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Präparierübungen (3. Aufl., Leipz. 1873); Moisisovics, Leitfaden bei zoologisch-zootomischen Präparierübungen (das. 1879).
Präparierübungen (3. Aufl., Leipz. 1873); Moisisovics, Leitfaden bei zoologisch-zootomischen Präparierübungen (das. 1879).
Apparat, der Inbegriff aller Instrumente (Messer, [* 2] Nadeln, [* 3] Spritzen etc.) und Substanzen (zum Einspritzen etc.), deren der Anatom bei den Zergliederungen des Körpers bedarf.
Besteck, ein Etui, in welchem sich die zur Zergliederung des Menschen- und Tierkörpers nötigen Werkzeuge [* 4] befinden: Messer, Scheren, [* 5] Haken, Nadeln etc.
Musēum, Museum, in welchem anatomische Präparate (s. d.) von den höhern Tieren, speziell vom Menschen, aufbewahrt und zur Schau gestellt sind. An jeder Universität befindet sich ein solches und steht unter der Leitung des ordentlichen Professors der Anatomie. Wandernde anatomische Museen zeigen vielfach nur Darstellungen der Teile des menschlichen Körpers in Wachsnachbildungen, sind in der Regel von sehr zweifelhaftem Nutzen und erregen in dem sie besuchenden Publikum nur selten richtige Vorstellungen über die anatomischen Verhältnisse. Anatomische Präparate von niedern Tieren finden sich in den »zoologischen Museen« (s. d.) vor.
Theater, [* 6] bühnenartig gebauter Hörsaal für anatomische Kollegia.
(griech.), Verwechselung in betreff des Orts. ^[= # (das und der), ein altgerman. Wort, das ursprünglich Spitze, scharfe Ecke, dann Anfangs- oder ...]
(griech., lat. Usurae usurarum), Zinseszins, Zinsenverzinsung, im allgemeinen das Schlagen der rückständigen Zinsen zum Kapital am Schluß des Jahrs (Anatocismus anniversarius), was nach altrömischem Recht gestattet war, bis Justinian dies Verfahren verbot, um das hohe und schnelle Anwachsen der Kapitalien zu verhindern. Anatozismus conjunctus heißt es, wenn die rückständigen Zinsen zum Kapital geschlagen (im gemeinen Recht als Wucher verboten), Anatozismus separatus, wenn die Zinsen, als neues verzinsliches Kapital, dem Schuldner gelassen werden.
Das deutsche Handelsgesetzbuch gestattet den Anatozismus für den Kontokorrentüberschuß bei Kaufleuten und das preußische Allgemeine Landrecht außerdem bei zweijährigen und ältern Zinsrückständen und bei sogen. Judikatszinsen. Im übrigen überläßt § 4 des Reichsgesetzes über vertragsmäßige Zinsen vom die Frage des Anatozismus dem Landesrecht. So gewähren Zinskoupons nach preußischem Recht in der Regel keinen Anspruch auf Verzugszinsen. Die vertragsmäßige Ausbedingung von Zinseszinsen ist dagegen nach Aufhebung der Wuchergesetze nicht verboten, wenigstens sind solche Verbote enthaltende landesgesetzliche Bestimmungen leicht zu umgehen, sofern nur nicht die Strafbestimmungen des Gesetzes, betreffend den Wucher, vom in Anwendung kommen können.
griech. Philosoph der ionischen Schule, geb. 500 (nach andern 534) v. Chr. zu Klazomenä in Ionien, stammte aus reicher und vornehmer Familie, zog sich aber freiwillig von dem öffentlichen Leben zurück, um sich ausschließlich dem wissenschaftlichen Nachdenken zu widmen. 40 Jahre alt, siedelte er aus seiner Heimat nach Athen [* 7] über, wo er der Freund des Perikles und des rationalistischer Denkweise zugeneigten Euripides ward und möglicherweise sogar von dem um 30 Jahre jüngern Sokrates gehört worden ist.
Seine Lehre [* 8] bestand in einer qualitativen Atomistik, die mit jener der heutigen Chemie darin Ähnlichkeit [* 9] besitzt, daß sie wie diese die Verschiedenheit der Naturkörper auf untereinander verschiedene unveränderliche Grundstoffe zurückführt und dieselben danach in gleichartig (aus homogenen) und ungleichartig (aus heterogenen Teilchen) zusammengesetzte einteilt. Für jene hat Aristoteles, dem wir diese Nachrichten verdanken, den Ausdruck: Homöomerien angewendet. Im Urzustand (Chaos), lehrte Anaxagoras, war überall das Verschiedenartigste durcheinander gemengt; erst allmählich trat eine Sonderung ein, wodurch Gleiches mit Gleichem (Luftartiges mit Luftartigem, Gold [* 10] mit Gold) vereinigt, Ungleiches von Ungleichem (Metall von Gestein) ausgeschieden wurde.
Doch geschah dies nicht vollständig, sondern in jedem auf diesem Wege gewordenen Naturkörper ist neben dem Gleichartigen, welches das Vorwiegende und nach dem das Ding (z. B. Gold) genannt ist, auch etwas ihm Fremdartiges, aber dadurch eben mit andern Naturkörpern Gemeinsames anzutreffen, d. h. alle wirklichen Dinge sind ihrer (qualitativen) Verschiedenheit unbeschadet auch untereinander verwandt. Urheber der Sonderung, durch welche das anfängliche Chaos zum Kosmos, d. h. zum geordneten Weltall, ward, ist nun nach der hierin von seinen teils hylozoistischen, teils pantheistischen, teils materialistischen Vorgängern abweicht, der weltordnende, von den stofflichen Dingen wesenhaft unterschiedene, über den Stoff mächtige Geist (nus), das ideelle, einheitliche und intelligente Bewegungsprinzip (Gott).
Durch dasselbe einmal erregt, verbreitet sich die Bewegung in dem unendlichen bildsamen Stoff immer weiter, wobei sich infolge des (kreisförmigen) Umschwungs die äußersten peripherischen Teile desselben, das Firmament und die Gestirne, von dem übrigen ablösen und ihre Rotation um die im Mittelpunkt ruhende walzenförmige und von der Luft getragene Erde unablässig fortsetzen. Auch die Meteorsteine, [* 11] z. B. der im Altertum berühmte von Ägospotamoi, sind nach. Anaxagoras nichts andres als im Umschwung begriffene Steinmassen, welche infolge allmählich nachlassender Schwungkraft [* 12] auf die Erde herabfallen.
