den Dsobjaniden Dhamdham, welche Heldenthat er nebst seiner
Liebe zur Abla und andern
Abenteuern in einer berühmten Moallaka
besang.
Letztere, ein von arabischen Kommentatoren vielfach erläutertes Gedicht voll
Leben,
Kraft
[* 2] und poetischer
Anschauung,
erschien in den Gesamtausgaben der
Moallakât (s.
Arabische Litteratur) sowie auch einzeln herausgegeben von Menil und
Willmet
(Leid. 1816).
Andre Gedichte Antaras finden sich in der
»Hamâsa« und den übrigen arabischen Sammlungen, am vollständigsten
bei
Ahlwardt (»Six ancient poets«, Lond. 1870).
Als einer der berühmtesten Dichterhelden wurde zur Hauptperson eines gleichnamigen Heldenromans, der sich als Volksbuch
(mit Unrecht schrieb man die erste Abfassung dem Philologen Asmai zu) entwickelt, allmählich einen bedeutenden
Umfang erhalten und mannigfache Überarbeitungen erfahren hat (gedruckt z. B. in
Beiruto. J.,
Bulak 1286 der
Hedschra; abgekürzt
ins
Englische
[* 3] übersetzt von
Hamilton, Lond. 1820, 4 Bde.).
Vgl. H.
Thorbecke, Antara, ein vorislamischer Dichter (Leipz. 1867).
bei
Beweisen die
Sätze, aus denen die
Wahrheit eines andern
Satzes abgeleitet wird (Beweisgründe).
- In derGrammatik heißt Antecedens das
Hauptwort oder (oft ausgelassene) Demonstrativpronomen, worauf sich ein
Relativpronomen oder eine unterordnende
Konjunktion bezieht; dann auch besonders ein
Satz, der zu einem andern in kausalem
oder konditionalem
Verhältnis steht. - In der
Mathematik bezeichnet es bei Zahlenverhältnissen die vorausgestellte Zahl,
mit der eine andre verglichen wird.
(lat.), »vorausdatieren«,
zurückdatieren, einem
Brief oder einer sonstigen
Urkunde ein früheres
Datum geben.
Die Antedatierung von Anstellungsdekreten,
Offizierspatenten u. dgl., welche Zuweilen vorkommt,
ist namentlich für die
Anciennität von Wichtigkeit.
Unbefugtes Antedatieren kann unter Umständen unter den
Begriff
strafbarer
Urkundenfälschung fallen.
Nicht zu verwechseln ist mit dem Antedatieren das
Postdatieren einer
Urkunde, z. B. eines
Wechsels,
welchen man unter einem künftigen
Datum als Ausstellungstag ausstellt.
antediluvianischeTiere, die fossilen Überreste der
untergegangenen Tierwelt.
Das antediluvianischeZeitalter ist der Zeitraum von der
Schöpfung der
Welt bis auf
Noah, nach biblischen
Annahmen von 1 bis 1656 nach Erschaffung der
Welt oder von 3947 bis 2291
v. Chr.
Recht, Inbegriff der römischen Rechtsnormen vor Justinian, bestehend in den
Gesetzen der
zwölf Tafeln,
Senats- und Volksbeschlüssen,
Edikten der Prätoren und
Konstitutionen der
Kaiser sowie in den öffentlich
sanktionierten
Entscheidungen berühmter Rechtsgelehrten. Sammlungen der kaiserlichen
Konstitutionen dieser Zeit waren der
Gregorianische, Hermogenianische und Theodosianische
Kodex nebst den dazu gehörigen
Novellen.
Unter Justinian wurde das antejustinianische Recht Grundlage der von diesem
Kaiser veranstalteten
Gesetzsammlungen
und ging teilweise in diese über, hörte aber seitdem auf, ein Gegenstand unmittelbaren und besondern
Studiums zu sein, wenn
es auch immer ein unentbehrliches Hilfsmittel zum Verständnis des
Corpus juris und insofern
Quelle
[* 7] des Pandektenrechts bleiben
wird.
Vgl. »Jurisprudentiae antejustininae quae supersunt« (hrsg.
von
Huschke, 4. Aufl., Leipz. 1879).
(Supralapsarii, lat.), Gegner der
Infralapsarii (s. d.). ^[= (lat.), in der reform. Kirche diejenigen Anhänger der Calvinischen Lehre von der Prädestination, ...]
