einer der vier Hauptstämme des hellenischen
Volks, welcher seinen Ursprung von
Achäos, einem Sohn des
Xuthos
und Enkel des
Hellen, ableitete. Sie waren den
Äoliern nahe verwandt und an verschiedenen
Stellen der griechischen
Küste ansässig,
und zwar erscheinen sie als die herrschenden
Geschlechter, aus denen
Fürsten und
Helden hervorgehen, und
die zuerst
Staaten gründen.
So inPhthiotis, wo
Peleus und
Achilleus herrschten, und von wo sie sich zuerst in
Argolis und sodann
über einen großen Teil des
Peloponnes ausbreiteten, mit Ausnahme
Arkadiens, wo die
Pelasger sich behaupteten, und Ägialeias,
wo
Ionier saßen. Da in der Heroenzeit das achäische Königshaus der
Atriden in ganz
Griechenland
[* 2] von vorwiegendem
Einfluß war, so wird bei
Homer der
Name Achäer, wie der der
Argeier und
Danaer, auch zur Bezeichnung der Griechen insgesamt gebraucht.
Nur in
Arkadien behaupteten die Achäer ihre Unabhängigkeit und nahmen von hier aus den
Ioniern das nördliche
Küstenland (Ägialeia)
ab, das seitdem
Achaia (s. d.) genannt wurde. Herodot Wählte zwölf achäische
Städte auf, die zusammen einen
Staatenbund
bildeten und am Heiligtum des
Poseidon
[* 3] bei
Helike gemeinsame
Feste feierten. Sie standen anfangs unter der
Herrschaft von
Königen, des
Orestes Nachkommen, deren letzter
Ogyges war. Auf das
Königtum folgte eine gemäßigte
Demokratie.
Durch die Abgeschlossenheit ihres
Landes begünstigt, blieben die Achäer bis zum 4. Jahrh.
v. Chr. den Verwickelungen des übrigen
Griechenland fern und beteiligten sich auch weder am
Persischen noch am Peloponnesischen
Krieg. Im Thebanischen
Krieg standen sie zuerst auf seiten der Spartaner, schlossen jedoch dann mit den Thebanern einen Separatfrieden und wurden
von den beiden streitenden
Parteien nach der
Schlacht bei
Leuktra zu
Schiedsrichtern gewählt. Das Versinken
Buras und
Helikes
ins
Meer durch einErdbeben
[* 4] (373) trug dazu bei, das lockere Bundesverhältnis der Achäer vollends zu lösen.
Bei
Chäroneia (338) kämpften sie auch zum letztenmal mit für
GriechenlandsFreiheit. Die makedonische Herrschaft wurde von
dem achäischen
Volk, das hinsichtlich seiner geistigen
Entwickelung andern griechischen
Stämmen nachstand, aber von ursprünglicher
und kraftvoller Art war, besonders hart empfunden. Die Achäer benutzten deshalb die Thronstreitigkeiten
und andre Verwirrungen in
Makedonien zur Vertreibung der
Besatzungen und zur Erneuerung des alten AchäischenBundes (280).
Größere Bedeutung erhielt dieser
Bund aber erst 251, als
Aratos, der seine Vaterstadt
Sikyon von der Herrschaft des
Tyrannen
Nikokles befreit und dem
Bund zugeführt hatte, zum
Bundesfeldherrn
(Strategen) gewählt wurde. Es gelang
ihm, den
Bund nach außen hin mächtig auszudehnen und ihm zugleich eine vortreffliche
Verfassung zu geben.
An der
Spitze standen ein
Strateg, ein
Hipparch, ein Hypostrateg und zehn
Demiurgen
(Archonten), welche die regelmäßigen
Bundesversammlungen
in
Ägion zusammenberiefen und die zu fassenden Beschlüsse vorbereiteten. Der
Bund schien
Griechenland neu beleben und verjüngen
zu können, und es herrschte große
Begeisterung für das neue freie Gemeinwesen, die aber nicht lange
nachhielt. Den ganzen
Peloponnes für den
Bund zu gewinnen, scheiterte an
Spartas und
Elis' Weigerung, und eifersüchtig betrachteten
die Ätolier die Fortschritte der Achäer. Als diese sich mit den Spartanern zu gemeinsamem
Kampf gegen den Achäischen
Bund erhoben
und die Achäer mehrere
Niederlagen erlitten, rief
Aratos den makedonischen König
Antigonos Doson zu
Hilfe und
gestattete ihm die Besetzung
Korinths, des
Schlüssels zum
Peloponnes.
