geleitet. Die
Süvernsche Masse besteht aus 100 Teilen
Kalk, 8 Teilen
Teer, 33 Teilen
Chlormagnesium, mit
Wasser auf 1000 Teile
gebracht. Diese
Masse reinigt das 100fache
Gewicht Kanalwasser, der
Niederschlag setzt sich bald ab, die
Fäulnis des geklärten
Wassers wird aber nur so lange aufgehalten, als noch
Ätzkalk darin enthalten ist. Sobald dieser durch
die
Kohlensäure der
Luft als kohlensaurer
Kalk ausgeschieden ist, entwickeln sich wieder Fäulnisorganismen.
Viel günstiger als die chemische
Reinigung gestaltet sich die Filtration durch
Sand, wobei die
Flüssigkeit in kurzen Zwischenräumen
aufgegeben wird, damit sie innerhalb des Filtriermaterials mit
Luft in Berührung kommt. Unter diesen
Umständen werden die organischen
Stoffe zu
Kohlensäure,
Wasser und
Salpetersäure oxydiert, und die
Reinigung ist vollständig,
wenn in 24
Stunden nicht mehr als 33
Lit.
Flüssigkeit für 1
cbm Filtriermaterial aufgegeben wird.
Zur Ausführung des
Verfahrens muß man den zum
Filtrieren
[* 4] bestimmten
Boden in 2 m Tiefe gut drainieren,
die Oberfläche ebnen und in vier Teile teilen, von denen einer nach dem andern die Abwässer sechs
Stunden aufnimmt. Da bei diesem
Verfahren aber der ganze Dungwert verloren geht, der
Boden vielleicht auch,
weil er keine
Vegetation zu tragen im stande ist,
üble
Gerüche entwickelt, so ist dasselbe höchstens für einzelne
Fabriken zu empfehlen; im übrigen
aber leistet die landwirtschaftliche Verwertung des Kanalwassers, die
Berieselung von Kulturflächen, entschieden viel mehr.
Die größten Schwierigkeiten und Mißstände bereiten die derZuckerfabriken. Eine
Fabrik, welche täglich 4000 Ztr.
Rüben
verarbeitet, liefert in ihren
Abwässern so viel organische
Substanz, wie in den
Abwässern einer Stadt
von 50,000 Einw. enthalten ist. Diese Abwässer garen ungemein leicht, verbreiten die
widerlichsten
Gerüche und verschlämmen kleinere
Bäche vollständig. Von den zahlreichen zur
Reinigung dieser Abwässer angewandten
Methoden verdient die von Bodenbender besondere Beachtung. Er sucht die
Bildung von
Buttersäure und
Milchsäure
im Betrieb der
Fabrik möglichst zu vermeiden, scheidet durch Absetzenlassen und
Filtrieren alle festen organischen
Stoffe ab,
setzt so viel
Kalk zu, daß die
Flüssigkeit noch sehr wenig
Ätzkalk gelöst enthält, und pumpt sie nun auf ein
Gradierwerk,
auf welchem der in den
Abwässern enthaltene
Zucker
[* 5] schnell oxydiert wird, während buttersaurer und milchsaurer
Kalk der
Oxydation viel energischer widerstehen.
Das gereinigte
Wasser kann einem
Bach übergeben werden, wenn derselbe auch nicht mehr als das Fünffache des Abwassers mit
sich führt. Unter geeigneten Verhältnissen erweist sich auch
Berieselung sehr wirksam, doch erfordert dieselbe sehr ausgedehnte
Flächen.
Müller sammelt die an
Kohlehydraten reichen in
Bassins, bringt sie
auf 25-40° und steigert ihren
Stickstoffgehalt durch Zusatz von
Fleisch,
Blut,
Kleber,
Exkrementen etc. auf 1 Proz. der organischen
Substanz des
Wassers.
