vulkanisches Ringgebirge von 60 km
Umfang. Der
Ring ist aber
an dreiStellen durchbrochen, im O. wie im
NW. durch die
Meteorwasser,
welche sich hier
Ausgänge schufen, im
SW. dadurch, daß sich hier zwei jüngere
Krater
[* 2] bildeten, welche jetzt mit den herrlichen
Seen von
Albano und
Nemi gefüllt sind. In der Mitte des alten
Ringes hat sich ebenfalls ein jüngerer Eruptionskegel
gebildet, der
Monte Cavo
(Mons
[* 3] albanus im
Altertum), 955 m hoch, dessen
Krater im Volksmund
HannibalsLager
[* 4] genannt wird.
Hier stand der
Tempel
[* 5] des
Jupiter latialis, das Bundesheiligtum der
Latiner. Das Albanergebirge, zum größten Teil mit herrlicher
Vegetation und schattigen Wäldern bedeckt, bildet eine beliebte
Sommerfrische der
Römer
[* 6] und der in
Rom
[* 7] weilenden
Fremden und ist wegen seiner landschaftlich reizenden
Partien das
Entzücken der
Maler. Zahlreiche kleine
Städte,
Ariccia,
Albano,
Castel Gandolfo,
Frascati u. a., sind um dasselbe gelagert. Südlich davon erhebt sich, durch eine Senke
geschieden, das Volskergebirge.
die Bewohner
Albaniens und von
Epirus, ein
Volk von isolierter
Stellung unter den Indoeuropäern, das als Nachkommen
der alten Illyrier angesehen wird. Der einheimische
Name der Albanesen ist Schkipetaren (Felsbewohner); von den
Türken, ihren Beherrschern,
werden sie
Arnauten genannt. Ihr Hauptgebiet umfaßt das heutige
Albanien (das alte Illyricum und
Epirus),
jenen Landstrich am Adriatischen
Meer, der östlich vom Pindus begrenzt wird und von
Skutari bis zum
Meerbusen von
Korinth
[* 8] reicht.
Im N. werden sie von den
Serben begrenzt, im S. von Griechen, während sie im O. sich mit
Bulgaren und
Zinzaren berühren.
Die Verwüstungen in
Epirus durch den
Römer Paullus
Ämilius, die germanischen, serbischen und bulgarischen
Einfälle in
Albanien wirkten ohne
Zweifel auf die ethnischen Verhältnisse des
Landes stark ein. Als Arbanitai treten die Albanesen zum
erstenmal im 11. Jahrh. auf; im
Peloponnes werden sie 1349 erwähnt. Im 14. Jahrh. wandern sie nachBöotien,
Attika,
Euböa, dem Archipel, und heute finden wir sie außer ihrem Stammland noch in
Makedonien im
Bezirk Kolonja, in
Attika
und
Megara auf dem Land sowie in
Böotien und
Lokris.
Auf den
Inseln kommen sie im südlichen
Euböa vor und bewohnen etwa ein Drittel von
Andros. Vorherrschend sind sie auf
Salamis,
Poros,
Hydra und
Spezzia. Im
Peloponnes bilden sie die Hauptmasse der
Bevölkerung
[* 9] von
Argolis, Corinthia und Sicyonia,
ebenso nehmen sie bedeutende Teile von
Arkadien,
Lakonien,
Messenien und
Elis ein.
Wohl ein Fünftel der Bewohner
Griechenlands
gehört den Albanesen an, und dieses
Verhältnis ist durch die neuen Erwerbungen inEpirus noch verstärkt worden.
Doch sind diese griechischen Albanesen mehr oder minder in der Hellenisierung begriffen. Durch
Kolonien, welche gegen Ende des 15. Jahrh.
nach dem
Fall des einheimischen Fürstengeschlechts auszogen, wurden die Albanesen auch nach
Italien,
[* 10] namentlich
Kalabrien und
Sizilien,
[* 11] versetzt, wo sie bis heute sich erhalten haben.
In Bezug auf die Körperbeschaffenheit lassen sich keine einheitlichen Merkmale für die Albanesen aufstellen.