Die
Schlacht bei
Sellasia (221) entschied zwar für die Achäer, und
Sparta sank in
Ohnmacht; aber auch der Achäische
Bund selbst
hatte seine nationale Bedeutung verloren. Bereits 220 riefen die von neuem die Makedonier gegen die Ätolier
zu
Hilfe und veranlaßten dadurch den sogen.
Bundesgenossenkrieg (220-217). Im ersten
KriegPhilipps V. von
Makedonien mit
Rom
211-205. blieben die den
Makedonien treu, 198 aber, im zweiten römisch-makedonischen
Krieg, traten sie zu den
Römern über
und erhielten dafür die Erlaubnis,
Korinth und die andern bisher von den Makedoniern besetzten
Städte
des
Peloponnes wieder in ihren
Bund aufzunehmen, wodurch derselbe zwar an
Ausdehnung,
[* 7] aber nicht an
Kraft
[* 8] gewann.
Streitigkeiten der Bundesstädte untereinander und der politischen
Parteien in den einzelnen
Städten und auf den
Tagsatzungen,
daneben die erbittertsten
Kämpfe mit den Ätoliern sowie mit
Nabis und Machanidas, den
Tyrannen von
Sparta,
rieben seine
Kräfte auf. Einzelne tüchtige
Männer, wie namentlich
Philopömen, suchten zwar diesem
Verfall zu steuern, doch
ohne dauernden Erfolg. Während des dritten römisch-makedonischen
Kriegs 171-168 blieben die Achäer neutral, gerieten aber gerade
dadurch in völlige Abhängigkeit von den Siegern, welche im J. 167 1000 der edelsten Achäer wegen
makedonischer
Gesinnung nach
Rom
[* 9] zur Verantwortung forderten
und sie in
Italien
[* 10] als Gefangene zurückhielten.
kleinste
Landschaft des alten
Peloponnes, auf der
Nordküste
gelegen, südlich von
Arkadien, südwestlich von
Elis begrenzt. Das Ländchen hat nur im W. eine größere Strandebene (das
Gebiet der Stadt
Dyme), im übrigen ist es ganz von
Gebirgen erfüllt u. zwar teils von den nördlichen
Vorbergen
¶
mehr
des nordarkadischen Randgebirges, teils vom Panachaikon (Voidia), das sich etwa in der Mitte des Landes 1927 m hoch erhebt
und seine Abhänge fächerförmig gegen N. bis ans Meer ausbreitet. Von den Gebirgsabhängen stürzen zahlreiche, aber meist
nur zur RegenzeitWasser führende Bäche herunter, die ihre Geschiebe an den veränderlichen Ufern ablagern
und an der Mündung meist kleine Deltas bilden. Die bedeutendsten dieser Gießbäche sind der Selinus (jetzt Fluß von Vostitsa),
Pieros (Kamenitza), Erasinos (Fluß von Kalavryta), Krathis (Akrata) u. a. Die Gebirge waren im Altertum zum größten Teil mit
dichten (jetzt sehr gelichteten) Wäldern versehen und reich an Wild aller Art, die untern Abhänge und
der schmale Küstensaum mit Fruchtfeldern und Weingärten bedeckt, an deren Stelle jetzt längs der Küste meist Korinthenpflanzungen
getreten sind.
Die ursprüngliche Bevölkerung
[* 14] bestand aus Ioniern, die aber später den von O. her eindringenden Achäern weichen mußten.
Die von den erstern gegründeten zwölf Städte: Dyme, Olenos, Pharä, Paträ, Rhypes, Ägion (mit dem Bundesheiligtum
des Zeus),
[* 15] Helike (an Stelle der beiden letztern später Leontion und Kerynia), Bura, Ägä, Hyperasia, Pellene und Tritaia lagen
meist an der Küste und bildeten eine Eidgenossenschaft kleiner Gemeinwesen, welche im letzten Jahrhundert der Geschichte Griechenlands
zu großer Bedeutung gelangte (s. Achäer).
Zur Zeit der Römer begriff man unter Acháia im weitern Sinn das ganze Griechenland mit Ausschluß Thessaliens.
