(neulat., »Gleichgeltung«)
wird in der
LogikSätzen beigelegt, welche einen und denselben
Gedanken, nur unter verschiedener Form,
ausdrücken.
Logisch äquipollente
Sätze sind z. B.: »Das Ganze ist größer
als der Teil« und »Der Teil ist kleiner als das Ganze«; ferner:
»Aristoteles war
AlexandersLehrer« und
»Alexander war des
AristotelesSchüler«. Auch die
Gleichungen der
Mathematik gehören hierher.
Aus der Äquipollénz folgt, daß die Aussage des einen
Satzes die Aussage des andern immer mit einschließt, und
daß also von der
Wahrheit oder
Falschheit des einen auf die
Wahrheit oder
Falschheit des andern geschlossen werden kann. Im
weitern
Sinn werden alle
Sätze äquipollent genannt, die gegenseitig aufeinander folgen, auch wenn diese gegenseitige Abfolge
nicht eine unmittelbare ist, sondern erst durch Zwischensätze dargethan wird.
insbesondere des
von iberischen
Stämmen bewohnten
Landes zwischen den
Pyrenäen und der
Garonne; dann (seit
Augustus)
Name einer römischen
Provinz,
welche das Land von denPyrenäen bis zum
Liger
(Loire) und vom Atlantischen
Ozean bis zu den
Cevennen umfaßte.
Diese 275,300 qkm (5000 QM.) große, über ein Drittel des heutigen
Frankreich umfassende
Provinz ward im 4. Jahrh. wieder
in drei andre zerteilt:
Die ältesten Einwohner Aquitaniens waren Iberer, unter denen sich keltische
Stämme, namentlich die
Bituriger, niederließen.
Den
Römern wurde Aquitanien 57
v. Chr. durch
CäsarsLegatenCrassus unterworfen. Das Land umfaßte damals bloß den südwestlichsten,
überwiegend von Iberern bewohnten Teil
Galliens (das spätere Vasconia oder
Gascogne). Bei der neuen Provinzeinteilung
unter
Octavianus 37
v. Chr. wurde Aquitanien nach N. und O. bis zur
Loire erweitert. In der
Völkerwanderung ließen sich die Westgoten
unter
Athaulf in Aquitanien nieder und stifteten unter
Wallia,
Athaulfs Nachfolger, ein
Reich mit der Hauptstadt
Toulouse.
[* 5]
Durch die
Schlacht bei Voullon (507) ward mit ganz Südgallien auch Aquitanien ein Teil des fränkischen
Reichs. Doch blieb die
Bevölkerung
[* 6] auch unter germanischer Herrschaft romanisch. Unter den
Merowingern bildete Aquitanien ein nur dem
Namen nach von dem
Frankenreich abhängiges Herzogtum. Seit 720 machten die Araber wiederholt Einfälle in Aquitanien;
HerzogEudes suchte
vor den Arabern schließlich bei
KarlMartell Zuflucht, und dieser rettete Aquitanien 732 durch den
Sieg bei
Poitiers.
Nach blutigen
Kämpfen zwischen den
Karolingern und den
HerzögenHunold und Waifar, die auch unter dem Frankenkönig
Pippin fortdauerten,
ward Aquitanien 771 durch
Karl d. Gr. zu einer
Provinz des
fränkischen
Reichs gemacht und von
Grafen regiert, bis es von
Karl d. Gr.
zum
Königreich erhoben und seinem Sohn
Ludwig dem
Frommen verliehen wurde, wodurch sich aber in der
Verwaltung des
Landes oder
in dessen
Stellung zum
Reich nichts änderte. Im J. 814 übergab
Ludwig Aquitanien nebst der spanischen
Mark zur
Verwaltung seinem Sohn
Pippin, welcher 817, als
Ludwig sein
Reich teilte, zum König von Aquitanien ernannt wurde.
Als
Ludwig der
Fromme Aquitanien seinem jüngsten Sohn,
Karl, zuwies, konnte dessen
Anerkennung nicht allgemein durchgesetzt werden.
In demVertrag von
Verdun
[* 7] (843) wurde Aquitanien zwar zu
Karls des
KahlenAnteil geschlagen, das Land blieb aber der Schauplatz blutiger
Kämpfe zwischen Kronprätendenten. Die meisten erklärten sich für
Pippin II., den Sohn des genannten
Pippin, und
Karl sah sich 845 genötigt, demselben die Herrschaft über Aquitanien mit Ausnahme von
Poitou,
Saintonge und
Angoumois zu
überlassen.
Mit
Pippin unzufrieden, wählten jedoch die meisten
Großen Aquitaniens bald den kaum vertriebenen
Karl abermals zum König
(849).
Pippin selbst wurde einige Jahre darauf von dem
Grafen Sancius von Vaskonien gefangen, an
Karl ausgeliefert
und nach dem Medarduskloster zu
Soissons in Gewahrsam gebracht.