Sie zerfallen in einen nördlichen
Stamm, die Gegen, und einen südlichen, die
Tosken, zwischen denen der
Fluß Schkumb die
Grenze bildet; diese beiden
Stämme stehen sich ferner, als man gewöhnlich annimmt, können sich untereinander nur schwer
verständigen und hassen einander. Es ist auffallend, daß blonde
Haare
[* 12] und graue
Augen besonders bei den
südlichen
Tosken vorkommen, im
N. aber die dunkle Gesichtsfarbe herrscht.
Nach den wenigen bekannten Schädelmessungen sind die nördlichen Albanesen brachykephal, während die südlichen
dolichokephal sein sollen. Eingehende anthropologische Untersuchungen fehlen noch. Die Zahl sämtlicher im türkischen
Reich lebender Albanesen gibt
Gopčević auf 1,400,000 an. Dazu kommen 250,000 in
Griechenland,
[* 13] von denen 38,000 bloß albanesisch
sprechen, und 100,000 in
Italien (meist in
Sizilien), so daß die Gesamtzahl des
Volks sich auf 1,750,000
Seelen beläuft. Der
Religion nach zerfallen die in Mohammedaner, Griechen und Katholiken. Die Zahl der erstern dürfte
sich auf 1 Mill. belaufen; dem griechisch-orthodoxen
Glaubensbekenntnis huldigen im osmanischen
Reich etwa 280,000, in
Griechenland
sämtliche Albanesen.
Katholisch sind in
Albanien 120,000, in
Italien sämtliche Albanesen.
Kultur. Die Albanesen wurden bisher zu den nur halb zivilisierten Völkern
Europas gerechnet. Während
Serben, Griechen,
Rumänen, Montenegriner
undBulgaren nach und nach das Türkenjoch abwarfen, waren die Albanesen wie vergessen und lieferten erst in der
letzten Zeit
Beweise, daß sie aus einem 400jährigen Schlummer zu politischem
Leben erwachen.
NochFallmerayer schreibt ihnen
das negative starre
Prinzip des Stillstands zu, der alle
Bildung abweist. Sie seien überall selbstsüchtig, meuterisch, unzuverlässig,
grausam, dabei aber rührige, unerschrockene, sparsame und hartknochige
Handarbeiter,
Schiffer,
Bauern und
Soldaten.
Wohl aber ist ein engeres Heimatsgefühl bei den Albanesen vorhanden, das sich in warmen
Zügen offenbart. Die türkische
Regierung
benutzte die wohlbekannte Kriegstüchtigkeit des
Volks als ein geeignetes
Mittel, um in allen
Provinzen des weiten
Reichs nicht
sowohl die
Ordnung als den
Despotismus zu stützen. Damit entzog sie zugleich dem
Lande die beste Widerstandskraft.
Leider waren aber die Albanesen dort, wie in der
Fremde, gesetzlose
Räuber. G. v.
Hahn
[* 14] zeichnet in kräftigen
Strichen den Zustand
des
Landes:
Faustrecht,
Fehde,
Blutrache, besonders bis zum Beginn des 19. Jahrh. Der
Adel nährte sich von
Erpressungen, das verarmte
Volk vonStraßenraub und Viehdiebstahl, während der
Ackerbauer in unaussprechlichem
Elend lebte.
Den
Despotismus der mohammedanischen Raubstände, des
Adels und der
Krieger, brach zuerst der bekannte
AliPascha von
Janina; danach
versuchten im bessern
Sinn die türkischen Reformgesetze aus dem
Chaos einen
Mechanismus herzustellen, der aber ebensowenig
zum
Organismus werden konnte wie anderwärts im türkischen
Reich.
Selbstsucht,
Not und eine Art patriotischer
Anhänglichkeit an alte
Sitten und Unsitten erzeugten fortwährende Aufregung gegen die türkische
Regierung, kehrten sich
aber auch feindlich gegen andre
Völker, wie Montenegriner und Griechen, was sich 1878 in der
Bildung der albanesischen
Liga
äußerte.
¶
Letztere werden bei den meisten Stämmen durch die Gjobars ersetzt, welche das Strafgeld (Gjobe, in Vieh entrichtet) bei Verurteilungen
einzuziehen haben; sie werden aus den tapfersten und kühnsten Leuten erwählt. Nach ihnen folgen die
Dovrans oder Bürgen, die dem Wali für das gute Verhalten des Stammes haften müssen. Alle diese Würdenträger gehören zu
den Plektje, Ältesten, welche den Rat (Pletschenia) bilden und über alle Dinge von nicht allgemeiner Wichtigkeit entscheiden.
Übrigens liegen die »Ältesten«, weil deren Würde erblich, oft noch in den Windeln. Barjaktars und Woiwoden
sind im allgemeinen mit der Regierung betraut, doch dürfen sie keine Neuerungen einführen und müssen sich nach dem alten
Herkommen (Adet) richten. Angelegenheiten, die das Wohl des ganzen Stammes betreffen: Entscheidung über Krieg und Frieden, Erlaß
oder Aufhebung eines Gesetzes, Änderung alter Gebräuche, können nur von der Volksversammlung (Kuvent)
entschieden werden, zu der jedes Haus einen Vertreter sendet.