Dieses gegen alle Mantik und Wahrsagerei (aus den Gestirnen) feindselige Bemühen, sämtliche Naturerscheinungen auf natürliche Ursachen zurückzuführen, brachte den Anaxagoras seiner dem Theismus günstigen Lehre vom Nus ungeachtet in den bei seiner Bekämpfung der polytheistischen Volks- und Staatsreligion sehr erklärlichen Verdacht der Gottlosigkeit und zog ihm eine nach Meinung einiger vielmehr auf seinen Beschützer Perikles gemünzte Anklage zu, von deren Folgen ihn dieser mit Mühe befreite. Anaxagoras ging hierauf ins Exil nach Lampsakos, wo er 428 starb. Seine eignem Schriften, worunter eine im Altertum vielgelesene: »Über die Natur«, sind verloren gegangen. Ihre Fragmente haben Schaubach (Leipz. 1827) und Schorn (Bonn [* 13] 1829) gesammelt.
Vgl. Zévort, Anaxagore, sa vie et sa doctrine (Par. 1843);
Breier, Die Philosophie des Anaxagoras (Berl. 1840);
Gladisch, Anaxagoras und die Israeliten (Leipz. 1864).
griech. Philosoph der ionischen Schule, angeblich der nächste Schüler des Thales, war 611 zu Milet geboren und starb nach 547 v. Chr. Er ging wie sein Lehrer von der Annahme eines Grundstoffs aus, aus welchem alles entstehe, und in welcher es wieder zurückkehre, betrachtete aber nicht wie dieser eins (das Wasser) der vier sinnenfälligen Elemente (Wasser, Luft, Feuer und Erde) als solchen, sondern die allem Sinnenfälligen zwar zu Grunde liegende, selbst aber nicht sinnenfällige Urmaterie, welche er, weil sie ihrer Beschaffenheit nach unbestimmt, ihrer Ausdehnung [* 14] nach unendlich gedacht werden müsse, apeiron (»das Unbegrenzte«) nannte. Aus derselben geht das Begrenzte, d. h. sowohl seiner Beschaffenheit ¶
als seiner Ausdehnung nach Bestimmte (die Welt der besondern Naturdinge),
durch Aussonderung der elementaren Gegensätze des Warmen und Kalten, des Feuchten und Trocknen vermöge der ewigen demselben innewohnenden Bewegung hervor, und in dieselbe kehrt es »nach der Ordnung der Zeit« zurück, so daß eine endlose Aufeinanderfolge entstehender und vergehender Weltbildungen sich ergibt. Zu erwähnen ist noch, daß sich bei Anaximándros die erste Erwähnung einer elternlosen Zeugung findet, indem die Erde lebende, aus Wasserblasen hervorgehende Wesen gebiert.
Auch der Mensch ist ihm zufolge aus dem Tier hervorgewachsen, bewohnte anfangs in Fischgestalt das Wasser und ging später aufs Trockne über, wo er zur menschlichen Form ausreifte. Des Anaximándros Schrift »Über die Natur«, angeblich die erste philosophische der griechischen Litteratur, ist bis auf sehr dürftige Bruchstücke verloren.
Vgl. Schleiermacher, über die Lehre des Anaximándros (Berl. 1815);
Michelis, De Anaximandri infinito (1874);
Teichmüller, Studien zur Geschichte der Begriffe (Berl. 1876);
griech. Philosoph der ionischen Schule, Schüler des Anaximandros, geboren zu Milet, gestorben um 500 v. Chr. Er hielt nach der Analogie des tierischen, durch Luft und Atmung bedingten Lebens die atmosphärische Luft für das Lebensprinzip des Universums. Aus derselben geht ihm zufolge durch Verdünnung das Feuer, durch Verdichtung dagegen in absteigender Reihe Wasser, Erde und Gestein hervor. Wie unsre Seele, sagt das einzige echte Bruchstück seiner verloren gegangenen Schrift »Über die Natur«, Luft seiend, uns zusammenhält, so umfaßt Hauch und Luft die ganze Welt. In Übereinstimmung hiermit soll Anaximenes auch gelehrt haben, daß die im Mittelpunkt des Weltalls ruhende Erde als eine breite Fläche von der Luft getragen werde.
Vgl. Teichmüller, Studien zur Geschichte der Begriffe (Berl. 1876).
s. Barsch. ^[= (Perca L.), Fischgattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Barsche (Percoidei ...]
(Adoration), eine bei den Morgenländern gewöhnliche Ehrenbezeigung und Begrüßungsart der Fürsten und hohen Personen, die darin bestand, daß der Grüßende sich auf die Kniee warf und mit der Stirn den Boden berührte, auch den Saum des Gewands oder die Füße des Betreffenden küßte. Alexander d. Gr. behielt das Zeremoniell nach der Eroberung des Perserreichs bei; danach adoptierten es die römischen Kaiser und nach ihnen die Päpste in dem seit dem 9. Jahrh. von ihnen geforderten Fußkuß.
Aus dem bürgerlichen Leben ging jene Ehrenbezeigung frühzeitig in den christlichen Kultus über; man übte solche Zeremonien besonders vor den Bildern Christi und der Heiligen, indem man die Ehre, die ihnen erwiesen wurde, auf die Urbilder bezog. Die hierin begründete feine Unterscheidung zwischen Anbetung Christi und Verehrung der Bilder hat die Kirche theoretisch immer festgehalten, aber das Volksbewußtsein um so weniger, als jene Ehrenbezeigungen fast aus der Sitte und dem Verkehr der Menschen untereinander verschwanden (s. Bilderdienst). Die der Hostie, d. h. die Kniebeugung vor derselben, ist durch Honorius III. (gest. 1227) eingeführt worden, seitdem gemäß der Brotverwandlungslehre in der Hostie der wahrhaft und leiblich gegenwärtige Christus angeschaut wurde. Ewige Anbetung heißt die mancherorts bestehende Einrichtung, daß zu jeder Zeit nach bestimmter Ordnung eine betende Person in der Kirche sei.
s. Leberegelkrankheit. ^[= (Fäule, Verhüten, Bleichsucht, Egelseuche, Distomatosis, Cachexia ictero-verminosa ...]
ein Departement der südamerikan. Republik Peru, [* 16] an der Küste des Großen Ozeans bis zum Oberlauf des Marañon, mit einem Areal von 49,898 qkm (906,2 QM.) und (1876) 284,091 Einw. Ancachs wird im N. durch Libertad, im S. durch Lima [* 17] und im O. durch Junin und Huanuco begrenzt und zerfällt in sieben Provinzen. Hauptstadt ist Huaraz am Rio [* 18] Santo, [* 19] mit vielbesuchten Bädern und 4900 Einw. Durch das fruchtbare Thal [* 20] von Recuay (3379 m) führt eine 280 km lange Eisenbahn zum Hafenplatz Chimboli (s. Peru).
