Applizieren
anwenden;
einem etwas beibringen.
anwenden;
einem etwas beibringen.
(ital., spr. -dschāto, »angelehnt«),
musikal. Vortragsbezeichnung, welche das Aneinanderschmelzen der Töne beim Vortrag kantabler Stellen auf Instrumenten oder im Gesang vorschreibt, ungefähr s. v. w. Portamento (s. d.).
(ital., spr. -dschatūra), in der Musik s. v. w. Vorschlag (s. d.).
(franz., spr. -pŏäng; ital. Appunto), im Wechselverkehr Benennung eines Wechsels, durch welchen mit einem oder mehreren andern zusammen eine Forderung vollkommen ausgeglichen wird. Es habe z. B. A an B 354 Mk. zu fordern, und diese Forderung werde von B durch Einsendung zweier Wechsel befriedigt, von denen der eine auf 300, der andre auf 54 Mk. lautet, so ist der letztere ein Appoint, insofern durch sein Hinzukommen die Schuld auf den Punkt (à point) ausgeglichen wird. In diesem Sinn heißt par appoint oder per appunto remittieren (Wechsel senden) oder trassieren (Wechsel ausstellen) s. v. w. den Saldo oder Rest einer Forderung übermachen oder durch Wechselausstellung erheben.
Übrigens versteht man unter Appoint auch wohl jeden Teil einer Wechselsendung (Rimesse) oder einen Wechsel überhaupt. Auch wird der Ausdruck auf die auf verschiedene Beträge lautenden Schuldverschreibungen einer Anleihe übertragen. So werden Obligationen in Appoints zu 100, 500, 1000 Mk. etc. ausgestellt. Auch Papiergeld, Banknoten werden in Appoints zu 5, 10, 20, 100 Mk. etc. ausgegeben. Wenn auf Kurszetteln bei der Notiz eines Papiers zu lesen ist »kl.--«, so heißt dieses, daß kleine Appoints (Stücke) fehlen. Falsch wird der Ausdruck oft in Bekanntmachungen von Kreditgesellschaften angewandt, welche näher angegebene »Appoints« ihrer Obligationen als ausgelost und rückzahlbar bezeichnen; unter den Appoints sind hier nur die betreffenden einzelnen Nummern zu verstehen. Appointieren, ausgleichen, sich vergleichen; Rechnungen mit den Handelsbüchern vergleichen; besolden.
Öfen, [* 2] s. Koks. ^[= (engl. Cokes, unrichtig Coaks, vielleicht v. lat. coquere, durch Feuer zubereiten, reif machen ...]
Grafschaft im nordamerikan. Staat Virginia, in welcher der gleichnamige Fluß entspringt, und bei deren Court-house (Gerichtshalle), 35 km östlich von Lynchburg, General Lee die Waffen [* 3] streckte.
apponātur, es werde beigefügt, z. B. ein Aktenstück.
(spr. -nji), 1) Anton Georg, Graf, geb. wurde 1774 galizischer Gubernialrat, 1778 Beisitzer im Gubernium zu Fiume, [* 4] 1779 ungarischer Statthaltereirat, dann Geheimrat, Obergespan des Tolnaer Komitats, Hofkommissar und Präses der Königlich [* 5] ungarischen privilegierten Schifffahrtsgesellschaft. Er hat sich namentlich durch die Begründung der Apponyischen Bibliothek, die nahe an 50,000 Bände (darunter eine kostbare Sammlung von Aldinen) zählt und 1827 von Wien [* 6] nach Preßburg [* 7] gebracht wurde, ein ehrenvolles Denkmal gestiftet. Er starb - Sein Sohn Anton, geb. betrat die diplomatische Laufbahn, war Botschafter in London, [* 8] Rom, [* 9] Paris [* 10] (bis 1849) und starb
2) Georg, Graf, geb. war erst Konzipist, dann Sekretär [* 11] der ungarischen Hofkanzlei. Seit 1843-44 trat er als Politiker in den Vordergrund. Als Hofkanzler seit 1844 Führer der konservativ-aristokratischen Partei, war Apponyi ein entschiedener Gegner aller national-ungarischen Bestrebungen und erregte durch sein System der Komitatsadministratoren einen gewaltigen Sturm der Opposition. Schon schien ihm ein Kompromiß mit Kossuth zu glücken, als die Pariser Revolution hereinbrach und die ganze Sachlage änderte.
Durch die Insurrektion seines Postens enthoben, lebte er zurückgezogen, bis er 1859 als lebenslängliches Mitglied in den verstärkten Reichsrat zu Wien berufen ward. Hier verfocht er die Selbständigkeit Ungarns und ward bald ein einflußreicher Führer der nationalen Partei. Am ward er zum Judex curiae in Pest ernannt, wo er den Konferenzen zur Reorganisation der ungarischen Rechtspflege präsidierte. Als bevollmächtigter Kommissar eröffnete er den Landtag in Ofen und führte das Präsidium im Oberhaus. Nach Auflösung des Landtags (21. Aug.) blieb er als Judex curiae im Amt. Er galt für berufen, den Ausgleich zwischen Österreich [* 12] und Ungarn [* 13] zu stande zu bringen, scheiterte jedoch mit seinem Versuch und legte daher sein Amt nieder. Er nahm noch am Landtag von 1865, später an den Sitzungen des Oberhauses teil, lebt aber meist zurückgezogen zu Preßburg.
(franz.), »bring her!«, Befehl für Hunde. ^[= # (Canis L., hierzu Tafel I [Hunderassen] und II [Jagdhunde]), Raubtiergattung aus der Familie ...] [* 14]
(franz., »Zugebrachtes«) nennt man die nicht in barem Geld bestehende Einlage, welche Mitglieder von Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien in das Gesellschaftsvermögen machen. Um zu verhüten, daß etwa durch die Gründer einer Aktiengesellschaft derartige Einlagen zu allzu hohem Preis eingebracht werden, sind im deutschen Handelsgesetzbuch bestimmte Vorsichtsmaßregeln getroffen, welche insbesondere darauf abzielen, daß eine möglichst große Zahl von Aktionären zur Preisbestimmung und Übernahme ihre Zustimmung geben muß. L'apport de pièces, Hinterlegung gewisser Dokumente vor Gericht; Acte d'apport, die Bescheinigung hierüber; les apports, das Eingebrachte der Ehefrau.
wird besonders vom Herantragen des geschossenen Wildes durch den Hühnerhund gebraucht.
in der Grammatik ein durch einen verkürzten attributiven Nebensatz entstandenes Attribut (s. d.),
steht mit dem zu ihm gehörigen Nomen in gleichem Kasus, Numerus und bei Personen auch in gleichem Genus, z. B. »Alexander, der Besieger so vieler Völker, unterlag der Leidenschaft«, statt »Alexander, welcher der Besieger so vieler Völker war, etc.«
(franz., spr. -ßiaßjóng), Schätzung, Wertbestimmung;
appreciieren (appretiieren), abschätzen, schätzen, würdern.