Unter diesen Verhältnissen entwickeln sich die fermentartig wirkenden Organismen sehr lebhaft, und die
Zersetzung der gärungs-
und fäulnisfähigen
Substanzen erfolgt in sehr kurzer Zeit. Dabei sich entwickelnde lästige
Dämpfe und
Gase
[* 6] entweichen durch
Drainröhren ins
Feld. Das hinreichend zersetzte
Wasser wird unter Zutritt von
Luft durch Koksstaub,
Kohle,
Sand oder gewachsenen
Boden filtriert und liefert ein sehr reines Drainwasser, während der auf den
Filtern und in den
Bassins
abgelagerte Schlamm, frisch oder kompostiert, einen wertvollen
Dünger darstellt.
Vgl.
Fischer, Die Verwertung
der städtischen und Industrieabfallstoffe (Braunschw. 1875);
Derselbe, Die menschlichen Abfallstoffe (das. 1881);
Possart,
Die Verwertung des Abfallwasser aus den Tuchfabriken, Spinnereien etc. (Berl.
1879).
Man unterscheidet sphärische und chromatische Abweichung; erstere hat ihren
Grund in der Gestalt der
Gläser oder
Spiegel,
[* 10] letztere
in der verschiedenen Brechbarkeit der
Strahlen, welche das weißeLicht
[* 11] zusammensetzen. der
Magnetnadel,
s.
Magnetismus.
[* 12] derGeschosse
[* 13] beim
Schießen
[* 14] entsteht durch Mängel der
Waffe, der
Munition, durch Witterungseinflüsse u. dgl.
Erreicht das
Geschoß nicht das
Ziel, oder geht es darüber hinaus, ohne die Richtungsebene zu verlassen, so hat es Höhenabweichung;
verläßt es die Richtungsebene nach der Seite, so ist
Seitenabweichung vorhanden. Aus einer Anzahl Schüsse
wird der mittlere Treffpunkt und nach diesem die Abweichung festgestellt.
(Absentia), das Gegenteil von Anwesenheit an einem bestimmten
Ort, insbesondere am
Wohnort. Im juristischen
Sinn ist derjenige abwesend, welcher sich nicht an dem
Ort befindet, wo ein rechtliches
Interesse seine
Thätigkeit erheischt, und daher nicht für dasselbe wirken kann, z. B. eine
Person, die auf ergangene
Vorladung nicht zur
festgesetzten Zeit an Gerichtsstelle erscheint. Der so Abwesende muß die Rechtsnachteile, welche sich
aus der Nichtwahrnehmung seiner
Interessen durch die Abwesenheit ergeben, über sich ergehen lassen. Dies kann unbillig erscheinen,
wenn die Abwesenheit eine unverschuldete war. Deshalb gewährt in solchem
Fall das
Recht
»Wiedereinsetzung in den vorigen
Stand« (s. d.).
Auch gelten z. B. in der
Lehre
[* 18] von derVerjährung für den Abwesenden mildere
Grundsätze, indem gegen
den in einer andern
Provinz (Obergerichtssprengel) Wohnenden
(inter absentes) zur Ersetzung eine längere
¶
mehr
Besitzzeit des Ersitzenden nötig ist als gegenüber demjenigen, welcher in derselben Provinz seinen Wohnsitz hat (inter praesentes).
Um Verlusten infolge der Abwesenheit vorzubeugen, ist ferner das Institut einer besondern Vormundschaft für Abwesenheit, das der Abwesenheitsvormundschaft
(cura absentis), angeordnet. Der Staat läßt dem Abwesenden vormundschaftlichen Schutz angedeihen; er bestellt für die
Güter des Abwesenden, der nicht selbst eine hinlängliche Verwaltung derselben angeordnet hat, einen Kurator, welcher für
die Bewachung und Erhaltung des Vermögens Sorge zu tragen und dabei für jeden verschuldeten Schaden einzustehen hat.