R. Br.,
Gattung aus der
Familie der
Kompositen,
[* 9] meist kleine, ausdauernde, kleinblätterige, filzig behaarte
Kräuter mit doldentraubig oder trugdoldig angeordneten
Blütenkörbchen, deren Korbhülle aus unverwelklichen, schönfarbigen
Schuppen besteht.
Antennaria margaritaceaRafin.
(Papierblume), mit 30-60
cm hohem, weißfilzigem
Stengel,
[* 10] lineal-lanzettförmigen,
unten weißfilzigen Blättern und schneeweißen
Blüten, und die ähnliche Antennaria plantagineaDec., beide aus
Nordamerika,
[* 11] werden
als Gartenpflanzen kultiviert.
[* 12] (lat.,
Fühler,
Fühlhörner), am
Kopf der
Gliedertiere angebrachte
Gliedmaßen, die meist
zum Fühlen, bei manchen
Krebsen jedoch auch zum
Schwimmen oder
Laufen benutzt werden und gewöhnlich auch noch Geruchsorgane
tragen. Die Antennen sind stets aus
Gliedern zusammengesetzt, die aneinander beweglich eingelenkt sind.
Ihre Form ist
¶
mehr
namentlich bei den Insekten,
[* 14] wie die Figuren zeigen, sehr vielgestaltig (gesägt, gekämmt, geknöpft etc.).
[* 12]
^[Abb.: Antennen von Insekten. a Borstige, b fädige, c schnurförmige, d gesägte, e gekämmte, f gebrochene, g keulige, h geknöpfte, i durchblätterte, k mit Borsten versehene Antennen von Insekten.]
bei Homer einer der weisesten unter den greisen Trojanern. Gastfreundlich nimmt er Menelaos
[* 15] und Odysseus, die Friedensgesandten, auf; mit ihm fährt Priamos aus, zwischen beiden Völkern den Waffenstillstand zu stande
zu bringen und zu vereinbaren, daß ein Zweikampf zwischen Paris
[* 16] und Menelaos dem Krieg ein Ende mache, und als endlich Hektor
und Aias einander im Zweikampf gegenüberstehen, schlägt er vor, durch Rückgabe der HelenaFrieden zu machen.
Weiter tritt er bei Homer nicht handelnd auf.
Spätere haben das freundliche Verhältnis zu den Griechen zum Verrat umgestempelt, indem sie ihn gegen große Versprechungen
von seiten der griechischen Fürsten die ThoreTrojas öffnen lassen. Bei der Zerstörung der Stadt ward
sein Haus, mit einem Pantherfell bezeichnet, auf Agamemnons Befehl verschont. Nach TrojasFall gründete er auf den Trümmern
der alten eine neue Stadt oder ging nebst seinen Söhnen mit Menelaos unter Segel und ließ sich in Kyrene nieder. Nach andern
führte er die aus Paphlagonien vertriebenen Heneter (Veneter) nach Italien
[* 17] an die Mündung des Po und gründete
Patavium (Padua).
[* 18]
Vgl. Stiehle (im »Philologus«, Bd.
15, S. 593 ff.).
(mittellat.), in den Kirchen ein Vorhang aus Stoffen oder ein Vorsatz aus Holz,
[* 19] Metall
u. dgl. zur Bedeckung der Vorderseite des Altars. Bestand das Antependium aus einem Stoff, so war derselbe meist auch mit Gold,
[* 20] Silber
und Seide
[* 21] gestickt und mit symbolischen und bildlichen Darstellungen verziert. Damit dieselben deutlicher gesehen werden konnten,
wurde das Antependium, namentlich wenn es aus bemalter Leinwand bestand, auf einen Rahmen gespannt. Die metallenen
Vorsatztafeln bestanden aus Gold, Silber und vergoldetem Kupfer.
[* 22] Die berühmteste ist die »goldene Tafel« aus dem BaselerMünster,
[* 23] ein GeschenkKaiserHeinrichs II., jetzt im Musée de Cluny in Paris.
(spr. -kera), das alte Antiquaria, Bezirksstadt in der span.
ProvinzMalaga,
[* 24] am linken Ufer des Guadalhorce, nördlich vom südandalusischen Gebirgszug, an der Eisenbahn von Bobadilla nach
Granada
[* 25] gelegen, hat 6 Kirchen, Trümmer eines maurischen Kastells und
(1884) 25,122 Einw., welche
Fabrikation von Schafwoll- und Seidenstoffen, Seife und Leder, dann Handel mit Südfrüchten, Öl und Orseille betreiben.
