Aldus
Manutius, s. Manutius. ^[= (ital. Manuzio, Manuzzi und Manucci), Aldus, der ältere, geb. 1450 zu Bassano, studierte in ...]
Manutius, s. Manutius. ^[= (ital. Manuzio, Manuzzi und Manucci), Aldus, der ältere, geb. 1450 zu Bassano, studierte in ...]
(engl., spr. ehl), s. Bier. ^[= (hierzu Tafel "Bierbrauerei"), gegornes und noch in schwacher Nachgärung befindliches ...]
arkad. Stadt im Gebiet von Stymphalos, mit einem Tempel [* 2] der Athene [* 3] Alea und einem des Dionysos, [* 4] dem alljährlich ein Fest mit Kultbräuchen, welche an alte Menschenopfer erinnerten, gefeiert wurde.
Reste der Befestigungsmauern bei Bugiati.
jacta est (lat., »der Würfel ist geworfen«),
Ausruf Cäsars, als er, den Rubicon überschreitend, den Bürgerkrieg begann;
dann überhaupt sprichwörtlich gebraucht in dem Sinn: die Entscheidung ist gefallen.
Deutsch entspricht ihm sehr gut Ulrich v. Huttens Wahlspruch: »Ich hab's gewagt!«
Hieronymus, Gelehrter und Kardinal, geb. 1480 zu Motte bei Treviso, studierte anfangs Medizin, dann in Padua [* 5] Theologie und alte Sprachen. Papst Alexander VI. berief ihn 1501 nach Rom, [* 6] machte ihn zum Sekretär [* 7] seines Sohns Cäsar Borgia und gebrauchte ihn auch zu diplomatischen Sendungen. Auf seinen Reisen wurde Aleander auch mit Erasmus bekannt und gewann an demselben einen vertrauten Freund. Seit 1508 las Aleander an der Universität zu Paris [* 8] über griechische Sprache und Litteratur und wurde Rektor der Universität.
Vom Fürstbischof von Lüttich [* 9] 1513 zum Kanzler ernannt, zeichnete er sich in der Verwaltung aus, wurde 1517 Bibliothekar Papst Leos X., entwarf mit Eck die Bannbulle gegen Luther, wurde 1520 als päpstlicher Nunzius nach Deutschland [* 10] geschickt und setzte auf dem Reichstag zu Worms [* 11] (1521) die Achtserklärung gegen Luther durch. Im J. 1525 befand er sich als päpstlicher Legat beim König Franz I. und wurde mit diesem in der Schlacht bei Pavia gefangen. Im J. 1524 zum Erzbischof von Brindisi ernannt, erschien er 1531 abermals in Deutschland als Nunzius des Papstes mit dem Auftrag, eine friedliche Auseinandersetzung der Katholiken und Protestanten zu verhindern.
Doch vereitelte der Religionsfriede zu Nürnberg [* 12] den Hauptzweck seiner Mission. Auch eine dritte Sendung 1538 hatte wenig Erfolg. Im J. 1538 zum Kardinal erhoben, starb Aleander 1542. Sein »Lexicon graeco-latinum« (Par. 1512), das beste seiner Zeit, ist jetzt eine bibliographische Seltenheit. Außerdem edierte Aleander mehrere griechische Autoren und lieferte eine griechische Grammatik. Auch als Dichter erlangte Aleander Ruf. Für die Reformationsgeschichte geben seine Briefe (abgedruckt in Friedrich, Der Reichstag von Worms nach den Briefen Aleanders, Münch. 1872, und in Brieger, Quellen und Forschungen zur Geschichte der Reformation, 1. Teil: Aleander und Luther 1521, Gotha [* 13] 1884) wichtige und interessante Aufschlüsse.
Aleardo, Graf, ital. Dichter, geb. zu Verona, [* 15] wuchs unter dem Druck der österreichischen Herrschaft heran, studierte zuerst Philosophie und Naturwissenschaften, hernach in Padua Jurisprudenz, bewarb sich aber, der österreichischen Polizei bereits verdächtig, vergebens um eine Anstellung im Staatsdienst. Auch seine poetischen Werke (lyrisch-epische Reflexionsdichtungen vom Umfang einer mäßigen Broschüre) konnten ihrer nationalpolitischen Tendenzen halber zum Teil erst lange nach ihrer Entstehung gedruckt werden.
Das Gedicht »Arnalda« (1842) war zwar noch frei von solchen Tendenzen; dagegen finden sie sich schon reichlich, sogar mit einem prophetischen Blick auf die künftige Größe des einheitlichen Italien, [* 16] in der geschichtsphilosophischen Dichtung »Prime storie«, die, bereits 1845 geschrieben, erst 1857 ans Licht [* 17] treten konnte. Aus derselben Zeit stammt »Un' ora della mia giovinezza« (2. Aufl. 1858), die poetische Schilderung einer Wanderung im Gebirge, welche die eigentümliche Doppelnatur des Dichters: stille, sinnige Träumerei, verbunden mit feuriger Hingabe an die Sache der Freiheit und nationalen Unabhängigkeit des Vaterlands, am besten zeigt.
Voll tiefer Empfindung sind die »Lettere a Maria«, erschienen im Revolutionsjahr 1848, das auch den Dichter bald unter den Kämpfenden fand. Nachdem er im Dienste [* 18] der provisorischen Regierung Venedigs thätig und dafür zu Mantua [* 19] eingekerkert gewesen, begleitete er, ungebeugt von den Verfolgungen, auch die weitern Schicksale seines Vaterlands mit begeisterten und wirkungsvollen Gesängen. So erschien neben der harmlosern Dichtung »Raffaele e la Fornarina« (1858) die formschöne, bedeutsame Kanzone »Le [* 20] città italiane marinare« (1856),
ferner »Il Monte Circello« (1858),
eine Dichtung im Blankvers, dem Lieblingsmetrum des Dichters, und 1859, kurz vor dem Ausbruch des Kriegs mit Österreich, [* 21] das poesievolle »Triste dramma«, ein poetischer Nachklang der Mantuaner Schicksale des Dichters und seiner Leidensgefährten. Nach einer vollkommen ungerechtfertigten abermaligen Gefangenschaft in Josephstadt kehrte Aleardi nach dem Friedensschluß in sein Vaterland zurück, wurde hier Mitglied des Parlaments, 1864 Professor der Ästhetik an der Akademie der schönen Künste, später Mitglied des Oberunterrichtsrats und des Senats. Er starb in Verona.
