vom
Papst gebilligten deutschen
Bibelübersetzung mit Anmerkungen (Nürnb. 1830-34, 6 Bde.; 5. Aufl.,
Regensb. 1875-76, 3 Bde.). Unter
seinen übrigen
Schriften sind erwähnenswert: »Handbuch der biblischen
Altertumskunde« (Landsh. 1841) und »Die
Bronzethür des
Doms zu
Augsburg«
[* 2] (Augsb. 1853).
(lat.,
Stabreim), die älteste Reimform der german. Volksstämme, beruht auf dem
vokalischen Anlaut oder der Wiederholung gleichklingender
Konsonanten am Anfang der einzelnen
Wörter oder
Silben und stellt
sich in der einfachsten Form in volkstümlichen
Redefiguren dar, wie: Mann und
Maus, Land und Leute,
Haus und
Hof.
[* 3] Künstlerischen
Gebrauch haben von der Allitteration die altdeutsche und die nordische
Dichtkunst gemacht. AlsGesetz für die strengere
Allitteration galt hier, daß jede epische Langzeile, welche aus acht
Hebungen bestand, drei derselben mit gleichen Anfangsbuchstaben
enthielt, von denen zwei in den ersten, die dritte in den zweiten
Abschnitt des
Verses fielen.
Die
Verse werden nicht nach
Silben, sondern nach jenen acht
Hebungen gemessen, unter denen die drei allitterierenden
als ganz besonders bedeutungsvoll hervorragen. Dem Dichter gewährt daher die Allitteration größere
Freiheit als unsre Reimversmaße
und den Vorteil, daß er besondern
Nachdruck auf gewisse
Wörter legen kann, wodurch nicht selten ein überraschender
Effekt
hervorgebracht wird.
Soll der
Stabreim gut sein, so dürfen in den
Versen keine andern allitterierenden
Wörter vorkommen; auch vier Reimbuchstaben in einer und derselben Langzeile gelten nach der alten
Regel für fehlerhaft.
der als begeisterter
Anwalt
des
Stabreims auftritt (vgl. seine
Schrift »Der epische
Vers der
Germanen und sein
Stabreim«, Frankf. 1868).
Letzterer gebraucht
Accentverse mit je vier
Hebungen, die zwischen der zweiten und dritten
Hebung
[* 5] einen
Einschnitt haben, und
in denen in freier Abwechselung allitterieren: entweder bloß eine
Hebung in der ersten und eine
Hebung in der zweiten Vershälfte
(schwache Allitteration):.
"Ich will dir verkünden, was mir bekannt ist etc.";
oder zwei
Hebungen der einen und eine
Hebung der andern Vershälfte (starke Allitteration):.
(Allmende [nach einigen von
»Alemannen« abzuleiten, nach andern mit »allgemein« zusammenhängend],
Allmendgut, wohl auch Gemeingut,
Gemeinheit genannt), der Teil desGemeindevermögens, der nicht unmittelbar
im
Interesse der ganzen
Gemeinde zur Bestreitung der
Ausgaben derselben verwandt wird, sondern einzelnen Gemeindemitgliedern
zur ausschließlichen Benutzung zugewiesen ist. Die Allmande besteht meist in unbeweglichem
Gut,
Wald und
Wiese (das
Wort
»Alm« kommt
wohl davon her), und
wird entweder von allen Gemeindemitgliedern oder nur von einzelnen bestimmten Berechtigten
(der sogen.
Realgemeinde oder
Nutzungsgemeinde) benutzt. Im erstern
Fall benutzt sie entweder die ganze
Gemeinde ungeteilt, oder
sie wird alljährlich nach
Losen verliehen oder auch alljährlich unter öffentlicher
Autorität verwaltet, und nur der
Ertrag
wird verteilt. Im letztern
Fall bleibt die Allmande zwar
Eigentum der
Korporation, jedoch mit der Besonderheit,
daß ihre Benutzung nicht allen Gemeindegliedern, sondern nur einer bestimmten Anzahl, meist den Besitzern bestimmter
Güter
(Bauernhöfe, Hofgüter, im
Gegensatz zu den bloßen
Katen), zusteht.
Die einzelnen Nutzungsanteile (Gemeindeteile, Rechtsame, Meenten,
Waren,
Gewalten) sind in der
Regel als Zubehörungen der betreffenden
Bauerngüter zu betrachten. Diese Nutzungsrechte an den Allmanden hängen mit den Verhältnissen
der alten
Markgenossenschaften zusammen, welche an
Wald und
Wiese noch nicht ein Alleineigentum, sondern nur ein durch Hofbesitz
bedingtes
Miteigentum zu ideellen Teilen kannten. In neuerer Zeit hat das
Interesse für
Hebung des
Landbaues vielfach eine
Teilung der
Allmanden herbeigeführt, welche juristisch nichts andres ist als völlige
Veräußerung des
Eigentums
der
Korporation an die Gemeindeglieder.
