(Arraninseln), drei
Inseln an der Mündung der Galwaybai
(Irland), zusammen 47 qkm (0,85 QM.) groß mit 3163 Bewohnern.
Die größte derselben (Inishmore oder Aranmore) ist 108 m hoch, fällt nach dem Atlantischen
Ozean zu in steilen
Felsen ab
und ist reich an keltischen Altertümern.
Bei hellemWetter
[* 3] ist von hier aus die Zauberinsel Hy Brysail
sichtbar, das
Paradies der heidnischen
Iren.
Auf alten
Karten erscheint diese fabelhafte
Insel unter den
Namen Brasil oder O'Brasil.
S. auch
Arran.
(spr. -chues),Stadt in der span.
ProvinzMadrid,
[* 4] am
Tajo, 37 km südlich von
Madrid und an derEisenbahn
nach
Alicante gelegen, ein offener, reinlicher, fast in holländischer Art erbauter
Ort mit rötlichen Backsteinhäusern und
Alleen in den
Straßen und (1878) 8154 Einw. Aranjuez ist berühmt als
Frühlingsresidenz des spanischen
Hofs. Das schöne
Schloß (sitio) wurde unter
Philipp II. durch
Juan deHerrera erbaut, enthält
Gemälde von
Giordano, prächtige
Tapeten, viele Kunstschätze und ist von großen, mit Marmorfontänen
geschmückten
Gärten und ausgedehnten
Park- und Waldanlagen voll herrlicher Laubholzbestände, deren dichte
Schatten
[* 5] den
Ort
in den ersten Frühlingsmonaten zum angenehmsten Aufenthalt machen, umgeben.
Innerhalb des
Parks, welcher durch den
Tajo und den benachbarten
Jarama bewässert wird, liegt die
Casa del
Labrador (Bauernhütte), eine prächtig ausgestattete, von
Karl IV. aufgeführte
Villa. Zur Zeit der Anwesenheit des
Hofs zählte
Aranjuez früher über 20,000 Einw.; in der spätern
Jahreszeit wird seit jeher der Aufenthalt daselbst wegen der
Fieber, welche
die niedrige, sumpfige
Lage des
Orts hervorruft, vermieden. Im
Schloß befindet sich jetzt eine landwirtschaftliche
Schule. Die Umgebung bildet die königliche
Domäne Aranjuez mit großen Waldbeständen, Weingärten,
Wiesen und
Salinen. Aranjuez versorgt
Madrid mit
Gemüse und
Erdbeeren. In Aranjuez wurde jene
Verschwörung angezettelt, in deren
FolgeGodoy von Anhängern des
KronprinzenFerdinand in seinem
Palast überfallen und festgenommen wurde und König
Karl IV. zu gunsten
Ferdinands abdankte.
(Valle de Aranthal), schönes Pyrenäenthal in der span.
ProvinzLerida, das sich an die Ostseite der Maladettagruppe
anlehnt und, von der obern
Garonne durchrauscht, gegen
Frankreich öffnet. Es wird von etwa 13,000
Menschen (in 30
Orten mit 70
Kirchen)
bewohnt, welche
in sehr ärmlichen Verhältnissen leben, Holzhandel und Maultierzucht treiben, und hat
Viella (mit 950 Einw.), fast 900 m ü. M., zum
Hauptort. 4 km unterhalb Bosost (mit 400 Einw., die sich durch originelle echt spanische
Tracht auszeichnen) liegt der Badeort
Les, mit altem
Schloß und einer Schwefeltherme (31° R. und 0,0171Sulfur.). Das Aranthal kommuniziert durch
den sogen.
Port deViella (mit einem
Hospiz in 2505 m
Höhe) mit dem südlicher gelegenen
Thal
[* 6] des Noguera-Ribagorzana.
(spr. ärranj), 1) János, ungar. Dichter, geb. zu
Groß-Szalonta im
BiharerKomitat, besuchte 1832-36 das
Kolleg zu
Debreczin,
[* 7] bekleidete dann eine Lehrerstelle
in seiner Vaterstadt und wurde 1840 zum zweiten
Notar des
Komitats ernannt. Als Dichter gewann er bald darauf einen
Preis der
Kisfaludy-Gesellschaft mit dem anonym erschienenen Werk »Die verloren gegangene
Verfassung« (1843),
einem komischen
Epos, worin das
Treiben bei den Komitatswahlen von der humoristischen Seite geschildert
wird.
Gleichen Erfolg hatten seine nächsten
Dichtungen, die poetischen
Erzählungen: »Toldi« und »Die
Eroberung von
Murany« (beide deutsch von
Kértbeny, Leipz. 1851). Während der ungarischen
Revolution bekleidete der Dichter
eine Konzipistenstelle im
MinisteriumSzemere, lebte dann mehrere Jahre arm und gedrückt in seinem Heimatsort, bis er 1854 die
Professur der ungarischen
Sprache
[* 8] und Litteratur am
Gymnasium zu
Groß-Körös erhielt, von wo er 1860 als
Direktor der
Kisfaludy-Gesellschaft nach
Pest berufen wurde.
