Von den
Systemen, in welche man die Äpfel gebracht hat, findet jetzt das von
Lukas verbesserte Dielsche
System fast
allgemein Anwendung. Dasselbe besitzt 15
Familien, von denen jede in 12
Klassen zerfällt. Man unterscheidet nämlich Sommeräpfel,
die vor Ende
September reifen, Herbstäpfel, die von Anfang
Oktober bis Mitte
November reifen und einige Zeit lagern müssen,
und Winteräpfel, die zwei
Monate und länger lagern müssen und gewöhnlich im
Dezember und später reifen.
Von
Sommer-,
Herbst- und Winteräpfeln unterscheidet man aber platte, rundliche, zugespitzte und längliche Äpfel, und so
entstehen die 12
Klassen, von denen jede wieder in 3
Ordnungen nach
Farbe und Überzug der
Schale: grundfarbige, deckfarbige
und gestreifte, zerfällt. Jede
Ordnung enthält 3 Unterordnungen: Äpfel mit offenem, halb offenem und
geschlossenem
Kelch. In der folgenden Übersicht, welche die anerkannt besten Äpfel enthält, bedeuten die
Buchstaben S H
W hinter den
NamenSommer-,
Herbst-, Winterapfel, * bedeutet
guter, ** sehr guter Tafelapfel, † guter, †† sehr guter Wirtschaftsapfel,
C Ciderapfel, D eine zum Dörren besonders geeignete
Sorte.
1)
Kalvillen, meist mittelgroße, hoch gebaute, gegen den
Kelch hin fast stets sich verjüngende
Frucht mit mehreren über ihre
Wölbung hinlaufenden rippenartigen Erhabenheiten,
Schale fein zart, glatt, beduftet, bei der
Reife fettig,
Fleisch weich, locker,
aromatisch, mit
Erd- oder Himbeeraroma:
Fraas' Sommerkalville S**†, rote Herbstkalville H*††,
Gravensteiner H**!
††, weiße Winterkalville W**††, gelber
Richard H**†.
2) Schlotter-, Klapperäpfel, meist ziemlich große Äpfel, plattrund (Backäpfel), länglich kegelförmig (Schafsnasen),
walzenförmig (wahre Schlotteräpfel), oft mit einzelnen breiten Hervorragungen,
Schale glatt, derb, meist glänzend,
Fleisch
kernig, locker, etwas grob, selten gewürzhaft: Prinzenapfel H**††, Sommergewürzapfel (russischer Eisapfel) S*†, rheinischer
Krummstiel W*††DC,
Millets Schlotterapfel H*††.
3)
Gulderlinge, kaum mittelgroße Äpfel, um den
Kelch mehr oder weniger gerippt, plattrund, nach dem
Kelch etwas zugespitzt
(Bastardkalvillen) oder länglich kegelförmig oder walzenförmig (wahre
Gulderlinge),
Schale glatt, oft etwas rostspurig,
meist gelblichgrün,
Fleisch fein, fast renettenartig, ziemlich fest, süß, weinsäuerlich oder vorherrschend süß und gewürzhaft:
Champagnerrenette W*††, Boikenapfel W**††, süßer Holaart H††, gelber Bellefleur W**††.
4) Rosenäpfel, meist regelmäßig, häufig hoch gebaute oder kugelförmige Äpfel, um den
Kelch und zum Teil über die Wölbung
mit sanften Erhabenheiten,
Schale glatt, fein, beduftet, beim Reiben gewürzhaft riechend,
Fleisch weich, locker, zum Teil
schwammig, von feinem, gewürzhaftem, fenchelartigem oder rosenähnlichemGeschmack: virginischer
Rosenapfel
S**†, pfirsichroter Sommerapfel S**†, Sommerzimtapfel S**, weißer
Astrachan S **†,
Danziger Kantapfel H**††, geflammter
Cousinot, Schmelzling H*††D, Cludius' Herbstapfel H**††, purpurroter Cousinot, Jagdapfel W*††C, Charlamovsky
S**††.
5) Taubenapfel, kleine und mittelgroße, nicht oder nicht regelmäßig gerippte, länglich kegelförmige
Früchte,
Schale glatt,
glänzend, fein, leicht beduftet, selten mit Rostspuren,
Fleisch feinkörnig, ziemlich fest, auch markig,
saftig, gewürzhaft: roter Wintertaubenapfel W**†, Alantapfel W**†.
6) Pfundäpfel (Rambouräpfel), große und sehr große, ziemlich unregelmäßig gebaute Äpfel, teils plattrund, teils
hoch gebaut, in der
Regel mit ungleichen Hälften und flachen
Rippen,
Schale glatt, glänzend, derb, oft zäh,
Fleisch grobkörnig,
locker, meist vorherrschend sauer, wenig gewürzhaft: geflammter
Kardinal W*††D,
KaiserAlexander H*††,
Lütticher Rambour W††DC.
