Alpen
[* 2] mehr umgeht, als überschreitet: die sogen. Cornichebahn, welche von
Nizza
[* 3] am Meeresufer entlang durch eine
Reihe von
Tunnels nach
Genua
[* 4] führt.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der über die
Alpen führenden
Straßen ist mit der
Entwickelung des gesamten
Verkehrs enorm
gestiegen. Während sie in frühen
Zeiten nur dazu dienten, die ungeheuern von der
Natur gezogenen
Grenzwälle
zu überschreiten, welche jahrhundertelang die germanischen und romanischen
Völker trennten, sind sie heute die Schlußglieder
geworden in den großen Verkehrsringen, welche sich um den Erdball legen. Dazu haben sie sich namentlich gestaltet, seitdem
das Mittelmeerbecken sich wiederum durch einen kräftig erblühenden
Handel neu belebte und der
Verkehr
nach
Indien,
China
[* 5] und
Australien
[* 6] sich mehr und mehr von dem langwierigen Weg um die Südspitze
Afrikas abwandte und seine
Richtung
über
Ägypten
[* 7] nahm.
Für
Deutschland
[* 8] können sie von außerordentlicher Wichtigkeit werden, wenn genügende Tariferleichterungen seinen südlichen
Teilen gestatten, für die Verschiffung ihrer
Produkte die Häfen
Triest,
[* 9]Venedig
[* 10] und
Genua zu wählen, statt,
wie bislang, an die weit langwierigern
Routen gebunden zu sein, welche die deutschen Nordseehäfen sowie die nächstgelegenen
Häfen
Belgiens,
Frankreichs und
Englands einzuschlagen haben.
Ausführlicheres über die einzelnen
Bahnen enthalten die betreffenden
Artikel. S.
Karte
»Alpen« und die
am
Schluß des
Registers zu derselben abgedruckte »Übersicht der Hauptalpenübergänge«.
(Alpenklubs),
Vereine, welche sich die genauere Erforschung der
Alpen in topographischer wie physisch-geographischer
Hinsicht zur Aufgabe gesetzt haben. Der älteste derselben ist der englischeAlpineClub (in
London),
[* 12] der
seit 1857 besteht und eine Anzahl der schwierigsten und kühnsten Bergersteigungen ausgeführt hat. Zu seinen
Publikationen
gehören das Prachtwerk
»Peaks, passes and glaciers« (Lond. 1860-62, 3 Bde.),
der ausgezeichnete
»AlpineGuide« (das. 1863 ff.) von J.
^[John]
Ball und das
»AlpineJournal« (seit März 1863). Nächstdem
trat im März 1862 der Österreichische Alpenverein (in
Wien)
[* 13] zusammen, der seine Thätigkeit vorzugsweise den Österreichischen
Alpen zuwendet, namentlich auch die Erleichterung der Bereisung derselben anstrebt und in den »Mitteilungen«
(Wien 1863-64, 2 Bde.) und dem »Jahrbuch
des Österreichischen Alpenvereins« (1865-73, 9 Bde.)
über seine
Arbeiten berichtet hat. Im April 1863 konstituierte sich der
Schweizer Alpenklub, der in wissenschaftlicher
Hinsicht Bedeutendes geleistet hat.
Derselbe gliedert sich in
Sektionen (1884: 29 mit 2656 Mitgliedern), aus deren einer in dreijährigem
Turnus der Zentralausschuß
gebildet wird.
SeinOrgan ist das mit trefflichen
Karten ausgestattete »Jahrbuch des
SchweizerAlpenklubs« (seit 1864). Seine
größteArbeit ist die genaue
Vermessung des Rhônegletschers; er hat etwa 30 Schutzhütten in der Hochregion
erbaut. Den genannten
Vereinen folgte 1863 der
Italienische Alpenverein (1884 mit 34
Sektionen und 3767 Mitgliedern), der die
naturwissenschaftliche Erforschung der
Alpen wie auch des
Apennin verfolgt.
Damals zählte der
Verein 3682 Mitglieder in 43
Sektionen, Ende 1884 ist die Zahl der
Sektionen auf 110, die der Mitglieder
auf mehr als 13,000 angewachsen. Seine Thätigkeit ist einmal eine litterarische, dann aber auch eine
praktische; die erstere
Richtung pflegt der
Verein durch seine
»Zeitschrift« (seit 1869, von 1885 ab in Jahresbänden) und die
»Mitteilungen des
Deutschen und Österreichischen Alpenvereins« (seit 1875, von 1885 ab in halbmonatlichen Nummern),
durch
Herausgabe einer von namhaften
Gelehrten bearbeiteten »Anleitung zu wissenschaftlichen
Beobachtungen auf
Alpenreisen« (1879-1882, 2 Bde.) und eines
»Atlas
[* 19] der Alpenflora« (von
Hartinger,
Wien 1882 ff., 4 Bde.).
Während die
Zeitschrift mehr die populärwissenschaftliche
Richtung kultiviert und entsprechende Kunstbeilagen
(Karten, Panoramen,
Ansichten) gibt, dienen die Mitteilungen mehr dem eigentlichen Vereinsleben und der praktischen Thätigkeit.
