Vorhöfen der
Häuser aufgestellt war, um den
Ausgang und Eingang zu bewahren,
Gutes einzulassen und
Böses abzuwehren, und von
den Hausbewohnern mit Ehrengaben, wie
Bändern,
Myrten- und Lorbeerkränzen, reichlich bedacht ward. Wie zu
Lande, so ist Apollon
[* 2] auch
zur
SeeGeleiter und Beschützer besonders unter dem
Namen Delphinios, den er nach dem ihm befreundeten
Delphin, dem
Symbol des schiffbaren
Meers, führte. In dieser
Eigenschaft wurde er vielfach in Häfen und auf
Vorgebirgen, wie
auf dem von
Actium, insbesondere auch in
Athen,
[* 3] meist mit eigentümlichen Sühngebräuchen verehrt sowie als Kolonienführer
betrachtet.
Als Unheilabwehrer (Alexikakos) im weitesten
Sinn erweist Apollon seine Macht ganz besonders bei
Krankheiten;
denn wie er als Gott der heißen
Jahreszeit die meisten
Seuchen und die furchtbare
Pest sendet und mit seinen
Pfeilen, wie seine
SchwesterArtemis,
[* 4] die
Menschen schnell dahinrafft, so vermag er auch die wirksamste
Hilfe zu verleihen und wurde daher neben
seinem Sohn
Asklepios
[* 5] als der vornehmste Heilgott viel verehrt. Insbesondere als Erretter von
Seuchen,
aber auch von andern
Nöten sang man ihm zu
Ehren den
Päan (s. d.).
Doch auch in geistiger Beziehung ist Apollon ein Abwehrer des
Bösen und Erretter vom Verderben.
Schon frühzeitig hat sich seine
ursprüngliche physische Bedeutung überwiegend nach der ethischen Seite entwickelt, so daß er, der
reine Lichtgott, zum
Gotte der geistigen und sittlichen Reinheit und somit der
Ordnung, des
Rechts und der Gesetzmäßigkeit
im menschlichen
Leben geworden ist. Als solcher straft er einerseits unnachsichtlich den übermütigen Frevler, wie den
Tityos,
die Aloaden, die stolze
Niobe und die Griechen vorTroja;
[* 6] anderseits aber gewährt er dem Schuldbeladenen,
der sich als Büßender und Schutzflehender an ihn wendet,
Reinigung von der Befleckung des begangenen
Verbrechens, die als
eine die
Klarheit des
Geistes trübende, das
Gemüt zerrüttende
Krankheit angesehen wurde, und damit
Heilung der
Seele sowie die
Wiederaufnahme in das bürgerliche
Leben und die religiöse
Gemeinschaft, aus denen er um seines
Vergehens
willen ausgestoßen war. Apollon selbst hatte dazu das Vorbild gegeben, indem er nach dem delphischen Drachenmord
außer
Landes geflohen war, um sieben Jahre lang zur Sühnung seiner Blutschuld Knechtsdienste bei
Admetos zu thun, sich nach
Ablauf
[* 7] der Bußzeit in dem Lorbeerhain des thessalischen
Tempels reinigen zu lassen und dann erst, nach
Delphi zurückgekehrt, sein
Amt als
Prophet des
Zeus
[* 8] anzutreten. So verlangte er auch von allen
Anerkennung der versöhnenden
Macht der Mordsühne gegenüber dem alten
Gesetz der nur neuen
Mord und neue
Schuld erzeugenden
Blutrache.
Die durch den Apollonkultus namentlich vonDelphi aus verbreiteten Sühnegebräuche trugen zur Verbreitung
milderer Rechtssitten außerordentlich bei und erstreckten sich nicht bloß auf Einzelne, sondern auch auf ganze
Städte und
Landschaften. Als der alles
Dunkel durchdringende Lichtgott ist Apollon ferner der Gott der
Weissagung, die bei ihm auch eine durchaus
ethische Bedeutung hat, indem er alsProphet und
Diener seines
VatersZeus dessen
Willen den
Menschen verkündet
und damit dessen
Ordnung in der
Welt verbreiten hilft.