7) Rambourrenetten, meist große, kalvillenähnliche oder unregelmäßig gebaute
Früchte mit breiten, zum Teil starken Erhabenheiten
um die Kelchwölbung oder über die ganze
Frucht,
Schale ziemlich derb, meist rostspurig, grundfarbig oder
auf der Sonnenseite
unbeständig gerötet,
Fleisch abknackend, fein- oder grobkörnig, von süßweinsaurem, renettenartigem
Geschmack:
Pariser Rambourrenette W**††,
LondonerPepping W**††, Edelrenette W**!††, Goldzeugapfel W**††C,
ScottsRenette W**††.
8) Einfarbige oder Wachsrenette, meist mittelgroße, runde oder plattrunde, selten hoch gebaute
Früchte ohne auffallende
Erhabenheiten,
Schale glatt, glänzend oder, namentlich auf der Kelchwölbung, rostspurig, gelb oder mit geringem, nicht konstantem
Rot auf der Sonnenseite,
Fleisch fest oder markig, feinkörnig, von süßweinsäuerlichem, zum Teil sehr
vorzüglichem Renettengeschmack: Gäsdonker
Renette W**††, deutscher Goldpepping W**††,
Kasseler gelbe
Renette W**††,
LandsbergerRenette W**††, Ananasrenette W**!††.
9)
BorsdorferRenetten, kleine bis mittelgroße, runde oder plattrunde, sehr regelmäßig gebaute
Früchte,
Schale glatt, glänzend,
mit einzelnen
Warzen und Rostanflügen, grundfarbig, deckfarbig, auch undeutlich oder selbst ziemlich
rein gestreift,
Fleisch fest, sehr feinkörnig, von eigentümlichem, süßweinigem
Geschmack: Cludius'
Borsdorfer W**††,
Zwiebelborsdorfer W*††C, Edelborsdorfer W**!††!
10)
RoteRenetten, kleine bis große, verschieden gebaute
Früchte, zuweilen mit flachen Erhabenheiten auf der Kelchwölbung,
Schale glänzend, meist glatt, selten rostspurig, deckfarbig oder gestreift auf grünlich- oder hellgelber
Grundfarbe, die
Röte meist rein und ohne Rostspuren,
Fleisch fein, abknackend, zum Teil markig und sehr gewürzhaft, süßweinsäuerlich:
Langtons Sondergleichen H*††, scharlachrote
Parmäne H**††, Sommerparmäne H**††,
BaumannsRenette W**††, Coulons
Renette W**††, rötliche
Renette W**††, Karmeliterrenette W**!††, Muskatrenette W**!††.
11) GraueRenetten (Lederäpfel), regelmäßig gebaute, kugelförmige, plattrunde, selten hohe
Früchte
mit grau-grünlichgelber bis mattgelber, durch
Rost rauher
Schale, feinem, markigem, süßem, recht gewürzhaftem (wahre Lederäpfel)
oder fenchelartigem
Geschmack (Fencheläpfel): englische Spitalrenette W**!††, grauer Kurzstiel W**††C, graue französische
Renette W**!††,
ParkersPepping W**††, van
Mons-Renette W**!††.
12)
Goldrenetten, meist mittelgroße bis große, plattrunde, kugelige und hoch gebaute
Früchte mit regelmäßiger
oder gerippter Kelchwölbung, ziemlich glatter, mehr oder minder, besonders auf der geröteten Sonnenseite, rostspuriger,
hochgelber und goldgelber, getuschter oder gestreifter
Schale,
Fleisch sehr fein, saftvoll, markig, häufig gelblich, sehr
gewürzhaft: Wintergoldparmäne W**††, Orléansrenette W**!††, Harberts
Renette W**††,
Goldrenette von
Blenheim
W**††C, königlicher Kurzstiel W**††C, Ribston
Pepping W**††, große
KasselerRenette W**††.
13) Streiflinge, meist mittelgroße und große
Früchte, vorherrschend rundlich, hoch gewölbt, kegelförmig und gerippt,
Schale glatt, glänzend, fein- oder derbhäutig, häufig beduftet, gestreift und getuscht-gestreift, selten rostspurig,
Fleisch fest und körnig, auch schwammig, meist rein weinsäuerlich, ohne
Aroma: Luikenapfel W*††CD, roter Trierscher Weinapfel
W††!C, brauner Matapfel W*††!C, großer Bohnenapfel W††!CD, roter Eiserapfel W††!CD.
14) Spitzäpfel, meist mittelgroße, hoch gebaute, kegelförmige Äpfel,
Schale glatt, glänzend, fein, selten beduftet, grund-
und deckfarbig, nie gestreift,
Fleisch locker, mürbe, süßlich bis rein sauer: Königsfleiner W**††, kleiner Fleiner
*††CD.
15) Plattäpfel, kleine, mittelgroße und große, plattrunde oder flachkugelige Äpfel mit glatter,
glänzender, fester
Schale, grund- und deckfarbig, nie gestreift, häufig beduftet,
Fleisch weiß und grünlichweiß, meist
fest und abknackend, selten mürbe und markig, rein süß bis rein sauer, nie wahrhaft gewürzhaft: gelber Edelapfel H*††,
gelber Winterstettiner W*††, weißer Wintertaftapfel W*††C, grüner Fürstenapfel W††!C,
Gubener Warraschke W*††!DC,
Winterzitronenapfel W*††DC, roter
Stettiner W*††DC.