Diese letztere äußert sich in erster
Reihe durch Weg- und Hüttenbauten; gegen 70 wohleingerichtete
Hütten
[* 20] befinden sich
im
Besitz oder unter
Verwaltung seiner
Sektionen. Eine weitere Thätigkeit betrifft das Führerwesen; gegen 700
Führer sind
auf
Gutachten des
Vereins von den Behörden autorisiert worden, der
Verein hat eine Führerunterstützungskasse gegründet
und trägt bei
Versicherung von
Führern gegen Unfälle einen Teil der
Prämie. Weitere
Zweige der Thätigkeit des
Vereins sind:
Einrichtung, bez. Subventionierung von meteorologischen
Stationen auf Höhenpunkten,
Beihilfe zu
Aufforstungen;
als 1882 die
südlichen Alpenthäler
Österreichs von
Hochwassern verwüstet wurden, sammelte der
Verein den bedeutenden Betrag von 154,935
Gulden, welcher direkt durch seine
Mandatare teils bar, teils aber in
Naturalien verteilt ward.
Vgl. »Der
Deutsche und Österreichische Alpenverein« (Festschrift, Salzb. 1884).
Dem Alpengebiet gehören ferner an: der Club alpin français
(Paris,
[* 21] seit 1874),
welcher ein »Annuaire« und seit 1882 ein
»Bulletin
mensuel« veröffentlicht und sich mit der Montblancgruppe und den Westalpen, besonders aber mit
den
Pyrenäen beschäftigt, von denen er (seit 1882) eine
Karte publiziert;
er zählte 1884: 40
Sektionen mit über 4900 Mitgliedern;
außerdem die
Gesellschaft Ramond, zur wissenschaftlichen Ausbeutung der
Pyrenäen (gegründet 1865);
der Juraklub (1866 zu
Roiraigne im
Thal
[* 22] von
Travers gegründet);
ferner in
ÖsterreichUngarn:
[* 23] der Österreichische Touristenklub
(seit 1869), dessen Thätigkeit sich besonders auf die niederösterreichischen und
Julischen Alpen erstreckt, und der ebenfalls
ein »Jahrbuch« herausgibt, und der Alpenklub
Österreich (seit 1878,
Organ: die »Österreichische Alpenzeitung«),
der Steirische
Gebirgsverein (gegründet 1869 in
Graz),
[* 24] die Società degli Alpinisti Tridentini (seit 1874) in Südtirol,
die Società alpina Friulana in
Udine, der
Ungarische Karpathenverein in
Kesmark, der Galizische Tatraverein in
Krakau
[* 25] (seit
1873), der Siebenbürgische Karpathenverein in Hermanstadt.
Von andern
Gebirgsvereinen verdienen noch Erwähnung der Vogesenklub (seit 1872), der
¶
mehr
Schwarzwaldverein, der Spessartklub, Taunusklub, der Rhönklub, der Sächsische Erzgebirgsverein, der Riesengebirgsverein,
Gebirgsverein der GrafschaftGlatz,
[* 27] der Mährisch-schlesische Sudetengebirgsverein, der Gebirgsverein für Böhmen,
[* 28] der Gebirgsverein
für die sächsisch-böhmische Schweiz, der Thüringerwaldverein; endlich die Associacio d'Escursion Catalana in Barcelona
[* 29] (seit 1878, »Annuario« und »Boletin«)
und der Appalachian MountainClub in Boston,
[* 30] der auch wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.
Ebenso findet man sie in vielen Teilen des Juragebirges und vorzüglich in der Franche-Comté. Auch die Berge der Auvergne,
die von Salers, Mont d'Or und Cantal, die Apenninen, Pyrenäen und Skandinavien haben Alpenwirtschaft. Die Alpauffahrt geschieht
Ende Mai oder Anfang Juni, doch geht man zunächst in die weniger hohen Regionen und erst im Juli auf die höchsten Höhen,
von denen dann, je nach der Witterung, früher oder später die Rückkehr erfolgt, bis die Vorboten des
Winters zur Heimkehr (Alpabfahrt) zwingen. Die schroffsten Alpen werden nur von Schafen und Ziegen, minder schroffe von Kühen
beweidet; aber aus Revieren, zu welchen kein Tier mehr vordringt, gewinnen verwegene Älpler noch ein vorzugsweise aromatisches
Heu (Wildheu), welches sie, in Tücher gestopft, auf dem Kopf heimtragen.
Hinsichtlich des Besitztitels werden die Alpen eingeteilt in Gemeindealpen (Allmenden), Staatsalpen oder
Domänen, wie in Bayern und Tirol, welche an Gemeinden oder Einzelne verpachtet werden, und Privat- oder Herrenalpen. Erstere
bilden in der westlichen, letztere in der östlichen Schweiz, ebenso in Tirol, Salzburg
[* 34] und Steiermark
[* 35] die überwiegende Mehrzahl.
Aus den Gemeindealpen ist jeder Gemeindebürger zur Auftrift einer bestimmten Menge von Rind
[* 36] oder Kleinvieh
berechtigt.