Stets verkündet er die
Wahrheit; nur vermag der beschränkte Menschengeist nicht immer den
Sinn seiner
Sprüche zu verstehen,
weshalb man sein
BeiwortLoxias als der
»Krumme« faßte. Er ist der Vorsteher jeder Art von
Weissagung, ganz
besonders aber derjenigen, die er durch seine menschlichen
Werkzeuge,
[* 9] vorzugsweise
Frauen, in ekstatischem Zustand
erteilen
läßt. Groß war die Zahl seiner Orakelstätten in
Asien
[* 10] und
Griechenland,
[* 11] alle überstrahlte aber an Ansehen und Bedeutung
die in
Delphi.
Erhebend und begeisternd auf das menschliche
Gemüt wirkt Apollon auch als Gott der
Musik, die ihm zwar ebensowenig
wie die Sühnung und
Weissagung ausschließlich, aber doch vorzugsweise eigen ist. Bei
Homer erscheint er nur als Zitherspieler,
während der
Gesang den
Musen
[* 12] zukommt; im
Lauf der Zeit aber wurde er neben den
Musen auch zum
Gotte des
Gesangs und der
Dichtkunst und damit zum
Musagetes (»Musenführer«) sowie zum
Meister des Reigentanzes, der sich mit
Musik und
Gesang verbindet.
Wie zu den
Musen, so steht er als
Freund alles dessen, was das
Leben verschönt, auch mit den
Chariten
[* 13]
(Grazien) in engster
Verbindung.
Bei diesen vielfachen Beziehungen zum
Natur- und Menschenleben nahm Apollon im griechischen
Kultus zu allen
Zeiten eine hervorragende
Stellung ein; schon bei
Homer wird er mit
Zeus und
Athene
[* 14] in der
Weise zusammengestellt, daß die drei
Gottheiten den Inbegriff aller göttlichen Macht bezeichnen. Seine Verehrung erstreckte sich gleichmäßig über alle
Gegenden, wo Griechen ansässig waren; als Hauptgott jedoch betrachteten ihn von alters her die
Dorier,
bei denen er wohl auch zuerst seine ideale ethische Gestalt erhalten hat.
Die beiden
Mittelpunkte seines
Kultus waren die
InselDelos, seine Geburtsstätte, wo bei seinem prächtigen, nahe dem Meeresstrand
gelegenen
Tempel
[* 15] alle fünf Jahre die von den griechischen
Staaten durch feierliche Gesandtschaften beschickten
Festspiele der
Delien gehalten wurden, und
Delphi mit seinem
Orakel und seinen mannigfachen
Festen. Unter den apollinischen Kultusstätten
in
Asien war die bedeutendste
Patara in
Lykien mit einem berühmten
Orakel.
Den
Römern wurde Apollon unter dem letzten König,
Tarquinius Superbus, durch die damals zuerst erfolgte Befragung des delphischen
Orakels und die Erwerbung der
Sibyllinischen Bücher (s. d.) bekannt. Durch den Einfluß derselben bürgerte
sich sein
Kultus bald so ein, daß ihm als Heilgott schon 431
v. Chr. ein
Tempel errichtet wurde, von welchem die durch die
Sibyllinischen Bücher verordneten Sühneprozessionen ihren Anfang zu nehmen pflegten. Bei den zuerst 399 angestellten
Lektisternien (s. d.) nimmt Apollon die erste
Stelle ein.
