Ägypten, Dar Fur [* 2] und Abessinien.
Nil-Delta und Suez-Kanal
Maßstab 1:4,000,000
Ägypten (Geognostische

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Seite 1.210.Die Schweiz [* 4] im Maßstab der Hauptkarte. ¶
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immerfort wirksam sind, so ist das Delta [* 6] in beständigem Wachstum begriffen, wie man dies an den Nilmündungen deutlich wahrnehmen kann. Im Norden [* 7] hat es eine bogenförmige Begrenzung durch das Mittelmeer von 270 km Länge. Seine Ausdehnung [* 8] von Norden nach Süden zwischen Kap Burlos und Kairo [* 9] beträgt 171 km. Die Küste des Delta ist sehr flach und zieht sich meist als Sandbank in das Meer. Der westliche, das Delta begrenzende Teil von Unterägypten ist der nordöstliche Teil der großen Libyschen Wüste.
Auge des Menschen

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Auge.Große, bassinartige Vertiefungen, welche häufig unter dem Niveau des Nils liegen, bilden teils wirkliche Seen, teils kleine Oasen, wie die an den Natronseen. Da aber diese Bassins ihr Wasser größtenteils vom Nil und seinen Kanälen erhalten, so ist ihr Wasserstand von dem des Flusses und dessen Überschwemmungen ganz abhängig. Das im O. das Delta begrenzende Land ist gleichfalls Wüste und zwar der nordwestlichste Teil der Wüste des Peträischen Arabien. Es stellt sich dem Auge [* 10] als weite, von welligen Hügelreihen durchzogene Sandebene dar und besteht an der Küste, wie das westliche Grenzland, aus den jüngsten Meeresablagerungen.
Ganz Unterägypten steigt sanft von N. nach S. an; auf einen Breitengrad kommen kaum mehr als 14 m Steigung längs des Stroms. Oberägypten (Sa'îd), von Beni Suef bis zum Wadi Halfa beim zweiten Katarakt sich erstreckend, trägt schon mehr den Charakter eines Gebirgslands an sich. Der höher werdenden Ufer wegen muß man hier den natürlichen Überschwemmungen des Nils durch Kanäle zu Hilfe kommen, um die segensreichen Fluten auch den entferntern Gegenden des Uferlands zuzuführen.
Thal

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Thal.Dieses Nilthal ist bei weitem der wichtigste Teil Ägyptens und allein Kulturland im wahren Sinn des Worts. Es ist von Assuân an stromabwärts in der geringen Breite [* 11] von 4-6 km zuerst gerade nach N. gerichtet, wird aber stellenweise durch hervortretende Felswände sehr eingeengt, so namentlich am Dschebel Selseleh (Kettenberg), wo es nur 1 km Breite hat. Erst bei Theben erweitert sich das Thal [* 12] zu einer größern Ebene, wendet sich aber zugleich nach O., bis Farschat sich bogenförmig krümmend.
Dann nimmt es nordwestliche Richtung an, behält diese bis Siut bei und wendet sich endlich unterhalb Kairo wieder etwas nach NO. Etwa 20 km unterhalb Kairo, wo sich der Nil in zwei Hauptarme teilt, endet das Flußthal, und es beginnt hier das Delta. Zwei Gebirgsketten, westlich das Libysche, östlich das Arabische Gebirge, begrenzen die Thalebene, öfters an den Strom heran- und wieder in weiten Bogen [* 13] zurücktretend, jenes mit sanft abgeböschten, dieses mit fast senkrechten Rändern.
Die libysche Gebirgskette teilt sich bei Kairo und verliert sich bald ganz in der Ebene; die arabische steigt von den Umgebungen der genannten Stadt, wo der zu ihr gehörige Mokattamberg sich nur 210 m über die Meeresfläche erhebt, allmählich gegen S. an und erreicht bei Siut und noch mehr bei Theben ihre größte Höhe (640 m), welche sie eine Strecke weit beibehält, bis sie sich gegen die Südgrenze des Landes hin wieder senkt und zuletzt in Hügeln endet. Beide Ketten haben gleiche Höhe und schützen als hohe Dämme das Nilthal vor dem Eindringen des Wüstensands.
Deprés - Depression [u
![Bild 54.953: Deprés - Depression [unkorrigiert] Bild 54.953: Deprés - Depression [unkorrigiert]](/meyers/thumb/54/54_0953.jpeg)
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Depression.Die östliche Begrenzung der Nilthalfurche bildet ein ödes, felsiges Gebirgsland mit spärlicher, aus Büschen bestehender Vegetation. Es enthält keine Oasen und ist nur von einigen unbedeutenden nomadisierenden Volksstämmen bewohnt. In der Nähe der Hafenstadt Koffer am Roten Meer erhebt es sich bis zu 1400 m und bildet in seiner Längenausdehnung nach S., bis 2000 m ansteigend, die Wasserscheide zwischen dem Nil und dem Roten Meer. Die Westgrenze des Nilthals bildet ein breites wasser- und vegetationsloses Plateau von ansehnlicher Höhe, welches von einem Oasenzug unterbrochen wird, der von S. nach N. aus den Oasen Chargeh, Dachel, Farafrah, Bacharieh und Siwah (s. diese Artikel) besteht. Den westlichen Rand des Delta umsäumt eine Kette von Natronseen. Die Oase Siwah bildet eine Depression [* 14] von ca. 29 m. Hart an den Unterlauf des Nils herangedrängt findet sich das Fayûm, welches gleichfalls eine fruchtbare Oase repräsentiert.
Was den geognostischen Charakter des Landes anlangt, so treten im SO. nahe an der Grenze Nubiens, dann im O. in dem höhern Gebirgsrücken kristallinische Gesteine [* 15] auf, und zwar bestehen dieselben größtenteils aus Granit, wie z. B. bei Assuân, wo die Felswände des Nilthals und die Klippen [* 16] der Katarakte aus Granit bestehen, dann aus rotem Porphyr, dunklem, basaltähnlichem Dioritporphyr (zwischen Kenneh und Kosseïr), besonders aber aus Glimmerschiefer (im O.), aus Gneis mit Marmoradern in der Nähe des Granits und aus Talkschiefer.
Hieran schließen sich Massen von Thonschiefer an, die zwischen Kosseïr und Kenneh von den schon im Altertum zu Kunstwerken verarbeiteten Trappbreccien bedeckt sind. Im mittlern Teil des Landes tritt dann bis zu dem großen Oasenzug versteinerungsloser Sandstein aus, welcher auch den Granit von Assuân sowie die eben erwähnten Trappbreccien bedeckt und stellenweise in Quarz übergeht. Noch weiter ist der marine, nummulitenreiche, harte und dunkelrote Kalkstein verbreitet, der im Nilthal eine Tagereise südlich von Esneh beginnt und meist horizontal geschichtet erscheint. Er lieferte das Material zu den Pyramiden.
Den Kalkstein bedeckt in inselartigen, 60 m mächtigen Ablagerungen ein ebenfalls horizontal geschichteter Sandstein. Charakteristisch für die geognostische Beschaffenheit des Landes ist endlich noch der Sand des Wüstenplateaus sowie auch der infolge der Nilüberschwemmungen sich absetzende Schlamm, welcher einen großen Teil der Sohle des Nilthals bedeckt und insbesondere zur Entstehung des Delta Veranlassung gegeben hat. Derselbe bildet eine feine thonige, etwas kalkhaltige, zur Hälfte ihres Gewichts aus organischen Substanzen bestehende Masse, welche getrocknet fast steinhart wird und von jeher zur Ziegelbereitung benutzt wurde. Im Delta wechseln mit ihr dünnere, aus Sand bestehende Lagen.
Bryozoen

