thebanischen Prätendenten, durch das
Halsband der
Harmonia (s. d.) bestochen, ihren
Gatten verraten, der, um nicht an dem
Feldzug
gegen
Theben teilzunehmen, sich versteckt hatte,
weil er vermöge seiner Divinationsgabe wußte, daß er dabei seinen
Tod finden
werde. Sterbend hatte er dem Sohn aufgetragen, ihn an der
Mutter zu rächen. Als darauf die
Söhne der
vor
Theben gefallenen
Helden eine zweite
Heerfahrt gegen die Stadt rüsteten, ließ sich
Eriphyle durch das kostbare Gewand der
Harmonia von neuem bestechen und veranlaßte ihre beiden
Söhne zur
Teilnahme an dem Zug.
Alkmäon, zum Oberhaupt der
Epigonen gewählt,
tötete den
Laodamas im
Zweikampf und eroberte und zerstörte
Theben.
Nach dem
Feldzug erfüllte
er den Auftrag des
Vaters, indem er seine
Mutter ermordete, wurde aber dafür von den
Erinnyen
[* 2] verfolgt,
bis er zu Psophis in
Arkadien von Phegeus entsündigt wurde, der ihm seine Tochter
Arsinoe zum
Weib gab, welche nun die verhängnisvollen
Kleinode erhielt. Allein das Land wurde von
Unfruchtbarkeit heimgesucht, und
Apollon
[* 3] verkündete, Alkmäon werde
nicht eher zur
Ruhe gelangen, als bis er in ein Land komme, welches bei der Ermordung seiner
Mutter noch nicht von der
Sonne
[* 4] beschienen worden sei;
an desAcheloos Mündung werde er es finden. Alkmäon machte sich dorthin auf und fand
neuangeschwemmtes Land. Er baute sich hier an, heiratete die Tochter des Flußgottes, Kallirrhoe, und kehrte dann, um dieser
das
Halsband und den
Peplos zu verschaffen, nach Psophis zurück. Unter dem Vorgeben, er wolle die
Kleinode, um geheilt zu werden,
dem Gott zu
Delphi darbringen, erhielt er sie beide, wurde aber, als ein
Diener den wahren Sachverhalt
verriet, von den
Söhnen des Phegeus für seine
Untreue an
Arsinoe ermordet. Zu Psophis stand, im
Schatten
[* 5] heiliger
Cypressen,
sein
Grabmal. Auch in
Theben genoß er als Weissager Heroenverehrung, wie sein
Vater zu
Oropos. Von den Tragikern wurde Alkmäons
Geschichte vielfach benutzt.
altadliges
Geschlecht in
Athen, das aus
Messenien stammte, dem Königshaus der Kodriden verwandt war und
seinen Ursprung auf
Alkmäon (s. d. 2) zurückführte. Nach dem
Sturz des
Königtums waren die Alkmäoniden lange
Zeit
Führer des
Adels und galten für die schroffsten Vertreter der Standesvorrechte. Dem
VersuchKylons, eine Tyrannenherrschaft
in
Athen einzurichten, widersetzten sie sich auf das entschiedenste, und der Alkmäonide Megakles ließ die Anhänger des
entflohenen
Tyrannen niedermetzeln, selbst die, welche sich an die
Altäre der
Götter geflüchtet hatten
(612
v. Chr.). Für diesen »Kylonischen
Frevel« wurde das ganze
Geschlecht der Alkmäoniden verflucht und aus
Athen verbannt.
Zwar ward ihnen durch
Solon 594 die Rückkehr gestattet, doch jene Blutschuld noch mehrfach von den Gegnern der Alkmäoniden benutzt,
um das Ansehen einzelner Alkmäoniden zu untergraben, oder um ihre nochmalige Vertreibung aus
der Stadt zu fordern. Jenes Megakles gleichnamiger Enkel, dem es gelang, die
Hand
[* 7] der vielumworbenen Agariste, des
TyrannenKleisthenes von
Sikyon Tochter, und die reichen
Schätze ihres
Vaters zu erhalten, wich von der
Politik seiner
Familie ab und trat
an die
Spitze der gemäßigtenPartei der Paralier. Er stand anfangs in
Verbindung mit
Peisistratos, den
er aber nachher zu stürzen suchte.
