden mußten.
Bald darauf zwang man auch die Bewohner der benachbarten unabhängigen
StädteTiryns,
Mykenä, Hysiä, Orneä und Midea, nach
Argos überzusiedeln. Durch diese
Neubürger, denen die vollen
Rechte der alten eingeräumt wurden, ward das
Leben der herabgekommenen
Stadt neu gekräftigt, Kunstfleiß und Wohlstand blühten wieder auf. Die wichtigste
Folge jener Einbürgerungen
war indes das Verschwinden des alten
Dorismus und damit das Erlöschen der ohnedies zum
Schattenbild gewordenen Königsgewalt,
so daß um die Mitte des 5. Jahrh. eine vollständig ausgebildete
Demokratie erscheint, die mit einigen oligarchischen
Unterbrechungen
bis in die spätesten
Zeiten fortdauerte.
Die gräßlichsten
Ausbrüche dieser
Volksherrschaft erfolgten in der Schreckenszeit des sogen. Skytalismos (Stockprügelei)
370, wo das
Volk mehrere
Tausend angeblicher Aristokraten ermordete. Während der Oberherrschaft
Makedoniens mußte Argos makedonische
Besatzung einnehmen und erhielt wiederholt aus der Mitte seiner
BürgerTyrannen. Durch
Aratos ward Argos 243 dem Achäischen
Bund zugeführt und von der Gewaltherrschaft befreit, später jedoch von neuem, zuletzt von
Nabis aus
Sparta, unterworfen.
Mit dem Achäischen
Bund kam es 146 unter römische Herrschaft. Im
Mittelalter gehörte Argos zum Herzogtum
Athen;
[* 16] 1383 kam die
Stadt durch
Kauf an
Venedig;
[* 17] 1397 ward sie von den
Türken erobert und geplündert, und 1463 fiel sie abermals
in deren
Hände.
Ihre Wiederbesetzung durch den venezianischen
General Morosini 1686 war von keiner langen Dauer; die
Venezianer
mußten sie 1716 für immer räumen.
Im heutigen
KönigreichGriechenland bildet Argos mit
Korinth eine der 13 Nomarchien, 4942 qkm (nach Strelbitskys
Berechnung 5244 qkm = 95,2 QM.) groß mit (1879)
136,081 (1870: 127,820) Einw. und in 6 Eparchien zerfallend, von denen die der Hauptstadt. Argos,
Nauplia, Spetza-Hermionis und
Hydra-Trizinia sich mit der alten
Landschaft Argos decken. Außerdem gehört dazu die
InselCerigo (s. d.).
Die gleichnamige Hauptstadt, ein lebhafter und freundlicher
Ort mit (1879) 9861 Einw., füllt trotz ihrer weitläufigen Bauart
kaum die Hälfte vom
Raum der alten, tief verschütteten Stadt aus. Auf und an dem Kegelberg der Larisa, welcher die
Akropolis
[* 20] bildete (s.
oben), finden sich noch bedeutende Reste des
Altertums erhalten: eine
Burg mit zinnengesäumten
Mauern, welche neben jüngern auch alte Mauerteile, aus polygonen Werkstücken zusammengesetzt,
¶
mehr
aufweist, cyklopische Mauern, etwa 20 Sitzreihen des Theaters u. a.
(genannt Panoptes, »der Allsehende«, wegen seiner vielen Augen, von denen ein Teil immer wachte), in der griech.
Mythe ein Sohn des Agenor oder ein Erdgeborner von ungeheurer Stärke,
[* 22] machte sich durch mehrere Heldenthaten berühmt, namentlich
durch Erlegung eines Stiers, eines räuberischen Satyrs und der Echidna (was, wie oft Drachenerlegung,
auf Tilgung von Sümpfen, Urbarmachung des Bodens deutet). Dann wurde er von Hera zum Wächter der in eine Kuh verwandelten Io bestellt
und fand als solcher seinen Tod durch Hermes,
[* 23] der ihn, um die Io zu entführen, mit Steinwürfen erlegte, nach
andern einschläferte und dann enthauptete. Hera setzte die Augen des in ihres PfauesSchweif, der nach andern erst aus dem Blute
des Argos entstanden sein soll. Argos ist wohl ein Abbild des gestirnten Himmels.