Sohn der Aphrodite
[* 26] und des Ares,
[* 27] war nach der ältesten Vorstellung der rächende Gott verschmähter
Liebe, später ein mit Eros
[* 28] ringender, ihm entgegenwirkender Dämon, endlich aber auch Gott der erwiderten
oder Gegenliebe. S. Eros.
(lat.), zu Cäsars Zeit auserlesene Kerntruppen im röm. Heer, die, um einen Platz zu besetzen oder den
Kampf zu eröffnen, vor die eigentliche Schlachtreihe vortraten.
Dieselben bildeten ein festes Korps und marschierten ohne
Gepäck, um stets zum Kämpfen bereit zu sein. In früherer Zeit bezeichnete man mit Antesignani bei einer Schlacht diejenigen Truppen,
welche vor den auf ihrem Platz verharrenden Feldzeichen (signa) des ersten Treffens standen.
(griech.), von Jak. Bernoulli angegebene ebene krumme Linie, welche von einer gegebenen Linie ebenso weit absteht
wie deren Evolute (s. d.), aber auf der entgegengesetzten Seite liegt.
Eine bandartig zusammengesetzte Anthemienreihe zierte ursprünglich die Hälse der Kapitäler
an den Anten (Stirnpfeilern) und Säulen des
[* 32] dorischen und ionischen Stils und wurde dann in der ganzen Tektonik, insbesondere
in der Gefäßbildnerei, allgemein. S. Tafel »Ornamente
[* 33] I«.
¶
Sie variiert mit Blütenköpfchen ohne Strahlenblüten, schmeckt aromatisch bitter und enthält ca. 0,5 Proz. gelbliches bis
bläuliches ätherisches Öl, welches aus einem Kamphen, wenig Angelikasäure und hauptsächlich aus dem
zu der letztern gehörenden Aldehyd besteht. Man benutzt die römische Kamille wie die gewöhnliche. Sie gelangte erst zu Ende
des Mittelalters, wie es scheint, aus Spanien nach Deutschland. Einen gelben Strahl hat Anthemis tinctoriaL. (Färberkamille), deren
kammförmige, doppelt fiederspaltige Blätter widerlich aromatisch riechen. Sie findet sich überall und
wurde früher als gelbe Färberpflanze bisweilen kultiviert. Einige Arten findet man als Zierpflanzen in Gärten.
(griech.), Blütenmonat, der achte Monat des attischen Jahrs, die zweite Hälfte unsers Februars und die
erste des März umfassend, so genannt von den Anthesterien, dem dreitägigen Wein- und Trinkfest, welches zu Ehren des
Dionysos
[* 42] jährlich vom 11. bis 13. Tag des Monats begangen ward.
(griech.), »Blumenschrift«,
Mitteilung mittels der Blumensprache. ^[= (im Orient Selam), die Kunst, durch natürliche Blumen Gedanken und Empfindungen auszudrücken ...]
im allgemeinen eine Sammlung vorzüglicher Erzeugnisse der
Litteratur, namentlich der poetischen; insbesondere Titel zweier großer Sammlungen aus den Schätzen der griechischen und
der römischen Dichtkunst (griechische und römische Anthologie). Sammlungen von Auf- oder Inschriften, mehr zu historischen als zu
poetischen Zwecken, waren bei den Griechen früh üblich. Nach einem allgemeinern Plan und zuerst in poetischem
Interesse faßte der Dichter Meleagros
[* 43] aus Gadara in Syrien (um 60 v. Chr.) epigrammatische und erotische Poesien von ihm selbst
und 46 andern Verfassern (darunter Archilochos, Alkäos, Anakreon, Simonides, Sappho, Erinna) in einen »Kranz« zusammen. Zu dieser
Sammlung fügte Philippos aus Thessalonika, wahrscheinlich unter Trajan, noch eine Epigrammenauswahl
von etwa 13 neuen Dichtern.