Karl ließ nun 855 seinen Sohn
Karl, noch einen
Knaben, zum König
wählen, der im folgenden Jahr (856) durch
Pippin verdrängt, nach dessen bald erfolgtem
Sturz aber restituiert
ward.
der Wert oder die
Summe, welche als
Entschädigung für eine jemand entzogene oder verschlechterte
Sache oder einen aufgegebenen
Anspruch bezahlt wird. - In der
Chemie sind Äquivalente diejenigen relativen
Mengen chemischer
Körper, welche von einem
gewissen
Gesichtspunktaus gleich- oder ähnlichwertig erscheinen und in gewissen
Fällen nahezu denselben
Effekt ausüben.
Bergman
und
Kirwan suchten zu Ende des vorigen
Jahrhunderts diejenigen
Mengen verschiedener
Basen zu ermitteln, welche sich mit einer
bestimmten
Menge irgend einer
Säure verbinden, und umgekehrt bestimmte
Bergman, in welchen relativen
Mengen einMetall
ein andres aus den
Lösungen seiner
Salze ausfällt. Als
Dalton 1804 die atomistische
Theorie aufstellte (s.
Atom), wurde dieselbe
zwar angenommen, aber man hielt die
Methoden, nach welchen die Zahl der in einer chemischen
Verbindung enthaltenen
¶
mehr
Atome festgestellt werden sollte, für unzuverlässig und schenkte deshalb auch den Bestimmungen der relativen Gewichte der
einzelnen Atome wenig Vertrauen. Man mochte sich deshalb für chemische Betrachtungen nicht der Atomgewichte bedienen, sondern
zog die bisher schon bekannten »Verbindungs- oder Mischungsgewichte« vor, für welche Wollaston 1814 den Namen Äquivalént einführte.
Nach ihm sind Äquivalente auch diejenigen relativen Mengen verschiedener Stoffe, die sich zu einfachen
und bekannten Verbindungen vereinigen.
Seitdem hat man alle drei Ausdrücke meist nebeneinander und für dieselben Begriffe gebraucht, und erst Laurent und Gerhardt
lehrten seit 1846 die BegriffeAtom, Molekül und A. scharf voneinander zu unterscheiden. Atom ist nach jetziger
Anschauung das chemisch kleinste, also chemisch nicht weiter zerlegbare Teilchen von Materie, Molekül die kleinste der freien
Existenz fähige Menge von Substanz, und mit diesen Begriffen hat der Begriff vom Äquivalént direkt durchaus nichts gemein.
Von Äquivalenz oder Gleichwertigkeit kann nach der obigen Definition nur bei Körpern die Rede sein, die
von irgend einem chemischen Gesichtspunkt aus in Bezug auf Wirkungswert miteinander verglichen werden können. So sind Chlor,
Brom und Jod, einander sehr ähnliche Körper, das Brom kann aber das Jod, und das Chlor kann Brom und Jod aus ihren Verbindungen
austreiben. Untersucht man die dabei stattfindenden Gewichtsverhältnisse, so zeigt sich, daß 127 Teile
Jod ersetzt werden durch 80 Teile Brom oder 35,5 Teile Chlor.
Dieselben Gewichtsmengen verbinden sich mit 23 Teilen Natrium oder 108 Teilen Silber oder mit 1 Teil Wasserstoff, und von diesem
Gesichtspunkt aus sind sie gleich- oder ähnlichwertig (äquivalent). Nun können in ähnlicher Weise 16 Teile
Sauerstoff, 32 Teile Schwefel, 79,4 Teile Selen einander ersetzen, und diese Mengen, welche also einander äquivalent sind, verbinden
sich mit 2 Teilen Wasserstoff. Daraus ist zu folgern, daß z. B. 16 Teile Sauerstoff äquivalent sind mit 2×35,5 oder 71 Teilen
Chlor, und in der That treiben 71 Teile Chlor aus Kalk oder ähnlichen Metalloxyden 16 Teile Sauerstoff aus.
Wie die Atome kann man auch die Moleküle miteinander hinsichtlich ihrer Äquivalenz vergleichen. Salpetersaures
Silberoxyd wird durch Chlornatrium zersetzt, es entstehen salpetersaures Natron und Chlorsilber, und die Mengen der einzelnen
Körper, welche hierbei zersetzt werden oder entstehen, sind einander äquivalent. Aus dem salpetersauren Silber wird eine
äquivalente MengeChlorsilber gefällt etc. Meist spricht man aber in Bezug auf die Moleküle nur von der
Äquivalenz der Säuren, Basen und Salze.
Diejenigen relativen Mengen der verschiedenen Säuren oder Basen sind äquivalent, welche mit einer und derselben Menge einer
bestimmten Base oder Säure bestimmte und vergleichbare Salze erzeugen. Da aus SäurenSalze durch Eintritt von Metall entstehen,
so kann man auch diejenigen Mengen verschiedener Säuren für äquivalent ansehen, in welche bei der Bildung
vergleichbarer Salze die gleichgroße Menge desselben
Metalls eintritt, und dem entsprechend bei Basen diejenigen Mengen, in
welchen äquivalente Mengen von Metall enthalten sind.