Neuere
Gesetzgebungen enthalten in dieser Beziehung vielfache die
Teilung erleichternde Bestimmungen; auch wurden in verschiedenen
Staaten besondere Gemeinheitsteilungsordnungen erlassen. Das ursprüngliche Rechtsinstitut der Allmande hat sich
daher nur noch sehr vereinzelt erhalten, während in den meisten
Fällen die in das
Eigentum der Einzelberechtigten
oder der politischen
Gemeinde oder in dasjenige einer besondern
Nutzungsgemeinde
(Real-, Nachbar-,
Alt-, Markgemeinde) übergegangen
ist.
Hermann, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Rechtenfleth in der
Osterstader
Marsch an der untern
Weser
(ProvinzHannover),
[* 7] wurde als einziges
Kind seiner Eltern zur Übernahme des väterlichen
Hofs, einer uralten Familienbesitzung, bestimmt und erzogen, fühlte sich aber schon frühzeitig von einer entschiedenen
Neigung zur
Kunst und
Poesie hingetrieben, die er in Rücksicht auf seine Eltern nur mit Mühe unterdrückte.
Nach dem
Tode der letztern unternahm er eine größere
Reise durch
Deutschland,
[* 8] die
Schweiz
[* 9] und
Italien
[* 10] und kehrte dann auf seine
Besitzung zurück, die er seitdem fortdauernd bewirtschaftete, und von wo aus er in der
Folge weitere
Reisen unternahm. Als
Schriftsteller machte sich Allmers zuerst durch sein »Marschenbuch«
(Gotha
[* 11] 1858; 2. Aufl.,
Brem. 1875) bekannt, das eine geist- und liebevolle
Charakteristik der
Natur und der Bewohner der
Marschen
an der
Weser und
Elbe enthält. Dann folgten
»Dichtungen«
(Brem. 1860, 2. Aufl. 1878) und das Werkchen
»Römische
[* 12] Schlendertage«
(Oldenb. 1869, 5. Aufl. 1882),
welches die
Resultate seinerBeobachtungen in
Italien mitteilt und zahlreiche
Gedichte enthält, die sich durch echte
Poesie und Gemütstiefe wie durch Formschönheit auszeichnen. Das
Drama
»Elektra« (Oldenb.
1872), worin nach einer
IdeeGoethes die Fortsetzung und der
Abschluß der Iphigeniensage mit
Glück versucht ist, wurde auf
der
Oldenburger Hofbühne (mit einleitender
Musik und Chorkompositionen von Allmers
Dietrich) wiederholt und
unter großem Beifall aufgeführt. Außerdem erschien von Allmers das interessante Schriftchen »Die
¶
mehr
Pflege des Volksgesanges im deutschen Nordwesten« (Brem. 1878).
Früher mit den Karthagern verbündet, wurden sie von
QuintusFabiusMaximus, der davon den Beinamen Allobrogicus erhielt, 121 v. Chr. der römischen Herrschaft unterworfen und standen
fortan unter dem Statthalter des narbonensischen Gallien.
Das vorher kriegerische Volk wurde allmählich
zum ackerbauenden.
derjenige Fall der sogen. Lehnsappropriation (Übergang der Rechte des Lehnsherrn auf den Vasallen),
bei welchem der Lehnsherr dem Vasallen das Lehnsgut zum vollen Eigentum überträgt.
(Alodium, Allod, mittellat., vom altdeutschen Ot, »Gut«, und All, »alles«),
ursprünglich
ein Gemein- oder Volksgut, d. h. ein Gut, welches von der gesamten Volksgemeinschaft dem einzelnen Bürger übergeben worden
ist. Auf diese Erklärung führen auch die andern Ableitungen (von »an« und »Lot« oder Los, Anlos etc.) sowie der NameVolkslos,
unter welchem das Allodium häufig erwähnt wird. Die germanischen Völker verteilten oder verlosten Grund und
Boden der von ihnen eroberten und in Besitz genommenen Länder unter ihre freien Männer. Die Anführer oder Könige bekamen größere,
die übrigen Freien kleinere Anteile, welche ursprünglich gleich groß waren, Huben, gewöhnlich Mansus (Mannsgut, Mannslos)
hießen und mit den Besitzungen der Großen die materielle Grundlage des Staats und Volksvereins bildeten.
Hieraus ergibt sich von selbst der wesentliche Charakter des Allodialeigentums. Dasselbe ist ein durch den Willen des gesamten
Volks oder durch das Volksgesetz zugeteiltes und verbürgtes freies Eigentum, und der Besitzer als solcher ist unmittelbarer
Staats- und Reichsbürger; er ist frei von aller Privatabhängigkeit und Beschränkung seiner Eigentumsrechte
und hat teil an allen gemeinschaftlichen, öffentlichen Pflichten und Rechten. Die Rechte des Allodialgrundeigentümers bestanden
namentlich in der Befreiung von allen Privatdiensten, Lasten und Beschränkungen, wie sie bei Lehnsgütern stattfanden.
