Ajuthia
(engl. Ayuthia), früher Hauptstadt von Siam, s. Bangkok. [* 2]
Ajuthia
9 Wörter, 66 Zeichen
Ajuthia
(engl. Ayuthia), früher Hauptstadt von Siam, s. Bangkok. [* 2]
[* 2] (»die Stadt der wilden Ölbäume«),
die Haupt- und Residenzstadt des Reichs Siam, liegt unter 14° nördl. Br. und 101° 30' östl. L. v. Gr., 63 km vom Meer, und erstreckt sich über 7 km an beiden Ufern des Menam, besonders am linken hin (s. Plan). Im Zentrum stehen die weitläufigen königlichen Palastgebäude, von einer hohen, bezinnten Mauer umgeben, die stellenweise mit Kanonen besetzt ist. Die Häuser in der Stadt liegen meist inmitten von Gärten, sind aus Holz [* 5] oder Bambus gebaut und ruhen auf Pfählen, so daß man auf einer Treppe [* 6] (oft nur Leiter) zu einer Veranda emporsteigt.
Steinmaterial wird außer von Europäern nur zu den Klöstern und königlichen Palästen verwendet. Unter den Wohnhäusern gibt es schwimmende Häuser von einem Stockwerk, auf Bambusflößen ruhend, die an eingerammte Pfähle festgebunden werden, gegen das Wasser zu offen; will der Besitzer seine Lage verändern, so bindet er das Floß los und läßt es den Fluß hinabtreiben, bis er eine unbesetzte Stelle findet. Alle diese Wasserwohnungen sind Kramläden oder Werkstätten, und da der gesamte Marktverkehr nur auf dem Schiffsweg stattfindet, so erhält dadurch der Fluß, auf dem sich vom Morgen bis zum Abend die Bevölkerung [* 7] im
[* 2] ^[Abb.: Situationsplan von Bangkok.] ¶
buntesten Gewimmel umhertreibt, eine ungemeine Belebtheit. Der Fluß ist der große Markt, auf dem sich täglich der betriebsame Teil der Bevölkerung versammelt; soviel es angeht, wird alles zu Schiff [* 9] abgemacht. Der Verkehr stockt nur, wenn eins der hochgeschnäbelten Staatsboote in einen Kanal [* 10] einfährt; es galt dann bis in die neueste Zeit für ein schweres Verbrechen, sich auf einer der zahlreichen Brücken [* 11] zu befinden, während unten die Angehörigen einer fürstlichen Familie durchfuhren.
Die Paläste sind in chinesischem Stil gebaut, hohe Frontispize, im Innern weite Hallen, alles mit überaus reicher Ornamentik bedeckt und von großartigem Eindruck. Die Tempel [* 12] (Pagoden) tragen pyramidenartig immer kleiner werdende Dächer. Ausgezeichnet vor allen ist der Palast des ersten Königs, der sich innerhalb einer hohen Umschließungsmauer von etwa 1300 m im Umfang befindet. Der Boden im Innern ist ganz mit Marmor- und Granitfliesen belegt; in Zwischenräumen stehen Wachtposten und aufgeprotzte Kanonen, an den Seiten verschiedene kleine, mit Gemälden und Goldschmuck versehene Gebäude.
In der Mitte des großen Hofs erhebt sich ein Viereck, [* 13] mit Bildhauerarbeit geziert und von einem spitzen, vergoldeten Turm [* 14] überragt: die Halle, [* 15] in welcher der König ausländische Gesandte empfängt, und wo auch die Leiche des verstorbenen Königs bis zur Verbrennung aufgestellt wird. In einiger Entfernung davon ist der Saal, in welchem der König täglich in Anwesenheit von mehr als hundert Beamten Gehör [* 16] erteilt. Die Vorschrift, daß bei diesen Audienzen alles auf den Knieen und Ellbogen liegen mußte, ist seit 1873 aufgehoben, so daß man jetzt stehend die Befehle entgegennimmt.
An den Saal schließen sich die Gemächer des Königs, sodann die der Königin und des zahlreichen weiblichen Hofstaats an. Neben andern Gebäuden für Staats- und Wirtschaftszwecke findet man hier eine Anzahl buddhistischer Tempelbauten, die von Pracht strotzen; eine Menge sehr wertvoller Erzeugnisse der Kunst und des Gewerbfleißes sind daselbst aufgehäuft. Die Wohnungen der sonstigen Vornehmen bestehen ebenfalls aus einer größern Anzahl von Häusern und Höfen, die mit einer Mauer umgeben sind; das Hauptgebäude dient stets dem Herrn zum Aufenthalt.
Tempel und buddhistische Klöster sind auch außerhalb dieses königlichen Quartiers durch die ganze Stadt zerstreut; die Klöster sind von Gärten umgeben und bestehen aus einem geräumigen Saal mit engen, sehr zahlreichen Thüren und Fenstern. Die mittlere Jahrestemperatur in Bangkok ist 27,4 ° C.; die heißesten Monate sind Mai und April, vom März bis Dezember regnet es fast gar nicht. Der Menamfluß ist wegen einer Barre an seiner Mündung für Schiffe [* 17] mit großem Tiefgang bis Bangkok nicht fahrbar; sie ankern bei Paknam (ca. 7000 Einw.), wo überhaupt jedes Schiff, das aufwärts geht, seine Kanonen und Munition ausladen und einen Zollbeamten an Bord nehmen muß.
Die Bevölkerung besteht aus Abkömmlingen der verschiedenartigsten Völkerschaften, die sich hier nebeneinander niedergelassen haben. Ihre Zahl wird auf 4-600,000 geschätzt, darunter fast die Hälfte Chinesen. Der Handel Bangkoks wuchs nach Abschluß des englisch-siamesischen Handelsvertrags, dem Verträge mit den andern Staaten folgten, außerordentlich, ist aber später sehr gefallen; 1881 liefen 524 Schiffe von 223,131 Ton. aus mit einer Ladung im Wert von 9,865,956 Doll. (davon britisch 6,166,976, deutsch 1,090,602 Doll.). Die Nähe von Singapur [* 18] drückt etwas den Handel; den Europäern machen die Chinesen empfindliche Konkurrenz. Eine Telegraphenlinie geht nordwärts nach Zimmeh, eine Eisenbahn soll ostwärts nach Kabin geführt werden. Bangkok ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls.