Ötzthal
,
berühmtes Alpenthal in
Tirol,
[* 2] Bezirkshauptmannschaft
Imst, neben dem
Zillerthal das größte Seitenthal des
Inn, 60 km lang, von der Ötz durchströmt, welche oberhalb Haiming in den
Inn fällt, ausgezeichnet durch seine landschaftliche
Reize: den wiederholten
Wechsel weiter Thalkessel mit wilden Felsengen, ausgedehnte
Gletscher und zahlreiche
Wasserfälle. Es ist seit der
Eröffnung der Arlbergbahn
(Stationen Ötzthal
und
Roppen) zugänglicher geworden.
Die Thalstufen von Ötz, Umhausen,
Lengenfeld und
Sölden folgen in der
Richtung von N. nach S. aufeinander, bis bei Zwieselstein
sich das
Thal
[* 3] in zwei
Äste spaltet, die nach den Dörfern
Fend oder
Vent (1892 m ü. M.) und
Gurgl (1910
m), den höchst gelegenen ständig bewohnten Ortschaften
Europas, benannt werden. Der untere Teil des Ötzthals
ist noch sehr
fruchtbar, namentlich wird daselbst vortrefflicher
Flachs, auch
Mais und
Getreide
[* 4] gebaut; weiter aufwärts ist die
Viehzucht
[* 5] die fast ausschließliche Nahrungsquelle der Bewohner, deren Zahl gegen
¶
mehr
6000 beträgt. Die Ötzthaler
Alpen
[* 7] sind der mächtigste Gebirgsstock der Mittelalpen in Tirol, umgrenzt von Inn, Sill, Brenner,
Eisack, Etsch und Reschenscheideck. Sie nehmen ein Gebiet von 4130 qkm (75 QM.) ein, wovon mehr als 550 qkm
von (309) Gletschern bedeckt sind. Die Gruppen der Ötzthaler
Alpen sind: a) Die Ötzthaler
Gruppe im engern
Sinn, d. h. die westliche und größte Abteilung des Ganzen, durch Ötz, Timbljoch und
Passer von den andern getrennt, mit den Hauptgipfeln: Wildspitze (3776 m), Weißkugel (3741 m) und Similaun (3599 m). Der größte
Gletscher, zugleich der bedeutendste in den Deutschen Alpen, ist der Gebatschferner, 11,3 km lang.
Die Kreuzspitze (3454 m) ist ein leicht zugänglicher Gipfel mit prachtvollster Aussicht. Schwer zu ersteigen ist dagegen die
Wildspitze, 1862 zuerst von Hecht aus Wien
[* 8] erreicht. Unter den Pässen ist außer dem Timbljoch (2480 m), welches den Verkehr
zwischen dem Ötzthal
und Passeier vermittelt, am meisten begangen das vergletscherte Hochjoch, welches nach
Schnals führt. Die wichtigsten Thäler in dieser Gruppe sind außer dem Ötzthal
mit dem Venter- und Gurglerthal: das Pitzthal, Kauns,
Langtaufers, Matsch, Schnals und Passeier.
Das herrschende Gestein ist Glimmerschiefer, daneben Gneis und Hornblende.
[* 9] b) Die Stubaier Gruppe, westlich von der Ötz und südlich
vom Timbljoch, Passeier, Waltenthal, Jaufenpaß und Jaufenthal begrenzt, mit den Hauptspitzen: Zuckerhütl
(3508 m), Stubaier Wildspitze (3492 m), Wilder Pfaff (3466 m), Habicht (3275 m). Hauptthäler außer dem Stubai sind: Selrain,
Gschnitz, Obernberg, Pflersch und Ridnaun. c) Die Sarnthaler Gruppe, durch den Jaufenpaß von der Stubaier und durch das Passeierthal
von der Ötzthaler
Gruppe geschieden, bildet den Kern Tirols.
Sie besteht im S. aus Porphyr, nördlicher aus Thonglimmerschiefer, Glimmerschiefer, Gneis und Granit. An Höhe steht sie den beiden vorigen weit nach, auch weist sie keinen Gletscher auf. Hauptgipfel: Hirzerspitz (2781 m), Ifinger (2551 m), Sarner Scharte (2502 m), Hornkopf (2458 m).
Vgl. v. Sonklar, Die Ötzthaler
Gebirgsgruppe (Gotha
[* 10] 1860);
Barth und Pfaundler, Die Stubaier Gebirgsgruppe (Innsbr. 1865);
Petersen, Aus den Ötzthaler
Alpen (Münch. 1877);
Zwickh, Führer durch die Ötzthaler
Alpen (Gera
[* 11] 1884);
Gwercher, Das Ötzthal
in Tirol (Innsbr. 1886).