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Bryozoen.In den wüsten östlichen Regionen besteht der Sand aus mikroskopisch kleinen Korallenschalen (Bryozoen), [* 17] worin sich aber auch marine Muscheln [* 18] vorfinden. Die geologische Thätigkeit dauert gegenwärtig noch in ausgesprochener Weise fort. Das Ufer des Roten Meers rückt fortwährend, gleich dem gegenüberliegenden arabischen empor. Bei Suez jedoch endigt dieses Streben nach aufwärts, denn ein Sinken der Oberfläche wird im Delta des Nils deutlich sichtbar. So sind die Kleopatrabäder bei Alexandria bereits wieder unter Wasser gesetzt; so entstand 1784 die Lagune bei Abukir durch einen Meereseinbruch; so ist endlich der einst dicht bewohnte Boden des Mensalehsees überschwemmt worden, und noch jetzt sieht man dort unter dem Wasser die verschwundenen Ortschaften.
Ägypten (Gewässer, Kli

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Seite 1.211.Nimmt man Unterägypten mit dem fruchtbaren Delta aus, so beträgt der kulturfähige Boden an ¶
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Flächeninhalt kaum mehr als 1/15 des Ganzen, und doch war von alters her eins der gesegnetsten Länder. So viel vermögen die Überflutungen des Nils unter dem glühenden Himmel [* 20] Ägyptens. Jene von den periodischen Regengüssen in den tropischen Hochländern, denen der Fluß entströmt, herrührende Nilanschwellung ist für das regenlose Stromthal Ägyptens der einzige Ersatz des mangelnden atmosphärischen Niederschlags und die Quelle [* 21] der Fruchtbarkeit.
Der Nil tritt mit brausenden Stromschnellen ins Land ein, indem er zwischen der Insel Elephantine und der Insel Philä über zahllose Klippen zwischen Felswänden dahinstürzt und sich dabei in viele Arme teilt, zwischen denen man bei hohem Wasserstand 20 Inseln zählt. Bei niedrigem Wasserstand hat er auf dieser Strecke eine Breite von 1000-1200 m. Weiter nördlich im ruhigen Lauf dahinströmend, verengert er sich wieder, so daß er bei Theben nur eine Breite von 400 m hat, die aber bei Siut wieder bis zu 800 m wächst.
Bei Derût geht aus der westlichen Seite der Josephskanal (Bahr Yusuf), ein Werk der Kunst, ab und folgt in seinem 350 km langen Lauf dem Fuß der libyschen Bergkette bis unterhalb Kairo, wo er sich südlich von Terraneh mit dem Rosettearm des Nils vereinigt. Ein Arm desselben wendet sich durch die Schlucht El Lahun nach dem Fayûm, welches durch ihn in vielen Ästen bewässert wird 22 km unterhalb Kairo, wo das Thal sich zur Ebene erweitert, teilt sich der hier ¾ Stunden breite Strom in mehrere Arme, von denen aber nur noch zwei, ursprünglich von Menschenhänden ausgegraben, die von Rosette und Damiette, von Wichtigkeit sind, indem die übrigen im Lauf der Zeit mehr und mehr versandeten.
Das zwischen beiden Armen sich ausbreitende Delta wird von zahllosen Verbindungskanälen der Nilarme quer durchzogen. Im Anschluß an den Bahr Yusuf wurde von Derût nach Siut der Ibrahimkanal und von Siut bis Sohâg der Sohâgiyekanal erbaut. Von großer Wichtigkeit auch für den gesamten Wohlstand des Landes ist der Mahmudiehkanal bei Alexandria (s. d.). Ferner sind in Oberägypten große Bassins zur Regulierung der Nilüberschwemmungen angelegt und behufs der Schließung und Öffnung der beiden Hauptarme des Nils an dessen Gabelung große Dammbauten in Angriff genommen, die aber nicht vollendet worden sind (Barrage des Nils).
