zonenstroms an
Ausdehnung
[* 2] übertrifft. Mit der Üppigkeit und
Fülle der tropischen
Vegetation der Uferlandschaften harmoniert
diejenige der die Flußkanäle,
Sümpfe und
Seen bedeckenden
Wasserpflanzen
[* 3] wie nicht minder der unvergleichliche
Reichtum des
Stroms an Wassertieren.
Delphine und andre
Waltiere,
Alligatoren, Flußschildkröten, namentlich aber
Fische,
[* 4] von denen
Agassiz
über 2000
Arten im A. fand, also fast doppelt soviel, als man im ganzen Atlantischen
Ozean kennt, beleben
den Riesenstrom und bilden den Gegenstand einer ausgedehnten
Jagd und eines außerordentlich ergiebigen
Fanges. Bewohnt sind
die
Ufer bis jetzt noch sparsam, größtenteils von zivilisierten
Indianern und
Mischlingen derselben; doch sind in neuester
Zeit, seitdemDampfer den
Strom befahren, verschiedene neue Ortschaften entstanden. Allerdings bieten namentlich
die klimatischen Verhältnisse der
Kolonisation dieser Gebiete große Schwierigkeiten.
Die
Schiffahrt auf dem Amazonenstrom
[* 5] ist, da östliche Luftströmungen durch die ganze
Länge des
Thals aufwärts vorherrschen, selbst
für Segelschiffe nicht beschwerlich; für
Dampfboote ist kein andrer
Strom der
Erde so wohlgeeignet wie
der der bis zu den
Kordilleren hinauf eine genügende, durch kein Hindernis gehemmte Fahrtiefe besitzt, und auch in seinen
Nebenflüssen auf weite
Strecken hinauf für große
Schiffe
[* 6] befahrbar ist. Von Bedeutung für den Aufschwung derselben war
der
Vertrag zwischen
Brasilien
[* 7] und
Peru
[* 8] vom durch welchen sich beide
Staaten zur Unterstützung
einer Dampfschiffahrtsgesellschaft auf dem Amazonenstrom verbindlich machten, mehr aber noch, daß von brasilischer
Seite die Schifffahrt auf dem
Strom bis zur peruanischen
Grenze für die Handelsflaggen aller
Nationen freigegeben wurde.
Bolivia,
[* 9]
Peru und
Kolumbien haben bereits begonnen, ihre Verkehrslinien mit dem Amazonenstromsystem in
Verbindung
zu setzen. Landstraßen und
Eisenbahnen sind in
Angriff genommen und zum Teil schon ausgeführt, um die
Stromschnellen und
Katarakte
der Zuflüsse zu umgehen, den meist schiffbaren Oberlauf derselben mit dem Unterlauf zu verbinden und so Handelswege bis
ins
Herz jener Weststaaten hinein zu eröffnen. Infolgedessen hat sich der
Verkehr bereits bedeutend gehoben
und geht ohne
Zweifel einem großartigen Aufschwung entgegen, da die Waldungen des Gebiets nicht nur eine wunderbare
Fülle
kostbarer
Produkte enthalten und der jungfräuliche
BodenKaffee, Kakao,
Zucker
[* 10] und
Baumwolle
[* 11] in größter
Menge erzeugt, sondern
auch das Andengebiet mit seinen Reichtümern an
Mineralien
[* 12] undHerden zum größten Teil im Bereich des
Amazonenstroms liegt.
Gegenwärtig bilden noch Waldprodukte, besonders Brasilnüsse,
Kautschuk,
Sassaparille und Schildkrötenöl (Manteca), neben
Erträgnissen des Fischfanges und der
Jagd die wichtigsten Exportartikel. Hauptausfuhrhafen für das ganze
Flußgebiet ist
die brasilische Stadt
Pará an der Mündung des
Rio
[* 13]
Pará
(Tokantins), die in regelmäßiger Dampfschiffsverbindung
mit
Liverpool
[* 14] und
Havre,
[* 15]
New York und
Rio de Janeiro steht. Die
Länge der von brasilischen
Dampfern befahrenen Wasserwege betrug 1873 bereits 9900 km,
und mehr als 50
Dampfschiffe, zum Teil von 1100
Ton.