Weitere Sammlungen veranstalteten bald nachher Diogenianos aus Herakleia und Straton aus Sardes, dann im 6. Jahrh. n. Chr. Agathias
aus Myrina. Aus allen diesen jetzt verloren gegangenen Anthologien stellte im 10. Jahrh. Konstantinos
Kephalas zu Konstantinopel eine neue, umfassende Anthologie her, in welche aus allen frühern Sammlungen
das Beste aufgenommen und nach dem Inhalt in 15 Abschnitte verteilt ward. Diese Sammlung brachte derMönchMaximusPlanudes im 14. Jahrh.
in einen Auszug von 7 Büchern, der bis ins 17. Jahrh. von allen griechischen Anthologien allein bekannt war
und oft herausgegeben wurde (zuerst Flor. 1494 von Joh. Laskaris; verbessert und vermehrt von H. Stephanus,
Par. 1566, und noch oft wiederholt; meisterhafte lateinische Übersetzung von HugoGrotius in der Ausgabe von de Bosch, Utr.
1795-1822). Im J. 1606 entdeckte Salmasius in der pfälzischen Bibliothek zu Heidelberg
[* 44] eine Handschrift der ganzen Anthologie des Konstantinos
Kephalas nebst einigen Anhängen und nahm von den noch nicht in der Planudischen Anthologie enthaltenen
StückenAbschrift.
Nach dieser Abschrift des Salmasius gab Brunck die Sammlung zugleich mit andern epigrammatischen Dichtungen sowie den Bruchstücken
der Lyriker, den Bukolikern, den Hymnen des Kallimachos u. a. als »Analecta veterum poetarum«
(Straßb. 1772-76, 3 Bde.) heraus.
Das große Verdienst dieser Arbeit schmälerte die Willkür in der Behandlung des wenig gesicherten Textes.
Einen erneuerten Abdruck (mit Ausschluß von Theokrit u. a.) besorgte Fr. Jacobs unter dem Titel: »Anthologia graeca s. Poetarum
graec. lusus ex rec. Brunckii« (Leipz. 1794-1814, 13 Bde.)
unter Benutzung einer 1776 von Spaletti gefertigten, in Gotha
[* 45] befindlichen genauen Abschrift der pfälzischen
Handschrift, die sich damals in der vatikanischen Bibliothek zu Rom befand.
Hierher war sie mit den übrigen Schätzen der HeidelbergerBibliothek 1623 übergeführt worden, um 1793 nach Paris gebracht
zu werden und erst 1816 in ihre alte Heimat zurückzukehren. Nach Spalettis Abschrift gab dann Jacobs mit
unveränderter Ordnung die »Anthologia graeca ad fidem codicis olim Palatini etc.«
(Leipz. 1813-1817, 3 Bde.) heraus.
Eine spätere Ausgabe lieferte Dübner (Par. 1864-72, 2 Bde.).
Unter den Auszügen aus der griechischen Anthologie sind die von Weichert (Meiß. 1823),
Jacobs (Gotha 1826) und Meineke (Berl. 1842)
zu nennen. Einen ergänzenden Nachtrag von 241 inschriftlich erhaltenen Epigrammen brachte Welcker: »Sylloge
epigrammatum graecorum« (Bonn
[* 46] 1828-1829),
die neueste Sammlung der inschriftlichen Gedichte Kaibel: »Epigrammata graeca ex
lapidibus
¶
mehr
conlecta« (Berl. 1878). Übersetzungen größerer Partien der Anthologie besitzen wir von Jacobs in »Leben und Kunst der Alten« (Gotha
1824, 2 Bde.) und von Herder in den »Zerstreuten Blättern« (Teil 1 u.
2). Trotz des sehr ungleichen Gehalts der einzelnen Beiträge, aus denen die Anthologie besteht (es haben mehr als 300 Dichter
beigesteuert), ist dieser Liederschatz sowohl in poetischer Rücksicht als in Beziehung auf Sprache,
[* 48] Geschichte und Sitte der
Hellenen in verschiedenen Perioden ein unschätzbares Kleinod, welches uns für den Verlust so vieler lyrischer, namentlich
elegischer, Dichter einigermaßen schadlos hält.
Die römische Litteratur besitzt eine im Altertum schon veranstaltete Anthologie nicht. Einzig dem Zufall haben
wir zu verdanken, was sich außer den Werken einzelner Epigrammatiker Schätzbares erhalten hat, und erst Neuere haben daraus
nach dem Vorbild der griechischen eine römische Anthologie zu gestalten begonnen. Den ersten Grund dazu legte Jos. Scaliger durch
seine »Catalecta veterum poetarum« (Leiden
[* 49] 1573, wiederholt 1595 und 1617). Auf ihn folgt P. Pithöus mit
»Epigrammata et poemata vetera e codicibus et lapidibus collecta« (Par. 1590; wiederholt,
Leiden 1596, Genf
[* 50] 1619). Eine höchst reichhaltige, aber durchaus unkritische Sammlung von 1544 Nummern, in 6 Büchern nach dem
Stoff geordnet, veranstaltete P. Burmann der jüngere in seiner »Anthologia latina«
(Amsterd. 1759 u. 1773, 2 Bde.).
