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durchschneiden, ist Kaschau.
Vgl. Korponay, Monographie des Komitats Abauj (ungar., Pest 1866).
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durchschneiden, ist Kaschau.
Vgl. Korponay, Monographie des Komitats Abauj (ungar., Pest 1866).
in der Musik Abkürzung von abbassamento (di mano), »Tieferstellung«, deutet bei einer Kreuzung der Hände in Klavierkompositionen an, daß die betreffende Hand [* 2] unter der andern spielen soll.
(hebräisch-chald., »Vater«),
in jüdischen und altchristlichen Gebeten Anrede an Gott (s. Jesus Christus), dann in morgenländischen Kirchen Titel der Bischöfe und Patriarchen.
(Abach), Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, rechts an der Donau und an der Linie Donauwörth-Regensburg der Bayrischen Staatseisenbahn, mit Bierbrauerei [* 3] und 892 kath. Einwohnern. Die alte Burg (Heinrichsburg), auf der Kaiser Heinrich II. geboren wurde, liegt bis auf den mächtigen Wartturm (Hungerturm) jetzt in Trümmern. Das dortige Wildbad, seit dem 13. Jahrh. bereits bekannt, ist eine kalte alkalisch-salinische Schwefelquelle, die vorzugsweise gegen Gicht, Rheumatismus, Hautkrankheiten [* 4] und Uterusleiden gebraucht wird. Abbach' wurde um 1200 gegründet. Im nahen Oberndorf ward 1209 Otto von Wittelsbach von Kalatin von Pappenheim erschlagen.
zwei durch ihre Reisen in Abessinien und dessen Nachbarländern bekannte franz. Reisende, von denen der ältere Bruder, Antoine Thomson d'A., 1810, der jüngere, Arnould Michel d'A., 1815 zu Dublin [* 5] geboren wurde. Ihre Erziehung erhielten sie in Frankreich, wo sie sich völlig einbürgerten und auf die Erforschung Äthiopiens, namentlich in physikalisch-geographischer Beziehung, sich vorbereiteten. Sie begaben sich 1837, als der ältere von einer Reise nach Brasilien [* 6] zurückgekehrt war, nach Massaua [* 7] am Roten Meer und bereisten nun, teils vereinigt, teils einzeln, einen bedeutenden Teil Abessiniens und zwar nicht nur die bereits bekannten nördlichen und mittlern Landschaften, sondern auch die bis dahin kaum erforschten südlichen Distrikte Enarea und Kaffa.
Ihre Reise war mit vielfachen Schwierigkeiten verknüpft; auch wurden sie durch den damaligen Herrscher von Tigré, Ubié, in politische Intrigen verwickelt, ebenso in den Sturz der katholischen Missionäre zu Adua. Reich beladen mit wissenschaftlichen Schätzen aller Art, zahlreichen altäthiopischen Manuskripten und Vokabularien, kehrten sie 1848 nach Frankreich zurück, wo sie bruchstückweise die Ergebnisse ihrer Forschungen zu veröffentlichen begannen. Da ein großer Teil der letztern durch andre nicht kontrolliert werden konnte, gerieten sie in den Verdacht der Unzuverlässigkeit, sind aber durch spätere Reisende vollständig gerechtfertigt worden. Antoine, der bedeutendere der beiden Brüder, veröffentlichte außer zerstreuten Aufsätzen den »Catalogue raisonné des manuscrits éthiopiens« (Par. 1859) und die wertvolle »Géodésie d'Éthiopie« (das. 1860-73),
in welcher gegen 900 Punkte Abessiniens ihrer Lage und Höhe nach bestimmt sind; ferner: »Observations relatives à la physique du globe faites au Brésil et en Éthiopie« (das. 1873) und »Dictionnaire de la langue Amarinna« (1881). Den zusammenfassenden Bericht über die ganzen Reisen der Gebrüder lieferte Arnould d'A. in seinem Werk »Douze ans dans la Haute-Éthiopie« (Par. 1868, 2 Bde.).
1) Oheim Mohammeds, Sohn Abd el Mottalibs, geb. 566 n. Chr. zu Mekka, war anfangs Gegner seines Neffen, wurde aber 624 in der Schlacht bei Bedr gefangen und seitdem ein Anhänger und eifriger Beförderer der neuen Lehre [* 8] sowie Mohammeds Vertrauter und Ratgeber. Ihm dankte Mohammed den Sieg von Honein (630). Er starb 652 und ist der Stammvater der Abbassiden, welche als Verwandte der Aliden sich 749 gegen die Omejjaden empörten und nach dem Sieg am Zab über den Kalifen Merwan 750 mit Abdallah Abul Abbas, Abbas' Ururenkel, den Thron [* 9] bestiegen.
Die Abbassiden, deren Abzeichen die schwarze Fahne war, verlegten ihre Residenz nach Bagdad und herrschten als Kalifen bis 946 im Besitz der obersten geistlichen und weltlichen Gewalt; nachdem sie die letztere an die Bujiden verloren, blieben sie nur noch das geistliche Oberhaupt des Islam, bis 1258 der Mongolenhäuptling Hulagu Bagdad eroberte und auch ihrer geistlichen Herrschaft ein Ende machte; der letzte Abbasside, Almustassim, wurde nebst seinen Söhnen getötet. Einige Mitglieder der Familie retteten sich nach Ägypten, [* 10] wo die Sultane ihnen den Kalifentitel, aber ohne jede Macht, ließen.
2) Schah Abbas I., der Große, Schah von Persien, [* 11] geb. 1557, Sohn des Schahs Mohammed Chodabendeh V., aus der Dynastie der Sofi in Persien, war unter seinem Vater zuletzt Statthalter von Chorasan und bestieg nach Ermordung seiner ältern Brüder 1586 den Thron. Um sich auf demselben zu behaupten, rief er viele Fremde ins Land und wußte durch Parteiungen seine Gegner zu schwächen und zu unterdrücken. Nachdem er 1590 Gilan von den Türken und 1598 Chorasan von den Uzbeken befreit hatte, erhob er Ispahan zu seiner Residenz.