Zwei solcher Versammlungen finden jährlich, im Frühling und im Herbste, statt, um über die Zeit zu entscheiden, wenn die
Herden ausgetrieben und wieder heimgeführt werden sollen. Verletzungen des Herkommens werden mit Geldstrafen
oder Viehkonfiskation gestraft. Von dem Erträgnis der Strafen werden Feste abgehalten. Privatstreitigkeiten schlichten gewählte
Schiedsrichter. Diebstahl kommt nur zur Bestrafung, wenn er im Inland verübt wird; jener im Ausland wird gebilligt, da er den
Nationalwohlstand bereichert.
Während des Blutrachekriegs haben die feindlichen Stämme jederzeit plötzliche Angriffe zu befürchten. Sieg und Ruhm hängen
von der Zahl der Erschlagenen ab. Ist genug des Bluts geflossen, und tritt Abspannung ein, so vermittelt
der türkische Gouverneur den Frieden. In Mittelalbanien kam nach Gopčević in den 50er Jahren, wo die Blutrache besonders stark
wütete, auf je zehn Häuser ein Erschlagener, und in Skutari allein lebten 500 vor derBlutrache dorthin
geflüchtete Albanesen.
In der Familie ist der Mann der Herr, dem alle Familienglieder unterthan sind. Das Weib teilt oft in verwilderter Weise die männliche
Thätigkeit, indem es mit in den Fehdekampf zieht und den Gefallenen die Köpfe abschneidet. Verlobung, Hochzeit, Ehe zeigen
noch viele Spuren altbarbarischer Gebräuche,
wie Brautkauf und Brautraub. In den religiösen Anschauungen
aller Stämme, gleichviel welchem Glauben sie huldigen, hat sich noch sehr viel Heidnisches erhalten.
Das geräumige Gehöft ist mit Schilfrohr umhegt und umfaßt Wohnhaus
[* 17] und die Gebäude für Vieh und Landwirtschaft.
Holz
[* 18] und Lehm bilden das Baumaterial; der Herd liegt auf dem Lehmboden; Kamin und beweglicher Zimmerhausrat fehlen. Decken dienen
statt der Betten. Die Dörfer sind klein und liegen zerstreut im Gebirge. Bei aller Roheit ist ein naturwüchsiger alteinheimischer
Kunstsinn den Albanesen eigen. Sie singen (besonders in Dardanien) viel und gut; es gibt unter
ihnen Erzähler, Sänger, Spieler auf der Mandoline; das Volkslied ist in der Regel elegisch.
Der Tanz ist die Albanitika, verwandt der griechischen Rhomaika.
Sprache
[* 21] und Litteratur. Die albanesische Sprache wird in einer großen Anzahl von
Mundarten gesprochen, welche sich am passendsten in die gegischen und die toskischen einteilen lassen. Im eigentlichen
Albanien bildet der Fluß Schkumb die Grenze zwischen beiden; die Dialekte der im KönigreichGriechenland und in Italien lebenden
Albanesen tragen den toskischen Charakter. Im allgemeinen sind die gegischen Mundarten die altertümlichern,
wenn sie auch von türkischen Lehnwörtern wimmeln; so haben sie z. B. das ältere n da bewahrt, wo die toskischen
es haben in r übergehen lassen.
Indessen auch die toskischen haben hier und da größere Altertümlichkeiten. Die albanesische Sprache hat 7 Vokale (a, e,
o, i, u, ü und den unbestimmten Vokal e), die alle auch lang und (besonders im Gegischen) nasaliert vorkommen, 4 Liquidä
(ein einfaches und ein stark gerolltes r, mouilliertes l und einen dem polnischen l ähnlichen Laut), 4 Nasale (gutturales n,
mouilliertes n, n und m), 8 Explosivlaute (k g, kj gj, t d, p b) und 12 Spiranten (h, χ γ, j, š ž, s
z, θ δ, f v). Die Schreibung derselben ist bei dem Mangel einer Schriftsprache eine sehr schwankende; die Tosken wenden
meist griechische, die Gegen lateinische Buchstaben an; in der Druckerei der Propaganda werden überdies einige besonders erfundene
Zeichen verwendet. Die albanesische Sprache ist zweifellos eine indogermanische. Verfehlt war der Versuch von FranzBopp (Ȇber
das Albanesische«, Berl. 1855),
es am nächsten an das Sanskrit anzuschließen, ebenso der von Camarda (»Saggio di grammatologia
comparata sulla lingua albanese«, Livorno
[* 22] 1864), es als eine Art urgriechischen Dialekts zu erweisen. Es
scheint, daß das Lettoslawische den meisten Anspruch auf nähere Verwandtschaft hat (vgl.