Hauptstadt der InselKephalonia, amphitheatralisch an einem tiefen Golf der Südwestküste gelegen, mit trefflichem
Hafen, einer Marineschule und (1879) 7871 Einw. Der Ort wurde nebst mehreren Dörfern 1867 durch ein Erdbeben
[* 24] fast völlig zerstört.
Etwa 4 km östlich auf zwei Hügeln die Ruinen von Krane. Im N. der Stadt sind die sogen. Meermühlen von Argostoli, eine höchst merkwürdige
Erscheinung, welche darin besteht, daß das Meerwasser an zwei Punkten des felsigen Gestades direkt in den
Erdboden einfließt (verschwindet) mit einer Mächtigkeit von 5,5 Mill. engl. Kubikfuß täglich und einer
Fallhöhe, daß es an beiden Stellen (seit 1835 und 1859) zum Treiben von Mühlen
[* 25] benutzt wird.
Wegen seiner glänzenden, feurigen Beredsamkeit erhielt er den Beinamen il divino. Als nach der Rückkehr
Ferdinands VII. (1814) die absolutistische Reaktion begann, wurde Arguelles verhaftet und vom König selbst zu zehnjähriger
Zuchthausstrafe verurteilt, die er unter unmenschlicher Behandlung teils in Ceuta,
[* 31] teils in Alcudia auf Majorca verbüßte,
bis ihn die Revolution von 1820 befreite. Arguelles wurde von seinen Anhängern nach
Madrid geführt und vom König
zum Minister des Innern ernannt; seine Verwaltung dauerte aber kein Jahr, da in der eitlen Hoffnung, daß der König jetzt die
Konstitution halten werde, eine gemäßigte Politik verfolgte und den Radikalen wiederholt entgegentrat.
Von diesen auf das heftigste angefeindet, vom König im Stiche gelassen, mußte er seine Entlassung
nehmen und ward nun in den Cortes mit CalatravaFührer der gemäßigten Partei. Als der König nach der französischen Intervention 1823 die
Verfassung aufhob, entfloh Arguelles nach England, wo er bis zu der 1832 verkündigten Amnestie verweilte. Als Mitglied der Cortes hielt
er sich zur Partei der Liberalen und war mehrmals Präsident und Vizepräsident der Procuradorenkammer.
(lat.), eigentlich eine Wahrheit, aus der sich eine andre als abgeleitete Folgerung ergibt, also Beweisgrund
oder derjenige Teil eines Beweises, worauf dessen Gültigkeit oder überzeugende Kraft
[* 32] beruht. Häufig
wird jedoch das Wort mit Beweis oder Beweisführung (Argumentation) gleichbedeutend gebraucht. Nach Maßgabe des nächsten
Zwecks, welchen man bei der Beweisführung verfolgt, unterscheidet man folgende Arten von Argumenten. Das Argumentum ad hominem
ist ein Beweisgrund, der sich auf die individuelle (subjektive) Ansicht dessen, der überzeugt werden
soll, gründet.
Verwandt ist das Argument ex concessis, ein Beweisgrund, der sich auf bereits zugegebene Sätze oder Zugeständnisse stützt. Argument ad
veritatem ist ein absoluter oder apodiktischer Beweis, der sich auf allgemein anerkannte, sogen. objektive Wahrheiten stützt,
das a posteriori ein Beweisgrund aus der Erfahrung, das a priori aber ein solcher, der aus allgemeinen Prinzipien
(Vernunftwahrheiten) genommen ist. Das a tuto ist ein Beweisgrund aus dem Nachteil oder aus der Gefahr, die bei der Annahme
des Gegenteils erwächst oder erwachsen kann. Das a consensu gentium stützt sich darauf, das etwas von
allen Menschen zu allen Zeiten als wahr angenommen worden ist. Die Theologie fand ein Argument e vaticiniis et miraculis für die
Göttlichkeit des Christentums in den messianischen Weissagungen und in den von Jesus und den Aposteln gewirkten Wundern. Das
Argument baculinum oder a baculo endlich ist der Prügelbeweis, dessen überzeugende Kraft in der Faust ruht.