Seit 1859 ordentliches Mitglied der ungarischen
Akademie, wurde er 1865 zum ständigen
Sekretär
[* 9] derselben ernannt, legte aber 1878 diese
Stelle aus Gesundheitsrücksichten nieder. Er starb in
Budapest.
[* 10] Arany ist der bedeutendste ungarische
Poet der Neuzeit und ein wahrer Volksdichter. Er behandelt durchaus nationale
Stoffe; seine
Darstellung ist männlich-kräftig,
seine Form einfach-melodisch, nicht ohne große
Bilder einzuschließen; im Versbau wählt er meist die
Assonanz, untermischt
mit wirklichen
Reimen.
Von spätern
Dichtungen sind noch zu erwähnen: »Katalin« (1850);
[* 12] (griech., »Flüssigkeitsmesser«,
Senkwage, Schwimmwage, Gravimeter), Instrument zur Ermittelung des spezifischen Gewichts, welches sich auf das Gesetz gründet,
daß die von dem untergetauchten Teil eines schwimmenden Körpers verdrängte Flüssigkeitsmenge stets soviel wiegt wie der
ganze schwimmende Körper (s. Hydrostatik).
[* 14] Ein Skalenaräometer (s. Fig. 1) besteht aus einem hohlen cylindrischen
Glaskörper, der sich nach unten verjüngt und daselbst in eine mit Schroten oder Quecksilber gefüllte Kugel endigt, nach oben
aber in eine überall gleichdicke cylindrische Röhre, die Spindel, ausläuft.
Man senke das Instrument in Wasser ein, in welchem es lotrecht schwimmt, bezeichne den Punkt der Spindel,
bis zu welchem es einsinkt, mit der Zahl 100 und teile die Spindel durch Teilstriche derart ein, daß der zwischen zwei Teilstrichen
enthaltene Raumteil ein Hundertstel beträgt von dem in Wasser untergetauchten Rauminhalt. Sinkt nun z. B. das in einer
Flüssigkeit, deren spezifisches Gewicht ermittelt werden soll, nur bis zum Teilstrich 80 ein, so weiß man, daß 80 Raumteile
dieser Flüssigkeit soviel wiegen wie 100 Raumteile Wasser, nämlich soviel wie das ganze Aräometer, und daß daher jene Flüssigkeit
im Verhältnis von 100:80 schwerer sein muß als ein gleiches VolumenWasser.
Das spezifische Gewicht der untersuchten Flüssigkeit steht also im umgekehrten Verhältnis zu dem untergetauchten Rauminhalt
und wird gefunden, indem man die Zahl 100 durch die an der Spindel abgelesene Zahl dividiert; in obigem Beispiel ergibt sich
demnach das spezifische Gewicht = 100:80 = 1,25. Würde in einer Flüssigkeit, welche spezifisch leichter
ist als Wasser, das Instrument bis zum Teilstrich 110 einsinken, so wäre hiernach ihr spezifisches Gewicht 100:110 = 0,909.
Damit die Spindel nicht unbequem lang ausfalle, macht man sich lieber zwei von welchen das eine für Flüssigkeiten, die spezifisch
schwerer sind als Wasser, bestimmt ist und den Teilstrich 100 (den Wasserpunkt) am obern Ende der Spindel
trägt, während beim andern, für leichtere Flüssigkeiten bestimmten der Wasserpunkt am untern Ende der Spindel liegt.
Ein Aräometer, welches mit der beschriebenen, von Gay-Lussac angegebenen Einteilung versehen ist, wird Volumeter genannt. Man kann
aber auch die Spindel so einteilen, daß sie unmittelbar die spezifischen Gewichte angibt; bei solchen
Aräometern, welche man Densimeter nennt, sind die Teilstriche nicht mehr gleichweit voneinander entfernt, sondern rücken
nach dem untern Ende der Skala immer näher zusammen. Im täglichen Verkehr wünscht man durch das Aräometer nicht sowohl das spezifische Gewicht
einer Flüssigkeit zu erfahren als vielmehr den Prozentgehalt derselben an denjenigen Bestandteilen, welche
ihren Kaufwert bedingen.
Der käufliche Weingeist z. B. ist ein Gemisch von Wasser und Alkohol und ist um so wertvoller, je mehr Prozente von letzterm
er enthält. Zu seiner Prüfung verfertigt man daher Aräometer, deren Skalen unmittelbar die ProzenteAlkohol angeben, und nennt dieselben
Alkoholometer.
[* 15] Solche Prozentaräometer sind unter den Namen Alkalimeter,
[* 16] Säuremesser, Salzspindeln, Milchwagen,
Mostwagen etc. im Gebrauch; jedes derselben kann natürlich nur zur Untersuchung derjenigen Flüssigkeit dienen, für welche
es besonders verfertigt ist.