Im heutigen KönigreichGriechenland bildet Acháia mit dem größten Teil der LandschaftElis einen Nomos, welcher 5253 qkm (95,4
QM., nach Strelbitskys Berechnung nur 5075 qkm = 92,2 QM.)
mit (1879) 181,632 Einw. umfaßt und in vier
Eparchien zerfällt. Hauptstadt desselben ist Patras, wo sich auch der Seehandel konzentriert; im übrigen enthält Acháia jetzt
nur unbedeutende Orte, wie Vostitsa, Kalavryta, Pyrgos u. a.
Teke-Oase, ein Kreis
[* 17] des 1883 gebildeten Transkaspischen Gebiets, das dem russischen Statthalter des Kaukasus untersteht.
Kreisstadt ist Aschabad. Die Oase beginnt bei Kisil Arwat und zieht sich als ein etwa 250 km langer, schmaler
Landstrich längs des Kopet Dagh über Bami, Gök-Tepe, Aschabad bis nach Serachs hin. Ist schon die Strecke von Kisil Arwat bis
Bami fruchtbar, so übertrifft dieselbe doch noch jene von Bami bis zum Tedschend, die als ein blühender
Garten
[* 18] erscheint, dessen Boden zweimal im Jahre reiche Ernten gibt.
Diese Fruchtbarkeit hängt wesentlich mit der hier in reichlichem Maß bewirkten Bewässerung zusammen. Eine Menge von Bächen
entströmen dem Kopet Dagh und werden von den Tekinzen in unzählige Kanäle geleitet, welche in diesem vortrefflichen Boden
überall ein üppiges Leben erwecken. Die Thäler des Tschandyr und Sumbar, Nebenflüsse des Atrek, sind
nicht minder fruchtbar. Die Bewohner dieser Oase sind die Teke (Tekinzen), einer der vielen Stämme der Turkmenen; ihre Zahl
beträgt etwa 4000 Kibitken.
Wegen der von ihnen unausgesetzt vollführten Räubereien schon lange eine Geißel für die benachbarten Völkerschaften, unternahmen
sie schließlich selbst in die russischen Gebiete ihre Raubzüge, so
daß die Unterwerfung derselben
für das Ansehen der Russen in Mittelasien endlich eine Notwendigkeit wurde. Nach mehreren erfolglosen Zügen gegen sie 1874,
1876, 1878 rüstete die russische Regierung 1879 eine neue und größere Expedition aus, welche den PostenTschikischlar an der
Mündung des Atrek zu ihrem Ausgangspunkt nahm.
Das Expeditionsdetachement bestand aus kaukasischen Truppen; das Kommando führte GeneralLazarew. Nach Abzug der Etappentruppen
blieben 7 BatailloneInfanterie, 2 Eskadrons, 6 Kosakensotnien und 13. Geschütze
[* 19] zum Vormarsch disponibel, welcher 6. Juni mit
der Avantgarde, 30. Juli mit dem Gros angetreten wurde. Infolge der Hitze (oft 46° R.) und des meist salzhaltigen
Wassers waren die Märsche äußerst beschwerlich; namentlich war das Überschreiten des 950 m hohen Kopet Dagh mit außerordentlichen
Schwierigkeiten verknüpft. Da Lazarew inzwischen (13. Aug.) starb, übernahm sein Adjoint Lomakin das Kommando und rückte 20. Aug. nach
Bendessen, dem ersten Teke-Aul, wo er sich mit der Avantgarde vereinigte. Über Bami, Beurma, Durun erreichte
man 27. Aug. Jarodscha. Die Teke hatten das befestigte Gök-Tepe zu ihrem Zufluchtsort ausersehen; hier wollten sie Widerstand
leisten. Am 28. Aug. rückten die Russen gegen diesen Ort vor, und noch an demselben Tag erfolgte der Angriff. Der
Widerstand war aber ein so heftiger, daß ein unternommener Sturm auf die Tekefeste vollständig abgeschlagen wurde und die
Russen sich zum Rückzug nach Tschikischlar entschließen mußten. Die Expedition 1879 war somit ebenfalls ohne Erfolg. Im folgenden
Jahr (1880) wurde eine neue Expedition unternommen, deren Leitung GeneralSkobelew übernahm.