Last (im
Besitz mehrerer
Gesellschaften), vermitteln gegenwärtig den
Verkehr
der verschiedenen Ortschaften des Innern mit dem
HafenPará, woselbst sich die Ein- und Ausfuhrwerte von 1850 bis 1880 von 62 Mill.
auf 65 Mill. Mk. vermehrt haben. Als wichtigste Verkehrsader des unermeßlich reichen
zentralen
Südamerika,
[* 16] zugleich als
Verbindungsweg des
Westens und
Ostens des
Kontinents ist nach alledem die Bedeutung des Amazonenstroms eine außerordentliche.
Der von
Orellana so benannt,
weil er ihn von den
Indianern am Parástrom Amassona (»Bootzerstörer«) nennen
hörte und daraus auf das Vorhandensein von
Amazonen in dieser Gegend schloß, wurde 1499 von
Vincent Pinzon an seiner Mündung, 1535 von
den Spaniern an seiner
Quelle
[* 17] entdeckt, aber erst 1544 von
Orellana zum erstenmal ganz befahren. Im J. 1740 befanden
sich an den
Ufern des
Stroms 40
Missionen mit 12,800 Bewohnern; bald nachher wurden die
Jesuiten nach 130jähriger
Arbeit aus
Südamerika vertrieben, und die
Früchte ihrer Bemühungen gingen gänzlich verloren.
Die erste Beschiffung des
Stroms, welche auch ein wissenschaftliches
Resultat hatte, war die von La
Condamine
(1743 und 1744). Epochemachend waren
HumboldtsFahrt auf dem Amazonenstrom (1799) und in unserm
Jahrhundert die
ReisevonSpix und
Martius
(1819-20); die
Namen Maw (1829),
Pöppig (1831-32),
PrinzAdalbert von
Preußen
[* 18] (1842),
GrafCastelnau (1846), Herndon (1850),
Wallace
(1852),
Avé-Lallemant (1858),
Markham (1859),
Bates (1861), Marcoy (1866), Orton (1867),
Agassiz (1866-67)
u. a. schließen sich ruhmwürdig an.
In denJahren 1862-1864 ließ die brasilische
Regierung durch eine besondere astronomisch-nautische
Expedition im Anschluß an die französische Küstenaufnahme, die nur bis zur Tapajozmündung stromaufwärts reicht, eine
vollständige Stromaufnahme ausführen.
Auch die Erforschung der Seitenströme geht rastlos fort (durch
Hartte, Chandleß,Abendroth u. a.).
(türk. Embelek), Fabrikstadt in der griech. Eparchie Larissa (Thessalien), in weinreicher Gegend am Fuß des
Ossa, mit 3000 Einw., welche besonders Türkischrotfärberei und bedeutenden Handel mit Wolle und Garn treiben.
Wilhelm, Genremaler, geb. zu Berlin,
[* 26] erhielt daselbst unter Herbig und KarlBegas, später (1844) in
Paris
[* 27] unter LeonCogniet seine künstlerische Ausbildung, bereiste bis 1847 Italien,
[* 28] widmete sich nach seiner Rückkehr nach Berlin
anfangs dem mythologischen und dem Porträtfach, dann dem ernsten und heitern Genre, worin er ein ausgesprochenes
Talent bekundete, und der Landschaft mit Figuren. Seine Gemälde wirken durch harmonische Farbengebung, Innigkeit der Empfindung
und dichterischen Reiz sehr ansprechend. Von denen
des ernsten Genres sind namentlich sein Trost in Tönen und der Witwe Trost,
von den heitern die Liebespost, die rauchende Zofe, Naschkätzchen und Vorlesung aus Goethes »Werther« (Hauptwerk 1870, Berliner
[* 29] Nationalgalerie) hervorzuheben.
Christoph, deutscher Maler, geboren um 1500, wurde 1530 in die Malerzunft zu Augsburg
[* 30] aufgenommen, wo er bis
zu seinem Tod 1560 oder 1562 vorzugsweise als Bildnismaler thätig war. Wer sein Lehrer gewesen, ist nicht
bekannt. Doch scheint er mehr italienischen als deutschen Einfluß erfahren zu haben. Wir besitzen von ihm eine Reihe von
Bildnissen berühmter und angesehener Zeitgenossen, welche sich durch sorgsame Charakteristik und breite Behandlung auszeichnen,
so z. B. Karl V., Frundsberg und den Kosmographen Münster
[* 31] (Berlin), KonradPeutinger (Augsburg), und einige
Altarbilder in AugsburgerKirchen.