Nach des
PeisistratosSieg bei Pallene (538) mußten die
Alkmäoniden
Athen verlassen. Ihr
Reichtum erleichterte ihnen das
Los der
Verbannung
und machte es ihnen möglich, auch während derselben ihr Ansehen zu mehren, vornehmlich dadurch, daß
sie den Neubau des durch eine Feuersbrunst zerstörten Apollontempels in
Delphi übernahmen und in glänzender, kunstvoller
Weise ausführten, wodurch sie die
Gunst und Unterstützung der mächtigen delphischen Priesterschaft gewannen.
Allmählich sammelten sich die Unzufriedenen aus
Attika um die Alkmäoniden, deren
FührerKleisthenes (s. d.), des Megakles Sohn, 510 mit
Hilfe der von
Delphi zur Leistung derselben bewogenen Spartaner die Herrschaft der Peisistratiden stürzte
und der Begründer der
Demokratie in
Athen wurde. Während der
Perserkriege standen sie in
Verdacht medischer
Gesinnung und traten
besonders als Gegner des
Miltiades hervor. Seitdem verschwinden die Alkmäoniden aus der Geschichte.
Perikles war durch seineMutter
Agariste, eine
Nichte des
Kleisthenes, mit denselben verwandt; deshalb verlangten 431 vor Beginn des Peloponnesischen
Kriegs
die Spartaner die
Ausweisung der Alkmäoniden wegen des Kylonischen
Frevels. Auch des
AlkibiadesMutter Deinomache war aus dem
Geschlecht
der Alkmäoniden.
(Alkmaar), Stadt in der niederländ.
ProvinzNordholland, am Nordholländischen
Kanal
[* 8] und an der
EisenbahnAmsterdam-Helder, 37 km nördlich von
Amsterdam,
[* 9] liegt zwischen trocken gelegten
Morästen und bietet ein Musterbild
holländischer Sauberkeit. Sehenswerte Gebäude sind die Laurentiuskirche und das Stadthaus. Die Einwohner, (1883)
14,048 an der Zahl, treiben bedeutenden
Handel mit vortrefflichem
Käse, Vieh und
Getreide.
[* 10] Auch bedeutende Salzsiedereien besitzt
Alkmar. Von öffentlichen Anstalten hat die Stadt ein
Gymnasium, eine
höhere Bürgerschule, eine ansehnliche
Bibliothek und ein
Theater.
[* 11] Im J. 1573 wurde von den Spaniern vergeblich belagert. Am wurde hier zwischen dem französischen
GeneralBrune und dem
Herzog von
York die
Konvention abgeschlossen, nach welcher die
Russen undEngländerHolland
räumten. 4 km westlich lag das von den Spaniern zerstörte Stammschloß der
GrafenEgmont.
Von praktischer Bedeutung ist aber allein die Darstellung des Alkohols durch Gärung zuckerhaltiger Flüssigkeiten, die man
entweder aus zuckerhaltigen oder häufiger aus stärkemehlhaltigen Rohmaterialien zu diesem Zweck bereitet (s. Spiritusfabrikation).
[* 24] Spiritus
[* 25] ist mit Wasser verdünnter Alkohol, die Technik gewinnt aber durch sinnreiche Rektifikationsapparate
sehr hochgradigen Spiritus (mit einem Alkoholgehalt von 80, 90, selbst 95 Proz.), und aus diesem erhält man
durch Destillation
[* 26] über gebranntem Kalk und zuletzt über Ätzbaryt wasserfreien Alkohol (Alcohol absolutus).
Reiner Alkohol verändert sich nicht an der Luft, bei Gegenwart von Platin (besonders Platinmohr) wird er aber bei gewöhnlicher Temperatur
zu Aldehyd, Essigsäure, Acetal, Ameisensäure oxydiert. Verdünnter Alkohol bildet an der Luft unter Einwirkung eines Ferments Essigsäure
C2H4O2 . Chlor wirkt energisch auf Alkohol ein, bildet eine große Reihe von Substitutionsprodukten u.
als Endglied derselben Chloralhydrat C2Cl3HO.H2O ^[C2Cl3HO.H2O.].
BeimGenuß von mäßig konzentriertem Alkohol entsteht bekanntlich ein
Gefühl von Wärme
[* 33] im Mund, welches sich bis in den Magen
[* 34] hinab
fortpflanzt und von dort über den ganzen Körper verbreitet. Sorgfältige Beobachtungen haben aber ergeben, daß der Alkohol die
Körpertemperatur herabsetzt. Die Pulsfrequenz wird durch ihn vermehrt, es wächst die Zahl der Respirationen
sowie die Muskelkraft, und die geistigen Funktionen werden angeregt. Ein etwa vorhandenes Hungergefühl wird unterdrückt
und eine leichtere physische und psychische Abspannung überwunden.