Vielfach hat man
Sortimente für bestimmte
Zwecke zusammengestellt, eine zweckmäßige Auswahl ist z. B. besonders erforderlich
zu Anpflanzungen an
Chausseen und Feldwegen in rauhen, exponierten
Lagen. Hier haben sich bewährt: Champagnerrenette, große
KasselerRenette, Carpentin, Boikenapfel, englische Spitalrenette, Zwiebelborsdorfer, rheinischer
¶
mehr
Bohnenapfel, purpurroter Cousinot. Für denselben Zweck, aber in gegen rauhe Winde
[* 3] mehr geschützten Lagen sind geeignet: königlicher
Kurzstiel, LandsbergerRenette, BaumannsRenette, Wintergoldparmäne, Luikenapfel, Karmeliterrenette, Taftapfel, gelber Edelapfel,
brauner Matapfel, Porkers Pepping. Koch empfiehlt zum Anbau in erster Linie folgende zehn Winteräpfel, welche für alle Zwecke
geeignet sind: Orléans-, Karmeliter-, Ananas-, Muskatrenette, Gravensteiner, Alantapfel, gelber Bellefleur,
deutscher Pepping, Goldzeugapfel, Pariser Rambourrenette. Am wichtigsten von allen Äpfelsorten ist der Borsdorfer, welcher
schon im 16. Jahrh. in Thüringen, Sachsen
[* 4] und Frankreich gebaut wurde und seinen Namen von einem Dorf bei Meißen,
[* 5] wo er entstanden
ist, erhielt. Er wird in großer Menge in Mecklenburg,
[* 6] in der Altmark, in Böhmen,
[* 7] Südtirol und in der Krim
[* 8] angebaut und namentlich nach Dänemark,
[* 9] Schweden
[* 10] und Rußland exportiert. Er besitzt die größte Gebrauchsfähigkeit, verlangt
aber guten Boden, ist auch in betreff der klimatischen Verhältnisse wählerisch und trägt erst in 10-12 Jahren. Südtirol
und Oberitalien
[* 11] liefern die zu den Taubenäpfeln gehörenden weißen und roten Rosmarinäpfel und den
Edelroten, die aber nur in diesem südlichen Klima
[* 12] ihre Vollkommenheit erreichen.
Sollen Äpfel aufbewahrt werden, so müssen sie zu rechter Zeit und mit Vorsicht abgenommen werden. Letzteres geschieht am
besten, solange die Sonne
[* 14] scheint, an hellen, trocknen Tagen und zwar bei Sommeräpfeln, sobald einzelne Früchte abfallen,
bei Herbstäpfeln in trocknen Jahren von Mitte bis Ende September, bei Winteräpfeln jedenfalls erst, nachdem die Blätter abgefallen
sind. Sehr große Vorräte bewahrt man inMieten wie Kartoffeln auf, kleinere Quantitäten legt man einzeln
auf trockne Bretter oder Stroh in luftige Kammern oder helle, trockne Keller. In neuerer Zeit zieht man die Anwendung gut verschließbarer
Fässer vor und schichtet die Äpfel in diesen am besten zwischen reinem, ganz trocknem Sand, so daß sie sich gegenseitig
nicht berühren.
aus sauren Äpfeln wird in Apotheken das Extractum ferri pomatum, ein beliebtes Eisenmittel,
dargestellt, während die Benutzung von Äpfeln zu Pomaden veraltet ist.
Das harte, dauerhafte Holz
[* 15] des Apfelbaums wird verarbeitet,
doch zieht man das Holz des wilden Apfelbaums vor.
Die Rinde diente früher zum Färben, die Wurzelrinde
enthält Phloridzin. Vgl. Obstbaumzucht. Dort siehe auch über die Feinde des Apfelbaums.
Der Apfel spielt in der Symbolik eine große Rolle. Nach späterer griechischer Mythe war Dionysos,
[* 16] der Geber des Weins, auch der
Schöpfer des Apfelbaums, welchen er der Aphrodite
[* 17] schenkte. Dadurch ward derselbe erotisches Bild. Aphrodite
schenkte drei goldene Äpfel dem Melanion, mit welchen dieser die schnellfüßige Atalante zum Weib gewann. Eris aber erregte
durch den goldenen Apfel, den sie an der Hochzeit des Peleus und der Thetis unter die Gäste warf, selbst die Eifersucht
der drei ersten Göttinnen (Apfel der Eris).
Form der beerenartigen Früchte, vgl. Frucht. ^[= # (lat. Fructus), bei den Pflanzen jedes Organ, welches unmittelbar oder mittelbar der Fortpflanzung ...]
