delaHalle,
[* 3] franz. Dichter und
Komponist
(Trouvère), genannt le Bossu d'Arras (der Bucklige von
Arras),
[* 4] wiewohl
er nicht mißgestalt war, ward um 1240 zu
Arras geboren, entliefdemKloster, um ein lustiges
Leben zu führen,
und begleitete 1282
Robert II.,
Grafen von
Artois, nach
Neapel,
[* 5] wo er um 1288 starb.
Adams Gedichte bestehen in einer Anzahl von
Liedern,
Dialogen,
Motetten etc. und mehreren
Komödien oder
»Jeux«, welche er alle selbst komponierte.
Letztere sind besonders
deshalb wichtig, weil sie in der Zeit der
Mirakel und
Mysterien als die ersten Anfänge weltlicher
Schauspielkunst
betrachtet werden können.
Erhalten sind die beiden
Spiele: »Le
[* 6] jeu de la feuillée«
(ca. 1262), welches die Jugendthorheiten des Dichters schildert,
ein derbkomisches, satirisch-phantastisches
Liederspiel, in dem 17
Personen auftreten, in pikardischer
Mundart, und das viel
elegantere und anmutigere dramatische Hirtengedicht »LejeudeRobin etMarion«, eine Art komischer
Oper, welche das ganze
Mittelalter hindurch großen Beifall fand und alljährlich in
vielen
Städten aufgeführt wurde. Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte
Coussemaker
(Lille
[* 7] 1879).
delaHal(l)e, genannt le bossu d'Arras (der Bucklige von Arras), altfranz. Dichter und Komponist, geb. um 1235 zu
Arras, machte, zum Geistlichen bestimmt, lat.Studien, heiratete aber ein Mädchen aus Arras, ward ihrer
jedoch bald überdrüssig, begab sich nach Douai und 1283 mit Robert, Graf von Artois, als Menestrel nach Neapel, wo er um 1288 starb.
VonAdam de la Hal(l)e sind Chansons, Rondeaux, Motets, jeux partis, ein Abschied (congé), ein Klagegedicht (Bruchstück)
und zwei Liederspiele erhalten. Für die Geschichte der Musik ist Adam de la Hal(l)e dadurch von Interesse, daß er, als einer der ersten,
auf freiere Weise mehrstimmig zu komponieren versuchte, indem er zwar den Regeln des Guido von Arezzo und seiner Nachfolger,
die in mehrstimmigen Sätzen nur ununterbrochene Reihen von Quinten, Quarten und Oktaven duldeten, im allgemeinen
folgte, Gegenbewegungen und andere harmonischere Kombinationen einmischte.
Die überlieferten Melodien A.s finden sich bei Coussemaker, «Adam de la Hal(l)e, Œvres complètes»
(Par. 1872). In seinem ersten Spiele, «Jeu de la Feuillée» (1262),
einer ausgelassenen mundartlichen Satire, tritt Adam de la Hal(l)e selbst
auf, im Begriff, der Heimat den Rücken zu kehren; das zweite Stück, in Neapel geschrieben, «JeudeRobin
et de Marion», ist eine dramatisierte Pastourelle (s. d.), ein anmutiges
und frisches, jahrhundertelang oft aufgeführtes Spiel, und kann als das älteste Liederspiel betrachtet werden. -
Vgl. Bottée
du Toulmon, Notice sur l. H.; Bahlsen,
¶
mehr
l. H.s Dramen (Marb. 1885): Rambeau, Die l. H. zugeschriebenen Dramen (ebd. 1886).