Man ging jetzt nicht bloß von Tschikischlar, sondern auch von dem Michaelbusen des KaspischenMeers gegen
die Achal Teke-Oase vor. Schon6. Juli rekognoszierte Skobelew selbst Gök-Tepe, wo auch diesmal wieder die Entscheidung fallen sollte. Bami
wurde zu einem befestigten Etappenpunkt gemacht, und von hier aus begannen die Operationen im November. Vorwärts Bami
sich Stützpunkte zu verschaffen, war nunmehr die erste Sorge: so wurden 27. Nov. Karys und Kelat, 30 km vor Gök-Tepe, den sich
hartnäckig verteidigenden Tekinzen genommen, 30. Nov. Jegnan-Batyrkul, 11 km vor Gök-Tepe, und letzteres als Samurskische Befestigung
zum Ausgangspunkt für die Operationen gegen die Tekefeste bestimmt.
(Hachamanis), ein pers. Fürst der Pasargaden, welcher zur Zeit des Phraortes die persischen Stämme zu Einem
Reich unter medischer Oberhoheit vereinigte, dessen Nachkommen, die Achämemiden, mit Kyros die Herrschaft
in Iran erlangten und bis 330 v. Chr. regierten. Vgl. Persien.
[* 29]
System des Valentinus (s. d.) der Name der durch den Abfall des jüngsten Äons, der Sophia oder
(göttlichen) Weisheit, und durch dessen Verstoßung in das Reich der Materie entstandenen irdischen Weisheit, welche als solche
den Stoff durchdringt und beseelt, Mutter des Weltbildners (Demiurgos) und nach langer, banger, romanhaft
geschilderter Wanderung infolge der Erlösung durch Christus wieder zu Gnaden aufgenommen und in die göttliche Fülle des Äonenreichs
zurückgeführt wird.
Nach mancherlei Unglücksfällen wandte er sich 1799 an FriedrichWilhelm III. um ein Privilegium für die Fabrikation des Rübenzuckers
und um andre Begünstigungen. Sein Gesuch wurde zwar abgelehnt, dagegen veranlaßte die RegierungVersuche
in Berlin, und als diese ein günstiges Resultat lieferten, gewährte der König Achard ein Darlehen von 50,000 Thlr. zum Ankauf
des Guts Kunern in Schlesien,
[* 31] auf welchem 1801 die erste Runkelrübenzuckerfabrik erbaut wurde. Leider wurde dieselbe später
im Krieg zerstört; 1810 erfolgte die Löschung der auf das Gut eingetragenen Hypothek, und nun wurde die
Fabrik so weit wiederhergestellt, um als Lehranstalt dienen zu können. Achard starb zu Kunern Außer
vielen chemisch-physikalischen Untersuchungen veröffentlichte er: »Vorlesungen
über Experimentalphysik« (Berl. 1791-92, 4 Bde.)
und »Die europäische Zuckerfabrikation aus Runkelrüben« (Leipz. 1809, 3 Bde.; 2. Aufl.
1812).
Vgl. Scheibler, Aktenstücke zur Geschichte der Rübenzuckerfabrikation in Deutschland
[* 32] (Berl. 1875).
2) (spr. aschar) Amédée, franz. Schriftsteller, geboren
im April 1814 zu Marseille,
[* 33] anfangs Kaufmann und Teilhaber eines landwirtschaftlichen Unternehmens in Algerien,
[* 34] tauchte 1838
als
Feuilletonist in Paris
[* 35] auf und machte sich zuerst durch die unter dem NamenGrimm veröffentlichten »Lettresparisiennes« bemerklich, denen der Roman »BelleRose« (1847, 5 Bde.) folgte. Nach der Februarrevolution war er eine Zeitlang
als politischer Schriftsteller im royalistischen Sinn thätig, wandte sich aber später wieder der Belletristik zu. Er starb in
Paris.
Von seinen Romanen und Novellen, die sich durch gewählten Stil, behagliche Lokalmalerei und an geeigneter
Stelle durch frischen Humor auszeichnen, sind noch zu nennen: »Les petits-fils deLovelace« (1854);
»La robe de Nessus« (1854);
»Marcelle« (1868) und »Les petits-fillesd'Ève« (1877),
Erich, Botaniker und Arzt, geb. zu Gefle, studierte seit 1773 in Upsala
[* 37] unter Linné, begab sich 1778 nach
Stockholm,
[* 38] wo er die Zeichnungen naturwissenschaftlicher Gegenstände für die Akademie besorgte, praktizierte
seit 1782 als Arzt in Schonen und ward 1789 Provinzialarzt in Wadstena, wo er, 1801 zum Professor der Botanik ernannt, starb.