Von Dichtungen hat er noch »I sette soldati« (1861) und den gegen Pius IX. gerichteten »Canto politico« (1862) veröffentlicht. Sammlungen seiner Gedichte erschienen unter den Titeln: »Poesie complete« (Laus. 1863),
»Poesie varie« (Salerno 1860),
»Canti« (Verona 1862, 6. Aufl. 1882);
eine Auswahl in deutscher Übersetzung von Kitt (Bas. 1872).
G. Trezza veröffentlichte den Briefwechsel des Dichters: »Epistolario di Aleardi« (Mail. 1879).
s. Italienische Weine. ^[= seit dem Altertum berühmte Weine, welche indes kaum ihrem Ruf entsprechen und, an Ort und Stelle ...]
(v. lat. alea, Würfel), auf das Würfelspiel bezüglich, gewagt.
Ein aleatorischer Vertrag ist z. B. dann vorhanden, wenn Gewinn oder Verlust bei demselben von dem Eintritt oder Nichteintritt eines zukünftigen ungewissen Ereignisses abhängig gemacht ist.
Grigoic, rumän. Dichter und Staatsmann, geb. 1812 zu Tirgovisti in der Walachei, studierte am Kollegium St. Sava in Bukarest, [* 23] trat unter Alexander Ghikas Regierung in die Armee, nahm aber nach drei Jahren mit dem Rang eines Offiziers seinen Abschied, um als Schriftsteller und Politiker für die Oppositionspartei zu wirken. Seine politischen Satiren und Fabeln gewannen ihm rasch Popularität. Besonders aber trug er durch seine Dichtungen »Das Jahr 1840«, worin er in schwungvollen Worten die Wünsche des Landes aussprach, zur Erweckung der Geister bei.
Unter der Regierung G. Bibescus (1842-48) ins Ministerium berufen, war er hier eine Reihe von Jahren thätig, trat dann in den 50er Jahren als Mitglied in die Dokumentalkommission ein und führte unter Alexander Cusa das Direktorium des Kultus- und Unterrichtsministeriums sowie kurze Zeit auch das Finanzministerium. Im J. 1860 wurde er zum Mitglied der sogen. Zentralkommission, endlich 1866 von König Karl I. zum Mitglied des Generalkomitees der Theater [* 24] ernannt. Gegenwärtig lebt Alecsandresku zurückgezogen in Bukarest, von Zeit zu Zeit in Journalen Fabeln und Erzählungen veröffentlichend. Seine poetischen und prosaischen ¶
Werke erschienen gesammelt unter dem Titel: »Meditatii, elegi, epistole, satire si fabule« (Bukar. 1863).
Basile, rumän. Dichter und Staatsmann, geb. 1821 in der Moldau, wurde 1834-39 in Paris ausgebildet, war nach seiner Rückkehr ein eifriger Mitarbeiter an dem 1840 von Cogalnitscheanu gegründeten, aber schon 1842 unterdrückten Journal »Das litterarische Dacien« und übernahm 1844 mit jenem und Negruzzi die Leitung des rumänischen und französischen Theaters in Jassy, für welches er eine Reihe von Lustspielen (»Jassy im Karneval«, »Die Dorfhochzeit«, »Madame Kiritza in Jassy« etc.) schrieb.
Auch gründete er mit Cogalnitscheanu eine neue Revue: »Progressul«, die aber schon nach neun Monaten unterdrückt wurde. Im J. 1848 verweilte er wegen seiner Beteiligung an den Aprilunruhen längere Zeit in Paris, gründete sodann eine zweite Zeitschrift, die noch vor Jahresfrist ebenfalls unterdrückt wurde, und ward 1857 Mitglied des Diwans für die Verfassungsangelegenheiten, dann nach vollzogener Union der Fürstentümer 1859 Minister des Auswärtigen im moldauischen Ministerium Ghika.
Schon im Mai 1860 zurückgetreten, lebte er seitdem abwechselnd in Jassy und Paris. Er gründete mit Negruzzi die Revue »Convorbiri literare«, die er mit Dichtungen und andern Beiträgen versorgte, und brachte 1873 das Drama »Boierii si Ciocoii«, ein Sittengemälde aus der rumänischen Gesellschaft, zur Aufführung. Im J. 1874 trug er bei dem bekannten, von der Gesellschaft der romanischen Sprachen zu Montpellier [* 26] veranstalteten Wettkampf mit seinem »Cântecul gintei latine«, worin er die lateinische Rasse als die Königin der Welt verherrlicht, den Preis davon. Alecsandri ist unstreitig der erste Dichter Rumäniens und von echt nationalem Gepräge.
Seine Werke, unter denen namentlich die Kriegslieder im russisch-türkischen Krieg 1877/78 große Popularität erlangten, erschienen unter verschiedenen Titeln: »Doine si lacrimioare« (neue Ausg. 1862);
»Poesie novi« (1852);
»Ballade, poesie populari« (neue Ausg. 1866-67, 2 Bde.);
»Ballade, cantece betranesci« (neue Ausg. 1875, 3 Bde.);
»Salba letteraria« (1857);
»Lipitorile Satului« (1863);
»Ultra-demagog, Ultra-retrograd« (1863);
»Dumbrava Rosie« (1872);
»Pastelurile«;
»Lagendele« etc. Auf wiederholten Wanderungen durch die Moldau, Bukowina und Siebenbürgen hatte Alecsandri auch die Lieder und Sagen seines Volks gesammelt und gab dieselben unter dem Titel: »Poesie populari ale Romanilor« (Bukar. 1852) heraus (deutsch von Kotzebue: »Rumänische Volkspoesie«, Berl. 1857).
Seine sämtlichen Werke erschienen 1873-76 in 7 Bänden, seine Bühnenstücke 1875 in 4 Bänden. Gedichte Alecsandris in deutscher Übersetzung finden sich in der Sammlung »Rumänische Dichtungen« von Carmen Sylva (hrsg. von Mite Kremnitz, Leipz. 1881).
(Alipten, griech., »Einsalber«),
diejenigen, welche in den altgriechischen Gymnasien die sich Übenden salbten, um das Ausbrechen des Schweißes während der Übung zu verhüten.
Eine zweite, mit besonderer Methode vorgenommene Einreibung nach dem Kampf sollte die angestrengten Glieder [* 27] erquicken und beruhigen.