In der
Not des zweiten
PunischenKriegs wurden ihm infolge eines Orakelspruchs 212 die Apollinarspiele eingerichtet. Zu einem
der vornehmsten
GötterRoms wurde er durch
Augustus erhoben, der sich für seinen besondern Schützling hielt und seiner
Hilfe
den
Sieg bei
Actium zu verdanken glaubte. Deshalb erweiterte
er den alten Apollontempel auf dem
Vorgebirge
und schmückte ihn mit einem Teil der
Beute aus, erneuerte die bei demselben mit gymnischen und musischen Wettkämpfen und
Wettfahrten zur
See früher alle zwei, fortan alle vier Jahre gefeierten
Spiele, errichtete in
Rom
[* 16] dem Gott einen neuen prächtigen
Tempel neben seinem
Haus auf dem
Palatin und übertrug auf ihn und
Diana die
Säkularspiele. - Der vielseitigen
Bedeutung des Apollon entspricht die Mannigfaltigkeit seiner
Symbole. Die gewöhnlichsten sind die
Kithara
[* 17] und der
Bogen,
[* 18] je nachdem
man den Gott des
Gesangs oder den ferntreffenden
Schützen darstellen wollte. Auf den delphischen Weissagegott, den
pythischen Apollon, weist der
Dreifuß hin, den man ihm auch vorzugsweise als Weihgeschenk darbrachte. Unter den
Pflanzen war ihm
der bei den Sühnungen gebrauchte Lorbeer (s.
Daphne) von alters her heilig, der seine
Tempel¶
mehr
umgab, und aus dem auch bei den Pythien der Siegeskranz geflochten wurde, sowie die Palme,
[* 20] da er unter einer Palme geboren
war; unter den Tieren besonders der Wolf, der Delphin (s. oben), der schimmernde und singende Schwan, mit Beziehung auf Weissagung
der Habicht, der Rabe, die Krähe, die Schlange
[* 21] u. a.
Vgl. Schwartz, De antiquissima Apollinis natura (Berl.
1843);
Apollon ist der einzige von den olympischen Göttern, welchen die bildende Kunst von Anfang an unbärtig und
jugendlich darstellte. In der älteren Periode erscheint er in strenger Stellung, nackt, mit lang in den Nacken hängendem Haar,
[* 24] wie ihn der von Tenea zu München
[* 25] sowie verwandte Statuen zeigen, die aber auch als Athleten erklärt werden. Seine
Waffen
[* 26] (Bogen und Pfeil) und die Kithara charakterisieren ihn, doch auch andre Attribute, wie ihm z. B. in Delos und Delphi die
Chariten mit Musikinstrumenten auf die Hand
[* 27] gestellt wurden. In großartiger Schönheit bildete ihn Onatas, und überhaupt war
Apollon ein Lieblingsgegenstand der ältern Kunst vor Pheidias, welche den Gott kräftiger und reifer auffaßte,
während man ihn in der zweiten Blütezeit jugendlich, zarter und auch gern in genrehaften Situationen wiedergab (besonders
berühmt sind in dieser Beziehung der sogen. Apollino zu Florenz
[* 28] und der Apollon Sauroktonos, der »Eidechsentöter«, zu Rom, Paris
[* 29] und anderwärts).
Den begeisterten Gott stellt uns der Apollon Musagetes des Vatikans dar, eine bewegte Kitharödengestalt in
langem Festgewand u. mit fast weiblicher Fülle der Formen, welchen man allgemein für eine Nachbildung des Apollon Palatinus von
Skopas ansieht. Ruhig, träumerisch zeigen ihn die beiden schon erwähnten Statuen des Apollino und Sauroktonos. Den kräftigern
ältern Typus des Apollon mit Leier und Greifen, den rechten Arm auf das Haupt legend (Motiv des sogen. Apollon Lykeios),
repräsentiert eine Statue des kapitolinischen Museums (s. Fig. 2). In Einzeldarstellungen kommt Apollon besonders häufig als Verteidiger
seines delphischen, von Herakles
[* 32] entführten Dreifußes und als Schützer seiner von dem Frevler Tityos angegriffenen MutterLeto,
auch als Besieger des DrachenPython (vgl. Schreiber, Apollon Pythoktonos, Leipz. 1879) vor. Der riesige Apollon des
Chares zu Rhodus, eins der sieben Wunder der Alten Welt, ist uns leider nicht bekannt; alle von ihm hier und da vorkommenden
Abbildungen, z. B. mit gespreizten Beinen, Schiffe
[* 33] dazwischen durchfahrend, sind Phantasiegebilde moderner Zeit.