Außer den genannten gibt es noch Aräometer mit willkürlicher Skala, deren Teilstriche man »Grade« nennt. Dahin gehören namentlich
die von Baumé,
Beck, Cartier u. a., welche unmittelbar weder über das spezifische Gewicht noch über den
Prozentgehalt der Flüssigkeiten Auskunft geben; um ersteres zu erfahren, muß man sich einer Tabelle bedienen (s. unten),
gleichwohl sind dieselben am weitesten verbreitet. Da das spezifische Gewicht der Flüssigkeiten mit der Temperatur sich ändert,
so sind die Angaben der Aräometer selbstverständlich nur bei derjenigen Temperatur richtig, bei welcher sie
verfertigt sind, und welche daher auf dem Instrument angegeben sein muß. Um zugleich die Temperatur der untersuchten Flüssigkeit
ablesen und danach die Angabe des Aräometers verbessern zu können, ist häufig ein Thermometer
[* 17] in dasselbe eingeschmolzen,
dessen Kugel zugleich diejenige des Aräometers bildet.
Teil verdrängten Wassers an. Um das in einer andern Flüssigkeit bis zu derselben Marke einsinken zu machen, muß man ein andres
Gewicht auflegen, welches, mit demjenigen des Instruments vereinigt, das Gewicht eines gleichen Volumens dieser Flüssigkeit angibt,
deren spezifisches Gewicht sonach gefunden wird, wenn man die letztere Zahl durch die erstere dividiert.
Das Nicholsonsche Gewichtsaräometer oder Hydrometer
[* 19]
(Fig. 2) dient zur Bestimmung des spezifischen Gewichts fester Körper;
ein aus Messingblech verfertigter, oben und unten kegelförmig zulaufender Hohlcylinder a trägt unten ein Körbchen b, oben
auf dünnem, mit einer Marke c bezeichnetem Hals ein Schälchen d. Um das Instrument bis zur Marke in Wasser
einsinken zu machen, muß auf das Schälchen d ein gewisses Gewicht aufgelegt werden.
Bringt man nun den zu untersuchenden Körper, der leichter sein muß als das vorhin erforderliche Gewicht, auf das Schälchen,
so muß man noch Gewichtstücke auflegen, um abermals das Eintauchen bis zur Marke zu erzielen; zieht
man diese von jenem Gewicht ab, so erfährt man das Gewicht des Körpers. Derselbe wird dann in das Körbchen b unterWasser gebracht
und verliert nun kraft des ArchimedischenPrinzips (s. Hydrostatik) so viel von seinem Gewicht, als das von ihm verdrängte Wasser
wiegt. Die Gewichte, welche man nun auf dem Schälchen zulegen muß, um das Instrument wieder bis zur Marke
einzusenken, geben demnach das Gewicht eines mit dem Körper gleichen VolumensWasser an, mit welchem man nur das vorher ermittelte
Gewicht des Körpers zu dividieren braucht, um sein spezifisches Gewicht zu erfahren.
(Ärarium, v. lat. aes, Geld), bei den Römern der Staatsschatz, auch die Schatzkammer. Sie
befand sich im Tempel
[* 21] des Saturn, in welchem auch die Gesetze und Senatsbeschlüsse deponiert waren, und wurde vom Senat verwaltet,
der sich zur Zeit der Republik für die Geschäftsführung der Quästoren bediente. In der Kaiserzeit entstand neben dem Ärar, dessen
Verwaltung immer noch dem Senat verblieb, noch eine andre Reichskasse, über die der Kaiser ausschließlich
verfügte, der Fiskus, in welchen die Einkünfte der kaiserlichen Provinzen und die Erträge der Domänen und der Privatbesitzungen
der Kaiser flossen, und welchen die Kaiser durch ihre Prokuratoren verwalten ließen.
Ebenfalls unter Verfügung der Kaiser stand noch eine besondere Kasse, das sogen. Aerarium militare, welches
von Augustus zur Bestreitung der militärischen Bedürfnisse begründet und durch zwei neue Steuern, die Erbschafts- und Konsumtionssteuer,
ausgestattet wurde. Die Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse brachte es mit sich, daß die Kaiser auch die Verfügung
über das Ärar immer mehr an sich zogen, so daß dasselbe etwa seit dem Anfang des 3. Jahrh.
völlig außer Thätigkeit trat. Heutzutage bezeichnet A. entweder die Staatskasse im allgemeinen oder (in Zusammensetzungen,
wie Zollärar, Domänenärar) einzelne Einnahmezweige.
Der Berg Ararat bildet eine ausgedehnte, majestätische Gebirgsmasse, die sich am Südrand der 985 m
hohen Hochebene von Eriwan bis in die Schneeregion erhebt und in zwei Gipfel gespalten ist: den Großen Ararat mit 5156 m Höhe und
den östlicher gelegenen, 4180 m hohen Kleinen Ararat, beide in den Spitzen etwa 13 km voneinander entfernt
und durch einen flach gerundeten, schmalen, kammartigen Höhenzug verbunden, den in 2680 m Höhe ein Paß
[* 22] überschreitet. Der
Große Ararat stellt sich als riesenhafter, leicht abgerundeter, mit ewigem Schnee
[* 23] bedeckter Kegel dar, der am Fuß etwa 40 km im
Durchmesser hat. Er steht im W. mit den Gebirgen des westlichen Armenien in Verbindung, im übrigen erscheint
er völlig isoliert.