C4H6O5 ^[c4H6=5], sehr verbreitete Pflanzensäure, findet sich (häufig neben Weinsäure
und Zitronensäure) in Äpfeln, Vogelbeeren, Kirschen, Pflaumen, Ananas, Erd- und Heidelbeeren, im Tabak,
[* 22] Lattich, in den Rhabarberblattstielen etc. Man bereitet die Äpfelsäure aus unreifen
Vogelbeeren, indem man deren Saft nicht vollständig mit Kalkmilch neutralisiert, dann anhaltend kocht, den ausgeschiedenen
neutralen äpfelsauren Kalk in heißer verdünnter Salpetersäure löst, den beim Erkalten kristallisierenden sauren
äpfelsauren Kalk mitBleizucker und das gebildete äpfelsaure Bleioxyd mit Schwefelwasserstoff zersetzt.
dichtes Gestein, dessen Bestandteile erst durch mikroskopische Untersuchungen zu bestimmen sind; besonders
werden hiermit die betreffenden Varietäten des Diorits und Diabases (s. d.) bezeichnet. Die Masse der Diabasgesteine ist sehr
häufig innig mit kohlensaurem Kalk imprägniert, und wenn sich dieser in Form von rundlichen Kalkspatkügelchen konzentriert,
so entstehen charakteristische Gesteine,
[* 27] die man als Kalkaphanit bezeichnet. Dieselben bestehen aus einer
grünlichen bis braunen, meist dichten oder feinerdigen, matten und weichen Grundmasse mit hirsekorn- bis erbsengroßen Kalkspatkügelchen,
welche oft so massenhaft auftreten, daß nur wenig Grundmasse als spärliches Bindemittel übrigbleibt und das Gestein wie
ein grob oolithischer Kalkstein erscheint. Von diesen Gesteinen sind die wahren Aphanitmandelsteine (Diabasmandelsteine)
zu unterscheiden, bei denen in dichter Grundmasse echte Mandeln von Kalkspat
[* 28] liegen, der in Hohlräume infiltriert ist. Sie
ähneln den Melaphyrmandelsteinen. Der Aphanitporphyr ist ein Aphanit oder feinkörniger Diabas, in welchem einzelne größere
Kristalle von Labrador vorkommen. Vollständig zu einer erdigen Masse zersetzte Aphanite hat man Aphanitwacke
genannt.
ein krankhafter Zustand, bei welchem der davon Befallene unfähig ist, sich der Sprache
[* 29] zu bedienen, obschon
er vollkommen Herr seiner Sprachorgane und auch sonst bei vollem Bewußtsein ist. Leute, welche einen Schlagfluß erlitten haben,
verlieren manchmal das Gedächtnis für die Worte, womit sie gewisse Dinge bezeichnen wollen, wobei sie im Besitz aller andern
geistigen Fähigkeiten sein können. Von der Aphasie ist die Alalie zu unterscheiden, bei welcher der Sprachverlust
die Folge einer Störung in denjenigen Organen ist, welche zur Erzeugung und Artikulation der Laute dienen (also Kehlkopf,
[* 30] Zunge,
Lippen, Gaumen etc.). Die Aphasie beruht vielmehr auf einer Erkrankung unsers innern Sprachorgans,
welches im Gehirn
[* 31] seinen Sitz hat, die Worte schafft, davon die Erinnerung behält und den zur Artikulation
dieser Worte bestimmten Bewegungen vorsteht.
Wie es scheint, hat dieses innere Sprachorgan seinen Sitz in der zweiten Stirnwindung des linken vordern Hirnlappens, wenigstens
hat man hier am häufigsten die der Aphasie zu Grunde liegende anatomische Störung angetroffen. Erkrankt nun dieses Organ, so verliert
der betreffende Mensch die Fähigkeit, sich auf die Worte zu besinnen, durch die er seine Gedanken ausdrücken
möchte, oder er ist wenigstens nicht im stande, auf seine sonst gesunden Sprachwerkzeuge so einzuwirken, daß die artikulierten
Laute erzeugt werden.
Bei der reinen, nicht komplizierten Aphasie ist nur das eben beschriebene Vermögen aufgehoben, während alle willkürlichen Bewegungen
und Äußerungen der Intelligenz vorhanden sind. In andern Fällen können die Kranken nicht schreiben (Agraphie) oder nicht
lesen (Alexie). Die Aphasie geht manchmal binnen wenigen Stunden oder Tagen vorüber, indem der Kranke das Gedächtnis für die Worte
und das Vermögen, sie auszusprechen, vollständig wiedergewinnt. Gewöhnlich aber dauert die Erkrankung wochen-
und monatelang oder besteht bis zum Tod in gleicher Weise fort.
Der Kranke versteht in diesem Zustand alles, was man ihm sagt, vermag aber
seine eignen Gedanken nicht durch Worte, sondern
nur durch die Zeichensprache auszudrücken. Gewöhnlich ist dem Kranken die Fähigkeit geblieben, eine geringe Anzahl vereinzelter
Silben oder Worte auszusprechen, von welchen er jedoch auch da Gebrauch zu machen pflegt, wo sie nicht am
Platze sind, woraus man schließen möchte, daß er diese Worte nicht infolge gewollter Bewegungen, sondern automatisch ausspricht.