Ihr Gedächtnistag ist der 9. Februar. Der Name bezeichnet bei Klopstock und andern neuern Dichtern auch
eine musenähnliche Frauengestalt, die als Repräsentantin der Poesie gedacht wird.
1) der Rhodier, griech. Epiker und Grammatiker aus Alexandria, geboren um 240 v. Chr.,
genoß den Unterricht des Kallimachos, überwarf sich aber mit ihm vollständig, indem er es unternahm, ein umfängliches Epos,
die »Argonautica« (in vier Büchern), im SinnHomers zu dichten. Da er mit demselben infolge des Einflusses des Kallimachos in
Alexandria keinen Anklang fand, ging er nach Rhodus, wo er mit seiner Thätigkeit als Rhetor und mit seinem umgearbeiteten
Gedicht große Anerkennung und sogar das Bürgerrecht gewann. In späterm Alter nach Alexandria zurückgekehrt, fand er mit seinem
Werk allgemeinen Beifall und wurde zum Nachfolger des Eratosthenes im Bibliothekariat ernannt.
2) von Pergä, Geometer, geboren zu Pergä in Pamphylien während der Regierung des PtolemäosEuergetes (247-221
v. Chr.), empfing in Alexandria von den Nachfolgern des Euklides seine mathematische Bildung und blühte unter Ptolemäos Philopator
(221-205). Er lebte eine Zeitlang in Pergamon,
[* 40] wo er mit Eudemos befreundet war, dem er sein Hauptwerk, die »AchtBücher der
Kegelschnitte«,
[* 41] gewidmet hat. Von diesem Werk, in welchem Apollonios nicht nur alle
bis zu seiner Zeit gefundenen Sätze über die Kegelschnitte zusammengestellt, sondern auch die Theorie dieser Kurven mit zahlreichen
wertvollen Entdeckungen bereichert hat, und das unter anderm auch die Keime der später so berühmten Theorie der Evoluten enthält,
sind uns nur die vier ersten Bücher in griechischer Sprache,
[* 42] die drei folgenden aber in arabischer Übersetzung
erhalten; das achte fehlt ganz und ist von Halley nach den bei Pappos sich findenden Lehnsätzen restituiert worden. Eine griechische
Ausgabe besorgte Halley (Oxf. 1710), eine deutsche Balsam (Berl. 1861). Außer diesem Hauptwerk sind uns noch
»Zwei Bücher vom Verhältnisschnitt« in arabischer Übersetzung erhalten, welche Richter (Elbing
[* 43] 1846) deutsch herausgegeben
hat. Eine Reihe andrer Schriften, deren Titel von Pappos, Hypsikles und Proklos aufgeführt werden, sind verloren gegangen.
5) von Tyana, neupythagoreischer Philosoph, Theurg und Magier, ward von den Feinden des Christentums nicht nur mit
Jesus verglichen,
sondern selbst über diesen gestellt. Schonvor derGeburt des Apollonios hatte die Mutter eine Erscheinung des ägyptischen
GottesProteus, der in ihrem Kind selbst Mensch zu werden verhieß. Bei der Niederkunft (um die Zeit Christi) fuhr ein Blitzstrahl
neben dem Neugebornen nieder und stieg, ohne Schaden gethan zu haben, wieder in die Höhe.
griech. Grammatiker aus Alexandria, lehrte um 140 n. Chr. in Rom unter AntoninusPius und begründete die wissenschaftliche Grammatik,
deren Stoff er zuerst systematisch gliederte. Von seinen Werken sind erhalten die Schriften über Pronomen (hrsg. von Bekker,
Berl. 1813), Adverbien und Konjunktionen (von demselben in »Anecdota graeca«, Bd.
2, das. 1814) und die Syntax der Redeteile in vier Büchern (von demselben, das. 1817). Gesamtausgabe von
Schneider (»Gramm. graeci«, Bd. 1, Leipz.