Im Mittelalter hieß Argument eine Form der Einleitung höfischer Festspiele und öffentlicher Schaustellungen, in welcher man
Inhalt und Absicht der Darstellung zu rechtfertigen und zu begründen suchte, später aber meist nur noch andeutete. In Spanien
gingen früher allen Stücken ein Introito und ein Argumento voraus. Das erste forderte zur Teilnahme auf
und endete mit einigen Späßen der lustigen
¶
mehr
Person, die es vortrug; das andre enthielt einen kurzen Abriß der Handlung. Beide schmolzen später in das Loa (s. d.) zusammen.
In der Commedia dell' arte verstand man unter dem den Stoff, nach welchem die Reihenfolge und der Inhalt der Szenen entworfen
wurden, deren Ausführung dann aus dem Stegreif stattfand.
ehedem großes und schönes Dorf in Russisch-Armenien, an der Nordseite des Ararat in der sogen. Jakobsschlucht, 650 m
über dem Aras gelegen, der älteste bewohnte Ort in der Gegend (der Sage nach von Noah gegründet), mit blühendem Weinbau und
nahezu 1600 Einw.;
wurde nebst dem darüberliegenden St. Jakobskloster durch ein mit einem
vulkanischen Ausbruch verbundenes Erdbeben vernichtet, wobei 1100 Menschen umkamen.
(spr. argeil), schott. Adelstitel, den das jedesmalige
Haupt des anglonormännischen, in Schottland eingewanderten Geschlechts der Campbell, seit 1457 als Graf,
seit 1641 als Marquis und seit 1701 als Herzog von Argyll, führte, über die Geschichte der Familie vgl. »The house of Argyll and the
collateral branches of the clan Campbell« (Glasg. 1871). Unter den Inhabern des Titels ragen hervor:
1) Archibald, Marquis von, geb. 1598, war, von Karl I. 1635 bei der Besetzung des schottischen Lord-Kanzleramts übergangen,
zur Opposition übergetreten und einer der einflußreichsten Führer der streng presbyterianischen Covenanters, so daß er in
den schottischen Wirren 1638-41 eine Hauptrolle spielte. Obwohl Karl ihn 1641, um ihn zu gewinnen, zum
Marquis ernannte, trat er 1643 durch Pym mit dem englischen Parlament in Verbindung, kämpfte 1645 gegen die Royalisten unter
Montrose, ward aber bei Innerlochy geschlagen. Der Ausrufung Karls II. zum König von Schottland 1649 stimmte er erst bei, als
er die religiöse Freiheit durch die dem König gestellten Bedingungen gesichert sah, und schloß sich 1651 nach
der Unterwerfung Schottlands durch Cromwell der Sache der Republik wieder an. Nach der Restauration ward er von Karl II. amnestiert,
trotzdem aber 1661 vom schottischen Parlament des Hochverrats schuldig gesprochen und enthauptet.
2) Archibald, Graf von, Sohn des vorigen, entschiedener Royalist, erhielt wegen der Dienste,
[* 34] welche er 1653 und 1654 Karl
II. in Schottland geleistet, von diesem den größten Teil der konfiszierten väterlichen Güter zurück. In den 20 Jahren, welche
der Restauration der Stuarts folgten, blieb er denselben durchaus treu, bewahrte aber die streng presbyterianische Gesinnung,
die er von seinem Vater geerbt hatte. Als aber 1681 der Herzog von York die Statthalterschaft Schottlands
übernommen hatte, leistete den auf des Herzogs Betreiben von dem schottischen Parlament vorgeschriebenen Eid, der sich gegen
die Covenanters richtete, nur mit einer einschränkenden Klausel und wurde deshalb verhaftet und als Hochverräter wider alles
Recht und formlos zum Tod verurteilt. Er floh nach Friesland, wo er bis zu Jakobs II. Thronbesteigung 1685 zurückgezogen
lebte. Da faßte er mit dem Herzog von Monmouth und andern Emigranten den Plan einer Landung in Schottland, um mit Hilfe der Covenanters
die verhaßte Regierung zu stürzen. Im Mai 1685 kam Argyll mit drei Schiffen und etwa 300 Freiwilligen bei
den Orkadischen Inseln an. Da aber die Regierung von dem Unternehmen genaue Kenntnis erhalten hatte, traf Argyll, als er im DistriktLorne eine Landung versuchte, auf königliche Truppen. Auf dem Rückzug zu Renfrew von einem großen Teil seiner Soldaten verlassen,
suchte er über den Clyde zu entkommen, ward aber gefangen und auf Grund der frühern Verurteilung zu
Edinburg
[* 35] enthauptet. - Nach der Revolution von 1689 ward der Urteilsspruch zu gunsten seines ältesten Sohns, Archibald, kassiert
und dieser 1701 zum Herzog von Argyll erhoben.