Säuremoleküle, welche durch Eintritt von nur 1 Äquivalént Metall in neutrale Salze verwandelt werden, repräsentieren 1 Äquivalént, z. B.
die Salpetersäure, während 1Mol. Schwefelsäure 2 und 1Mol. Phosphorsäure 3 Äquivalente repräsentieren, weil sie mit 3 Äquivalenten
Metall neutrale Salze liefern. Dasselbe gilt für die Basen, und als 1 Äquivalént eines neutralen Salzes gilt diejenige
Menge, welche 1 Äquivalént Säure entspricht, die also 1 Äquivalént irgend eines Metalls enthält. Wie die Atome nennt man auch die Säuren
und Basen ein-, zwei-, dreiwertig oder braucht häufiger für erstere die Ausdrücke ein-, zwei-, dreibasisch,
für letztere ein-, zwei-, dreisäurig. So einfach diese Verhältnisse auch sind, so entstehen doch in manchen Fällen besondere
Schwierigkeiten, z. B. bei den Säuren, welche, wie die Phosphorsäure, mit 1 AtomNatrium, aber auch mit 2 und 3 Atomen dieses
Metalls Salze bildet.
mechanisches, der Wärmeeinheit, s. Wärme. ^[= die physische Ursache jener Zustände der Körper, die wir mit heiß, warm, kalt etc. bezeichnen. ...]
[* 15]
(v. lat. aes, also ursprünglich Pluralform, später
aber als Singularform gebraucht in der Bedeutung »Grundzahl, Grundeinheit«
bei Rechnungen und Messungen), eigentlich der durch irgend ein merkwürdiges Ereignis bezeichnete Zeitpunkt, von welchem
an man in der Chronologie die Jahre zählt; dann jede Zeitrechnung, bei welcher die Jahre von einem solchen
Termin an fortgezählt werden. Man kann drei Arten von Zeitrechnungen unterscheiden, gelehrte, bürgerliche und kirchliche,
welche zuweilen bei demselben Volk zugleich im Gebrauch sind.
Die erstern werden ausschließlich von Gelehrten gebraucht und wechseln daher mannigfach. In der Heiligen Schrift
finden sich nur vereinzelte Spuren einer eigentlichen Ära, wie sich die Völker des Altertums überhaupt einer solchen nicht
zu bedienen pflegten und z. B. die Römer,
[* 19] selbst als sie bereits eine feste Ära hatten, nicht nach JahrenRoms rechneten, sondern
das Jahr mit den Namen der in demselben regierenden Konsuln, später unter Hinzufügung der Regierungsjahre
des Kaisers bezeichneten.
In den historischen und prophetischen Büchern des Alten Testaments finden sich erst in den später entstandenen Stücken fortlaufende
Jahreszählungen von einem feststehenden Termin an. Im Pentateuch ist bis auf Jakob die Chronologie ganz mit der Genealogie verbunden.
Nach Einführung des Königtums rechneten die Israeliten nach den Regierungsjahren der Könige und, nachdem
sie unter fremdes Joch gekommen, nach denen der fremden Herrscher, z. B. der babylonischen und der persischen.
Dieselbe blieb bei den Juden, Arabern und Syrern noch lange nach ChristiGeburt im Gebrauch. Die Juden, welche
sich derselben unter der syrischen Herrschaft bei allen gerichtlichen Handlungen bedienen mußten (daher der Name aera contractuum,
A. der Verträge), gewöhnten sich so sehr daran, daß die später eingeführte, mit der BefreiungJerusalems durch den MakkabäerSimon beginnende der Hasmonäer nicht recht in Aufnahme kam. Das erste Jahr Simons wird dem Jahr 170 der
seleukidischen Ära, also dem Jahr 143 v. Chr., gleichgesetzt.
Die Bücher der Makkabäer nennen die seleukidische Ära die der griechischen Herrschaft, weil das Reich der Seleukiden als Fortsetzung
des griechisch-makedonischen ReichsAlexanders d. Gr. angesehen wurde, gebrauchen sie aber nicht in
übereinstimmender Weise. Von den vorchristlichen Ären nennen wir noch die vornehmlich in Ägypten übliche Philippische, auch
die Ära Alexanders oder die von Edessa genannt, die mit dem Todesjahr Alexanders d. Gr. oder
der Thronbesteigung seines Nachfolgers
Philippos Arrhidäos12. Nov. 323 beginnt; die Actische, nach der Schlacht bei Actium genannt, die mit der
EroberungÄgyptens durch Octavianus29. Aug. 30 beginnt, und die schon erwähnte römische Konsularära, die Angabe der Jahre
nach den Namen der beiden jährlich neugewählten Konsuln, deren Reihenfolge in besondern Kalendern, den sogen. Fasten, verzeichnet
wurde; sie beginnt mit der Vertreibung der Könige 509 und blieb als bürgerliche Zeitrechnung bis zur
Abschaffung des Konsulats unter Kaiser Justinian im Gebrauch.