1878); Übersetzung von Buttmann (Berl. 1878). An ihn schlossen sich besonders die lateinischen Grammatiker an, namentlich
Priscian. Noch bedeutender war sein Sohn Herodianos.
vonTyrus, der Held eines griech. Romans, welcher im Mittelalter viel gelesen wurde und in fast alle Sprachen
des Abendlandes übersetzt worden ist. Es werden darin die Schicksale und Abenteuer erzählt, welche der syrische
Fürstensohn Apollonius vor seiner Vermählung mit der Tochter des Königs Archistrates von Kyrene zu bestehen hatte; dazu die
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mehr
Erlebnisse seiner durch Scheintod von ihm getrennten Gattin sowie die seiner keuschen Tochter Tarsia, die von Seeräubern entführt
und an einen Kuppler nach Mytilene verkauft wird. Der Roman schließt mit dem gegenseitigen Wiederfinden aller Familienglieder.
Das griechische Original ist nicht mehr vorhanden, wohl aber eine sehr alte lateinische Übersetzung in
drei Bearbeitungen, von denen eine unter andern von Welser (Augsb. 1595) herausgegeben ward, die andre in den »Gesta Romanorum«,
die dritte im »Pantheon« des Gottfried von Viterbo enthalten ist.
Aus diesen Quellen flossen die verschiedenen poetischen und prosaischen Übersetzungen und Bearbeitungen: eine angelsächsische
aus dem 11. Jahrh. (hrsg. von Thorpe, Lond. 1834), eine spanische Bearbeitung aus dem 13. Jahrh.
(abgedruckt in Sanchez' »Coleccion de poesias castellanas«, 2. Ausg.,
Par. 1842),
mehrere französische und italienische in Versen und Prosa aus dem 14. und 15. Jahrh., ebenso verschiedene englische.
Shakespeare behandelte den Stoff in seinem »Perikles« und benutzte dabei die DarstellungGowers in der »Confessio
amantis«, welcher seinerseits aus dem »Pantheon« Gottfrieds vonViterbo schöpfte. Deutsch bearbeitete ihn, wahrscheinlich nach
den »Gesta Romanorum«, ein WienerArzt, Heinrich von der Neuenstadt, um 1300, in einem etwa 20,000 Verse langen Gedicht (im Auszug
hrsg. von Strobl, Wien
[* 49] 1875). Eine bisher unbekannte mitteldeutsche Prosabearbeitung gab Schröter heraus
in den »Mitteilungen der DeutschenGesellschaft«, Bd. 5 (Leipz.
1872). Über das niederländische Volksbuch »Van Apollonius van Thyro«, das auf den »Gesta Romanorum« beruht, handelt Penon
in seinen »Bydragen tot de geschiedenis der nederlandsche letterkunde«
(Groning. 1881). Spätern Ursprungs ist eine »History des Küniges Appolonii«
von Heinr. Steinhöwel, welche sich hauptsächlich an die »Gesta Romanorum« anschließt (Augsb. 1471 u.
öfter). Ebenfalls nach den »Gesta Romanorum« erzählt Simrock den Stoff hochdeutsch in den »Quellen des Shakespeare«, Bd. 2 (2.
Aufl., Bonn
[* 50] 1872),
während ihn Bülow in seinem »Novellenbuch«, Bd. 4 (Leipz.
1836), nach der Welserschen Ausgabe mitteilt.
Vgl. Hagen,
[* 51] Der Roman vom König in seinen verschiedenen Bearbeitungen
(Berl. 1878).
Wissenschaftlicher gehalten sind die apologetischen Schriften des Origenes (gegen Celsus) und Eusebius von
Cäsarea. Aber gerade bei den gebildetsten unter
den Genannten tritt eine erhebliche Trübung der religiösen und ethischen
Grundgedanken des Christentums zu Tage infolge des Einflusses der griechischen Metaphysik und Ethik, die den neutralen Boden zwischen
ihnen und ihren Gegnern abgeben muß. Nachdem das Christentum Staatsreligion geworden war, konnten Apologeten
wie Augustin den Verfall des Heidentums als göttliches Gericht darstellen.