(lat.), er-, begreifen, auffassen.
Apprehension, Ergreifung, Auffassung;
apprehensio possessionis, Besitzergreifung;
forum ap- oder deprehensionis, das Gericht am Orte der Verhaftung.
apprekatorisch, flehentlich.
(lat.), in der Botanik die Erscheinung, daß gewisse in die Länge wachsende Pflanzenorgane durch dauernde Berührung mit einem festen Körper diesem sich innig anschmiegen;
wird durch eine Krümmung der berührten Stelle hervorgebracht, kann auch als eine besondere Art von Reizbewegung betrachtet werden.
Die Appression zeigt sich z. B. an den Luftwurzeln tropischer Orchideen, [* 15] die sich den Vertiefungen und Erhöhungen der Baumrinde innig anschmiegen, desgleichen an den Klammerwurzeln mancher Kletterpflanzen sowie an den windenden Stengeln und den Ranken der Schlingpflanzen.
(franz., spr. -präh), stark gesteifter Bobbinet [* 16] zu Unterfutter in Damenhüten. ¶
(franz.), zubereiten, zurichten, namentlich Fabrikaten, insbesondere gewebten Stoffen und Papier, die Appretur (s. d.) geben.
die Zurichtung einer Ware, besonders der Gewebe, [* 18] des Papiers, des Leders etc., um derselben für den Gebrauch, die Bestimmung oder für den Markt gewisse Eigenschaften zu verleihen. Die Appreturarbeiten im weitern Sinn zerfallen in chemische und mechanische, da man zu ihnen auch die Färberei und Bleicherei rechnen muß. Im gewöhnlichen engern Sinn versteht man darunter nur diejenigen Arbeiten, welche ohne Bleiche und Färberei die Ware verschönern und vollenden.
Die Arbeiten zur Verschönerung der Gewebe insbesondere bezwecken wesentlich eine Reinigung derselben und die Hervorbringung eines dem Auge [* 19] angenehmen Ansehens oft in Begleitung einer großen Glätte und eines starken Glanzes. Die Vollendungsarbeiten dienen dazu, die Stoffe für bestimmte Zwecke mehr oder weniger in ihrem Wesen zu ändern. Die Reinigungsarbeiten bestehen im Noppen und Waschen. Durch das Noppen oder Belesen werden die Knoten, Fäden und sonstige nicht hingehörende Teile, Strohstücke, Holzsplitter u. dgl., in der Weise beseitigt, daß man sie mittels einer Metallspitze oder einer Federzange (Noppzange) an die Oberfläche zieht und dann eventuell abschneidet oder abkneipt.
Die zu dieser Arbeit mehrfach erfundenen Noppmaschinen sind wenig in Aufnahme gekommen. Mit dem Waschen beabsichtigt man die Entfernung derjenigen Substanzen, die durch das Schlichten der Kette in das Gewebe gekommen sind (Stärke, [* 20] Leim, Gummi, Dextrin, Glycerin etc.) oder von der Spinnerei herrühren (Fett in den Wollgeweben) oder während des Wehens unabsichtlich die Gewebe verunreinigt haben (Schmieröl vom Webstuhl) [* 21] etc. Es erfolgt mit seltenen Ausnahmen mittels der Waschmaschinen (s. d.) und ist begleitet von den Operationen zum Trocknen, die je nach der Verschiedenartigkeit des Stoffs auf verschiedene Weise, aber stets in zwei Stadien vorgenommen werden, nämlich erstens durch Auspressen entweder mittels Auswringens, oder Ausschleuderns auf der Zentrifuge [* 22] (s. d.), oder Auspressens auf Walzenpressen und zweitens durch Verdampfen des Wassers mittels Wärme [* 23] und Luftbewegung in Trockenräumen oder auf Trockenmaschinen (s. d.). Mit dem Trocknen wird gewöhnlich noch eine Operation verbunden, welche etwanige Falten und Runzeln durch scharfes Anspannen der Zeuge (das sogen. Aufrahmen, Rahmen) entfernt, indem man dieselben entweder wirklich in Rahmen einspannt, oder mittels bewegter Stiftenketten oder drehender Trommeln mit Stiften ununterbrochen auseinander zieht.
Da die unansehnliche, rauhe, wenig glänzende Oberfläche der Gewebe eine Folge der großen Ungleichförmigkeit ist, mit welcher die Härchen oder Faserenden dieselbe bedecken und überziehen, so kann sie zum Teil durch Entfernung, zum Teil durch Hervorbringung einer großen Regelmäßigkeit der Fasern beseitigt werden. Das erstere geschieht fast ausschließlich durch Abbrennen (Absengen, Sengen) auf Sengmaschinen (s. d.), das zweite durch Aufrichten (Rauhen) auf Rauhmaschinen (s. d.) und regelmäßiges Abschneiden (Scheren) [* 24] der Fasern auf Schermaschinen (s. d.).
Durch diese Arbeiten kann aber nur die dem Webmaterial von Natur zukommende Glätte und sein natürlicher Glanz hervorgebracht werden. Wünscht man einen höhern Glanz, so ist ein Verstopfen der Gewebeporen durch das Füllen und ein Glätten der Oberfläche vermittelst eines Überzugs und starken Drucks erforderlich. In vielen Fällen vereinigt man beides, indem man das Gewebe mit einer Masse (Appreturmasse) imprägniert, welche zwar verschieden zusammengesetzt, aber in der Regel aus einem Füllstoff (feinem weißen Thon, Kaolin, Schwerspat, Talk, Gips, [* 25] Kreide [* 26] u. dgl.) mit einem Bindemittel (Stärkekleister, Leim, Dextrin, Seife, Wachs, Pflanzenschleim) besteht, und nach dem Trocknen oder Festwerden dieser Masse zwischen glatten Körpern scharf preßt. Zum Imprägnieren, auch Stärken genannt, bedient man sich eines Trogs zur Aufnahme der Appreturmasse, durch den man das Gewebe gewöhnlich vermittelst Walzen hindurchzieht, und einer Trockenmaschine in Verbindung mit diesem Trog. Zum Glätten benutzt man dann verschiedene Pressen, insbesondere die sogen. Mangen und die Kalander [* 27] (s. d.), weshalb die Arbeit selbst auch Mangen und Kalandern (Cylindrieren) genannt wird.