Den Türken entriß er Aserbeidschân in Armenien, eroberte 1613 Georgien und zerstörte, im Bund mit den Engländern, die portugiesische Kolonie Ormus (1621). Im J. 1623 eroberte er unter vielen Grausamkeiten sogar Bagdad. In der Hoffnung, gegen die Sultane der Türken erfolgreicher auftreten zu können, wollte er mit den damaligen europäischen Großmächten in Verbindung treten. Während er die Sunniten grausam verfolgte, zeigte er sich gegen die Christen tolerant.
Spanien [* 12] ließ sich an seinem Hof [* 13] durch Ordensgeistliche vertreten, und Jakob I. aus England schickte Sir Dodmore Cotton nach Ispahan. Abbas war unstreitig der hervorragendste Monarch auf dem Thron Persiens in der Neuzeit. Er schmückte Ispahan und andre Städte mit Prachtbauten. Er starb 1628 auf einer Reise zu Kaswin. Sein Urenkel Abbas II. bestieg 1641 sehr jung den Thron, gewann das empörte Kandahar durch seine Milde von den indischen Mongolen zurück und führte auch gegen Georgien und die Shask an der Küste von Kerman Kriege, aber mit geringerm Glück. Den Europäern bewies er sich sehr geneigt und zog namentlich französische Kaufleute, Handwerker und Künstler ins Land. Er starb 1666. Der letzte Herrscher aus der Dynastie der Sofi, Abbas III, Sohn des Schahs Thamasp, wurde 1731 von dem Oberfeldherrn Nadir Thamasp Kuli Chan auf den Thron gehoben, starb aber schon 1736, worauf Nadir selbst den Thron bestieg.
Mirza, pers. Prinz, geboren um 1783, war zweiter Sohn des Schahs von Persien, Feth Ali, der ihn mit Übergehung des ältern Bruders, Mohammed Ali Mirza, zum Thronfolger ernannte. Durch eigne Erfahrung von den Vorzügen der Zivilisation überzeugt, beschloß er, Persien, zunächst die Provinz Aserbeidschân, die er als Beglerbeg mit fast souveräner Macht verwaltete, auf europäischem Fuß zu reformieren. Mit Hilfe französischer und später englischer Offiziere reorganisierte er zunächst das Heerwesen. Als 1811 ein Krieg mit Rußland ausbrach, befehligte er die persische Armee, war aber nicht glücklich. Im J. 1821 unternahm er einen Krieg gegen ¶
die Türken, ging ohne Kriegserklärung über die Grenze und belagerte Bajesid; einer seiner Generale drang sogar bis Diarbekr vor und machte große Beute. Doch gingen die Eroberungen bald wieder verloren. Abbas Mirza selbst ergab sich dem Trunk und regierte ganz nach Willkür, wie seine Vorgänger. Das Räuberunwesen unterdrückte er zwar mit Strenge, aber die Justiz war verkäuflich, die Statthalter- und Beamtenstellen wurden den Meistbietenden überlassen. Grenzstreitigkeiten führten zu wiederholten Kriegen mit Rußland, in denen Abbas Mirza mehr durch persönliche Tapferkeit als durch Feldherrntalente glänzte. Als der Friede von Turkmantschai diese für Persien unheilvollen Unternehmungen abschloß, erhielt von der Königlichen Asiatischen Gesellschaft zu London [* 15] das Diplom als Ehrenmitglied. 1831 und 1832 bekämpfte er die Kurdenhäuptlinge von Chorasan, wodurch er sich aufs neue beliebt machte. Bevor er jedoch die Eroberung von Herat vollenden konnte, starb er im Dezember 1833 in Meschhed an einer Epidemie. Er hinterließ 24 Söhne und 26 Töchter. Sein ältester Sohn, Mohammed Mirza, bestieg 1834 den Thron von Persien.
Pascha, Vizekönig von Ägypten, Sohn Tussum Paschas, Enkel Mehemed Alis, geb. 1813 zu Dschiddah in Hidschas und in Kairo [* 16] erzogen, erhielt, 15 Jahre alt, den Posten eines Provinzialinspektors, den er drei Jahre verwaltete, bekleidete dann verschiedene hohe Verwaltungsämter, ward Generalinspektor der Provinzen und bald darauf erster Minister und Präsident des Rats von Kairo. Auf diesem Posten, den er acht Jahre lang bekleidete, gewann er die allgemeine Achtung sowohl der Eingebornen als auch der europäischen Konsuln. Im Krieg von 1841 in Syrien befehligte er eine Division der ägyptischen Armee. Er ward von Mehemed Ali, als dieser 1848 in Krankheit verfiel, zu seinem Stellvertreter eingesetzt, aber von seinem Oheim Ibrahim Pascha, der sich mit Zustimmung der Pforte der Regierung bemächtigte, wieder verdrängt. Der Tod Ibrahims rief ihn nach Ägypten zurück.
Von den ausländischen Konsuln als legitimer Thronfolger anerkannt, wurde er in Konstantinopel [* 17] im November 1848 von dem Sultan mit der Würde des Vizekönigs von Ägypten belehnt. Doch zeigte es sich bald, daß er engherzig bigott, träge und wollüstig war und die Fremden und ihre Zivilisation haßte. Er stellte die Arbeiten seiner Vorgänger ein, verminderte Heer und Flotte und schaffte die Kopfsteuer ab; jedoch bedrückte er das Land durch Beschränkung des Handels und Verkehrs und durch Erpressungen. Beim Ausbruch des Kriegs gegen Rußland 1854 stellte er der Pforte 15,000 Mann Landtruppen und seine Flotte zur Verfügung. Abbas Pascha ward am Morgen des auf einem Diwan in einem Salon seines Palastes Benha el Assel tot gefunden, wahrscheinlich aus Privatrache ermordet. Sein Nachfolger war Said Pascha, ein jüngerer Sohn Mehemed Alis.