Acharius hat der Systematik der Flechten
[* 39] zuerst Bahn gebrochen in seiner Schrift»Lichenographiae suecicae prodromus« (Linköping 1798).
Vervollständigt und modifiziert hat er dieselbe in den Schriften: »Methodus, qua omnes detectos lichenesad genera redigere tentavit« (Stockh. 1803; Hamb. 1805, 2 Tle.);
(von dem FlußAchates [Drillo] auf Sizilien
[* 40] herzuleiten), die allgemeine Bezeichnung für
gestreifte Kieselablagerungen, deren einzelne Streifen verschiedene Farbe und Dichtigkeit zeigen. Der Achat
[* 41] besteht vorzüglich
aus verschiedenen Varietäten von Chalcedon, also aus mikrokristallinischer Kieselsäure, und die einzelnen Lagen zeigen bald
gröbere, bald feinere Struktur und sind oft äußerst dünn, so daß ein paar Hundert auf 1 mm kommen.
Ganz amorphe (wasserhaltige) Kieselsäure kommt in den Achaten jedenfalls sehr selten vor.
Die verschiedene Farbe rührt gewöhnlich von Eisen- und Manganverbindungen her, doch sind die Onyxe (schwarz und weiße Lagen)
und Sardonyxe (rot und weiße Lagen) meist künstlich gefärbt. Zwischen und über dem Chalcedon finden sich meist drusige Amethystlagen.
Der meiste Achat kommt aus sogen. Achatmandeln, die namentlich im Melaphyrgestein gefunden
werden. Im eigentlichen Melaphyrmandelstein sind jedoch die Mandelräume keineswegs mit Achat, sondern wie in andern
Mandelsteinen vorzüglich mit Kalkspat,
[* 42] Grünerde etc. ausgefüllt.
Achatmandeln finden sich gewöhnlich vereinzelt, und nur an gewissen Punkten ist eine Anhäufung derartiger Gebilde zu
beobachten. In größerer Menge finden sich dieselben namentlich im Melaphyr bei Obersteina. d. Nahe, wo früher der meiste Achat gegraben
wurde. Seit etwa 50 Jahren verarbeitet man jedoch fast nur sogen. »brasilische
Achate« aus Uruguay.
[* 43] Dort scheint das Vorkommen ein ähnliches zu sein wie an der Nahe; die meisten, oft
riesigen Mandeln kommen jedoch von dort als abgeschliffene Geschiebe. Unversehrt entspricht die Form der
¶
mehr
Achatmandeln meistens durchaus ihrer Bezeichnung; äußerlich sind sie gewöhnlich mit kieseliger Grünerde bekleidet, dann
folgen die verschiedenen Chalcedonlagen und im Innern drusiger Amethyst. Sehr häufig umschließt die Mandel einen hohlen Drusenraum,
worin noch Kalkspat, Zeolithe und andre Mineralien
[* 45] zur Abscheidung gekommen sind. Bei Oberstein schmiegen sich alle Chalcedonlagen
der äußern Mandelform an, in den brasilischen Mandeln findet sich im Innern meist eine Schicht planparalleler,
horizontaler Lagen.
Nicht selten werden beim Durchschleifen die Kanäle bloßgelegt, durch welche die innere Masse oder vielmehr die Flüssigkeit,
welche sie gelöst enthielt, in den Mandelraum eingedrungen ist. Dieser ist also zuerst gebildet, und von außen
nach innen fortschreitend sind die einzelnen Lagen aus wässeriger Lösung abgeschieden, wobei das abgeschiedene Mineral nicht
selten der nachdringenden Flüssigkeit den Weg verstopfte und also im Innern ein Hohlraum übrigblieb.
