Adjektivum
(Nomen adjectivum),
Eigenschaftswort,
Beiwort, wurde von den
Grammatikern des
Altertums
noch nicht wie jetzt als besonderer
Redeteil angesehen. Den
Ausdruck
»Epitheton«, wovon das lateinische »Adjectivum« und unser
Beiwort eine wörtliche Übersetzung ist, hat zuerst
Aristoteles gebraucht. Bei den griechischen
Grammatikern bildete dann das
Epitheton eine der
Klassen, in die sie das
Nomen oder Substantivum zerlegten. Sie definierten es als ein
Beiwort, das entweder
Lob oder
Tadel oder etwas
Indifferentes ausdrücke. In neuester Zeit hat die vergleichende Sprachwissenschaft
gezeigt, daß das Adjektivum
und Substantivum in der That ursprünglich ganz eins sind und in vielen
Sprachen der Form nach völlig
zusammenfallen; doch haben sich in den indogermanischen
Sprachen schon früh auch gewisse formale Verschiedenheiten
zwischen Substantivum und Adjektivum
herausgebildet.
Namentlich ist in denselben die Geschlechtsbezeichnung beim Substantivum beschränkter als beim Adjektivum
, die
Steigerung
(Komparation)
ist nur dem letztern eigen, und das Adjektivum
kann zwar stets zum Substantivum, aber das Substantivum in der
Regel nicht
ohne weiteres zum Adjektivum
werden. So kann im
Deutschen aus dem Adjektivum
»frei« einfach durch Vorsetzung
des
Artikels das Substantivum »der
Freie« gebildet werden; dagegen muß an das
Wort
»Geist«, wenn
man es in ein Adjektivum
verwandeln
will, die
Silbe »ig« angehängt werden: »geistig«.
Auch das Partizipium kann sehr leicht zum Adjektivum
werden, mit dem es von Anfang an sehr nahe
verwandt ist, indem es sogar an der
Steigerung teilnimmt (reizender, reizendst). Im
Deutschen sowie in den slawolettischen
Sprachen hat sich außerdem eine ganz getrennte
Flexion für das unbestimmte (starke) und das bestimmte (schwache) Adjektivum
entwickelt
(ein blinder Mann, der blinde Mann; blinde
Männer, die blinden
Männer etc.). Hiermit hängt es zusammen,
daß im Neuhochdeutschen auch ein ganz bestimmter Unterschied zwischen dem attributiven und prädikativen Adjektivum
besteht,
indem ersteres, von vereinzelten altertümlichen Redeweisen (ein
Gulden rheinisch, unser
Vater selig u. dgl.) abgesehen, stets
mit Kasusendungen versehen erscheint (ein blinder Mann, der blinde Mann etc.),
letzteres aber derselben immer ermangelt (der Mann ist blind, die
Männer sind blind).