¶
mehr
G. Meyer, Die Stellung des Albanesischen im Kreis
[* 24] der indogermanischen Sprachen, in Bezzenbergers »Beiträgen zur Kunde der indogermanischen
Sprachen«, Bd. 8, S. 185 ff.).
Die Untersuchung des Albanesischen wird wesentlich erschwert durch die zahlreichen Lehnwörter, welche aus dem Latein, den
romanischen und slawischen Sprachen (die türkischen sind leicht erkennbar) eingedrungen sind; um ihre
Ausscheidung hat sich besonders Miklosich (»Albanische Forschungen«, Wien 1870-71, 3 Hefte) verdient gemacht.
Auch das Neugriechische hat beigesteuert, besonders in den toskischen Dialekten. Die Flexion ist stark degeneriert, doch ist
der arische Typus unverkennbar. Das Nomen kann einen nachgestellten Artikel annehmen, wie im Rumänischen und Bulgarischen, in
welche Sprachen diese Eigentümlichkeit vielleicht von dem Albanesischen eingedrungen ist. Das Verbum hat von einfachen Zeiten
ein PräsensIndikativ, Imperfekt, Perfekt (mit Aoristbedeutung), Optativ und Formen des Imperativs und Konjunktivs; das Futur wird
durch Umschreibung gebildet. Eine eigne Passivbildung existiert ebenfalls. Die Zahlwörter für 100 und 1000 sind lateinische
Lehnwörter, auch von den Einern ist vielleicht einer oder der andre entlehnt; alle sind aber sicher indogermanisch,
wenn auch stark entstellt.
Von Litteratur kann höchstens bei den AlbanesenItaliens
[* 25] die Rede sein, die, von italienischer Kultur angeregt, mehrfach versucht
haben, die Muttersprache dichterischer Produktion dienstbar zu machen. Berühmt, aber fast verschollen
ist das »Leben der JungfrauMaria« von Varibobba (Rom 1762); aus dem 19. Jahrh. ist vor allem zu nennen Gerolamo de Rada, der
als Dichter (»Poesie albanesi«, Corigliano-Calabro 1872-84) und als Sammler von Volksliedern (»Rapsodie di
un poema albanese«, Flor. 1866) der ruhmvollen Vergangenheit seines Volks sein Leben geweiht hat und seit
kurzem eine albanesische Zeitschrift: »Fiamuri Arberit« (»Die FahneAlbaniens«),
und G. Stier, Die Albanesen in Italien und ihre Litteratur (in der »Allgemeinen
Monatsschrift« 1853, S. 864 ff.).
Die römische Propaganda hat eine Anzahl Erbauungsschriften in den Skutariner Dialekt übersetzen lassen,
so schon 1664 Bellarmins »Dottrina cristiana« und zuletzt (1881)
die »Nachfolge Christi«. Aus dem eigentlichen Albanien, wo einige turkisierende Poeten, wie Nezim Bei, gewirkt haben, sind Volkslieder
und Märchen gesammelt worden in den Werken von Hahn, Dozon (der auch eine Übersetzung veröffentlicht hat: »Contes albanais«,
Par. 1881) und in der »Ἀλβανικὴ
μέλισσα« von Mitkos (Alex. 1878),
2) Francesco, Maler der bolognesischen Schule, geb. 1578 zu Bologna, hatte zu Lehrmeistern den Niederländer
Calvaert, dann LodovicoCarracci und zum Jugendfreund und Mitschüler Guido Reni, der ihm aber dann als Rival entgegentrat. Er
starb 1660 in Bologna. Albani lieferte gegen 45 Altarbilder, die, im Geiste der Schule der Carracci gehalten,
von trefflicher Ausführung sind. Am liebsten malte er jedoch idyllische Gegenstände der antiken Mythe oder Darstellungen,
wie sie ihm die gleichzeitige Schäferpoesie, namentlich Tassos und Guarinis, an die Hand
[* 35] gab. Er soll von seiner zweiten, sehr
schönen Gattin zwölf Kinder von solcher Schönheit gehabt haben, daß ihm dieselben als die geeignetsten
Modelle für seine Venus-, Galatea-, Amorinen- und Engelsgestalten dienen konnten. Voll sonniger Heiterkeit und Anmut sind auch
die Landschaften, die oft einen wesentlichen Teil seiner Bilder ausmachen. Doch schätzten schon Albanis Zeitgenossen dieses
Einerlei gegen Ende seines Lebens nicht mehr so sehr wie früher.