Den Versuch, die verschiedenen ältern und neuern Bestandteile auszuscheiden und zu ordnen, machte Meyer in der »Anthologia
veterum latinorum epigrammatum et poematum« (Leipz. 1835, 2 Bde.),
mit einigen neuen Nachträgen zusammen 1704 Nummern enthaltend. Die erste wirklich kritische Sammlung bietet Anthologie Rieses »Anthologia
latina« (Leipz. 1869-1870), welche 942 in Handschriften erhaltene Gedichte (allein aus der im 7. Jahrh.
angelegten Sammlung des Codex Salmasianus in Paris 380) nach der handschriftlichen Überlieferung gesondert bietet und so erst ein
kritisches und litterarhistorisches Urteil gestattet. Der dichterische Wert dieser Sammlungen ist nach ihren einzelnen Teilen
natürlich sehr verschieden. Viele Gedichte sind vortrefflich und wahre Zierden der römischen Poesie,
die meisten Mittelgut, eine bedeutende Zahl ohne Geist und Form. Eine die neue Anthologie als zweiter Band
[* 51] ergänzende Sammlung der
metrischen Inschriften ist von Bücheler in Aussicht gestellt. - Unter den übrigen Litteraturen zeichnen sich die arabische,
persische und türkische durch ihren Reichtum an Anthologien aus; am bekanntesten ist die arabische Hamâsa
(s. d.). Von den alttestamentlichen Büchern wird man die Psalmensammlung auch für ein solches Werk halten müssen.
(griech.), in der griech. Kirche das Buch, worin die an Fest- und Heiligentagen abzusingenden Officia (Hymnen,
Gebete und Lektionen) für das ganze Jahr, nach den Monaten verteilt, enthalten sind.
Mineral aus der Ordnung der Silikate (Hornblendereihe), kristallisiert rhombisch, findet sich derb in
breitstängeligen Aggregaten, ist braun bis gelblichgrau mit perlmutter- bis glasglänzenden Spaltungsflächen, stark pleochroitisch,
Härte 5,5, spez. Gew. 3,10-3,22.
Anthophyllit ist Magnesiumeisensilikat von der Zusammensetzung RSiO3 mit gewöhnlich stark vorherrschendem Magnesium und
etwas Mangan. Er entspricht dem Bronzit (und Hypersthen) in der Augitreihe.
L. (Ruchgras), Gattung aus der Familie der Gramineen,
[* 55] mit ährenartiger, fast gleichseitiger Rispe, einblütigen
Ährchen
[* 56] u. ungleichen Hüllspelzen, von denen die obern eine geknickte, gedrehte Granne besitzen. Anthoxánthum odoratumL. (Goldgras s.
Abbildung), fußhoch, häufig auf leichtem, trocknem Boden, enthält Cumarin, erteilt dem Heu den bekannten
meliloten-artigen Geruch und ist, gleichsam als Gewürz, ein Futtergras erster Klasse.
(v. griech. anthrax, Kohle) C14H10 findet sich im Steinkohlenteer und wird aus den
am schwersten flüchtigen Destillationsprodukten desselben gewonnen. Man erhält bei der Verarbeitung
des Teers, nachdem das Leichtöl, das Karbolöl und das Schweröl übergegangen sind und die Temperatur auf 270° gestiegen
ist, bei weiterm Erhitzen das rohe Anthracenöl, welches beim Erkalten zu einer grünlichgelben Masse erstarrt und neben Anthracen mehrere
andre schwer flüchtige Kohlenwasserstoffe (Phenanthren, Naphthalin, Chrysen etc.) enthält.
Diese Kohlenwasserstoffe scheiden sich nach einigen Tagen ziemlich vollständig aus, werden auf Filterpressen oder Zentrifugalmaschinen
von dem flüssig gebliebenen Öl getrennt, dann auf warmen hydraulischen Pressen gepreßt, gepulvert und in der Wärme
[* 57] mit leichtestem
Teeröl oder Petroleumäther gemischt. Diese Lösungsmittel nehmen nicht nur den Rest des Öls
[* 58] auf, sondern lösen
auch einen Teil der festen Kohlenwasserstoffe, namentlich das Phenanthren, und hinterlassen ein ziemlich reines (70proz.)