Durch das nunmehrige deutsche Reichsgesetz, betreffend die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit,
vom ist bestimmt, daß die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaat und damit die Bundesangehörigkeit einfach durch
zehnjährige Abwesenheit vom Heimatstaat und Aufenthalt im Ausland, d. h. außerhalb des Bundesgebiets, verloren geht, was jedoch dadurch
zu vermeiden ist, daß man sich in die Matrikel eines Bundeskonsulats eintragen läßt. Über die Folgen
der Abwesenheit auf ergangene richterliche Ladung im bürgerlichen und Strafprozeß s. Ungehorsam.
(Windprotest) wird bei dem Wechselprotest dann erhoben, wenn der Protestat nicht in seinem Geschäftslokal,
bez. nicht in seiner Wohnung und auch kein Stellvertreter für ihn daselbst angetroffen wurde.
2) (ägypt. Abti) Stadt in Oberägypten. Hier war das Memnonium (Palast) Setis I., in welchem die berühmte Königstafel,
die Namen von 76 ägyptischen Könige von Mena bis Seti I. (ca. 4400-1366) enthaltend entdeckt wurde, und
ein prächtiger Tempel
[* 34] mit dem berühmtesten aller Osirisgräber, weshalb sich vornehme Ägypter mit Vorliebe hier begraben
ließen.
2) Rangabzeichen in der Marine. Die Abzeichen, werden von Unteroffizieren (Maaten) auf dem linken Jackenärmel, von Deckoffizieren in
den vordern Kragenecken getragen und zwar: Obermatrose ein Chevron von gelber Borte, Geschützführer eine
rote Granate mit drei Flammen, der Exerziermeister ein rotes Chevron darunter, Feuerwerksmaat einen klaren Anker
[* 36] (ohne Tau) und
zwei Kanonenrohre über Kreuz
[* 37] darüber, Bootsmannsmaat einen unklaren Anker, Torpedermaat einen klaren Anker und Stoßminengefäß
sich kreuzend, die Obermaate eine Kaiserkrone über diesen Abzeichen,. Dieselben Abzeichen, haben die entsprechenden Deckoffiziere, die
Maschinistenmaate einen klaren Anker mit Zahnrad darauf etc. Die der Matrosendivision sind gelb, die der Werftdivision weiß.
Willd., (Akazie), Gattung aus der Familie der Mimosaceen, wehrlose, stachlige oder dornige Bäume und Sträucher
mit wechselständigen, doppelt gefiederten oder auf den blattartig entwickelten Blattstiel (Phyllodium)
reduzierten Blättern, dichten Blütenköpfchen oder cylindrischen Ähren, welche einzeln oder zu mehreren in der Achse oder
rispig gehäuft auf den Spitzen derZweige stehen und durch die zahlreichen Staubgefäße
[* 45] der kleinen Blüten gelb oder weiß
erscheinen. Die Hülsen sind eiförmig, oblong oder linealisch, gerade, gekrümmt, aufgerollt, häutig
bis holzig, zweiklappig oder nicht aufspringend. Die ca. 400 tropischen Arten finden sich besonders in Afrika
[* 46] und Neuholland,
und manche von ihnen bilden Wälder und bestimmen den Charakter weiter Gebiete. Die ca. 280 Arten mit Phyllodien gehören fast
ausschließlich Neuholland an.
AuchAcacia abyssinicaHochst. (Tschéa), ein mittelgroßer
Baum mit bleich gelblicher Rinde, kurzen, braunspitzigen Dornen, kleinen, doppelt gefiederten Blättern
und weißlichen Blüten in lange Rispen bildenden, kugeligen Köpfen, in Abessinien und dem Somalland, liefert Gummi.
Acacia arabicaWilld. (Acacia niloticaDel., Acacia veraDec., Ssant, Sont), ein hoher Baum mit gekrümmtem, braunrindigem Stamm, fein behaarten Ästen,
Blatt- und Blütenstielen, weißgrauen Dornen, zitronengelben, angenehm
¶
Acacia fistula Schweinf.