Die Aleipten gaben auch dem Athleten die nötige Lebensweise an, namentlich die passende Diät.
Bei den Römern waren Aliptae Sklaven, welche den Herrn im Bad [* 28] frottierten und salbten.
Pascha (Fürst Alexander Vogorides), türk. Staatsmann, geboren um 1825 aus altbulgarischem fürstlichen Geschlecht, das aber mit griechischen Familien aus dem Fanar von jeher vielfach verschwägert war, erhielt seine Bildung im Abendland, wo er sich in verschiedenen Städten zehn Jahre lang aufhielt, trat sodann in den türkischen diplomatischen Dienst und war zuletzt Botschafter in Wien, [* 29] als er 1877 von seinem unversöhnlichen Feinde, dem damaligen Großwesir Edhem Pascha, nach Konstantinopel [* 30] berufen wurde, um sich gegen die Anklage der Verletzung türkischer Staatsinteressen zu verteidigen, Eine Verurteilung unter allen Umständen voraussehend, zog es vor, seinen Botschafterposten niederzulegen und nach Paris in freiwillige Verbannung zu gehen. Im April 1879 ernannte ihn der Sultan zum Generalgouverneur von Ostrumelien, welches Amt er bis 1884 bekleidete.
(griech., die »nimmer Rastende«),
s. Webervögel. ^[= (Ploceïdae Sund.), Familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel, schlank gebaute Vögel mit ...]
(griech.), Hahnenkampf, s. Huhn. ^[= (Gallus L., hierzu Tafel "Hühnerrassen"), Gattung aus der Ordnung der Hühnervögel ...]
(griech.), Hahnwahrsagung, Form der Wahrsagung aus dem Fressen der Vögel [* 32] (s. Augur).
Man zog einen Kreis, [* 33] schrieb die Buchstaben des Alphabets in denselben, legte auf jeden ein Korn und ließ den hineingesetzten Hahn [* 34] fressen.
Die Buchstaben, von denen das Korn weggefressen wurde, stellte man zu der Antwort zusammen. In ähnlicher Form noch heute in Rußland gebräuchlich.
Mateo, span. Romanschriftsteller, geboren um die Mitte des 16. Jahrh. zu Sevilla, [* 35] war lange Zeit beim Reichsschatz angestellt, entsagte dann infolge eines ärgerlichen Rechtshandels seinem Amt und wanderte um 1609 nach Mexiko [* 36] aus, wo er wahrscheinlich bald darauf starb. Außer einer poetischen Lebensbeschreibung des heil. Antonius von Padua (Sevilla 1604) und einer »Ortografia castellana« (Mexiko 1608) verfaßte er den durch treffliche Sittenschilderung und vorzügliche Darstellung ausgezeichneten Schelmenroman »Vida y hechos del picaro Guzman de Alfarache« (1599), wovon der erste Teil sogleich 3, innerhalb der nächsten sechs Jahre noch 26 Auflagen erlebte.
Der günstige Erfolg veranlaßte einen litterarischen Freibeuter zur Herausgabe eines unechten zweiten Teils, der zuerst 1603 in Barcelona [* 37] erschien, während der echte zweite Teil von Aleman selbst 1605 in Valencia [* 38] veröffentlicht ward; ein versprochener dritter Teil ist nie erschienen. Der Roman, der auch in stilistischer Hinsicht ein Meisterwerk ist, wurde in fast alle Sprachen übersetzt, von Kaspar Ens 1623 selbst ins Lateinische. Die älteste deutsche Übersetzung lieferte Ägidius Albertinus: »Der Landstörzer Gusman von Alfarache« (Münch. 1615, 2 Tle.),
wozu von Freudenhold ein dritter Teil veröffentlicht wurde (das. 1632);
eine neuere besorgte Gleich (Magdeb. 1828, 4 Bde.).
Die beste Ausgabe des Originals findet sich im dritten Band [* 39] von Aribaus »Biblioteca de autores españoles« (Madr. 1846), wo auch der unechte zweite Teil abgedruckt ist.
(Alamannen), ein german. Volk die alten Semnonen, die nach ihrem Nationalheiligtum, dem Hain (Alah) Zius, von den Nachbarstämmen Alemannen genannt wurden. Sie wanderten vom nordöstlichen Deutschland zunächst nach dem Land zwischen Main und Donau, von wo sie durch die Burgunder verdrängt wurden, worauf sie das römische Zehntland zu erobern suchten. Im J. 211 erfocht Kaiser Caracalla über sie am Oberrhein einen Sieg, ohne sie unterjochen zu können. Im J. 234, unter dem Kaiser Alexander Severus, fielen sie von neuem in das Zehntland ein und wurden erst 237 von Maximinus mit der größten Anstrengung über die Grenze zurückgetrieben. Aber schon 253 überschritten sie 300,000 Mann stark, den Rhein, zogen plündernd ¶
durch Gallien und über die Alpen [* 41] und drangen bis Mailand [* 42] vor. Kaiser Gallienus trieb sie zurück, konnte aber die Ansiedelung alemannischer Scharen auf der rechten und linken Seite des Oberrheins nicht hindern. Im J. 270 brachen sie, mit den Markomannen vereint, abermals in Italien ein, schlugen den Kaiser Aurelian bei Mailand und Piacenza und setzten das ganze römische Reich in Schrecken. Doch wurden sie schließlich zurückgeworfen und hielten bis zum Tod Aurelians Ruhe.
Gleich danach aber durchbrachen sie die Grenzlinien, zerstörten die Städte des Zehntlands und überschwemmten Gallien. Noch einmal jagte sie Probus über die Alb und den Neckar zurück und suchte die Grenze durch Lager [* 43] und feste Werke (276) zu sichern; aber gleich nach seinem Tod (282) fiel das ganze Land diesseit des Rheins und westlich von der Iller wieder in die Hände der Alemannen. Selbst des Julianus großer Sieg bei Hausbergen in der Nähe von Straßburg [* 44] (357) hatte keine bleibenden Folgen, sowenig wie die Züge der Kaiser Valentinian (368) und Gratian.