Vom Monte Tondo bei Vicenza kannte schon Plinius die Chalcedonkugeln, durch deren durchscheinende Wände man im Innern Flüssigkeit
wahrnimmt. Als äußere Zufuhrkanäle muß man feine Gesteinsspalten annehmen, und der scharfe Rand an den
Mandeln deutet wohl unzweifelhaft auf solche Wege hin. Zuweilen bildet der Achat auch die gangartige Ausfüllung
von Spalten in Melaphyr, Porphyr oder anderm Gestein. So findet sich ein vielstreifiger Bandachat gangförmig bei Schlottwitz
in Sachsen;
[* 46] an einer Stelle ist die ältere Achatmasse dieses Ganges durch Querspaltung zertrümmert, und
die Bruchstücke sind später durch Amethyst wieder verkittet (Trümmerachat). Andre Benennungen, wie Festungs-, Korallen-, Wolkenachat
etc., beziehen sich auf den zufälligen Verlauf der Zeichnungen; der Moosachat (Mockastein) enthält schwarze Mangandendriten;
der Regenbogenachat zeigt als Interferenzwirkung der dünnen LagenNewtonsche Farbenringe. S. Tafel »Mineralien«
Fig. 12 u. 20.
Verwendung. Durch Färbung und Zeichnung ausgezeichnete Achate wurden schon von den Alten zu geschnittenen Steinen verwendet.
Gegenwärtig werden sie zwar minder geschätzt, doch verarbeitet man sie noch zu Reibschalen, Glättsteinen, Kameen,
[* 47] Ringsteinen,
Agraffen, Armbändern, Rosenkränzen, Stockknöpfen, Messerstielen, Schussern (Klickern, jährlich in Oberstein
300,000 Stück) und zu vielen andern Kleinigkeiten. Hierbei macht man vielfach Gebrauch von der Möglichkeit, den Achat zu färben.
Dieselbe beruht auf der verschiedenen Natur der einzelnen Lagen des Steins, von denen die einen porös genug sind, um Flüssigkeiten
aufzusaugen, die andern nicht. So werden gegenwärtig die meisten Onyxe künstlich bereitet. Der Achat wird
in verdünnter Honig- oder Zuckerlösung 2-3 Wochen erwärmt, dann aber in konzentrierter Schwefelsäure
[* 48] gekocht. Nachdem er
abgetrocknet ist, wird er geschliffen, einen Tag inÖl gelegt und endlich mit Kleie abgewaschen. Die poröse Lage, in welcher
der eingedrungene Honig durch die Schwefelsäure verkohlt worden ist, erscheint je nach der Porosität grau,
braun oder schwarz, die undurchdringliche weiße, kristallinische Schicht noch heller und glänzender, und sind rote Streifen
vorhanden, so zeigen sich auch diese in ihrer Färbung erhöht.
Durch verschiedene Chemikalien lassen sich beliebige Farben erzeugen, sobald der Achat überhaupt nur Flüssigkeiten aufsaugt.
Vor der Verarbeitung wird der Stein oft gebrannt, um seine Farbe zu verändern, und dann noch 1-2 Wochen
in Schwefel- oder Salpetersäure gelegt. Das Färben aber wird meist erst an den geschliffenen Steinen vorgenommen,
obwohl die
Farbe tief in die Steinmasse eindringt und auch auf dem Bruch mehr oder weniger deutlich hervortritt. Das Schleifen
des Achats geschieht in den sogen. Achatmühlen auf großen Schleifsteinen von Vogesensandstein, welche am äußern Umfang teils
ebene Bahnen, teils Hohl- und Rundkehlen haben, die von den Schleifern geschickt benutzt werden, um den Gegenständen verschiedene
Formen zu geben. Da der Arbeiter alle Kraft anwenden muß, um das zu schleifende Achatstück an den Stein
anzudrücken, so liegt er mit Brust und Leib auf einem niedern Schemel mit ausgestreckten und an starke Querleisten angestemmten
Beinen. Das Vertiefen von Schalen, Mörsern, Tassen etc. geschieht auf kleinen Steinen von entsprechendem Durchmesser, das Polieren
meist auf Walzen von hartem Holz,
[* 49] die mit feinem feuchten Tripel oder Bolus bestrichen werden. Zum Bohren
des Achats bedient man sich schnell rotierender Stahlstifte mit Diamantstaub oder Diamantstückchen. In neuester Zeit wurden
zum Schleifen auch besondere Maschinen benutzt.