Die Privatalpen (meist Eigentum von Spitälern, Klöstern, reichen Privatpersonen etc.) werden an Sennen, die nur Vieh, aber
keinen Alpengrund besitzen, gegen einen Zins (Alpenzins, Alpengeld) zur Benutzung überlassen. GroßeAlpen von mehreren HundertStößen (d. h. auf welchen mehrere HundertKühe sich ernähren können) werden meist nicht von Einem Senn,
sondern von mehreren in Pacht genommen. Ganze Gemeinden nehmen einen gemeinschaftlichen Senn an, der jedem einzelnen Eigentümer
der gemeinsamen Herde den ihm zukommenden Anteil von Butter und Käse etc. zur gehörigen Zeit überliefert. Auch finden sich
noch manche andre wirtschaftliche Formen. In denTiroler und Bayrischen Alpen werden die Wartung der Herde
sowie die Gewinnung und Verarbeitung ihrer Produkte meist von einer Magd, der Sennerin (Sentrin, Schwagrin), besorgt. Treibt
eine ganze Gemeinde ihr Vieh auf die Alp, so ist, wo dasselbe zahlreich ist, ein Käsemeister mit der Aufsicht über mehrere
Sennen betraut.
Der Ertrag der Schweizerkühe auf den Alpen ist nicht höher als bei einer immerwährenden gut bestellten Stallfütterung. Die
besten Schweizerkühe, z. B. im Saanenland, geben zur Zeit, wo
sie am milchreichsten sind,
täglich etwa 18-20 kg Milch. Allein das dauert nur eine Zeitlang, und im allgemeinen kann man bloß 14-15
kg Milch des Tags in den 16-18 Wochen der Alpfahrt rechnen. Nicht selten werden auf den Alpenwirtschaften neben den Milchkühen
und Milchziegen auch viele Arten Geltvieh und Mastochsen, Pferde
[* 37] und Schafe
[* 38] gehalten, und man hat eigne sogen. Mastalpen für
Mastvieh, Stieralpen oder Gustiberge für junges Hornvieh oder Pferde- und Schafalpen, welch letztere
die steilsten sind.
Außerdem zieht man wohl in jeder Alp noch mehrere Schweine
[* 39] auf, die sich von den Abfällen der Käsefabrikation ernähren.
Da die Erträgnisse mancher Alpen neuerdings zurückgegangen sind, so hat man alpenwirtschaftliche Versuchsstationen errichtet
zu dem Zweck, eine rationelle Pflege derselben (Bearbeitung, Düngung), bessern Betrieb, geregelteres Beweiden
u. dgl. m. einzuführen.
Die genossenschaftliche Bewirtschaftung sowohl als die Fabrikation der Milchprodukte auf gemeinsame Rechnung verbreiten sich
mehr und mehr, und anderseits sucht man auch da, wo geboten, den Waldbau und die Wiederbewaldung genossenschaftlich zu regeln.
Die 4559 Alpen, von welchen 1525 oder 33,5 Proz. den Gemeinden, 80 = 1,8 Proz. Gemeinden und Privaten zusammen, 453 = 9 Proz.
Korporationen, 2488 = 54,6 Proz. Privaten und 11 = 0,2 Proz. dem Staat gehören, und die in Höhen von 630-2820
m ü. M. liegen, waren 1864 mit 270,389 Stößen Vieh besetzt. Die Gesamtzahl der Weidetage betrug 25,074,238. Der Kapitalwert
der Alpen wird sehr niedrig, zu 77,186,103 Frank, angegeben. Der Bergzins (Pachtzins) betrug 3,362,642 Fr. Ziemlich genau ist
der Ertrag ermittelt. Im J. 1864 (neuere statistische Angaben fehlen) weideten 153,320 Kühe auf den Alpen
der Schweiz, welche einen Ertrag von 8,182,788 Fr. ergaben, sowie 115,941 Stück Geltvieh, d. h. nicht milchgebendes Rindvieh,
und übrige Viehgattungen, die durch Zuwachs 2,703,463 Fr. abwarfen. Der Gesamtbetrag ist demnach 10,893,874 Fr. oder 14,11
Proz. des geschätzten Kapitalwerts oder nach Abzug der Zinsen und Amortisation des Betriebskapitals (Vieh
etc.) 9,545,000 Fr. oder 12,4 Proz. Zu 5 Proz. gerechnet,
betrüge der Wert derAlpen 190,900,120 Fr. und mit den nicht in Rechnung gezogenen Alpen wenigstens 200 Mill. Fr. Der Wert des
gesamten Schweizer Viehstandes wird auf 260 Mill. Fr. geschätzt.