(spr. angbähr), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementPuy de Dôme, an der Dore, mit (1881) 3940 Einw., welche Fabrikation von Papier, Schnüren, seidenen und wollenen
Bändern und lebhaften Handel mit Käse (Ambert liefert den besten Auvergner Käse) betreiben.
auch Name eines französischen Kartengesellschaftsspiels unter 2-6 Personen, in vieler Beziehung ähnlich
dem in Deutschland
[* 32] üblichen Sequenz (s. d.).
und Cativolcus, die Beherrscher der Eburonen im belgischen Gallien, erhoben auf Antrieb des Induciomarus im
Winter 54 v. Chr., als Cäsar seine Legionen der leichtern Verpflegung wegen in verschiedene Winterlager
verteilt hatte, einen Aufstand, der den Römern leicht sehr gefährlich hätte werden können. Es gelang ihnen mit Unterstützung
der Nervier und Aduatuker, die Besatzung des in ihrem Land befindlichen Lagers völlig zu vernichten, und auch das Lager
[* 33] im Gebiet
der Nervier unter QuintusCicero wurde von ihnen hart bedrängt, als Cäsar, der sich auf dem Weg nach Italien
befand, herbeieilte und die Gefahr durch eine Niederlage, die er den Feinden beibrachte, beseitigte. Ambiorix setzte den Widerstand
gegen Cäsar fort, aber ohne Glück. Er konnte sich wiederholt nur unter den größten Gefahren vor den Verfolgungen der Römer
[* 34] retten; wohin er schließlich seine Zuflucht nahm, ist unbekannt.
(spr. angblähw'), rechter Nebenfluß der Ourthe, entspringt als Amel auf der Eifel und tritt, nachdem er rechts
Warche, linksSalm aufgenommen, in die belgische ProvinzLüttich
[* 38] ein. Er mündet, 85 km lang, unterhalb
Comblain au Pont.
Mineral aus der Ordnung der Phosphate, kristallisiert triklinisch, findet sich aber fast nur derb in individualisierten
und großkörnigen Massen, ist grünlich, glasglänzend, durchscheinend, Härte 6, spez. Gew. 3,05-3,11,
besteht aus phosphorsaurer Thonerde mit Fluorlithium und Fluornatrium 2 Al2P2O8 + 3 (LiNa)Fl.
[* 36] (Ambon, griech.), innen altchristlichen Kirchen ein »erhöhter Platz« oder Gerüst für Vorleser
und Redner. Es befanden sich deren zwei in dem von Schranken umgebenen länglichen Viereck,
[* 40] welches, vom Chor aus ins Schiff
[* 41] der Kirche sich erstreckend, für den niedern Klerus bestimmt war, der eine an der Nordseite zum Vorlesen der Evangelien, der
andre an der Südseite zum Vorlesen der Episteln. Später wurden beide in der Kanzel (s. d.) vereinigt.
Von den Ambonen herab ertönten auch Kirchengesänge, daher der Ausdruck Ambonoklasten (»Ambonzerbrecher«) für die Eiferer
gegen Kirchenmusik.
(bei den MalaienAmbon), eine der Molukken oder Gewürzinseln, unter 3° 40' südl. Br. und 146°
östl. L., umfaßt mit den östlich dabei liegenden kleinen Uliasserinseln ein Areal von 947 qkm (17 QM.) mit ca. 58,000 Einw.,
wovon etwa ein Drittel Mohammedaner, die übrigen reformierte Christen sind. Die Insel besteht aus zwei Teilen, einem größern
nördlichen, Hitu, und einem kleinern südlichen, Leitimor genannt, welche eine große und tiefe Bai von
wunderbar klarem Wasser einschließen und durch einen schmalen, kaum 1 m hohen Isthmus, den sogen. Paß
[* 43] von Baguela, in Verbindung
stehen. Im übrigen ist die Insel durchweg gebirgig (höchste Berge der Salhute, mit 1221 m, und der Wawani, mit 1045 m Höhe,
beide auf Hitu) und hat an der äußern Seite steile und jäh abfallende
Ufer, die das Anlanden von Schiffen
unmöglich machen.