(ital.), s. v. w. Abt, ^[= # (v. syr. Abba, "Vater"), aus einem allgemeinen kirchlichen Ehrennamen entstandener ...] Abbé.
Niccolò dell', ital. Maler, geb. 1512 zu Modena, bildete sich nach Correggio, Parmeggianino und Giulio Romano, war vorzugsweise als Freskomaler in seiner Vaterstadt (Schloß Scandiano) und im Gebiet von Bologna thätig; jedoch hat sich von seinen Malereien nur wenig erhalten. Ein für San Pietro in Modena gemaltes Altarbild: Marter der Apostel Petrus und Paulus (Galerie zu Dresden), [* 18] zeigt ganz den Einfluß Correggios. Im J. 1552 wurde er von Primaticcio nach Fontainebleau berufen, wo er bis zu seinem Tod (1571) mit jenem an der Ausschmückung des Schlosses mit (meist untergegangenen) mythologischen Darstellungen arbeitete.
(auch Ausbau), die Errichtung neuer Bauernhöfe, mit Abbruch der alten, auf separierten und zusammengelegten Grundstücken sowie die Anlage von neuen Vorwerken auf größern Gütern.
Über Vorteile und Nachteile des Abbaus und Ausbaus vgl. Hofsystem und Zerschlagung der Grundstücke.-
Über Abbau im Bergbau [* 19] s. d. Abgebaut heißt eine Grube, wenn der Erzgehalt erschöpft ist, oder der weitere Bau wegen entgegenstehender Schwierigkeiten aufgegeben wird.
Ortschaft in der österreich. Bezirkshauptmannschaft Volosca (Istrien), [* 20] in neuester Zeit als Kurort bekannt geworden, in schöner Lage am Quarnerobusen des Adriatischen Meers, mit südlicher Vegetation (schöne Lorbeerwälder), mildem Klima, [* 21] Seebad, neuem Hotel der Südbahn und (1884) 360 Einw.
(franz.), ursprünglich s. v. w. Abt. Auf Grund eines zwischen Papst Leo X. und dem König Franz I. von Frankreich abgeschlossenen Kontrakts stand den Königen von Frankreich das Recht zu, 225 Abbés commendataires für fast alle französischen Abteien zu ernennen. Seit Mitte des 16. Jahrh. führten den Titel Abbé überhaupt junge Geistliche mit oder ohne geistliche Weihen. Ihre Kleidung bestand in einem schwarzen oder dunkelvioletten Gewand mit kleinem Kragen, und ihr Haar [* 23] war in eine runde Haarlocke geordnet. Da von diesen nur wenige zum Besitz einer Abtei gelangen konnten, so fungierten einige als Hauslehrer, Gewissensräte etc. in angesehenen Familien, andre widmeten sich der Schriftstellerei. Erst mit der Revolution verschwanden sie aus der Gesellschaft. Vielfach wendet man den Titel Abbé (ital. Abbate) noch in Briefen an junge Geistliche an.
*** (Abbé Trois-Étoiles), der pseudonyme Verfasser mehrerer antiklerikaler französischer Romane, welche in den 60er Jahren einiges Aufsehen erregt haben, und von denen »Le [* 24] Maudit« (1863) und »La Religieuse« (1864) die bemerkenswertesten sind.
Die Autorschaft dieser Romane wurde in den Pariser litterarischen Kreisen bald Louis Ulbach, bald dem Abbé Michon und bald Ferdinand Fabre zugeschrieben, von allen dreien aber mehr oder weniger entschieden verleugnet.
Hauptstadt der Egba im Reiche Joruba in Westafrika, am schiffbaren Ogun, 89 km nördlich vom Hafenplatz Lagos an der Guineaküste. Der über 100,000 Einw. zählende Ort dehnt sich zu beiden Seiten des Ogun aus; er ist von einer 2 m hohen, ca. 20 km langen Erdmauer umgeben, durch welche fünf Thore führen, und besteht eigentlich aus einem Komplex mehrerer schmutziger Ortschaften mit viereckigen, strohgedeckten Negerhütten. Als hervorragendes Gebäude kann nur die hölzerne christliche Kirche gelten. Es besteht oder bestand eine Zeitung, die in der Egbasprache von den Zöglingen der Missionsschulen gedruckt wurde. Sehr lebhaft ist der Handel mit Palmöl, das auf dem Ogun nach Lagos verschifft wird, von wo dagegen alle europäischen Industrieprodukte eingeführt werden. - Der zu Abbeokuta gehörige Distrikt, das sogen. Königreich Abbeokuta, ist nur klein. An der Spitze steht ein Alake oder Häuptling, in gewisser Beziehung ein konstitutioneller Monarch, neben dem die Ältesten und die vom Volk erwählten Ogboni Einfluß auf die Regierungsgeschäfte und Steuererhebung ¶
17 haben. - Nachdem das alte Reich Joruba in den 20er Jahren unsers Jahrhunderts durch die mohammedanischen Fellata zerstört worden war, sammelten sich die Egba, eins der Völker jenes Negerreichs, wieder in der fruchtbaren Umgebung Abbeokutas, das schnell zur Blüte [* 26] gelangte. Um jene Zeit war auch durch schwarze Christen aus Sierra Leone das Evangelium dorthin gebracht. Allmählich richteten die englische Missionsgesellschaft und die Wesleyaner dort Stationen ein, die aber mehrere Male durch Einfälle der feindlichen Dahoméer bedroht waren; 1857 und 1863 wurden diese mit Erfolg zurückgeschlagen. Im Oktober 1867 entstand jedoch in Abbeokuta selbst eine Revolution gegen die christlichen Missionäre; diese wurden vertrieben, und das Werk der Christianisierung Abbeokutas blieb seitdem den einheimischen Konvertiten überlassen.