Die entferntere Ursache der Aphasie ist meist eine Erweichung, ein Bluterguß, eine Hirnhautentzündung oder Neubildung, welche die
Thätigkeit des bezeichneten »Sprachzentrums« aufhebt.
R. Br., Gattung aus der Familie der Akanthaceen, Sträucher mit schönen, einfachen Blättern, achsel- oder
endständigen Blütenähren mit meist schön gefärbten Brakteen und zusammengedrückten, viersamigen Kapseln.
[* 32] Sie sind im
tropischen Amerika
[* 33] zu Hause und werden als Zierpflanzen in Warmhäusern kultiviert. Besonders beliebt sind: Aphelandra aurantiacaLindl.,
variegata RoezliRgl., aus Mexiko,
[* 34] mit dunkel orangefarbenen Blüten;
Aphelandra PorteanaMorel, mit gelben, Aphelandra squarrosaNees und Aphelandra Leopoldi
V.Houtte, mit orangefarbenen Blüten.
Bei letzterer Art sind die hellgrünen Blätter weiß gestreift.
(griech.), Stimmlosigkeit, Tonlosigkeit, nicht zu verwechseln mit Alalie, Sprachlosigkeit, welch letztere
gleichbedeutend mit Stummheit ist. Aphonie ist vielmehr nur der höchste Grad der Heiserkeit; sie erlaubt dem
Kranken trotz vollkommener Tonlosigkeit der Stimme doch noch, zu lispeln und sich so seiner Umgebung sprachlich verständlich
zu machen. Die nächste Ursache der Aphonie liegt darin, daß die Stimmbänder des Kehlkopfs bei dem Versuch, zu sprechen oder zu
singen, nicht in die hierzu erforderliche schnelle periodische Schwingung
[* 39] versetzt werden.
Die Ursachen dieses Nichtschwingens sind aber sehr verschieden. Bald sind es vorübergehende entzündliche Anschwellungen der
Stimmbänder, bald Geschwüre oder Neubildungen, bald Lähmungen, z. B. bei Hysterischen und Epilepsie. Die Aphonie tritt bald plötzlich,
bald allmählich, zuweilen periodisch auf und geht entweder vorüber, oder bleibt für immer bestehen,
was von den Ursachen der Aphonie abhängig ist. Die Behandlung richtet sich ganz nach den Ursachen, letztere aber können häufig
nur nach genauer Untersuchung des Stimmorgans mit dem Kehlkopfspiegel
[* 40] festgestellt werden.
Die Aphonie bei Katarrhen und Entzündungen des Kehlkopfs sowie nach Überanstrengung des Stimmorgans wird gebessert durch
Schonung und Ruhe des letztern, durch warme Einwickelungen des Halses oder durch sogen. Prießnitzsche Umschläge, Abhärtung
des Körpers durch kalte Waschungen, Verwahrung gegen rauhe und mit schädlichen Stoffen geschwängerte Luft, Tragen eines Respirators,
Aufenthalt in gleichmäßig warmer, feuchter und reiner Luft, Vertauschung eines kältern mit einem wärmern Klima.
Eine dritte Klasse sind die harntreibenden Stoffe, namentlich Sellerie, Petersilie, Fenchel, Senf, Rettich,
Zwiebeln. Am gefährlichsten sind die Narkotika, welche besonders auf das kleine Gehirn und verlängerte Mark aufregend zu wirken
scheinen. Den größten Ruf als Aphrodisiakum haben die Kantharidenpräparate (»italienische Elixire«, Diavolini, Pastilles
galantes etc.), welche aber zu Blutüberfüllung der Nieren und Harnwege, zu Blutharnen und Harnstrenge führen, meist ohne die
beabsichtigte Wirkung. Außerdem fand und findet noch heute eine große Anzahl abergläubischer Aphrodisiaka (Philtra)
Anwendung.
(Anaphrodit, griech.), jedes animalische, besonders menschliche, Wesen, an dem die Genitalien entweder ganz
fehlen, oder so verkümmert sind, daß sich der Geschlechtscharakter daraus nicht bestimmen läßt.
Vollkommene Geschlechtslosigkeit
(Aphroditismus) kommt äußerst selten vor.
[* 17] (lat. Venus), in der Mythologie der Griechen die Göttin der Liebe und Schönheit. Ursprünglich war sie wohl
die Göttin alles Wachsens und Entstehens. Indem auch der Natur ein sehnsüchtiges Verlangen zugeschrieben wurde, ward aus
ihr die Göttin der Liebe und allmählich die der Schönheit. Es scheint, daß der Ursprung ihrer Verehrung
bereits in die Epoche zurückfällt, in welcher die Griechen noch mit den übrigen indogermanischen Völkern eine Einheit bildeten;
denn wir finden bei der Mehrzahl dieser Völker eine ihr wesensverwandte Göttin.