Auch nach Entstehung und Ausbreitung der christlichen Kirche bediente man sich nicht nur im bürgerlichen Verkehr, sondern
auch in der Litteratur noch lange der früher gebräuchlichen Zeitrechnungen. So behielten die Christen des Orients die seleukidische
Ära bei, die bei den syrischen Christen noch jetzt neben der gewöhnlichen christlichen im Gebrauch ist;
in Alexandria aber kam die Diokletianische oder die der Märtyrer in Gebrauch, die mit dem ersten Jahr des KaisersDiocletianus,
unter welchem viele Christen den Märtyrertod erlitten, genauer dem 1. Thoth
[* 21] (29. Aug.) des Jahrs 284 n. Chr.,
beginnt. Dieselbe war inÄgypten bis zum Eindringen der Araber üblich, und die christlichen Kopten
[* 22] bedienen sich derselben
sowie der altägyptischen Monate noch jetzt, ebenso die äthiopischen Christen, nur daß diese sie mit dem Jahr 276 anfangen,
weil sie die GeburtChristi acht Jahres später als Dionysius (s. unten) setzen.
Die christlichen Armenier rechnen vom Jahr 551 an, in welchem der PatriarchMoses ihre Festordnung reformierte. Bei den christlichen
Völkern Europas hat die Zeitrechnung nach JahrenChristi fast allgemein Eingang gefunden, so daß diese Zeitrechnung jetzt mit
Recht die gemeine christliche Ära (aera vulgaris) genannt wird. Im römischen Reich wurde zwar noch geraume
Zeit nach Erhebung des Christentums zur Staatsreligion die Rechnung nach den Regierungsjahren der Kaiser und Konsuln fortgeführt,
und noch 537 gebot der KaiserJustinianus, daß in allen Urkunden das Jahr des Kaisers, die Namen der Konsuln sowie die Indiktion,
auch Monat und Tag angegeben werden sollten.
Allein abgesehen davon, daß schon 541 der letzte Konsul ernannt wurde, machte sich unter den christlichen Völkern das Bedürfnis
einer gemeinsamen Ära immer fühlbarer. Um diese Zeit hatte der römische AbtDionysius in seiner Ostertafel (525) statt der
beiden Alexandrinern gebräuchlichen Diokletianischen Ära die Jahre zuerst von der Fleischwerdung
des Herrn (ab incarnatione domini) gezählt. Das erste Jahr dieser Dionysischen Ära läuft vom 1. Jan. bis 31. Dez. 754 nach GründungRoms nach Varro (4714 der julianischen Periode).
Die Geburt Jesu setzte Dionysius auf den 25. Dezember d. J., indem er nach dem Sprachgebrauch der Kirchenväter unter der Incarnatio
nicht die Geburt (nativitas), sondern die MenschwerdungChristi im Schoß der Maria oder die Verkündigung Mariä verstand. So
entstand die gemeine christliche Ära, die allmählich weitere Verbreitung fand, vornehmlich durch Bedas Einfluß, welcher
sie in seiner Ostertafel gebrauchte, und das Ansehen Karls d. Gr., welcher zuerst Urkunden nach ihr datierte. Bei
ihrer Anwendung pflegte man mehrere Jahrhunderte lang zu dem Jahr Christi (annus incarnationis, auch circumcisionis, mit Bezug
auf den Jahresanfang am 1. Jan., wo die BeschneidungChristi gefeiert wurde, sowie a. nativitatis, gratiae genannt) noch die chronologischen
Merkmale des Jahrs hinzuzufügen,
¶
mehr
wie sie die Ostertafeln enthielten. Im 10. Jahrh. war die christliche Ära schon ziemlich
weit verbreitet. In Spanien
[* 24] aber, wo man eine eigne Ära hatte, die sogen. spanische, die von 716 der
Stadt Rom
[* 25] (38 v. Chr.) an zählt, nahm man sie erst weit später an. Diese nationale Ära kommt in Aragonien
vor bis 1350, in Valencia
[* 26] bis 1358, in Kastilien bis 1383 und in Portugal bis 1420. Von den griechischen Christen haben die Russen
auf BefehlPeters d. Gr. 1700 mit dem Jahresanfang im Januar zwar die gemeine christliche Ära angenommen, aber bekanntlich
den alten julianischen Kalender beibehalten.
Auch nach allgemeiner Annahme dieser Ära fehlte noch eine gleichmäßige Zeitrechnung, denn man hatte noch
lange Zeit sehr verschiedene Jahresanfänge; vgl. Neujahr. Erst 1691 setzte PapstInnocenz XII fest, daß das Jahr mit dem 1. Januar beginnen
solle, während bis dahin die Päpste in ihren Bullen und Breven gewöhnlich den 25. Dezember als Jahresanfang gebraucht
hatten. Teils schon vorher, teils später wurde dieser Jahresanfang allgemein üblich. Vorher hatten nicht nur verschiedene
Völker, sondern selbst einzelne Regenten und einzelne Städte verschiedene Jahresanfänge, die man kennen muß, um ihre Chronologie
zu verstehen.