Der Gipfel, von welchem Schneefelder und Gletscher an 1000 m tief herabreichen, besteht aus einer schwach gewölbten, fast
kreisrunden Fläche von etwa 200 Schritt im Umfang, die nach allen Seiten, besonders aber nach S. und NO., steil abfällt und
sich nur gegen O. etwas sanfter zu einer 396 m langen Ebene senkt, an deren Ende sich ein zweiter, nur
um wenige Meter niedrigerer Gipfel erhebt. Die Beschaffenheit des Gesteins des Ararat ist durchaus vulkanischer Art, und der Ausbruch
vom wobei das Dorf Arguni und das St. Jakobskloster vernichtet wurden, hat bewiesen, daß
der Feuerherd in seinem Innern trotz vielleicht jahrtausendelanger Unthätigkeit (es liegt von vulkanischen Ausbrüchen aus
historischer Zeit bis dahin kein Zeugnis vor) noch keineswegs erloschen ist.
Auch der Kleine Ararat ist durchaus vulkanisch; sein Gipfel bildet das abgestutzte Ende einer viereckigen Pyramide, eine Fläche
von 150 Schritt im Quadrat, mit einzelnen Felserhöhungen. Die Vegetation am Ararat ist eine sehr dürftige.
Wald ist nirgends zu sehen; nur zwischen dem Großen und Kleinen Ararat findet sich einiges Birkengestrüpp oder vereinzeltes Wacholder-
und Zwergmispelgebüsche. In der Nähe des ewigen Schnees, dessen Grenze zwischen 3500 und 4000 m Höhe liegt,
breiten sich hier und da grüne Matten aus, welche die Kurden im Sommer mit ihren Herden beziehen. - Der Ararat ist nach uralter
Sage der Landungsplatz der ArcheNoahs (deren versteinerte Reste nach armenischem Glauben noch auf dem Gipfel vorhanden sind),
also der Ort, von welchem nach der großen Flut die Wiederbevölkerung des Erdbodens ausgegangen sein soll.
Den armenischen Geographen gilt er zudem als Mittelpunkt der Erde. Der Gipfel des Ararat wurde zum erstenmal vom Dorpater
Naturforscher Parrot, später von Abich, M. Wagner und mehreren andern erstiegen. Die wichtigste Besteigung
¶
mehr
desselben wurde 1850 zum Zweck der kaukasischen Triangulation
[* 25] vom russischen Obersten Chodzko ausgeführt, der beide Gipfel
erklomm und auf dem des Großen Ararat fast eine Woche (6.-12. Aug.) mit Messungen beschäftigt zubrachte. An der Bergmasse des
Ararat scheiden sich gegenwärtig das türkische, das russische und das persische Armenien; am Ostfuß des
Kleinen Ararat beginnt das persische Gebiet (Aserbeidschân), die Nordseite der ganzen Masse mit den Gipfeln gehört dem russischen,
die Südseite dem türkischen Reich an.
(bei den Alten Araxes, armen. Jerasch), der Hauptstrom Armeniens, entsteht im türk. WilajetErzerum aus zwei Quellflüssen,
dem südlichen, in 2053 m Höhe am Bingöl Dagh entspringenden BingölSu und dem nördlichen Kaleh Su, der im O. der Stadt Erzerum
entspringt. Nach der Vereinigung beider durchfließt der in östlicher Richtung die 620 m hoch gelegene HochebenePasin (daher
auch PasinSu genannt) und tritt dann in das russische Armenien über. Bei Eriwan sich südöstlich wendend, dann nach ON. umlenkend
und in die Ebene Mughan eintretend, bildet er auf eine weite Strecke die Grenze zwischen Persien
[* 26] und Rußland
und mündet endlich unter 39° 55' nördl. Br. in den Kur, der hierdurch erst für größere Schiffe
[* 27] fahrbar wird. Die Hauptnebenflüsse
des Aras sind links: der Arpatschai, Zengi und Berguschet, rechts: der Alzas, Aktschai und Karatschai. BeimSchmelzen des Gebirgsschnees
schwillt der Aras oft zu einer unglaublichen Höhe an, wodurch er zugleich das umliegende Land befruchtet.
1) Aratos aus Sikyon, Strateg des Achäischen Bundes (s. d.), geboren um 272 v. Chr. zu Sikyon, ward nach der Ermordung
seines Vaters Kleinias durch den Tyrannen Abantidas, der auch ihm nach dem Leben trachtete, vom siebenten
Jahr an in Argos erzogen. 20 Jahre alt, vereinigte er sich mit andern Flüchtlingen aus Sikyon, um seine Vaterstadt von dem
Tyrannen Nikokles zu befreien. Der Plan gelang: Aratos erstieg mit seiner Schar die Mauern und befreite ohne Blutvergießen die Stadt,
die er, um ihrer Freiheit einen Halt zu geben, dem Bunde der Achäer zuführte (251). In geschickter Weise
ordnete er die innern Verhältnisse seiner Vaterstadt, und als er 245 zum Strategen des Bundes erwählt wurde, begann die Blütezeit
desselben.
Als Aratos später im Kampf gegen Spartaner und Ätolier unglücklich war, trug er, um die Herrschaft im Peloponnes nicht den
Spartanern zu überlassen, kein Bedenken, 223 den Antigonos Doson zur Hilfe gegen die Spartaner herbeizurufen und so denBund
unter makedonische Herrschaft zu bringen. Aratos starb 213 an Gift, welches ihm Philipp III. von Makedonien hatte beibringen lassen.