Anthracen, welches aber, um es der weitern Bearbeitung zugänglicher zu machen, noch in einen Zustand äußerst feiner
Verteilung übergeführt wird.
Man erhitzt es in einer flachen PfanneC (s. Figur) zum Schmelzen, bringt durch die Flamme
[* 59] des HerdesA den
im Rohr B zugeleiteten Wasserdampf auf 220-240° und läßt ihn aus zahlreichen Löchern dieses Rohrs in das geschmolzene Anthracen einströmen.
Die sich entwickelnden Anthracendämpfe werden durch den Dampf
[* 60] in das RohrF und weiter in die Kammer D getrieben, in welcher
ein aus der Brause H strömender feiner Regen das in Form eitler weißen, zarten, feinblätterigen Masse
niederschlägt. Durch E wird die Pfanne C gefüllt. Das Anthracen bildet farblose, geruch-
¶
mehr
und geschmacklose Tafeln, ist unlöslich in Wasser, schwer löslich in Alkohol, leichter in Äther, Benzol und Schwefelkohlenstoff,
schmilzt bei 214° und destilliert unzersetzt. Es wird von Salpetersäure oder Chromsäure in Anthrachinon C14H8O2
verwandelt und gibt mit Brom in gelben Nadeln
[* 62] kristallisierendes Bibromanthracen C14H8Br2 mit
welchem Salpetersäure leicht Anthrachinon bildet. Schwefelsäure
[* 63] löst Bibromanthracen zu Bisulfobibromanthracensäure
C14H8Br22SO3 ^[C14H8Br22SO3], welche durch Oxydation in Anthrachinondisulfosäure übergeht.
Letztere bildet sich auch direkt beim Erwärmen von Bibromanthracen mit rauchender Schwefelsäure. Das Anthrachinon bildet
gelbliche Nadeln, ist unlöslich in Wasser, schwer löslich in Alkohol und Benzol, reagiert neutral, schmilzt bei 273°, gibt
mit Ätzkali geschmolzen Benzoesäure und mit Brom Bibromanthrachinon C14H8Br2O2 . Sowohl
diese Verbindung als auch die Anthrachinondisulfosäure C14H6O2(SO3H)2 ^[C14H6O2(SO3H)2] liefern
beim Erhitzen mit KalihydratBromkalium und Alizarin C14H6(OH)2 ^[C14H6O2(OH)2], den Farbstoff des Krapps.
Wegen dieser Reaktionen wird Anthracen im großen fabriziert und zur Darstellung von Alizarin benutzt; auch andre Farbstoffe sind bereits
daraus gewonnen worden (s. Alizarin). Anthracen wurde 1831 von Dumas und Laurent im Steinkohlenteer entdeckt, gewann
aber erst praktische Bedeutung, als Gräbe und Liebermann nachwiesen, daß es die Muttersubstanz des Alizarins sei. Man kann
annehmen, daß gegenwärtig in Deutschlandca. 1400 Ton. Reinanthracen von den Alizarinfabrikanten verarbeitet werden. Hiervon
liefern die deutschen Teerdestillationen etwa 200 T.; der Rest kommt wesentlich aus England.
(Kohlenblende), älteste fossile Kohlenart von eisenschwarzer, zuweilen ins Grauschwarze übergehender Farbe,
muscheligem Bruch, stark metallischem Glasglanz, häufig mit Anlage zu schaliger Absonderung. Das spezifische Gewicht beträgt
1,4-1,7, seine Härte 2-2,5. Auf den Spaltungsflächen läuft er häufig in schönen
Regenbogenfarben an, verliert in der Rotglühhitze an Glanz nur wenig, zerspringt aber und zerfällt beim Erkalten in kleine
Stückchen. Er ist sehr schwer entzündlich, entwickelt aber, einmal im Brand, bei großem Verbrauch von Sauerstoff eine sehr
intensive Hitze ohne Bildung von Rauch oder bituminösem Geruch.