Die wichtigste Kulturpflanze aber ist der Gewürznelkenbaum, dessen Anbau bis in die Neuzeit auf Amboina und
die Uliasserinseln beschränkt war, derart, daß auf allen übrigen Molukken die Bäume durch die Holländer ausgerottet, dagegen
den Bewohnern von Amboina die Anpflanzung derselben und die Ablieferung der Früchte gegen bestimmten, verhältnismäßig höchst
geringen Preis zur Pflicht gemacht wurde. Der Verkauf derselben war Monopol der Regierung, das erst seit 1873 aufgehoben
ist. Übrigens wurde der Bau des Baums stets lässig und mangelhaft betrieben, teils in regelmäßig angelegten Gärten, teils
in den sogen. Waldgärten (Dusons), in denen alles, was die Bewohner brauchen, ohne Ordnung im Schutz der hohen
Waldbäume gezogen wird. Neuerdings beginnt auch der Anbau des Muskatnußbaums, der bisher auf die Bandainseln beschränkt
war, und auf den Uliasserinseln die Kakaokultur sich mehr und mehr auszubreiten. - Im Anfang des 16. Jahrh.
fanden sich die Portugiesen in Amboina ein und machten sich von hier aus allmählich zu Herren sämtlicher
Molukken, mußten dieselben aber 1605 den Holländern überlassen. Seitdem war Amboina Sitz der niederländischen Herrschaft in
Ostindien,
[* 48] bis derselbe 1619 nach Batavia
[* 49] verlegt wurde; 1796-1801 und wieder 1810-16 war die Insel vorübergehend im Besitz
der Engländer.
Die Insel Amboina ist seit 1866 Mittelpunkt und Regierungssitz der niederländischen Residentschaft Amboina, welche
außer ihr die südlichen Molukken mit Ceram und Buro, die Bandainseln, die Südost- und die Südwestinseln, die Tenimberinseln
von der Timorlautgruppe, die Aru- und Keiinseln umfaßt und auf einem Areal von 48,961 qkm (890,2 QM.) (1883)
287,206 Ew. zählt, darunter 284,816 Eingeborne (besonders Malaien), 1493 Europäer, 557 Chinesen, 326 Araber
etc.
Die Stadt Amboina, mit ca. 9000 Einw., liegt auf der Nordküste von Leitimor an der weiten Bai, die den größten Schiffen vorzüglichen
Ankergrund gewährt, und ist seit 1854 Freihafen. Sie ist hübsch und regelmäßig gebaut (die Häuser der Erdbeben halber nur
einstöckig und aus Holz
[* 50] oder Bambus), hat eine reformierte Kirche, mehrere Moscheen, ein Justizgebäude,
ein Waisenhaus, ein geräumiges Hospital und einen großen Marktplatz. In der Mitte liegt das FortViktoria, in welchem sich
Kasernen, Offizierswohnungen, Magazine, die Büreaus der Regierungsbeamten etc. befinden, während der Resident in dem anmutig
gelegenen Batu-Gadjah wohnt.
(spr. angbŏahs'), Stadt im franz. DepartementIndre-et-Loire, ArrondissementTours,
[* 52] an der Loire, hat ein altes,
auf hohem Felsen gelegenes Schloß mit schöner gotischer Kapelle, alte gallische, in den Felsen gehauene Kornspeicher (greniers
de César) und (1876) 4475 Einw., welche Tuch, geschätzte Stahlwaren (besonders treffliche Feilen) etc. fabrizieren und ansehnlichen
Weinhandel treiben. - Amboise war ursprünglich ein römisches Castrum (Ambacia), gehörte später den Herzögen von Anjou, dann einem
eignen Adelsgeschlecht und fiel nach dessen Erlöschen 1431 an die Krone.
Unterlage, deren man sich beim Bearbeiten der Metalle mit dem Hammer,
[* 56] namentlich beim Schmieden, bedient. Je
nach der Größe der Arbeitsstücke wechseln Größe und Gewicht des Ambosses von mehreren Zentnern bis zu den kleinen Ambossen
der Uhrmacher und Mechaniker. Letztere bestehen aus Stahl und werden beim Gebrauch in den Schraubstock
[* 57] gespannt
oder mit einer Angel in die Werkbank gesteckt; die übrigen sind von Eisen,
[* 58] und nur ihre Bahn, d. h. ihre obere sogen. Aufsetzfläche,
ist von Stahl.