Nachdem gegen Ausgang des Mittelalters die Scholastik um allen Kredit zu kommen anfing und das Wiederaufleben der Wissenschaften
einen tiefen Riß zwischen der humanistischen und der kirchlich-christlichen Weltanschauung mit sich führte,
suchte gleichwohl ein hervorragender Vertreter der letztern, Marsilius Ficinus, in der Schrift »De religione christiana et fidei
pietate« (1475) die Übereinstimmung des Platonismus mit dem Christentum zu erweisen und schrieb der Humanist Vives »De Veritate
religionis christianae«.
Das Reformationszeitalter dagegen verschlang in seinen innerkirchlichen Kämpfen alles apologetische Interesse;
erst das 17. Jahrh. bringt in Pascal und HugoGrotius wieder apologetische Schriftsteller. Bald aber begann die aus dem Christentum
hervorgegangene, durch klassisches Studium befruchtete, durch die Reformation geförderte Zeitbildung sich gegen das positive
Christentum zu wenden, dessen Verständnis in seiner kirchlich abgeschlossenen, scholastisch-dogmatischen
Form ihr immer schwerer wurde.
vom katholischen Standpunkt: Drey, Die Apologetik als wissenschaftliche Nachweisung der Göttlichkeit des Christentums (2.
Aufl., Mainz
[* 64] 1844-47, 3 Bde.);
(griech.), in der Rhetorik eine
[* 62]
Figur, mit welcher der Redner seinem Gegner etwas einräumt, wovon er weiß,
daß er es doch nicht gebrauchen kann.
C17H17NO2 entsteht beim Erhitzen von Morphin oder Kodein
mit Schwefelsäure
[* 66] oder Salzsäure auf 150°, bildet eine farblose, amorphe Masse, löst sich schwer inWasser, leicht in Alkohol,
Äther und Chloroform, färbt sich an der Luft unter Sauerstoffannahme schnell grün und löst sich dann nur noch teilweise.
Das salzsaure Apomorphin ist kristallisierbar, in Wasser leicht löslich. Apomorphin bewirkt in höchst geringen Dosen,
besonders bei Einspritzung
[* 67] unter die Haut,
[* 68] sehr schnelles Erbrechen und eine bald
und ohne üble Folgen vorübergehende Abgespanntheit.
Selbst längere Berührung des Apomorphins mit den Händen bringt diese Wirkung hervor. Man benutzt es daher in besondern Fällen
als Brechmittel.
(griech.), kurze, inhaltsvolle Sinnsprüche, wie die Sprüche der Sieben WeisenGriechenlands: »Nicht zu
viel!«, »Maß halten ist gut!« etc. Sammlungen der gefeiertsten der Alten gaben Plutarch,
Manutius, Lykosthenes u. a. heraus.
Apophthegmatisch, kurz, geistreich, kräftig, in Bezug auf mündlichen
oder schriftlichen Ausdruck.
In der Geologie
[* 73] heißen Apophysen Ausläufer eines
Ganges (oder eines Stockes), welche als Ausfüllungen von Nebenspalten oft tief in das Nachbargestein eindringen
(vgl. Trum).
Ferrante, ein um das Erziehungswesen sehr verdienter ital. Abbate, geb. zu San Martino dell' Argine.
Er war der erste, welcher in Italien
[* 74] (seit 1827) Kinderschulen (asili d'infanzia) errichtete, in welchen
man teilweise die Fröbelsche Methode befolgte. Seine Schriften haben die Erneuerung des öffentlichen Schulunterrichts in
Italien nach modernen Grundsätzen angebahnt. Wegen seiner freisinnigen Ansichten war er 1848 gezwungen, sich nach Piemont zu
wenden, wo er in Turin
[* 75] als Senator und Rektor der Universität starb, nachdem er Kandidat für
den erzbischöflichen Stuhl von Genua
[* 76] gewesen.
rhetor.
[* 62]
Figur, wobei man mitten in der Rede abbricht und dem Hörer die Ergänzung überläßt, um entweder Besorgnis und Scheu
oder Zorn auszudrücken.
Berühmt ist die in Vergils »Äneide«, I, 139: »Quos ego!«, entsprechend unserm:
»Ich will euch -«.