(spr. angß'loh), Jacques Arsène Polycarpe, franz. dramatischer Dichter, geb. zu Havre, [* 21] wurde bei der Marineverwaltung angestellt, beschäftigte sich aber eifrig mit Litteratur und wurde, nachdem er 1819 durch die Tragödie »Louis IX« seinen Dichterruf begründet hatte, zum Bibliothekar am Arsenal ernannt. Im J. 1826 ging er als Begleiter des Marschalls Marmont zur Kaiserkrönung nach Petersburg [* 22] und veröffentlichte 1827: »Six mois en Russie«, ein Gemisch aus Prosa und Versen, und den Roman »L'homme du monde« (4 Bde.), den er im folgenden Jahr zu einem Melodram verarbeitete.
Nachdem er durch die Julirevolution Amt und Pension verloren hatte, brachte er eine Menge kleiner Komödien und Vaudevilles auf die Bühne, die aber nur geringen Wert haben. Seine Tragödie »Maria Padilla« öffnete ihm 1841 die Pforten der Akademie. Seine »Épîtres familières« zeichnen sich durch Eleganz und feine Satire aus. Er starb Ancelot hat seine Erfolge weniger der Vortrefflichkeit seiner Werke zu verdanken als den Anstrengungen seiner Partei, welche in ihm den konsequenten Gegner der romantischen Schule und den begeisterten Anhänger der Klassizität ehrte. Er hat sich außerdem um den Schutz des litterarischen Eigentums wohlverdient gemacht.
(spr. angß'nih), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Niederloire, an der Loire und der Orléansbahn, hat Reste eines Schlosses, Fabriken für Zucker [* 23] und landwirtschaftliche Instrumente, Handel mit Landesprodukten und (1881) 4759 Einw.
(lat., »schwankend, mittelzeitig«),
in der Metrik eine Silbe, die sowohl lang als kurz gebraucht werden kann, bezeichnet mit ^ (s. Prosodie).
io sono pittōre! (ital., spr. ank io-, »auch ich bin Maler!«),
oft citierter Ausspruch, den Correggio bei einer Anwesenheit in Bologna selbstbewußt vor dem Bilde der heil. Cäcilia von Raffael gethan haben soll.
trojan. Heros, ein Sproß aus altem Königsgeschlecht, welches seinen Ursprung auf Zeus [* 24] zurückführte, Herrscherin Dardanos am Ida, durch Aphrodite [* 25] Vater des Äneas.
Die Göttin hatte ihm verboten, das gepflogene Liebesverhältnis kundwerden zu lassen.
Da er sich aber einst des vertrauten Umgangs mit derselben rühmte, ward er von Zeus mit dem Blitz getroffen.
Als Troja [* 26] in Flammen aufging, trug der fromme Äneas den gelähmten Vater aus der Stadt und flüchtete mit ihm nach Italien; [* 27]
doch starb Anchises unterwegs.
s. Grias. ^[= L., Gattung aus der Familie der Myrtaceen. G. cauliflora L. (Anschovisbirne), in Jamaica, ein ...]
s. Anschovis. ^[= (Engraulis C. V.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Heringe ...]
s. Alkannarot. ^[= (Alkannin, Anchusin) C35H40O8, Farbstoff in der Wurzel von Alkanna tinctoria, ...]
s. Alkannarot. ^[= (Alkannin, Anchusasäure) C35H40O8, Farbstoff in der Wurzel von Alkanna tinctoria, ...]
duodenāle Dubini (Dochmius anchylostomum Molin), ein 10-18 mm langer Rundwurm aus der Familie der Strongyliden, welcher sich im Zwölffingerdarm und obern Dünndarm des Menschen vorfindet, beißt sich in die Schleimhaut fest und verursacht dadurch eine Blutung; er kommt selten einzeln, meist zu Tausenden im Darm [* 28] vor und ¶
bewirkt Blutarmut seines Wirts. Er findet sich hauptsächlich in den Nilländern und erzeugt die unter dem Namen der ägyptischen Chlorose bekannte Krankheit. Auch in Italien und Brasilien [* 30] tritt der Wurm [* 31] auf, und neuerdings wurde nachgewiesen, daß er die auch in Deutschland [* 32] beobachtete, oft in dauerndes Siechtum stürzende und nicht selten tödliche Ziegelbrenneranämie erzeugt. Die Larve des Wurms scheint auf den Ziegelfeldern einen besonders günstigen Entwickelungsboden zu finden.
(franz. Ancienneté), Dienst-, Amts-, Rangalter, Dienstalterfolge. Das Dienstalter wird nach den meisten europäischen Heerverfassungen prinzipiell in allen Subalternoffiziergraden berücksichtigt bis zum Major, indem alsdann die größere oder geringere persönliche Befähigung für ferneres Avancement entscheiden soll; doch ist in großen Armeen auch schon für jüngere Kräfte die Möglichkeit eines Umgehens der Anciennität geboten. Militärisch wird die Anciennität nach dem Tag der letzten Beförderung, bei Offizieren nach der Datierung des Patents berechnet. Im Gefecht ist die Anciennität für die Übernahme des Kommandos wichtig, wenn der Kommandeur einer Truppe gefallen ist. Im Zivildienst wird auf die Anciennität bei dem Aufrücken in höhere Gehaltsstufen Gewicht gelegt, auch bestimmt sich danach die Reihenfolge der in gleichem Rang stehenden Beamten u. dgl.
régime (franz., spr. angßjäng reschihm, »alte Regierungsform«),
die Zeit vor der französischen Revolution.
(lat.), kleiner, länglichrunder Schild, [* 33] insbesondere der, welcher zu Numas Zeit in Rom [* 34] vom Himmel [* 35] herabgefallen sein sollte, und an dessen Besitz die Weltherrschaft geknüpft war. Um dessen Entwendung zu verhüten, ließ Numa elf demselben ganz ähnliche Schilde (ancilia) durch den wunderbar begabten Künstler Veturius Mamurius verfertigen, in der, Regia aufhängen und unter Aufsicht der Salier stellen.