Die Alemannen gewannen Wohnsitze südlich und westlich vom Rhein, und nach der Mitte des 5. Jahrh. waren sie bereits im Besitz des heutigen Schwaben, der Schweiz [* 45] und des Elsaß. Wir finden sie später im Bund mit Aetius, aber auch im Heer Attilas. Als sie aber in das Land der ripuarischen Franken eindringen wollten, besiegte sie der Frankenkönig Chlodovech 496, entriß ihnen das Maingebiet und unterwarf sie der fränkischen Oberhoheit. Ein Teil der Alemannen floh und erhielt von dem Ostgotenkönig Theoderich Wohnsitze in Rätien, von wo aus dieselben 553 einen verheerenden Einfall in Italien machten.
Bei dem Verfall des Merowingerreichs suchten die Alemannen die Herrschaft der Franken abzuschütteln, wurden jedoch namentlich von Pippin von Heristall niedergehalten. Beim Verfall der Dynastie der Karolinger entstand ein Herzogtum Alemannien, das, von Burkhard gestiftet, im 10. und 11. Jahrh. bedeutend war, dann aber, nach heftigen innern Kriegen (1096) unter die Häuser Staufen und Zähringen geteilt, als ein Ganzes nicht mehr vorkommt. Die Zähringer erhielten Thurgau, Zürichgau, Aargau mit Burgund, die Staufen das eigentliche Schwabenland oder den ostrheinischen Teil Alemanniens. Letzteres hieß seitdem allein Alemannien, später Schwaben.
Vgl. Stälin, Wirtembergische Geschichte, Bd. 1 (Stuttg. 1841);
Bacmeister, Alemannische Wanderungen (das. 1867);
Haas, Urzustände Alemanniens (Erlang. 1866);
v. Schubert, Die Unterwerfung der Alemannen unter die Franken (Straßb. 1884).
Gesetze, die Gesetze, Gebräuche und Gewohnheiten der alten Alemannen, deren Sammlung bereits im 5. Jahrh. n. Chr. begonnen, aber erst unter dem austrasischen König Dagobert vollendet wurde.
Sie sind lateinisch abgefaßt, gleichwohl aber für die Kenntnis der Sprache [* 46] wie der Geschichte jenes germanischen Völkerbunds von großer Wichtigkeit.
Leider fehlt bis jetzt noch eine genauere Untersuchung derselben.
Sie zeichnen sich durch Humanität vor andern altdeutschen Gesetzen aus.
Dialekt, s. Deutsche Sprache. ^[= Die Bezeichnung d. S. ist in verschiedenen Bedeutungen gebraucht worden. Manche, wie Jakob Grimm ...] [* 47]
(spr. alangbähr), Jean Lerond d', einer der hervorragendsten Philosophen und Mathematiker des 18. Jahrh., geb. zu Paris, ward von seinen unnatürlichen Eltern, der Frau v. Tencin und dem Dichter Destouches, ausgesetzt, von der Frau eines armen Glasers aufgenommen und erzogen, trat, zwölf Jahre alt, in die Pensionsanstalt des Collège Mazarin, wo er die raschesten Fortschritte in den Wissenschaften machte. Anfänglich fesselte ihn das Studium der Theologie; später studierte er die Rechte, wurde sogar Advokat, wendete sich aber bald von der Praxis ab und mit Feuer den philosophischen, besonders den mathematischen und physikalischen, Studien zu. Im J. 1741 als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, schrieb er den »Traité de dynamique« (Par. 1743; beste Ausg., das. 1759) und den »Traité de l'équilibre et du mouvement des fluides« (das. 1744). Seine »Réflexions sur la cause générale des vents« (Par. 1747) trugen ihm nicht nur den von der Berliner [* 48] Akademie ausgesetzten Preis, sondern auch die Mitgliedschaft derselben ein.
An den Untersuchungen, welche Newtons [* 49] Entdeckungen über die Bewegungen der Himmelskörper ergänzten, nahm er sehr fördernden Anteil. Seine hierher gehörigen zahlreichen Abhandlungen finden sich in den »Opuscules mathématiques« (Par. 1761-80, 2 Bde.) gesammelt. Von den sogen. exakten wandte sich Alembert auch zu andern Wissenskreisen. Außer den »Mélanges de littérature, d'histoire et de philosophie« (Par. 1752, 5 Bde., und 1770, 5 Bde.) gab er die durch Scharfsinn und Klarheit ausgezeichneten »Éléments de philosophie« (das. 1759) heraus und erregte großes Aufsehen durch seine Abhandlung über die Verderblichkeit der jesuitischen Lehren, [* 50] die ihm heftige Gegner erwarb.
Mit Diderot unternahm er die Herausgabe des großen »Dictionnaire encyclopédique« (Par. 1751-72, 28 Bde.), zu welchem Werk er die mathematischen Artikel und die Einleitung, eine Einteilung und systematische Übersicht der Wissenschaften nach Bacon, lieferte. Dasselbe übte große litterarische Wirkung aus, verwickelte ihn aber in vielfache Streitigkeiten, die ihn veranlaßten, sich von den mathematischen und physikalischen Forschungen mehr und mehr abzuwenden und vorzugsweise mit rein litterarischen Fragen zu befassen.
Hierher gehören die »Essais sur les gens de lettre«, »L'art de traduire«, die »Réflexions sur le style« u. a., höchst geistreiche Schriften, welchen er vorzüglich seinen stilistischen Ruf sowie seine Aufnahme in die Académie française, deren Sekretär er 1772 ward, verdankt. Als Mensch von biederm, bescheidenem, uneigennützigem und wohlthätigem Sinn hat er besonders durch sein unglückliches Liebesverhältnis zu der geistreichen, aber unbeständigen L'Espinasse Teilnahme eingeflößt.
Als »Freidenker« hat er von seiten der Theologen Verfolgungen erfahren, die zuletzt dahin führten, daß selbst die Akademie ihm seinen Gehalt entzog. Dennoch folgte er weder dem Rufe Friedrichs II., der ihm seine Freundschaft, noch dem der Kaiserin Katharina II. von Rußland, die ihm die Erziehung ihres Sohns Paul antrug. Von dem erstern erhielt er einen Jahresgehalt. Er starb am Stein, dessen Operation er sich nicht unterwerfen wollte. Condorcet setzte ihm in seinem »Eloge« ein schönes Denkmal. Gesammelt sind seine vermischten Schriften herausgegeben als »Œuvres philosophiques, historiques et littéraires« von Bastien (Par. 1805, 18 Bde.),
von Didot (das. 1821, 16 Tle. in 5 Bdn.),
von Condorcet (»Œuvres. Sa vie, ses œuvres, sa philosophie«, neue Ausg., das. 1852). Eine vollständige Sammlung seiner mathematischen Schriften ist nicht erschienen.
s. Quecksilberchlorid. ^[= (Doppeltchlorquecksilber, Ätzsublimat, Sublimat) HgCl2 entsteht beim Erhitzen von Quecksilber ...]