Auch hatte er auf seinem Allodium freie Jagd und Fischerei.
[* 16] Sehr wichtig war ferner das Recht, frei über das
Allodium verfügen und dasselbe vererben zu können, allerdings unter gewissen Beschränkungen zu gunsten der Familienerben.
Alles dieses zusammen bildete die Allodialfreiheit. Diese Freiheit erhielt sich am vollkommensten bei den adligen Allodialgütern.
Nach ihr heißt das Allodium auch Freigut. Diejenigen,
welche dergleichen noch besaßen, nannten sich später
häufig Freiherren.
Bei diesen Freigütern ist wieder zu unterscheiden zwischen den Eigengütern oder Errungenschaftsgütern (bona adquisita),
welche ganz selbständig, ohne alle Rücksicht auf Familienverbindung erworben und veräußert werden, und zwischen Erbgütern,
Stammgütern oder Familienfideikommissen (bona aviatica), welche zwar nicht im Lehnsverband begriffen sind, doch aber im beschränkten
Eigentum sich befinden, indem sie zu Erhaltung des Glanzes und Ansehens der Familie unveräußerlich sind und in der Regel nur
im Mannesstamm vererben. Zu bemerken ist aber, daß mit der Ausbreitung des Feudalsystems die meisten Allodialrechte erloschen
und fast nur in Beziehung auf die Verfügung und Vererbung der alte Unterschied zwischen Allodium und Lehnsgut
noch beobachtet wurde. In diesem Sinn bezeichnet Allod oder »freies Eigen« jedes dem Lehnsverband oder gutsherrlichen
und ähnlichen Lasten entzogene Grundstück.
Während aber der mittelalterliche Lehnsstaat mit dem altdeutschen Allodialsystem einen nahezu radikalen Bruch herbeiführte,
ist die moderne Rechtsanschauung dem Lehnswesen vollständig abgewendet, und die Verwandlung des nutzbaren
Eigentums in volles Eigentum ist in diesem Jahrhundert im Weg der Ablösung (s. d.) fast allenthalben durchgeführt worden. Die
Lehnsgüter sind »allodifiziert« und das nutzbare Eigentum des Lehnsmanns im Weg der Allodifikation zu vollem Eigentum geworden.
(Alonge, franz., spr. alóngsch), Verlängerungsstück,
Anhängsel, Blatt
[* 17] Papier, welches einem Wechsel oder einer Anweisung angehängt wird, wenn es für weitere Indossamente (Giros)
an Raum fehlt. Ein Wechselindossament muß auf dem Wechsel selbst oder auf einer Vervielfältigung (Duplikat) oder Kopie desselben
ausgedrückt werden. Da aber ein Wechsel so oft giriert werden kann, als man will, so ist es gestattet,
wenn der dazu bestimmte Raum desselben (die Rückseite) bereits ausgefüllt ist, den Wechsel durch Anklebung eines Papiers,
welches ohne sichtbare Verletzung desselben nicht wieder von dem Wechsel getrennt werden kann, zu verlängern und auf diese
Verlängerung
[* 18] die fernern Indossamente zu schreiben. Nach kaufmännischem Gebrauch beobachtet man dabei
die Vorsicht, das Giro so zu schreiben, daß ein Teil desselben noch auf dem Wechsel selbst steht, um die Identität desselben
um so leichter konstatieren zu können.
(Allöopathie, v. griech. allos, »ander«,
und pathein, »leiden«),
die Übertragung einer Krankheit von einem Teil auf einen andern. Gewöhnlich wird aber der Ausdruck
Allopathie auf die Wirkung der Heilmittel angewendet; Allopathie bedeutet dann die Heilung durch ein dem Krankheitsprozeß entgegengesetztes
¶
mehr
Mittel und ist wohl nur der Homöopathie (s. d.) zuliebe erfunden, welche durch diesen Gegensatz den Schein einer der Gesamtmedizin
ebenbürtigen Disziplin gewonnen hat. Für die heutige wissenschaftliche Medizin ist der Begriff Allopathie ganz bedeutungslos. Es gibt
nicht mehr Dogmen bei der Krankenbehandlung, wie ehedem, als Hahnemann u. a. das Dogma des »Similia similibus«
aufstellten, das noch heute von den Vertretern der Homöopathie geglaubt wird, sondern der wissenschaftlich gebildete Arzt
wendet teils auf Grund erprobter Erfahrungen (empirisch), teils auf Grund wissenschaftlich feststehender Thatsachen und von diesen
hergeleiteter Analogien (rationell) Mittel an, welche den Krankheitsprozeß auf seinem natürlichen Heilungsweg möglichst
fördern.
2) Cristofano, geb. 1577 zu Florenz, Sohn des vorigen und Schüler desselben sowie des Santo
[* 24] di Tito. Er malte Altarbilder für
florentinische Kirchen und zahlreiche Bildnisse. Sein Hauptwerk ist Judith mit dem Haupte des Holofernes in der GaleriePitti zu
Florenz, welches eine für ihn verhängnisvolle Leidenschaft symbolisiert. Er starb 1621.