Vgl. W. Hoffmann, Abbeokuta (Berl. 1859);
Burton, Abbeokuta and the Camaroons mountains (Lond. 1863);
die »Proceedings of the Royal Geographical Society of London« (1879-80).
die Zurückberufung eines Bevollmächtigten von seiten seines Auftraggebers.
Eine solche, an einen Gesandten gerichtet, beendigt die Gesandtschaft an und für sich noch nicht, sondern es muß zuvor der Regierung, bei welcher der Gesandte akkreditiert ist, das Abberufungs- (Rappell-) Schreiben übergeben oder ihr die Abberufung sonst in amtlicher Weise mitgeteilt werden.
Die Abberufung eines Gesandten bedeutet den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den betreffenden Mächten und ist in der Regel das Anzeichen des unmittelbar bevorstehenden Kriegs zwischen denselben.
(spr. abb'wil; v. latein. Abbatis Villa), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Somme, am Flusse Somme und an der Nordbahn gelegen, hat eine spätgotische Kirche (St. Vulfran) mit prächtigem Portal und zählt (1881) 19,283 Einw., welche Fabrikation von Wollstoffen, Segeltuch und Zucker [* 27] sowie Handel treiben. Abbeville hat ein archäologisches Museum, eine Statue von Lesueur und steht durch einen Kanal [* 28] mit dem Meer in Verbindung, so daß es auch einen Seehafen besitzt. Abbeville ist die alte Hauptstadt der Grafschaft Ponthieu und wurde bereits von Karl d. Gr. befestigt; gegenwärtig sind die Festungswerke geschleift.
Kreisstadt in der ital. Provinz Mailand, [* 29] in wohlbebauter Gegend am Naviglio di Bereguardo und an der Eisenbahnlinie Mailand-Mortara gelegen, mit Mauern umgeben, hat ein Siechenhaus und (1881) 7025 Einw., welche Viehzucht und [* 30] Reisbau treiben. Im J. 1167 wurde von Kaiser Friedrich I. erobert. M. Visconti schlug hier 1313 die Guelfen und Giovanni de' Medici 1524 die Franzosen.
und Abbrechen, zwei Dressurmittel in der Reitkunst, um die Beweglichkeit zwischen Kopf und Hals des Pferdes und deren Stellung zu einander zu verbessern.
[* 31] chirurg. Operation, wodurch Weichgebilde, z. B. Polypen des Rachens, Ohrs und der Nase [* 32] und andre kleine Gewächse, auf unblutige Weise entfernt werden. Man legt einen starken Faden [* 33] aus Seide [* 34] oder Hanf um die Basis oder den Stiel des zu entfernenden Gebildes und zieht die Schlinge fest zu. Hierbei wird der Stiel der Geschwulst entweder sofort abgeschnürt, oder die in ihm enthaltenen Blutgefäße werden so stark zusammengedrückt, daß sie abstirbt und nach einigen Tagen als trockner brauner Schorf losgestoßen wird. Größere, mit breiter Basis aufsitzende oder schwer zugängliche Aftergebilde werden nicht abgebunden, sondern mittels eines Schlingenschnürers (Ekraseurs, s. d.) abgequetscht; vgl. auch Galvanokaustik. - In der Technik heißt Abbinden (Abpinnen) mit dem Abbindhammer Figuren aus Blech treiben.
(Absprünge), kurze, meist jüngere Baumtriebe, die durch den Eingriff von Tieren vom Baum abgelöst werden und dann unter demselben bisweilen in auffallender Menge liegen. An Fichten und Tannen werden die von Eichhörnchen hervorgerufen;
an Kiefern brechen die Triebe nicht selten an den Bohrstellen ab, welche der Kiefernmarkkäfer (Hylurgus piniperda L.) an ihnen erzeugt hat. Vgl. Absprünge.
(lat. Deprecatio injuriae), demütigende Bitte um Verzeihung der zugefügten Ehrenkränkung, im ältern Strafverfahren eine Privatstrafe, auf welche bei Ehrverletzungen entweder allein oder neben einer Geldstrafe und neben Ehrenerklärung und Widerruf erkannt zu werden pflegte. Dies rein deutschrechtliche Genugthuungsmittel wurde partikularrechtlich zuweilen noch in merkwürdiger Weise verschärft, z. B. durch Zuziehung des Scharfrichters, knieende u. dgl. Noch im Oldenburger und ebenso im hannöverschen Strafgesetzbuch enthalten, ist diese erniedrigende und demoralisierend wirkende Strafe von der modernen Gesetzgebung und namentlich durch das deutsche Strafgesetzbuch beseitigt, welch letzteres bei Injurien nur die öffentlichen Strafen der Geldstrafe, der Haft und des Gefängnisses kennt, nur ausnahmsweise eine an den Verletzten zu entrichtende Buße statuiert und nur bei öffentlichen oder durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen oder Abbildungen begangenen Beleidigungen eine besondere Genugthuung für den Beleidigten durch öffentliche Bekanntmachung des Strafurteils auf Kosten des Beleidigers gestattet.
von Dampfkesseln, s. Ausblasen. ^[= von Dampfkesseln, eine Arbeit zur Entfernung von Schlamm und lockerm Kesselstein ...]
das Abbrechen der Blätter von Kulturpflanzen zwecks besserer Belichtung der übrigen Pflanzen, z. B. beim Weinstock und Hopfen, [* 35] oder behufs Gewinnung als Viehfutter; besonders gebräuchlich bei Wurzelgewächsen, wie Rüben etc. Der zum Abblatten geeignete Zeitpunkt ist gekommen, wenn die Blätter die ersten Spuren des Absterbens zeigen. Ein früheres Abblatten ist, da die Blätter zur Ernährung der Pflanze thätig mitzuwirken haben, für die vollkommene Entwickelung der letztern schädlich. Vorzeitig abgeblattete Rüben zeigen verminderten Gehalt an Trockensubstanz, Proteinstoffen, Asche und besonders an Zucker. Abblatten des noch grünen Kartoffelkrauts beeinträchtigt die Stärkebildung ganz wesentlich; s. auch Schröpfen.