Schatzmann: Schweizerische Alpenwirtschaft (Aarau
[* 46] 1862-66, 7 Hefte), Anleitung zum Betrieb der Sennerei (3. Aufl., das. 1876), Anleitung
zum Betrieb der Alpenwirtschaft (das. 1876);
(von Alpha und Beta, den zwei ersten griech. Buchstaben), Bezeichnung der Gesamtheit der Buchstaben einer Sprache,
[* 51] d. h. sowohl der Laute als der Zeichen, nach ihrer herkömmlichen Reihenfolge, zu deutsch: ABC. Die Versuche, in der Anordnung
des Alphabets, die wir von den Römern, diese von den Griechen und die Griechen wieder von den Phönikern
überkommen haben, ein durchgreifendes Prinzip zu entdecken, haben zu keinem Ergebnis geführt, und es ist nur so viel gewiß,
daß diese Anordnung von den Phönikern oder einem andern semitischen Volk herrührt und ebensowenig die
ursprünglichen Erfinder des Alphabets, die Ägypter, zu Urhebern hat als die Benennungen der einzelnen Buchstaben, welche
die Griechen von den Phönikern übernahmen. Vgl. Schrift.
Ein streng phonetisch angeordnetes Alphabet ist dagegen das altindische (s. Devanagari), in dem zuerst die Vokale und dann die nach
dem Organ angeordneten Konsonanten kommen. Das musikalische Alphabet ist die Reihenfolge der zur Bezeichnung
der sieben Stammtöne gebräuchlichen Buchstaben (in Deutschland und Nordeuropa): c, d, e, f, g, a, h. In Frankreich, Italien
[* 52] und
den südlichen LändernEuropas sind die ehedem ebenfalls gebräuchlichen Buchstabenbenennungen der Töne den von der Solmisation
herrührenden Silbennamen: ut (do), re, mi, fa, sol, la, si gewichen. - Naturhistorische, technische etc.
Alphabete sind Zusammensetzungen von naturhistorischen oder technischen Figuren zu Buchstaben, ein Lernspiel für Kinder. Man
verkauft sie als Bilderbogen, aufgezogen, oder auch, auf Brettchen geklebt, in Schachteln.
Tod, altdeutsches Heldengedicht aus dem Kreis
[* 53] der Dietrichsage, welches sich auf den Streit
Dietrichs mit seinem Oheim, dem Kaiser Ermenrich, bezieht. Das Gedicht erzählt den Tod des jungen Helden Alphart durch die treulosen
HeldenHeime und Wittich und gehört zu den schönsten und ergreifendsten des genannten Sagenkreises. Es stammt aus dem 13. Jahrh.
und wurde zuerst von Hagen
[* 54] (1811), dann von Martin (Berl. 1866) sowie in neuhochdeutscher Übersetzung
von Simrock (3. Aufl., Stuttg. 1874) und in Neubearbeitung von Klee (Gütersl. 1880) herausgegeben.
Hauptfluß des Peloponnes, jetzt Ruphias genannt, was aus Alpheios entstanden ist, entspringt
bei Phylake auf dem Parnongebirge (jetzt Malevo), südlich von Tegea, und fließt in zahlreichen Krümmungen in die Ebene von
Tegea hinab, in welcher er sich jetzt nordöstlich wendet und am Südfuß des Parthenion in einer Katabothre verschwindet,
während er früher (wahrscheinlich noch im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrh.
eine nordwestliche Richtung nahm und am östlichen Fuß des Boreiongebirges unter der Erde verschwand. Am südlichen Rande der
Ebene von Asea bricht das Wasser wiederum in reicher Fülle aus dem Boden hervor und bildet von hier ab einen nicht mehr unterbrochenen
Strom, der sich zuerst
südwestwärts in die Ebene von Megalopolis wendet, diese in nordwestlicher Richtung
durchfließt und bei Heräa einen westlichen Lauf annimmt, um sich unterhalb Olympia in das Ionische Meer zu ergießen. Unter
seinen Nebenflüssen ist der rechts mündende Ladon (der eigentliche heutige Ruphias) der bedeutendste. Das geheimnisvolle
Verschwinden des Stroms veranlaßte die Sage von der Liebe des Flußgottes zur NympheArethusa. Sie floh vor
ihm, der als Jäger sie verfolgte, bis zur Insel Ortygia bei Syrakus,
[* 55] wo sie zur Quelle
[* 56] ward; die mitleidigen Götter verwandelten
Alpheios in einen Fluß, der nun, unter dem Meer hindurchfließend, als Quelle bei Ortygia (submarin) wieder
auftauchte und seine Wellen
[* 57] mit dem QuellArethusa mischte.
Hieronymus van, holländ. Dichter, geb. zu Gouda, widmete sich mit großem Eifer wissenschaftlichen
Studien und zeichnete sich durch eine vielseitige und gründliche Bildung aus. Er war zugleich Theolog, Jurist und Historiker,
besonders aber Ästhetiker und Dichter, wenn schon als letzterer ohne Originalität und höhern Schwung.
Am bekanntesten machten ihn die Kantate »De Starrenhemel« und seine »Gedigten voor kinderen« (1781;
deutsch von Abel, Berl. 1856), die zum Teil kleine Meisterstücke kindlich naiver Darstellung sind. Alphen wurde 1780 Generalprokurator
beim UtrechterGerichtshof, dann Pensionär der Stadt Leiden
[* 58] und 1793 Großschatzmeister der niederländischen
Union. Nach der französischen Invasion 1795 seines Amtes entsetzt, lebte er als Privatmann im Haag,
[* 59] wo er starb. Eine
Gesamtausgabe seiner »Dichtwerken« mit Biographie veranstaltete Nepveu (Utr. 1838-39, 3 Bde.;
neue Ausg. in 1 Bd. 1871).