Das Anschwellen des Stroms beginnt bei Gondokoro (5° nördl. Br.) im Februar, bei Chartum Ende März, in Dongola Ende Mai, bei Assuân gegen Ende Juni, bei Kairo Anfang Juli und erreicht in der ersten Hälfte des Oktobers den höchsten Stand. Die darauf folgende Abnahme ist so langsam, daß der Fluß erst April, Mai und in den ersten Junitagen des folgenden Jahrs seinen niedrigsten Stand erreicht. Der Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten Wasserstand beträgt bei Assuân 15 m, bei Theben 8½ m, bei Kairo 7½ m. Ein Zurückbleiben hinter der normalen Überschwemmung (für unser Zeitalter 8 m) um nur 1 m hat in Oberägypten bereits Dürre und Hungersnot im Gefolge, aber schon 50 cm mehr kann furchtbare Verwüstungen im Delta anrichten.
Mit Hilfe von Ziehbrunnen (Schadufs), welche nur von einem Menschen in Bewegung gesetzt werden, von unsern Baggermaschinen ähnlichen Schöpfrädern (Sakîye) und hydraulischen Maschinen, auf den Zuckerrohrplantagen des Chedive auch mit Dampfpumpwerken bringt man das Nilwasser zuweilen durch mehrere übereinander liegende Etagen auch auf höher gelegenes Terrain, wo die Überschwemmungen nicht hingelangen. Das ganze kulturfähige Land ist durch Dämme in ungeheure Bassins eingeteilt, in welche das befruchtende Wasser durch Kanäle eingeführt und so lange auf einer gewissen Höhe erhalten wird, bis die gehörige Menge Nilschlamm abgesetzt ist. Ein willkürliches Überfluten des Landes ist jetzt ganz ausgeschlossen; Ägypten hat aufgehört, zur Zeit der Nilschwelle wie ehemals ein großer See zu sein.
Von andern fließenden Gewässern ist in Ägypten nördlich von der Mündung des Atbara in den Nil nicht die Rede. Auch der perennierenden Quellen entbehrt der größte Teil des Landes ganz. Andre Quellen, besonders mineralische, zum Teil lauwarme, finden sich in dem Querthal zwischen Kosseïr und Kenneh und zunächst der Küste des Roten Meers, dann bei Kairo (Heluan), besonders aber im Oasenzug, dessen Quellen eisen- oder schwefelhaltig und großenteils Thermen sind. Seen sind in in ziemlich großer Anzahl vorhanden. Im Innern sind die bedeutendsten der salzige Birket el Kerun am Westrand vom Fayûm (26,000 Hektar), die Bitterseen (30,000 Hektar) auf der Landenge von Suez und die sechs kleinen Natronseen (zusammen 6000 Hektar) südöstlich von Alexandria.
Der im Altertum berühmteste aller ägyptischen Seen, der Mörissee, früher irrtümlich mit dem Birket el Kerun identifiziert, ist längst eingetrocknet. Ansehnlicher als diese Binnenseen sind die vom Mittelmeer meist nur durch eine schmale, sandige Landzunge getrennten salzigen Lagunenseen, worunter folgende die bedeutendsten sind: der Birket Mariut (der alte Mareotis) bei Alexandria, der sich erst 1801 wieder füllte, als die englisch-türkische Armee bei der Belagerung von Alexandria die Dämme des die Ebene vom See von Abukir trennenden Kanals von Alexandria durchstach, wodurch eine Fläche von 40,000 Hektar kultivierbaren Bodens bedeckt wurde;
der seichte Maadieh oder See von Abukir (14,000 Hektar), vom vorigen nur durch den Damm des Mahmudiehkanals getrennt;
der Edkusee (34,000 Hektar), zwischen dem vorigen und dem Rosettearm, jetzt fast wasserleer;
der gleichfalls sehr seichte Burlos, zwischen dem Rosette- und Damiettearm, mit vielen Inseln und fischreich (112,000 Hektar), und der Mensaleh (184,000 Hektar), der größte von allen, östlich vom Damiettearm bis Pelusium sich erstreckend und erst in der neuern Zeit infolge der Vernachlässigung der Dammbauten entstanden, 67 km lang, durchschnittlich 33 km breit und 1-1½ m tief, mit vielen Inseln, fischreich und vom Suezkanal durchschnitten.
Brunnen (artesische Br