(engl., spr. ällótt-).In den 30er Jahren wurde in England der Vorschlag gemacht, die Lage der Arbeiter
dadurch zu verbessern, daß man denselben Anteil am Land verschaffe und sie so unabhängiger von den Schwankungen des Arbeitslohns
stelle. Da man sich die Einrichtung so dachte, daß in jedem Kirchspiel gewisse Ländereien gesetzlich
zur Vermietung an Arbeiter bestimmt und parzellenweise verlost werden sollten, nannte man dieselbe Allotmentsystem.
krankhafte Begierde, ungewöhnliche und ungenießbare Dinge zu
essen, häufig bei Verrückten, Vielfressern u. dgl.
Wenn Menschen aus Instinkt etwas sonst Ungenießbares genießen, z. B. Kalk bei Sodbrennen, so gehört dies nicht in die Allotriophagie, denn
hier dient die unnatürliche Speise als Heilmittel.
ottava (ital., abgekürzt 8va, »in
der Oktave«) bedeutet in Musikstücken, daß eine Stelle, über welcher diese Bezeichnung (8vo ^[img]loco)
steht, in der Oktave vorgetragen werden soll und zwar eine Oktave höher, wenn dieselbe über den Noten, eine Oktave tiefer,
wenn sie unter den Noten steht.
Das Loco (»an seinem Platz«) hebt die Bezeichnung wieder auf.
Verwaltungsbezirk (Apolda),
[* 26] in einer Enklave des preußischen Regierungsbezirks
Merseburg,
[* 27]
am Flüßchen Rohne, das der Helme
[* 28] zufließt, mit einem Amtsgericht, einem alten Schloß (einst Pfalz der sächsischen
Könige von Deutschland, namentlich von Otto II. öfters bewohnt, der auch mehrere Reichstage hier hielt), einem großherzoglichen
Gestüt, einer Zuckerfabrik und (1880) 3301 meist ev.
Einwohnern.
Doch siedelte er schon 1811 wieder nach England über, gewann hier mit seinem Bild: Elias erweckt einen Toten
den großen Preis der British Institution und wurde zum Mitglied der englischen Akademie ernannt. 1818 ließ er sich zu Cambridgeport
bei Boston nieder, wo er starb. Allstons historische Gemälde zeichnen sich durch liebevolle Ausführung und Größe
der Intention aus. Mit Rücksicht auf seinen Anschluß an die Venezianer nennen ihn seine Landsleute den
»amerikanischen Tizian«.
Indessen schlagen seine Bestrebungen nicht selten ins Theatralische und Manierierte um, und in vielen seiner Gemälde, wie
in der Hexe von Endor, im Feste des Belsazar, Spalatros Vision der blutigen Hand
[* 34] etc., zeigt sich eine Hinneigung zum Mysteriösen
und Grauenhaften. Zu seinen besten Gemälden gehören: JakobsTraum, Elias in der Wüste, die Befreiung des
Petrus aus dem Gefängnis. Von seinen poetischen Arbeiten sind am bekanntesten die »Sonette«, in denen sich seine aufrichtige
Verehrung alles Schönen und Edlen und seine warme Menschenliebe wohlthuend aussprechen, und das größere Gedicht: »The sylphs
of the seasons« (1813),
ein phantastisches Gedankenbild, das eine außerordentliche Herrschaft über
die Sprache
[* 35] bekundet. AndreDichtungen sind die Erzählung »Monaldi« (Bost. 1842; deutsch,
Leipz. 1843),
die aus den Alluvionen der Flüsse
[* 37] und des Meers gebildeten Länder des Festlands, an deren Vergrößerung die Hebung
der ganzen Kontinente wie einzelner Teile derselben wesentlichen Anteil hat. Sie haben eine weite Verbreitung
und bilden den Thalboden sämtlicher Thäler und vieler Küstenlandschaften, so die Marschen der Niederlande
[* 38] und Norddeutschlands,
die weite Niederung längs des Polarmeers (besonders einen großen Teil Nordsibiriens), die fruchtbaren NiederungenChinas. Tief
erstrecken sie sich längs der hinterindischen Ströme ins Land, in Indien reichen sie von der Ganges- bis
zur Indusmündung (die des Innern freilich zum Teil ältern Datums) und als schmaler Saum an der Ostküste bis Komorin; sie
bilden Mesopotamien, die Küstensäume Afrikas von Sansibar
[* 39] südwärts bis Natal und vom KapNegro in Benguela an wenig unterbrochen
die der Westküste; die Deltalande endlich des
¶
Die Ostküste dagegen ist mit Ausnahme der Deltabildungen ihrer Flüsse bis Martha's Vineyard meist aus
Alluvionen früherer Zeit gebildet. Die fruchtbarsten Länder der Erde sind Alluvialboden, und die Alluvien des Festlands, wie
namentlich die Magdeburger Börde, der schwarze Boden in Rußland, die Alluviallandschaften des Nils, Indus und Ganges, soweit
die Bewässerung reicht, wetteifern darin mit den Marschländern der Küste. Mit dem geologischen Begriff
des Alluviums (s. d.) deckt sich der der Alluvialländer nach dem Gesagten
nur teilweise.