Vgl. Koenen, Hieronymus van Alphen (Amsterd. 1844).
L., Pflanzengattung aus der Familie der Zingiberazeen, nach dem italienischen Botaniker Prosper Alpino benannt,
hochstengelige Stauden mit knolligem Wurzelstock, wechselständigen, ganzrandigen Blättern, ähren-, trauben- oder rispenständigen
Blüten und häutiger, dreiklappiger, vielsamiger Kapsel; 30 meist tropisch-asiatische, auch in Mexiko
[* 61] und Westindien
[* 62] vertretene
Arten.
Alpinia GalangaSw., mit breit lanzettlichen Blättern und rispigen Blütenständen, auf den malaiischen
Inseln, besonders auf Java, heimisch, liefert angeblich die große Galgantwurzel, welche von der Malabarküste nach Bombay
[* 63] gelangt,
und wahrscheinlich auch die chinesischen Galgantkardamomen.
Alpinia officinarumHance, mit meterhohen Stengeln, bis über 30 cm langen
Blättern und weißen, weinrot gestreiften Blüten, auf der chinesischen InselHainan, hauptsächlich aber
auf der zunächst gegenüberliegenden Halbinsel angebaut, liefert die kleine Galgantwurzel, welche allein für den europäischen
Markt Bedeutung hat. Sie besteht aus etwa 7 cm langen, bis 2 cm dicken, knieförmig gebogenen Rhizomen, ist braunrot, riecht
angenehm gewürzhaft, den Kardamomen ähnlich, schmeckt brennend scharf, ingwerartig und enthält Kämpferid, Galangin
und Alpinin. Sie ist offizinell und wird als aromatisches Reizmittel, namentlich auch zu Likören, Essigen etc., benutzt. Sie
kam wahrscheinlich durch die Araber des
¶
Alpinia nutansRosc., aus Ostindien,
[* 66] 2½-3 m hoch, mit schönen gelblichen, purpur und braun gezeichneten
Blüten in fußlanger, hängender Traube, wird als Warmhauspflanze bei uns kultiviert.
Prosper (gewöhnlich Alpinus), Botaniker, geb. zu Marostica in der NäheVenedigs, studierte zu Padua
[* 67] die Heilkunde und ging als Arzt 1580 mit dem venezianischen Konsul nach Kairo,
[* 68] wo seine außerordentliche
Beobachtungsgabe reichen Stoff zur Untersuchung fand. Nach seiner Rückkehr wurde er 1584 Marinearzt auf der Flotte des AndreasDoria, später Professor der Botanik an der Universität zu Padua. Er starb daselbst In seinem
berühmten Werk »De plantis Aegypti« (Pad. 1592, 2. Aufl. 1640, mit Holzschnitten) werden über 50 damals unbekannte Pflanzen,
unter ihnen der Kaffeebaum (die ersten genauern Nachrichten über diesen),
eingehend beschrieben. Außerdem schrieb er: »De
plantis exoticis« (hrsg. von seinem Sohn, Vened. 1627);
»Historia naturalis Aegypti« (Leid. 1735, 2 Bde.);
Schwarzwaldkreis, OberamtOberndorf, an der obern Kinzig im Schwarzwald, hat eine alte
Kirche im romanischen Stil (1095 gegründet, zum ehemaligen Benediktinerkloster gehörig), Wollspinnerei,
Strohmanufaktur und (1880) 1321 ev. Einwohner.
(spr. -chárras),Name aller der Thäler, welche sich auf der Südseite der Hauptkette der Sierra Nevada in
Südspanien befinden. Man unterscheidet dabei die westlichen oder hohen Alpujarras, zwischen dem Hauptgebirge und
den beiden längsten Sekundärketten, und die östlichen Alpujarras, welche den Südabhang der östlichen Gebirgshälfte
durchfurchen und sich in die weiten Bassins von Ujijar und Canjayar öffnen. Diese Thäler zeichnen sich
dadurch aus, daß sie in ihrem obersten Teil am weitesten sind und, je weiter sie sich von der Hauptkette entfernen, desto
enger und unzugänglicher werden.
Alle endigen nach oben zu mit teils flachen, teils von Felsenmauern umgürteten Alpenmulden mit zahllosen
Quellen. Solche Weiden und Matten heißen Borreguiles (d. h. Weideplätze für Lämmer). Hochoben befinden sich, namentlich an den
südlichen Gehängen, tiefe, klare Alpenseen in einer Höhe von ca. 3000 m. Die Vegetation der Alpujarras steigt von hier aus den alpinen
Formen durch alle Stufen und Klimate bis zum tropischen Gestade, wo in einem wahrhaft afrikanischen Klima
[* 71] alle Früchte des Südens, selbst Dattelpalmen und Zuckerrohr, gedeihen. Unter den Bewohnern der Alpujarras, welche sich mit Schafzucht,
Wein- und Fruchtbau sowie in der Sierra de Gador mit etwas Bergbau
[* 72] auf Blei,
[* 73]
Antimon und Silber beschäftigen, finden sich noch
Nachkommen von Mauren. Auch der Name (al Buscherat, »Grasplatz«) stammt aus der maurischen Zeit.
in der deutschen Mythologie ein weissagender, dämonischer Geist, dann ein kleines, halbteuflisches
Wesen in Menschengestalt, welches den Besitzer reich machen sollte (auch Galgenmännlein genannt).