(Acacia SeyalDel., var. fistula, Ssoffar), merkwürdig durch die langen, starken, am Grund infolge eines Insektenstichs konstant
zwiebelig angeschwollenen und hier hohlen, elfenbeinweißen Dornen, in Nubien und Senaar, liefert rötliches Gummi und bildet
mit Acacia stenocarpaHochst. (Talch, Talha, Kakul) ausgedehnte Wälder im Gebiet des Atbara und der Zuflüsse
des Bahr el Azrak.
Acacia JulibrissinWilld., 6-8 m hoher, unbewehrterStrauch mit großen, eleganten, doppelt gefiederten Blättern
und rosenroten Blüten, stammt aus Persien
[* 57] und wird als Zierpflanze kultiviert.
Acacia FarnesianaWilld. (Antillenkassie),
ein dornigerStrauch mit doppelt gefiederten Blättern und gelben Blütenköpfchen, aus dem tropischen Amerika,
[* 58] wird in den
Tropen, in Italien
[* 59] und Südfrankreich (jährlich 10-20,000 kg) der köstlich duftenden Blüten halber kultiviert, die aus Südfrankreich
als Kassiablüten weit verschickt und in der Boukettbinderei und Parfümerie benutzt werden. Die gerbsäurereichen
Hülsen kommen als Bablah in den Handel; die Wurzel
[* 60] dient auf den Antillen zum Gerben und Schwarzfärben.
Acacia lophantaWilld., unbewehrt,
baumartig, 3-4 m hoch, mit doppelt gefiederten Blättern und hellgelben Blüten in langen und leichten Büscheln, auf dem Australkontinent,
wird in mehreren Varietäten als Zierpflanze kultiviert; eine der beliebtesten Zimmerpflanzen.
[* 61]
Acacia decurrensWilld., ein unbewehrter Baum mit doppelt gefiederten Blättern und kleinen, gelben, in Trauben stehenden Blütenköpfchen, in
Neusüdwales, Victoria,
[* 62] Südaustralien etc., liefert Kino und eine vortreffliche Gerberrinde (BlackWattleBark), zu deren Gewinnung
der Baum, ebenso Acacia penninervis, welches die Goldwattlebark liefert, bereits in ausgedehnten
Schälwäldern kultiviert wird. Diese Schälwälder geben 14mal größern Ertrag als unsre Eichenschälwälder.
(Akadien), der indische Name für die jetzt Neuschottland genannte Provinz in Britisch-Nordamerika, welche bis 1713 die
französische Provinz
Acadia bildete. Die Acadian Highlands der nordamerikanischen Geographen sind namentlich die beiden
Höhenzüge, welche Neuschottland durchziehen, von welchen der südlichere, aus Granit bestehende kahl ist, während der aus
kristallinischen Gesteinen gebildete nördliche Zug
(die CobequidMountains) dichten Wald trägt. Zwischen beiden breitet sich ein
fruchtbares Thal
[* 64] aus. Keiner der Berge übersteigt die Höhe von 360 m. Im weitern bezeichnet man damit aber
das nordöstliche Glied
[* 65] des Gebirgssystems der Alleghanies (s. d.).
[* 66] L. (Bärenklau), Gattung aus der Familie der Akanthaceen, hohe, mehr oder weniger distelartige
Kräuter oder Sträucher mit meist großen, buchtig und oft mehr oder weniger stachlig gezahnten oder fiederschnittigen Blättern
und ansehnlichen, in endständige Ähren gestellten Blüten mit oft großen und stachlig gezahnten Deckblättern. Die Gattung
ist in den tropischen und subtropischen Klimaten der Alten Welt vertreten. AcanthusmollisL. (weiche oder echte
Bärenklau), bis 1 m hoch, besitzt über 50 cm lange, fiederspaltige Blätter mit buchtig gezahnten, nicht stachligen Lappen,
weißliche oder rötliche Blüten und eine rötlichbraune, glänzende Kapsel.