Die Achäer feierten sein Andenken gleich dem eines Heros. Auch in der Litteraturgeschichte machte sich
Aratos einen Namen als Verfasser von (verlornen) »Denkwürdigkeiten«, die in mehr als 30 Büchern die Geschichte seiner Zeit und
seines Lebens enthielten, von Polybios wegen ihrer Klarheit und Wahrheitsliebe sehr gerühmt werden und die Hauptquelle der
Plutarchischen Biographien des Aratos, Agis u. Kleomenes bildeten.
2) Aratos aus Soloi in Kilikien, Arzt und gefeierter Dichter, um 270 v. Chr., aus edlem Geschlecht, Zeitgenosse
des Kallimachos und Theokrit, lebte meist am Hof
[* 28] des Antigonos Gonatas von Makedonien, auf dessen Veranlassung er sein astronomisches
Gedicht »Phaenomena et prognostica«, über Sternerscheinungen und Wetterzeichen,
ohne eigne Kenntnis zu besitzen, nach den Werken des Eudoxos und Theophrastos abfaßte. Obwohl der Originalität
und des poetischen Schwunges entbehrend, fand das in einfachem, erhabenem Ton gehaltene und in bündiger, klarer Sprache und
korrekten Versen geschriebene Gedicht im Altertum bei Dichtern wie Kallimachos und selbst bei Fachkennern wie Hipparch die größte
Anerkennung. Auch die Römer
[* 29] lasen und übersetzten es mit Vorliebe, so Cicero, CäsarGermanicus und Avienus.
Von den zahlreichen griechischen Kommentaren besitzen wir noch die des Hipparch (s. d.), die Einleitung desAchilleus Tatios
und zwei Erklärungsschriften unbekannter Verfasser. Neuere Ausgaben besitzen wir von J. H. ^[JohannHeinrich] Voß (Heidelb.
1824, mit Übersetzung), Buttmann (Berl. 1826), Bekker (das. 1828) und von Köchly (in den »Poetae bucolici
et didactici«, Bd. 2, Par. 1851).
Oasenstädtchen in der westlichen Sahara, 200 km nördlich von Timbuktu, so ziemlich auf der Grenze zwischen
der Sahara und dem Sudân gelegen, ist einer der heißesten und ungesundesten Plätze der Sahara und ohne irgend welche
Vegetation, daher für seine Lebensbedürfnisse ganz von Timbuktu abhängig, bildet aber wegen seines Wasserreichtums eine
wichtige Karawanenstation zwischen Zentralafrika einerseits und Marokko,
[* 30] Tripolis und Tunis anderseits. Die in ca. 100 Häusern
lebenden Bewohner (Araber und freie Neger) sind wohlhabend und ziehen namentlich aus dem Vermieten ihrer Kamele
[* 31] an die Karawanen
sowie aus dem von jedem beladenen Kamel erhobenen hohen Zoll einen regelmäßigen Gewinn.
Juss. (Andentanne), Gattung aus der Familie der Koniferen
[* 32] und der Unterfamilie der Araukarieen, immergrüne,
hohe, schlanke Bäume mit regelmäßig wirtelständigen, fast horizontalen bis etwas hängenden, mit den Spitzen aufwärts
gekrümmten Ästen, stachen oder zusammengedrückt vierkantigen, zugespitzten Blättern, diözischen,
selten monözischen Blüten, von denen die männlichen einzeln oder zu zweien, die weiblichen Zäpfchen einzeln terminal stehen.
Die holzigen Zapfen
[* 33] sind groß, fast kugelig bis eiförmig und enthalten oblong-eiförmige Samen,
[* 34] welche im zweiten Jahre reifen.
Man kennt sieben Arten in Südamerika,
[* 35] Australien
[* 36] und Ozeanien.
[* 37]
Araucaria brasiliensisRich. (Pinheiro), ein 3747 m
hoher Baum mit langen, einen weit ausgebreiteten Schirm bildenden Zweigen und abstehenden, langgespitzten, scheidigen, 2-5 cm
langen Nadeln,
[* 38] bildet in Brasilien
[* 39] zwischen 18° und 30° südl. Br. geschlossene, fast unvermischte Wälder und trägt eßbare
Samen in sehr großen, kugeligen Zapfen, deren sich an einem Baum oft 50-80 finden. Jeder Zapfen enthält
700-800 Samen (Pinhoes). 100 Teile frische geschälte Samen enthalten 31,6 Stärke,
[* 40] 2,35 Eiweiß, 8,3 Gummi, Zucker,
[* 41] Extraktivstoff,
1,19 Fett, 13,3 Fasern etc. Man genießt sie auf verschiedene Weise zubereitet und mahlt sie auch zu Mehl.