Der große Amboß steckt mehrere Zentimeter tief in einem hölzernen Klotz, dem Amboßstock, der von Eichenholz
und ca. 1 m tief in die Erde eingelassen ist. Der gewöhnliche Schlosseramboß hat an der einen schmalen Seite ein Horn (Hornamboß),
um welches der ArbeiterMetall biegt; auf der Bahn aber ist ein Loch befindlich, in welches verschiedene zu allerlei Nebenarbeiten
dienende Werkzeuge,
[* 59] z. B. Schrotmeißel, mit Angeln hineingesteckt werden. Das Sperrhorn hat eine nur kleine
quadratische Amboßfläche, aber auf der einen Seite ein Horn oder kegelförmiges Ende, während es auf der andern Seite viereckig
pyramidenförmig zuläuft. Um Bleche und andre ebene Metallstücke auf einem Amboß zu bearbeiten, bedient man sich solcher Ambosse,
welche polierte Bahnen besitzen und Treib-, Spann- und Polierstöcke genannt werden.
Die mit Rinnen versehenen Ambosse der Kupferschmiede heißen
Senkeisen, diejenigen Ambosse aber, die zum Behuf des Hohlschlagens
der Gefäße mit einem kugelartigen Kopfe versehen sind, Stockambosse. Zur Bildung krummer, röhrenartiger Formen dient der Halsamboß,
der dazu mit einem eigen gebogenen runden Teil ausgestattet ist. Eines Ambosses mit einem runden oder
halbrunden Kopf zum Schlagen solcher Sachen bedienen sich die Gold- und Silberarbeiter sowie die Gürtler unter dem Namen gekröpfter
Amboß.
Bei der Destillation
[* 65] mit Wasser gibt sie 13 Proz. eines flüchtigen Öls,
[* 66] Hauptbestandteil ist aber das
nicht verseifbare, bei 100° sublimierende Ambrafett (Ambrain). Man benutzte die Ambra früher als nerven- und magenstärkendes,
krampfstillendes Mittel, jetzt nur noch in der Parfümerie, besonders in Verbindung mit Moschus. Ihr Geruch ist ungemein haftend.
Franzosen und Orientalen legen kleine Kügelchen von Ambra auf die brennende Pfeife. Wegen ihres hohen Preises
wird die Ambra sehr häufig verfälscht. Die der Alten war wahrscheinlich der wohlriechende Balsam von Liquidambar styraciflua.
Flüssige Ambra, s. v. w. Storax; gelbe Ambra, Bernstein.
[* 67]
Stadt im alten Epirus, am Arachthos, nördlich des Ambrakischen Meerbusens (jetzt Golfs von Arta), die nördlichste
der rein hellenischen Städte, wurde um 630 v. Chr. von Korinth
[* 68] aus kolonisiert und gelangte bald zu großer
Blüte.
[* 69] Durch den Peloponnesischen Krieg schwer mitgenommen, erholte sie sich erst wieder unter Pyrrhos, der sie zu seiner Residenz
erhob und reichlich mit allerlei Kunstwerken schmückte. Später von den Ätoliern und Römern geplündert, verfiel Ambrakia besonders
durch die Gründung des nahen Nikopolis und gelangte erst unter dem byzantinischen Reich wieder zu einigem Flor. Unter ihren
Ruinen ist die noch erhaltene Citadelle des Pyrrhos. An der Stelle von Ambrakia liegt jetzt Arta.
(Amras), kaiserliches Bergschloß in Tirol,
[* 70] 3,5 km südöstlich von Innsbruck,
[* 71] am Fuß des
Paschbergs gelegen, berühmt als Aussichtspunkt, auch historisch bedeutsam als die ehemalige Hauptburg der Grafen von Tirol
und als Lieblingsaufenthalt des ErzherzogsFerdinand und seiner Gemahlin PhilippineWelser, für die er das Schloß prachtvoll
einrichten ließ. Die Sammlung von Kunstgegenständen und Waffen,
[* 72] welche sich hier ehemals befand, ist seit 1806 größtenteils
in Wien
[* 73] als Ambraser Sammlung aufgestellt. Dagegen wurden die in Ambras verbliebenen Reste dieser Sammlung durch
andre Objekte aus Wien, Laxenburg etc. bereichert.