Sie findet sich in Südeuropa, nördlich bis Istrien,
[* 67] und wurde schon im Altertum als Zierpflanze kultiviert. Das
Akanthusblatt fand in stilisierter Form
[* 52]
(Fig. a von vorn, b von der Seite) auch in der Kunst, an den Kapitälern der korinthischen
und römischen Säulen,
[* 68] an den Konsolen der römischen Kunst und Renaissance sowie an den Ornamenten ihrer Friese
[* 69] und Gesimse vielfache
Anwendung. Bei den mittelalterlichen Ornamenten dienten mehr die kleinern, weniger schönen Blätter der
südeuropäischen AcanthusspinosaL. zum Muster. Früher waren Blätter und Wurzeln wegen ihres Schleimgehalts als Branca ursina
(Bärenklau) offizinell. Das Akanthusholz, aus welchem die Alten Statuen verfertigten, stammte wohl von der Acaciavera und
Acanthusarabica oder einem andern stachlichten Baum.
Seestadt im mexikan. StaatGuerrero südwestlich von Mexiko,
[* 70] am StillenMeer gelegen, hat einen der herrlichsten
Häfen der Welt, in welchem 500 Schiffe
[* 71] dicht am Ufer sicher vor Anker liegen können. In der Nähe liegt das FortSan Carlos. Das
Klima
[* 72] ist sehr heiß und ungesund; kleinere Erdstöße sind nicht selten, von zwei bedeutenden Erdbeben
[* 73] (1799 und 1837) wurde die Stadt fast vollständig zerstört. Die Zahl der Einwohner (meist indianische Mischlinge) beträgt
jetzt etwa 3000. Acapúlco hatte seine Glanzzeit, als es (seit 1572) den Handel des spanischen Mutterlands mit den Philippinen vermittelte.
Danach lange Zeit verfallen und vernachlässigt, ist Acapúlco durch die seit Entdeckung der Goldfelder Kaliforniens von San Francisco
nach Panama
[* 74]
¶
mehr
laufenden Pacific-Mail-Dampfer zum wichtigsten HafenMexikos an der pazifischen Küste geworden und jetzt auch der Sitz eines
deutschen Vizekonsuls. Die Ausfuhr (230-270,000 Doll. pro Jahr) besteht in Häuten und Fellen, Silbererz u. a.
Laréntia (eigentlich »Larenmutter«) erscheint
in der röm. Sage bald als Geliebte des Herkules und Gattin des reichen Tarutius (nicht Larutius), die ihre von ihm geerbten
Besitzungen dem römischen Volk oder dem Romulus vermachte und dann plötzlich verschwand, bald als die Frau des HirtenFaustulus,
Mutter von zwölf Söhnen und Pflegemutter des Romulus, welcher mit seinen Adoptivbrüdern nach dem Tode
des zwölften das Kollegium der »Flurbrüder« (fratres arvales) gründete, deren Abzeichen ein Ährenkranz und die weiße Binde
war. Dies führt auf einen Zusammenhang jener Sage mit der Verehrung der ländlichen Laren, womit der Name und die Zeit des
Festes(23. Dez., auf welchen am 24. ein Fest der Laren folgte) übereinstimmen, und Acca Laréntia scheint ursprünglich
mit der GöttinDea Dia (s. d.) wenn nicht identisch, so doch nahe verwandt gewesen zu sein.
in der Grammatik die Betonung
[* 77] und die zur Bezeichnung derselben üblichen Zeichen (Accente). Die griechischen
Accente wurden von dem alexandrinischen GrammatikerAristophanes von Byzanz (3. Jahrh. v. Chr.) erfunden; indessen verstand
man damals unter Prosodie oder Accent auch die beiden Spiritus
[* 78] und die Interpunktionszeichen; erst das spätere Altertum schränkte
den Gebrauch des Worts Accent auf die Betonung ein. Für den in diesem engern Sinn gibt es im Griechischen drei
Zeichen: die oxeia prosodia (´), »der scharfe oder Hochton«, bei den Römernaccentus acutus;
die bareia prosodia (`),
»der
gesenkte oder Tiefton«, bei den Römernaccentus gravis, und die perispomene prosodia (ˇ),
»der gewundene
Accent«, nach der Gestalt des Zeichens, bei den Römernaccentus circumflexus, womit ein gedehnter, sich erst hebender und dann
senkender Ton bezeichnet wird.