Rußland, noch weit mehr aber China
[* 74] besitzen große Lager
[* 75] ausgezeichneten Anthracits. Die Zwischenlager erreichen zuweilen
eine Mächtigkeit von 30, die Anthracitflöze selbst eine Stärke
[* 76] von 4-16 m. Bis vor kurzem nannte man
Anthracít taube Kohle, und da man daran zweifelte, diese je bei pyrotechnischen Prozessen in Anwendung zu bringen, blieben die reichsten
Lager unbebaut. Erst in neuerer Zeit wurden in allen den Fällen, wo eine große intensive Hitze erforderlich ist, glänzende
Resultate mit Anthracít erzielt. Namentlich fand man den Anthracít für den Hochofenbetrieb
sehr geeignet, und in England und Nordamerika sind jetzt eine Menge Eisenwerke auf die Anwendung desselben basiert.
mehrjährige, rauhhaarige, selten kahle Kräuter mit fiederig, fast dreizählig zusammengesetzten Blättern, fehlenden oder
ein- bis zweiblätterigen Hüllen, vielblätterigen Hüllchen, weißen Blüten und geschnäbelter Frucht. ZehnArten auf der nördlichen
Erdhälfte.
Anthriscus sylvestrisHoffm. (Wiesenkerbel, Pferdekümmel), ein ausdauerndes Gewächs mit meist 1 m und darüber hohem, gefurchtem
Stengel, glänzenden, doppelt oder auch dreifach gefiederten Blättern und meist 8-16strahliger Dolde,
auf Wiesen, an Rainen, in Hecken, auf Schutt etc. sehr gemein, riecht frisch unangenehm gewürzhaft und schmeckt bitterlich
scharf, wird aber vom Vieh ohne Schaden gefressen.
Anthriscus cerefoliumHoffm. (Gartenkerbel), ein einjähriges Gewächs mit 30-60
cm hohem, ästigem, nur an den Knoten fein behaartem, zart gerilltem Stengel, dreifach gefiederten, unten
sparsam behaarten Blättern und meist drei- bis sechsstrahliger Dolde, ist in Südeuropa heimisch, bei uns verwildert und
wird in Gärten, namentlich in einer krausblätterigen Varietät, kultiviert. Man säet durch das ganze Jahr, etwa alle 6-8
Wochen in 20 cm entfernte Reihen 2 cm tief. Boden und Lage sind gleichgültig, frischer Dünger geliebt. Das
Kraut riecht und schmeckt angenehm gewürzhaft und dient als Küchengewürz. Die Samen
[* 83] enthalten ätherisches Öl. Anthriscus vulgaris
Peers. (gemeiner Kerbel) ist der vorigen Art ähnlich, riecht und schmeckt aber weniger angenehm.
(griech.), göttliche Verehrung menschlicher Wesen, wurde von den Christen den Heiden vorgeworfen, weil
diese ihre Heroen, namentlich auch die römischen Kaiser, vergötterten, dieser Vorwurf aber von den Heiden den Christen wegen
ihrer göttlichen Verehrung des »Menschen« Jesus zurückgegeben.
(griech.), die Lehre
[* 84] vom Menschen im allgemeinen, vom Standpunkt des Naturforschers aus betrachtet und
ergründet, und somit die Naturgeschichte des Menschen. Als solche umfaßt sie alle Disziplinen, welche sich mit dem Menschen
als Untersuchungsobjekt beschäftigen. Man kann die Anthropologie einteilen in: 1) somatische Anthropologie; Gegenstand ist
der Körper des Menschen, Hilfswissenschaften sind ihr die Anatomie und Physiologie;
2) psychische Anthropologie; sie beschäftigt sich mit den geistigen Eigenschaften des Menschen je nach ihren durch Abstammung und Geschlecht
bedingten Besonderheiten;
3) historische Anthropologie; sie umfaßt alles, was sich auf die Entstehung und Entwickelung des Menschengeschlechts
in seiner Gesamtheit wie in seinen einzelnen Rassen und Völkern bezieht; als Hilfswissenschaften dienen ihr alle andern,
soweit sie Licht
[* 85] auf ihr Objekt, den Menschen, zu werfen vermögen.
1) Die somatische Anthropologie (auch anatomische Anthropologie genannt) erörtert die Eigenschaften des menschlichen Körperbaues in seinen verschiedenen
durch Rasse, Geschlecht und Abstammung bedingten Eigentümlichkeiten und Abweichungen. Diese Eigentümlichkeiten
können in allen Organsystemen ihren Ausdruck finden, vorwiegend aber sind es die die äußere Erscheinung beeinflussenden,
am meisten in die Augen springenden, wie Haar-, Augen-, Hautbeschaffenheit und -Farbe sowie der die Gestalt bedingende knöcherne
(Skelett-) Bau.