ein mehr ethnographischer als geographischer Begriff, welcher das ganz oder hauptsächlich von Albanesen (s. d.)
bewohnte Land, d. h. die türkischen WilajetsSkutari, Janina und Teile von Kossowo und Saloniki,
[* 37] bezeichnet. Albanesen aber
wohnen nördlich bis an die GrenzeMontenegros, bis Novibazar und an Nisch heran, südwärts bis etwa zum 40. Breitengrad (mit
Griechen gemischt längs der Küste bis 39° 12') und von der Küste des Adriatischen Meers östlich bis Bitolia, Üskub und
Leskowatz. Außerdem hat man sich gewöhnt, in Albanien auch den griechischen Süden und Osten von Epirus einzurechnen.
Über die physikalische Geographie des türkischen Albanien vgl. Türkisches Reich, mit Karte.
Geschichte. Im Altertum hieß Albanien Illyrien, und seine Bewohner, welche Indogermanen waren und Illyrier hießen, während der
NameAlbanesen (Albani) auf einen kleinen Gau beschränkt blieb, waren als wild und kriegerisch gefürchtet.
Von der Küste her drang griechische Kultur ein, wie noch zahlreiche Trümmer bezeugen. Unter König Pyrrhos spielte das Land
kurze Zeit in der Geschichte eine Rolle, dann ward es, in viele kleinere Gemeinwesen zersplittert, von Makedonien abhängig.
Um 200 v. Chr. begann die Unterwerfung des Landes durch die Römer.
Zahlreiche Pflanzstädte erhoben sich an den Küsten; Apollonia (jetzt Polina) ward der Sitz der Wissenschaften,
Dyrrhachium durch Handel groß und reich. In denGebirgen aber erhielten sich die alte Sprache und das alte Volk. In der Völkerwanderung
verschwand auch in Albanien die römische Herrschaft. Völlige Barbarei führten die im 7., 8. und 9. Jahrh.
eindringenden slawischen Völkerscharen zurück, unter deren Herrschaft ein großer Teil der Bevölkerung namentlich im Norden
[* 38] slawisiert wurde. Um 870 ward Ochrida (das alte Lychnidos) die Residenz eines Bulgarenfürsten.
Erst nach dem Sturz der Slawenherrschaft (1018) nahmen die Reste der alten Bevölkerung wieder Besitz vom Land. Mit dem
byzantinischen Reich lag das unruhige und räuberische Volk fast fortwährend in Krieg. Dann folgten langwierige Kämpfe mit
den Türken. Schon um 1380 stritten die Albanesen mit den Slawen und Ungarn
[* 39] vereinigt für das Evangelium gegen den Islam; in der
furchtbaren Schlacht bei Kossova (1389) verblutete der Kern des albanesischen Heers. Viele albanesische
Stämme wanderten in die verheerten, menschenleeren Gegenden Attikas, Thessaliens und des Peloponnes aus und gründeten zahlreiche
albanesische Pflanzstädte, die später den Türken unter Bajesid und Murad tapfern Widerstand leisteten.
Die Glanzzeit der albanesischen Geschichte damaliger Zeiten knüpft sich an den NamenSkanderbegs, welcher kühne Fürst 25 Jahre
lang (von 1443 bis 1467) mit ebensoviel Heldenmut wie Glück gegen die ganze Macht der Türken kämpfte,
während sein Schwiegervater Acatina Topia den Süden Albaniens schirmte. Selbst nach SkanderbegsTod wehrten sich die Albanesen
noch geraume Zeit gegen die Türken; ihre Verteidigung von Skutari ist berühmt und ihre letzte, größte Waffenthat
jener Periode.
Durch den 1478 zwischen den Türken und Venezianern geschlossenen Frieden ward Albanien türkische Provinz, doch konnte das Land nie
völlig beruhigt werden. Seit der Mitte des 17. Jahrh. griff der Islam in dem bisher christlichen Albanien mehr und mehr um sich.
Auch drängten sich die Albanesen bald zum türkischen Kriegsdienst und bildeten, zumal nachdem die Janitscharen
zu Haustruppen herabgesunken waren, den Kern der türkischen Armee. Die tapfersten türkischen Heerführer waren meist Albanesen.