(Alembdar), ein Offizier am türk. Hof, [* 51] der dem Sultan bei feierlichen Aufzügen die grüne Fahne des Propheten voranträgt.
(Alentejo, spr. alengteschu, d. h. jenseit des Tejo), die größte, aber am spärlichsten bevölkerte Provinz Portugals, zwischen Beira und Estremadura ¶
im N. und Algarve im S., 24,411 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 24,294 qkm [439,4 QM.]) groß. An den Ostgrenzen des Landes erheben sich gruppenweise die Serras de São Mamede und Portalegre, d'Ossa, d'Evora u. a. m., nach O. meist in schroffen Felswänden abfallend, nach W. in weite Ebenen übergehend, welche vor ihrer Verflachung zur sandigen Küste durch isolierte Felskämme unterbrochen werden. Die südliche Grenze bildet das bis 900 m ansteigende Gebirge von Algarve (Serra de Monchique). Im O. wird die Provinz durch den Guadiana, im N. durch den Tejo und im SW. durch den Sado bewässert. Im S. und W. ist das Klima [* 53] heiß und trocken.
Hier breiten sich weite, baumlose, von Sumpfstrecken unterbrochene und spärlich angebaute Heideebenen aus, während im O. die Thäler äußerst fruchtbar und die Berge schön bewaldet sind. Die Bevölkerung [* 54] betrug 1881: 367,169 Seelen. Außer Weizen und Gerste [* 55] baut man Reis und Mais. Wein und Obst gedeihen fast überall, in den wärmern Gegenden auch Oliven und Orangen, Feigen, Mandeln und andre Südfrüchte. Die Wälder bestehen vorzugsweise aus Kork- und andern Eichen und aus Kastanien; die Ebenen sind mit Wacholder, Myrten und kurzem, zur Schaffütterung geeignetem Gras bewachsen.
Die Viehzucht [* 56] ist ansehnlich, namentlich liefert Alemtejo die besten Schweine, [* 57] nächstdem besonders Schafe [* 58] und Ziegen. Bei der geringen Bevölkerung bleibt noch Getreide [* 59] zur Ausfuhr übrig. Die Industrie liegt noch danieder; auch der Bergbau [* 60] wird ungeachtet der Anzeichen eines nicht unbedeutenden Erzreichtums vernachlässigt. Von Lissabon [* 61] durchschneiden zwei Eisenbahnen das Land, eine nördliche, welche sich in drei Stränge spaltet: nach Madrid, [* 62] nach Badajoz und nach Evora zur zweiten, südlichern, die sich bei Beira gleichfalls nach O. und SW. spaltet. Die Provinz umfaßt die drei Distrikte Beja, Evora und Portalegre. Hauptstadt ist Evora.
(spr. alangßóng), Hauptstadt des franz. Departements Orne, an der Sarthe, die unfern entspringt, und an der Westbahn, schön gelegen und gut gebaut, ab er düstern Aussehens, hat eine schöne Kirche, Notre Dame, ein Stadthaus mit zwei Türmen vom alten Schloß der Herzöge von (s. unten) und (1881) 15,939 Einw. Die Fabrikation der ehemals so berühmten Spitzen von Alençon (points d'A.), welche in Stadt und Umgebung über 20,000 Hände beschäftigte, ist jetzt sehr verringert. Im übrigen herrscht viel industrielle Thätigkeit, namentlich Baumwollspinnerei, Pikee-, Barchent- und Leinweberei, Fabrikation von Stickereien, feinen Strohhüten, Handschuhen, Verarbeitung von Quarzkristallen (Diamanten von Alençon) zu Schmucksachen. [* 63] Auch wird in der Umgebung treffliche Pferdezucht [* 64] betrieben. Alençon hat ein Lyceum, ein Museum, eine Bibliothek von 14,000 Bänden und ist Sitz des Präfekten. - Die alten Herzöge von waren ein Zweig des königlichen Hauses Valois und stammten von Karl II. von Valois, der 1322 von seinem Vater mit der Grafschaft Alençon belehnt wurde und 1346 in der Schlacht bei Crécy fiel.
Das Pairieherzogtum ward jedoch erst 1414 für des Stammvaters Enkel Johann III. errichtet, welcher 1415 in der Schlacht bei Azincourt fiel. Als mit Karl IV. 1525 das Haus Alençon erlosch, gab König Karl IX. das Herzogtum seinem jüngern Bruder, dem Herzog Franz von Anjou, nach dessen Tod 1584 es wieder an die Krone zurückfiel. Heinrich IV. überließ es pfandweise dem Herzog von Württemberg, [* 65] der es 1608 auf seinen Sohn vererbte, von dem es Maria de' Medici 1612 für die Krone zurückkaufte. Ludwig XIV. verlieh den Titel davon 1710 seinem Enkel, dem Herzog von Berry, und Ludwig XVI. 1774 seinem ältesten Bruder, dem Grafen von Provence. Gegenwärtig führt der zweite Sohn des Herzogs von Nemours, Prinz Ferdinand Philipp (geb. 1844), den herzoglichen Titel von Alençon.
Spitzen, welche in der franz. Stadt Alençon (s. d.) angefertigt werden, wohin 1675 der Sitz der französischen, zehn Jahre früher durch venezianische Arbeiter begründeten Spitzenindustrie verlegt worden war. Die Alençonspitze wird wegen des Reichtums und der Schönheit ihrer Muster und der vollendeten Ausführung die »Königin der Spitzen« genannt. Sie wird ausschließlich mit der Nadel angefertigt und zwar aus einem mit der Hand [* 66] gewebten, aber außerordentlich feinen und knotenfreien Faden. [* 67] Die Arbeiterin fertigt gewöhnlich ein Stück von 25 cm Länge an. Die einzelnen Teile werden dann durch eine feine Naht zu einem Stück von 25 m Länge zusammengesetzt.
(franz., spr. alangtuhr), Umgebung (von Gegenden und Personen).
Anfangsbuchstabe des hebräischen und phönikischen Alphabets;
auch Zahlzeichen für 1.
schwarzes geköpertes Gewebe [* 68] mit Kette aus weicher Seide [* 69] und Einschlag aus weichem feinen Kammgarn, wird im Stück gefärbt und besonders in Aleppo, Amiens, [* 70] Paris, Gera, [* 71] Rochlitz etc. fabriziert.