Bei dem hohen Wert einer gemeinsamen festen Ära für chronologische Orientierung, und da nach
der Dionysischen Ära sich alle Ereignisse vor und nach der GeburtChristi chronologisch leicht anordnen lassen, so ist es gewiß
das Beste, sie beizubehalten, obwohl jetzt feststeht, daß Dionysius die Geburt Jesu um mindestens 4-5 Jahre zu spät angesetzt
hat. Denn nach
Matth. 2, 1. ff.; 2, 22;
Luk.
1, 5. ist Jesus noch unter der RegierungHerodes' d. Gr. geboren, welcher kurz vor dem Passah des Jahres 750 nach
RomsErbauung gestorben ist.
Eine andre Ära, die nach Jahren der Welt, fand das Christentum bereits vor. Sie war besonders bei den Juden gebräuchlich (der
jüdische HistorikerJosephus zählt nach ihr in seiner Archäologie) und den Schriften des Alten Testaments
entnommen. Diese Weltära ist aber wenig zweckmäßig, denn man hat mehrere Hundert Angaben über den Anfang dieser von denen
die größte 6984, die kleinste 3483 Jahre von Erschaffung der Welt bis auf Christus zählt, welche Verschiedenheit besonders
daher rührt, daß der hebräische und der samaritanische Bibeltext, die Texte der Septuaginta und der
Vulgata 1. Mos. 5. und 11, rücksichtlich der Zahlen bis zur Sintflut und von da an bis zum 70. Jahr Tharahs sehr voneinander
abweichen und auch über die spätere Chronologie des Alten Testaments die Ansichten sehr auseinander gehen.
Julius Africanus zählte bis auf Christus 5502, Eusebius, Beda und das römische Martyrologium 5199 Jahre; nach Scaliger und Calvisius
ist das erste Jahr unsrer christlichen Ära das 3950., nach Kepler und Petavius das 3984., nach Usher das 4004. der Weltära.
Daher ist die gemeine christliche Ära jeder Weltära weit vorzuziehen. Doch bedienen sich
die äthiopischen Christen neben der Diokletianischen A. noch der des ägyptischen Mönchs und Chronographen Anianus, welche
die Inkarnation acht Jahre später als Dionysius setzt, so daß ihr 5501. Jahr mit dem 9. unsrer christlichen Ära zusammenfällt.
Bei den griechisch-katholischen Völkern, mit Ausnahme der Russen, ist die byzantinische oder konstantinopolitanische
Weltära noch üblich, deren Jahresanfang der 1. September und deren 5509. Jahr das erste unsrer Zeitrechnung ist, aber vier Monate früher
anfängt. Zuerst
wird diese Ära, deren sich die byzantinischen Historiker, Kaiser und Patriarchen bedienten, im »Chronicon Paschale«,
einer Schrift des 7. Jahrh., erwähnt.
Da die Weltären zu allgemeinem Gebrauch ungeeignet waren, sich aber doch das Bedürfnis einer die ganze uns bekannte Geschichte
umfassenden Zeitrechnung fühlbar machte, so bildete JosephScaliger durch Multiplikation der cyklischen Zahlen 28, 19 und 15 eine
Periode von 7980 Jahren, welche er die julianische Periode nannte, weil sie nach julianischen Jahren zählt. Das 4714. Jahr dieser
Periode entspricht dem ersten unsrer christlichen Ära oder dem 754. nach RomsErbauung. Obgleich eine solche
universelle Zurückrechnung jetzt nicht mehr so notwendig ist wie zu den ZeitenScaligers, da man sich jetzt der festen christlichen
Ära bedient, so wird die julianische Periode doch auch jetzt noch angewendet, wo es sich um scharfe und genaue Zeitangaben
handelt, und sie hat ohne Frage das Verdienst, Licht
[* 27] und Ordnung in die Chronologie gebracht zu haben.
Von den neuern Ären nichtchristlicher Völker ist hier nur die der Mohammedaner zu erwähnen, welche mit der Hegira (Hedschra)
oder der FluchtMohammeds von Mekka nach Medina, 16. Juli 622 n. Chr., beginnt und bei den Türken, Arabern und Persern
im Gebrauch ist und zwar so, daß nach Mondjahren, wovon 33 auf 32 Sonnenjahre gehen, gezählt wird. Die neueste aller Ären
ist die der französischen Revolution, welche in Frankreich eingeführt wurde und anhob, dem Tag, an welchem
die tags vorher beschlossene Einführung der Republik dem französischen Volk verkündigt wurde und zugleich
(um 9 Uhr
[* 28] 18 Minuten 30 Sekunden vormittags) das Herbstäquinoktium einfiel. Diese Ära wurde durch Gesetz vom vom an
wieder abgeschafft. Vgl. Kalender und Monat.