AugustWilhelm, musikal. Schriftsteller und Komponist, geb. zu Mauth in Böhmen,
[* 75] erhielt, für den
Staatsdienst bestimmt, eine sehr sorgfältige Erziehung, wobei jedoch seine schon früh sich zeigenden
musikalischen Anlagen durchaus keine Berücksichtigung erfuhren. Erst in Prag,
[* 76] wo Ambros das Gymnasium, sodann die Universität besuchte,
warf er sich, von einer Aufführung des »Don Juan« begeistert, mit Energie auf das Studium des Klavierspiels und der Komposition,
wobei er ganz autodidaktisch zu Werke ging.
Nachdem er 1839 die Staatsprüfungen bestanden hatte, erhielt er beim k. k. Fiskalamt
zu Prag eine Stelle, in welcher ihm Zeit genug blieb, seine Musikstudien noch eifriger als früher zu betreiben. Zugleich machte
er hier die Bekanntschaft trefflicher Künstler, wie Kittl, Veit u. a., die ihm in der Komposition Ratschläge
erteilten, und trat in VerbindungmitRob. Schumann als Mitarbeiter bei der von diesem gegründeten »NeuenZeitschrift für Musik«
(anfangs, zur Zeit der sogen. Davidsbündler, unter dem Namen Flamin).
Als Musikschriftsteller hat sich Ambros nicht nur durch zahlreiche und geistvolle Kritiken in Zeitschriften, sondern auch durch
selbständige Werke in hervorragender Weise bewährt. Zu letztern gehören: »Über die Grenzen
[* 78] der Musik
und Poesie« (Leipz. 1856, 2. Aufl. 1872);
Seine Hauptleistung aber ist die groß angelegte, leider unvollendet gebliebene »Geschichte
der Musik« (Bd. 1-3, Leipz.
1862-68; Bd. 4, Fragment, das Zeitalter der Renaissance von Palestrina an behandelnd, 1876; 2. Aufl. 1880-81; »Notenbeilagen
zum 3. Band«
[* 80] gab Kade heraus),
ein epochemachendes Werk, für welches er die umfassendsten und gründlichsten Studien in Deutschland
und Italien gemacht hatte. Aus seinem Nachlaß erschien ein Band kleinerer Aufsätze: »Aus Italien« (Preßb.
1880).
Auch
als Salbe oder süß duftender Balsam oder als Trank, welcher die Schönheit des Körpers erhöhte
und ihn
vor Fäulnis schützte, wurde die Ambrosia gebraucht.
Liturgie (lat. Ambrosianum officium, Ambrosianus ritus, Ambrosiana missa),
das kirchliche Ritual, welches in der mailändischen Kirche bei der Messe und andern gottesdienstlichen Verrichtungen gebräuchlich
war und in vielen Punkten von der römischen oder Gregorianischen Meßordnung abweicht.
Wahrscheinlich aus dem 4. Jahrh. herrührend,
erinnert dieambrosianische Liturgie noch an morgenländische Liturgien.
Lobgesang, der bekannte Hymnus »Te Deum laudamus«, der zwar nicht, wie man früher
annahm, vom heil. Ambrosius herrührt, aber gewiß schon im 5. Jahrh. in Gebrauch war. Er stammt neuerer Forschung zufolge
ursprünglich aus dem Orient und gelangte durch Vermittelung der griechischen Kirche an die lateinische. Luther übersetzte
denselben ins Deutsche
[* 86] (»Herr Gott, dich loben wir!«) und nahm mit der Melodie Veränderungen vor, wodurch
dieselbe unstreitig gewonnen hat, ohne daß ihr ursprünglicher ernster und feierlicher Charakter darüber verloren gegangen
ist.