Achat wird in vielen Hauptstädten Europas, zu Jekaterinburg am Ural, in Schlesien, Baden,
[* 50] Sachsen, Böhmen,
[* 51] auch in China,
[* 52] Japan und
Hinterindien
[* 53] zu Schmuckgegenständen etc. geschliffen, und in der Gegend
von Idar und Oberstein bildet die Achatschleiferei eine fabrikmäßige Industrie, welche sich auf das Vorkommen des Achats in der
dortigen Gegend stützt, und deren Anfänge bis ins Mittelalter zurückgehen. Zu Anfang des 17. Jahrh. war sie bereits zu
ziemlicher Bedeutung herangewachsen; einen großen Aufschwung aber nahm sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.,
wo man anfing, Achatwaren zuerst in Silber, dann in vergoldeten Tombak zu fassen.
Diese Bijouterie fausse bildete sich namentlich in Oberstein aus und brachte später auch reine Metallwaren auf den Markt. Nach 1813 entdeckte
man die Farbenveränderung der Steine durch Brennen, und 1819 brachte ein Idarer Handelsmann das von einem
römischen Steinschneider erworbene Geheimnis des Schwarzfärbens in die Heimat. Seitdem entwickelte sich die Färberei des Achats
sehr schnell und wurde eine der Hauptursachen des Aufblühens der Achatindustrie, welche nun auch fremdländische Steine,
namentlich Achat aus Uruguay, verarbeitete.
Seit 1834 kam dies Material nach Idar, und nun entwickelte sich die Achatindustrie in bisher nicht gekannter
Weise, besonders auch, da die reichlich aus Südamerika
[* 54] eintreffenden Onyxe das Aufblühen der Steinschneidekunst
[* 55] in Paris und
Idar veranlaßten. Man fertigt hauptsächlich Kameen, jetzt auch Intaglien, zum Teil von hohem Kunstwert, und macht mit denselben
große Geschäfte. Für Afrika
[* 56] werden aus streifigem Achat Amulette (Oliven, Turmringe etc.) gearbeitet. Die Zahl der Achatschleifereien
beträgt gegenwärtig 153, für welche 1400 Schleifer thätig sind.
buntfarbiges, dem Achat ähnliches Glas,
[* 58] welches erhalten wird, indem man verschieden gefärbte Glasstücke
bis zum Zähflüssigwerden miteinander erhitzt, dann umrührt und sofort verarbeitet.
die Rebhuhnschnecke (Achatschnecke perdixLam.), 16 cm lang
¶
mehr
und 8 cm dick, eiförmig bauchig, kreuzweise gestreift, mit braunroten, wolligen Längsflammen und violett-purpurner Spindel,
in Südafrika,
[* 61] und die Zebraschnecke (AchatschneckeZebraLam.), weiß, mit welligen, braunen und roten Linien und Längsstreifen und mit
weißer Spindel, auf Madagaskar,
[* 62] sind die größten Landschnecken, welche den Gewächsen großen Schaden zufügen. Bei uns
finden sich drei kleinere Arten, am häufigsten Achatschnecke lubricaBrug., 5-6 mm lang, länglich oval, hornfarbig durchsichtig, mit
rötlichem Mundsaum, in feuchtem Moos, unter Steinen.
(griech., lat. Achiropicta), nicht von Menschenhänden
gemachte oder gemalte, d. h. Christus- und Madonnenbilder, welche nach der Sage auf übernatürliche Weise (durch Wunder, Engelshände
u. dgl.) entstanden sind. Vgl. Abgar und Veronikabilder.
Achenbachs Bedeutung beruht in der unendlich wahren, realistischen und doch stimmungsvollen Auffassung der landschaftlichen
Bilder. In der Art der Wiedergabe hat er einige Verwandtschaft mit
Ruysdael. Seestürme, Marinen, düstere
Wolkenszenerien sind seine Lieblingsmotive; aber sein eminentes Talent für den Ausdruck der naturwahren Stimmung im Landschaftsbild
ist ebenso geeignet für die Darstellung von lieblichen und anspruchslosen Landschaften im Zustand idyllischer Ruhe.
Trotzdem ist es keineswegs die Idealisierung der Natur, was aus seiner Landschaft uns entgegentritt, sondern
eine überaus wahr getroffene Charakteristik, zu der seine allgemeine realistische Kunstanschauung die Basis bildet. Daher stammt
auch die gewaltige Kraft der Konzeption, mit welcher er ganz besonders der Eindrücke einer wild bewegten, stürmischen Natur
für seine Kunst sich zu bemächtigen versteht, und der wir jene großartigen Marinen, Seestürme und Strandbilder,
wie auch jene ernsten Waldszenen der norwegischen Fjordgegenden verdanken, in denen der Meister das Bedeutendste geleistet
hat.
