Akalephen
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Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Akalephen
[* 2] (grch., «Nesseln», Acraspeda, Scyphomedusae, Acalephae), die großen Medusenformen, die sich durch höhere Organisation und eigentümliche Entwicklung von den Medusen der Hydroidpolypen (s. d.) unterscheiden. Es sind Seetiere von pilzhutförmiger oder flach scheiben- bis glockenförmiger Gestalt, deren Schirmrand in acht Paare von lappenartigen Bildungen geteilt ist, an deren jedem ein gestieltes Sinnesorgan, sog. Randkörper, Gehörorgane und Augen von sehr einfachem Bau, in einer mittlern Einbuchtung liegt.
Der Schirm besteht aus einem Gallertgewebe mit elastischen Fasern und Muskeln, [* 3] welch letztere die rhythmischen Zusammenziehungen des Schirmes bei der Fortbewegung der Tiere bewirken. Auf der Innenseite der Glocke befindet sich der Mund, dessen Rand in vier lange, gefranste Arme verlängert ist. Die Mundöffnung führt in einen Magenraum mit vier Magentaschen, von denen die Radiärkanäle in den Schirm verlaufen. Die meist bunten Geschlechtsorgane liegen in besondern, nach unten in die Schirmhöhle mündenden Genitalhöhlen.
Aus den Eiern entwickeln sich meist bewimperte freischwimmende Larven, die sich festsetzen und zu einem achtarmigen Polypen, dem sog. Scyphistoma, umbilden. Dasselbe zerfällt durch Querteilung in eine Anzahl übereinander liegender, einem Satz aufeinander gestellter Teller vergleichbarer Scheiben, die vom freien Ende an zu kleinen Scheibenquallen sich ausbilden und dann ablösen, um schwimmend sich zu geschlechtsreifen Quallen (s. d.) zu entwickeln. Der segmentierte Polyp wird als Strobila, die junge Qualle als Ephyra bezeichnet.
Einige Formen, wie die Leuchtquallen (Pelagia), haben eine direkte Entwicklung. Die Akalephen
sind in allen Meeren
vertreten und erscheinen zu gewissen Zeiten in oft ungeheuren Mengen. Ihre Farbenpracht, Durchsichtigkeit, elegante Gestalt
und anmutige Bewegung lassen sie neben den Schwimmpolypen als die schönsten pelagischen Tiere erscheinen. (Vgl. Abbildung,
[* 2]
Fig. 1: Kornblumenqualle, Chrysaora cyanea Lam.
[dazu Tafel: Quallen,
[* 2]
Fig. 2, Chrysaora mediterranea Pér et Les.] und
[* 2]
Fig. 2:
Wurzelmundqualle, Rhizostoma Cuvieri Pér. [dazu Tafel: Quallen,
[* 2]
Fig. 4, Rhizostoma pulmo L.]) Bei den Rhizostomiden oder Wurzelquallen
sind die Mundarme miteinander verwachsen, so daß an Stelle der Mundöffnung eine große Zahl von Saugöffnungen in die Magenhöhle
führt. Viele Akalephen
gehören zu den prachtvollsten Leuchttieren des Meers, wie die stark nesselnde Pelagia
noctiluca Pér. des Mittelmeers.
[* 4] Eine eigentümliche Erscheinung ist die Vergesellschaftung gewisser Fische
[* 5] mit diesen Quallen;
man trifft in den Quallenschwärmen regelmäßig zahlreiche Individuen, unter deren Schirm sich solche «Quallenfischchen»
unbeschadet der gefährlichen Nesselorgane
[* 2] ^[Abb. 1. Kornblumenqualle.]
[* 2] ^[Abb. 2. Wurzelmundqualle.] ¶
mehr
ihres Wirtes aufhalten. -
Vgl. außer den Werken von Brandt, Agassiz, Hurley u. s. w. Haeckel, System der Medusen (Jena [* 7] 1879-81).