Auch zu den höhern Zivilstellen des Reichs gelangten Albanesen immer häufiger. Als 1770 die Russen den Aufstand der Griechen
gegen die Türken anfachten, sandten die letztern gegen das unglückliche Nachbarvolk die Albanesen, welche
ihrem uralten Haß gegen die Griechen und ihrer Mordlust vollen Lauf ließen. Ali, der Fürst von Tepelen, begann um diese Zeit
seine merkwürdige Laufbahn. Nach und nach brachte er ganz Albanien unter seine Herrschaft. Als er sich aber, um als vollkommener
Despot herrschen zu können, durch Mord und Verrat seiner albanesischen Freunde zu entledigen trachtete,
traten diese auf die Seite der Türken, und so ward seine Macht (1822) schnell wieder gebrochen.
Alis 40jähriger, fast ununterbrochener Kampf zur Befestigung seiner Herrschaft hatte das ohnehin so kriegerische Volk indes
so sehr an das wilde Kriegsleben gewöhnt, daß, als nach des DespotenSturz die griechische Revolution
ausbrach, es die neue Gelegenheit zu Raub und Plünderung mit Eifer ergriff. Die mohammedanischen Albanesen traten auf die Seite
der Türken, die christlichen, besonders die in den südlichen Gebirgen wohnenden Armatolen und Klephthen (namentlich die Sulioten),
auf die der Griechen. In diesem langen Kampf mit ihren mohammedanischen Brüdern gingen die christlichen
Albanesen größtenteils zu Grunde.
Ein abermaliger Aufstand der mohammedanischen Bevölkerung wütete seit 1843 in Albanien infolge der angeordneten Truppenaushebung.
Derselbe breitete sich rasch über die Gebirgsgegenden von Rumelien bis nach der Bulgarei aus. Omer Pascha aber schlug die
Albanesen zunächst bei Kaplanly und unterwarf durch das Treffen von Kalkandelen und die Eroberung von Prischtina
die ganze Provinz. Ein neuer Aufstand im Sommer 1847 wurde bald unterdrückt. Im J. 1879 widersetzten sich die nördlichen Stämme
der Albanesen den durch den Berliner
[* 42] Frieden festgesetzten Abtretungen von Teilen Albaniens an Serbien
[* 43] und Montenegro
[* 44] und empörten
sich, um sie zu hindern, sogar gegen die türkische Regierung, wurden aber 1880 und 1881 von Derwisch Pascha
zur Unterwerfung gezwungen.
(Albano Laziale), Stadt in der ital. ProvinzRom, südöstlich von Rom, in herrlicher Gegend am Albanersee und
an der EisenbahnRom-Neapel, ein verarmter Ort, aber gut gebaut, hat eine prächtige Kathedrale und (1881) 6560 Einw., die sich
¶
mehr
vorzugsweise von Weinbau nähren. Von den unzähligen Bautrümmern des klassischen Altertums, welche das Städtchen umgeben,
sind die Überreste der Villen des Pompejus und Domitian, eines Amphitheaters (Rotonda) und des sogen. Grabmals der Horatier
(im etruskischen Stil, s. Tafel »Baukunst
[* 46] V«,
[* 47] Fig. 9) am bemerkenswertesten. Albano ist Sitz eines Kardinalbischofs.
Es ist von prächtigen Villen und Parkanlagen umgeben, unter denen besonders die Villen der Barberini und
Corsini wegen ihrer Kunstschätze berühmt sind. 2 km südlich von Albano liegt Ariccia (s. d.), wohin ein 312 m langer Viadukt
führt. Unfern im N. auf einer Höhe prangt Castel Gandolfo (s. d.), und 5 km von Albano stand
im frühen AltertumAlbalonga, die Mutterstadt Roms. - Der Albanersee (Albanus lacus, Lago di Albano oder di Castello), ein vulkanisches
Maar, südwestlich am Fuß des Albanergebirges höchst malerisch gelegen, bildet ein elliptisches Becken (3,7 km lang, 2 km breit)
voll kristallhellen Wassers und ist der schönste aller vulkanischen SeenItaliens. Er liegt 293 m ü. M.,
hat eine Tiefe bis 170 m und ist sehr fischreich.
Herrlicher Kastanienwald und Weinpflanzungen bedecken seine hohen und schroffen Ufer. Der Spiegel
[* 48] des Sees wird reguliert durch
einen uralten, jenseit des Bergs sich entlastenden Abzugskanal oder Emissar, den der römische FeldherrCamillus während der
Belagerung von Veji 396 v. Chr. durch den Felsen hauen ließ, und der noch heute wohlerhalten seinen Zweck erfüllt. Derselbe
ist über 1 m breit, 2-3 m hoch und hat eine Länge von 1200 m. Bei Albano bricht der berühmte Albanerstein (Peperin), eine Art
vulkanischen Tuffs von grünlichgrauer Farbe, der in den ältern ZeitenRoms vielfach zum Bauen verwendet
wurde.
