Religion der
Westen und im
Norden
[* 2] das heutige
Balch. Die Stadt Kophene (d. h.
Kabul) wurde von den unter König
Salmanassar (695-667)
bis an den
Indus vordringenden Assyrern gegründet. Kabulistan oder Nordafghanistan leistete diesen, dann den
Medern, dann
Kyros (548)
Tribut. Im 4. Jahrh. waren die von
Ariern bewohnten
Länder östlich von
Kandahar in zehn
Staaten
gespalten; im 1. Jahrh. vor bis 100
n. Chr. hatten hier die griechisch-indischen
Könige wie die Indoskythen ein gefürchtetes
Reich gebildet; in
Kandahar waren
Parther, d. h.
Völker vom iranischen
Stamm.
Der
Buddhismus war hier die herrschende
Religion. Die Afghanen, das jetzt herrschende
Volk, drangen von Südwesten
nach
Norden vor, vertrieben die
Arier und führten die jetzt noch existierende Stammesverfassung ein: das
Volk teilt sich in
Stämme mit einem
Chan als Oberhaupt, diese in
Geschlechter und diese in Unterabteilungen, mit Maliks,
Muschirs und Spinzeprah
(Weißbart) an der
Spitze. Der
Stamm wie die einzelnen Abteilungen heißen Uluß. Die Dirgha, die Gesamtheit
der Familienhäupter, gleichzeitig auch das
Gericht, steht über den
Chanen. In neuerer Zeit haben letztere sich aber häufig
unabhängig gemacht. Im J. 664 wurden
Belutschistan und das südliche
[* 3] von den Arabern erobert, 683
Kabul ihnen tributpflichtig.
Im J. 812 erfolgte die erste Auflehnung der arabisch-indischenStatthalter gegen die
Kalifen; es bildeten
sich dann, freilich nur auf kurze Zeit, selbständige
Reiche. Im J. 1001 stand ganz Afghanistan unter der Herrschaft von
Mahmud, aus
der 961 zu
Ghasni gegründeten Dynastie. Im J. 1140 zerfiel das
Reich der
Ghasnawiden.
Nur 270
Soldaten mit 2000 Mann
Train etc. kamen glücklich nach
Indien. Durch die Besetzung von
Kabul wurde die soldatische
Ehre wiederhergestellt, aber nach vierwöchentlichem Aufenthalt kehrten die
Engländer nachIndien zurück.
Dost Mohammed bestieg den
Thron in
Kabul wieder. Neben ihm war Kohandil
Chan zu
Kandahar der mächtigste
Fürst in er unterlag
jedoch im
Kampf mit
Dost Mohammed, welcher sich zum
Herrn von
Kandahar machte und 1862 auch
Herat, das sich unabhängig (1823)
gemacht hatte, sich unterwarf.
Nachdem er so alle Teile
Afghanistans auf dem rechten Indusufer wieder unter seine Botmäßigkeit gebracht
hatte, starb er in
Herat.
Schon 1855 war zwischen ihm und den Engländern ein
Vertrag zu stande gekommen »zu ewigem
Frieden mit
Dost Mohammed und seinen
Erben«; 1857 war derselbe erneuert. Dessenungeachtet zögerten die
Engländer mit der
Anerkennung des von
Dost Mohammed zum Nachfolger bestimmten
Schir AliChan. Die
Brüder desselben, Azim und
Afzul, lehnten sich infolgedessen gegen ihn auf, und nachdem beide
Kabul eingenommen und Schir Ali geschlagen hatten,
ließ sich Afzul 21. Mai als
Emir von Afghanistan ausrufen und erhielt die englische
Anerkennung.
Vertrag von 1857 durfte der diplomatische Vertreter Englands in Afghanistan nur indischer Abkunft sein); vermehrte Geldzuschüsse und
Absendung britischer Offiziere zur Organisation der afghanischen Armee wurden dagegen versprochen. Schir Ali ging darauf nicht
ein; nur mit Mühe wurde er bewogen, 1877 einen Gesandten nach Peschawar zu senden, mit welchem aber (da
er ohne Vollmachten) die Verhandlungen bald abgebrochen wurden. Gleichzeitig (Februar 1877) besetzten die EngländerQuetta.