(spr. äbb-), 1) George, engl. Prälat, geb. 1562 zu Guilford, seit 1610 Erzbischof von Canterbury, bemühte sich 1608, eine Vereinigung der schottischen Episkopalkirche mit der englischen zu stande zu bringen. Abbot starb in Croydon.
2) Robert, geb. 1560, Bruder des vorigen, Bischof von Salisbury, stand in hoher Gunst bei Jakob I., starb Er schrieb: »De suprema potestate regia« (Lond. 1616), eine beredte Apologie der königlichen Gewalt im Sinn der Stuartschen Auffassung.
3) Charles, Lord Colchester, s. Colchester.
(spr. äbb-), ehemaliges Kloster in Roxburghshire (Schottland), am Tweed, unfern der Stadt Melrose, berühmt als Landsitz Walter Scotts, der dasselbe 1811 kaufte und zu einem reizenden Landsitz im mittelalterlichen Schloßstil umschuf. Abbotsford ist äußerst romantisch gelegen und enthält reiche vom Dichter angelegte Sammlungen von Gemälden, ¶
Antiquitäten, Büchern, Manuskripten, die von den jetzigen Besitzern Abbotsfords, James Hope Scott und dessen Frau (der einzigen Enkelin Sir Walters), in Ehren gehalten werden. Der auf Abbotsford gegründete Baronstitel der Familie erlosch schon 1847 mit dem Tode des letzten Sohns Walter Scotts.
(spr. äbb-), 1) Jakob, nordamerikan. Jugendschriftsteller, geb. 1803 zu Hallowell in Maine, studierte am Bowdoin College, war 1825-29 Professor der Mathematik am Amherst College und übernahm darauf die Leitung der Mount Vernon-Mädchen-Schule zu Boston, [* 37] woselbst er 1879 starb. Seine Jugendschriften bestehen aus etwa 200 Bänden, von denen die »Rollo books« (28 Bde.),
»The Franconia stories« (10 Bde.),
»Marco Paul's adventures« (6 Bde.),
»Harper's story books« (36 Bde.) und »Little learner series« (5 Bde.) eine große Verbreitung gefunden haben. Mehrere davon sind auch in fremde Sprachen übersetzt worden. Abbotts Schriften sind belehrend und haben den Zweck, die Jugend für christliche Tugenden zu gewinnen. Nach seinem Tod erschien: »The young christian« (mit Biographie, New York 1882).
2) John Stevens Cabot, nordamerikan. Geschichtschreiber, geb. 1805 zu Brunswick in Maine, gest. zu Fairhaven in Connecticut, hat sich namentlich durch seine »History of Napoleon« (New York 1856) bekannt gemacht, in welcher er Napoleons I. Handlungen und Charakter verteidigte. Er schrieb auch eine Geschichte des nordamerikanischen Bürgerkriegs (1863-65), ein Leben Napoleons III. (1868), Friedrichs d. Gr. (1871) u. a.
in der Elementartaktik das Verkürzen der Fronte einer Truppe;
aus der Linie entsteht dadurch eine geöffnete Kolonne, aus breiterer Kolonne eine schmälere. Abbrechen eines Gefechts, das Abstehen von Erreichung des ursprünglichen Gefechtszwecks, ehe man in den Entscheidungskampf eintritt, oder nach erreichter Absicht, z. B. bei Rekognoszierungen.
Man entzieht sich dabei allmählich der Waffenwirkung des Gegners unter Beibehaltung völliger Gefechtsbereitschaft, solange ein Nachdrängen des Gegners zu gewärtigen ist. - in der Reitkunst, s. Abbiegen.
des Bodens, s. Bodenbearbeitung. ^[= (Ackerbau im engern Sinn), der Inbegriff aller Thätigkeiten des Menschen, welche auf die Herstellun ...]
(lat.), die wichtigsten Beamten der päpstlichen Kanzlei, welche die Entwürfe zu den päpstlichen Bullen fertigen;
sie kommen seit etwa 1350 vor.
(lat.), Abkürzungen von Wörtern in der Schrift, deren man sich bedient entweder der Raum- und Zeitersparnis halber, oder damit das Geschriebene nicht von jedermann gelesen werden könne. Dergleichen waren schon im Altertum in Handschriften und auf Münzen [* 38] etc. gebräuchlich und bestehen teils in der Abkürzung eines Worts oder einer Silbe auf einen oder einige Buchstaben, teils in wirklich stellvertretenden Zeichen. Die Römer [* 39] nannten solche Abkürzungszeichen Notae und die sich derselben bedienenden Schreiber Notarii.
Sie unterschieden dreierlei Abbreviaturen: Abkürzungen ganzer Wörter und Silben (sigla, literae singulae), Vertauschungen von Buchstaben zum Behuf der Geheimschrift und willkürlich gewählte Zeichen von der seit dem Mittelalter gebräuchliche Name Notae Tironianae rührt von Tullius Tiro, dem Freigelassenen des Cicero, her, welcher diese Abbreviaturen ordnete und dadurch erst in Aufnahme brachte. Seneca ordnete sie von neuem und zählte ihrer schon 5000. Wie viele dieser Abbreviaturen bei den Römern in regelmäßigem Gebrauch gewesen sein müssen, ist z. B. aus einer Angabe des Dichters Martial zu entnehmen, nach der sich berechnen läßt, daß sein Abschreiber in der Minute neun Verse schrieb.