Von letzterm steht wieder der Schädel als Sitz
des höchsten Organs, des Gehirns, sowie der höhern Sinnesorgane
und als Grundlage der charakteristischen Gesichtsbildung obenan. Daher ist die Schädellehre
[* 86] (Kraniologie) der wichtigste Teil
der somatischen Anthropologie, wobei von wesentlichem Einfluß der Umstand ist, daß Rassenschädel noch am leichtesten
beschafft werden können. Durch Vergleich und Zusammenstellung der so gewonnenen Einzelbeobachtungen sind
die Rasseneigentümlichkeiten, d. h. die naturhistorischen Charaktere, der Völker und Stämme gegeben.
Dieses Gebiet deckt sich daher zum Teil mit dem der Ethnologie. Mittel der somatischen Anthropologie sind einerseits möglichst zutreffende
Beschreibung, anderseits Messung, d. h. die in Zahlen ausgedrückten Größenverhältnisse gewisser Körperteile zu einander
oder verschiedener Dimensionen eines Körperteils unter sich. Beide Richtungen werden durch möglichst
exakte bildliche Darstellung (besonders sogen. geometrische Zeichenmethode, mit Hilfe des Lucaeschen Zeichenapparats, Anwendung
der Photographie, Gipsabgüsse etc.) unterstützt.
Gewisse mehr oder weniger allgemein angenommene Bezeichnungen für Haar- und Augenfarbe, Farbenskalen, um danach die verschiedenen
Hautfärbungen zu bestimmen, suchen eine möglichste Übereinstimmung in den Grundprinzipien der Einzelbeobachtungen
zu erzielen. Demselben Zweck dient für die Körpermessung die Annahme ganz bestimmter und leicht wieder aufzufindender Ausgangspunkte
für die einzelnen Maßrichtungen, namentlich am skelettierten Schädel, wie Knochenvorsprünge, Höhlen oder Öffnungen.
Auf diesem Gebiet herrscht noch vielfach Willkür und findet sich eine oft verwirrende Menge von verschiedenen Maßen
und Durchmessern. Neuerdings hat man sich jedoch bemüht, wenigstens für Deutschland eine Einigung herzustellen, indem durch
gemeinsame Thätigkeit einer Anzahl hervorragender Anthropologen ein Maßschema vereinbart wurde. Die Lehre von diesen Schädelmaßen
heißt Schädelmessung (Kraniometrie); sie ist an die Stelle der alten oberflächlichen Methode der bloßen Schädelbetrachtung
oder Kranioskopie getreten, deren krankhafter Auswuchs die Phrenologie (s. d.) war.
2) Die psychische Anthropologie (Menschenseelenkunde) kommt, insofern sie das geistige und gemütliche Wesen des Menschen nach naturwissenschaftlicher
Methode behandelt, mit der Psychologie (s. d.) als »Erfahrungsseelenlehre« überein, unterscheidet sich aber von dieser dem
Umfang nach, indem sie sich auf die menschlichen Seelenerscheinungen beschränkt, während letztere
z. B. als »Tierpsychologie« auch die tierischen umfaßt. Dieselbe ist, je nachdem sie das psychische Wesen des Menschen überhaupt
oder das des einer besondern Rasse, einem gewissen Stamm oder VolkAngehörigenMenschen nach seiner spezifischen Eigentümlichkeit
zum Gegenstand wählt, entweder allgemeine (Menschheits-) oder besondere Anthropologie (Volksseelenkunde), welche
letztere als vergleichende Betrachtung und Beschreibung der psychischen Eigenschaft verschiedener Völkerschaften
zur »vergleichenden Anthropologie« (Völkerpsychologie) führt, von welcher, je nachdem die Mannigfaltigkeit der Äußerungen der Volksseele
in Religion, Sprache, Sitte und Lebensweise gesondert im Auge
[* 87] behalten wird, die vergleichende Religions- und vergleichende Sprachwissenschaft
sowie die vergleichende Ethnographie
[* 88] Zweige ausmachen. Wird hierbei das Hauptgewicht auf denjenigen Teil
der psychischen Menschennatur gelegt, der (wie das Naturell [s. d.] oder Temperament [s. d.]) unmittelbar durch dessen physische
Beschaffenheit¶