Aber diese ursprüngliche Gestalt ist auf den Inseln und dem Festland von Griechenland
[* 48] durch orientalische,
besonders vorderasiatische und phönikische, Einflüsse stark verwischt worden,
indem vielfach Züge der semitischen Aschera
oder Astarte (Aschtaroth) in die Aphrodite hineingetragen wurden. Wie diese, wurde sie bewaffnet dargestellt auf Cypern, wo sie in
Paphos, Amathus, Golgoi, Idalion, Salamis alte Verehrungsplätze hatte (daher heißt sie auch bei den Griechen Kypris, bei
den RömernCypria), auf der InselKythera (daher ihr Beiname Kythereia), in Sparta, Akrokorinth und anderswo.
aber sie fügt auch als Tochter die wiederhergestellte
»Eintracht«, Harmonia, hinzu.
Nur ihr Name, in dessen zwei ersten Silben das griechische Wort für Schaum (Aphros) gehört wurde,
scheint zu der SageAnlaß gegeben zu haben, daß sie aus dem Meer oder aus den ins Meer geschleuderten Genitalien
des Uranos (s. d.) entstanden sei (Anadyomene). Die wahre Bedeutung des Namens ist unsicher; er ist möglicherweise nicht griechisch,
sondern aus dem Orient entlehnt. Wie Ares, konnte ihr auch Hephästos,
[* 51] welcher ursprünglich wohl Gott des Blitzes war,
zum Gatten gegeben werden.
Wie alle Vegetation aber sich auf drei Reiche erstreckt, so schied man auch eine dreifache Aphrodite: Urania (Venus caelestis), die
himmlische, Pontia oder Thalassia (Venus marina), die Göttin des Meers, und Pandemos, die bei jeglichem Volk, also auf Erden, waltende.
Als Urania wurde sie zur Tochter des Zeus als des lichten Himmels und der Dione, der weiblichen Ergänzung
desselben, gemacht und gern auf den lichten Höhen der Berge verehrt, daher auch Akraia genannt. Als solcher dient ihr der
Polos oder Modius, ein runder, hoher, scheffelartiger Aufsatz, das Abbild des Himmelsgewölbes, und in gleicher Anschauung die
Schildkröte als Symbol.
Als Pontia stand sie ursprünglich nur der Fruchtbarkeit der Tierwelt des Meers vor, ward aber allmählich zur Meergöttin überhaupt,
besonders zur Göttin der Meeresstille und glücklichen Meerfahrt (Euploia) sowie der Häfen. So wurde Thalassa (das »Meer«)
ihre Mutter genannt und sie selbst oft mit Poseidon
[* 52] zusammen verehrt. Als Göttin der Erde hat sie den aus
einem Baum gebornen Adonis (s. d.), das Sinnbild der erblühenden und ersterbenden Natur, zum Geliebten. Sie verbirgt ihn (den
Samen)
[* 53] in einem Kasten und gibt ihn der in der Unterwelt, dem Schoß der Erde, thronenden Persephone;
[* 54] diese will ihn für immer
behalten, erst auf den Schiedsspruch des Zeus gibt sie ihn für zwei Drittel des Jahrs der Aphrodite zurück.
Besonders ist sie die Göttin der Blumen, Bäume und Früchte, unter denen ihr Myrte, Rose, Anemone, Cypresse, Linde und Apfel, wie
unter den Tieren der
Aphrodite gehört zu den von der alten Kunst mit am häufigsten dargestellten Gottheiten. Die ältere Periode und die erste Blütezeit
der griechischen Kunst (Pheidias) stellte sie bekleidet, teils thronend, teils stehend, dar. Erst in der zweiten Blütezeit
(Skopas und Praxiteles) wagte man die Göttin in ihrer nackten Schönheit zu zeigen, aber auch hier nur mit
Motivierung der Nacktheit durch das Bad.
[* 63] Mit der Zeit stellte man die Göttin in ihrer Nacktheit nur um ihrer Schönheit willen
dar, bis man ihr endlich alles Göttliche abstreifte und sie nur noch als schönes, häufig ganz genrehaft aufgefaßtes
Weib erscheinen ließ.
Ebenso stieg natürlich auch die Gesichtsbildung vom Ernsten und Würdigen zum Lieblichen und Anmutigen und von da zum Sinnlichen
und Koketten herab. Dem spätern Ideal der Aphrodite ist das anmutige Oval
[* 64] des Gesichts, das Lächeln und besonders das schmale, schwimmende,
die Liebessehnsucht ausdrückende Auge
[* 65] eigen. An Stelle der zierlichern Körperformen dieser jüngern Zeit
bildete die ältere die Aphrodite mit kräftigern Formen von junonischer Fülle und großartiger Erscheinung. So war noch die berühmteste
Statue der Göttin, die knidische Aphrodite des Praxiteles, aufgefaßt, von welcher uns Münzbilder und eine Statue des Vatikans eine
Vorstellung geben, während die MünchenerKopie
[* 56]
(Fig. 1) schon zärtlicher gestaltet ist.