Genaueres s. Tiro. Auch im Mittelalter machte man von in Inschriften und auf Münzen sowie in Handschriften besonders seit dem 11. Jahrh. zunehmenden Gebrauch. Noch in die ältesten Drucke gingen viele der damals gebräuchlichen Abbreviaturen über, aber in den letzten Jahrhunderten sind dieselben mit ganz wenigen Ausnahmen, wie ع und 2c. für et cetera und & für et (und), völlig abgekommen. Die im Altertum und in den Handschriften des Mittelalters und der neuern Zeit vorkommenden Abkürzungen findet man in den Werken über Paläographie (s. d.) erklärt. - Über die jetzt am gewöhnlichsten vorkommenden, z. B. die in der Musik, in einzelnen Wissenschaften, in Handel und Wandel wie im schriftlichen Verkehr eingeführten, s. die einzelnen Buchstaben »A«, »B« etc. und die betreffenden Stellen im Alphabet.
Thomas, philosoph. Schriftsteller, geb. zu Ulm, [* 40] studierte seit 1756 in Halle [* 41] erst Theologie, dann Mathematik, Philosophie und schöne Wissenschaften und wurde 1760 außerordentlicher Professor der Philosophie zu Frankfurt [* 42] abbt O. Schon im folgenden Jahr als Professor der Mathematik nach Rinteln berufen, wurde er 1765 zum Regierungs- und Konsistorialrat zu Bückeburg [* 43] ernannt, wo er starb. Unter seinen philosophischen, im Geiste der Aufklärungsphilosophie abgefaßten Schriften sind die wichtigsten: »Vom Verdienst« (Berl. 1765) und »Vom Tod fürs Vaterland« (Bresl. 1761). Seine »Vermischten Werke« wurden herausgegeben von Fr. Nicolai (Berl. 1768-81, 6 Bde.; 2. Aufl. 1790).
s. Abuna. ^[= (arab., "unser Vater"), bei den orientalischen Christen die gewöhnliche Anrede an ...]
s. v. w. Alphabet (s. d.);
auch angewendet auf die Anfangsgründe einer Wissenschaft, Kunst u. dgl.
s. Fibel. ^[= # (lat. Fibula), Haftel, metallene Spange zum Zuhefteln der Gewänder, ähnlich unsern Broschen ...]
eins der kaukas. Bergvölker, ein Zweig der Tscherkessen im Bezirk Suchum der kaukasischen Statthalterschaft, westlich vom Kaukasus bis zum Schwarzen Meer (Abchasien), war früher ziemlich zahlreich, zählt jetzt aber, nachdem schon nach 1864 ein großer Teil und wieder in dem letzten russisch-türkischen Krieg etwa 32,000 Personen nach der Türkei [* 44] ausgewandert, nur noch 13,200 Köpfe. Die Abchasen zerfallen in die Achtschipsu, Pschu, Zebeldi, Dschigeti oder Sadzen, Bsybsk, Abdschub und Samurzakansk.
Sie sind dunkel von Farbe, von hagerer, aber kräftiger Gestalt und gewöhnlich von mittlerer Größe. Dem Charakter nach sind sie unbändig und roh, rachsüchtig und diebisch, dabei indolent und Strapazen abgeneigt. Ihre Hauptbeschäftigung ist Ackerbau und Viehzucht; nebenbei betreiben sie Weinbau und Bienenzucht. [* 45] Ihre Nahrung besteht zumeist aus saurer Milch, Maiskolben und schlechten Maiskuchen; Festspeisen sind Otschomuqua (mit frischem Käse durchkneteter Hirsebrei), Adshgogo (gehacktes und mit Pfeffer etc. stark gewürztes Schaffleisch) und Kiafta (Fleischkugeln, mit Zwiebeln durchknetet und in Fett schwimmend).
Ihre Hütten [* 46] liegen in den Wäldern zerstreut und bestehen meist nur aus schlechten geflochtenen Strauchwänden mit einem Farnkrautdach. Die Begräbnisstätten der Toten, für die man eine große Pietät hat, sind verhältnismäßig viel besser unterhalten als die Wohnungen der Lebenden. Die Abchasen haben sich zum Teil die äußere Form der Lehre Mohammeds bewahrt, halten aber selbst diese nicht heilig; die Samurzakansk bekennen sich äußerlich zum Christentum, sind aber lau und entbehren aller Kenntnis des Glaubens. Die Sprache [* 47] der Abchasen zeigt mit dem Tscherkessischen einige Verwandtschaft (vgl. ¶
Kaukasische Sprachen). Ein Alphabet fehlte ihnen; Lesen und Schreiben wird erst seit der russischen Herrschaft gelehrt. Von den Fürsten sind einige in russische Dienste [* 49] getreten, die Mehrzahl derselben lebt von ihren Einkünften. Das Verhältnis der Bauern zu den Fürsten war zeitweise ein sehr hartes; seit ist die Sklaverei durchgehends abgeschafft. Auch Verwaltung und Rechtspflege sind geregelt, und dem blutigen Streit, zu dem die Blutrache sonst bei jeder Gelegenheit trieb, ist gesteuert. Die geringe Industrie liefert Waffen [* 50] und grobe Webstoffe für den Hausbedarf. Zur Ausfuhr gelangen Wein und Honig, namentlich aber Nutzhölzer (Buchsbaum- oder Palmenholz) aus den Wäldern des Landes.
Vgl. G. Raddes Reiseberichte in »Petermanns Geographischen Mitteilungen« (1866-68). -
Abchasien war als Nachbarland des schon im hohen Altertum berühmten Kolchis (Mingrelien) den alten Kulturvölkern nicht unbekannt. Im J. 550 n. Chr. fand der christliche Glaube dort Eingang; die Byzantiner hatten einigen Verkehr mit Abchasien, die Mongolenchans dehnten ihre Herrschaft bis hierher aus und verstärkten ihre Heere durch die Bewohner des Landes. Rußland trat in freundliche Beziehungen zu Abchasien schon 1154 durch die Ehe des Großfürsten Isjalaf Mstislawitsch mit einer Fürstentochter der Abchasen. Seit dem 15. Jahrh. unter türkischer Herrschaft, wurden die Abchasen Mohammedaner.