Die Neugriechen haben die drei alten Accente beibehalten; der Akutus und Gravis finden sich auch
in den romanischen Sprachen, namentlich im Französischen(accent aigu und accent grave), das auch den
Zirkumflex in der Form ^ erhalten hat (accent circonflexe). In andern neuern oder neu entdeckten Sprachen hat man namentlich
den Akutus und Gravis dazu angewendet, um in der lateinischen Schrift nicht durch besondere Buchstaben ausgedrückte Lautnüancen
zu bezeichnen: so sind im Ungarischen á é í ó lange Vokale im Gegensatz zu den kurzen a e i o. Im Polnischen
ist é ein zwischen e und i in der Mitte liegender Vokal, é ist wie tsch oder dsch zu sprechen;
bei
der Umschreibung des
Sanskritalphabets durch lateinische Buchstaben hat R´ den Lautwert tsch, g´ den Lautwert dsch etc. In der
Metrik bezeichnet allgemein ´ den Hochton, ` den Tiefton.
Auch die alten indischen Grammatiker sind die Erfinder eines besondern
Systems von Accenten, die sie jedoch nur in den Wedas und andern als heilig geachteten Sanskritwerken zur Anwendung brachten.
Sie unterschieden einen »gehobenen Ton« (udâtta),
einen »ungehobenen Ton« (anudâtta) und einen »tönenden
Accent« (svarita), der als eine Kombination eines höhern mit einem tiefern Ton beschrieben wird. Diese drei Accente entsprechen
also genau den drei griechischen; doch war die Bezeichnungsweise eine andre und auch in verschiedenen Gegenden Indiens, wie
die neuere Forschungen gezeigt haben, eine verschiedene und nur darin übereinstimmend, daß in der Regel
horizontale oder perpendikuläre Striche über und unter der Linie oder quer die Buchstaben durchkreuzend zur Anwendung kamen.
Der griechische wie der indische Accent drückten wahrscheinlich die musikalische Höhe oder Tiefe des Tons aus; dagegen beruht
in den neuern europäischen Sprachen der Accent meist auf mehr oder weniger lauter Aussprache der accentuierten
Silbe, also auf der Intensität des Tons. Den musikalischen Accent haben wir Deutschen nur im Satzton, der von dem Wortaccent wohl
zu unterscheiden ist; so wird in der Frage das Wort, auf dem der Nachdruck liegt, zugleich mit höherer Stimme gesprochen, während
bei der Behauptung der Tiefton eintritt, und unser Ja z. B. kann je nach
der Höhe des Tons, mit dem es ausgesprochen wird, sehr verschiedene Bedeutungen haben.
Außerdem tritt bei uns der musikalische in dem sogen. Singen hervor, das ein deutscher Dialekt dem andern schuld gibt, und
das ohne Zweifel auf verschiedenartiger Modulation der Stimme beruht; hierauf gehen auch die Ausdrücke »eine
fremde Sprache
[* 79] mit oder ohne Accent oder mit fremdem Accent sprechen« u.
dgl. Dagegen spielt im Chinesischen und den hinterindischen Sprachen der musikalische Accent eine ungemein wichtige Rolle, indem
er dazu dient, die zahlreichen gleichlautenden einsilbigen Wörter, welche diese Sprachen haben, voneinander
zu unterscheiden. So soll im Anamitischen ba bàbâ bá bedeuten: »DreiDamen (geben eine) Ohrfeige (dem) Günstling des Fürsten«.