Zu den Vollendungsarbeiten gehören hauptsächlich das Gaufrieren, Moirieren und das Filzen. Das Gaufrieren dient dazu, dem Gewebe Muster einzupressen (z. B. bei Buchbinderleinwand, Futterkattun etc.), und erfolgt zwischen Walzen, deren Oberflächen mit den entsprechenden Mustern versehen sind (Gaufrierwalzen). Durch das Moirieren oder Wässern erhält das Gewebe jenes als Moiree allbekannte flammenartige Ansehen, ebenfalls zwischen gravierten Walzen oder auch, indem man zwei aufeinander gelegte Stoffe durch die Walzen gehen läßt, wobei sich die Fäden ungleichmäßig zusammenquetschen und den gewünschten Lichtreflex hervorbringen. Das Filzen ist dasjenige Verfahren, durch welches Stoffe mit großer Dichtigkeit versehen werden. Es findet in hervorragender Weise in der Tuchfabrikation Anwendung und wird durch das Walken (s. d.) ausgeführt. Die Appreturarbeiten werden je nach der Art des Gewebes, dem Material, den Anforderungen etc. höchst verschieden, namentlich auch bezüglich der Reihenfolge, vorgenommen.
Über die Appretur einzelner Gewebe ist im allgemeinen folgendes zu bemerken.
Die Baumwollstoffe werden nach dem Waschen und Trocknen in der Regel erst gesengt, dann oft gerauht und geschoren, regelmäßig gestärkt und kalandriert und in bestimmten Fällen gaufriert, gerahmt und moiriert. Leinenwaren werden im wesentlichen wie baumwollene Gewebe behandelt, nur fällt bei ihrer natürlichen Glätte das Sengen und Scheren fort. Nach dem Stärken werden sie auf der Mange oder auf Kalandern geglättet; man wendet aber auch, um eine nicht glänzende, dem Faden [* 28] seine Rundung nicht bemerkbar raubende, sanft gewässerte Appretur zu erhalten, einen besondern Kalander, die sogen. Schlagmühle, Stampf- oder Stoßkalander, an, bei welcher auf eine Walze fest aufgewickelte, etwas feuchte Leinwand durch sehr glatte, senkrecht herabfallende Stampfen bearbeitet wird.
Beim Tuch bearbeitet man, nachdem der Loden gewaschen und genoppt ist, die Filzdecke, mit welcher er aus der Walke hervorgeht, aus freier Hand [* 29] oder häufiger mittels Maschinen mit den eiförmigen, voll kleiner Widerhaken sitzenden Fruchtköpfen der Kardendistel, um die Härchen aus der Filzdecke stärker und gleichmäßiger herauszuziehen und nach einer Richtung hin niederzustreichen. Die Karden sind in 12 oder 16 Doppelreihen auf der hohlen Kardentrommel angebracht, welche sich mit großer Geschwindigkeit um ihre Achse dreht, während das ausgespannte nasse Tuch langsam an ihrem Umkreis vorübergeht und etwa ein Sechstel des letztern ¶
berührt. Die teuern und vergänglichen Karden durch metallene Vorrichtungen zu ersetzen, ist nunmehr fast vollständig gelungen; doch hat man auch jenen durch Imprägnieren mit Kupfervitriol größere Dauerhaftigkeit verliehen. Die durch das Rauhen hervorgezogenen Härchen werden nun durch das Scheren in gleicher und geringer Länge abgeschnitten, um eine glatte und feine Oberfläche hervorzubringen. Man bürstet auf dem trocknen Tuch die Haare [* 31] gegen den Strich auf und schneidet sie dann mit Schermaschinen (s. d.), selten noch mit großen Handscheren, auf gleiche Höhe ab. Man kann das Ziel des Rauhens und des Scherens nur durch einen stufenweisen Gang [* 32] erreichen und muß daher beide Arbeiten mehrere Male abwechselnd miteinander vornehmen.
Die beim Scheren entstehenden Abfälle (Scherwolle) sind fast staubartig fein, indes kann man aus ihnen und aus den Abfällen vom Rauhen etwa 20 Proz. Härchen abscheiden, welche gleich Lumpenwolle zu verwenden sind. Man mischt wohl die gesamten Abfälle mit der Walkflüssigkeit und verfilzt sie so mit der Oberfläche des Lodens, daß das Gewicht der Ware bedeutend vermehrt und unter geringerm Einlaufen des Tuches mit geringerm Zeitaufwand eine Decke [* 33] erzeugt wird. Nach dem Scheren werden die Tuche noch einmal genoppt, dann zusammengelegt und gepreßt.
Sehr häufig werden die Tuche noch vor Beendigung des Rauhens und Scherens dekatiert, d. h. man wickelt sie, straff angespannt, auf eine hohle, an beiden Seiten offene, in der Mantelfläche fein durchlöcherte Walze, bedeckt sie mit grober Leinwand, umwindet sie straff mit einem breiten hänfenen Gurt und setzt sie in einem Kasten der Einwirkung von Wasserdampf aus. Die Wolle erlangt dadurch einen schönen, sehr dauerhaften Glanz, und die Härchen bleiben auch beim Tragen beständig in gleicher Richtung liegen (das Tuch trägt sich nicht rauh).