Einige andre Ären haben nie praktische Geltung gehabt, sondern wurden, wie Scaligersjulianische Periode,
nur von Gelehrten gebraucht. Über die Olympiadenära vgl. Olympiade. Die Jahresrechnung nach Erbauung der Stadt Rom (ab urbe
condita, abbreviiert u. c.) fängt man gewöhnlich mit 21. April 753 v. Chr. an. Die Ära Nabonassars, welche sich bei Ptolemäos,
Theon u. a. findet und mit dem Regierungsantritt des babylonischen KönigsNabonassar 747 beginnt, ist für
geschichtliche Zeitbestimmung sehr wichtig, da man mit ihrer Hilfe nach den von Ptolemäos überlieferten Regententafeln und
nach den angegebenen Summen der Regierungsjahre die Zeit vieler geschichtlich denkwürdiger Fakta berechnen kann. Die julianische
Ära datiert von der Einführung des julianischen Kalenders, 46. Die antiochenische Ära beginnt mit der
Freierklärung der Stadt Antiochia oder mit dem ersten Jahr der DiktaturJuliusCäsars, 49-48, im Herbst und wird häufig in
den Schriften der Kirchenväter gebraucht. Vgl. Chronologie.
Wadi el, wasserleeres und unbewohntes, von steilen Felswänden eingeschlossenes Thal
[* 35] zwischen dem Meerbusen von
Akabah und dem TotenMeer, zu denen es nach N. und S. hin abfällt. Es erreicht in der Wasserscheide zwischen beiden Gewässern 240 m
Höhe. Im Frühjahr 1884 wurde es von ProfessorHull
[* 36] geologisch untersucht und von HauptmannKitchener aufgenommen.
die von den Arabern zur Ausschmückung ihrer Architektur erfundenen rein geometrischen
oder geometrisch-vegetabilischen Verzierungen, deren Grundformen aus geradlinigen, krummlinigen oder gerad- und krummlinigen,
mehr oder minder verschlungenen Figuren bestehen, und deren phantastische Pflanzengebilde mit schlanken, graziösen Stengeln,
elastischen, oft in Spiralen auslaufenden Ranken und meist streng stilisierten Blättern, Knospen
[* 38] und Früchten versehen sind.
Indem sie die Vermittelung jener strengern Linien bewirken, lassen sie durch eine immer wiederkehrende
Regelmäßigkeit und Färbung ihrer vielfach verschlungenen Teile Liniengruppen erkennen, welche übersichtlich sind und
so einen glücklichen Übergang von den größern und strengern Architekturformen zu dem oft phantastischen Linienspiel des
arabischen Ornaments bilden. Beispiele dieser Verzierungskunst geben die Figuren 7 und 8 der Tafel »Baukunst
[* 39] VIII« sowie die in
[* 34]
Fig. 6 dargestellte Abencerragenhalle in der Alhambra, dieser unerschöpflichen Fundgrube der mannigfaltigsten
Arabesken, und besonders die farbige Tafel »Ornamente
[* 40] II«. Im weitern Sinn ist Arabeske Bezeichnung des Ornaments der arabischen Baukunst;
doch findet sich der Ausdruck in dieser Bedeutung erst gegen Beginn des Zopfstils in der Kunstsprache.
Ihm ähnlich bezeichnet Moreske das verwandte Ornament der Mauren, wie es sich vorzugsweise auf den Kunstdenkmälern Spaniens
und Siziliens vorfindet. Während das letztere aber seine ursprüngliche Bedeutung nicht verlor, dient Arabeske in der modernen
Sprache
[* 41] mißbräuchlich ohne Rücksicht auf den Ursprung des Worts als Bezeichnung für verschiedene Gattungen
von Ornamenten. Zum Teil ist das eigentliche Renaissanceornament italienischen Stils, die sogen. Grotteske, darunter zu verstehen,
welcher die Zieraten der Titusthermen zu Grunde liegen, und die durch RaffaelsSchülerGiovanni daUdine in den Loggien des Vatikans
die glücklichste Ausbildung fand; zum Teil hat man dabei mehr kalligraphische Umrahmungen im Sinn, wie
sie den Bilderhandschriften des Mittelalters entlehnt werden, oder auch naturalistisches Blumengeranke mit Tiergestalten etc.
Ja, im gewöhnlichen Sinn versteht man unter Arabesken überhaupt jedes Ornament.
Obgleich Arabesken die Produkte frei schaffender Phantasie sind, so dürfen sie doch nicht ins Regellose verfallen und müssen sich
gewissen Normen fügen. Vor allem müssen sie sowohl dem architektonischen Charakter des Gebäudes als
auch dem besondern Zweck der Räumlichkeit entsprechen, wobei sie angewandt werden, und hierbei eine teils schwerere, teils
leichtere Form annehmen. Ferner müssen sie sich nach Art, Maß und Form der Bauteile oder Ausstattungsgegenstände richten,
welche sie schmücken sollen, und verschieden werden, wenn sie auf einer Thür oder einem Teppich, einer
Tapete oder deren Borte, einem Rohteil, einem Kreis
[* 42] oder einem Oval
[* 43] anzubringen
sind.