(lat., »angeschwemmtes Land«,
Alluvionen, Alluvialbildungen, rezente Bildungen), im Gegensatz zu dem Wortlaut der Inbegriff aller Produkte
der geologischen Jetztzeit, der Alluvialperiode, und nicht nur diejenigen Bildungen, welche Anschwemmungen darstellen. Neben
den Quellabsätzen, den an Bäche, Flüsse, Seen und Meere gebundenen Absätzen, den Delta- und Dünenbildungen, würden nicht
nur die durch die Gletscher transportierten Gesteine,
[* 45] die Torfbildungen, die Korallenkalke der heutigen
Meere, sondern auch das Auswurfs- und Lavamaterial der heute thätigen Vulkane
[* 46] zum Alluvium zählen, sofern sie nur während der jetzigen
geologischen Periode gebildet wurden.
Die Abgrenzung des Alluviums gegen die direkt vorausgehende Periode, das Diluvium,
[* 47] ist, wie immer bei zwei sich folgenden geologischen
Perioden, schwierig und wird im wesentlichen von der Untersuchung ausgehen müssen, ob die fragliche Bildung
unter den heute am Orte des Vorkommens herrschenden Bedingungen möglich ist oder nicht. Die längs der heutigen Küste sich
hinziehenden Dünen, deren Sand derSturm bald hierhin, bald dorthin weht, sind Alluvium; Dünen, deren Höhenzug entfernt
von der Küste liegt, und die kein Spielzeug der Winde
[* 48] mehr sind, müssen dem Diluvium zugezählt werden.
Die Absätze der Flüsse sind bis zu Höhen, zu denen das Wasser erfahrungsmäßig, wenn auch selten, steigen kann, alluviale,
die vom heutigen Flußlauf, auch abgesehen von etwanigen Korrektionen durch Menschenhand, nie mehr erreichbaren
Hochgestade diluviale Erscheinungen. Die Endmoräne eines Gletschers ist selbst im Fall des Nichtzusammenhangs mit demselben
noch als alluvial zu bezeichnen, wenn man anzunehmen berechtigt ist, daß der Periode des Rückgangs des Gletschers auch wieder
eine solche des Vorschreitens folgen kann, die den momentan unterbrochenen Zusammenhang zwischen Moräne und Gletscher wiederherstellt;
das Moränenmaterial der süd- und norddeutschen Ebenen wurde unter von unsern heutigen wesentlich abweichenden, also diluvialen,
Verhältnissen abgelagert.
Ebenso kann man trotz der vielen Spezies, die dem Alluvium und dem Diluvium gleichzeitig angehören, von
alluvialen Leitfossilien
sprechen, sofern Einschlüsse in fraglichen Bildungen, den heutigen Tier- und Pflanzenformen derselben Lokalität vollkommen
entsprechend, die betreffende Bildung als eine alluviale charakterisieren, während beispielsweise hochnordische Formen, in
BildungenDeutschlands
[* 49] aufgefunden, diese in das Diluvium verweisen. Nur die menschlichen Reste, welche man früher als bestes
Leitfossil des Alluviums betrachtete, haben ihre Wichtigkeit in dieser Beziehung verloren, seit der Diluvialmensch außer
Frage gestellt ist.
Die Wichtigkeit des Alluviums liegt zunächst in den während der Alluvialperiode wirkenden geologischen
Faktoren selbst, welche unendliche Massen von Gesteinsmaterial transportieren, bilden und umbilden. (Vgl. Fluß, Quellen, Gletscher,
Vulkane, Dünen, Delta
[* 50] etc.) Außerdem aber liegt die hohe Bedeutung des Alluviums in theoretischer Beziehung
darin, daß es der einzige geologische Zeitabschnitt ist, den wir nach Ursache und Wirkung, nach Prozeß
und Produkt vollkommen erkennen und studieren können. Hiernach wird das Alluvium zum eigentlichen Ausgangspunkt geologischer
Forschung, wie dies Hoff (»Geschichte der durch Überlieferung nachgewiesenen natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche«,
Gotha 1822) wohl zuerst formulierte, Lyell aber in seinen »Principles of geology« (Lond.
1830, 12. Aufl. 1876) zum leitenden Prinzip erhob. Eine Periode geologischer Vorzeit ist nur dann als vollkommen
bekannt und erkannt zu bezeichnen, wenn es gelungen ist, für alle während derselben gelieferten ProdukteAnalogien unter
den Bildungen der geologischen Jetztzeit, des Alluviums, aufzufinden, nicht minder aber auch das Wirken aller heute thätigen
Faktoren in der herrschenden Phase der Entwickelung des Erdkörpers ausnahmslos nachzuweisen.