Abteilungen der Abchasen stießen 1809 zu den Russen bei der Belagerung von Poti. Die Erwerbung Abchasiens von seiten Rußlands beginnt mit dem Frieden von Adrianopel 1829. Eine Reihe russischer Posten erstand längs des Meers; 1837-40 vollzog sich die Besitznahme des südlichen Abchasien. Allmählich wurden die russischen Stationen gegen das Gebirge hin vorgerückt; in die Jahre 1839-42 fällt die Unterwerfung des nordwestlichen Abchasien vom Bsyb (oberhalb Pizunda) an. Es dauerte jedoch bis 1864, ehe die Pazifizierung des Landes vollkommen war, und seitdem sind viele Abchasen nach der Türkei ausgewandert (s. oben). Sitz der Verwaltung ist Okum, im südlichen Teil Abchasiens, ein ärmlicher Platz, und Zebeldinsk, am Kodorfluß, im mittlern Abchasien, eine kleine Festung, [* 51] 477,5 m hoch gelegen.
Sillerscher, s. Abwässer. ^[= die im Haushalt und namentlich in der Industrie abfließenden, mit verschiedenen Stoffen verunreinig ...]
Spottname der im Gefolge der fahrenden Schüler (Vaganten, s. d.) des 14. und 15. Jahrh. herumwandernden Schulknaben, die von jenen aufs Betteln und Stehlen (in der Burschensprache Schießen, [* 52] daher Schütze) ausgeschickt zu werden pflegten.
(arab. u. syr.), Sklave, Knecht, häufig in Zusammensetzung mit Eigennamen, z. B. Abdallah, »Knecht Gottes«, Abd el Kader, »Knecht des mächtigen Gottes«, etc. Das hebräische Ebed wurde in gleicher Weise angewandt.
im allgemeinen die Abweichung einer Ebene von der horizontalen Lage;
in der Geographie Bezeichnung der Absenkung des Landes gegen das Meer hin oder des allmählichen Abnehmens der Bodenerhebung nach der Meeresküste zu.
Bedingend ist die Abdachung gewöhnlich für die Hauptrichtung der größern Ströme, während die kleinen Bäche und Flüsse [* 53] oft aufs mannigfaltigste von derselben abweichen und sogar nicht selten einer entgegengesetzten Richtung folgen.
1) Vater des Propheten Mohammed, Sohn Abd el Mottalibs, geb. 545 zu Mekka, lebte daselbst als Kaufmann, starb 571 kurz nach der Geburt seines Sohns auf einer Handelsreise in Jathreb.
2) Sohn des Ali, Oheim der beiden ersten Kalifen aus dem Haus der Abbassiden, schlug den Kalifen Merwan II. 750 am Zab und ließ alle Sprößlinge des Hauses der Omejjaden auf grausame Weise umbringen. Als er sich nach dem Tod seines Neffen Abul Abbas empörte und nach der Herrschaft strebte, ward er von Abu Moslem, dem Feldherrn Abu Dschafar Almansurs, des Bruders des Verstorbenen, 754 bei Nisibis geschlagen und 755 ermordet.
3) ben Yasin, Araber im nordwestlichen Afrika, [* 54] bekehrte im Verein mit Yahya, Fürsten von Senhadsche, die dortigen arabischen Nomadenstämme, gewann den Ruf eines Heiligen und zahlreiche Anhänger, die ihn als geistliches Oberhaupt anerkannten, und hinterließ seinem erwählten Nachfolger Abubekr ben Omar, dem Gründer von Marokko [* 55] und Ahnherrn der Dynastie der Almorawiden (s. d.), 1059 ein ansehnliches Reich.
al Malik, fünfter Kalif der Omejjaden, Sohn Merwans, folgte diesem 685 auf dem Thron, hatte aber viel mit Empörungen zu kämpfen, die er mit blutiger Energie unterdrückte. Er eroberte Kufa und Mekka wieder und dehnte die Macht des Reichs nach Westen aus. Er ließ zuerst arabische Münzen prägen und machte die arabische Sprache zur Kanzleisprache. Er begünstigte die Künste und dichtete selbst. Abd al Malik starb 8. Okt. 705.
[* 48] Figur 1: Abdampfen über Schwefelsäure. [* 56]
(Verdampfen, Abrauchen, Einengen, Verdunsten, Evaporieren), die teilweise oder vollständige Verflüchtigung eines Lösungsmittels, um eine konzentriertem Lösung oder den gelösten Körper in fester Form zu erhalten. Aus wässerigen Lösungen verdunstet das Wasser beim Stehen an freier Luft, der Prozeß verläuft aber sehr langsam und um so langsamer, je kleiner die Oberfläche der Lösung, je feuchter die Luft, je niedriger die Temperatur ist, und je unvollständiger die an der Oberfläche der Lösung gebildeten Wasserdämpfe durch Luftzug fortgeschafft werden.
Man gießt daher, um die Verdunstung möglichst zu beschleunigen, die Lösung in flache Gefäße (Schalen, Pfannen) oder breitet sie, wie in den Salzgärten an der Küste, in welchen Meerwasser verdunstet, über noch sehr viel größere Flächen aus. Man erbaut auch gegen den herrschenden Wind gerichtete Wände aus Dorngestrüpp (Gradierwerke) und läßt die zu verdunstende Lösung über diese Wände herabrinnen. Indem die Lösung hierbei alle Zweige befeuchtet, erhält sie eine sehr große Oberfläche, und der Wind, welcher die Wand durchweht, führt die gebildeten Dämpfe sehr schnell fort.