Art. 5 lautete: »Für Kabul wird ein britischer Resident
ernannt mit der nötigen Eskorte und Vollmachten. Die Kuram-, Pischin- und Sibithäler treten unter indische Verwaltung. Den
britischen Behörden steht die Kontrolle der nach dem Kabulthal führenden Pässe sowie über die Grenzstämme
zu. 2,400,000 Mk. erhält der Emir als Jahresgehalt, sofern der Vertrag eingehalten wird.«
Am zog Major Cavagnari mit einer Eskorte von 89 Kombattanten als britischer Gesandter in Kabul ein; aber schon 3. Sept. erfolgte
ein Massenangriff auf das Gesandtschaftsgebäude und die Ermordung des Gesandten und seiner Begleitung.
Zur zwangsweisen Durchführung des Vertrags und Wiederherstellung der britischen Ehre erfolgte sofort ein erneuter Einmarsch
englischer Truppen unter dem GeneralRoberts. Der zweite afghanische Krieg 1879 begann. Kabul, 12. Okt. besetzt, mußte 10. Dez. wieder
geräumt werden, ward aber 27. Dez. aufs neue genommen; ebenso wurde Kandahar besetzt, der Hilmend von Girischk
aus überwacht und Ghasni genommen. JakubChan, der Mitschuld an der Ermordung Cavagnaris überwiesen, ward in die
Gefangenschaft nach Indien abgeführt.
Waffenruhe herrschte nunmehr im Kabulthal wie in Kandahar. In einer im April vom Oberkommandierenden nach Maidan berufenen Versammlung
der einflußreichsten Einwohner ward denselben bekannt gemacht, daß England nicht die Absicht habe, Afghanistan dauernd
besetzt zu halten, vielmehr einen vom Volk gewählten Emir anerkennen und dann seine Truppen zurückziehen würde. Schon früher
war Afghanistan englischerseits bekannt gegeben, daß die ProvinzKandahar abgetrennt und zu einem selbständigen Reiche gemacht werden
solle. Im April wurde es zur Thatsache: der bisherige Gouverneur von Kandahar, Schir Ali, ward zum Wali oder
Fürsten des neuen Reichs ernannt;
Die Afghanen, sehr mißgestimmt, verlangten
Wiederherstellung eines ungeteilten Afghanistan, besonders Mohammed Dschan in Ghasni mit seinem Anhang wie auch die nördlich des Kabulthals
seßhaften Stämme.
In diese Zeit fällt das Auftreten Abd ur Rahmâns, Sohn von Afzul, Enkel von Dost Mohammed. Nach der Niederlage
Azims, seines Onkels, bei Ghasni im Dezember 1868, floh Abd ur Rahmân zuerst nach Persien und dann nach Rußland, wo er als russischer
Staatspensionär mit 2500 Rub. Apanage in Samarkand lebte. Mitte Februar 1880 tauchte derselbe mit einer turkmenischen Streitmacht
in der afghanischen ProvinzBadachschan auf und wurde hier zum Herrscher von Afghanistan ausgerufen.
Anfang April erkannten ihn auch die Bergstämme am Südabhang des Hindukuschgebirges an. Auch die Anhänger JakubChans liehen
ihm Unterstützung. Infolgedessen entsandte die englische Regierung eine Gesandtschaft, um Abd ur Rahmân auch ihre Anerkennung
als Emir von Afghanistan unter gewissen Bedingungen anzubieten. Nach langen Verhandlungen kam es schließlich 22. Juli einer
Versammlung afghanischer Häuptlinge in Kabul zu der Proklamierung Abd ur Rahmâns zum Emir von Afghanistan. Abgesehen von dem englischerseits
eingesetzten WaliSchir Ali von Kandahar, existierte aber auch noch eine Nebenregierung in Herat.