(Haleb), Hauptstadt des gleichnamigen asiatisch-türk. Wilajets, das den nördlichen Teil von Syrien und den nordwestlichen Teil Mesopotamiens umfaßt, liegt 300 km nordöstlich von Damaskus, in einer fruchtbaren, vom Steppenfluß Kuweik (Kuêk) bewässerten Thalebene (ca. 420 m), die sich gegen S. und O. in die Wüste verliert, und war vor dem Erdbeben [* 72] von 1822, das zwei Drittel der Stadt zerstörte, der Größe nach die dritte Stadt des türkischen Reichs und, wenn nicht nominell, doch faktisch die Hauptstadt Syriens.
Sie hat einen Umfang von etwa 12 km und besteht aus der Altstadt (Medineh) und 13 Vorstädten, die einen größern Raum einnehmen als jene. Die Straßen tragen das morgenländische Gepräge, sind jedoch gut gepflastert, und die Häuser, aus Quadern fest erbaut, haben zum großen Teil ein sehr stattliches Aussehen. Auch von den alten Palästen steht noch mancher, teils im venezianischen, teils im arabischen Baustil. Unter den Moscheen (vor dem Erdbeben zählte Aleppo deren 100, wovon die meisten in Schutthaufen verwandelt wurden) zeichnet sich die Dschami ed Adlijeh durch Schönheit aus. Ziemlich in der Mitte der Stadt erhebt sich auf einem etwa 65 m hohen Hügel, die Stadt beherrschend, eine alte Feste mit 20 m hohem Turm; [* 73] am Fuß des Hügels steht die Wohnung des Gouverneurs. Die Zahl der Bewohner, unter denen durchaus ein weit freierer und fröhlicherer Sinn herrscht als in den meisten übrigen mohammedanischen Städten, wird von Sachau (»Reise in Syrien«, Leipz. 1883) auf 125,000 angegeben, wovon etwa 20,000 Christen (meist unierte Griechen, die einen Metropoliten hier haben) und 5000 Juden sind.
Die jüdische Gemeinde von Aleppo, unter der sich zahlreiche Wechsler, Bankiers und Konsuln europäischer Staaten befinden, ist nächst der von Damaskus die bedeutendste in Syrien und bewohnt ein eignes Stadtviertel (Bahsita), wie die eingebornen Christen die Vorstadt Dschedaide und die Europäer die Vorstadt Kitab. Im N. von der Stadt liegt eine große Kaserne für die in Aleppo stationierte Garnison. Das Klima von Aleppo ist im allgemeinen gesund, im Winter rauh und die Stadt im ganzen Orient berühmt wegen ihrer Umgebung von lieblichen ¶
Gärten, Obsthainen und Spaziergängen im Thal [* 75] des Kuweik, während sich jenseit des Thals zu beiden Seiten die öde Ebene ausdehnt. Eine antike Wasserleitung [* 76] führt der Stadt 11 km weit Trinkwasser zu. Seine Lage im Knotenpunkt aller Handelsstraßen, welche vom Mittelmeer nach O. führen, machte von jeher zu einem Haupthandelsemporium des Orients; es bildete schon vor Jahrhunderten den Stapelplatz für europäische, levantische, indische und persische Waren. Am schwunghaftesten war der Handel Aleppos vor der Auffindung des Seewegs nach Indien, während und nach der Zeit der Kreuzzüge, wo die Genuesen und Venezianer ihre Hauptniederlagen hier hatten. In unsrer Zeit ist er, obwohl infolge des Erdbebens und der darauf wütenden Pest sowie durch die Unruhen im Land und Bedrückungen aller Art beträchtlich zurückgegangen, doch immer noch lebhaft; er befindet sich jetzt fast ausschließlich in den Händen der sehr rührigen und durchweg wohlhabenden einheimischen Christen (Griechen und Armenier), während die früher hier zahlreich vertretenen europäischen Handelshäuser fast ganz den Platz geräumt haben.
Der Hauptverkehr besteht in der Einfuhr von britischen Zeugen und Manufakturen, Kolonialwaren und französischen leichten Tuchen. Zur Ausfuhr kommen Galläpfel, Farbstoffe und Droguen (nach England), gelbe Baumwolle [* 77] und schmutzige, aber gute Wolle (nach Frankreich und Italien), ferner Tabak, [* 78] Weizen, Pistazien, Sesam, Öl etc. Erzeugnisse des Gewerbfleißes sind besonders Seife, kostbare Brokat- und Seidenstoffe, Gold- und Silberwaren, Silberarbeiten, Färbereiartikel etc. Etwa 34 km nordwestlich von Aleppo sind die Ruinen des im 6. Jahrh. erbauten berühmten Klosters des heil. Simeon, des bekannten Säulenheiligen. - Aleppos Gründung datiert aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. Der älteste Name der Stadt war Chaleb (gräzisiert Chalybon). Aleppo war die Hauptstadt der Landschaft Chalybonitis, welche der Chalos (Kuweik) durchfloß, und erlangte nach Palmyras Sturz als Handelsplatz große Bedeutung.
Seleukos Nikator verschönerte die Stadt und nannte sie Beröa, welcher Name bis zur Eroberung der Araber 636 blieb, dann aber dem alten Haleb (italianisiert Aleppo) wieder weichen mußte. Während der Kreuzzüge gründeten die Seldschukken hier ein Sultanat, das zwar schon 1117 wieder unterging, aber den Grund zu der spätern Größe der Stadt legte. Im J. 1260 wurde sie, damals noch herrlich und groß, eine Beute der Mongolen und 1400 der Horden Timurs. In der Folge kam sie unter die Herrschaft der mameluckischen Sultane von Ägypten [* 79] und 1516 durch Sultan Selim I. in die Gewalt der Türken, von denen sie zur Hauptstadt eines Paschaliks gemacht wurde.
in Syrien, Persien, [* 80] Ägypten, besonders in Aleppo, vorkommende, nicht ansteckende Hautkrankheit, welche bei Eingebornen schon in der frühsten Kindheit, aber auch im reifen Alter, besonders im Gesicht, [* 81] seltener an den Extremitäten, auftritt und in der Bildung von Knoten besteht, die sich langsam zu großen, schmerzhaften Geschwülsten entwickeln. Diese vereitern allmählich, bedecken sich mit einer dicken Kruste und führen zu fürchterlichen Entstellungen des Gesichts. Man zerstört die Anschwellungen durch Ätzungen und durch das Glüheisen. Ähnliche Krankheiten kommen bei den Arabern (Biskorabeule, Saharageschwür), auf Amboina (Amboinapocken), in Sibirien und Ungarn [* 82] (Pokolvar) vor.