(spr. áhlbeni), 1) Küstendistrikt im östlichen Teil der Kapkolonie, östlich bis an den GroßenFischfluß
reichend, umfaßt 4747 qkm (85 QM.) mit (1875) 16,499 Einw.
(8143 Weiße, 1490 Hottentotten und 6866 andre Farbige), einer der wichtigsten Bezirke des Kaplands durch
seine aufblühende Bodenkultur, die hier in mehr europäischer Weise betrieben wird, und seine ausgezeichnete Schafzucht,
welche Albany zum besten Schafland der Kolonie macht. Hauptort ist Grahamstown. - 2) Fluß in Britisch-Nordamerika, der von W. her
in den Jamesgolf der Hudsonsbai mündet. Als sein Oberlauf kann der dem CatLake (Katzensee) entfließende
CatLakeRiver gelten.
(spr. áhlbeni), 1) Hauptstadt des nordamerikan.
StaatsNew York, am Hudson (den eine 309 m lange Brücke
[* 49] überspannt), 230 km oberhalb New York gelegen, ist eine der schönsten
Städte der Union, deren Lage, an dem Punkt, wo Eriekanal und Champlainkanal in den schiffbaren Hudson eintreten,
einen blühenden Verkehr ins Leben gerufen hat. Die ältern Stadtteile haben teilweise enge, winkelige Gassen, dagegen ist die
Neustadt
[* 50] von breiten, stattlichen Straßen durchzogen.
Unter ihnen ist StateStreet die schönste, Broadway aber die geschäftigste. Erstere steigt vom Fluß aus sanft an bis zu dem
großen Platz, dessen Hauptzierde das seit 1871 erbaute neue Kapitol ist. Es ist dies ein Granitbau im
Renaissancestil, mit 96 m hohem Turm,
[* 51] den Sitzungssälen der Staatsvertreter und verschiedenen Büreaus. Unter den andern öffentlichen
Gebäuden zeichnen sich aus die marmorne State-Hall, mit Regierungsbüreaus, die City-Hall (Rathaus), mit vergoldeter Kuppel,
die City-Buildings, der Sitz der städtischen Behörden, und die Börse.
Die Bevölkerung ist 1870-80 von 69,422 auf 90,756 Einw. gestiegen. Unter
den Industrien sind namentlich die großen Eisenbahnwerkstätten
und Brauereien zu nennen. Getreide,
[* 52] Vieh und Holz bilden Hauptausfuhrartikel. Von wissenschaftlichen Instituten befinden sich
in Albany die 1852 inkorporierte Albany University, mit Rechts- und Medizinalschule, die nach ihrem Gründer
benannte Sternwarte
[* 53] (Dudley observatory), eine Staatsbibliothek von 90,000 Bänden, ein Lehrerseminar und ein Museum.
Ferner sind das 1791 gegründete Albany Institute (ein wissenschaftlicher Klub), der Jünglings- und der Lehrlingsverein im Besitz
von bedeutenden Bibliotheken. Das Zuchthaus (1845 gebaut) ist eine Musteranstalt und wird einzig durch die Arbeit
der Gefangenen unterhalten. Unter den über 60 Kirchen zeichnet sich die katholische Kathedrale durch ihre Größe aus. Albany verdankt
seine Gründung den Holländern, welche hier 1623 FortOrange bauten; eine Niederlassung bei diesem hieß ursprünglich Beverwyk,
dann Willemsstad. Durch die Engländer (1664) erhielt es seinen jetzigen Namen zu Ehren des Herzogs von York
und Albany, nachherigen KönigsJakob II. Seit 1798 ist Albany Hauptstadt des StaatsNew York. - 2) Stadt im nordamerikan. StaatOregon,
GrafschaftLinn, am obern Willamette und der Oregon- und Californiabahn, hat eine Leinenfabrik, eine Flachsmühle, Fabrikation
von Obstpräserven und 4000 Einw. -
kleines russ. Dorf am linken Ufer des Amur in Ostasien, mit (1881) 639 Einw. und reichen
Goldwäschereien in der Umgebung, die 4000 freie Arbeiter beschäftigen. Im 17. Jahrh. befestigte Stadt und Mittelpunkt der
russischen Macht im Amurland, 1685 von einer bedeutenden chinesischen Streitmacht zerstört. Im August 1689 durch den Friedensvertrag
von Nertschinsk mit dem Amurland an die Chinesen abgetreten, kam Albasin 1858 durch den Frieden von Aigun wieder
in den Besitz der Russen.