(Acrylalkohol) C3H6O entsteht bei der Destillation
[* 51] von Glycerin mit Oxalsäure. Man erhitzt bis 190°,
wechselt dann die Vorlage und destilliert bis 260°, rektifiziert das Destillat, erwärmt es mit Kalihydrat und destilliert
abermals. Allylalkohol bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht stechend, schmeckt brennend, mischt sich mit Wasser,
Alkohol und Äther, siedet bei 96° und gibt mit Oxydationsmitteln Acrolein. Allylsulfuret Schwefelallyl) (C3H5)2S,
Hauptbestandteil des Knoblauchöls und des ätherischen Öls
[* 52] der Zwiebeln, findet sich sehr allgemein in den ätherischen Ölen
der Laucharten und vieler Kruciferen
[* 53] und kann auch leicht aus Allylalkohol dargestellt werden. Es bildet eine farblose
Flüssigkeit, riecht stark knoblauchartig, löst sich schwer inWasser, leicht in Alkohol und siedet bei 140°. Es findet sich
nicht fertig gebildet in den Samen,
[* 54] sondern entsteht erst beim Befeuchten des Samenpulvers.
Destilliert man allylschwefelsaures Kali mit Rhodankalium, so entsteht Allylsulfocyanür (Allylrhodanür, Schwefelcyanallyl)
C4H5NS. Dies ist der Hauptbestandteil des ätherischen Senföls, findet sich auch im ätherischen
Öl einiger andrer Kreuzblütler, ist aber nicht fertig gebildet im Samen dieser Pflanzen, welcher vielmehr ganz geruchlos ist,
vorhanden, sondern entsteht erst, wenn derselbe gestoßen und mit Wasser angerührt wird. Dann zersetzt sich unter der Einwirkung
eines fermentartigen Stoffs, des Myrosins, ein andrer Bestandteil des Senfsamens, das myronsaure Kali, und
neben Zucker
[* 55] und saurem schwefelsaurem Kali entsteht das Schwefelcyanallyl. Dies ist eine farblose Flüssigkeit von scharfem,
zu Thränen reizendem Geruch, zieht auf der Haut
[* 56] Blasen, ist in
¶
mehr
Wasser wenig, in Alkohol und Äther leicht löslich und siedet bei 148°. Vgl. Senföl, ätherisches.
(spr. ällmäcks), in EnglandName von Subskriptionsbällen, zu welchen nur die ausgesuchteste
Gesellschaft Zutritt hat. Sie genossen früher eines europäischen Rufs, nicht nur, weil sich auf ihnen alles zusammenfand,
was in England zur besten Gesellschaft gerechnet wurde (auch die Mitglieder des königlichen Hauses waren stets auf denselben
zu finden), sondern auch, weil sie das Rendezvous aller durch hohe soziale Stellung oder Reichtum ausgezeichneten,
zur Zeit in London lebenden Fremden bildeten und damit sogar eine nicht geringe politische Bedeutung gewannen.
Außer Bällen wurden Maskeraden und Konzerte veranstaltet von einer Pracht und Eleganz, die selbst in den luxuriösesten Städten
des Kontinents nicht überboten wurde. Von dieser Höhe sind die Almacks freilich heute sehr herabgesunken.
IhrenNamen erhielten sie von einem Londoner, MacCall, welcher sich hinter dem Pseudonym Almack verbarg und der diese Vergnügungen 1765 in
drei von ihm mit außerordentlichem Aufwand ausgestatteten Sälen veranstaltete, nachdem schon 1763 in dem Haus der frühern
deutschen Sängerin Therese Cornelys ganz ähnliche Bälle gegeben worden waren. Almack's Rooms heißen
heute nach dem jetzigen EigentümerWillis' Rooms (in King'sStreet, St. James), in denen gegenwärtig die Almacksbälle stattfinden.
Nach dem BeispielLondons haben auch andre große StädteEnglands ähnliche Vergnügungen Almacks getauft.
feste, von englischen Rittern gegründete Stadt in der portug. ProvinzEstremadura, am linken
Ufer der Entrada do Tejo, Lissabon
[* 60] gegenüber an einem mit einem Kastell gekrönten Felsen malerisch gelegen, hat (1878) 5091 Einw.,
welche ansehnlichen Weinhandel treiben.
1) (Almadén de Azogue, arab., »Quecksilberbergwerk«)
Bezirksstadt in der span. ProvinzCiudad Real, Hauptort der HohenMancha, liegt an der EisenbahnMadrid-Lissabon
in der zum marianischen Gebirgssystem gehörigen Sierra de Almadén, hat eine Steigerschule und (1878) 7755 Einw., meist Bergleute
und Beamte der Bergdirektion. Ihre Bedeutung verdankt die Stadt den weltberühmten Quecksilberbergwerken, die sich in der
Umgebung von Almadén und dem benachbarten Almadenejos befinden.