Über das wunderbare Entstehen
desselben vgl. Schwartz, Poetische Naturanschauungen, Bd. 2 (Berl.
1879).
Mit dem Namen Alraun bezeichnete man dann auch die Wurzel,
[* 82] aus der man den Alraun sollte schneiden können;
(Alose, AlosaCuv.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Heringe (Clupeoidei),
Fische
[* 83] mit seitlich zusammengedrücktem Leib, schneidiger, sägeförmig gezähnelter Bauchkante und sehr feinen, spitzigen,
leicht abfallenden Zähnen. Der Maifisch (Mutterhering, Alse vulgarisCuv.), über 60 cm lang, 2,5 kg schwer, auf dem Rücken metallisch
glänzend olivengrün, an den Körperseiten schön goldglänzend, mit dunkeln Flecken am obern Winkel
[* 84] der
weiten Kiemenspalte und schwärzlich getrübten Flossen, lebt in allen europäischen Meeren in ziemlicher Tiefe, wandert im
Mai, je nach der Temperatur auch früher oder später, nahe der Oberfläche des Wassers geräuschvoll dahinziehend, in die
Flüsse,
[* 85] um zu laichen, kehrt aber bald zurück, während die Jungen erst im nächsten Jahr auswandern.
Die Nahrung besteht aus kleinen Fischen und Krebstieren; der zur Laichzeit in den Flüssen weilende Fisch frißt nicht. SeinFleisch
ist vortrefflich; er wird eingesalzen namentlich nach Spanien, Portugal und Italien gebracht und kommt auch geräuchert im Handel
vor. Die Finte (Alse. FintaCuv.), 45 cm lang, 1 kg schwer, an der Seite gefleckt und besonders durch die weniger
zahlreichen und dicken Fortsätze auf der ausgehöhlten Seite der Kiemenbogen vom vorigen unterschieden, findet sich in denselben
Meeren wie der Maifisch, gleicht demselben auch in der Lebensweise, steigt aber erst im Juni in die Flüsse; ihr Fleisch ist übelriechend
und nicht wohlschmeckend.
Der Shad (Alse praestabilisPet.), dem Maifisch sehr ähnlich, ist an der ganzen Ostküste von Nordamerika
[* 86] verbreitet, steigt bis
ins Quellgebiet der Flüsse und wird nur durch Wasserfälle und Wehre aufgehalten. Die Erbauung von letztern hat eine teilweise
fast vollständige Verödung der amerikanischen Flüsse herbeigeführt; seit 1867 ist aber der Shad mit
so großem Erfolg gezüchtet worden, daß der frühere Reichtum wiederhergestellt werden dürfte. Da der Fisch sich nie weit
von der Mündung
¶
mehr
entfernt und stets wieder in denselben Fluß zurückkehrt, so kommt die künstliche Vermehrung diesem allein zu gute. Bei keinem
Fisch hat die künstliche Fischzucht so außerordentliche Erfolge erzielt wie beim Shad.
(dän. Als), Insel an der Ostküste Schleswigs, vom Festland (HalbinselSundewitt) durch den Alsensund getrennt,
der 19 km lang, im nördlichen Teil fast 4 km breit, im südlichen dagegen sehr schmal ist, eine Tiefe von 4 bis 11 Faden
[* 88] hat und an den schmälsten Stellen (etwa 260 m) bei Sonderburg von einer Schiffbrücke überschritten wird;
s. Karte »Schleswig-Holstein«.
[* 89] Die Insel gehört zum Kreise
[* 90] Sonderburg des preußischen Regierungsbezirks Schleswig
[* 91] und zählt
auf 312 qkm (5,7 QM.) etwa 25,000 Einw.,
welche, mit Ausnahme eines Teils der Städtebewohner, dänisch sprechen.
Sie ist sehr fruchtbar, reich an schönen Holzungen (besonders Buchen) mit vielem Wild, ebenso an fischreichen
Landseen. Die Mitte des Landes zeigt eine Reihe von Hügeln mit flacher Abdachung nach den Küsten zu; der höchste Punkt, der
Hügelberg, erreicht 79 m Höhe. Den südwestlichen Teil der Insel bildet die HalbinselKekenis, die auf der südlichen Spitze
einen Leuchtturm trägt. Die drei Hauptorte der Insel sind: im N. Norburg (nördliche Burg), im S. Sonderburg
(südliche Burg), mit neuen, sehr starken Schanzen versehen, und in der Mitte Augustenburg. Im letzten deutsch-dänischen Kriege
gelangte Alsen zu kriegerischer Bedeutung durch den Übergang der Preußen
[* 92] unter Herwarth v. Bittenfeld nach der von 9000 Dänen
(unter General Steinmann) besetzten Insel die unter bedeutenden Verlusten sich nach Fünen
zurückzogen. Mit der Besetzung der Insel war die Eroberung der Herzogtümer vollendet. Seit 1870 ist Alsen mit neuerrichteten
Verteidigungswerken versehen.