[* 42] Die männlichen Blütenzapfen
sind sehr harz- und zuckerreich und liefern ätherisches Öl; aus dem Stamm fließt ein dem Dammarharz
ähnliches wohlriechendes Gummiharz, welches zu Pflastern benutzt wird.
mit wagerecht abstehenden, an den Spitzen nach oben gebogenen Zweigen und eilanzettlichen, spitzen, aus der Unterseite
nicht gekielten, 5 cm langen und 2 cm breiten Blättern, wird über 45 m hoch und bildet im südlichen Chile
[* 45] zwischen 35 und 50° südl. Br.
¶
mehr
ausgedehnte Wälder. Die Zapfen, von denen ein Baum 20-30 trägt, haben die Größe eines Menschenkopfs und enthalten 200-300
Kerne von der doppelten Größe einer Mandel. Diese Samen haben den größten Wert für die Ernährung der Bevölkerung.
[* 47] Man ißt
sie roh, gekocht und gebraten, kocht und trocknet sie für den Wintervorrat und bereitet Mehl daraus.
Der Stamm gibt gutes Bauholz. Der Baum gedeiht in England im Freien, vielleicht auch in den Rheingegenden, bei sehr guter Bedeckung
selbst in geschützten Lagen von Norddeutschland.
Araucaria BidwilliHook., bis 50 m hoher Baum mit flachen, eilanzettlichen, stechend zugespitzten
Nadeln, ovalen, fast kugeligen, 24-30 cm langen Zapfen, deren Schuppen hakig gekrümmte Spitzen haben, und
5-7 cm langen Samen, welche drei Jahre zur Reife brauchen sollen und von den Eingebornen eifrig gesammelt und gegessen werden.
Das Holz
[* 48] dieses bis jetzt nur auf den Hügeln von Brisbane, 520 km nordwestlich von der Moretonbai in Neuholland,
getroffenen Baums ist sehr dauerhaft.
Araucaria columnarisHook. (Araucaria CookiiR. Br., ForstersSäulencypresse), mit gekrümmten oder gewölbten,
auf dem Rücken gekielten Nadeln und paarig seitenständigen, elliptisch-eiförmigen Zapfen, deren lederartige Schuppen an der
Spitze hakig gekrümmt sind, zeigt bei freier Stellung einen kandelaberartigen Wuchs. Aus den Zapfen schwitzt Harz
aus.
Araucaria excelsaR. Br. (Norfolktanne), mit pfriemenförmigen, gedrückten, vierkantigen Nadeln, welche an den unfruchtbaren
Zweigen sichelförmig, an den fruchtbaren gedrängt und einwärts gekrümmt sind, langgestielten, kugeligen Zapfen von 16 cmDurchmesser und dicken, holzigen, buckligen, mit einem krummen Häkchen versehenen Zapfenschuppen, wächst auf der Norfolkinsel,
gleicht von weitem der Fichte
[* 49] und erreicht eine Höhe von 63 m bei 9,4 m unterm Stammumfang. Das weiße
Stammholz hat wenig Wert, aber das rote, sehr feste Wurzelholz wird zu Möbeln und allerlei Geräten verarbeitet. Die Samen
sind nicht eßbar.
Araucaria CunninghamiAit., mit fast wagerechten Ästen und gedrängt stehenden, steifen, pfriemenförmig zusammengedrückten
Nadeln mit feiner, sehr stechender Spitze, wird bis 40 m hoch, trägt eiförmige, 8-10 cm lange Fruchtzapfen
und bildet an der Ostküste von Neuholland große Wälder. Der Baum hat, wie der vorige, kein Harz, schwitzt aber eine weiße,
durchsichtige Masse aus und liefert gutes Nutzholz. AlleArten werden bei uns in Gewächshäusern kultiviert
und gehören zu den prachtvollsten Zierpflanzen.
Das Klima
[* 52] ist feuchter als in den nördlichen Teilen von Chile, dabei sehr mild. Die Küste ist einförmig
gebildet und hat keinen guten Hafen. Die Provinz hatte 1882: 58,064 Einw., die vorzugsweise im nördlichsten Teil der Provinz,
sonst in einzelnen Niederlassungen an der Küste und um die zum Schutz gegen die Raubzüge der Araukaner (s. d.) angelegten
Posten leben;
Als Araujo de Azevédo hierauf das Direktorium zu bestechen suchte, ward er eingekerkert. Nach mehreren Monaten entlassen,
ging er als Gesandter nach Berlin
[* 57] und nach dem Frieden von Amiens
[* 58] nach Petersburg,
[* 59] von wo er 1803 an der StelleAlmeidas als Minister
der auswärtigen Angelegenheiten und des Kriegs nach Portugal zurückgerufen wurde. Die auf ihn gesetzten Hoffnungen
erfüllte er jedoch nicht. Bei der Verwickelung mit Frankreich zeigte sich Araujo de Azevédo völlig unfähig und that nichts, um den Einmarsch
der Franzosen 1807 zu verhindern.
Daher entging er nur mit Mühe der Rache des Volks, als er sich mit der königlichen Familie nach Brasilien einschiffte. Hier
fiel er scheinbar in Ungnade, behielt jedoch immer am Hof großen Einfluß. Im J. 1814 erhielt er das Ministerium
der Marine und der Kolonien, 1815 den Titel eines Grafen von Barca. Er starb 1817. Sein verdienstvollstes Werk in Brasilien war
die Errichtung eines chemischen Lehrstuhls in Rio de Janeiro,
[* 60] den die Regierung 1812 zu einem öffentlichen
erhob. Beweise seiner litterarischen Thätigkeit sind zwei ungedruckte Trauerspiele, die Übersetzung der Horazischen Oden und
mehrerer Gedichte vonGray, Dryden u. a.