Hier war 1879 Ejub Chan, Sohn des EmirsSchir Ali und Bruder des in Indien gefangen gehaltenen JakubChan, als
Gouverneur eingesetzt. Um nicht selbst infolge der in seinem eignen Heer ausgebrochenen Kämpfe zu Grunde zu gehen, sah er sich
genötigt, nach außen thätig zu werden. Die Proklamierung eines neuen Emirs von Afghanistan gab ihm Anlaß dazu,
indem er eigne Rechte auf den Thron geltend machte. Ende Juni 1880 war er mit seiner Streitmacht von Herat über Farah nach
dem Hilmend aufgebrochen. Gegenmaßregeln wurden von Kandahar aus getroffen. Hier stand GeneralPrimrose mit ca. 4000 Mann englischer
Truppen, auf den rückwärtigen Verbindungslinien befehligte General Phayre. Der WaliSchir Ali hatte eine
eigne Streitmacht organisiert. Letzterer rückte Ejub Chan entgegen; General Burrows wurde von
¶
Infolge der durch Ejub unterbrochenen Verbindung mit Tschaman und Quetta war auf Unterstützung von dorther nicht zu rechnen.
Man detachierte den GeneralRoberts von Kabul auf Kandahar. Am 7. Aug. brach er mit rund 10,000 Kombattanten
auf; 8000 Mann Lagertroß, 2000 Pferde,
[* 12] 750 Artilleriemaultiere und 1225 Transporttiere mußte er mit sich führen. Bei den
Terrain-, Bevölkerungs- und Ernährungsverhältnissen des Durchmarschgebiets war das Unternehmen äußerst schwierig, zumal
schon den gegebenen Versprechungen gemäß Kabul geräumt werden mußte.
Die Engländer traten auch
von hier aus ihren Rückzug an. Somit war der Emir thatsächlich Herr von Nord- und Südafghanistan, nur Herat und somit der Westen
war ihm noch nicht unterthan. Hier hatte Ejub trotz Geldverlegenheiten mit großer Energie seine Streitmacht neu organisiert
und war mit seinem wachsenden Ansehen wieder zu einer beständigen Drohung für Abd ur Rahmân, ja selbst für England geworden.
Hier herrschten über die für Südafghanistan einzuschlagende Politik die verschiedenartigsten Ansichten; die Räumungspolitik
Gladstones hatte indes die Oberhand behalten,
nur am Kodschakpaß war die englische Nachhut stehen geblieben.
Erst jetzt sah sich Abd ur Rahmân, dessen Sache man selbst in England schon für verloren ansah, veranlaßt,
auch seinerseits Gegenmaßregeln zu treffen. Am 1. Sept. traf er mit Verstärkungen bei Kelat i Ghilzai ein, während Ejub bis
dahin in und bei Kandahar stehen geblieben war. Jetzt bezog er unmittelbar östlich davon eine Stellung.
Abd ur Rahmân konnte sich nicht zum Angriff entschließen. Ejub, für seine Rückzugslinie nach Herat besorgt, gab jene Stellung
auf und nahm eine andre südwestlich der Stadt.
Ejub Chan, durch dies Mißgeschick vom gefeiertsten Prätendenten zu einem anhangslosen Rebellen geworden, flüchtete, jeder
Hilfsmittel beraubt, auf persisches Gebiet. Auch in Herat wurde jetzt Abd ur Rahmân als Emir proklamiert:
er wurde Herr des ungeteilten Afghanistan England, das 17½ Mill. Pfd. Sterl. in der dreijährigen Feldzugsperiode geopfert hatte,
konnte nunmehr seine Truppen auch aus Tschaman, wo sie bis dahin noch Wache gehalten hatten, durch den Kodschakpaß und das
Pischinthal nach Indien zurückziehen. Quetta ist die Kandahar zunächst liegende englische Garnisonstadt.
Die augenblickliche Lage (1884) läßt sich dahin zusammenfassen: Abd ur Rahmân hat sich als Beherrscher Afghanistans zu erhalten
gewußt, wenn auch um den Gouverneurposten in Herat wiederholte Streitigkeiten ausgebrochen sein sollen. Die politische Situation
des Emirs ist eine äußerst schwierige in Rücksicht auf das gegenseitige VerhältnisEnglands und Rußlands
in Innerasien. Es ist daran zu zweifeln, ob er im stande sein wird, das strategische Dreieck
[* 14] Kabul-Herat-Kandahar als neutrale
Zone zwischen den Machtsphären jener beiden Reiche intakt zu erhalten. Gelingt ihm oder seinem Nachfolger dies nicht, so wird
Afghanistan ein Territorium sein, auf welchem sich zeigen muß, ob Rußland oder England die Fäden der asiatischen
Politik geschickter zu spinnen weiß. Der Afghane fügt sich nur der Macht. Rußland ist darüber vollständig im klaren.