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Brunnen.Merkwürdig sind endlich noch die erst in neuerer Zeit genauer bekannt gewordenen unterirdischen Wasserbecken im westlichen Oasenzug, welche schon im Altertum zum Bohren artesischer Brunnen [* 22] Veranlassung gegeben haben.
Ägypten (Naturprodukte

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Seite 1.212.Klima.
Die höher gelegenen südlichen Gegenden haben als einzige Jahreszeit nur einen trocknen und heißen Sommer und das ganze Jahr über eine ziemlich gleichbleibende mittlere Temperatur, die mittlern und nördlichen dagegen eine kühle und eine heiße Jahreszeit. Jene dauert vom Dezember bis März und gleicht der Herbst- und Frühlingszeit der gemäßigten Länder Europas; diese umfaßt die übrigen Monate und ist erst trocken, dann feucht. Der mittlern Temperatur nach gehört das südliche Ägypten zu den heißesten Ländern der Erde, die außerhalb der Tropen liegen, während das Delta infolge der kühlenden Einwirkung der Seewinde das südeuropäische Küstenklima teilt. ¶
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In den wasserlosen südlichen Strichen erreicht die Hitze beim Wehen des Chamsîns, eines heißen, aus den Äquatorgegenden kommenden Windes, eine außerordentliche Höhe, zu Theben und Philä von 47-48° C., zu Assuân von 60-70°, wobei der Sand so heiß wird, daß man Eier [* 24] darin hartkochen kann. Um Kairo steigt die Hitze selten über 41°, und im Delta erreicht sie sogar selten 29°. Dezember, Januar und Februar sind die kühlsten Monate. Das Mittel der niedrigsten Temperatur beträgt im Delta etwas über 11°, wobei aber die Differenz zwischen der Tag- und Nachttemperatur oft zwischen 20 und 30° beträgt.
Selbst in Oberägypten sinkt um diese Zeit das Thermometer [* 25] um 5 Uhr [* 26] morgens bis auf 5° herab. Ausnahmsweise ist zu Alexandria, Rosette und bis Atfeh 1833 Schnee [* 27] gefallen, und zu Anfang des 9. Jahrh. soll selbst der Nil einmal eine Eisdecke getragen haben. Häufiger kommt Eisbildung in den das Delta begrenzenden Wüsten und in der Oase Siwah nach gefallenem Tau und bei starkem Nordwind vor. Im südlichen Ägypten ist die Atmosphäre außerordentlich trocken, und diese Trockenheit wird durch die um das Frühlingsäquinoktium eintretenden Südostwinde und besonders durch den erwähnten Chamsin bis zu einem unerträglichen Grad gesteigert.
Dieser Wind (Chamsîn bedeutet »fünfzig«) pflegt nur in der Epoche von 50 Tagen vor dem Sommersolstitium aufzutreten. Die ihn begleitenden atmosphärischen Erscheinungen, gelbrötlicher Lichtschein, zuckende Blitze, sind hauptsächlich elektrischer Natur und vertreten die Stelle unsrer Gewitter. Ihre Gefährlichkeit für Menschen und Tiere ist sehr übertrieben worden. Dieser Wind heißt in Arabien und in den südlichen Ländern Asiens Samum. Feuchter wird die Atmosphäre, je mehr man sich dem Mittelmeer nähert. In Unterägypten wehen die mit Wasserdünsten reichlich geschwängerten Nordwinde neun, weit er nach S. wenigstens sechs Monate hindurch und veranlassen besonders während der Überschwemmungszeit im August und September des Abends die Bildung von Nebeln.
Auch im Winter sind Nebel und reichliche Taufälle häufig. Im Sommer aber breitet sich ein ganz reiner Himmel über dem Land aus, und Regenniederschläge sind, besonders in Oberägypten, eine seltene Erscheinung. Ungegründet ist jedoch die Angabe, daß es in Oberägypten nie regne, denn zu Kenneh und Theben und sogar in dem sehr trocknen Südosten sind mehr oder weniger heftige Regengüsse beobachtet worden. An der Nordküste regnet es vom Oktober bis März und April häufig, in den übrigen Monaten aber stellenweise gar nicht.
Jundt - Jupiter

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Klima.Das Klima [* 28] Ägyptens ist im allgemeinen der Gesundheit weit zuträglicher als das vieler andern heißen Länder, mit Ausnahme der niedrigen sumpfigen Striche an der Küste des Roten Meers, welche für sehr ungesund gelten. Infolge seiner warmen, trocknen und chemisch reinen Luft gilt Ägypten als ein treffliches klimatisches Gebiet für Lungenkranke. Unter den endemischen Krankheiten war die Pest vorherrschend, die jedoch seit 30 Jahren nicht mehr vorkommt, während die Cholera immer häufiger auftritt. Andre Krankheiten sind Ruhr, Wechselfieber, Aussatz, durch den salzhaltigen Staub hervorgerufene schlimme Augenübel und Sonnenstich. Durch die Einrichtung des Service médical ist den Epidemien viel von ihrer Schrecklichkeit genommen worden.
Vgl. Flora, Ärztliche Mitteilungen aus Ägypten (Wien [* 29] 1869);
Derselbe, Beiträge zur Klimatologie von Kairo (Leipz. 1870).
Tempel (kunstgeschicht