Ausgedehnten Gebrauch macht man auch von Bürstenmaschinen, deren Wirkung durch gleichzeitig gegen das Tuch ausströmenden Wasserdampf unterstützt wird. Beim Pressen legt man zwischen die einzelnen Lagen Glanzpappe und bedeckt den Stoß oben und unten mit heißen eisernen Platten. Nach 1-2 Tagen wird das Tuch umgelegt und nochmals gepreßt; es erlangt hierdurch einen sehr starken Glanz, welcher aber gegen Nässe höchst empfindlich und überdies nicht jedermann willkommen ist. Da außerdem das beim Trocknen auf Spannrahmen sehr ausgereckte Tuch durch Nässe stark einläuft, so krumpt man es vor der Verarbeitung, um den Preßglanz und die Spannung zu beseitigen. Man taucht es in Wasser und läßt es mäßig ausgespannt trocknen oder bearbeitet es mit Wasserdampf und preßt es ohne Glanzpappe (Dekatieren). - Kammwollene Zeuge werden je nach ihrer Beschaffenheit genoppt, gesengt, gewaschen, geschoren, mit Leimwasser gesteift, über Kohlenfeuer getrocknet, gemangelt oder kalandert, geglättet oder geglänzt und gepreßt. - Seidene Gewebe werden nur in gewissen Fällen appretiert, besonders überzieht man leichte Tafte und Atlasse auf der Rückseite mit Tragantschleim, trocknet sie schnell und erhöht ihren Glanz durch Kalandern mit geheizten Metallwalzen. Über Appretur des Papiers und des Leders s. d.
Vgl. Meißner, Der praktische Appreteur etc. (Leipz. 1875);
Derselbe, Die Maschinen für Appretur etc. (Berl. 1873);
Grothe, Die Appreturmaschinen (das. 1879).
s. Veredelungsverkehr. ^[= (in Österreich in Frankreich Admission temporaire) nennt man im Zollwesen ...]
(lat.), im allgemeinen die Genehmigung von seiten einer Behörde zur Ausübung einer Thätigkeit oder eines Amtes, daher in der katholischen Kirche auch die Genehmigung und Billigung von Druckschriften religiösen Inhalts, welche durch das solchen Schriften vorgedruckte »approbatur« ausgedrückt wird.
Die deutsche Gewerbeordnung (§ 29) versteht unter Approbation die auf Grund eines Nachweises der Befähigung erteilte Genehmigung zum Gewerbebetrieb der Ärzte (Wundärzte, Augenärzte, Geburtshelfer, Zahnärzte, Tierärzte) und der Apotheker.
nach erfolgter Prüfung genehmigen, gutheißen;
approbativ (approbatorisch), billigend, gutheißend.
(lat.), Aneignung;
Appropriatio feudi, Lehnserwerbung (s. Lehnswesen). ^[= (Feudal-, Benefizialwesen). Man versteht unter Lehen (Lehnrecht, lat. Feudum, Feodum, Beneficium ...]
(lat., »Aneignungsklausel«),
in England die vielbestrittene gesetzliche Anerkennung des dem Staat angeblich zustehenden Rechts, das Vermögen der anglikanischen Kirche in dem fast ganz katholischen Irland, statt bloß zu einer geradezu verschwenderischen Ausstattung der geistlichen Stellen, zu andern das Landeswohl fördernden Zwecken, besonders auch zu gunsten der sehr dürftig ausgestatteten katholischen Kirche und der katholischen Schulen, verwenden zu dürfen. Zuerst 1833 durch Althorp beantragt, 1834 durch den Radikalen Ward erneut, ist die Appropriationsklausel ein Gegenstand steten Kampfes zwischen Whigs und Tories geblieben, bis endlich durch die von dem Ministerium Gladstone 1869 zur Annahme gebrachte Bill über Aufhebung der irischen Staatskirche auch die Frage der Appropriationsklausel erledigt worden ist.
(franz.), s. Laufgräben. ^[= (Trancheen), die vom Belagerer einer Festung zu seiner Deckung ausgehobenen Annäherungswege. ...]
(franz.), mit Vorrat an Lebensmitteln versehen.
die Besatzungsstärke einer Festung, [* 34] für welche Lebensmittel, Unterkunft etc. zu beschaffen sind.
(lat.), Annäherung (s. d.); ^[= (lat. ), mathematischer Ausdruck für solche Größenangaben, welche nicht ganz ...]
approximativ, annähernd;
Approximative, Annäherungspunkt.
(franz., spr. -puih), Stütze, Lehne, militärisch Anlehne- oder Stützpunkt für Truppen.
Karl Ferdinand, Naturforscher und Reisender, geb. zu Bunzlau, [* 35] wandte sich dem Studium der Naturwissenschaften, namentlich der Botanik, zu und wurde 1849 auf Humboldts Empfehlung von Friedrich Wilhelm IV. als Naturforscher nach Venezuela [* 36] entsendet. Nachdem er die Wildnisse dieses Landes zehn Jahre lang forschend durchzogen und darauf ein Jahr zur Erholung in der Heimat zugebracht hatte, begab er sich nach Britisch-Guayana, das er als Botaniker im Auftrag der englischen Regierung eifrig durchforschte, bereiste darauf einen Teil Brasiliens, den Rio Branco [* 37] und Rio Negro, brachte monatelang bei den Indianern zu und befuhr den Amazonenstrom [* 38] bis Tabatinga an der Grenze Perus.
Gelegentlich eines Besuchs in der Heimat (1868-71) veröffentlichte er über seine Reisen eine Reihe von Aufsätzen in Zeitschriften (»Ausland«, »Globus« etc.) und schrieb ein größeres Werk: »Unter den Tropen« (Jena [* 39] 1871, 2 Bde.), das die günstigste Aufnahme fand. Im J. 1871 abermals nach Guayana zurückgekehrt, verunglückte er auf seiner ersten Reise ins Innere durch Schwefelsäure [* 40] (Juli 1872). Seine letzten Publikationen waren Aufsätze über die Indianer in Britisch-Guayana.
(ital.), s. Appoint. ^[= (franz., spr. -pŏäng; ital. ), im Wechselverkehr Benennung eines Wechsels, durch welchen ...]
1) Feodor, Graf von, einer der einflußreichsten und bedeutendsten Männer in der Umgebung Peters d. Gr., geb. 1661 aus einem Adelsgeschlecht tatarischen Ursprungs, ward, von Peter ¶
zum Generaladmiral ernannt, der eigentliche Schöpfer der russischen Marine. Im schwedischen Krieg schlug er den schwedischen General Lübeker in Ingermanland, eroberte 1710 Wiborg [* 42] in Karelien und befehligte während des von Karl XII. angefachten Türkenkriegs auf dem Schwarzen Meer. Dann leitete er 1713 bei dem Angriff auf Finnland mit Glück und Erfolg die Unternehmungen von der Seeseite her und nötigte Schweden [* 43] zum Abschluß des Friedens von Nystad, durch welchen Rußland zum festen Besitz der Ostseeprovinzen gelangte.