Diese trugen die Schilde auch alljährlich in feierlicher Prozession durch die Stadt.
Die Zwölfzahl der Ancilien versinnbildlicht vermutlich die zwölf Monate.
(spr. angssijong), 1) Charles, Jurist und Diplomat, geb. zu Metz, [* 36] studierte in Marburg, [* 37] Genf [* 38] und Paris [* 39] und war 1685 Parlamentsadvokat zu Metz. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes [* 40] folgte er seinem Vater, der 1692 als Prediger der französisch-reformierten Gemeinde zu Berlin [* 41] starb, in diese Stadt, wo ihn der Kurfürst zum Gerichtsvorstand der französischen Kolonie und 1691 zum Gesandten in der Schweiz [* 42] und beim Markgrafen von Baden-Durlach ernannte. Im J. 1699 kehrte Ancillon nach Berlin zurück und wurde Historiograph des Königs. Er starb als Polizeidirektor in Berlin. Seine »Histoire de l'établissement des Français réfugiés dans les états de l'Electeur de Brandebourg« (Berl. 1690) bewog noch viele französische Protestanten zur Niederlassung in Brandenburg. [* 43] Ferner schrieb er: »L'irrévocabilité de l'édit de Nantes« (Amsterd. 1688);
»La France intéressée à rétablir l'édit de Nantes« (das. 1690);
»Histoire de Soliman II« (Rotterd. 1706) u. a.
2) Johann Peter Friedrich, preuß. Staatsmann, Urenkel des vorigen, geb. zu Berlin, studierte in Genf Theologie und wurde 1790 Prediger der französischen Gemeinde zu Berlin, 1792 zugleich Professor der Geschichte an der Kriegsakademie, 1803 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und königlicher Historiograph, nachdem er sich durch sein »Tableau des révolutions du système politique de l'Europe depuis le XV. siècle« (1803, 4 Bde.; neue Aufl. 1824) als tüchtigen Historiker bewährt hatte. Im J. 1809 wurde er zum Staatsrat im Departement des Kultus ernannt und 1810 zum Erzieher des Kronprinzen, nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm IV., berufen, dessen Neigung zur nebelhaften Romantik und zum nervösen Subjektivismus er freilich nur steigerte, statt sie zu bekämpfen, so daß er an den unglücklichen Ergebnissen der Regierung seines Zöglings wesentliche Schuld trägt.
Von diesem seinem neuen Wirkungskreis völlig in Anspruch genommen, gab Ancillon das Predigtamt und die Professur auf. Nachdem er 1813 und 1814 seinen Zögling ins Feld begleitet hatte, trat er als der Kronprinz majorenn wurde, von seiner Stellung als Prinzenerzieher zurück und ward als Wirklicher Geheimer Legationsrat in das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten berufen, womit seine eigentliche politische Laufbahn begann. Bei der 1817 erfolgten Errichtung des Ausschusses für die Bearbeitung und Einführung der provinzialständischen Verfassung und des Oberzensurkollegiums wurde Ancillon als Mitglied hinzugezogen.
Auch ward er zum Mitglied des Staatsrats ernannt, als diese oberste Staatsbehörde 1817 ins Leben gerufen wurde. Bei den wiederholten und langwierigen Krankheitsanfällen des Grafen von Bernstorff, der seit 1818 an der Spitze des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten stand, leitete Ancillon die Geschäfte der politischen Sektion. An den Beratungen über eine ständische Verfassung nahm er teil, zeigte sich aber sehr unselbständig und schwankend und lenkte schließlich ganz in die romantisch-reaktionären Bahnen des Kronprinzen ein. Im Mai 1831 wurde er zum Wirklichen Geheimrat sowie zum Chef des Departements für das Fürstentum Neuenburg, [* 44] 25. Juli d. J. aber zum Staatssekretär für die auswärtigen Angelegenheiten ernannt und 1832 als Staatsminister an die Spitze dieses Ministeriums gestellt.
Obwohl in dem Ruf eines gewissen Liberalismus stand, leitete er die Geschäfte doch in ganz reaktionärem Sinn und im engsten Anschluß an Österreich; [* 45] er entwarf 1834 mit Metternich das Wiener Schlußprotokoll, welches jede Erweiterung konstitutioneller Rechte in Deutschland ausschloß. Er starb Trotz der Menge der Geschäfte, die ihm während seiner politischen Laufbahn seit 1814 oblagen, war er fortdauernd schriftstellerisch thätig. Außer vielen akademischen und politischen Abhandlungen schrieb er noch: »Mélanges de littérature et de philosophie« (Berl. 1801, 2 Bde.; 3. Aufl. 1823);
»Über Souveränität und Staatsverfassung« (das. 1816);
»Über Staatswissenschaft« (das. 1819);
»Über Glauben und Wissen in der Philosophie« (das. 1824);
»Nouveaux essais de politique et de philosophie« (das. 1824, 2 Bde.);
»Über den Geist der Staatsverfassungen und dessen Einfluß auf die Gesetzgebung« (1825; neue Ausg. in franz. Sprache, [* 46] Par. 1850);
»Pensées sur l'homme, ses rapports et intérêts« (Berl. 1829, 2 Bde.);
»Zur Vermittelung der Extreme in den Meinungen« (das. 1828-31, 2 Bde.; 2. Aufl. 1838).
Doch besitzen seine Schriften keinen wissenschaftlichen Wert mehr.
Johann Jakob von, Mörder König Gustavs III. von Schweden, [* 47] geb. 1762, war der Sohn eines schwedischen Oberstleutnants und ward Page am königlichen Hof, [* 48] dann Fähnrich bei der Leibgarde, nahm aber schon 1783 seinen Abschied. Anckarström zeigte schon früh einen abstoßenden Charakter voller Vermessenheit und aristokratischen Stolzes, dessen ganzen Haß sich der König durch sein Streben nach Unumschränktheit und Unterdrückung des ¶
anmaßenden Adels zuzog. Wegen aufrührerischer Reden gegen Gustav III. ward er wiederholt in Prozesse verwickelt, aber nicht überführt; 1791 verband er sich mit mehreren Unzufriedenen vom Adel zu einer Verschwörung gegen den König und erbot sich, ihn zu ermorden. Lange suchte er vergeblich nach einer Gelegenheit. Endlich auf einem Maskenball im Opernhaus zu Stockholm [* 50] gelang es ihm, in die Nähe des Königs zu kommen und ihn mit einer Pistole tödlich zu verwunden. Anckarström gestand sein Verbrechen, weigerte sich aber standhaft, seine Mitverschwornen zu verraten. Furchtlos und ohne die geringste Reue über seine That zu empfinden, bestieg er 27. April das Schafott, nachdem man ihn vorher mehrere Tage mit Ruten gepeitscht hatte. Seine Familie änderte den Namen.