Seit Dezember 1868 gehörte er als Staatssekretär für Indien dem KabinettGladstones an und bewährte sich in den Debatten des
Oberhauses über die irische Kirchenbill als glänzenden Redner. Im J. 1874 mit Gladstone zurückgetreten, bekämpfte er im
Oberhaus lebhaft die orientalische und indische Politik der konservativen Regierung. Im April 1880 übernahm
er in dem umgebildeten MinisteriumGladstone abermals das Amt des Geheimsiegelbewahrers, legte dasselbe aber im April 1881 wieder
nieder, weil er mit der von Gladstone eingebrachten irischen Landbill nicht einverstanden war. Von seinen Schriften sind hervorzuheben:
»Essay on the ecclesiastical history of Scotland« (2. Aufl., Bost.
1849);
»Primeval man« (1869) und
»The eastern question« (1879, 2 Bde.).
- Sein ältester Sohn, John, Marquis von Lorne, künftiger Erbe des Herzogstitels von Argyll, geb. vermählte
sich mit der PrinzessinLuise¶
(spr. argeilschir, auch Argyleshire, »Land
der Gälen«),
Grafschaft an der Westküste von Schottland, hat ein Areal von 8468 qkm (153,7 QM.) und besteht
aus einem festländischen Teil, der nach S. zu in die langgestreckte Halbinsel von Kintyre (s. d.) ausläuft, und einer Anzahl
von Inseln, unter welchen Mull, Jura, Islay, Colonsay, Tiree, Coll und Rum die bedeutendsten sind. Den festländischen Teil zerschneiden
weit eindringende Lochs und tiefe Glens in eine Anzahl von Halbinseln und inselartigen Bergmassen. Nördlich
von Loch Sunart dringt die Halbinsel Ardnamurchan mit ihrem basaltischen Vorgebirge am weitesten in den Atlantischen Ozean vor;
südlich von ihr liegt Morvern, das ein enger, aber tiefer Meeresarm von der gebirgigen InselMull trennt.
(Argyrophan), s. v. w. Neusilber^[= (Argentan, Weißkupfer, Pakfong, German silver, Cuivre blanc, Maillechort), Legierungen aus ...] oder eine neusilberartige Legierung.
(türk. Ergeri), Stadt in Türkisch-Albanien, WilajetJanina, im Gebiet der alten Argyriner, unweit des
Dryno, eines Nebenflusses der Viosa, liegt auf drei durch tiefe Schluchten getrennten Vorsprüngen des
Plato Vuni, hat meist vereinzelte, mit Türmen und Schießscharten versehene Häuser, Ruinen einer Citadelle, bedeutende Schnupftabaksfabriken
und etwa 4000 Einw.
Nach ihrem Tod begräbt Dionysos die Geliebte in Argos. IhreKrone wurde unter die Gestirne versetzt, sie selbst
göttlich verehrt. Auf Naxos wurden ihr zwei Feste gefeiert, eins der Verlassenen unter Trauer, das andre der Vermählten mit
Jubel. Wegen der Verwandtschaft dieser mit den Osiris- und Adonisfesten vgl. Dionysos. Der Mythus von Dionysos
und Ariadne, wie letztere im Schlaf von Dionysos überrascht wird, findet sich oft auf antiken Kunstwerken, besonders Reliefs und
Wandgemälden, dargestellt. Bekannt ist die Statue der schlafenden Ariadne im Museum des Vatikans, die auch in andern Nachbildungen
erhalten ist. Danneckers Meisterwerk zu Frankfurt
[* 56] a. M. stellt Ariadne als Braut des Dionysos auf dem Panther
reitend dar. Auch dramatisch und musikalisch ( Ariadne auf Naxos«,
¶
Streit, der erste große Lehrstreit, welcher das ganze römische Reich über ein halbes Jahrhundert lang
erregte. Das dritte Jahrhundert hatte dem vierten die Aufgabe hinterlassen, die bereits vielfach feststehende Wesensgleichheit
des Vaters und des Sohnes mit der biblisch bezeugten Unterschiedenheit der beiden Persönlichkeiten zu vereinigen. Der in Antiochia
gebildete alexandrinische PresbyterArius, welcher den Anlaß zum ganzen Streit gab, lehrte seit 313 im
Gegensatz zu seinem BischofAlexander, welcher den Sohn als den von Gott von Ewigkeit her Gezeugten, dem Vater in allem Gleichen
faßte, einen in der Zeit vom Vater geschaffenen, ihm zwar ähnlichen, aber doch veränderlichen Sohn,
also ein Geschöpf Gottes, eine Art von Mittelwesen zwischen Gottheit und Menschheit.
