Kreisstadt in der russ.
ProvinzBessarabien, am
Liman des
Dnjestr,
hat 11
Kirchen (darunter eine alte griechische), eine
Synagoge,
Zoll- und Quarantäneverwaltung,
Lichte- und Seifenfabriken,
Fischsalzereien in der
Nähe, einen
Hafen für
Dampfschiffe, welche den
Verkehr über den
Liman nach
Owidiopol
vermitteln, Weinbau und (1879) 45,598 Einw.
(Russen, Griechen, Armenier und
Juden). Hier stand einst die milesische
KolonieTyras, welche den
Achilleus als Lokalheros verehrte und später vom
KaiserSeverus, wie eine aufgefundene
Inschrift besagt, zum
Freihafen erklärt ward. Während der
Völkerwanderung zerstört, ward die Stadt später von den Genuesen
unter dem
Namen Mauro
Castro wieder aufgebaut und erst 1484 von den
Türken erobert. Die
Russen nahmen Akjerman zu wiederholten
Malen,
zuletzt 1806.
Politische Berühmtheit erhielt Akjerman durch den zwischen Rußland und der
Pforte abgeschlossenen
Vertrag
von Akjerman, dessen Nichterfüllung seitens der
Pforte den russisch-türkischen
Krieg von 1828 zur
Folge hatte.
1) Kreis
[* 4] im Süden der russ. ProvinzBessarabien, mit 74 deutschen Kolonien, umfaßt nebst dem KreisBender die Budshakische Steppe,
bildete früher mit ihm das sog. Tatarische Bessarabien und hat 8288,1 qkm mit 221 918 E. -2) Akjerman (Akkerman), früher Aklaba,
russ. Bjelgorod, d. i. Weiße Stadt, Hauptstadt des Kreises und Hafenstadt rechts am Dnjestr-Liman, 19 km
vom schwarzen Meer, von Weinbergen umgeben, hat (1835) 41 178 E., Post, Telegraph,
[* 5] ein altes Genueserfort, um das sich
die krummen
Straßen ziehen, Progymnasium, Lichtfabrikation, Talgschmelzereien, Salinenbetrieb an den Küstenteichen und Handel mit Salz,
[* 6] Wein, Fischen, Talg und Wolle. Das Dnjestrbassin ist nur 16-20 m tief, weshalb die größern Fahrzeuge 16 km
von der Stadt auf der Reede bleiben. Die Umgegend von Akjerman zeichnet sich durch Tabak- und Weinbau aus. - Auf der Stelle von Akjerman stand
einst die milesische KolonieTyras, die den Achilleus als Ortsheros verehrte. Man fand hier Münzen
[* 7] und
eine Inschrift, in der Kaiser Severus die Stadt Tyras zu einem Freihafen erklärt. In der Völkerwanderung wurde der Ort zerstört,
während der Kreuzzüge von den Venetianern unter dem NamenMon-Castro neu aufgebaut, im 15. Jahrh. von den Genuesen besetzt, 1484 von
den Türken und 1770 und 1789 von den Russen erobert, den Türken jedoch wieder zurückgegeben, bis er im
Frieden von Bukarest
[* 8] 1812 an Rußland kam.
Die zu Akjerman zwischen Rußland und der Pforte abgeschlossene Zusatzkonvention zum Frieden von Bukarest sicherte Rußland
freie Schiffahrt auf dem SchwarzenMeere und Sicherheit gegen die Korsaren der Barbaresken, Errichtung von
Diwans in der Moldau und Walachei, Wiederwählbarkeit der dortigen Hospodare nach ihrer siebenjährigen Regierung, Herstellung
der VorrechteSerbiens und Anerkennung der durch eine gemischte Kommission auszulösenden Privatforderungen der russ. Unterthanen.
Rußland sollte die von ihm in Asien
[* 9] besetzten türk. Festungen erhalten. Der Nichterfüllung des Vertrags von seiten
der Pforte folgte der Krieg von 1828.