Vgl. Nervo, Gustave III, roi de Suède, etc. (Par. 1876).
Karl Henrik, Graf, schwed. Politiker, geb. zu Sweaborg, Sohn des 1838 verstorbenen Grafen und Reichsmarschalls Michael Anckarswärd, widmete sich dem Militärdienst, ward 1803 Major und Oberadjutant beim Grafen Armfelt, darauf beim General Cederström und später bei Adlersparre, mit dem er sich an der Verschwörung von 1809 beteiligte. Bei Eröffnung des Feldzugs gegen Frankreich 1813 zum Obersten befördert, folgte er dem damaligen Kronprinzen nach Deutschland.
Wegen einer Zuschrift, worin er diesem die Verbindung mit Rußland als dem Erbfeind Schwedens widerrief und den Anschluß an Frankreich empfahl, aus dem Militärdienst entlassen, lebte er zurückgezogen auf seinem Gut Karlsund in Nerike, bis er 1817 als Haupt der Opposition auftrat. Er war der gefährlichste Gegner der Regierung, deren Maßregeln er mit wahrem Fanatismus und persönlichem Haß bekämpfte. Wegen seiner streng aristokratischen Grundsätze von einem großen Teil seiner Partei verlassen, zog er sich 1829 Zurück, erschien aber 1834 wieder im Reichstag und trat mit den umfassendsten Vorschlägen zu einer vollständigen Änderung der schwedischen Verfassung auf. Zwar konnte er nur einen kleinen Teil seiner Anträge durchsetzen, nahm aber dennoch, namentlich auf dem Reichstag von 1839, von dem größern Teil des Bauernstands unterstützt, eine sehr hervorragende Stellung ein. Seine Ansichten legte er 1833 in einem »Politischen Glaubensbekenntnis« dar. Anckarswärd starb in Stockholm.
Ruinen, s. Amerikanische Altertümer. ^[= Während in der Alten Welt die prähistorischen Perioden tausend, resp. Tausende von Jahren ...]
früher als Mark Ancona [* 51] ein selbständiger Teil Mittelitaliens, zwischen dem Adriatischen Meer und den Apenninen, vom Tronto bis nordwestlich an San Marino reichend. Die Mark Ancona entstand unter der Herrschaft der Langobarden, welche nach Eroberung dieser Gegenden daselbst einen Markgrafen als Statthalter einsetzten. Später ein Teil des Herzogtums Spoleto, wurde sie von Kaiser Heinrich III. 1052 dem Markgrafen Guarner I. (Werner) zu Lehen gegeben und nach diesem Marca Guarneri benannt.
Doch wurde die Mark, deren Hauptstadt schon König Pippin dem Papst überlassen hatte, von Otto IV. 1201 ausdrücklich als päpstliches Besitztum anerkannt, was Rudolf von Habsburg 1275 bestätigte. Die Markgrafen von waren von da an nur päpstliche Statthalter. Im J. 1808 wurde die Mark von Napoleon zum Königreich Italien geschlagen; 1815 kehrte sie unter päpstliche Hoheit zurück und wurde 1861 mit Italien vereinigt. Sie bildet jetzt die Landschaft der Marken (s. d.) und umfaßt die vier Provinzen Ancona, Ascoli-Piceno, Macerata und Pesaro-Urbino.
Die Provinz Ancona, im O. an das Adriatische Meer, im S. an die Provinz Macerata, im W. an Perugia und im N. an Pesaro-Urbino grenzend, hat einen Flächenraum von 1907 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 2040 qkm = 37 QM.). Sie wird vom Hauptzug der Apenninen und von den gegen das Meer hin streichenden Ausläufern derselben erfüllt und von den Flüssen Misa, Esina und Musone bewässert. Die Bevölkerung [* 52] belief sich 1881 auf 267,338 Einw., welche Getreide- und Obstbau, sodann Seidenkultur und Seidenspinnerei, Vieh-, insbesondere Schweinezucht, Industrie in Seilerwaren, Papier u. a., Schiffbau und Schiffahrt betreiben. Wichtige Handelsplätze sind Ancona und Sinigaglia; Hauptverkehrsmittel sind die Eisenbahnen Bologna-Ancona-Brindisi und Ancona-Foligno-Rom. Die Provinz Ancona umfaßt den einzigen Kreis [* 53] gleichen Namens.
Die Hauptstadt Ancona (die »Ellbogenstadt«),
am Adriatischen Meer zwischen den steil abfallenden Vorgebirgen Monte Ciriaco und Monte Astagno amphitheatralisch gelegen, hat enge und krumme Gassen, oft 6-7 Stockwerk hohe, labyrinthisch übereinander gereihte Häuser und wurde in letzter Zeit in einen Waffenplatz ersten Ranges umgewandelt. Die alte Citadelle dient nur noch als Depot, wogegen auf den umgebenden Höhen neue Forts errichtet wurden. Der Hafen von Ancona, ein ovales Becken von 890 m Länge und 780 m Breite, [* 54] das nur den Nordwestwinden direkt offen steht, ist darum von Wichtigkeit, weil er der einzige von Bedeutung an der adriatischen Küste zwischen Venedig [* 55] und Brindisi ist.
Seine Eigenschaft als Freihafen, wozu ihn Papst Clemens XII. 1732 erklärt hatte, ist seit 1869 aufgehoben. An der Nordseite des Hafens befindet sich ein altrömischer Molo (750 m lang), dessen Eingang der berühmte und wohlerhaltene Triumphbogen Trajans schmückt, ein Prachtwerk des Altertums aus weißem Marmor (115 n. Chr. von Apollodor erbaut) mit nur einem Durchgang, 14 m hoch, 9 m breit. Ein zweiter Bogen, [* 56] der Arco Clementino, wurde in geringer Entfernung von jenem auf dem neuen Molo, der auch den Leuchtturm trägt, zu Ehren des Papstes Clemens XII. 1765 von Vanvitelli aus Backsteinen errichtet.