Es wird an seinen Zielen festhalten. Von der PolitikEnglands wird es abhängen, ob Rußland auch hier sein Ziel, wie in Zentralasien
überall, erreichen wird.
Vgl. Stein, in seiner gegenwärtigen Gestalt (in »Petermanns Mitteilungen«, 1878-79);
¶
Bernhard, Bildhauer, geb. zu Nürnberg
[* 18] als Sohn eines Webers, erlernte das Handwerk eines Klempners,
ging dann auf die Wanderschaft und bildete, zurückgekehrt, sein angebornes künstlerisches Talent durch
das Studium altdeutscher Bildwerke seiner Vaterstadt aus. Er wurde sodann Silberarbeiter und begab sich nach 1840 auf die
Einladung Rauchs in dessen Atelier nach Berlin,
[* 19] wo er die Antike kennen lernte. Im J. 1846 gründete er ein eignes Atelier, in
welchem ihn zunächst Büsten und Porträtmedaillons beschäftigten.
In der allmählichen Entwickelung seines Stils wußte er die Innerlichkeit der germanischen Bildnerkunst mit klassischer Formenschönheit
zu verschmelzen. Deswegen war er besonders hervorragend in Werken religiösen Inhalts, von denen sich vorzügliche zu Mohrin
in der Neumark und zu Neiße
[* 20] befinden, und in Grabdenkmälern. Sein Arndtdenkmal in Bonn
[* 21] und sein Universitätsdenkmal
in Greifswald
[* 22] (die Vertreter der vier Fakultäten) beweisen, daß er auch den monumentalen Stil beherrschte. Die Zahl seiner
plastischen Porträte
[* 23] beläuft sich auf etwa 200. Er starb in Berlin.
(span.), in Spanien
[* 27] Bezeichnung aller derjenigen, welche die von JosephBonaparte, dem von Napoleon I. nach
dem Verzicht der Bourbonen ernannten König, 1808 proklamierte Verfassung beschworen, daher auch Josefinos
genannt; dann überhaupt aller, welche während der Invasion der Franzosen aus Furcht und Gewinnsucht oder in Hoffnung auf eine
durchgreifende Reform des Staats diesen anhingen. Die Zahl und Macht der Partei war Anfang 1809 am größten. Nach dem Sturz
der Fremdherrschaft wanderten die Afrancesados großenteils, etwa 10,000 Köpfe stark, nach Frankreich aus. Von Ferdinand
VII. durch Verordnung vom ihrer Würden, Ämter und Güter verlustig erklärt, erhielten sie erst nach Herstellung
der Cortesverfassung durch Dekret vom die Erlaubnis zur Rückkehr und durch Beschluß der Cortes vom 21. Sept. auch ihre
Güter zurück.
Lucius, Hauptmeister des röm. Nationallustspiels (der fabula togata), blühte um 95 v. Chr. In seinen Darstellungen
aus dem italischen Volksleben nahm er sich mit Erfolg den Menander zum Vorbild. Er zeichnete sich durch Witz, Lebendigkeit
und reine Sprache
[* 28] aus;
SextusJulius, der Begründer der christlichen Chronographie, aus Emmaus in Palästina,
[* 29] nach andern aus Libyen
stammend, lebte in der ersten Hälfte des 3. Jahrh. unter den KaisernHeliogabalus und AlexanderSeverus,
Verfasser eines wichtigen Werks, »Chronologien« genannt, welches von Erschaffung der Welt bis 221 n. Chr. reichte, und einiger
andrer kleinerer Schriften, die aber ebenso wie sein Hauptwerk verloren sind. Von letzterm sind jedoch zahlreiche Bruchstücke
und Auszüge bei spätern chronologischen Schriftstellern enthalten, die vorzugsweise aus ihm geschöpft haben.