Porto Alēgre (spr. arauschu),Manoel de, brasil. Dichter, geb. zu RioPardo (ProvinzSão Pedro), besuchte
seit 1826 die Kunstakademie zu Rio de Janeiro, wo er unter Professor Debrets Leitung sich zum Maler und Architekten
ausbildete, begab sich 1831 zu weitern Studien nach Paris, verweilte 1834-35 in Italien
[* 61] und kehrte endlich auf die Nachricht
vom Ausbruch der brasilischen Revolution 1837 nach Rio de Janeiro zurück. Hier erhielt er bald darauf eine Professur an der
Kunstakademie, später eine solche an der Militärschule und entwickelte im Interesse der Kunst und Wissenschaft eine außerordentliche
Thätigkeit. An allen Anstalten, welche seit 1837 in Brasilien für künstlerische und wissenschaftliche Zwecke gestiftet wurden,
hat Araujo Porto Alegre fördernden Anteil genommen. So entwarf er die Pläne zur KircheSanta Ana und zur Bank in Rio de Janeiro
(dem schönsten Gebäude der Stadt) und schenkte nicht geringere Aufmerksamkeit dem Theater,
[* 62] welchem er einen nationalen Charakter
zu geben suchte, und für das er selbst eine Reihe von Stücken (z. B. »O espião de Bonaparte«, »O sapateiro politicão« etc.)
schrieb, die vielen Beifall fanden, aber meist noch ungedruckt sind. In diesen wie in seinen übrigen
Dichtungen bekundete er sich namentlich als einen hervorragenden Vertreter der nationalen Bestrebungen, welche die brasilische
Poesie in den letzten Jahrzehnten charakterisieren. Als seine Hauptwerke gelten das Epos »Colombo«,
[* 63] das die Geschichte der EntdeckungAmerikas besingt, und ein Cyklus durch prachtvolle Naturschilderungen ausgezeichneter Dichtungen unter dem
Titel: »Brasilianas«, von denen »A
destruição das florestas« (Rio de Jan. 1845) und »O corcovado« (das.
¶
mehr
1847) besonders herausgegeben wurden. Viele Gedichte von ihm erschienen in Zeitschriften. Araujo Porto Alegre lebte 1859-65 als brasilischer
Generalkonsul in Preußen,
[* 65] worauf er nach Brasilien zurückkehrte.
Vgl. Wolf, Le
[* 66] Brésil littéraire (Berl. 1863).
(Aucaes, »Rebellen«, während der einheimische Name Moluche, »Krieger«, ist), ein indian. Volksstamm im südlichen
Chile, welcher wahrscheinlich trotz der großen Verschiedenheit der Sprachen mit den Indianern der Pampas
und den Patagoniern eine Völkerfamilie bildet. Sie unterscheiden sich von den Indianern des tropischen Südamerika durch größere
physische und moralische Kraft,
[* 67] sind von hellbrauner Farbe und haben lange, starke und schwarze Haare
[* 68] und einen geraden und
kräftigen Wuchs.
Ihre mittlere Größe beträgt nach d'Orbigny 1,6 m. Sie zerfallen in drei Stämme: Picunche (»Nordmänner«)
im NW., Pehuenche (»Fichtenmänner«),
die Küstenbewohner von Santiago de Chile bis gegen Valdivia, und Huilliche (»Südmänner«)
im S. des Landes. Die Araukaner sind nicht ohne eine gewisse Bildung, haben feste Wohnsitze und waren seit alter Zeit Ackerbauer,
welche, wie die Peruaner, Mais, Bohnen, Quinoa, Kartoffeln etc. kultivierten. Seit der Einführung der Pferde
[* 69] sind sie ein kühnes
Reitervolk geworden, das in der Handhabung seiner langen Lanzen, des Lasso (Fangschlinge) und der Bolas (Eisenkugeln, die an
langen Riemen geschleudert werden) ungemeine Geschicklichkeit besitzt.
Auch zu einer geordneten Staatsverfassung zu gelangen, haben sie Versuche gemacht (s. unten); dagegen sind
alle Bemühungen der katholischen Missionen, sie für das Christentum zu gewinnen, fruchtlos geblieben. Was sie aber hauptsächlich
auszeichnet, ist ihre Kraft und Tapferkeit: die Araukaner sind ohne Zweifel das tapferste VolkSüdamerikas, das sich ebenso wie von
dem Joch der Inkas auch von dem der Spanier freizuhalten gewußt hat. Seit letztere unter DonPedro de Valdivia
zuerst nach Südchile vordrangen (1558), hat zwischen ihnen und den Araukanern mit geringen Unterbrechungen der Krieg nicht
aufgehört, der in dem großen Epos »Araucania« des spanischen Dichters Ercilla sogar eine poetische Verherrlichung fand.