Auch das Material, aus welchem sie bestehen, bedingt den Charakter ihrer Formen: die plastische Arabeske muß eine andre sein
als die gemalte, die in Marmor ausgearbeitete eine andre als die in Erz gegossene oder ziselierte, die
in Thon geformte eine andre als die in edles Metall gravierte. Tritt sie als einrahmendes Ornament auf, so muß sie sich dem
umrahmten Kunstgebilde nicht nur unterordnen, sondern auch in Formen und Farben diesem anpassen und darauf mehr oder
weniger deutlich hinweisen. Hauptforderung für die Komposition der Arabeske ist Einheit des zu Grunde liegenden Motivs, wonach
in der ganzen Arabeske die gleichen Formelemente festgehalten werden und der Reiz der Mannigfaltigkeit nur durch verschiedene
Kombination derselben erzielt wird. Näheres über Arabesken im eigentlichen Sinns. in Lübke, Geschichte der Architektur
(Buch 4, Kap. 2), und Hessemer, Arabische und altitalienische Bauverzierungen (Berl. 1842, 2 Bde.).
die große Halbinsel des südwestlichen Asien,
[* 44] welche, zwischen 12° 40' und 34° nördl. Br. sowie zwischen
32° 10' und 59° 40' östl. L. v. Gr. gelegen, das verbindende
Glied
[* 45] zwischen Asien und Afrika
[* 46] bildet und einen Flächenraum von über 2,6 Mill. qkm (nahezu
50,000 QM.) einnimmt.
Die Ostgrenze bilden der PersischeGolf und das Euphratland; den ganzen Südrand bespült der IndischeOzean
(Arabisches Meer), den Westrand das Rote Meer, während im NW. die Landenge von Suez Arabien mit Afrika verbindet. Gegen N. ist die
Grenze weder physikalisch noch politisch bestimmbar, da einerseits die große Wüste zwischen Palästina
[* 47] und dem Euphratland
noch zu wenig bekannt ist, anderseits die Grenzen
[* 48] des türkischen Reichs dort in stetem Hin- und Herschwanken begriffen sind.
Überhaupt gehört Arabien zu den unbekanntesten Ländern der Welt. Nur wenig Europäer haben im letzten Jahrhundert
einzelne Teile des Landes durchreist, im übrigen sind wir auf ältere einheimische Nachrichten angewiesen. Neuerdings beginnt
sich das Interesse der Orientalisten und Geographen wieder mehr diesem merkwürdigen Land zuzuwenden, und namentlich ist durch
Reisende der neuesten Zeit, wie Palgrave, Pelly, Blunt, Doughty, Burton, Manzoni, Huber, Euting u. a., etwas mehr
Licht verbreitet worden (weiteres s. Asien, Entdeckungsgeschichte). Arabien ist seiner geographischen Lage wie seiner Naturbeschaffenheit
und dem Charakter seiner Produkte nach das Übergangsglied zwischen Asien und Afrika.
Ein Hochplateau mit wüstenartigem Innern und meist steil abfallenden Randgebirgen, teilt die Halbinsel an ihren Ufersäumen
die trockne Wüstennatur Afrikas, während das Innere sich mehr dem Charakter der westasiatischen Hochebenen
zu nähern scheint. Diese Beschaffenheit, verbunden mit der Umgebung von Wüsten und gefahrvollen Meeren, verlieh von jeher
die größte Abgeschlossenheit. Es lag der Heerstraße der Eroberer wie des großen Völkerverkehrs stets fern und blieb vor
aller Vermischung mit Fremden und vor der Herrschaft derselben bewahrt.
Trotz seiner Lage zwischen den ältesten Kulturstaaten, Ägypten, Syrien, Mesopotamien, Persien
[* 49] und Indien, verhielt es sich stets
abweisend gegen jeden Einfluß, der von dorther kam. Selbst alle Versuche der Römer, in das Innere der Halbinsel vorzudringen,
scheiterten, und ihre Herrschaft hat sich nicht weit über das Peträische Arabien oder die Sinaihalbinsel
hinaus erstreckt. Dagegen ist Arabien die Wiege wandernder und erobernder Völker gewesen. Arabische Eroberer haben nach allen
¶
mehr
Weltgegenden ihre Herrschaft ausgebreitet. Aber auch sie haben nirgends ihre Nationalität, Sprache und Religion verlassen,
sondern allenthalben dem Fremden und Ausländischen sich ebenso unzugänglich gezeigt wie ihre Wüstenheimat. Hier aber erhielten
sich die alte Geteiltheit in kleine Gebiete und das patriarchalische Hirtenleben bis auf die Gegenwart.