[* 30] (hierzu drei Karten: Fluß- und Gebirgssysteme, Staatenkarte und Karte der Forschungsreisen), der fast insulare
südwestliche Teil der Alten Welt (bei den Alten Libyen und Äthiopien), der lange dem Europäer verschlossen
gewesen, indem sich Natur und Mensch vereinigten, ihm den Eingang in das Innere, seit den Zeiten des Altertums ein Land derRätsel
und Wunder, zu verwehren. Hafenarmut, verderbliches Klima
[* 31] an den Küsten, eine in Sprache und Sitten fremde Bevölkerung,
[* 32] im S.
verwildert durch Jahrhunderte alten Sklavenhandel, im N. fanatisiert durch einen noch ältern Glaubenskrieg
gegen die christliche Welt des südlichen Europa,
[* 33] waren Hindernisse, die nur durch das Zusammenwirken dreier der kräftigsten
Hebel,
[* 34] welche menschliche Thatkraft zu verstärken im stande sind: des kaufmännischen Egoismus, des wissenschaftlichen Ehrgeizes
und der religiösen Hingebung, zuletzt überwunden werden konnten, und ihnen verdanken wir unsre gegenwärtige,
immerhin noch unvollkommene Kenntnis Afrikas.
Br.) im N. bis zum KapAgulhas oder Nadelkap (34° 49' südl. Br.) im S. besitzt es eine Länge von 8015 km (1080 Meilen), vom
Kap Verde (0° 7' östl. L.) im W. bis zum KapGardafui (68° 54' östl. L.) eine Breite
[* 54] von 7790 km (1050 Meilen). Gegen ⅔
des Ganzen liegen auf der nördlichen, ⅓ auf der südlichen Halbkugel. Seine Größe beträgt 29,826,922 qkm (541,623 QM.).
Afrika behauptet unter den Erdteilen die dritte Stelle sowohl durch seine Größe (nach Asien und Amerika) als seine Volkszahl (nach
Asien und Europa); vgl. die tabellarische Übersicht S. 168.
Jene tiefen Golfe sind dabei hafenarm und ungesund, nur in den westlichen münden schiffbare Ströme; daher
hat diese ganze Küstengestaltung wesentlichen Anteil an der Verschlossenheit des Innern. Auch die Inseln stellen keine Bereicherung
des Kontinents dar; sie sind, mit Ausnahme der einer wüsten Küste gegenüberliegenden Kanarischen Inseln und der Inseln in der
Guineabai, zu weit von den Küsten entfernt, und die größte unter ihnen, das durch die Straße von Mosambik
davon getrennte Madagaskar, wird in Wahrheit durch den Äquatorialstrom des IndischenOzeans (s. Meer) noch weiter davon entfernt,
als die Breite jener Straße (an 300 km) beträgt.
Auch die vertikale GliederungAfrikas weist, ähnlich der horizontalen, eine große Einförmigkeit auf.
Große Gebirgssysteme und ausgedehnte Tieflandschaften gibt es nicht, und ebenso ist der Wechsel zwischen Hoch- und Tiefland,
wie er in Asien, Europa und Amerika sich findet, nicht anzutreffen. Afrika ist ein ungeheures Hochplateau, das wieder aus mehreren
kleinen Plateaus besteht. Diese bilden zwei Erhebungsstufen, eine nördliche und eine südliche. Die letztere
weist entschieden die höchsten und ausgedehntesten Massenerhebungen auf, so daß man mit Recht von einem südlichen Hochland
(Hochafrika) zu sprechen gewohnt ist.
Als Grenzlinie zwischen den beiden Plateaustufen kann der Lauf desBinuë und Schari, soweit der letztere uns bekannt ist, angenommen
werden, als deren östliche Fortsetzung der Nil bis zum Einfluß des Atbara gelten kann. Das Verhältnis der Erhebungen der beiden
Plateaustufen zu einander ist wie 2:5. Die höchsten Erhebungen finden sich im O. des Kontinents, und man kann den nördlichen
Teil Afrikas sehr wohl mit einer schiefen Ebene vergleichen. Eine charakteristische Eigentümlichkeit der
Gebirgsrichtung Afrikas sind Randgebirge, welche parallel mit den Küsten streichen und sich über die mittlere Höhe des zentralen
Plateaus erheben.