(griech.), unsterblich, göttlich, göttlicher Natur, heißt bei Homer alles, was die Götter besitzen, oder
was zu ihrer Persönlichkeit gehört, wird dann aber auch von allem sonstigen Schönen und Erhabenen gebraucht. Vgl. Ambrosia.
der Heilige, berühmter Kirchenlehrer, geboren um 340 zu Trier
[* 87] als Sohn eines römischen Präfectus Prätorio,
war inRomSachwalter, bis ihm die Statthalterschaft von Oberitalien
[* 88] übertragen wurde. Obgleich noch nicht getauft,
mußte er 374 der Wahl zum Bischof von MailandFolge leisten. Er verkaufte sofort seine Güter, verteilte sie unter die Armen und
ergab sich theologischen Studien. Kraftvoll verteidigte er seine Kirche gegen die Arianer, verhinderte auch die Wiederaufrichtung
der heidnischen Bilder, als der Redner Symmachus dieselbe beim Kaiser betrieb, und gleiche Festigkeit
[* 89] zeigte
er gegen Theodosius d. Gr., dem er nach dem Blutbad von Thessalonika den Eintritt in die Kirche verweigerte, bis derselbe Buße
gethan hatte. Er starb 4. April 397. In seinen dogmatischen Schriften hält er
¶
mehr
sich meist an die griechischen Kirchenlehrer; in der Sittenlehre (»De officiis clericorum«, hrsg. von Krabinger, Tübing. 1857)
folgt er CicerosBuch von den Pflichten; von Einfluß ist seine Unterscheidung zwischen den allgemeinen und den vollkommenen
Pflichten, wohin er z. B. die Ehelosigkeit rechnete, geworden. Nachhaltiger denn als Schriftsteller wirkte er durch
seine Sorge um Liturgie und Kultus; durch seine Liederdichtungen wurde er der Vater der lateinischen Hymnologie. Unter seinen
Schriften (hrsg. von den Benediktinern, 1686-90, 2 Bde.; neue Ausg.
1853, 4 Bde.; in Auswahl deutsch von Schulte, Kempt. 1871 ff.) werden nicht wenige ihm mit Unrecht zugeschrieben.
Volksstamm im Innern Südafrikas, am Oberlauf des Cubango, zwischen diesem und dem östlichen Cuando. Sie
wurden von Serpa Pinto entdeckt und beschrieben, sind ein schöner, starker Menschenschlag, von sanftem, geselligem Wesen,
überaus gastfreundlich, achten ihre Frauen weit mehr als die meisten afrikanischen Stämme und sind bei
weitem die besten und erfolgreichsten Bebauer ihres sehr fruchtbaren Bodens, wiewohl sie außer dem Huhn keine Haustiere besitzen.
Auch den Fischfang und die Jagd betreiben sie lebhaft. Die Waffen (Assagaien) verfertigen sie selbst, doch ist ihre Eisenarbeit
von untergeordneter Bedeutung. Die Sprache
[* 93] der Ambuella soll kein einziges Wort besitzen, welches edelmütige
Gesinnung bezeichnet.
(franz. Ambulance), von den Franzosen zu Anfang des 18. Jahrh. eingeführtes und in der
Folge auch bei andern Armeen adoptiertes bewegliches oder fliegendes Feldlazarett. In der deutschen Armee wird dieser Ausdruck
nicht mehr gebraucht, dagegen kommt er in Art. 1 der Genfer Konvention (s. d.), wo die Ambulanzen für neutral erklärt werden,
vor. Bei uns fallen unter den Begriff Ambulanzen die Sanitätsdetachements, die Feldlazarette und die für
die Kranken und Verwundeten bestehenden Transporteinrichtungen. In Frankreich versteht man unter »ambulances« alle im Rayon
des kämpfenden Heers vorhandenen Einrichtungen zur Pflege und zum Transport der Verwundeten und Kranken. Auch werden speziell
die Krankentransportwagen so genannt. - Im gewöhnlichen Leben nennt man Ambulanzen die fahrenden Postexpeditionen sowie
alle fahrbaren Einrichtungen, welche für Handel und Gewerbe im Umherziehen (ambulant) dienen.
Danach heißt ambulatorisch diejenige Art der ärztlichen Praxis und der klinischen
Behandlung, wobei sich die Kranken zu dem Arzt oder in die Klinik begeben (vgl. Klinik).
(pers.), Büreau der Hohen Pforte, welches zwischen der Kanzlei des Sultans und den verschiedenen Ministerien vermittelt
und das infolge seiner einflußreichen Stellung nur durch Söhne der höchsten Beamten besetzt wird.