* 30
Tempel.Naturprodukte.
Ägypten ist reich an schätzenswerten Naturprodukten. Am schwächsten sind darunter die Mineralien vertreten. Doch lieferten seit den ältesten Zeiten die Granite und Syenite ein vortreffliches Material sowohl für Skulpturen als für großartige massive Bauten. Das unterhalb Assuân beginnende Sandsteinterrain bietet die ergiebigsten Brüche eines festen, fein- und gleichkörnigen Sandsteins dar, woraus die meisten der noch erhaltenen Tempel [* 30] und eine große Anzahl von Statuen und andern Skulpturen bestehen.
Gold (Gewinnung aus ge

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Gold.Von El Kap an bis an das Meer, also in dem bei weitem größten Teil des Landes, bestehen beide Thalwände aus Kalkstein, dessen feine und feste Textur die Reisenden noch jetzt an den Pyramiden und den ausgedehnten Nekropolen von Memphis wie in den mit den schönsten Skulpturen bedeckten Felsengräbern von Theben bewundern. Von andern Mineralien werden Kochsalz, Salpeter und Alaun [* 31] in Menge gewonnen, und an einigen Stellen (z. B. bei Dschebel ez Zet am Roten Meer) treten Erdölquellen zu Tage. Im nördlichen Ägypten zeigt sich Natronbildung in weiter Verbreitung. Im J. 1850 entdeckte man bei dem Ras el Dschimsah an der Küste des Roten Meers Schwefellager, die aber den großen auf sie gesetzten Erwartungen nicht entsprachen. Die einst von den Alten ausgebeuteten Metall- und Alabasterschätze haben aufgehört ergiebig zu sein, und unbedeutend ist, was man bei Dschebel Ollagi an Gold, [* 32] bei Dschebel Duchan an Kupfer [* 33] fand. Die Smaragde in den Zubarabergen bei Kosseïr, gleichfalls schon von den Alten ausgebeutet, sind unrein und lohnen den Abbau nicht.
Pflanzenwelt. Die außerordentliche Fruchtbarkeit, wegen deren Ägypten im ganzen Altertum berühmt war, beruht auf dem fetten Marschboden des Landes, welcher dem landwirtschaftlichen Betrieb einen fast ans Wunderbare streifenden Ertrag gewährt. Von Cerealien baut man vornehmlich Weizen (mit 25-50fältigem Ertrag) und Gerste, [* 34] wiewohl auch Roggen und Hafer [* 35] gut gedeihen. Außerdem werden in ausgedehntem Maß Erbsen, im Delta Reis (mit 50-100fältigem Ertrag), in den höher gelegenen und trocknern Strichen Mais und mehrere Hirsearten (Durra) gebaut.
Die Getreideernte fällt, wie bemerkt, zu Anfang März, vier Monate nach der Aussaat; in manchen, besonders günstig gelegenen Gegenden im S. erzielt man aber durch künstliche Bewässerung eine dreifache Ernte. [* 36] Eine gute Ernte schätzt man auf 11-16 Mill. hl Weizen, Gerste und Mais, wovon etwa 2 Mill. hl zum Export gelangen. Auch Zuckerrohrpflanzungen geben einen guten Ertrag, alle übrigen Produkte überragt aber jetzt die nach Ägypten verpflanzte Baumwollstaude. Der Baumwollbau ist durch den Vizekönig dermaßen ausgedehnt worden, daß die Ernte in der letzten Zeit jährlich 280-290 Mill. engl. Pfd. betrug.
Ägypten (Tierwelt, Bev

* 37
Seite 1.213.Berühmt sind die Rosen vom Fayûm, welche zum Behuf der Rosenöl- und Rosenwasserbereitung gezogen werden. Dieselbe Gegend liefert auch vortreffliche Weintrauben, Feigen und Oliven. Überhaupt ist Ägypten reich an den trefflichsten Südfrüchten. Unsre Obstbäume gedeihen zwar, tragen aber unschmackhafte Früchte und werden daher nur in geringer Anzahl gezogen. Der bei weitem verbreitetste und nutzbarste Baum des heutigen Ägypten ist die Dattelpalme (Phoenix dactylifera), welche in vielen Gegenden die Hauptnahrung gewährt und am besten in der Provinz Gizeh gedeiht. ¶
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Zwei andre, im Altertum berühmte Gewächse Ägyptens, die Lotus- und Papyrusstaude, finden sich nur noch hier und da im Delta. Die wilde Flora Ägyptens unterscheidet sich im ganzen wenig von den Floren der übrigen Küstenländer des Mittelmeers. [* 38] Der innerafrikanischen Flora gehören nur die Sykomoren (Acer pseudoplatanus), der Nabk und die Tamarinde (Tamarix orientalis) an. Wälder fehlen dem Land ganz, daher der Mangel an Bau- und Brennholz. Die Vegetation der Oasen wird hauptsächlich durch die Dattelpalme, Dumpalme (Rucifera thebaica ^[richtig: Nucifera thebaica]), mehrere Gummi liefernde Akazien und den Mannastrauch (Tamarix gallica mannifera) charakterisiert.
Die Tierwelt Ägyptens weist zunächst zahlreiche Fisch- und Amphibienarten auf. Der Nil ist sehr reich an Fischen, namentlich Welsen, Karpfenarten, Aalen u. a., welche meist wohlschmeckend sind, aber wenig geschätzt werden; doch findet ausgiebige Fischerei [* 39] am Mensalehsee statt, wo dieselbe von der Regierung gegen 1½ Mill. Frank jährlich verpachtet wird. Unter den Amphibien ist vor allen das Krokodil zu nennen, das aber jetzt nur noch im südlichern Teil des Landes vorkommt; außerdem die Wüsten- und Nileidechsen und das Chamäleon.
Körperteile der Vögel