Die Unabhängigkeit der Araukaner wurde 1773 wiederholt von seiten der Spanier anerkannt, dabei aber ihr Land
auf die Strecke zwischen dem Biobio im N. und dem Calle-Calle im S. (östlich bis an den Fuß der Kordilleren) beschränkt. In der
Folge drang dann von N. nach S. die Zivilisation und Kolonisation immer weiter ins Araukanerland vor; mehrere
Stämme wurden durch den Einfluß des Verkehrs ganz in den Kreis
[* 70] des chilenischen Staatslebens gezogen, und heute umfaßt das
Gebiet der noch unabhängigen Araukaner bloß noch den nördlichen Teil der ProvinzValdivia und den südlichen der ProvinzArauco,
eine StreckeLandes von ca. 1½ Breitengraden mit schwankenden, doch im allgemeinen immer enger werdenden
Grenzen.
[* 71]
Über die Zahl des infolge innerer Fehden und durch seine Beteiligung an den Revolutionskämpfen sehr zurückgekommenen Volks
sind die Angaben verschieden. Während dieselbe in der Mitte des 18. Jahrh. noch zu 150,000
angegeben ward, soll sie jetzt nur 50,000, nach Rosales gar nur 10,000 betragen. Die freien Araukaner teilen
ihr Land in vier zwischen den Anden und der Meeresküste sich parallel hinziehende Provinzen, die wieder in verschiedene Distrikte
zerfallen, deren jeder von einem Stamm mit erblichem Häuptling bewohnt wird.
Sämtliche Häuptlinge (Apo-uelmes) üben Justiz, empfangen aber keinen Tribut, sie sind voneinander unabhängig
und stehen in politischer Beziehung einander
gleich. Über ihnen steht der Toqui, das von ihnen erwählte Oberhaupt der Provinz.
Die vier Toquis zusammen bilden den Friedensrat oder die eigentliche Landesregierung, an deren Spitze der gewählte Großtoqui
steht. Zu Kriegszeiten herrscht ein Kriegsrat mit unbegrenzter Macht. Eigentliche Gesetze haben die Araukaner nicht,
doch werden alte Gebräuche und Traditionen heilig gehalten. S. Tafel »Amerikan. Völker«,
[* 72] Fig. 32.
In jüngster Zeit hat das Land die Aufmerksamkeit durch das Auftreten eines französischen Abenteurers daselbst auf sich gezogen,
der es über Nacht in ein »konstitutionelles Königreich« umwandelte. Derselbe, ein Advokat, NamensTonneins, geboren um 1820 in
Chourgnac bei Périgueux, hatte sich, vor den chilenischen Behörden flüchtig, in das Gebiet der unabhängigen Araukaner begeben,
hier durch Ausdauer und Entschlossenheit das Vertrauen der Stämme und die Freundschaft mehrerer Toquis gewonnen und war bei
Ausbruch eines Kriegs mit Chile selbst zum Großtoqui erwählt worden. So im Besitz der Regierung, umgab er
sich mit einem Ministerium, erließ Gesetze und eine Konstitution nach französischem Zuschnitt und ließ sich selbst als OrélieAntoine I. zum König der Araukaner erklären (1861). Ein neues Frankreich sollte hier entstehen.
Auf einer Rundreise jedoch, die er durch die Provinzen machte, um die einzelnen Stämme zum Kampf gegen
Chile anzufeuern, wußten sich die Chilenen durch einen Überfall seiner Person zu bemächtigen, ließen ihn für
verrückt erklären und übergaben ihn dem französischen Konsul in Concepcion, der den Abenteurer nach Frankreich zurück expedierte.
Hier erließ er einen fulminanten Protest an die europäischen Mächte, der aber spurlos verhallte. Die
Araukaner kehrten rasch zu ihrer alten Verfassung zurück und wählten einen neuen Großtoqui, der sofort den Krieg gegen Chile wieder
aufnahm und die Ansiedelungen am Renaico und Biobio mit Mord und Raub verheerte. Von den Chilenen wiederholt, besonders 1868 und
1869, geschlagen, mußte er sich endlich zum Friedensschluß verstehen und hatte seine vollständige
Unterwerfung erklärt, als »König Orelio«, den man verschollen geglaubt,
von Argentinien her durch einen der südlichen Andenpässe mit einer Schar von Gauchos und einer Anzahl französischer Landsleute
nach Araukanien zurückkam und von Mula aus sein Reich wieder einrichtete.
Der Friede mit Chile wurde widerrufen, der Krieg begann aufs neue, doch mit keinem günstigern Erfolg für
die Araukaner als zuvor. Orelio begab sich nach Frankreich zurück, um Napoleon III. für seine Pläne zu gewinnen, sah sich aber durch
den deutsch-französischen Krieg und seine Folgen um alle Hoffnungen betrogen. Er gründete in Montpellier
[* 73] ein Blatt
[* 74] für seine Interessen, geriet aber bald in Not und Elend und starb in Tourtoirac (Dordogne).
Vgl. seine Schriften:
»OrélieAntoine I, roi d'Araucanie et de Patagonie: son avènement au trône et sa captivité au Chili« (1863) und »L'Araucanie«
(Bord. 1878);