Äthiopier
,
ursprünglich ein Kollektivname, womit man die «Sonnenverbrannten»
(Menschen, die
Schwarzen oder
Neger, s. d.) bezeichnet.
Homer nennt sie «zweigeteilt» und läßt sie als Fabelvolk teils im
äußersten
Osten, teils im äußersten Westen wohnen, indem er dabei offenbar von der
Voraussetzung ausgeht,
daß die
Sonne
[* 2] da am stärksten die Hautfarbe der
Menschen beeinflusse, wo sie ihnen am nächsten komme,
d.
i. da, wo sie
auf- und
untergeht. Darum heißen bei ihm die Äthiopier
die «äußersten der
Menschen», das entfernteste
Volk und wohnen am
Okeanos,
d. h.
dem die
Erdscheibe umwallenden großen
Strom.
Bei Hesiod erscheinen sie schon lokalisiert (in
Libyen); die alten Geographen machen den
Nil oder den
Arabischen
Meerbusen zur
Grenzscheide des «zweifach geteilten»
Volks. Auch Herodot (VII, 70) spricht von zweierlei Äthiopier
, denen von Sonnenaufgang (aus
Asien)
[* 3] und denen aus
Libyen, die sich durch ihre
Sprache
[* 4] und ihr
Haar
[* 5] (letzteres bei jenen gerade und schlicht,
bei diesen kraus und wollig) unterschieden. Da Herodot die asiatischen den
Indern im
Heere des
Xerxes zugeordnet nennt, so scheint
er sich die Wohnsitze derselben im heutigen
Belutschistan und
Afghanistan
[* 6] zu denken.
Die libyschen Äthiopier
läßt Herodot von
Elephantine an aufwärts wohnen und nennt Meroe als ihre Hauptstadt
(wahrscheinlich in der Gegend des heutigen
Assur). Später spricht man nur noch von diesen südlichen afrikanischen Äthiopier.
Sie
gelten dem Herodot für die größten und schönsten der
Menschen.
Ihre Bildungsstufe war nach den Aussagen der Alten eine
niedere; eine Ausnahme bildete der handeltreibende Kulturstaat Meroe. –
Vgl. Tümpel, Die Athiopenländer des Andromedamythos.
Studien zur rhodischen Kolonisation (Lpz. 1887).