Daher der Gegensatz zwischen den Parteischlagwörtern Wesensgleichheit (Homousie) und Wesensähnlichkeit (Homöusie). Nachdem
der Wille des KaisersKonstantin und die Beredsamkeit des Athanasius (s. d.) zu Nicäa 325, trotz der Vermittelungsversuche des
sich mit Arius vielfach berührenden Eusebius von Nikomedia (s. d.) sowie des sich dem alexandrinischen
Standpunkt nähernden Eusebius von Cäsarea (s. d.), jener Formel den Sieg verschafft hatten, erfolgte noch unter demselben Kaiser
ein Umschlag zu gunsten der andern, und die sogen. Homöusianer behaupteten auch nach dem 336 plötzlich,
am Vorabend vor seiner durch den Kaiser angeordneten Aufnahme in die Kirchengemeinschaft, erfolgten Tode
des Arius die Oberhand im Orient, während die Herrscher des Westreichs die nicäische Orthodoxie beförderten.
Zahlreiche Synoden, die sich gegenseitig verfluchten, wurden gehalten; namentlich offenbarte sich das Schisma der Christenheit
in den 343 sich gegenüberstehenden Kirchenversammlungen von Sardica und von Philippopolis. Bald aber spalteten sich auch die
Arianer in Semiarianer (Homöusianer) und strengere Arianer, welche nichts über das Wesen (Usia) des Sohnes, sondern nur im
allgemeinen seine Ähnlichkeit
[* 60] mit dem Vater bekennen wollten (Homöer), ja strengste Arianer (Anomöer).
An der Spitze der letztern, die den Sohn sogar für dem Vater unähnlich erklärten, standen der antiochenische DiakonAëtius
(s. d.) und der BischofEunomius von Cyzicus. Aber eben hierdurch wurden die Semiarianer zum Anschluß an die Nicäer gedrängt
und der durch die Politik des KaisersTheodosius auf dem zweiten allgemeinen Konzil zu Konstantinopel (381), welches das Nicäische
Bekenntnis wiederholte, schließlich bewerkstelligte Sieg des Nicänums auch innerlich vorbereitet. Nur die
germanischen Völker, welche das Christentum mittlerweile von dem arianischen Ostreich angenommen hatten (Goten, Vandalen, Langobarden),
hielten es noch jahrhundertelang in der arianischen Form fest.
diPuglia (spr. pulja), Kreishauptstadt in der ital. ProvinzAvellino, in den Apenninen, 763 m hoch, auf einem
Tuffsteinfelsen, an der EisenbahnNeapel-Foggia gelegen, Sitz eines Bischofs, mit einem Gymnasium, Rosogliofabrikation,
Schwefelminen
und Marmorbrüchen und (1881) 12,522 Einw.
Nicht zufrieden damit, strebte Aribert nach größerer weltlicher und geistlicher Macht und wollte nicht nur, gestützt
auf seine streitbaren Großvasallen (Capitani) und die ihm anhangenden städtischen Bevölkerungen, dem
Stift ein unabhängiges weltliches Gebiet gleich dem Kirchenstaat erwerben, sondern ihm auch in Oberitalien
[* 65] eine der päpstlichen
ähnliche kirchliche Oberhoheit verschaffen. Seine Herrschsucht bewirkte 1035 einen Aufstand der kleinen Lehnsritter (Valvassoren),
der zwar in Mailand selbst unterdrückt wurde, dem sich aber bald Lodi und die unfreien Bürger in andern
Städten anschlossen.