Ist in den beiden
letztern Statuen fast alles Göttliche abgestreift, so grenzt die Aphrodite Kallipygos zu Neapel (angeblich in den Kaiserpalästen
zu Rom gefunden) trotz der Formvollendung beinahe an das Gemeine. Besondere Bildungen sind die meergeborne,
die Schiffahrt schützende Aphrodite (daher im Chor der Nereiden und Tritonen in einer Muschel sitzend und ähnlich gebildet) und die
kriegerische Aphrodite, welche mit Ares sehr häufig so gruppiert wurde, daß sie denselben umfaßte oder ihm Helm undSchild hielt.
In Sparta kannte man altertümliche Holzbilder von Aphrodite, welche sie geharnischt zeigten,
und noch in pompejanischen Wandbildern erscheint sie gelegentlich als den Schmuck ablegend und zur Lanze greifend. In Reliefs
und auf geschnittenen Steinen wird sie gern mit dem Eros tändelnd oder von den Chariten geschmückt dargestellt, oder sie ist
die kundige Liebesvermittlerin zwischen Paris
[* 77] und Helena.
Diesen letztern Mythenkreis, zumal das Urteil des Paris, hat die antike Kunst unzählige Male behandelt. In
Pompeji
[* 78] findet man dagegen den Mythus von Adonis (der verwundet in ihrem Schoß liegt) bevorzugt. In Szenen der Brautschmückung,
des heitern Frauenverkehrs wird sie mit Vorliebe auf attischen Vasen
[* 79] eingeführt. Hier ist sie durch die Zierlichkeit und
Haltung des Gewandes und durch Attribute (Spiegel,
[* 80] Blume, Taube, auch Jynx und Hase) kenntlich. Über die Aphroditedarstellungen
des Altertums vgl. Bernoulli, Aphrodite (Leipz. 1874).
(griech.), Unvernunft, auch als Personifikation. ^[= (lat.), die Darstellung von etwas Unpersönlichem als Persönlichkeit, z. B. der Rhein als Flußgott ...]
eigentlich
eine neue Bearbeitung des gleichbetitelten Abschnitts der Rhetorik des Hermogenes (hrsg. von Petzholdt, Leipz. 1839, und in den
Sammlungen der »Rhetores graeci« von Walz und Spengel).
Außerdem besitzen wir von Aphthonios noch 40 äsopische Fabeln (hrsg. im Äsop
von de Furia).
Hauptort der Samoagruppe auf der Nordseite der InselUpolu, an einer halbmondförmig ins Land
einschneidenden Bucht, welche aber wegen ihrer beschränkten Tiefenverhältnisse und des gegen Nordwinde mangelnden Schutzes
nicht genügende Sicherheit gewährt. Der Ort besteht aus zwei Teilen; der
¶
mehr
eine wird von Eingebornen (auch dem König Malietoa), der andre von ca. 250 Fremden (Deutschen, Engländern, Amerikanern) bewohnt.
Hier befinden sich eine katholische und eine anglikanische Kirche, die Lagerräume und Werkstätten der DeutschenHandels- und
Plantagengesellschaft der Südsee (früher J. C. ^[JohannCesar] Godeffroy) und von Ruge u. Komp., Wirtshäuser, Läden
etc. Apia ist Sitz eines deutschen Generalkonsuls. Es ist der einzige Hafen der Samoainseln, welcher im Verkehr mit dem Ausland
steht. Im J. 1883 belief sich der Schiffsverkehr auf 30,149 Ton. (davon deutsch 19,396 T.), die Einfuhr auf 355,966 (deutsch
247,793) Doll., die Ausfuhr auf 264,771 (deutsch 254,471) Doll.
piacere (auch a piacimento, ital., spr. -tschere,
-tschiménto), nach Gefallen, nach Belieben, musikal. Bezeichnung, wodurch der Spielende die Freiheit erhält, die betreffenden
(meist kadenzartigen) Stellen nach seinem Gutdünken vorzutragen. Im Handelsverkehr pflegt man mit A p. Wechsel zu bezeichnen,
welche zu beliebiger Zeit zahlbar sind. Da nach den meisten gesetzlichen Bestimmungen die Zahlungszeit
dem Belieben des Inhabers überlassen ist, so sind die mit A p. bezeichneten Wechsel meist als »bei Sicht« zahlbar zu betrachten.
Nach der deutschen Wechselordnung werden derartige Papiere nicht als Wechsel anerkannt.
in welchem er vorschlug, geographische Längen durch Messung der Abstände des Mondes von Fixsternen zu bestimmen, das
öfters aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde, und das »Astronomicum Caesareum« (Ingolst.
1532). Auch gab er »Inscriptiones sacrosanctae vetustatis etc.«,
mit Holzschnitten (Ingolst. 1534), heraus, erfand verschiedene mathematische Instrumente und zeichnete die besten Landkarten
[* 88] seiner Zeit. - Sein Sohn Philipp Apianus, geb. zu Ingolstadt, ebenfalls als Geograph bekannt, erhielt 1552 seines
VatersAmt, sah sich aber, als er 1568 zum Protestantismus übertrat, genötigt, Ingolstadt zu verlassen, erhielt im nächsten
Jahr eine Professur der Mathematik in Tübingen,
[* 89] die er aber 1584 wieder verlor, weil er sich weigerte, die Konkordienformel
zu unterschreiben, und starb in Dürftigkeit Sein Hauptwerk sind die »BayrischenLandtafeln«
(1566).