Dicht dabei das Dorf Alsleben mit 2073 Einw. Die auf der Höhe
gelegene, in Kreuzesform erbaute Domkirche zu St. Johannes dem Täufer wurde 978 samt einem Jungfrauenstift gegründet, das 1448 in
ein Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt und 1561 aufgehoben wurde.
Alsleben, schon 965 erwähnt, war Hauptort
einer Grafschaft, welche 1138 an das Erzstift Magdeburg
[* 95] fiel.
Julius, Musikschriftsteller, geb. zu Berlin,
[* 96] studierte 1850-53 daselbst klassische und orientalische
Sprachen, promovierte in Kiel
[* 97] zum Doktor, widmete sich jedoch später ganz der Musik und begann, nach gründlichem Studium der
Komposition unter Dehns Leitung, in seiner Vaterstadt eine erfolgreiche Lehrthätigkeit. 1872 zum königlichen
Professor ernannt, ward er im Herbst 1884 als Lehrer für Theorie und Chorgesang am königlichen Institut für Kirchenmusik angestellt.
Hauptsächlich aber war Alsleben als Schriftsteller thätig,
sowohl als Mitarbeiter an verschiedenen Musikzeitungen
wie als Redakteur eines eignen Blattes: »Harmonie« (Offenbach).
[* 98] In seiner verdienstlichen Schrift »Das musikalische
Lehramt« kämpft er gegen die Mängel im heutigen Musikunterricht und plaidiert für Hebung
[* 99] des Schulgesanges.
rechter Nebenfluß der Elbe, entspringt unweit Süllfeld in Holstein, läuft in fast südlicher Richtung auf
Harvstehude ^[richtig: Harvestehude] zu und bildet von da an einen kleinen See, die sogen. Große oder Außenalster,
welche, von Wiesen, Gärten und Villen umgeben, bis Hamburg
[* 102] reicht. In die Stadt eingetreten, erweitert sie sich nochmals zu
einem schönen viereckigen Bassin, der Binnenalster, und ergießt sich dann, in mehrere Kanäle oder Fleete verteilt, in die
Elbe. Die Alster ist fischreich und für HamburgsHandel höchst förderlich. Ihr Lauf beträgt 52 km, wovon 20 km
schiffbar sind.
L., nach dem schwed. Botaniker Alströmer (gest. 1794) benannte Pflanzengattung aus
der Familie der Amaryllideen, perennierende Gewächse mit knolligem, meist vielköpfigem Wurzelstock, beblättertem, oft schlingendem
Stengel,
[* 103] gedrehten Blättern und schön gezeichneten Blüten in langen Dolden oder Trugdolden. Viele Arten aus Chile,
[* 104] Mexiko, Peru
[* 105] werden bei uns als Garten- und Zimmerpflanzen
[* 106] kultiviert, besonders Alstroemeria peregrina Pers., aus Peru, mit schief linien-lanzettförmigen
Blättern und von der Mitte bis zur Basis gelblichen, schwarzrot gefleckten, oben blaß purpurroten oder
weißrötlichen Blüten;
Alstroemeria aurantiaca D. Don.,
mit goldgelben, rot gestreiften Blüten, und Alstroemeria. Versicolor R. et Pav.,
mit weißlichen oder gelblichen, rot gestreiften Blüten. Aus den Wurzelknollen einiger Arten bereitet man in der Heimat ein
feines Mehl.
[* 107]
Aus diesem Grund haben die Diskant- und Altpartien jener Zeit auch nur einen sehr mäßigen Umfang nach der Höhe und dafür
einen desto größern nach der Tiefe. Der Normalumfang der wirklichen Altstimme reicht von a beim tiefen
Alt (Kontraalt) von f oder e bis e'', f'' (ausnahmsweise auch höher). Historisch ist die Altpartie die von den Komponisten zuletzt
eingeführte, da der normalen Männerstimme, welche den Cantus firmus (Tenor) vortrug, zuerst eine höhere gegenübergestellt
wurde, welche den NamenDiscantus erhielt, danach beiden als Grundlage
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mehr
(harmonische Stütze, Basis) eine dritte, tiefere (der Baß) untergelegt und endlich als Kontratenor die vierte zwischen Tenor
und Diskant eingeschoben ward.
2) Altinstrumente. Als im 15. und 16. Jahrh. bei dem gewaltigen Aufschwung der mehrstimmigen
Musik der Gebrauch aufkam, die Singstimmen nötigen Falls durch Instrumente im Unisono zu verstärken oder
auch zu ersetzen, baute man fast alle Arten von Instrumenten in drei oder vier verschiedenen Größen, entsprechend den vier
Stimmgattungen, so daß man Diskant-, Alt-, Tenor- und Baßviolen neben dergleichen Posaunen, Flöten, Krummhörnern etc. hatte,
von denen sich die vier Arten der Posaune bis in unsre Zeit erhalten haben, während der Stamm unsers Orchesters,
das Streichquartett, wenigstens eine ähnliche Gliederung hat, nur daß zufolge des bedeutend erweiterten Umfangs der Instrumentalmusik
nach der Höhe und Tiefe das ursprüngliche Altinstrument, die Altviole (Bratsche, Alto), die dritthöchste Partie erhalten hat
und das Baßinstrument (das Violoncell, das noch unter »Bassi« mit verstanden wird) die zweittiefste.