Dabei sinkt der Gehalt des Harns an festen Stoffen, und auch die Menge der ausgeatmeten Kohlensäure wird geringer. GrößereQuantitäten
Alkohol erzeugen den Rausch und endlich jenen als »Besoffenheit« bezeichneten Zustand, in
welchem der Patient bewußtlos daliegt und bisweilen an Asphyxie oder Apoplexie stirbt. Absoluter Alkohol wirkt schon in kleinen Dosen
ätzend. Bei anhaltendem übermäßigen Genuß von Alkohol entsteht der als Alcoholismus chronicus bezeichnete Zustand, bei welchem
zunächst der Verdauungsapparat leidet und auffallenderweise trotz geringer Nahrungszufuhr eine bedeutende
Fettansammlung stattfindet. In welcher Weise der Alkohol diese Wirkungen hervorbringt, ist noch keineswegs festgestellt; im Magen
erzeugt er zunächst eine gesteigerte Absonderung des Magensafts, auch soll er die Bewegung des Magens anregen, und so erklärt
sich wohl der günstige Einfluß, welchen eine geringe Menge Alkohol, nach dem Essen
[* 35] genommen, auf die Verdauung
ausübt.
Manche der angeführten Thatsachen sprechen für eine Verlangsamung des Stoffwechsels, doch ist näheres darüber nicht bekannt.
Faßt man alle Erfahrungen zusammen, so ist zuzugeben, daß ein mäßiger Genuß des Alkohols mancherlei Vorteile bietet. Ein
kleiner Schnaps, besonders mit einem aromatisch bittern Zusatz, hat sich nach dem Genuß fetter Speisen
wohl bewährt; ein geringer Zusatz von Branntwein zum Trinkwasser ist bei anstrengender Arbeit, auf Märschen etc. empfehlenswert.
Dem Armen ersetzt der Branntwein das Gewürz, und bei naßkaltem Wetter
[* 36] schafft der Alkohol dem durch bedeutende körperliche Anstrengung
abgespannten und ermüdeten Arbeiter eine gewisse geistige Erregung und erhöhte Leistungsfähigkeit.
Diesen Vorteilen gegenüber steht die Gefahr des Mißbrauchs, welche bekanntlich gerade in diesem Fall eine sehr große ist.
Als Arzneimittel wird Alkohol meist nur in der Gestalt von Wein benutzt; äußerlich dient er zu Waschungen bei profuser Schweißsekretion
(Hand- und Fußschweiße) und als Volksmittel bei entzündlichen Zuständen tiefer gelegener Gebilde.
Geistige Getränke sind schon in den ältesten Zeiten bei sehr vielen Völkern bekannt gewesen und wurden aus zucker- oder
stärkemehlhaltigen vegetabilischen Stoffen, aber auch aus Honig oder Milch durch Gärung erhalten. Im 8. Jahrh. gewann man durch
Destillation von Wein unreinen Weingeist, welchen Raymund Lullius durch kohlensaures Kali entwässerte. Wasserfreien
Alkohol stellte indes erst Lowitz 1796 dar. Über die Geschichte und Litteratur der Spiritusfabrikation s. d.
eine Klasse chemischer Verbindungen, welche sich dem gewöhnlichen Äthylalkohol (Weingeist) vielfach ähnlich
verhalten. Man betrachtet sie als Kohlenwasserstoffe, in welchen ein oder mehrere Wasserstoffatome durch
Hydroxylgruppen (OH) vertreten sind. Einatomige Alkohole enthalten nur eine Hydroxylgruppe, wie der Äthylalkohol C2H5OH ,
die zweiatomigen Alkohole oder Glykole enthalten zwei [Äthylenalkohol C2H4(OH)2 ^[C2H4(OH)2]],
die dreiatomigen drei
¶
mehr
[Glycerin C3H5(OH)3 ^[C3H5(OH)3]]. Als fünf- und sechsatomige Alkohole betrachtet man die Kohlehydrate. Das Hydroxyl
kann in dem Alkohol verschiedene Stellungen einnehmen, und danach unterscheidet man primäre, sekundäre und tertiäre Alkohole. Die
am häufigsten in Betracht kommenden Alkohole sind primäre einatomige. Sie verlieren bei der Oxydation zunächst 2 AtomeWasserstoff
und verwandeln sich in ein Aldehyd
Die Alkohole erinnern in ihrem Verhalten an die Basen, indem sie sich wie diese direkt mit Säuren verbinden.