Die gegenwärtigen Minen (zwölf an der Zahl) datieren aus dem 17. Jahrh., bilden fünf
Stockwerke, deren unterstes eine Tiefe von 357 m erreicht, und bauen auf einen fast senkrechten, nach unten zu immer
breiter werdenden Zinnobergang, welcher zahlreiche Nester gediegenen Quecksilbers umschließt. Das unreine Erz enthält 6,61-7,21
Proz. Quecksilber. Almadens Gruben, welche seit Jahrhunderten eine der Haupteinnahmequellen des Staats bilden,
waren schon in den ältesten Zeiten bekannt; Rom
[* 61] erhielt zu Plinius' Zeit allein jährlich an 700,000 Pfd. Sie sind Eigentum
der Krone, waren aber
zu verschiedenen Zeiten verpachtet, so 1525-1645 an die AugsburgerFugger, welche die Gruben mit Harzer und
FreibergerBergleuten ausbeuteten, und 1836-63 an die Rothschild; jetzt werden sie wieder vom Staat betrieben.
Die Berg- und Hüttenwerke von Almadén beschäftigen durchschnittlich 4000 Bergleute und gewähren eine jährliche Ausbeute von 20-25,000
metr. Ztr. Quecksilber, wovon ca. 13,000 metr. Ztr. ausgeführt werden. - 2) Quecksilbermine im amerikan. StaatKalifornien, 100 km
südöstlich von San Francisco.
(Almadschisti; für griech. megistē, die »größte«),
der von den Arabern verstümmelte Titel von des Ptolemäos Lehrgebäude der Astronomie
[* 62] (griech. megalē syntaxis, »große
Sammlung«),
welches Al Fergani im Auszug, Ishak ben Honein und Tabith ben Korrah vollständig ins Arabische übersetzt haben.
Aus Arabien kam es nach Europa
[* 63] und wurde im 13. und 14. Jahrh. ins Lateinische übersetzt (1515 zuerst in
Venedig
[* 64] gedruckt). Erst im 15. Jahrh. wurde das griechische Original in Europa bekannt und 1538 in Basel
[* 65] gedruckt. Bis ins 16. Jahrh.
war der Almagést das einzige Lehrbuch der Astronomie.
Diego de, span. Konquistador, erhielt, als Findling in der Nähe von Almagro 1464 aufgehoben, von dieser Stadt
den Namen. Nachdem er zuerst im Heer gedient, ging er, von einem unbesiegbaren Drang nach Abenteuern getrieben,
nach Amerika, wo er in Gemeinschaft mit Francisco Pizarro und Fernando de Luque den Plan verfolgte, von Panama
[* 66] aus das westliche
Südamerika zu unterwerfen, von dessen Goldreichtum der Entdecker des großen Südmeers, Nuñez deBalboa, die erste dunkle
Nachricht gebracht hatte.
Die kleine Expedition drang tief in Peru
[* 67] vor und kundschaftete das Land aus. Von der spanischen Regierung
mit Vollmachten und einer kleinen Kriegsmacht unterstützt, unternahmen die Verwegenen um 1532 des LandesEroberung und führten
sie glücklich durch. »der Marschall« genannt, erhielt darauf 1535 vom KaiserKarl V. den südlichen Teil des Landes
mit einer Küstenlinie von 200 Seemeilen. Von hier aus unternahm er 1536 einen Zug
nach Chile,
[* 68] um dies Land für sich zu erobern,
und gelangte unter großen Mühen und Verlusten bis Coquimbo, mußte aber wegen der Schwierigkeit des Marsches im unwegsamen
Gebirge und wegen Mangels an Lebensmitteln umkehren.
Wegen Cuzcos, dessen Besitz Almagro beanspruchte, und das er 1537 gewaltsam besetzte, geriet er mit den Pizarros
in Streit. Almagro wurde, nachdem er Pizarros Unterfeldherrn Alonso de Alvarado geschlagen hatte, bei Salinas
in der Nähe von Cuzco von Hernando Pizarro besiegt und gefangen nach Cuzco geschleppt. Hier wurde er, ein
mehr als 70jähriger Greis, schließlich im Gefängnis erdrosselt und dann öffentlich enthauptet. Almagro war wild-leidenschaftlich
und habgierig, aber auch offen, leutselig, freigebig und leichtgläubig; seine Soldaten liebten ihn. Sein unehelicher Sohn
Diego de Almagro sammelte einen Haufen der Anhänger seines Vaters, erstürmte PizarrosPalast, rächte seinen
Vater durch Ermordung Pizarros (1541) und ließ sich zum Generalkapitän von Peru ausrufen. Bald aber scharten sich Pizarros Anhänger
zusammen, und beide Parteien lagen in blutiger Fehde, bis
¶
mehr
endlich der Oberrichter Vaca de Castro mit der Vollmacht zur Unterdrückung der Parteizwiste und Herstellung der gesetzlichen
Ordnung aus Spanien
[* 70] anlangte. Diego wurde zur Unterwerfung aufgefordert und, da er sie verweigerte, von de CastrosTruppen in
einer blutigen Schlacht bei Chupas besiegt und gefangen. Er und 40 seiner Genossen mußten
das Blutgerüst besteigen.