Rudolf, Landschafts- und Architekturmaler, meist als Aquarellist thätig, geb. zu Wien als Sohn des in
demselben Fach sowie als Lithograph rühmlich bekannten Jakob Alt (1789-1872), besuchte die Akademie der bildenden Künste in
Wien. Fußwanderungen durch die Gebiete der österreichischen Alpenwelt und Norditaliens weckten in ihm
die Liebe zum landschaftlichen Fach, und die Eindrücke seiner Pilgerfahrten gab sein Pinsel in zahlreichen Aquarellen auf die
treueste und glücklichste Weise wieder.
(Altain Oola, »Goldgebirge«, chines.
Kinschan), das nördlichste der vier Gebirgssysteme Innerasiens, erstreckt sich unter 50-52½° nördl.
Br. vom Irtisch bis südlich vom Baikalsee, d. h. von 84 bis 104° östl. L. v. Gr.,
und hat eine Längenausdehnung von 1447 km, während sein Gebiet über 429,000 qkm umfaßt. Mit bedeutenden Ausstrahlungen
greift der Altai weit in die Umländer aus, so zunächst mit dem Ektag Altai, dem Tannu
und der Oola Ulangum tief in die Mongolei hinein.
um die Pforte in drei Durchgänge zu gliedern. Im eigentlichen Altai unterscheidet man den
Altai Bielki, den nordwestlichen Eckpfeiler des zentralasiatischen Hochlandes, der in der Bjelucha oder den Katunjasäulen mit 3352 m
Höhe kulminiert, und
die Sajanische Kette, ein schmalrückiges, auf der Grenze von Sibirien und der Mongolei
nach O. streichendes Kammgebirge mit wenigen bequemen Pässen, das vom Jenissei durchbrochen wird und in seinem östlichen
Teil im Munku Sardik die Höhe von 3473 m erreicht. Der Kossogolsee im O. dieses Gebirges liegt 1701 m hoch. Nach N. zweigt
sich bis Tomsk die Kette von Kusnezk und Salaïrsk ab, die sich im Taskül 1539 m hoch erhebt.
Kohlenlager sind in bauwürdigen Lagern noch nicht aufgefunden worden. Das Flußgold spielt nur eine untergeordnete Rolle, dafür
ist, besonders im westlichen Altai, die Zahl der silber- und kupferhaltigen Erzlagerstätten überaus groß.
Diese Erzlager befinden sich alle im Gebiet der sedimentären und kristallinischen Schiefer oder im Porphyr, keine im Granit;
sie füllen unregelmäßige, stellenweise sehr mächtige Zerspaltungen oder Räume aus; der bergmännische Ausdruck »stockförmige
Massen« entspricht am besten ihrer Form.
Bereits mehr als 1000 solcher Erzlagerstätten wurden gefunden, gegenwärtig beschränkt sich der Abbau
derselben jedoch wesentlich auf die Umgebung der OrteSmeinogorsk (Schlangenberg), Riddersk, Syranowsk, Belousowsk und Nikolajewsk;
denn der große Bergort Salair mit seinen silberhaltigen Schwerspatlagerstätten im Talkschiefer liegt weit nördlich vom eigentlichen
Altai, jenseit der breiten Niederung des Obthals. Die Erzgruben wurden die Hauptveranlassung der Besiedelung
des Altai mit Russen in dem Bergbau treibenden Gebirgsteil.
Schon das mysteriöse Volk der Tschuden hat hier mit steinernen Geräten Bergbau getrieben; dann scheint dieser jahrhundertelang
geruht zu haben. Im J. 1726 ließ sich der StaatsratNikitaDemidow die Freiheit der Bergwerke im A. verleihen und legte 1728 das
erste Kupferhüttenwerk, Koliwan Sawod, bei dem 1625 m hohen Blauberg an. Als 1736 in der Schlangenberger
Grube reiche Gold- und Silbererze gefunden wurden, trat Demidow 1746 alle seine altaischen Gruben und Hüttenwerke an das kaiserliche
Haus ab, dem das gesamte Gebiet des Altai noch jetzt als Privatbesitz gehört.
Der Ertrag an Gold,
[* 115] das vorzüglich aus Seifen, außerdem durch Ausschmelzen aus den goldhaltigen Silbererzen
gewonnen wird, ist bis 1849 in beständigem Steigen gewesen, hat aber seitdem abgenommen; 1875 betrug er 4570 kg (etwa ein
Siebentel der gesamten Goldgewinnung
[* 116] Rußlands). Der Ertrag an Silber betrug in demselben Jahr 8750 kg. Die bedeutendsten
Silberminen sind die von Smeinogorsk; sie haben 1745-1854 allein 82,161 Pud (à 16,6 kg) geliefert, sind aber jetzt ebenfalls
nicht mehr so ergiebig.