Soll eine Flüssigkeit im geschlossenen Raum, z. B. unter einer Glocke, verdunsten, so muß man mit Hilfe eines Aspirators einen Luftstrom durch die Glocke saugen, und die Verdunstung wird in diesem Fall noch beschleunigt, wenn man die Luft vor dem Eintritt in die Glocke über Chlorcalcium leitet, um sie zu trocknen. Man kann ab er auch eine Flüssigkeit unter der Glocke verdunsten lassen, wenn man gleichzeitig eine Schale mit konzentrierter Schwefelsäure oder mit geschmolzenem Chlorcalcium unter die Glocke stellt, so daß die gebildeten Dämpfe von den genannten hygroskopischen Substanzen sofort absorbiert werden [* 48] (Fig. 1). ¶
Wesentlich beschleunigt wird die Verdunstung in einem solchen Apparat, wenn man die Luft unter der Glocke mit Hilfe einer Luftpumpe [* 58] möglichst stark verdünnt. Diese Methode der Verdunstung wendet man besonders an, wenn der gelöste Körper Temperaturerhöhung nicht verträgt oder durch den Sauerstoff der Luft verändert wird.
Weitaus in den meisten Fällen verdampft man Lösungen unter Anwendung erhöhter Temperatur. Man erhitzt sie in offenen Pfannen oder Kesseln zum Kochen und heizt mit Spiritus, [* 59] Petroleum, Gas, Holz, [* 60] Kohle etc. unter dem Gefäß [* 61] (Verdampfen mit Unterfeuer). Eine für viele Zwecke geeignete Konstruktion dieser Abdampfvorrichtungen, die Bootpfanne, zeigt [* 57] Fig. 2. Sehr große Vorzüge bietet aber die Heizung [* 62] mit Dampf, [* 63] den man entweder in einen Mantel leitet, welcher den untern Teil der Pfanne umgibt, oder in ein Schlangenrohr, welches in die Pfanne gelegt wird. Letztere Einrichtung ist nur anwendbar, wo nicht zu häufige Reinigung des Abdampfgefäßes in Frage kommt, und wo keine Ausscheidungen während des Verdampfens erfolgen. Wetzels Verdampfpfanne [* 57] (Fig. 3) besteht aus einer halbcylindrischen Pfanne mit Dampfmantel, in welcher ein aus Dampfleitungsröhren gebildeter cylindrischer Körper rotiert, der in die zu verdampfende Flüssigkeit eintaucht, zum größern Teil aber aus derselben hervorragt.
Dieser Körper vergrößert die Oberfläche der Flüssigkeit bedeutend, und auf den in der Luft befindlichen heißen Röhren [* 64] findet eine sehr lebhafte Verdampfung statt. Bei allen Verdampfpfannen muß man für gute Ableitung der Dämpfe sorgen, und vorteilhaft leitet man mit Hilfe eines Ventilators einen starken Luftstrom, besonders von erhitzter Luft, über oder durch die Flüssigkeit. Wo die Berührung mit den heißen Feuerungsgasen und eine Verunreinigung durch Asche nicht nachteilig sind, können
[* 57] Figur 4: Vakuumapparat.
[* 57] Figur 3: Wetzels Verdampfpfanne.
die Feuerungsgase direkt über die zu verdampfende Flüssigkeit hinweggeleitet werden (Verdampfen mit Oberfeuer). Dies geschieht sowohl im Flammofen, dessen Sohle die Flüssigkeit aufnimmt, als beim in Pfannen, und um Verunreinigung der Flüssigkeit zu vermeiden, wendet man Generatorgase an. Erträgt die zu verdampfende Flüssigkeit nicht die Siedetemperatur, oder soll das Anbrennen oder Spritzen vermieden werden, so erhitzt man sie meist in Bädern, besonders im Wasser- oder Dampfbad (s. Bad). [* 65] Ganz allgemein beschleunigt man das Verdampfen nicht siedender Flüssigkeiten durch Rühren, welches entweder mit der Hand oder mittels eines Rührwerks ausgeführt wird.
Mit großem Vorteil verdampft man Flüssigkeiten, welche hohe Temperaturen oder die Einwirkung der Luft nicht ertragen, im luftverdünnten Raum. Hierzu dienen Vakuumapparate, wie sie besonders in der Zuckerfabrikation üblich sind. a [* 57] (Fig. 4) ist eine sehr große, aus Kupferblech getriebene Hohlkugel mit dem Dom b und der Heizschlange c. Die aus dem Apparat entweichenden Wasserdämpfe gelangen durch das Rohr d in den Kondensator, [* 66] wo sie durch kaltes Wasser, welches aus dem ringsum durchlöcherten Rohr e einspritzt, verdichtet werden.
Das gesamte Wasser wird durch eine Luftpumpe, welche mit dem Rohr f in Verbindung steht, fortgeschafft. Das Rohr g dient zur Füllung und h zur Entleerung des Apparats. Steigt bei zu lebhaftem Kochen die Flüssigkeit in den Kondensator über, so sammelt sie sich an dem äußern Rohr und kann bei i abgelassen werden. Der aus einer verdampfenden Flüssigkeit sich entwickelnde Dampf entweicht gewöhnlich in die Luft; Rillieux schlug zuerst vor, diesen Dampf noch weiter zum Verdampfen andrer Flüssigkeiten zu benutzen. Er konstruierte einen Apparat aus drei liegenden Cylindern, durch deren untere Hälfte, ähnlich wie bei Lokomotivkesseln, Siederöhren in großer Zahl hindurchgingen. In die Siederöhren des ersten Cylinders wurde Dampf aus dem Dampfkessel [* 67] geleitet, während der zweite und dritte Cylinder mit dem aus der im ersten Cylinder verdampfenden Flüssigkeit sich entwickelnden Dampf geheizt wurden. Eine Luftpumpe stellte in der oben angegebenen Weise ein Vakuum her, so daß der Siedepunkt der verdampfenden Flüssigkeit ¶