Zu seinem Grenzsaum hat Arabien im O., S. und W. ringsum ein flaches, schmales
Küstenland; nur an einzelnen Punkten fallen die Gebirge unmittelbar ins Meer ab. Die höchste Erhebung derHalbinsel (über 2000 m),
im S., Serat genannt, befindet sich an der Westseite, dem RotenMeer in seiner ganzen Ausdehnung
[* 51] parallel,
also von NNW. nach SSO. streichend. Gegen das Innere und den Osten senkt sich das Land mehr und mehr, und wahrscheinlich findet
in der Sandwüste Roba el Chali zwischen 45 und 54° östl. L. v. Gr.
eine bedeutende Depression
[* 52] statt.
Dann erhebt sich das Terrain in Omân noch einmal zu mehr als 3000 m Höhe. Ebenso senkt sich das Land gegen
N. und vorzüglich gegen die Euphrat-Tigrisniederung im NO., von der es durch die große nördliche oder SyrischeWüste geschieden
wird. Die LandschaftNedschd in der nördlichen Hälfte Arabiens ist dagegen ein Hochland, welches gleichfalls 2000 m Höhe oder
mehr erreichen mag. An genauen Höhenmessungen, von Küstenpunkten abgesehen, fehlt es fast gänzlich.
Achat,
[* 56] Onyx, Karneol, Obsidian, Jaspis etc. werden mehr oder weniger häufig überall gefunden. Salzlager
durchziehen die Wüsten und zeigen sich auch an den Küsten. Eisen, Kupfer und Blei
[* 57] werden wenig gewonnen, und an edlen Metallen
scheint das Land (von Midian im NW. abgesehen) arm zu sein. Die Bewässerung der Halbinsel ist eine äußerst dürftige,
ja kein Land in Asien, Ost-Iran ausgenommen, ist so trocken wie Arabien Eigentliche Flüsse
[* 58] und Landseen scheinen gänzlich zu fehlen;
man kennt bloß tief eingeschnittene Thalrinnen (Wadis), die nur zur RegenzeitWasser führen und dann monatelang trocken liegen.
Die Küstenebene (Tehama) sowie auch der größte Teil des Innern sind wasserlos, afrikanisch dürr und
einförmig. Der unbewölkte Himmel
[* 59] verbreitet brennende Glut; freundlicher ist die Nacht mit ihren flammenden Sternen und kühlendem
Niederschlag, dem einzigen Labsal der schmachtenden, spärlichen Vegetation. Aber diese Nächte sind zugleich auffallend kalt
und verwandeln auf der Hochebene die Tautropfen nicht selten in Reif. AchtMonate hindurch ist alles verbrannt
und dürr, unter einer Glut, die mitunter selbst im Schatten
[* 60] zu der Höhe von 35° R. steigt.
Nur zur Regenzeit wird der Boden zur grünen Flur; aber diese Lebensperiode ist keineswegs überall eine regelmäßig eintretende
und sichere, selbst im glücklichen Jemen bleibt sie oft mehrere Jahre nacheinander aus. Regen fällt an der
Westküste vom Juni bis September, an der Ostküste vom Dezember bis zum März, eine Folge der Monsune, welche den südlichen
Teil Arabiens beherrschen. Im ganzen ist aber das Klima
[* 61] Arabiens gesund, und wenige Völker der Welt leiden so wenig an Krankheiten
wie die Araber, was indes auch Folge ihrer Mäßigkeit sein mag.
An den Küsten erscheint die Pest; Augenübel sind häufig, wohl infolge des feinen Sandstaubs. Der Samum, welcher vom Juni
bis September zuzeiten auftritt, steigert die Hitze noch um ein Bedeutendes und ist im nördlichen Teil des Landes gefährlich.
Bei solcher Beschaffenheit der Natur und des Bodens kann Arabien nur auf einzelnen günstig gelegenen Strichen
(besonders in den Stufengeländen) eine üppige Vegetation erzeugen und im ganzen keine reiche Tierwelt und keine dichte Bevölkerung
ernähren.
Das Kamel ist der unentbehrlichste Begleiter des Wüstenbewohners, sein »Schiff«,
[* 69] mit dem er das Sandmeer durchschneidet, und
oft sein einziger Reichtum. Der Esel und das Maultier sind hier schöner und stärker als bei uns und in
den Gebirgsgegenden Arabiens sehr häufig; Rinder,
[* 70] Ziegen und Schafe
[* 71] nähren die Ackerbauer, die Bergbewohner und vorzüglich
die Beduinen der Oasen, deren einziger Reichtum die Herden sind. Affenarten finden sich in Jemen. Gazellen und Gemsen
bewohnen die Randgebirge und die innere Hochebene.
Bei einem Flächeninhalt, welcher den von Deutschland
[* 79] viermal übertrifft, hat Arabien nach den neuesten Schätzungen
nur 4-5 Mill. Einw., während die Bevölkerung früher auf 11-12 Mill. angegeben wurde. Am stärksten
ist dieselbe noch in Hidschas, Jemen, Omân und El Ahsa, also auf der Ost- und Westküste, unverhältnismäßig dünner in Nedschd
und auf der Sinaihalbinsel, während die Wüsten ganz unbewohnt sind. Im Innern von Arabien
¶