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Vögel.Von Vögeln treffen sich hier die Zugvögel der nord- und mitteleuropäischen Länder und die Vögel [* 40] der tropischen Zone, namentlich Aasgeier, Wachteln, Wüstenrebhühner und Kraniche. In größter Menge werden noch jetzt, wie im Altertum, Tauben [* 41] (hauptsächlich ihres Düngers wegen) und Hühner [* 42] gehegt, die auch durch künstliche Ausbrütung gezogen werden. Auffallend ist es, daß der Ibis, der im alten Ägypten so häufig vorkam und als heiliger Vogel verehrt wurde, jetzt äußerst selten geworden ist, indem er sich ebenfalls weiter nach S. zurückgezogen hat. In größerer Anzahl beleben die Nil- und Meeresufer Flamingos, Reiher und Pelikane.
Schweine

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Schweine.Größere reißende Tiere trifft man wegen des Mangels an Wäldern in A. nur selten an, doch scheinen auch sie in alter Zeit in größerer Anzahl und weiter herab am Nil vorgekommen zu sein als gegenwärtig; wenigstens sind auf den alten Monumenten öfters Jagden, namentlich Löwenjagden, abgebildet. Nur Leoparden, Hyänen, Füchse, Schakale, wilde Schweine, [* 43] Antilopen und Hasen finden sich jetzt noch häufig vor. Unter den Haustieren sind das einhöckerige Kamel, der Büffel, das Pferd [* 44] und der Esel die wichtigsten.
Rind (wilde Rinder, Ha

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Rind.Von den alten Ägyptern wird das Kamel nur sehr selten in den Hieroglyphen erwähnt und erscheint auch auf Denkmälern nicht oft abgebildet. Bei den benachbarten Völkern, namentlich in Palästina, [* 45] wurde es viel gebraucht, besonders auch zu Handelsreisen nach Ägypten. Jetzt ist es im Delta und in Kairo häufiger anzutreffen als in Oberägypten. Das Pferd ist, wie wir aus den alten Urkunden wissen, erst um 1800 v. Chr. in Ägypten eingeführt worden, während der Esel bereits ein Jahrtausend früher auf den ältesten Denkmälern vorkommt. Er ist noch jetzt das gewöhnlichste Last- und Reittier und wird in großer Menge gehalten. Auch der Büffel, welcher am besten in den Sumpfgegenden des Delta gedeiht, ist erst in späterer Zeit in Ägypten eingeführt worden; dagegen mögen das Rind, [* 46] jetzt hauptsächlich zum Feldbau verwandt und in Oberägypten anzutreffen, sowie das Schaf, [* 47] die Ziege, das Schwein, [* 48] der Hund und die Katze [* 49] von alters her im Land einheimisch gewesen sein.
Bevölkerung.
Die Bevölkerung des alten Ägypten betrug nach priesterlichen Angaben unter den Pharaonen gegen 7 Mill., welche in mehr als 18,000 Städten und größern Orten wohnten. Herodot gibt zur Zeit der größten Bevölkerung [* 50] unter Amasis 20,000 Städte an. Nach Diodor wurden unter dem ersten Ptolemäer über 30,000 Orte gezählt und ebensoviel noch zur Zeit jenes Berichterstatters. Josephus zählt zu Neros Zeit 7½ Mill. Einw., wobei er die Bevölkerung von Alexandria, die zu Diodors Zeit allein 300,000 betrug, nicht mitrechnet.
Koptisch - Kopulation
![Bild 60.626: Koptisch - Kopulation [unkorrigiert] Bild 60.626: Koptisch - Kopulation [unkorrigiert]](/meyers/thumb/60/60_0626.jpeg)
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Kopten.Die Gesamtzahl der Einwohner betrug 1877 im heutigen eigentlichen Ägypten 5,517,627 (1883: 6,798,230), in den Dependenzen ca. 10,800,000 Seelen. Den Hauptstamm der Bevölkerung des eigentlichen Ägypten machen 3½ Mill. arabische Fellahs aus, denen sich 300,000 Kopten, [* 51] 600,000 Beduinen, 100,000 Türken, 70,000 Europäer u. a. anschließen. Diese Bevölkerung ist zumal in Unterägypten dicht angesessen, wo auch die großen Städte liegen: Kairo mit (1883) 368,108, Alexandria mit 208,755, Damiette mit 34,036, Tanta mit 38,725, Mansûra mit 26,784, Zagâzig mit 19,046, Rosette mit 16,671, Port Said mit 16,560, Suez mit 10,913 Einw. Die Bevölkerung Ägyptens ist demnach ein Gemisch aus verschiedenen Nationen.
Die Abkömmlinge der alten Ägypter sind die Kopten (s. d.), welche vornehmlich in Oberägypten verbreitet und, obwohl infolge von Vermischung mit andern Völkern verändert, doch noch den alten Abbildern ihrer Vorfahren in den Hauptzügen ähnlich sind. Die koptische Sprache stammt von der altägyptischen, wird aber jetzt nur noch in der Liturgie gebraucht, nur von wenigen verstanden und gar nicht mehr gesprochen. Die Religion der Kopten ist christlicher Monophysitismus.
Ihr kirchliches Oberhaupt ist der Patriarch von Alexandria, der aber in Kairo wohnt, und dessen Jurisdiktion sich auch über A. hinaus nach Nubien und Abessinien erstreckt. Die übrige christliche Bevölkerung Ägyptens besteht aus Armeniern und orthodoxen Griechen, welche ihre eignen Kirchen, Klöster und Gottesdienste haben. Levantiner heißen die Nachkömmlinge syrischer Christen; sie sind, wie die Armenier, sehr zahlreich. Juden, die übrigens bei dem Volk sehr verhaßt sind, gibt es nur wenige.
Endlich ziehen auch viele Zigeuner im Land umher. Verschiedene Missionsgesellschaften, namentlich die amerikanischen Presbyterianer, die Jesuiten und Baseler Krischona-Missionäre, wirken für die Ausbreitung des Christentums. Was die mohammedanische Bevölkerung anlangt, so besteht dieselbe dem bei weitem größten Teil nach aus den Fellahs (Fellachen). Dies ist eine arme, unter harter Arbeit und Abgaben fast erliegende Menschenrasse, ohne Grundbesitz und an die Scholle gefesselt. In etwas besserer Lage befinden sich die Fellahs in den Städten, wo sie Gewerbe und Kleinhandel treiben und öfters zu Wohlhabenheit gelangen.
Ägypten (Staatsverwalt