Paul, Jesuit und Professor der Theologie, geb. zu St. Veit im Luxemburgischen, lehrte zu Köln [* 83] und Trier, [* 84] war Rektor in Köln, Aachen, [* 85] Münster, [* 86] Trier und Jülich und starb zu Düren. [* 87] Aler ist besonders bekannt durch seinen »Gradus ad Parnassum« (Köln 1702),
zuletzt bearbeitet von Friedemann (4. Aufl., Leipz. 1842, 2 Bde.) und von Koch (8. Aufl., das. 1880).
(franz., v. ital. all' erta, »auf der Hut«), [* 88]
aufgeweckt, munter.
(früher Dnjeprowsk), Kreisstadt im südruss.
Gouvernement Taurien, mit (1881) 8915 Einw. Westlich davon liegt die kleine Festung [* 89] Kinburn, mit drei Forts, die von den Alliierten bombardiert wurde und infolgedessen kapitulierte.
die sehr alte und feste Hauptstadt der Mandubier in Belgica, welche Cäsar nach hartnäckiger Verteidigung durch Vercingetorix eroberte und zerstörte. Danach blühte Alesia zwar wieder auf, ward aber 864 von den Normannen abermals zerstört. Spuren der alten Stadt finden sich noch bei dem Dorf Alise Ste.-Reine, am Fuß des Bergs Auxois, unweit Semur (Côte d'Or). Auf der Spitze des genannten Bergs ließ Napoleon III. 1864 eine Kolossalstatue des Vercingetorix errichten mit der aus den Kommentaren Cäsars entlehnten Inschrift: »La Gaule unie, formant une seule nation, animée d'un même esprit, peut défier l'univers«.
oberital. Provinz, umfaßt den östlichen Teil von Piemont, grenzt im N. an die Provinzen Turin [* 90] und Novara, im O. an Pavia, im S. an Genua, im W. an Cuneo und Turin und hat einen Flächenraum von 5117 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 4937 qkm [89,7 QM.]). Das Land ist im O. eine weite, fruchtbare Ebene, während der mittlere und westliche Teil aus meist herrlichem, teilweise mit Wald bedecktem Hügelland bestehen. Bewässert wird es vom Po, Tanaro, Bormida und Scrivia.
Von der Bormida führt über Alessandria zum Tanaro der Karl Albert-Kanal. Die Bevölkerung betrug 1881: 729,710 Einw., deren Haupterwerbszweige Ackerbau, Weinbau, Produktion von Hanf, Flachs, Obst und Trüffeln, ferner Seidenindustrie, Färberei und Käsebereitung bilden. Das Land wird von einem dichten Straßen- und Eisenbahnnetz durchzogen, das in der Provinzialhauptstadt seinen Knotenpunkt hat und mit den Hauptlinien nach Genua, Turin und Mailand ausläuft. Die Provinz zerfällt in die sechs Kreise [* 91] Alessandria, Acqui, Asti, Casale Monferrato, Novi Ligure und Tortona. - Die gleichnamige Hauptstadt, mit dem Beinamen della Paglia (d. h. von Stroh, wahrscheinlich weil die ersten Häuser in der Eile mit Stroh gedeckt wurden), liegt 91 km südöstlich von Turin in einer südwestlichen Ausbuchtung der großen Poebene in sumpfiger Gegend am Tanaro und an der Bormida und ist stark befestigt.
Unter den sechs Hauptplätzen ist die große, quadratische Piazza Reale in der Mitte der Stadt, unter den Palästen der königliche und das Stadthaus mit großem Theater, unter den 19 Kirchen die neue Kathedrale (1823 erbaut) bemerkenswert. Links vom Tanaro liegt die Citadelle (1728 erbaut), zu welcher eine schöne, gedeckte Brücke [* 92] führt. Die Bevölkerung beträgt (1881) 30,761 Seelen. Alessandria hat ein Lyceum, Gymnasium, eine technische Schule, ein Gewerbeinstitut, Nationalkonvikt, einen großen Campo santo, zahlreiche Wohlthätigkeits anstauen, darunter ein Siechen- und ein Irrenhaus, und Manufakturen in Leinwand, Wachskerzen, Teigwaren, Goldarbeiten etc. Zugleich ist die Stadt reger Handelsplatz, unterhält zwei altberühmte, noch jetzt sehr besuchte Messen und bildet den Knotenpunkt von sechs Eisenbahnen. Sie ist Sitz eines ¶
Bischofs und eines Präfekten. Alessandria wurde 1168 von den gegen Friedrich Barbarossa verbündeten lombardischen Städten als eine Vormauer gegen seine Macht angelegt und ihm zum Hohne nach seinem Gegner, dem Papst Alexander III., benannt. Durch seine Lage inmitten der Ebene und im Knoten der Straßen von der Lombardei nach dem obern Piemont und Genua von großer strategischer Wichtigkeit, war es häufigen Belagerungen ausgesetzt. Im J. 1707 wurde es vom Prinzen Eugen erobert, darauf vom Kaiser Joseph I. erblich an Savoyen überlassen. Dicht bei Alessandria wurde 1800 die Schlacht von Marengo [* 94] (s. d.) geschlagen, und auch in neuester Zeit noch der Hauptwaffenplatz und Schlüssel zu Piemont, mußte es 1849 nach der Schlacht von Novara den Österreichern vorübergehend als Pfand des abzuschließenden Friedens übergeben werden.
Galeazzo, ital. Architekt, geb. 1512 zu Perugia und darum auch Perugino genannt, bildete sich unter Michelangelo. Er gehört der Periode höchster Entfaltung der Renaissance an und baute Kirchen, Villen und Paläste in Genua (Santa Maria di Carignano, Palazzo Sauli, Brignole, Spinola, Durazzo), Assisi und Mailand (Palazzo Mariani).
Er starb in Perugia.