Seit 1491 gab der BuchdruckerEngel zu Wien regelmäßig Almanache heraus, dann seit 1554 Stöfler in Tübingen.
[* 72] Exemplare von
diesen Almanachen finden sich jetzt äußerst selten. Jährlich erscheinende Almanache scheinen erst
im Lauf des 16. Jahrh. aufgekommen zu sein. Im 17. Jahrh.
fing man an, den gewöhnlichen Kalendernotizen, astrologischen Beigaben und Prophezeiungen auch anderweitige Nachrichten
hinzuzufügen. So gab der Almanach royal, welcher von 1679 an zu Paris erschien, Notizen über den Postenlauf, die
Hoffeste, die Messen und Märkte, Münzplätze etc., denen seit 1699 noch die Genealogie des königlichen Hauses, ein Verzeichnis
der höhern Geistlichkeit u. dgl. hinzugefügt wurden.
In Deutschland fand dies bald Nachahmung.
Daneben traten aber auch Almanache auf, welche mehr für das Volk berechnet waren und anstatt jener offiziellen Mitteilungen
kleine Erzählungen, Anekdoten, Gedichte etc. den eigentlichen kalendarischen Nachrichten beigaben.
Bald wurden die letztern überhaupt Nebensache, da man sie in die eigentlichen Kalender verwies, und die Almanache wurden infolge
davon periodisch erscheinende Bücher, deren Inhalt lediglich der Unterhaltung und Belehrung in allerlei Künsten, Fachwissenschaften
etc. dienen sollte. Nach der Verschiedenheit derselben erscheinen nun genealogische,
historische, diplomatische, nautische, landwirtschaftliche etc. und rein litterarische Almanache,
von welch letztern besonders die Musenalmanache (s. d.) und die ihnen verwandten Taschenbücher (s. d.) hervorzuheben sind.
Vgl. auch Kalender.
marco, nach der Mark, d. h. nach dem Gewicht, im Gegensatz zu al numero oder al pezzo, d. h. »nach
der Zahl« oder »nach dem Stück«, im deutschen Gold- und Silberhandel früher die Bezeichnung für
die kölnische Mark fein,
also für 24 Karat fein Gold
[* 75] und 16 Altlot fein Silber = 233,855 g, jetzt für 500 g. Ist das Gold oder das Silber
nicht fein, also legiert, so wird das Minus des Gehalts dem Gewicht abgerechnet, so daß der Preis auch bei dem schlechtesten
Gold und Silber sich doch immer für die übliche Gewichtseinheit fein versteht.
Auch abgegriffene, aus dem Umlauf zum vollen Nominalwert verwiesene, verrufene Geldsorten oder solche fremde Silber- und Goldmünzen,
welche im gewöhnlichen Verkehr keinen Kurs haben, werden m. berechnet. So haben z. B. Dukaten neben dem Kurs der vollwichtigen
Stücke auch noch einen Preis welcher vorzüglich für die zu leichten, beschnittenen gilt, von denen der Orient besonders
durch die LeipzigerMesse und die italienischen Plätze jährlich große, in die Millionen gehende Massen
nach Deutschland bringt.
Die russischen Imperialen werden ebenfalls m. gehandelt. Kleine Silbermünzen werden stets m. ausgeprägt, indem man aus der
Gewichtseinheit so viele schlägt, als dieselbe im ganzen halten soll, ohne daß es gerade möglich wäre, den einzelnen
Stücken genau denselben Gehalt und dasselbe Gewicht zu geben. Bei Fertigung von Geldpaketen, Geldrollen,
Beuteln und Säcken wird der ungezählten Summe gemeiniglich das Gewicht hinzugeschrieben, um ohne zeitraubendes Nachzählen
auf die Richtigkeit des Inhalts schließen zu können. Jeder Empfänger hat die Pflicht, das Gewicht zu prüfen; unterläßt
er dies, so kann er keinen Ersatz für Manko erhalten.
Lourens, Genremaler, geb. zu Dronryp in Friesland, erhielt seine Gymnasialbildung zu Leeuwarden,
wo er besonders klassische Studien trieb, und widmete sich 1852 nach einem kurzen Aufenthalt in Amsterdam
[* 78] und im Haag
[* 79] der Malerei auf der AntwerpenerAkademie, besonders unter der Leitung von Hendrik Leys, dessen archaisierende Richtung
auf die seinige von entscheidendem Einfluß wurde. Er begann eine selbständige Thätigkeit 1861 mit einem historischen Genrebild:
die Erziehung der Söhne Klothildens, und der Erfolg, der diesem Erstlingswerk zu teil wurde, veranlaßte
ihn in seinen spätern Jahren noch häufig, Motive aus der fränkischen Geschichte zu wählen, wobei er eine umfassende Kenntnis
der archäologischen Details bekundete.