¶
(Diomedea L.), Vogelgattung aus der Ordnung der Schwimmvögel
[* 63] und der Familie der Sturmvögel (Procellariidae),
große, kräftige Vögel
[* 64] mit kurzem Hals, großem Kopf, langem, starkem, seitlich zusammengedrücktem, auf der Firste etwas eingebogenem,
scharfschneidigem, vorn gekrümmtem Schnabel mit in kurzen, seitlich liegenden Röhren
[* 65] endigenden Nasenlöchern, von denen
aus ziemlich tiefe Furchen nach der Spitze zu verlaufen, außerordentlich langen, aber schmalen Flügeln,
starken, kurzen, dreizehigen Schwimmfüßen und kurzem Schwanz.
1,1 m lang und 3-4,25 m breit, ist,
mit Ausnahme der schwarzen Schwingen, ganz weiß, in der Jugend dunkelbraun gesprenkelt und bogig gebändert;
das Auge
[* 66] ist dunkelbraun, der Schnabel rotweiß, an der Spitze gelb, der Fuß rötlich gelbweiß. Er bewohnt die Weltmeere der
südlichen Halbkugel, ist am häufigsten zwischen dem 30. und 40.° südl. Br., streift aber von dort bis zum Beringsmeer. Er
wird an Ausdauer im Flug von keinem Vogel übertroffen, umkreist mit kaum bemerkbarem Flügelschlag, aber
in reißender Schnelligkeit die Schiffe
[* 67] und folgt ihnen Hunderte von Meilen weit.
Unfähig, lebende Fische
[* 68] zu fangen, frißt er alles, was auf den Wellen
[* 69] ruhig dahintreibt, Kopffüßler und Weichtiere und namentlich
auch Aas. Bis jetzt bekannte Brutplätze des Albatros sind die einsamsten Inseln des Großen und Atlantischen
Ozeans, Tristan d'Acunha, Auckland,
[* 70] Campbell u. a. Das Nest enthält gewöhnlich nur ein einziges weißes, 12 cm langes Ei,
[* 71] von
welchem sich der brütende Vogel nicht leicht verscheuchen läßt. Man fängt den Albatros sehr leicht mit einer geköderten Angel.
Er ist auf dem Schiffe vollkommen wehrlos. SeinFleisch ist kaum genießbar.
(spr. älbimarl), engl. Grafentitel, zuerst verliehen
von Wilhelm III. 1696 an Arnold Joost van Keppel aus Geldern. Dieser trat später in holländische Dienste,
[* 76] führte das niederländische
Heer im spanischen Erbfolgekrieg und starb 1718. - Sein Sohn WilliamAnneKeppel, zweiter Graf von Albemarle, geb. war englischer
General und Diplomat und starb - Der sechste Graf von Albemarle, GeorgeThomasKeppel, geb.
unternahm, zum Teil im Interesse der Regierung, größere Reisen, die er in »A journey across the Balkan« (Lond. 1830) und »Narrative
of a journey from India to England« (das. 1834, 2 Bde.)
beschrieb. Auch gab er die für die englische Geschichte des 18. Jahrh. wichtigen »Memoirs
of the marquis of Rockingham and his contemporaries« (Lond. 1852, 2 Bde.)
heraus und veröffentlichte seine für die neueste englische Geschichte sehr interessante Selbstbiographie unter dem Titel:
»Fifty years of my life« (das. 1876).
Er hat den Charakter eines Generalleutnants der Armee.
Thijm (spr. teim),JosephusAlbertus, niederländ. Schriftsteller und Dichter, geb. zu
Amsterdam,
[* 82] widmete sich, obwohl von BerufKaufmann, fast ganz der Kunst und Litteratur. Er neigte sich als überzeugter Katholik
zur romantischen Schule und ist dieser Auffassung in allen seinen Schriften treu geblieben. Im J. 1844 erschienen seine ersten
Gedichte, denen verschiedene andre Sammlungen folgten. Seit 1855 gibt er eine Zeitschrift für Litteratur
und Kunst (»DeDietsche Warande«) heraus und hat sich in derselben als scharfer, obschon einseitiger Kritiker bekannt gemacht.
Mit Vorliebe widmete er sich dem Studium des Dichters Vondel (»Portretten van Joost van den Vondel«, 1876, u. a.); auch lieferte
er viele andre schätzbare Beiträge zur niederländischen
¶