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Seite 1.214.Ein ganz andres Volk sind die Beduinen (Bedawi), welche sich ihren heimischen Stolz auch auf ägyptischem Boden zu bewahren gewußt haben. In einzelne Stämme (Kabîle genannt) geteilt, stehen sie unter Scheichs, treiben ein Nomadenleben und Viehhandel. Sie sind voll Mut und Freiheitsstolz, mäßig und von guter Leibeskonstitution. Blutrache und Weidestreitigkeiten führen oft zu blutigen Fehden unter ihnen. Sie heiraten nur untereinander und verabscheuen insbesondere die eheliche Verbindung mit Fellahs. Sie bekennen sich zwar zum Islam, aber ohne dessen Speisegesetze zu beobachten. Manche von ihnen leben vereinzelt in Höhlen und Felsenklüften oder nomadisierend, die meisten aber sind ¶
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in Dörfern ansässig in der Nähe des Kulturlands oder auf sandigen Strichen innerhalb desselben. Mit den Beduinen gleicher Abstammung sind die in den Städten seßhaften Araber. Der Osmane ist in Ägypten derselbe wie allenthalben, in stolzem, gravitätischem Genuß der Herrschaft träger Ruhe hingegeben. Die Mamelucken kamen seit dem 13. Jahrh. ursprünglich als Sklaven von den Kaukasusländern herein, bildeten dann die Truppenmacht und nahmen nach und nach als Beis die Zügel der Herrschaft in die Hand, [* 53] bis sie von Mehemed Ali 1811 auf der Citadelle zu Kairo vernichtet wurden. Vorherrschend bei der ganzen Bevölkerung ist die arabische Sprache; die Regierung verkehrt in dieser mit ihren Unterthanen, in französischer Sprache [* 54] mit den Fremden, in türkischer mit der Pforte. Im sogen. ägyptischen Sudân bilden echte afrikanische Neger die Hauptbevölkerung, in Nubien die Berâbra.
Preußen