Sein männlich ernster Sinn hat in der Landschaft des Nordens das naturgemäß ihm zusagende Gebiet für seine Kunst gefunden;
weniger glücklich ist er in der Wiedergabe der südlichen Gegenden. Eine Reise nach Sizilien (auf der er
Katholik wurde) brachte ihm vielfache Anregungen in dieser Richtung; doch entsprechen die klassische Ruhe, die ebenmäßige
Linienbildung in der südlichen Landschaft nicht dem Wesen des Künstlers. Hauptwerke sind: der Hardangerfjord bei Bergen
[* 78] (von
1843), in der DüsseldorferGalerie;
2) Oswald, Bruder des vorigen, ebenfalls Landschaftsmaler, geb. zu Düsseldorf,
[* 84] trat 1839 als Schüler in die dortige
Akademie ein und gehörte ihr bis 1841 an. Seine Richtung schließt sich der des Bruders an, bei dem er auch
als Schüler lernte; doch waltet ein mehr südliches Element in der Wahl seiner Stoffe und in der Auffassung größere Idealistik
vor. Achenbach hat frühzeitig auf Reisen in der Schweiz,
[* 85] in Süddeutschland und 1850-51 im südlichen Italien die Natur dieser Länder
kennen und jener des Nordens vorziehen gelernt. Er versteht es, vornehmlich durch die Farbe zu wirken und
die Lichtspiele in der Luft des Südens überraschend wahr wiederzugeben.
Als dessen Delegierter im Reichstag hatte er namentlich bei den Debatten über das Haftpflichtgesetz und
später über das Reichsbeamtengesetz sowohl in den Kommissionssitzungen als im Hause selbst die Reichsregierung zu vertreten.
Nach Ernennung Falks zum Kultusminister (1872) trat Achenbach als Unterstaatssekretär in das Kultusministerium über und wirkte insbesondere
wesentlich mit bei der Durchbringung der neuen kirchenpolitischen Gesetze. Doch ward er bald dem Handelsminister GrafenItzenplitz als Unterstaatssekretär zur Seite gegeben und selbst zum Staatsminister für Handel, Gewerbe und öffentliche
Arbeiten ernannt.
Obwohl er sich in dieser Stellung durch unermüdliche Thätigkeit, unparteiische, gerechte, jedoch zu sehr ins Detail eingehende
Geschäftsführung, streng konstitutionelle Haltung und persönliche Liebenswürdigkeit die Anerkennung weiter Kreise,
[* 93] besonders
seiner Untergebenen und des Landtags, erwarb, so geriet er doch wegen des Eisenbahnwesens mit Bismarck,
der eine schärfere Zentralisation und größere Berücksichtigung der Interessen der deutschen Industrie wünschte, wiederholt
in Differenzen, die endlich 1878 zu dem Antrag der Errichtung eines besondern Eisenbahnministeriums und, als Bismarck bei der
Beratung dieser Vorlage im Abgeordnetenhaus die Achenbachsche Verwaltung einer scharfen Kritik unterzog,
zu dessen Gesuch um Entlassung führten.
schmaler, 7,5 km langer Alpensee in Tirol, nördlich vom Unterinnthal bei Schwaz, gegen 400 m höher gelegen
als dieses (930 gegen 535 m Meereshöhe), bis zu 133 m tief, von hohen, meist mit steilen Felswänden
abfallenden Bergen (bis 2000 m) umgeben, mit herrlicher blauer Färbung, der größte und schönste See inDeutsch-Tirol. Am
Nordende fließt aus dem See die Achen durch das romantische Achenthal zur Isar; darin in malerischer Lage
das langgestreckte Dorf Achenkirchen. Die am Achensee gelegenen Gasthöfe Scholastika, Seehof und Fürstenhaus (Pertisau) sind sehr
beliebte Sommerfrischen. Von der StationJenbach der Nordtiroler Bahn führt am östlichen Ufer des Achensees eine häufig dem
Felsen und dem Wasser abgewonnene Straße nördlich über den Achenpaß nach Bayern.
[* 100]