Die Hafenbauten werden in neuester Zeit von der Regierung erweitert; es sollen ein neues Dock, [* 57] ein Bassin für Kriegs- und eins für Handelsschiffe, ein Lagerhaus, Arsenal u. a. hergestellt werden. Unter den Gebäuden sind hervorzuheben: die auf dem Monte Guasco auf den Trümmern eines Venustempels stehende Kathedrale San Ciriaco, aus dem 11. Jahrh., mit gotischer Fassade, Kuppel, bedeutenden Gemälden und antiken Säulen; [* 58]
die Kirche Santa Maria della Piazza (aus dem 13. Jahrh.), mit origineller Fassade;
die Kirchen Sant.' Agostino und San Francesco (beide mit schönen gotischen Portalen) und San Domenico (13. Jahrh., mit einem Bild von Tizian);
ferner die Börse (1443-59 erbaut, mit prächtiger gotischer Fassade), der Gemeindepalast (1270 erbaut, mit Gemäldegalerie und Bibliothek), der Palast Ferretti, die beiden Theater, das Lazarett (am Hafen, 1733 von Vanvitelli im Fünfeck [* 59] erbaut) u. a. Die Stadt zählt (1881) 31,277 Einw. (darunter über 2000 Juden).
Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Seide, [* 60] Tauwerk, Leder, Tabak, [* 61] Ölseife etc. Hauptgegenstände des wieder aufblühenden Handels sind als Einfuhrartikel: Sardellen, Stockfische, Holz, [* 62] Vieh, Glas, [* 63] Kolonialwaren, Petroleum, Manufakturwaren, Steinkohle, Eisen, [* 64] Spiritus, [* 65] Getreide, [* 66] Salz, [* 67] Knoppern;
als Ausfuhrartikel: Weinstein (Cremor tartari), Lamm- und Ziegenfelle, Asphalt, Erdpech, Reis, Getreide, Hanf, Korallen [* 68] und ¶
Seide. Der Verkehr ist besonders mit dem Schwarzen Meer, mit Triest, [* 70] Fiume, [* 71] Venedig, Livorno [* 72] und Marseille [* 73] lebhaft. Im J. 1883 sind 928 Schiffe [* 74] mit 391,987 Ton. ein- und 914 mit 387,413 T. ausgelaufen. Eisenbahnlinien führen nach Bologna, Brindisi und Rom. An wissenschaftlichen und andern Anstalten besitzt Ancona ein Lyceum, ein Gymnasium, ein Gewerbeinstitut mit einer nautischen Schule und eine technische Schule. Ancona ist Sitz eines Bischofs, des Präfekten, des Appellhofs, eines deutschen Konsuls und eines Generalkommandos. - Ancona wurde von Syrakusanern, die vor der Zwingherrschaft des ältern Dionysius flohen, 380 v. Chr. gegründet und wegen der Lage des Orts dort, wo die sonst hafenlose Küste aus der nordnordwestlichen in die westnordwestliche Richtung umbiegt, »Ellbogen« genannt.
Unter den Römern ward die Stadt zur Kolonie und Hauptstadt von Picenum erhoben und gelangte durch Handel und Gewerbthätigkeit (Purpurfärbereien) bald zu großem Wohlstand, besonders nachdem die Hafenanlagen durch Trajan erweitert worden waren. In der Zeit der Völkerwanderung ward Ancona eine Beute der Goten, später (592) der Langobarden. Als Hauptort der von diesen errichteten Mark Ancona spielte es in der Folge wieder eine wichtige Rolle; unter den Hohenstaufen erklärte es sich für unabhängig und wußte als Republik lange Zeit hindurch alle Unterjochungsversuche abzuwehren, bis sich 1532 Papst Clemens VII. der Stadt durch den General Gonzaga mit List bemächtigte und sie dem Kirchenstaat einverleibte. Im J. 1797 nahmen die Franzosen Ancona durch Kapitulation; 1799 ward es nach tapferer Verteidigung von seiten des französischen Generals Meunier durch die Österreicher und Russen erobert, darauf 1805 wieder von Napoleon besetzt, 1813 nach Vertreibung der Franzosen von den Neapolitanern eingenommen, 1814 endlich dem Papst zurückgegeben.
Als 1832 die Österreicher in den Kirchenstaat eingerückt waren, besetzten die Franzosen, um den Einfluß jener im Land zu paralysieren, von neuem die Stadt, die sie erst im Dezember 1838 räumten. Im J. 1849 empörte sich Ancona gegen die päpstliche Herrschaft und wurde erst nach längerer Belagerung (24. Mai bis 19. Juni) und nach heftigem Bombardement von den Österreichern unter Wimpffen zur Kapitulation genötigt. Bei der nationalen Erhebung 1859 machte die päpstliche Regierung Ancona zu einem Waffenplatz, wohin sich nach der Niederlage bei Castelfidardo Lamoricière mit dem Reste der päpstlichen Truppen zurückzog. Aber schon 29. Sept. mußte er nach zweitägiger Beschießung die Stadt den Piemontesen übergeben. Am wurde Ancona dem Königreich Italien einverleibt.
[* 51] Alessandro d', ital. Schriftsteller, geb. 1835 zu Pisa, [* 75] machte seine ersten Studien in Florenz [* 76] und veröffentlichte im Alter von 18 Jahren eine umfangreiche Biographie Tommaso Campanellas, mit welcher eine von ihm besorgte Ausgabe der italienischen Schriften des Philosophen (1854, 2 Bde.) eingeleitet wurde. 1855-58 widmete er sich dem Studium der Rechte zu Turin, [* 77] übernahm dann nach seiner Rückkehr nach Florenz die Redaktion der »Nazione« und bekleidet seit 1860 den Lehrstuhl der italienischen Litteratur an der Universität zu Pisa. Ancona hat seitdem eine äußerst fruchtbare und erfolgreiche litterarische Thätigkeit entwickelt. Er gab zahlreiche alte und seltene italienische Schriftwerke neu heraus, besorgte eine kommentierte Ausgabe der »Vita nuova« des Dante und veröffentlichte an selbständigen Werken: »I precursori di Dante« (1874);
»Le [* 78] antiche rime volgari secondo la lezione del Cod. Vaticano« (1875);
»Sacre rappresentazioni dei secoli XIV, XV e XVI, raccolte ed illustrate« (1872, 3 Bde.),
woran sich das anziehende Werk »Origini del teatro in Italia« (1877) anschloß.