Nachdem er noch den Zaren auf dessen Feldzug gegen die Völker am Kaspischen Meer und gegen Persien [* 44] begleitet hatte, starb er Zweimal (1715 und 1718) in Untersuchungen wegen Veruntreuungen, die von höhern Beamten verübt worden, verwickelt und schuldig befunden, war er vom Zaren gegen ein ansehnliches Lösegeld begnadigt worden. Obgleich ein Gegner von Peters Reformbestrebungen und diesem als solcher bekannt, war er doch einer der vertrautesten Ratgeber desselben.
2) Stephan Feodorowitsch, Graf von, Verwandter des vorigen, geb. 1702, focht unter Münnich gegen die Türken, stieg rasch zum General empor und war einer der eifrigsten Gegner der preußischen Partei sowie des Grafen Lestocq am russischen Hof. [* 45] Im J. 1757 erhielt er als Feldmarschall den Oberbefehl über das in Preußen [* 46] einfallende Heer, mit dem er 30. Aug. bei Großjägersdorf siegte. Trotz dieses Siegs ging er auf die Nachricht von einer schweren Erkrankung der Kaiserin nach Rußland zurück, um im Fall ihres Todes im Sinn und Geiste des Thronerben Peter (III.) gehandelt zu haben, welcher die Interessen Friedrichs II. vertrat. Da Elisabeth aber wieder genas, so wurde Bestuschew verurteilt und verbannt, Apraxin aber unter der Anklage, von Friedrich II. bestochen zu sein, vor ein Kriegsgericht gestellt, vor dessen Entscheidung er im August 1758 im Gefängnis starb. Sein Leben beschrieb Bantysch-Kamenskij in den »Biographien der russischen Feldmarschälle« (Petersb. 1840-41, 4 Bde.).
nous le déluge (franz., »Nach uns [komme] die Sündflut!«),
Wahlspruch solcher, die, unbekümmert um die Nachwelt, nur auf das eigne Wohlleben bedacht sind.
Der Ausspruch wird der Frau v. Pompadour zugeschrieben, ist jedoch ein nur modernisiertes Wort eines alten griechischen Dichters, das von Cicero (»De finibus«, III, 19, 64) u. a. citiert wird.
(spr. -tschēna), Stadt in der ital. Provinz Foggia, an der Eisenbahn von Ancona [* 47] nach Foggia, hat Marmorbrüche, Käsebereitung u. (1881) 5271 Einw.
s. Hophra. ^[= (griech. ), König von Ägypten 589 bis 570 v. Chr., Sohn des Königs Psammetichos II., ...]
s. Aprikosenbaum. ^[= (Armeniaca Tourn.), Untergattung der Gattung Prunus (Familie der Rosaceen), Bäume und Sträucher ...]
Südamerikanische s. Mammea.
(Aprikosenöl), Fruchtäther vom Geruch der Aprikosen, ist im wesentlichen Buttersäureäther mit einer Spur Amylalkohol, wird in der Konditorei benutzt.
(Armeniaca Tourn.), Untergattung der Gattung Prunus (Familie der Rosaceen), Bäume und Sträucher mit ganzen, breiten, gesägten Blättern, seitlich aus besondern Knospen [* 48] vor den Blättern erscheinenden, meist nur zu einer bis zwei stehenden Blüten, saftiger, nicht aufspringender, samtartig behaarter Steinfrucht mit Längsfurche auf der einen Seite, runzeligem, auf der Kante ringsum gefurchtem und auf der einen Seite in der dort sehr breiten Furche mit scharfem Kiel. [* 49]
Der gewöhnliche Aprikosenbaum (Marille, Alberge, Aprikosenbaum vulgaris Lam.), kahler, 3-4 m hoher Baum mit eiförmigen, rundlich spitzen, an der Basis fast herzförmigen, doppelt gesägten Blättern, drüsigem Blattstiel und weißen, außen rötlich überlaufenen Blüten. Die kurzgestielte Frucht ist gewöhnlich kugelig, orangegelb, auf der einen Seite rot angelaufen. Das Fleisch ist mehr oder weniger gelblich, saftig, in der Überreife oft mehlig und dann geschmacklos, daher die Früchte am Baum nicht allzulange hängen dürfen und schmackhafter sind, wenn man sie einige Tage auf dem Lager [* 50] nachreifen läßt.
Der Stein enthält einen süßen oder bittern Kern. Der Aprikosenbaum verlangt ein sehr warmes Klima, [* 51] und seine in Syrien gereiften Früchte übertreffen daher die europäischen, selbst die Pfirsiche. Dagegen erträgt der Aprikosenbaum viel ungünstigeres Klima als der Pfirsichbaum und hält in Norddeutschland ziemlich gut aus. Man zieht die Aprikose gewöhnlich am Spalier, wiewohl Hochstämme wohlschmeckendere Früchte liefern. Durch Aussaat erhält man nie dieselbe, gewöhnlich aber recht gute, bisweilen selbst bessere Sorten; am vorteilhaftesten veredelt man sie auf starkwüchsige Pflanzen mit filzigen Blättern und Sommertrieben, wie die Julianspflaume, Damaszenerpflaume u. a. Der Aprikosenbaum liebt gute humusreiche, kräftige und tief bearbeitete Gartenerde mit durchlassendem Untergrund; in kältern Gegenden läßt er sich nur am Spalier ziehen, bereitet aber auch dann Schwierigkeiten und leidet oft sehr am Gummifluß, der gerade beim am schwierigsten zu heilen ist. Man unterscheidet vier Gruppen:
1) Mandelaprikosen (Aprikosen der Provence), in Südfrankreich, von mehr verwildertem Gehölz, mit wenig wertvollem Fleisch, aber süßem Kern, der wie Mandeln von Konditoren und zur Gewinnung von Öl benutzt wird. Hierher gehören auch die frühreifen holländischen Aprikosen.
2) Albergen, frühreife, kleine Früchte von einem Baume mit kleinen Blättern und Blüten.
3) Echte Aprikosen, größere, spät (bisweilen aber auch früh) reifende Früchte.