(alban. Lesch oder Ljesch, das antike Lissos), Hafenstadt im türk. Wilajet Skutari, am untern Drin, Sitz eines katholischen Bischofs, der im nahen Kalmeti residiert, mit malerischer Burg, einigem Handel und ca. 2000 (⅓ kath.) Einwohnern;
Begräbnisort des Georg Kastriota, genannt Skanderbeg (gest. 1467).
estofādo (span.), mit den natürlichen Farben bemalt, namentlich von spanischen Holzschnitzwerken.
l'estompe (franz., spr. -stongp'), mit dem Wischer gezeichnet.
s. Elten. ^[= # (Eltfisch, Squalius Bon.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen ...]
(griech.), Wahrheit;
auch Personifikation derselben.
Alethophīl, s. v. w. Philalethes, Wahrheitsfreund.
ein im schweizer. Kanton Wallis [* 95] auf der Südseite der Jungfrau in das Rhônethal herabsteigender Gletscher, der größte Europas (fast 20 km lang). Über seinen Rücken geht der Weg zur Jungfrau, die von hier aus als unbedeutende Schneekuppe erscheint. Durch drei kolossale Firnmulden (Großer Aletschfirn, Jungfraufirn, Ewigschneefirn) genährt, steigt der Eisstrom in majestätischem Bogen [* 96] thalab und heißt im Gegensatz zum Mittlern und Obern Aletschgletscher, die von der rechten Seite in ihn einmünden, der Große Aletschgletscher. Auf dem Ostrand des Gletschers liegt in 2350 m Höhe der Merjelensee, der durch einen Kanal [* 97] nach dem Viescher Gletscher abfließt, während die Wasser des Aletschgletschers durch die reißende Massa dem Rhône zugeführt werden (oberhalb Naters). Das nordwestlich liegende Aletschhorn (4198 m), eine großartige Schneepyramide, ist der zweithöchste Gipfel der Berner Alpen und wurde im Juni 1859 von dem Engländer F. F. Tuckett, vom Äggischhorn aus, zum erstenmal erstiegen (s. Finsteraarhorn). Gegenwärtig erfolgt die Besteigung meist vom Hotel Bellalp, das am Südwestfuß des Aletschgletschers in 2052 m Höhe liegt.
thessal. Herrschergeschlecht, das seinen Ursprung von dem Herakliden Aleuas ableitete.
Sie residierten in Larissa.
Während der Perserkriege schlossen sie sich den Persern, später, durch die Tyrannen von Pherä in ihrer Macht beschränkt, Makedonien an.
L., Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen. [* 98]
Aleurites triloba Forst., [* 99] ein großer Baum auf den Molukken, auf Ceylon, [* 100] den Sandwichinseln, Tahiti, [* 101] Neukaledonien [* 102] und den Fidschiinseln, [* 103] auch auf den Antillen und Réunion kultiviert, wird 9-12 m hoch, hat große, wechselständige, gestielte, ganze oder drei- bis fünflappige, weißlich behaarte Blätter, kleine, weiße Blüten gehäuft an der Spitze der Zweige und fleischige, rundliche, olivengrüne Früchte, deren zwei Samen [* 104] kleinen Walnüssen gleichen. Diese werden von den Polynesien ganz allgemein als Leuchtmaterial benutzt.
Sie enthalten 22,6 Proz. stickstoffhaltige, 6,8 Proz. stickstofffreie Substanz und 62 Proz. fettes Öl, welches ausgepreßt als Bankulöl (Kekuneöl, Kukuiöl, Landwalnußöl) in den Handel kommt. Es wirkt nicht, wie oft angegeben, drastisch, ist vielmehr genießbar, trocknet an der Luft und dient auch in der Malerei. Die Preßkuchen benutzt man als Viehfutter und Dünger. Aleurites cordata Müll. (Dryandra cordata Thunb. Tungbaum), ein Baum in China [* 105] und Japan, liefert ebenfalls fettes Öl, welches als chinesisches Holzöl im Handel ist und in China in sehr großer Menge zum Anstreichen von Holzwerk, als Firnis, auch in der Medizin benutzt wird.
(griech.), von Boland angegebener Apparat zur Prüfung des Weizenmehls, besteht aus einem Cylinder, in welchem sich ein Kolben leicht verschieben läßt.
Man entfernt aus dem zu prüfenden Mehl [* 106] das Stärkemehl durch Auswaschen, bringt den feuchten Kleber in den Apparat und erhitzt diesen auf 150°. Hierbei dehnt sich der Kleber um so mehr aus, je zäher er ist, und den Betrag der Ausdehnung [* 107] kann man an einer Skala ablesen.
Dieser Apparat ist von Sellnick verbessert worden.
(Klebermehl), ein in den Zellen der Pflanzensamen in organisierter Form vorkommender Eiweißstoff. Das Aleuron bildet farblose oder rot, blau, gelb etc. gefärbte, rundliche, eiförmige, auch polygonale Körner von 0,001-0,05 mm Durchmesser, die Aleuron- oder Proteinkörner. Besonders reichlich sind sie in ölreichen Samen, wie von Rizinus (Figur) und den Umbelliferen, [* 108] enthalten; doch fehlen sie wohl keinem Samen. Sie enthalten bisweilen eigentümliche Einschlüsse.
Letztere bestehen in Globoiden, d. h. rundlichen Gebilden [* 93] (Fig. 1-3), welche ein in Wasser unlösliches Magnesia- und Kalksalz in Verbindung mit Phosphorsäure und einem organischen Radikal enthalten, und in Kristalloiden, d. h. in Proteinsubstanz von kristallähnlicher Form [* 93] (Fig. 2 und 3). Um letztere sichtbar zu machen, bringt man die Körner in sublimathaltigen Alkohol. Meist kommen Globoide und Kristalloide zusammen in demselben Proteinkorn vor. Auch Kristalle [* 109] von oxalsaurem Kalk kommen bisweilen als Einschluß vor. Die einschlußfreien Proteinkörner reagieren wie Protoplasma, enthalten kein Fett und lösen sich stets in kalihaltigem Wasser unter Hinterlassung eines dünnen Häutchens, das
[* 93] ^[Abb.: Fig. 1 bis 4. Zellen mit Aleuronkörnern (aus dem Endosperm von Rizinus).
Fig. 1. Frisch in dickem Glycerin.
Fig. 2. In verdünntem Glycerin.
Fig. 3. In Glycerin erwärmt.
Fig. 4. Nach Behandlung mit Jodalkohol u. Schwefelsäure.] [* 110] ¶