Außer dem Zurücktreten des musikalischen Accents ist für die meisten neuern Sprachen auch das Zusammenfallen der betonten
mit den langen Silben charakteristisch. So werden im Neuhochdeutschen die zwei Momente der vernehmlichern
Aussprache und der längern Dauer einer Silbe nicht mehr unterschieden, und so fällt z. B. das im Mittelhochdeutschen in der
Aussprache ganz getrennte Tor (Thür) und Tôre (Narr) in unserm jetzigen Thor zusammen, wie überhaupt die betonten Kürzen gedehnt
worden sind, wenn es hiervon auch namentlich in den Mundarten einzelne Ausnahmen gibt, z. B. Glas,
[* 80] Gas,
das in der gesamten norddeutschen, treten, holen, das in der bayrischen Aussprache noch kurz gesprochen wird.
Hierauf beruhen auch die totale Verschiedenheit der neuhochdeutschen von der mittelhochdeutschen Metrik und der durchgreifende
Unterschied zwischen Alt- und Neugriechisch. Was die Stellung des Accents im Wort betrifft, so pflegt derselbe
im Lauf der Sprachgeschichte immer mehr auf die Anfangssilben zurückzutreten. So ruht er im Sanskrit und Griechischen noch
häufig auf der Schlußsilbe; im Latein, in dem weniger altertümlichen äolischen Dialekt des
¶
mehr
Altgriechischen, im Deutschen, Englischen und in andern germanischen Sprachen wird er dagegen möglichst zurückgeworfen, und
im Böhmischen liegt er auf der ersten Silbe. Auch in den semitischen Sprachen hatte ursprünglich die vorletzte Silbe den Accent übrigens
pflegen in den meisten Sprachen längere Wörter mehr als einen Accent zu haben, wie z. B. in unserm
Haushaltung die erste Silbe den Hoch-, die zweite den Tiefton hat. Für Sprachgeschichte und Sprachvergleichung ist der von
großer Bedeutung, namentlich durch die vielfach beobachtete Thatsache, daß die auf die Accentsilbe folgenden unbetonten
Silben eines Worts starken, oft bis zu völliger Abwerfung gehenden Verkürzungen unterliegen. So ist das
lateinische amáre im Französischen zu aimer, amátus zu aimé geworden etc.
In der Musik versteht man unter Accent die Hervorhebung einzelner Töne durch größere Tonstärke. Bisher galt zu Recht bestehend,
daß der erste Ton jedes Taktes einen Accent bekommt und in zusammengesetzten Taktarten auch die Anfangstöne der Takthälften
oder Taktdrittel. Doch steht diese Theorie mit der musikalischen Praxis im Widerspruch; nicht Accente, sondern crescendo und
diminuendo sind die natürlichen dynamischen Formen der Taktmotive. Wirklicher Accent ist dagegen die beliebte Verstärkung
[* 82] des
Motiv- und Phrasenanfangs sowie die Hervorhebung dissonierender Töne; diese Accente dienen der deutlichen Darlegung des musikalischen
Inhalts.
(lat.), die auf einen gezogenen Wechsel (Tratte) gebrachte Erklärung des Bezogenen (Trassaten) daß er den in
dem Wechsel enthaltenen Zahlungsauftrag annehme. Derselbe wird dadurch jedem rechtmäßigen Inhaber des
Wechsels selbständig und wechselmäßig verpflichtet. Als Form genügt nach der deutschen Wechselordnung die einfache Zeichnung
des Namens, resp. der Firma auf der Vorderseite des Wechsels; üblich ist es, das quer über den linken Teil desselben (die
Anfänge der Zeilen) zu schreiben, oft mit dem Zusatz »angenommen«, auch wohl unter
Wiederholung des Fälligkeitstermins und der Summe.
Die Wiederholung der Summe in Buchstaben ist in allen Fällen dem Acceptanten zu empfehlen. Beifügung des Datums der Acceptation
ist nötig bei Wechseln, welche eine gewisse Zeit nach Sicht, d. h. von der Vorzeigung (Präsentation)
zur Annahme angerechnet, fällig werden. Wird das Accept verweigert oder auf einen Teil der Wechselsumme beschränkt (Teilaccept),
so kann der Präsentant Protest (s. d.) wegen Mangels vollständiger Annahme erheben lassen. Nach kaufmännischem Sprachgebrauch
versteht man unter Accept auch den acceptierten Wechsel.