Ganz besonders ist dies bei der südlichen Plateaustufe an deren West- und Ostrand zu merken, dann aber auch bei der nördlichen
in Oberguinea,
[* 56] den Senegalländern, in Marokko und Algerien, ferner am RotenMeer und am Nordrand des Somallands.
Zwischen diesen
Randgebirgen ist das ganze Areal des Kontinents mit einer zusammenhängenden Hochlandsmasse angefüllt, und
dadurch unterscheidet sich Afrika eben von den übrigen Erdteilen in seiner Natur als orographisches Individuum.
Die mittlere HöheAfrikas soll 662 m, dagegen die von Europa nur 300 m betragen. Eigentliche größere
Tieflandschaften gibt es in Afrika nicht, wohl aber lassen sich in der Erstreckung des Kontinents von N. nach S. auf den beiden
Plateaustufen einige Erhebungslücken unterscheiden: auf dem nördlichen großen Plateau zunächst das Becken des Tsadsees
(244 m), das von keinem großen Umfang ist, auf dem südlichen das Becken des mittlern Congo (460 m), den
ganzen mächtigen Bogen
[* 57] des Stroms füllend, dann jenes des Ngamisees (930 m). Die mittlere Höhe der Landschaften um den Tsad
wird auf ca. 630 m, jene der Grenzgebiete des Congo auf 1200 m und die des Ngami auf 1100-1200 m angegeben.
Wie Asien, hat auch Afrika die merkwürdige Erscheinung der Depressionen (Bodensenkungen unter den Meeresspiegel). Die wichtigsten
sind: die der algerischen Schotts (19 m), die am nördlichen Rande der Libyschen Wüste: Bir Resam (10 m) und Siwah (29 m), und
jene in der Umgebung der Seen Abhabad und Asal am Ostrand von Abessinien (61 m unter Meer). Außerdem gibt
es am Meeressaum Tieflandschaften von ganz geringer Breite, als deren bedeutendste zu nennen sind: die zwischen der Mündung
des Senegal und Draa, ferner jene im S. der GroßenSyrte, die bis zum Nildelta sich erstreckt und dieses noch
in sich vereinigt, endlich jene am Nigerdelta und an der nördlichen Suaheliküste.
Wollte man daher ein ProfilAfrikas konstruieren, so würde man sowohl in der Richtung von N. nach S. als auch von W. nach O.
ein Ansteigen des Hochlands in je fünf Erhebungsstufen zu verzeichnen haben. Man kann annehmen, daß
das MassivAfrikas in einer sehr frühen geologischen Periode durch kosmische Kräfte aus dem Weltmeer gehoben worden sei. Gegenwärtig
sind Hebungserscheinungen der Uferränder beobachtet worden an der Nordwestküste zwischen dem Kap Ghir und der Straße von
Gibraltar, an der tunesischen Küste, im Golf von Suez, zwischen Suakin und Massaua,
[* 58] dann zwischen dem Tana
und Sambesi. Senkungserscheinungen verzeichnet man dagegen an der GroßenSyrte und an den Nilmündungen. Im Innern des Kontinents
hat man eine Hebung
[* 59] des Ostufers des Tsadsees beobachtet und wird aus der Hebung des Spiegels des Tanganjika auf eine Senkung
seiner Uferränder schließen dürfen.
Bei Betrachtung der orographischen Verhältnisse fassen wir zunächst das Atlassystem, dann die Plateauzonen
der Sahara und des Sudân, endlich die des zentralen, südafrikanischen und abessinischen Hochlandes ins Auge.