In diesen Verbindungen sind die Eigenschaften der (unorganischen) Säuren meist verdeckt. In dem salzsauren Äthyläther wird
z. B. das Chlor nicht durch Silberlösung angezeigt, und Kohlensäureäthyläther braust nicht mit stärkern Sauren. Die der
Fettsäurereihe, welche die größte praktische Wichtigkeit besitzen, finden sich zum Teil an Saure gebunden
in natürlichen Fetten; nie meisten entstehen aber durch Gärungsprozesse. Über die Bildung von Äthern aus Alkoholen s. Äther.
die Lehre
[* 38] von der Bestimmung des Alkoholgehalts in Flüssigkeiten. Es gibt kein Mittel, den Alkohol aus
einer Flüssigkeit mit quantitativer Genauigkeit abzuscheiden, um ihn direkt wägen zu können. Da aberAlkohol spezifisch leichter ist als Wasser, so kann man aus dem spezifischen Gewicht einer Flüssigkeit ihren Alkoholgehalt berechnen,
vorausgesetzt, daß dieselbe eine reine Mischung von Alkohol und Wasser ist und nicht andre Stoffe enthält, welche ebenfalls
auf das spezifische Gewicht einwirken. Flüssigkeiten wie Wein und Bier kann man also nicht mittels des Aräometers
(s. d.) direkt auf ihren Alkoholgehalt prüfen. Dies erreicht man, wenn man einen
kleinen Destillationsapparat mit guter Kühlvorrichtung konstruiert, den Alkohol der zu untersuchenden Flüssigkeit abdestilliert,
das Destillat auf das Volumen der in Arbeit genommenen Probe bringt und dann das spezifische Gewicht bestimmt.
Alkohol mischt sich mit Wasser unter Verdichtung, 54 Lit. Alkoholund 49,72L.Wasser geben beim Vermischen nur 100L. Anderseits
vergrößert sich das Volumen, wenn man sehr verdünnten Alkohol mit Wasser mischt. Das Gesetz, nach welchem diese Volumveränderungen
erfolgen, ist aber nicht bekannt; man kann daher auch das spezifische Gewicht von Mischungen nicht berechnen,
sondern ist auf empirische Bestimmungen angewiesen. Auf solchen von Gilpin ausgeführten und von Tralles vervollständigten
und umgerechneten Versuchen beruht die in Deutschland,
[* 39] England, Rußland etc.; die der französischen Alkoholometrie zu Grunde liegenden
Ermittelungen von Gay-Lussac stimmen mit den Gilpinschen überein.
Die
Angaben über den Alkoholgehalt einer Flüssigkeit erfolgen in Gewichts- oder in Volumprozenten. Mischt man 100L.Alkoholmit 100L.Wasser, so erhält man 192,75L. Gemisch. Da nun in diesen192,75L.Gemisch 100L.Alkohol enthalten sind, so enthalten 100L.Gemisch51,8L.Alkohol, d. h. so beträgt
der Alkoholgehalt des Gemisches 51,8 Volumprozent. Die 100L.Wasser wiegen 100 kg, die 100L.Alkohol aber nur 79,45 kg; das
Gewicht des Gemisches ist also 179,45 kg, und der Alkoholgehalt desselben berechnet sich
zu 44,2 Gewichtsprozent.
Diese letztere Angabe ist stets ganz unzweideutig; das Volumen der Flüssigkeiten ändert sich dagegen
mit der Temperatur, und deshalb muß bei Angaben in Volumprozenten stets auch die Temperatur angegeben werden. Die Normaltemperatur,
auf welche sich in Deutschland alle Angaben beziehen, ist 15,6° C. oder 12,5 R.,
und die obige Angabe (51,8 Volumprozent) bedeutet also, daß aus einer Menge dieses Gemisches, welche
bei 12,5 R. 100L.füllt,51,8L.Alkohol von 12,5 R. gewonnen werden können.
Man darf aber nicht folgern, daß nun ein gleiches Gemisch aus 51,8L.Wasserund 48,2L.Wasser hergestellt werden könne.
Wie es sich damit verhält, zeigen die obigen Zahlen. Dagegen ist die Angabe in Gewichtsprozenten auch
zur Herstellung von Gemischen in gewünschter Stärke
[* 40] direkt verwendbar. Hat man daher die Aufgabe, nach Angabe in Volumprozenten
eine Mischung anzufertigen, so verwandelt man die Volumprozente in Gewichtsprozente. Dies geschieht durch Multiplikation derselben
mit dem spezifischen Gewicht des Alkohols (0,7946) und Division des Produkts durch das spezifische Gewicht
der verlangten Mischung.