Acceptant ist der Bezogene (Trassat) oder auch der Notadressat eines Wechsels, wenn er die im Wechsel enthaltene
Aufforderung zur Zahlung mittels einer, auf den Wechsel selbst zu
setzenden Erklärung, z. B. »Angenommen für Mark Fünfhundert.
Accept Strahl«, annimmt. Der Acceptant ist jedem Wechselinhaber gegenüber zur Zahlung der von ihm acceptierten Summe wechselmäßig
verpflichtet. Ebenso haftet er dem Trassanten gegenüber wechselmäßig. Hat er dem letztern gegenüber
(wie dies bei Bürgschaftswechseln der Fall ist) ohne vorherige Deckung (in blanco) acceptiert, so hat er zwar gegen den Trassanten
Anspruch auf Deckung, kann jedoch diesen Anspruch nicht im Weg des Wechselprozesses geltend machen. Übrigens pflegt man auch
die Annahme eines anderweiten gezogenen Wertpapiers von seiten des Bezogenen (Adressaten, Assignaten, Trassaten)
Accept zu nennen, so namentlich die Annahme eines Checks oder einer Bankanweisung.
(lat.), »Annahme« und zwar sowohl Annahme eines Versprechens, welches in der Regel erst durch dieselbe dem
Versprechenden gegenüber klagbar wird, als auch Annahme eines Auftrags, bei welchem ebenfalls erst dadurch der Beauftragte
seinerseits zur Ausführung verpflichtet wird. Dahin gehört namentlich die Annahme des Auftrags zur Zahlungsleistung, insbesondere
beim Wechsel (s. Accept). Auch ist Acceptation Annahme einer Erklärung, eines Anerbietens bei zweiseitigen Verträgen als Ausdruck der
Willensübereinstimmung, welche das Wesen des Vertrags bildet. Acceptation per onore (ital.), »Ehrenannahme«, die Annahme eines Wechsels,
dessen Annahme von dem zunächst Bezogenen verweigert wird, für Rechnung (zu Ehren) eines der Wechselbeteiligten
(des Ausstellers oder eines Indossanten), in der Regel infolge einer auf dem Wechsel ausgedrückten Aufforderung von seiten
desselben, der Notadresse (s. d.) welche den Inhaber verpflichtet, den Notadressaten um seine Intervention anzugehen.
Acceptationskonto (Acceptenkonto, Trattenkonto), das Konto, auf welchem Aussteller von Tratten entweder
schon nach Empfang des Avises oder nach erfolgter Annahme debitiert werden, während nach erfolgter Einlösung der Tratte das
Kassenkonto zu Lasten des Acceptationskontos zu kreditieren ist. Acceptationskredit, das Vertrauen, welches ein Kaufmann dadurch
genießt, daß die von ihm ausgestellten Wechsel bis zu einer bestimmten Summe ohne vorausgegangene Deckung
acceptiert werden. Acceptationszeit, die gesetzlich vorgeschriebene Frist, in welcher ein Wechsel dem Bezogenen zur Annahme
präsentiert werden und dieser sich über Annahme oder Nichtannahme erklären muß.
(lat.), annehmen, namentlich einen präsentierten Wechsel. ^[= # (neulat. Cambium, franz. Lettre de change, engl. Bill of exchange, ital. Lettera di cambio), ...]
(lat., Empfangseintragung), im röm. Rechte die mündliche, in Stipulationsform gekleidete
Quittung einer aus Stipulation entstandenen Schuld. Der Schuldner fragte den Gläubiger: Acceptumne fers oder habes mihi (»Hast
du meine Schuld empfangen«)? Antwortete der Gläubiger darauf: Acceptum fero oder habeo (»Ja«),
die Vergütung (meist ¼-1/3 Proz.), welche Bankhäuser dafür berechnen,
daß sie Tratten acceptieren, welche auf Grund bewilligten Kredits (des Acceptationskredits) auf sie gezogen
werden.
¶