Erzbischof von Mainz,
[* 66] Sohn des bayrischen Pfalzgrafen Aribo, ward zum Geistlichen ausgebildet, dann kaiserlicher Kaplan
und 1021 zum Erzbischof von Mainz ernannt. Er strebte nach einer streng episkopalen, von dem Papst möglichst
unabhängigen Gestaltung der deutschen Kirche und trat auf einer Synode zu Seligenstadt 1022 mit seinen Suffraganbischöfen
den päpstlichen Ansprüchen entschieden entgegen. Als er 1023 die Ehe des Grafen von Hammerstein mit Irmengard trennte und letztere
mit dem Bann belegte, schritt der Papst gegen ihn ein. Nach Heinrichs II. Tod betrieb Aribo die WahlKonrads II.
und krönte denselben zu Mainz, wofür er reich belohnt
¶
mehr
wurde. Er starb auf der Rückkehr von einer Pilgerfahrt nach
Rom in Como. Aribo war ein frommer, sittenreiner, edler
und gelehrter Mann.
(San Marcos de Arica), Küstenstadt im südlichen Peru,
[* 68] der Hafenplatz von Tacna, wohin seit 1854 eine
Eisenbahn führt, hat ein heißes, ungesundes Klima
[* 69] und etwa 4000 Einw. Das furchtbare Erdbeben von 1868, das Arequipa und fast
die ganze Seeküste Perus verheerte, zerstörte auch Arica nebst dem großen Hafendamm gänzlich; doch wurde die Stadt wieder
aufgebaut und hat sich ihre kommerzielle Bedeutung als wichtigster Seeplatz für einen Teil von Südperu
und Bolivia
[* 70] bewahrt, welche von hier aus Edelmetalle und Erze, Chinarinde, Kaskarilla, Chinchillafelle, Alpako- und Vicunnawolle
exportieren. Arica ist Station der Hamburger Kosmosdampfer und hat eine deutsche Konsularagentur. Zur Zeit der spanischen Herrschaft
war Arica das Hauptemporium Perus mit über 30,000 Einw. An der Küste nordwärts bis Punta deColes zahlreiche
Gräber mit Mumien.
(spr. arittscha),Flecken in der ital. ProvinzRom, auf einer Anhöhe 2 km südlich von Albano gelegen, hat eine
schöne Kirche (1664 von Bernini erbaut), einen Palast der Chigi mit herrlichem Park und (1881) 2278 Einw. Ariccia ist eine der beliebtesten
römischen Sommerfrischen. Ein großartiger, 312 m langer Viadukt führt nach Albano. Der Ort nimmt die Stelle der Burg der alten
latinischen Stadt Aricia ein, deren Hauptmasse sich in der sogen. Vallericcia, dem prächtigen Kraterthal
eines uralten Vulkans, ausbreitete. In der Nähe war ein heiliger Hain mit einem Tempel der aricinischen
Diana, deren Dienst mit dem der taurischen Diana verwandt gewesen zu sein scheint (s. Diana).
(spr. -itschi),Cesare, ital. Dichter, geb. zu Brescia, war ursprünglich Rechtsgelehrter und wurde
unter Napoleon I. Sekretär
[* 71] am Departementalgerichtshof seiner Vaterstadt. Sein didaktisches Gedicht »La coltivazione degli
ulivi« (Brescia 1808) erwarb ihm die FreundschaftMontis, die Aufnahme in das Athenäum von Brescia und 1810 die
Ernennung zum Professor der Beredsamkeit, später der Geschichte und Litteratur am Lyceum daselbst. Nach der Aufhebung dieses
Lehrstuhls (1824) erhielt er die Professur der lateinischen Sprache, die er bis zu seinem Tod, bekleidete.
Von seinen poetischen Werken ist das oben genannte das bedeutendste und sichert ihm einen Platz unter den besten didaktischen
Dichtern Italiens.
[* 72] Von seinen andern Gedichten derselben Gattung werden »La pastorizia« (Brescia 1814) und »L'origine delle
fonti« am meisten bewundert. Alle diese Werke zeichnen sich durch ausgesuchte Eleganz des Stils und Versbaus
aus. Auch hat man eine Anzahl lyrischer Gedichte und mehrere Prosaschriften von ihm. Seine letzte größere Dichtung: »Gerusalemme
distrutta«, welche den UntergangJerusalems durch Titus besingt, blieb unvollendet. Seine »Opere« erschienen zu Brescia 1818 in 6 Bänden,
in neuer Ausgabe zu Padua 1858.