[* 60]
Was man unter dem Atlas
[* 61] (s. d.) gemeinhin begreift, ist keine einheitliche, ohne Unterbrechung fortlaufende Bergkette, sondern
ein System von Bergketten, Hochplateaus und isolierten Bergmassiven, das sich vom KapNun bis zum KapBon
erstreckt. Die Hauptkette, der marokkanische Atlas, erhebt sich mit dem Kap Ghir aus dem Atlantischen Ozean und zieht sich 30 km
breit, von vielen Nebenketten begleitet, bis zum Dschebel Aiaschin, wo sie in ein 80-150 km breites Hochplateau übergeht,
das gegen NO. streicht. Der Nordabfall desselben ist das algerische, mit Salzsümpfen (Schotts) bedeckte
Steppenplateau, das sich in dem als »Tell« bekannten fruchtbaren Land zum Mittelmeer¶
mehr
herabsenkt, während der Südabhang teils in steilen, stufenförmigen Absätzen, teils in langgestreckten, unwirtlichen Abhängen
in die Sahara übergeht. Die mittlere Kammhöhe der Hauptkette des Atlas beträgt 1200-1500 m. Einzelne Erhebungen derselben
steigen bis zu 3900 m an. Von Pässen ist der von Bidauan, welchen die Karawanen von Marokko nach den Nigerländern
benutzen, dann der Paß
[* 63] Tisint el Rint (2589 m), den Rohlfs beging, erwähnenswert. In einer Höhe von 2600-3500 m finden sich
noch Pässe, welche erstiegen werden müssen, wenn man nach der OaseTafilet gelangen will.
Gegen SO. vom Dschebel Aiaschin streicht ein Gebirgszug, der eine im S. des Hauptkamms mit diesem parallel
streichende Nebenkette, den Antiatlas, mit dem eigentlichen Atlas verbindet. Keiner der Gipfel des Atlas reicht bis zur Schneegrenze
hinauf, und schon im Mai erscheinen die höchsten Spitzen schneefrei. Die östliche Fortsetzung des Atlas vom Dschebel Aiaschin
ist ein von 170 km Breite im W. zu 80 km im O. abfallendes Hochplateau, aus dessen Südrand die Massive
des DschebelAmur und des DschebelAurês hervorragen, das aber keinen scharf begrenzten Nordrand hat.
Auf diesem Plateau, dessen mittlere Seehöhe im westlichen Teil 1100, im mittlern 900, im östlichen 780 m beträgt, finden
sich die Schotts (s. d.), deren Region sich bis in die Nähe des Golfs von Gabis zieht. Die Plateaustufe
der Sahara (s. d.) zeigt keineswegs eine kontinuierliche Sanddünenregion, sondern
sie hat ein mannigfach gegliedertes Bodenrelief. Das Plateau durchziehen isolierte Bergzüge, gewaltige Höhenmassive, und
dessen Oberfläche besteht teils aus Sanddünen und Sandflächen, teils aus Gebirgs- und Felsmassen, Steppen, Weiden, kleinern
Flächen von Felsblöcken (Charaschaflandschaften), steinichten, wasserlosen Hochflächen (Hamadas und Sserirs), endlich aus
Oasen und Kulturland.
Ungefähr in der Mitte der Sahara befinden sich drei mächtige Erhebungssysteme: das Bergland der Tuareg (Ahaggar oder Hogarland),
das Alpenland Air oder Asben und Tibesti oder Tu. Der Charakter der Sahara im W. des Tuareglands bis an den
Ozean, Senegal und Niger ist der einer Hamada, welche durch Dünenregionen geteilt ist. In der Mitte der Fläche ist eine Einsenkung,
aus einem steinsalzreichen Dünenkomplex bestehend (El Dschuf), mit einer Seehöhe von 100 m. Beinahe am Westrand der Hamada
findet sich das Bergland von Adrar, das aus mehreren Reihen von S. nach N. streichender, durch breite,
dünenerfüllte Thäler voneinander getrennter Höhenzüge besteht, und jenes von Taganet.
Die Höhe der Sanddünen übersteigt selten 100-150 m, erreicht aber in der Aregregion eine Höhe von 200-220 m bei einem Umfang
von 4-6 km an der Basis. Die Gebirgsmassen der Sahara treten im HochlandAhaggar, welches eine ausgedehnte
ellipsoide Hochfläche darstellt, deren Gipfel vulkanischer Natur sein sollen, dann im Bergland Air oder Asben, das aus fünf
größern Berggruppen von 100 km Breite und 1800 m höchster absoluter Höhe besteht und von wildem landschaftlichen Charakter
ist, ferner im Bergland Tibesti, dessen Mittelpunkt, das Tarsogebirge, bei 2041 m kulminiert, klar zu Tage.