Doch ist das unter dem Titel: »Coelius
Apicus ^[richtig: Apicius], de re coquinaria« erhaltene Buch nicht auf ihn, sondern auf einen gewissen Cölius zurückzuführen.
Es wurde zuletzt von Schuch (Heidelb. 1874) herausgegeben.
Mönch, Gattung aus der Familie der Papilionaceen, nordamerikan. Schlingpflanzen mit unpaarig gefiederten Blättern,
dichten, achsel- oder endständigen Blütentrauben und länglicher, gekrümmter, flach gedrückter, vielsamiger Hülse.
[* 91] Die
einzige Art:
Apios tuberosaMönch
(GlycineapiosL., virginische Knollwicke, amerikanische Erdnuß), ein seit 1640 bekanntes ausdauerndes
GewächsNordamerikas, hat einen dünnen, glatten, sich 2-3,7 m hoch emporwindenden Stengel,
[* 92] glatte Blätter mit eirund-lanzettförmigen,
spitzigen Blättchen und bräunlich-fleischrote, veilchenartig duftende Blüten. Das Gewächs dauert auch
bei uns im Freien gut aus und wird als Zierpflanze kultiviert. Die Wurzelknollen von der Größe eines Hühnereis sind sehr
mehlig, schmecken angenehm süß, an Artischocken erinnernd und enthalten 4,5 Proz. stickstoffhaltige
Substanzen, 0,8 Fett, 33,5 Stärkemehl, Zucker, Pektin, 1,3 Zellstoff, 2,25 Salze und 57,6 Wasser. Sie sind
also reicher an Nahrungsstoff als Kartoffeln, doch ist der Ertrag von gleicher Bodenfläche viel geringer und die Kultur auch
sehr umständlich, weil die windende Pflanze der Unterstützung bedarf. Die Samen geben eine den Erbsen ähnliche Speise.
[* 93] der von den Ägyptern verehrte Stier (hap), angeblich von einer jungfräulichen, durch einen
Lichtstrahl befruchteten Kuh geboren. Er war nach den griechischen Angaben schwarz, hatte auf der Stirn ein weißes Dreieck,
[* 95] auf dem Rücken das Abbild eines Adlers, am Schweif zweierlei Haare,
[* 96] unter der Zunge einen käferartigen Knoten (scarabaeus) und
an der rechten Seite einen weißen Fleck, ähnlich dem Mond,
[* 97] wenn er zu wachsen anfängt. Die ägyptischen
Darstellungen zeigen in der That auf der Stirn ein Dreieck, an der Seite schwarze Flecke und auf der Brust manchmal einen Halbmond;
auf dem Kopf tragen seine Bildnisse den Diskos
[* 98] mit der Uräusschlange.
Sobald ein Apis starb, sah man sich nach einem neuen um. War er gefunden, so wurde ihm am Ort seiner Geburt
ein nach Osten gelegenes Haus errichtet, in welchem er vier Monate lang mit Milch genährt ward. Mit dem Neumond erfolgte seine
Abführung nach Nikopolis; von hier gelangte er nach 40 Tagen auf einer geweihten Gondel in einem vergoldeten
Zimmer nach Memphis, wo ihm beim Heiligtum des Phtha eine Wohnung mit zwei kostbaren Gemächern erbaut wurde. Das Tier genoß
hier sorgfältigster Pflege, ruhte auf Teppichen, hatte einen Hof
[* 99] zu seiner Bewegung, einen Harem von ausgesuchten Kühen und eine
Quelle,
[* 100] aus der allein ihm Wasser gereicht werden durfte.
Jeder Mann konnte den in seiner Wohnung zu Memphis sehen. Beweise seiner Gottheit gab er durch Orakel, die von dem Wechsel seiner
beiden Gemächer sowie von der Annahme oder Nichtannahme von Speise aus der Hand
[* 101] des Fragenden ausgingen. Eine besondere Art
derselben waren die durch Kinder bei Aufzügen oder auf ihrem Spielplatz vor dem Tempel des Apis gegebenen.
Wer den Apis befragte, betete vor ihm, hielt sich dann die Ohren zu und begab sich auf den Spielplatz der Kinder. Das erste, was
er hier hörte, war der Spruch des Apis. Bei festlicher Versammlung wurden ihm Opfer dargebracht und zwar
nur Tiere seines Geschlechts, besonders durchaus rote Ochsen, deren Reinheit vorher streng geprüft war. Die größte ihm veranstaltete
Feier war sein Geburtsfest (beim Steigen des Nils): bei Memphis wurde eine goldene und eine silberne Schale in den Nil gesenkt,
der Apis mit großer Begleitung umhergeführt, und sieben Tage lang wechselten Aufzüge
[* 102] mit Opfern und Tänzen.
Nach 25 Jahren ward er um die Zeit seines Geburtsfestes getötet und in einen heiligen Brunnen
[* 103] gesenkt, der keinem
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