Die Ermittelung des spezifischen Gewichts einer Alkoholmischung hat an sich für die Praxis keinen Wert, sie dient eben nur
als Basis zur Berechnung des Alkoholgehalts. Man hat deshalb auf der Skala der Aräometer
[* 41] statt der spezifischen Gewichte sogleich
die denselben entsprechenden Alkoholgehalte notiert und nennt solche Aräometer Alkoholometer
[* 42] (Branntweinwage).
Das bei uns gebräuchlichste Instrument ist das Volumprozent-Alkoholometer von Tralles, dessen Angaben für die Temperatur von
12,5 R. gelten. Um der oft sehr lästigen genauen Herstellung dieser Temperatur überhoben zu sein, beobachtet man bei der
gerade herrschenden Temperatur, bestimmt dieselbe mittels eines Thermometers und benutzt eine Tabelle, nach
welcher die gefundene Zahl (der scheinbare Alkoholgehalt) korrigiert wird.
Zur Prüfung von Wein, Bier etc. auf ihren Alkoholgehalt destilliert man, wie oben erwähnt, den Alkohol ab und prüft das Destillat.
Bei Flüssigkeiten, die nicht über 16 Proz. enthalten, genügt es, etwa ein Drittel abzudestillieren;
bei gehaltreichern Flüssigkeiten muß mehr abgetrieben werden. Zur Ausführung dieser Destillation sind besondere Apparate
angegeben worden, von denen der von Pontier verbesserte Salleronsche und der Savallesche besondere Beachtung
verdienen.
GeißlersVaporimeter (s. Abbildung) gründet sich darauf, daß beim Erhitzen einer weingeistigen Flüssigkeit die Spannkraft
der Dämpfe bei einer bestimmten Temperatur um so größer ist, je mehr Alkohol sie enthält. Das Instrument
besteht aus einem Fläschchen a zurAufnahme der Probe, welches in Wasserdampf, der sich aus dem Gefäß c entwickelt, erhitzt
wird. Die Dämpfe der alkoholischen Flüssigkeit drücken auf das Quecksilber in einem mit dem Fläschchen verbundenen Barometerrohr
b und treiben es um so höher, je größer ihre Spannkraft ist.
Man erwärmt die Probe von 25 auf 50° und beobachtet, wie stark sie sich dabei ausdehnt. Die Skala des
Rohrs gibt sofort die Alkoholprozente an. Bei dem Ebullioskop beobachtet man den Siedepunkt an einem in die eben zum Kochen gebrachte
Flüssigkeit eingetauchten Thermometer. Wasser kocht unter dem Druck von 760 mm bei 100° C., der absolute Alkohol aber
bei 78,4,° Gemische bei bestimmten dazwischenliegenden Temperaturen, die durch Versuche feststehen und den Gehalt unmittelbar
aus einer Tabelle ersehen lassen.
Vgl. Kupffer, Handbuch der Alkoholometrie (Berl. 1865);
Brix, Das Alkoholometer und dessen Anwendung (3.
Aufl., das. 1864);
(v. arab. al Kubbe), ursprünglich
überwölbte Nische zur Aufstellung eines Ruhebetts, später der mit einem Zimmer verbundene kleinere Raum, welcher von dem letztern
sein Licht
[* 47] empfängt, also durch Glasthüren oder Gardinen geschieden ist und in der Regel zur Aufstellung von einem oder mehreren
Betten dient.
Tiefe Alkoven sind meist dumpfige, dunkle Räume,
welche ungesund und als Schlafstellen nicht
zu empfehlen sind.
(Alchuine, eigentlich Alhwin, d. h. Freund des Tempels), vertrauter Ratgeber Karls d. Gr., einer der gelehrtesten
Männer seines Zeitalters, ward aus angelsächsischem Geschlecht um 735 in Northumberland geboren und erhielt in der Klosterschule
zu York eine ausgezeichnete Erziehung. Nachdem er eine Wallfahrt nach Rom
[* 48] gemacht, ward er 766 von seinem
Lehrer Älbehrt, als derselbe Bischof von York geworden, zum Vorsteher der dortigen Schule ernannt. Auf einer zweiten Reise nach
Rom 781. traf er in Parma
[* 49] mit Karl d. Gr. zusammen, der ihn einlud, an seinen Hof
[* 50] zu kommen. Er siedelte 782 nach dem
Frankenreich über und erhielt die Einkünfte mehrerer Klöster zu seinem Unterhalt angewiesen.