4) Italienische Aprikosen, mit glatter, glänzender Oberhaut. Die violette (schwarze, alexandrinische) Aprikose, mit säuerlich-süßem, außen rotem, innen gelbem Fleisch, von Prunus dasycarpa Ehrh., wird nicht der Früchte halber, sondern als Zierstrauch kultiviert. Zum allgemeinen Anbau sind von der Pomologenversammlung in Trier [* 52] folgende zehn Sorten vorgeschlagen worden: Aprikose von Nancy, [* 53] Aprikose von Breda, große Zuckeraprikose, Aprikose von Tours, [* 54] Luizets Aprikose, wahre große Frühaprikose, Ambrosia-Aprikose, Ruhm von Pourtalès, Andenken an Robertsau, Moorpark.
Die Heimat des Aprikosenbaums ist unbekannt, denn man hat ihn noch niemals wild angetroffen; wahrscheinlich stammt er aus dem mittlern Asien [* 55] und wurde gegen Mitte des 1. Jahrh. in Italien [* 56] angepflanzt. Weil die Aprikose früher reifte als die Pfirsich, erhielt sie den Beinamen praecoqua, praecocia, welcher im mittelgriechischen Mund in berikoka sich verwandelte. Daraus machten die Araber mit Vorsetzung ihres Artikels al-barquq, und so entstand das spanische al-baricoque, französische abricot.
Durch die lange Kultur sind die zahlreichen Varietäten entstanden, welche aber nur von einer Art abstammen. Man zieht den Aprikosenbaum hauptsächlich in südlichen Gegenden und in großem Maßstab [* 57] in den Vereinigten Staaten, [* 58] wo die Früchte zur Branntweinbereitung, gedörrt und gepreßt auch zur Schiffsverproviantierung benutzt werden. Auch Italien liefert getrocknete, Südfrankreich und die Donaufürstentümer eingemachte und kandierte Aprikosen. Die Frucht enthält im Mittel: 81,22 Wasser, 4,69 Zucker, [* 59] 1,16 freie Säure, 0,49 Eiweißstoffe, 6,35 Pektinstoffe etc., 5,27 ¶
Holzfaser, Kern und Schale, 0,82 Mineralstoffe. Aus den Kernen wird fettes Öl gepreßt (0,919 spez. Gew., Ausbeute über 50 Proz., dient in Südfrankreich zur Verfälschung des Mandelöls), aus den bittern Kernen wird Branntwein bereitet; die verkohlten Steine geben schwarze Tusche; das Holz [* 61] dient zu Drechslerarbeiten. Mandelaprikosenbaum (Amygdalopsis Lindleyi Carr., Prunus [armeniaca] triloba Lindl.), ein 1-2 m hoher, prachtvoller Blütenstrauch mit eirundlichen, doppelt gesägten, oben bisweilen dreilappigen, unterseits grau behaarten Blättern, einzeln stehenden, rosafarbigen Blüten und rundlichen, behaarten Früchten, in China, [* 62] wird bei uns, auch mit gefüllten Blüten, als Zierstrauch kultiviert und gehört zu den beliebtesten Ziersträuchern. Auch P. (aprikosenbaum) tomentosa Thunb. aus Nordchina, mit breit elliptischen, gesägten, unterseits weichhaarigen Blättern und kleinen, eirundlichen Früchten, wird als Zierstrauch kultiviert.
s. v. w. Aprikosenäther. ^[= Fruchtäther vom Geruch der Aprikosen, ist im wesentlichen Buttersäureäther ...]
(Lastträger, Sonderling, Orgyia antiqua L.), Schmetterling [* 63] aus der Familie der Spinner (Bombycidae). Das Männchen ist 26 mm breit, hat breite, kurze, rostbraune Flügel; die vordern sind dunkler schattiert, am Innenwinkel mit weißem Fleck; das Weibchen ist wollig gelbgrau behaart und hat statt der Flügel nur sehr kurze Läppchen. Der Schmetterling erscheint Ende Juni und Juli, zum zweitenmal im September, ist in manchen Jahren sehr häufig und dann schädlich, in andern wieder selten.
Die aus dem überwinterten Ei [* 64] entschlüpfte Raupe ist aschgrau mit weißen, rotgelben und schwarzen Längslinien, bürstenartigen Bündeln gelber oder brauner Haare sowie einem Pinsel sehr langer, schwarzer Haare auf dem vorletzten Ring, nährt sich von den Blättern der Obstbäume, Rosen und vieler Laubhölzer, auch der Heidelbeeren und mancher Topfgewächse, verpuppt sich im Juni in einem aus ihrem Haar [* 65] gefertigten Gewebe an einem Baumstamm oder zwischen einigen Blättern, und nach 14 tägiger Ruhe schlüpft der Spinner aus. Das Weibchen wird auf dem Puppengespinst befruchtet und legt auf demselben; und in der nächsten Umgebung seine weißgrauen Eier [* 66] ab, die zum Teil überwintern. Die auskriechenden Räupchen liefern bis zum September die zweite Generation. Auf das Ablesen der Eier und Raupen beschränken sich die Gegenmittel.
(lat. Aprīlis, nach Ovid von aperire, öffnen, »weil der Frühling alles öffnet«),
nach dem julianischen Kalender der vierte, nach dem altrömischen Kalender der zweite Monat, von Karl d. Gr. Ostermonat genannt wegen des gewöhnlich in denselben fallenden Osterfestes. Er hat jetzt 30 Tage, während er bis Julius Cäsar nur 29 zählte. Die Sonne [* 67] tritt im A. in das Zeichen des Stiers. Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, ist im A. geringer als im März und ungefähr ebenso groß wie im Mai. Sie beträgt für das nordöstliche Europa [* 68] 1,6, für die baltischen Länder 1,2, für Deutschland [* 69] 1,6, für Westeuropa 1,3, für England 1,0, für Italien 1,2° C. Für das mittlere und südliche Deutschland kommen durchschnittlich im A. die ersten Gewitter vor.
s. v. w. Anemone ^[= L. (Windröschen, Windblume), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, ausdauernde Kräuter ...] nemorosa.
s. Aprilsnarr. ^[= (franz. Poisson d'avril "Aprilfisch"; engl. April-fool, ital. Calandrino, nach dem ...]