Ferner erschienen von ihm: »La poesia popolare italiana« (1878),
»Studii di critica e di storia« (1880) und »Studii sulla letteratura italiana dei primi secoli« (1884).
(spr. āngkr), Marschall d', eigentlich Concino Concini, der berüchtigte Günstling Marias von Medici, Sohn eines Senators zu Florenz, begleitete Maria von Medici nach ihrer Vermählung mit Heinrich IV. von Frankreich 1600 an den französischen Hof, wo er sich der häßlichen, aber klugen und einflußreichen Kammerfrau Marias, Leonore Galligai, antrauen ließ. Geflissentlich steigerten beide Gatten das Mißverständnis zwischen der Königin und ihrem Gemahl.
Als nach dem Tod Heinrichs IV. 1610 Maria Reichsregentin geworden war, gewann ihr Günstling alle Gewalt. Die Regentin ernannte ihn zum Marquis von Ancre und zum Statthalter von Amiens, [* 79] Péronne, Montdidier und Royer, zum Großstallmeister und ersten Kammerherrn des Königs und, obgleich er nie einen Krieg mitgemacht, 1614 zum Marschall von Frankreich. Von mehr als 30 hohen Chargen, die er als Sinekuren bekleidete, bezog er jährlich 2 Mill. Frank, an Gütern und Kostbarkeiten erhielt er außerdem über 3 Mill. Fr. in wenigen Jahren. Er entfaltete einen verschwenderischen Luxus und schmückte seine Paläste mit prächtigen Kunstwerken.
Vergeblich suchten ihn 1614 die Herzöge von Bouillon, Mayenne, Nevers, Longueville und der Prinz Condé zu stürzen. Auch als Ludwig XIII. von den einberufenen Reichsständen für volljährig erklärt worden war, behielt Ancre seinen Einfluß und trat dem jungen König mit Hochmut entgegen, so daß dieser ihn haßte und fürchtete. Dies benutzte ein Günstling, Luynes, um Ludwig durch die Schilderung der Gefahren, welche ihm und dem Staate drohten, die Erlaubnis zu Ancres Ermordung zu entreißen.
Als Ancre, zum Gouverneur der Normandie ernannt, zur Unterdrückung eines Aufstands daselbst abreisen und sich vom König verabschieden wollte, wurde er beim Eintritt in den Louvre vom Hauptmann der Leibgarde, Vitry, erschossen; sein Leichnam wurde der Wut des Volks preisgegeben, das ihn vor seinem Palast an den Galgen knüpfte. Seine Gattin wurde verhaftet, vor einer außerordentlichen Kommission der Teilnahme an der Ermordung Heinrichs IV. und des zauberischen Einflusses auf die Entschließungen der Königin angeklagt, als Hexe zum Tod verurteilt u. enthauptet.
Stadt, s. Chiloe. ^[= # (spr. tschilóe, ursprünglich Chilihue, "Ende von Chile"), Insel an der Westküste ...]
und Ancŭlae, bei den Römern dienende Gottheiten im Gegensatz zu den Hauptgöttern.
Marcius, nach der Sage Sohn der Tochter Numas, der Pompilia, und des Marcius, vierter König von Rom, regierte von 638 bis 614 v. Chr., war, gleich dem Numa, ein weiser Beförderer der Religion und der friedlichen Gewerbe, zugleich aber auch ein tapferer Kriegsfürst. Er besiegte die Latiner und siedelte einen großen Teil derselben auf dem Aventinischen Hügel an, wodurch der Grund zur Entstehung des Plebejerstandes gelegt wurde; er befestigte das Janiculum jenseit des Tiber und legte an der Mündung desselben die Hafenstadt Ostia an. Er hinterließ zwei unerwachsene Söhne, statt deren indes ihr Vormund Tarquinius Priscus (s. d.) sich der Herrschaft zu bemächtigen wußte.
marmor, s. Angora. ^[= (Engürieh), Hauptstadt des gleichnamigen türk. Wilajets im innern Kleinasien, am Engürisu, ...] ¶
(spr. -tschitz), Wladislaw, poln. Schriftsteller, geb. 1829 zu Wilna, [* 81] Sohn eines hervorragenden Schauspielers, erlernte die Pharmazie, widmete sich aber frühzeitig litterarischen Arbeiten und lebte meist in Krakau, [* 82] wo er starb. Er schrieb die besten polnischen Volksstücke, wie: »Die Bauernaristokraten« (1851),
»Die Bauernemigration« (preisgekrönt) und »Die Flößer« (1875);
ferner die poetische Erzählung »Tyrteusz« (1862) u. viele Jugendschriften aus dem Gebiet der Geschichte und Geographie.
die Richtung der Gedanken auf irgend einen Gegenstand, besonders die Richtung der Gedanken auf Gott und göttliche Dinge, in der Absicht, sich über das Endliche, Gemeine, Selbstische zu erheben. Andachtsübungen sind in diesem Sinn Gebet, Gesang und öffentliche Gottesverehrung überhaupt, Andachtsbücher (Gebetbücher) aber solche Schriften, welche die Beförderung und Leitung religiöser Andacht bezwecken und bei Andachtsübungen als Hilfsmittel zu gebrauchen sind (s. Erbauungsbücher). Früher wurde das Wort andächtig als Ehrenbenennung solchen Personen beigelegt, bei denen man wegen ihres Amtes einen besondern Beruf zur Andacht voraussetzte, wie den geistlichen Kurfürsten und Doktoren der Theologie, welch letztere mit der Anrede »Ehrwürdige, in Gott andächtige Herren« beehrt wurden. Andächtelei ist die krankhafte Andacht.