Unter Alkuins Einfluß wurde der HofKarls der Ausgangspunkt der Bildung für das bisher barbarische fränkische Reich. Nachdem
Alkuin seit 790 wieder mehrere Jahre im Kloster zu York zugebracht, folgte er 793 von neuem dem RufKarls, der
seiner zur Schlichtung der adoptianischen Streitigkeiten, welche die fränkische Kirche spalteten, und zur Fortsetzung des
begonnenen großen Werks der Volkserziehung dringend bedurfte. Alkuin bekämpfte den Urheber jenes Dogmenstreits, den BischofFelix
von Urgel, so erfolgreich, daß dieser 800 zu Aachen
[* 51] seine Lehre widerrief, beseitigte die Unordnungen, welche während seiner
Abwesenheit im fränkischen Schulwesen eingerissen waren, und zog sich dann in die Stille des Martinsklosters
zu Tours
[* 52] zurück, wo er als Abt eine Gelehrtenschule gründete und leitete, die, von Karl glänzend ausgestattet, sich bald zu
einem Hauptsitz der Wissenschaft erhob und dem Abendland jahrhundertelang viele seiner angesehensten Lehrer gab. Alkuin starb 19. Mai 804. In der
Geschichte nimmt er durch die großen Verdienste, die er sich um die Begründung und Verbreitung der Kultur und wissenschaftlichen
Bildung im ReichKarls d. Gr. erworben hat, einen ehrenvollen Platz ein. Er gründete nicht bloß eine
große Anzahl neuer Bildungsanstalten, sondern veranlaßte auch die Ordensgeistlichkeit zu fleißigen
Studien.
Lebensbeschreibungen der Heiligen, Gedichten und zahlreichen Briefen. Ohne ein originaler Geist zu sein, hat er doch das geistige
Erbe des Altertums in christlicher Umprägung der Nachwelt überliefert. Eine vollständige Ausgabe seiner Werke lieferte Frobenius
(Regensb. 1777, 2 Bde.)
und neuerdings Jaffé in der »Bibliotheca rerum germanicarum«, Bd. 6 (Berl.
1873).
(ital.), in der Musik die Bezeichnung eines beschleunigten Tempos, das durch C gefordert
wird. Das C bedeutete von alters her (seit dem 14. Jahrh.) die Zweiteiligkeit (Imperfektion) der Brevis (Doppeltaktnote), der
Strich (Diminutionsstrich) bestimmte die Beschleunigung, so daß eine Brevis soviel galt wie sonst eine Semibrevis (Taktnote);
es wurde daher beim Allabreve nicht nach Semibreven, sondern nach Breven taktiert (daher der Name). Jetzt, wo
die Notenwerte sich so verschoben haben, daß nicht mehr nach Ganzen, sondern gewöhnlich nach Vierteln taktiert wird, ist
beim Allabrevetakt nicht mehr die Doppel-,
[* 58] sondern die halbe Taktnote die Einheit. Der sogen. große Allabrevetakt, vorgezeichnet
durch C|^ der ^ , zählt ebenfalls nach halben, umfaßt aber deren vier; das alte Zeichen ^ bedeutete
jedoch früher Dreiteiligkeit der Brevis mit Zählen nach Breven.
Name des Einen Gottes, zu dessen Verehrung Mohammed die Gläubigen verpflichtete, zusammengezogen aus dem arabischen
Al und ilâh, »der Hohe, Verehrungswürdige«, verwandt mit dem hebräischen Eloah. Dieser Name ist in alle
Sprachen übergegangen, soweit der Islam reicht. Die verschiedenen EigenschaftenGottes, in 99 Namen desselben verteilt, bilden,
in einer bestimmten Reihenfolge zu einer Litanei verbunden, den Rosenkranz der Mohammedaner, der mit dem Namen Allah als dem hundertsten,
welcher alle frühern Prädikate einschließt, endigt. Mohammeds der Ewige, sich selbst Genügende, das
Universum Füllende, der absolute Herr aller Körper und Geister, der Offenbare und doch Verborgene, ist wesentlich verschieden
von dem Allah Taala der Araber vor Mohammed, der zwar mächtiger als alle andern Götter, aber nicht der einzige, nicht einmal
Herrscher über jene ist.