(franz. Poisson d'avril »Aprilfisch«; engl. April-fool, ital. Calandrino, nach dem bekannten gefoppten Narren des Boccaccio),
Spottname eines »in den April Geschickten«. Die Sitte, am 1. April jemand anzuführen, zu einem vergeblichen Gang zu vermögen, mit einem ihn lächerlich machenden Auftrag irgendwohin zu schicken etc., soll aus der Sitte der römischen Kirche, die Leidensgeschichte Christi öffentlich darzustellen, herrühren und wäre ursprünglich nur eine Veranschaulichung des spottvollen Hin- und Herschickens Christi. Andre leiten die Sitte von dem veränderlichen und trügerischen Aprilwetter ab. Dem germanischen Altertum ist sie unbekannt und hat erst in den letzten Jahrhunderten von Frankreich her bei uns Eingang gefunden.
Wahrscheinlich ist sie ein Überbleibsel keltischen Heidentums, der letzte Rest eines zu Anfang des Aprils mit Possen, Späßen und lustigen Schwänken gefeierten Frühlingsfestes, wie es noch jetzt in Indien unter dem Namen Hul üblich ist. Da das Aprilschicken sich in der französischen Litteratur mit Sicherheit nur bis ins 16. Jahrh. zurückverfolgen läßt, so hat die Meinung Quitards, daß sie mit der Verordnung Karls IX., welche das Neujahrsfest 1564 vom 1. April auf den 1. Januar verlegte und damit die ehemals am 1. April üblichen Neujahrsgeschenke aufhob, in Verbindung stehe, eine gewisse Wahrscheinlichkeit.
Die an Neujahrsgeschenke gewöhnten Personen wären seitdem von dem 1. Januar auf den 1. April und umgekehrt vertröstet worden. Den Namen Poisson d'avril leitet Quitard von dem Frühlingszeichen der Fische [* 70] (der Tierkreis war damals viel populärer als heute), andre von dem Beginn der Fischerei [* 71] am 1. April und der Verwendung einer nur zu dieser Zeit an den französischen Küsten gefangenen wohlschmeckenden Makrele, die ebenfalls den Namen Poisson d'avril führt und ein gebräuchliches Neujahrsgeschenk gewesen sein soll, ab.
prima vista (ital.), s. A vista. ^[= (ital.), nach Sicht (auf Wechseln); in der Musik a v. oder a prima vista spielen, auf den ersten ...]
priōri und a posteriōri (lat.), zwei philosoph. Kunstausdrücke, welche sich auf die Lehre [* 72] von dem Ursprung der menschlichen Vorstellungen und Erkenntnisse beziehen. Solche Vorstellungen und Erkenntnisse, von denen man annimmt, daß sie der menschliche Geist unabhängig von der Erfahrung rein aus sich selbst erzeuge, heißen a priori, solche dagegen, welche erst durch die Erfahrung gewonnen werden, a posteriori. Dieser Sprachgebrauch rührt daher, daß man jene, welche ein begriffsmäßiges, schlechthin (apriorisch) allgemeines und notwendiges Fürwahrhalten, d. h. »Wissen«, begründen, für das Frühere (prius),
diese, auf welchen das erfahrungsmäßige, nur »komparativ« allgemeine und mehr oder minder wahrscheinliche Fürwahrhalten, d. h. »Glauben«, beruht, für das Spätere (posterius) hielt. Auch nennt man jene reine oder transcendentale, diese empirische Vorstellungen und Erkenntnisse. Der Streit, ob es ganz reine Erkenntnisse a priori gebe, bei welchen die Erfahrung gar nicht mitwirkend sei, fällt mit jenem der Rationalisten, die sämtliche Ideen für das Werk der reinen Vernunft, und der Sensualisten, die sie für ein solches der Sinne erklären, zusammen, ist aber noch zu keiner allgemein gültigen Entscheidung gebracht.
propos (franz., spr. -poh), »bei passender Gelegenheit«, s. v. w. was ich sagen wollte, da fällt mir eben ein;
auch substantivisch, s. v. w. passend angebrachter Einfall.
im Weda. Bezeichnung einer Klasse von weiblichen Geistern, die in der Luft schweben und mit den Gandharwen (s. d.) vermählt sind. Sie können ihre Gestalt verwandeln, lieben das Würfelspiel und verleihen Glück, können aber auch Geistesstörung bringen; daher werden sie im Atharwa-Weda mit Zaubersprüchen beschwichtigt. Sie erinnern an die griechischen ¶
Nymphen. In der spätern Religionsanschauung beglücken sie, ähnlich den islamitischen Houris, die Bewohner von Indras Himmel. [* 74] Besonders bekannt unter den Apsaras ist Urwaçî; deren Liebesverhältnis zu König Purûrawas den Inhalt eines Dramas von Kalidasa (s. d.) bildet.
Halbinsel an der Westküste des Kaspischen Meers, zum russ. Gouvernement Baku gehörig, ist besonders wegen ihrer vulkanischen Beschaffenheit und der fortwährend brennenden Naphthaquellen und Schlammvulkane bei der Stadt Baku (s. d.) merkwürdig.
(griech.), in der Astronomie [* 75] die beiden äußersten Punkte der elliptischen Planeten- oder Kometenbahnen: das Perihel oder die Sonnennähe und das Aphel oder die Sonnenferne.
Ihre Verbindungslinie heißt die Apsidenlinie und fällt mit der großen Achse der Ellipse [* 76] zusammen. Vgl. Anomalie. [* 77]
(griech., »Rundung, Gewölbe«, [* 78] mittellat. absida, Abseite), halbkreisförmiger, meist mit einer Halbkuppel überwölbter Raum, wie ihn zuerst die Römer [* 79] u. a. an ihren Tempeln, Basiliken, Palästen, Thermen in Form größerer oder kleinerer Nischen anwandten. In der altchristlichen Baukunst [* 80] behielt man die für das Tribunal bestimmte große Nische der Basiliken zum Abschluß des hintern Endes der Kirchen, wo der Altar [* 81] stand, bei und nannte sie Apsis. Die Apsiden wurden an dem hintern Ende entweder nur des Mittelschiffs oder auch der Seitenschiffe angebracht, um Seitenaltäre aufzunehmen, wobei deren Fußboden immer etwas über den jener Schiffe [* 82] erhöht wurde.