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Preußen.Staatsverwaltung. Finanzen. Armee.
Ägypten ist ein türkischer Vasallenstaat, dessen Verwaltung auf Grund des von England, Rußland, Preußen [* 55] und Österreich [* 56] abgeschlossenen Vertrags und des großherrlichen Hattischerifs vom stets einem vom Sultan gewählten Gliede der Familie Mehemed Alis auf Lebenszeit gegen einen jährlichen Tribut von 678,397 Pfd. Sterl. garantiert ward. Der tributpflichtige Statthalter, welcher seit 1867 offiziell die Titel »Hoheit« und »Chedive« (Vizekönig) führt, hat 1866 nach jahrelangen Anstrengungen die direkte Erbfolge nach dem Prinzip der Erstgeburt und der Linearsuccession endlich zugestanden erhalten.
Neuerdings ist das Verhältnis zwischen Ägypten und der Pforte durch den Ferman des Großsultans vom geregelt worden. (Weiteres s. unter Geschichte.) Zur obersten Führung der Geschäfte hatte bereits Mehemed Ali eine Art Ministerium gebildet, welches jetzt aus den Ministerien des Innern, des Äußern, des Kriegs, der Finanzen, des Handels, des Unterrichts, des Kultus, der öffentlichen Arbeiten, der Justiz und des Sudân besteht. Seit 1882 von den Engländern okkupiert, harrt Ägypten einer neuen staatlichen Organisation.
Eingeteilt wird in das eigentliche Ägypten (vom Mittelmeer bis zum Wadi Halfa) als das Hauptland und in die Besitzungen außerhalb des eigentlichen Ägypten als dessen Dependenzen. Diese Besitzungen umfassen die Landschaften Kordofan, Dar Fur, die Äquatorialprovinzen u. a., welche man insgesamt als ägyptischen Sudân bezeichnet. Den Namen Nubien, worunter man die Landschaft von den ersten Katarakten bis Chartum verstand, kennt man im Land nicht; Nubien ist heute nur ein geographischer Begriff, namentlich seitdem durch Verlegung der Südgrenze des eigentlichen von Assuân nach Wadi Halfa ein großer Teil des nubischen Gebiets zu Oberägypten gezogen wurde.
Das eigentliche Ägypten (Beled Misr) teilt man herkömmlich in Ober-, Mittel- und Unterägypten, Bezeichnungen, die indes nur eine geographische, keineswegs eine administrative Bedeutung haben. Administrativ zerfällt das Land in Gouvernorate oder Mohafzas und Provinzen oder Mudiriehs. Die Einteilung nach Gouvernoraten besteht nur für die größern Städte, welche in ihrer Verwaltung von der des übrigen Ägypten völlig unabhängig sind; die Einteilung der oberägyptischen, noch mehr der sudânischen Provinzen ist häufigen Schwankungen unterworfen, indem bald mehrere unter einem Generalgouverneur vereinigt und dann wieder getrennt, bald einer Kommission des Ministeriums des Innern untergeordnet werden. Die vom ägyptischen Generalstab angestellten Berechnungen ergaben für Areal und Bevölkerung nachstehende Ziffern:
Gouvernorate und Provinzen | Areal QKilom. | Davon nutzbar u. vermessen | Bevölkerung 1877 |
---|---|---|---|
Gouvernorate (Mohafzas): | |||
Kairo | - | - | 327![]() |
Alexandria bis Siwah | 88![]() |
93 | 165![]() |
Rosette | 123 | 16![]() | |
Damiette | 904 | 32![]() | |
Port Said | 6238 | 3854 | |
Ismailia | 1897 | ||
Suez | 11![]() | ||
El Arisch und Wüste im O. des Suezkanals und des Roten Meers bis El Wisch | 86![]() |
2506 | |
Provinzen (Mudiriehs): | |||
Behera | 10![]() |
1085 | 238![]() |
Gizeh | 24![]() |
873 | 270![]() |
Kaliubieh | 842 | 814 | 205![]() |
Scharkieh | 4368 | 2182 | 414![]() |
Menufieh | 1583 | 1564 | 484![]() |
Gharbieh | 3092 | 5639 | 678![]() |
Dakahlieh | 2061 | 2141 | 531![]() |
Unterägypten: | 223![]() |
14![]() |
3![]() ![]() |
Provinzen (Mudiriehs): | |||
Beni Suef | 50![]() |
920 | 140![]() |
Fayûm | 1233 | 173![]() | |
Minia | 110![]() |
1812 | 338![]() |
Mittelägypten: | 161![]() |
3965 | 653![]() |
Assiut | 128![]() |
1806 | 461![]() |
Ghirga | 15![]() |
1491 | 617![]() |
Kenneh mit Kosseir | 87![]() |
1285 | 310![]() |
Esneh | 404![]() |
657 | 281![]() |
636![]() |
5239 | 1![]() ![]() | |
Stadt Massaua | - | - | 2744 |
" Suakin | - | - | 4600 |
Eigentliches Ägypten: | 1![]() ![]() |
24![]() |
5![]() ![]() |
Hierzu kommen nun die Besitzungen außerhalb des eigentlichen der ägyptische Sudân mit Kordofan, Dar Fur und den Äquatorialprovinzen. Diese umfassen 1,965,560 qkm mit 10,800,000 Einw. und zwar:
QKilom. | Bewohner | |
---|---|---|
Kordofan | 108![]() |
278![]() |
Dar Fur | 451![]() |
4![]() ![]() |
Andre Länder des Sudân und Äquatorialprovinzen | 1![]() ![]() |
6![]() ![]() |
Somit berechnet sich das Areal Ägyptens auf 2,986,900 qkm (54,246 QM.) mit einer Bevölkerung von 16,300,000 Seelen. An der Spitze jeder Provinz steht der Mudir, ihm zur Seite ein Diwan höherer Beamten als Staatskollegium. Unter dem Mudir stehen die Kreisverwalter (Kâschif) und die Kantonverwalter (Nazir el kism), von denen die Ortsvorsteher oder Dorfschulzen (Schêch) ressortieren. Der Mudir verwaltet die Provinz in administrativer, finanzieller und politischer Beziehung und entscheidet auch in allen Rechtssachen, welche nicht in die Kompetenz des religiösen Gerichts, dem ein Kadi vorsteht, fallen. Eine der wichtigsten Obliegenheiten des Mudirs ist die Eintreibung der Steuern. Der Sitz aller Zentralbehörden sowie die gewöhnliche, nur periodisch mit Alexandria wechselnde Residenz des Chedive ist Kairo. Seit 1866 besitzt Ägypten, wiewohl nur nominell, eine Art von Volksvertretung in einer aus 75 Abgeordneten bestehenden Kammer (Madschliß el Nuab), zu welcher die Vertreter in den verschiedenen Distrikten je nach ¶