Hauptstadt des brit. Gouvernements der Nordwestprovinzen in Ostindien,
[* 59] liegt 61,5 m ü. M.,
an der südöstlichen Spitze des Doab auf einer durch das Einmünden der Dschamna in den Ganges gebildeten Landzunge und heißt
ursprünglich als Sitz der sagenhaften Könige aus dem Geschlecht des Mondes Pratischthâna; um 250 v. Chr. kommt sie unter dem
Namen Prayâga (»Opferstätte«) vor, woraus das
moderne Preág entstanden ist. Die Stadt verödete unter den Kämpfen der Mohammedaner um Hindostan, bis Akbar 1572 an derselben
Stelle sein Fort Ilâhabâs baute, welches Schah Dschahan (1628-58) sodann Allahabad (»Stadt Gottes«) nannte.
Die von Akbar erbaute Citadelle hat 2250 m im Umfang, gewährt noch jetzt, obwohl die alten Türme dem modernen
Befestigungssystem haben weichen müssen, einen großartigen Anblick und ist in Stand erhalten. Hervorragende Kultusgebäude
fehlen Allahabad. Am Zusammenfluß von Dschamna und Ganges versammeln sich fortwährend zahlreiche Pilger beiderlei Geschlechts, um sich
in den Fluten der heiligen Ströme von ihren Sünden zu reinigen; die englischen Polizeivorschriften thaten aber dem
Besuch Abbruch, daher ist jetzt Benares bevorzugt. Allahabad hatte 1881: 148,547 Einw. (99,518 Hindu, 43,558 Mohammedaner, 5257 Christen)
u. ist Knotenpunkt der Hauptverkehrsadern des nördlichen Indien: der Kalkutta-Dehli- und der Bombay-Kalkuttabahn.
Eine
Eisenbahnbrücke führt über die Dschamna. Allahabad gehörte zum Reich des Großmoguls, bis es 1753 von Safter Jang, dem
Wesir von Audh, erobert ward. Aber schon 1765 kam es unter britische Gewalt und ward dem Schah Alam zur Residenz angewiesen. Nachdem
dieser 1771 Allahabad verlassen, geboten wieder die Engländer daselbst, überließen es aber durch Vertrag 1773 dem Nawab von Audh.
Letzterer trat es endlich an die OstindischeKompanie ab, welche seitdem ununterbrochen im Besitz der Stadt
geblieben ist. - Der Verwaltungsbezirk Allahabad umfaßt 35,599 qkm mit (1880) 5,754,855
Einw. (davon 9/10 Hindu).
(griech., Harnhaut), eine von den Hüllen, welche den Embryo der Reptilien, Vögel
[* 62] und Säuger umgeben. Sie
entsteht an der Bauchwand des hintern Darmabschnitts als eine sich rasch vergrößernde gestielte Blase, welche aus der Bauchhöhle
des Embryos hervorwächst und bis zur innern Oberfläche des Eies vordringt. Hier breitet sie sich mit ihrer blutgefäßreichen
Außenschicht längs der ganzen Oberfläche aus und umhüllt so den in das Amnion eingeschlossenen Embryo vollständig.
Bei den Reptilien und Vögeln wird somit durch die da sie dicht unter der Eischale liegt, das Blut des Embryos
mit Sauerstoff versehen, so daß die Allantois als Atmungsorgan dient. Am Schluß der Embryonalperiode bildet sie sich jedoch ganz
oder bis auf einen kleinen Rest zurück. Bei den Säugetieren dagegen dringt die in jeden zottenartigen Vorsprung der Eihülle
ein und bildet mit ihr das sogen. Chorion. Die Zotten desselben verwachsen zum Teil mehr oder weniger
innig mit einem Stück der Uteruswandung zum Mutterkuchen oder der Placenta (s. d.), und so kommt ein Austausch des mütterlichen
Bluts mit dem embryonalen zu stande. Derjenige Teil des Stiels der Allantoisblase, welcher in der Bauchhöhle beim Schluß derselben
zurückbleibt, wird zur Harnblase und zum Harnstrang (urachus), der außerhalb gelegene Teil bildet einen
Bestandteil des Nabelstrangs (s. Nabel) und geht somit bei der Geburt verloren. Die Höhle der Allantois ist beim Menschen nur
¶
mehr
auf kurze Zeit vorhanden und auch nur sehr klein, bei den meisten andern Säugetieren groß und voll von einer trüben Flüssigkeit.
zoppa (ital., »auf hinkende
oder stolpernde Art«) bedeutet in der Musik s. v. w. Synkope, Synkopierung: die Verschiebung der Accente auf die leichten Taktteile
durch Bindung über die schweren hinaus.