(Formicidae Latr.), Insektenfamilie aus der Ordnung der
Hautflügler,
[* 95] gesellig lebende Tiere, von welchen außer
geflügelten Männchen und Weibchen noch ungeflügelte Arbeiter (verkümmerte Weibchen) zuweilen selbst in doppelter Form
vorkommen. Der Kopf ist groß, fast dreieckig, deutlich von der Brust geschieden;
die Augen sind klein und
rund, bei den Arbeitern bisweilen verkümmert, bei Männchen und Weibchen stehen oben auf dem Kopf drei Nebenaugen;
die Fühler
sind geknickt und geißelförmig, der Oberkiefer ist meist sehr stark, der Unterkiefer schwach, die Taster sind fadenförmig;
der Thorax ist von der Seite her zusammengedrückt und durch einen dünnen, mit einem einfachen oder
doppelten Schüppchen oder Knötchen versehenen Stiel mit dem Hinterleib verbunden;
letzterer ist ziemlich eiförmig.
Die Ameisen leben
gesellig in größern und kleinern Kolonien, die stets aus Männchen, Weibchen und Arbeitsameisen bestehen. Letztere sind immer
ungeflügelt, die Männchen ihre ganze Lebenszeit, die Weibchen zur Zeit der Begattung geflügelt. Die
Flügel, besonders die Vorderflügel, sind sehr groß, wenig geädert, fallen leicht ab und werden von den Weibchen nach
der Paarungszeit abgeworfen. Die Männchen sind kleiner als die Weibchen, haben einen kleinern Kopf, aber größere Augen.
Bei Männchen und Weibchen ist das Schildchen hinter dem Mittelrücken (Mesothorax) fast dreiseitig,
gewölbt, bei den Arbeitsameisen schmal streifenförmig; auch ist bei jenen der Vorderrücken (Prothorax) sehr klein, oft
zwischen Kopf und Mesothorax versteckt, beiden Arbeitsameisen dagegen ist er groß und nimmt oben einen beträchtlichen Teil
des Thorax ein. Die Arbeitsameisen haben keine oder selten kaum bemerkbare Nebenaugen und einen größern
Kopf. Arbeitsameisen und Weibchen sind mit einem im Hinterleib verborgenen vorstreckbaren Stachel oder statt dessen mit einer
Drüse versehen, aus der Ameisensäure abgesondert wird, die sie, den Hinterleib etwas aufwärts richtend, auf eine ziemliche
Entfernung dem Feind entgegenspritzen.
Dieselbe Feuchtigkeit fließt auch in die kleine Stichwunde, welche der Stachel macht, und verursacht Jucken.
An heißen Tagen im Spätsommer, besonders im August, zeigt sich oft auf Ameisenhaufen eine außergewöhnliche Regsamkeit,
und die zahlreich vorhandenen geflügelten Männchen und Weibchen erheben sich gegen Sonnenuntergang scharenweise in die
Luft und schweben, einer Rauchwolke gleich, um die Spitzen derBäume und Gebäude. Bei diesen Ausflügen
geht die Begattung vor sich.
Die kleinen Männchen sterben sogleich nach der Begattung, die Weibchen aber fallen zu Boden und werden von den umherlaufenden
Arbeitsameisen eingefangen, ihrer Flügel beraubt und in die Kolonie zurückgebracht, die sie nun nicht mehr verlassen dürfen.
Viele Weibchen, die nicht eingefangen werden und sich auch nicht zur Kolonie zurückfinden, suchen einen
geeigneten Platz zur Begründung einer neuen Kolonie in der Erde, in hohlen Bäumen oder unter Steinen. Ein solches einzelnes
befruchtetes Weibchen knickt sich selbst die Flügel ab oder verliert dieselben beim Graben eines Loches und legt im Lauf desSommers mehrere TausendEier.
[* 96] Ob aber die Gründung einer neuen Kolonie durch ein einzelnes befruchtetes Weibchen in der That
stattfindet, ist noch nicht sichergestellt, nie findet man eine vereinzelte Ameisenmutter mit Puppen; auch ist es nicht gelungen,
von einem befruchteten Weibchen in der Gefangenschaft Arbeiter zu erzielen. Die Entstehung neuer Nester
bleibt daher noch zu erklären, nur bei einigen Arten, wie bei Myrmica ruginodis, wurde die oben¶