(ital. Aria, franz. und engl. Air), im allgemeinen eine singbare Melodie von abgeschlossener Form. Das französische
Wort air wird ebenso für Vokalstücke verschiedenen Genres wie für Instrumentalstücke gebraucht, vorausgesetzt nur, daß
deren Hauptgehalt eine schöne Melodie ist. Diese Bedeutung hatte im 17.-18. Jahrh. das Wort Arie überall,
und man sprach daher ebensowohl von
Spielarien wie von Gesangsarien. Im Deutschen versteht man heute unter Arie nur noch ausgeführtere
Sologesangstücke mit Orchesterbegleitung, mögen dieselben Bruchstücke einer Oper, Kantate oder eines Oratoriums oder für
den Konzertvortrag bestimmte Einzelwerke (Konzertarien) sein.
Von der Ballade, welche ebenfalls mit Orchesterbegleitung vorkommt, unterscheidet sich die Arie dadurch,
daß sie lyrisch ist, d. h. Empfindungen in der ersten Person schildert, während jene erzählt (episch-lyrisch); vom Lied,
mit dem die Arie, wenn das Orchester durch Klavier ersetzt wird, sehr nahe zusammenfällt (besonders wenn sie nur kurz ist),
unterscheidet sie sich dadurch, daß letzteres nur eine ganz allgemeine Stimmung ausdrückt, die Arie dagegen
den Gefühlszustand einer bestimmten Person, wie er sich infolge gewisser (bei der detachierten, d. h. isolierten, für sich
bestehenden, Konzertarie nur vorausgesetzter) Vorgänge fixiert hatte.
Der Ausdruck kann sich bis zum Hochdramatischen steigern, wenn die Rede aus der einfachen Schilderung und Reflexion
[* 73] zur
Form der Anrede übergeht. Es gibt daher Arien, welche in Musik gesetzte Monologe sind, während andre sich als Teile einer
großen Ensembleszene darstellen. Eine besondere Gruppe bilden die geistlichen Arien (Kirchenarie, aria da chiesa), die entweder
Gebete oder andächtige Betrachtungen sind und die verschiedenartigsten Stimmungen zum Ausdruck bringen können (Zerknirschung,
Angst, Dank, Freude etc.). Zu einer feststehenden Kunstform von hoher Bedeutung hat sich die Arie entwickelt
in der sogen. Großen oder Dakapo-Arie, welche zuerst von Arie Scarlatti (in der Oper »Teodora« 1693) eingeführt wurde.
Dieselbe besteht aus zwei Hauptteilen, die der Stimmung, Bewegungsart und der gesamten künstlerischen Behandlung nach gegeneinander
kontrastieren. Der erste Teil gibt dem Sänger Gelegenheit zur Entfaltung seiner Kehlfertigkeit, ist reich an Textwiederholungen
und verarbeitet sein Thema in reichem Maß, während der zweite Teil im Gesangspart ruhiger gehalten ist und dafür reichere
harmonische und kontrapunktische Mittel entfaltet; dem zweiten Teil folgt dann das Dakapo, d. h. die getreue,
nur vom Sänger durch reichere Verzierungen ausgestattete Wiederholung des ersten Teils.
Die durch die wachsende Anforderungen immer mehr gesteigerten Virtuosenleistungen der Sänger wurden in der italienischen
Oper derart Hauptsache, daß die Komponisten in erster Linie daran denken mußten, für die Sänger dankbare und brillante Nummern
zu schreiben; so entwickelte sich die Grosse zur Koloraturarie oder Bravourarie. Die Dakapo-Arie blühte
bis gegen Ende des 18. Jahrh.; jetzt ist sie außer Gebrauch gekommen und hat einer freiern, vielgestaltigen Behandlung der
Arie Platz gemacht.
Das notengetreue Dakapo ist als undramatisch aufgegeben, und die thematische Gliederung der Arie hängt von den Erfordernissen
des Textes ab, so daß sie öfters rondoartig angelegt ist oder einen Allegrosatz durch zwei langsamere
einschließt etc. Einige besondere Arten der Arie sind noch: die konzertierende in welcher neben der Singstimme, gleichsam wetteifernd
mit ihr, ein Instrument obligat auftritt (bei Bach, Mozart, Meyerbeer etc.);