(Alleghanies, Appalachian-System), Gebirge in Nordamerika,
[* 71] das sich vom nordöstlichsten Teil Alabamas
aus in nordöstlicher Richtung über 2500 km weit durch die mittlere atlantischen Staaten und Massachusetts bis jenseit des
Hudson in die Neuenglandstaaten hinein erstreckt und bei der Mündung des St. Lorenzstroms auf der Gaspéhalbinsel endet. Anfangs
im S. in bedeutender Entfernung von der Ostküste sich erhebend, dann sich derselben allmählich nähernd,
tritt es am nördlichen Ende oberhalb New York an der Hudsonmündung nahe an die Küste heran. Am reinsten erscheint der Typus
dieses Gebirges in den eigentlichen Alleghanies, welche von Virginia aus Pennsylvanien durchziehen, sich dann New York nähern
und am Hudson ihr Ende finden.
Hier bestehen sie aus langen, parallelen Ketten, durch deren Scharten die Flüsse
[* 72] einen Ausweg zum Meer finden, und die durch
flache Längsthäler voneinander getrennt sind. An einigen Stellen steigt die Anzahl der Parallelketten auf zwölf, sie sind
aber so schmal, daß sie von der ganzen bis 200 km betragenden Breite
[* 73] des Gebirges nur etwa ein Dritteil
einnehmen. Die Höhe dieses Teils des Gebirges ist nicht bedeutend, denn selbst die seltenen Gipfelpunkte erreichen kaum je
die Höhe von 1200 m. Dessenungeachtet macht die Alleghanykette, wenigstens auf der Ostseite, wo
die äußere
Parallelkette, die sogen. Blauen Berge (Blue mountains), steil aus der Küstenebene hervortritt,
einen imposanten Eindruck.
Die höchsten Gipfelpunkte kommen im S. der eigentlichen Alleghanies vor, wo der Black Dome oder MountMitchell in Nordcarolina
zu 2044 m aufsteigt. Nach NO. zu finden die Alleghanies ihre Fortsetzung in den westlich vom Hudsonfluß liegenden Catskill-
(1159 m) und Adirondackbergen (1765 m). Die jenseit des Hudson gelegenen Plateaus mit aufgepflanzten Höhenzügen
faßt man gewöhnlich unter dem Namen Akadisches Gebirge zusammen. Seine Hauptglieder sind: die Grünen Berge (1329 m), die
sich als Notre Dame und Shickshock Mountains längs des St. Lorenzflusses noch bis in die Gaspéhalbinsel hinein fortziehen;
die weiter östlich gelegenen WeißenBerge (mit dem 1916 m hohen MountWashington),
[* 74] der Katahdin (1641 m)
in Maine und endlich die Bergzüge von Neubraunschweig und Neuschottland.
Eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit des Gebirges bildet die als das »große Thal
[* 75] der Alleghanies« bekannte Einsenkung, welche
die ganze Länge desselben durchzieht und eine westliche von einer östlichen Erhebungszone scheidet.
Im N. liegen in dieser Senkung der Champlainsee und der Hudson;
in Virginia bildet sie das liebliche Shenandoahthal;
im äußersten Südwesten dient sie
dem Tennesseefluß zum Thal. - In geologischer Hinsicht sind es besonders zwei Gebirgsformationen, welche
an der Zusammensetzung der Alleghanies teilnehmen: die laurentischen Gneise und die huronischen kristallinischen Schiefer.
Erstere,
durchsetzt von eruptiven Graniten und Syeniten oder übergehend in Glimmer- und Hornblendeschiefer, umschließen mehr oder weniger
mächtige Zwischenlager von Serpentin, kristallinischem Kalkstein und Eisenerzen. Eng mit ihnen verknüpft sind die
Vertreter des huronischen Systems: normale Schichtenreihen von Glimmer-, Talk-, Thon- und Chloritschiefern sowie von Quarzit, Itakolumit,
Kalkstein und Konglomeraten, welche meist ungleichförmig auf den Rändern der laurentischen Gneiszonen auflagern und zwischen
den einzelnen Gneiszügen schmale Mulden oder steil einfallende Schichtensysteme bilden.
Von jüngern Gebirgsformationen treten auf: das untere und das obere Silur sowie devonische Schichten, sodann
die subkarbonische und die produktive Kohlenformation, denen sich der obertriassische Rotsandstein, endlich die Kreide- und
die Tertiärformation
[* 76] anschließen. Das Alleghanygebirge besitzt einen erstaunlichen Reichtum an wertvollen Mineralien.
[* 77] Die Kohlenfelder erstrecken
sich über 206,000 qkm (wovon 154,000 qkm auf das appalachische Becken kommen) und liefern schon jetzt
jährlich über 60 Mill. Ton. Steinkohlen.