Nordwestlich von dem Depressionsgebiet steigt das Wüstenland wieder zu dem Plateau von Barka an (400-600
m). Der südöstliche Teil der Libyschen Wüste bildet eine gleichmäßig ausgebreitete, steinichte Hochebene, in welche mehrere
Oasen eingesenkt sind. Die meisten Hamadas und Sserirs der Sahara bestehen aus Thon, der manchmal fast zu Stein erhärtet ist
und eine rötliche Farbe hat. Die Farbe des Dünensandes ist gelblichbraun. Die ungeheuern Sandflächen
der Libyschen Wüste gleichen einem mit berghohen Wogen erfüllten Ozean. Das Kulturland findet sich nur in den zahlreichen
Oasen (s. d.), welche sich allüberall in der Sahara bilden, wo genügend Wasser vorhanden ist.
Im S. des Saharagebiets dehnt sich, vom RotenMeer beginnend, bis an den Atlantischen Ozean in einer Länge
von 4600 km Länge die Plateauzone des Sudân aus. Das Land südlich von der Sahara steigt, soweit es der Kenntnis erschlossen
ist, fortwährend an, und auch von Senegambien aus ist eine Steigung des Bodens gegen O. zu bemerken. Durch
die Senke des Tsadsees ist der Sudân in zwei Hälften geteilt. Er repräsentiert eine Hochfläche, auf der im östlichen
Teil das Hochlandsmassiv des Dschebel Marra, das Hauptgebirge DârFûrs (ca. 1500 m), im westlichen Teil das isolierte Massiv
des Mendif (1900 m) und ferner am Westrand das Bergland des noch unerforschten Kong (1300 m) aufgebaut
sind. Der Abfall derselben gegen die Fläche des Hochplateaus ist meist ein terrassenförmiger. Die Breite der drei Massive ist
keine große. Im O. ist der Sudân eine grasreiche Ebene, im zentralen Teil und im W. eine sehr fruchtbare Landschaft und Wohnplatz
der eigentlichen Neger.
Südlich der Einsenkung des Binuë- und Scharithals dehnt sich bis an die Südspitze Afrikas die gewaltige
südafrikanische Plateaustufe aus. Eine natürliche Teilung erfährt dieselbe durch die Wasserscheide zwischen dem Sambesi und
Congo in eine nördliche und eine südliche Hälfte. Die erstere faßt man unter der Bezeichnung des zentralafrikanischen,
letztere unter dem Namen des südafrikanischen Hochlands zusammen. Die höchsten Erhebungen des erstern
sind an den großen Seen zu suchen (Gambaragara 4250 m, Ufumbiro 3658 m). Vom W. steigt in dem mit undurchdringlicher Waldvegetation
bedeckten Congobecken das Terrain stetig gegen O. an und ist im N. vom Nyassasee zwischen dem Äquator und dem
10.° südl. Br. durchschnittlich ca. 1500-2000 m hoch.
Der Westrand des Plateaus wird von der Mündung des Quanza bis zum Golf von Benin durch mit der Küste parallel streichende Höhenzüge,
die Serras (bis 1800 m hoch), gebildet. Im äußersten Nordwesten erhebt sich am Rande des Ozeans der isolierte vulkanische
Gebirgsstock Camerun
[* 65] (bis 4000 m). Im S. der LandschaftAdamáua wurde von den Reisenden gleichfalls ein
hohes Massiv erblickt, das indessen noch nicht erforscht werden konnte. Am Südrand dieses Plateaus finden sich gleichfalls
hohe Berge (Babisagebirge 2000 m, südlich vom Bangweolo; Milandsche, Zombaberg 2500 m, am Schirwasee; die Munboyaberge, über 2500 m,
am Tanganjika). Am Ostrand des zentralafrikanischen Plateaus gruppieren sich die isolierten Massen des Kilima¶