Erst später, als der Ritus verwickelter wurde und eine größere Zahl von Geistlichen erforderte, welche sich mehr und mehr von der Gemeinde absonderten, wurde zwischen die Apsis und das Querschiff noch ein Raum mit rechteckigem Grundriß eingeschoben, dessen Fußboden ebenfalls erhöht wurde. Dieser Raum, in welchen man den früher im Schiff [* 83] befindlichen Chorus aufnahm, und der deshalb den Namen des hohen Chors erhielt, wurde gegen das Schiff durch eine Schranke abgeschlossen, blieb aber mit der in Verbindung und bildete mit dieser die für die Geistlichkeit abgesonderte Abteilung der Kirche (s. Baukunst, Kirche und Basilika, [* 84] wo der Grundriß die Lage der Apsis zeigt).
(spr. apt oder att), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Vaucluse, am Calavon, über den 4 km unterhalb der Stadt eine Römerbrücke führt, und an einer Zweiglinie der Bahn Lyon-Marseille, hat eine ehemalige Kathedrale und (1881) 4260 Einw., welche Kerzen, Hüte, Fayence, [* 85] Seide [* 86] und Konfitüren fabrizieren und Handel mit Südfrüchten treiben. Apt ist sehr alt, ward von den Römern zerstört und von Julius Cäsar wieder aufgebaut, wonach es den Namen Apta Julia annahm. Es war bis 1801 Bischofsitz.
Pinguin. ^[= ( Forst.), Gattung aus der Ordnung der Schwimmvögel und der Familie der Flossentaucher ...]
(Aptĕra, griech., »Flügellose«),
bei Linné nach dem Vorgang von Aristoteles die flügellosen Gliedertiere, also die Krebse, Spinnen [* 87] und Tausendfüße; bei spätern Entomologen nur eine kleine Gruppe flügelloser Insekten, [* 88] wie Flöhe, Läuse, Pelzfresser etc., gegenwärtig meist nur noch die Springschwänze (Thysanura oder Poduridae) und Verwandte, welche indes von manchen Zoologen, obwohl weniger richtig, als Unterordnung Thysanura zu den Geradflüglern gestellt werden. Die Apteren besitzen ausnahmslos keine Flügel; ihre Haut [* 89] ist meist behaart oder beschuppt, ihre Augen sind fast immer einfach, ihre Mundteile zum Kauen eingerichtet. Es ist keine Metamorphose vorhanden. Das Tracheensystem ist bei manchen sehr einfach, jedoch, wie überhaupt die innern Organe der Apteren, noch nicht genau genug bekannt. Man unterscheidet mehrere Familien, darunter die Borstenschwänze (Lepismatidae; hierher der Zuckergast, Lepisma) und die Springschwänze (Poduridae).
Kiwi;
Apterygidae (Schnepfenstrauße), Familie aus der Ordnung der Straußvögel. [* 90]
(Terrain Aptien, spr. apßjang, benannt nach der Stadt Apt), s. Kreideformation. [* 91]
(lat.), anpassen, anbequemen, z. B. bei Gewehrkonstruktionen.
(griech.), indeklinables Hauptwort. ^[= s. Substantivum. ...]
nach der früher verbreiteten Ansicht die Deckel der Ammoniten, [* 92] nach andern Paläontologen innere Hartgebilde von Tintenschnecken. [* 93] Es sind meist zweiklappige Kalkschalen, die sich nicht zusammenklappen lassen, seltener aus Einem Stück bestehende Hornschalen.
Besonders häufig sind sie in der ganzen Juraformation [* 94] und untern Kreide (s. Tafel »Juraformation I«).
Nach ihnen ist eine mächtige Folge von Kalkschiefern der Alpen [* 95] Aptychenschiefer benannt.
Alpen, eine durch das obere Thal [* 96] des Serchio geschiedene Parallelkette des südöstlichsten Ligurischen Apennin, mit diesem im Stock der Alpe di Succiso verknotet, mit außerordentlichem Steilabfall zum Meer, erreicht im Monte Pisanino 2014 m. Die hohe Bedeutung des Gebirges beruht darauf, daß es zum großen Teil aus dem edelsten Marmor besteht, das größte bekannte Marmorgebirge, schon von den Alten ausgebeutet, von Michelangelo sozusagen neuentdeckt. Wo die Felsen geöffnet sind, bei Carrara, bei Massa und an andern Punkten, leuchtet der schneeweiße Marmor weithin. Ein dichter, eisenschüssiger Kalkstein bildet die Basis des Gebirges, darüber lagert protogynähnlicher Gneis und hierüber die Marmormassen, welche aus unzweifelhaft sedimentärer Bildung, wie jetzt sicher nachgewiesen zu sein scheint, der Kohlenformation, durch Metamorphose ihren jetzigen Charakter erhalten haben.
Lucius, röm. Rhetor und Satiriker, geboren um 130 n. Chr. zu Madaura in Numidien. Nach seiner ersten Ausbildung in Karthago [* 97] studierte er zu Athen [* 98] Platonische Philosophie, unternahm dann mehrere Reisen, wobei er sich in die verschiedenen Mysterienkulte einweihen ließ, und lebte kurze Zeit als Sachwalter in Rom, wo seine Beredsamkeit Aufsehen erregte. Nach Afrika [* 99] zurückgekehrt, heiratete er die bedeutend ältere Mutter eines Freundes, Ämilia Pudentilla, und zog sich dadurch seitens der Anverwandten die Anklage zu, durch Zaubermittel die Liebe der reichen Witwe erworben und den Tod ihres Sohns herbeigeführt zu haben, eine Beschuldigung, die er in der erhaltenen Apologie »De magia« mit vielem Witze zurückweist.
Hierauf ließ sich Apulejus zu Karthago nieder, wo er als Redner und durch seine Schriften zu großem Ansehen gelangte. Sein Hauptwerk ist ein satirischer Roman: »Der goldene Esel« (»Metamorphoseon s. De asino aureo libri XI«),
wozu er den Stoff aus Lukian schöpfte (Ausgabe von Eyssenhardt, Berl. 1869; übersetzt von Rode, das. 1790). Er schildert darin mit Witz und Laune die Sitten und Gebrechen seiner Zeit in gewandter, aber oft schwülstiger und bis zur Geschmacklosigkeit affektierter, altertümelnder Sprache. [* 100] Von den zahlreichen Episoden (vgl. O. Jahn, Novelletten aus in »Aus der Altertumswissenschaft«, Bonn [* 101] 1868) ist die schönste das freilich nicht von ihm selbst erfundene Märchen von »Amor und Psyche«, nach Herder der zarteste und vielseitigste Roman, der je erdacht worden ¶