(griech.), öffentliche Lossagung von der christlichen Kirche. Die Kirche straft die
Apostasie mit Exkommunikation. Im spätern römischen Staat und im Mittelalter wurde Apostasie auch als bürgerliches Verbrechen bestraft
und seit Bonifacius VIII. der Ketzerei gleichgestellt. Die Apostasie war häufig während der Christenverfolgung im römischen Reich,
dann unter der Herrschaft des Islam. Das katholische Kirchenrecht kennt ferner eine Apostasie vom Ordensgelübde,
nämlich in
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mehr
dem Fall, daß ein Ordensgeistlicher ohne Erlaubnis der Obern in die Welt zurücktritt, und eine Apostasie vom Stand in dem Fall, daß
ein Kleriker den geistlichen Stand aufgibt. Auch diese Apostasie wird mit Exkommunikation und Irregularität bestraft. Apostát (griech.
apostata), ein Abtrünniger.
monokotyle, etwa fünf Arten umfassende Pflanzenfamilie des tropischen Asien, aus der
Ordnung der Gynandren, den Orchideen
[* 78] nahe verwandt, von letztern durch die oben freien Staubblätter und ein dreifächeriges
Ovarium verschieden.
Vgl. R. Brown, Über Apostasia (»Vermischte
Schriften«, Bd. 5).
Mit ihm bilden die beiden Zebedaiden den engern Kreis
[* 80] der Vertrauten Jesu. Im allgemeinen waren die Apostel Männer aus dem Gewerbstand,
ohne Gelehrsamkeit, aber von hervorstechender religiöser Empfänglichkeit und Hingebung. Die zwölf Apostel bilden gleichsam die
Mustergemeinde, die Jesus heranbildete, einen Kreis, in welchem die neuen religiösen und sittlichen Grundsätze
sich verwirklichten und auch der Besitz für gemeinsam galt, während Jesus zu ihnen in dem Verhältnis eines Familienvaters
steht.
Einen besondern Unterricht empfingen sie nicht, waren aber zugegen, wenn er das Volk lehrte oder die Gegner widerlegte; auch
überzeugte er sich, wenn sie allein waren, ob sie das Gehörte richtig gefaßt hätten, und gestattete
Fragen behufs nähern Verständnisses. Schon während seiner galiläischen Thätigkeit wurden sie zu einer kurzen Missionswanderung
ausgesendet, von deren Wirkung und Erfolg aber in den Evangelien nichts weiter erwähnt wird. Erst allmählich reifte in ihnen,
und wieder in Petrus zuerst, der Glaube an die Messianität ihres Meisters, die sie freilich in mehr populärer
Weise auffaßten, wodurch sie ihm bis zuletzt manche Enttäuschung bereitet haben.
(Apostoli, Literae dimissoriae) nannte man früher im Zivilprozeß die Einsendungsberichte des Unterrichters
an den Oberrichter bei eingewendeter Appellation gegen das Erkenntnis der untern Instanz.
Man unterschied dabei zwischen Apostoli
dimissoriales, wenn der Richter sich darin für Zulässigkeit der Appellation, refutatorii, wenn er sich dagegen erklärte,
und referentiales, wenn er sie dem Ermessen des höhern Richters anheimstellte.
(Acta oder Actus apostolorum), das fünfte historische Buch des NeuenTestaments,
gibt sich selbst als Fortsetzung des dritten, dem Lukas zugeschriebenen Evangeliums. In dem ersten Teil des Buches wird die Entstehung
der Gemeinden in Palästina und Syrien erzählt, wobei besonders die Person des ApostelsPetrus hervortritt. Der zweite Teil (Kap.
13-28) schildert ausschließlich die Wirksamkeit des ApostelsPaulus, dessen Bekehrung bereits im ersten
Teil erzählt wird, und bricht ab mit Angabe seiner zweijährigen Gefangenschaft in Rom. Sehr deutlich zeigen sich ältere
Quellen, die der Verfasser benutzt und in sein Werk verflochten hat, z. B.
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