(span. Andalucia), span. Landschaft, welche die vier ehemaligen maurischen Königreiche von Granada, [* 83] Jaen, Cordova und Sevilla [* 84] umfaßt und somit den südlichsten Teil der Halbinsel bildet, 87,187 qkm (1585 QM.) groß mit (1883) 3,333,842 Einw. Andalusien, das Vandalitia oder Vandalusia zur Zeit der Vandalenherrschaft, grenzt im N. an Estremadura und Neukastilien, im S. an das Atlantische und Mittelländische Meer, im O. an Murcia, [* 85] im W. an Portugal [* 86] und zerfällt gegenwärtig in die acht Provinzen: Sevilla, Cadiz, [* 87] Huelva, Cordova, Jaen, Granada, Almeria und Malaga. [* 88]
Die Landschaft besteht im wesentlichen aus dem Flußthal und Stromgebiet des Guadalquivir (Genaueres s. unter den einzelnen Provinzen). Der Andalusier ist von schöner Körpergestalt, lebhaft und heiter, vergnügungssüchtig, leichtsinnig, aber ehrlich und edel, redselig, voll Verstand und Gewandtheit in der Auffassung, stolz auf sein Land und poetisch begabt, aber arbeitsscheu, dabei genügsam, gastfrei und gefällig, aber auch jähzornig, keck und streitsüchtig, ein Freund des Messers, wenn auch öfter nur ein prahlerischer Zungenheld.
In der Kleidung liebt er bunte Farben; eine Jacke von Seide, Beinkleider mit vergoldeten Knöpfen, weiße Strümpfe mit seidenem Band, [* 89] ein buntes Brusttuch, ein schneeweißes Hemd mit netter Krause und offenem Kragen, unter dem seidenen Leibgürtel eine Cartuchera (Patronentasche) mit gesticktem Deckel, dies sind die wesentlichen Bestandteile der andalusischen Tracht. Die Frauen sind von einer unnachahmlichen Grazie und mit vielem Mutterwitz begabt und gelten, wenn auch nicht für die schönsten, doch für die interessantesten und liebenswürdigsten Spanierinnen. In den hohen Thälern der Sierra Nevada leben noch reine Nachkommen der Mauren. Zu dieser eigentlich maurisch-spanischen Bevölkerung gesellen sich noch viele Tausende von Zigeunern (Gitanos), die teils ansässig sind, teils ein nomadisches Leben führen.
In den ältesten Zeiten wurde von den Turtern bewohnt, die Gewerbe trieben und einige Kultur besaßen, dabei sanft und friedliebend, aber auch weichlich waren und keinem Eroberer widerstanden, und hieß Bätica (nach dem Bätis, jetzt Guadalquivir) oder Tartessos (phönikisch Tarschisch, nach seinen Bewohnern). Von Fremden ließen sich zuerst die Phöniker hier nieder, um die reichen Silberbergwerke auszubeuten; sie gründeten die Kolonien Hispalis (Sevilla), Gades (Cadiz) u. a. Später nahmen die Karthager diese Gegenden ein, doch blieb ihr Einfluß lange Zeit auf die Küsten beschränkt, bis sie sich seit 237 v. Chr. durch Eroberungen in Spanien für das in Sizilien [* 90] Verlorne zu entschädigen suchten.
Aber schon 206 kam das Land in den Besitz der Römer. [* 91] Unter ihnen bildete Andalusien einen Teil der Provinz Bätica und war der Mittelpunkt römischer Bildung und Sitte in Spanien. Cordova und Santiponte bei Sevilla (Italica) gaben Rom Dichter, Weltweise und Kaiser (Lucanus, Seneca, Trajanus). Zu Anfang des 5. Jahrh. n. Chr. eroberten die in der Völkerwanderung aus Galicien und Asturien eindringenden Alanen und Vandalen Andalusien beinahe ohne Widerstand und nannten es Vandalitia. Ihnen folgten 412 die Westgoten, die nach einem langen und blutigen Kampf die Alanen und Vandalen nach Afrika [* 92] hinüberdrängten und seit dem 6. Jahrh. ganz Spanien beherrschten.
Schnell entartet, erlag das Reich der Westgoten schon nach einem Jahrhundert den Arabern in der Schlacht bei Jeres de la Frontera 711. Als 755 die spanischen Araber sich von den Kalifen in Asien [* 93] unabhängig machten, wurde der Sitz einer neuen Dynastie von Kalifen, die Cordova zu ihrem Aufenthalt wählte. Die überwundenen Goten wurden von den Siegern mild behandelt, behielten freie Religionsübung, ihre eignen Gesetze und Sitten und zahlten bloß einen mäßigen Tribut.
Die Bevölkerung Andalusiens war damals sehr zahlreich, der Ackerbau blühend; Künste und Wissenschaften, besonders Baukunst, [* 94] Astronomie, [* 95] Medizin, wurden von den Arabern mit solchem Erfolg getrieben, daß Wißbegierige aus dem übrigen Europa [* 96] nach Cordova reisten, um dort Kenntnisse zu erwerben, die man sonst nirgends fand. Als aber 1031 die Dynastie der Omejjaden in Cordova ausstarb und die Mauren, schon längst uneinig, sich in mehrere unabhängige Reiche zerteilten, verfiel auch ihre Macht und der Wohlstand des Landes. In Andalusien entstanden die drei Königreiche Sevilla, Cordova und Jaen, welche nach vielen Kämpfen, von 1238 bis 1248, durch König Ferdinand III. von Kastilien den Mauren entrissen wurden. Die blinde Unduldsamkeit der Christen trieb bald darauf Tausende der Besiegten nach Afrika zurück und legte hiermit den ersten Grund zu der seitdem immer bedeutender gewordenen Entvölkerung des Landes. Von jener Zeit an war Andalusien ein Teil des Reichs Kastilien und hatte mit diesem stets gleiche Schicksale.
[* 97] Mineral aus der Ordnung der Silikate (Andalusitgruppe), benannt nach dem Fundort, kristallisiert in langen, rauhen, meist von Glimmer bedeckten, rhombischen Säulen, findet sich selten derb, stängelig oder körnig, ist schmutzig rot oder rötlichgrau, blau oder grün, glasglänzend, von geringer Durchscheinenheit, Härte 7-7,5, spez. Gew. 3,1-3,7. Er besteht aus kieselsaurer Thonerde Al2SiO5 und findet sich im Granit und kristallinischen Schiefer, sowohl im Gestein als in Quarzadern, so zu Almeria in Andalusien, zu Bräunsdorf in Sachsen, [* 98] Hof in Bayern, [* 99] von besonderer Schönheit zu Lisenz in Tirol, [* 100] im Ural, in den Vereinigten Staaten [* 101] von Nordamerika, [* 102] in Brasilien, auch im Serpentin Unterösterreichs. Höchst eigentümlich ist sein Auftreten in gewissen umgeänderten (metamorphischen) Thonschiefern als Chiastolith (v. griech. chiastos, »mit einem chi [χ] bezeichnet, gekreuzt«, und lithos, Stein) oder Hohlspat, ¶