Städtchen im schweizer. Kanton Aargau,
[* 2] 392 m ü. M.,
an der Mündung der Wigger in dieAare, über welche hier eine 80 m lange
Drahtbrücke führt, mit (1880) 1932 Einw.
Hier spaltet sich die Zentralbahn in die
Berner und
LuzernerLinie.
Stadt des Kt. Aargau,
Bez. Zofingen
auf dem rechten Aareufer an einem Engpass des Flusses, 405 m. 2059 E. Abzweigungspunkt der
Eisenbahnlinien nach Luzern
und nach Bern.
Postbureau. Telegraph und Telephon.
Ansicht von Aarburg.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Aarburgs sind die Burg und die Kirche mit ihren 2 Glockenthürmen,
beide auf einem erhöhten Felsen; die neue Kirche mit ihren schlanken Thürmen. Gemischte Sekundärschule. Erziehungsinstitute
für Knaben und Mädchen. Korrektionsanstalt für Knaben in der alten Festung. Früher war der Warentransport zu Wasser, besonders
der Waadtländerweine eine Einnahmsquelle wie auch das Flössen von Schiffsbauholz. Heute haben sich neue
Industriezweige eingebürgert: Strickerei, Spinnerei und Weberei, Hemden-, Seiden-, Bürstenfabrikation, Möbel-, Cartonage-
und Korbfabriken, Kesselschmiden, Cigarrenfabrikation, Herstellen von elektrischen und mechanischen Apparaten.
Aare
* 4 Seite 41.19.
Aarburg, schon im Jahr 800 von Mauern umgeben,
¶
mehr
verdankt seine Entstehung der Burg, von der es den Namen hat. Da Aarburg, durch seine Lage nicht nur den Wasserweg der Aare,
sondern auch die Strasse vom Gotthard zum Jura beherrscht, ist seine strategische Wichtigkeit derart, dass schon die Römer
da ein Kastell errichteten. Die Barone von Aarburg besassen ausser der Stadt und dem Schlosse noch das
Dorf Oftrigen und zahlreiche Güter. Stadt und Schloss kamen nach einander unter die Herrschaft der Grafen von Frohburg, der Söhne
Alberts I. (1299), unter diejenige der Familie der Kriechen, und endlich 1584 unter Bern.
Die Berner erbauten die Festung (1660),
deren Wälle zum Teil zerstört wurden und welche später als Zeughaus und jetzt als kantonale Strafanstalt
benutzt wurde.
Aarburg und die Ortschaften des Wiggerthales (mit Ausnahme von Zofingen)
waren unter der Herrschaft eines Amtmanns bis zum Jahr 1798,
da der Aargau
unabhängig wurde.
Nach der Feuerbrunst im Jahr 1818 und der im Jahr 1844 wurde Aarburg jedesmal schöner aufgebaut als
es gewesen.
(Kt. Aargau,
Bez. Zofingen).
Reformierte Kirchgemeinde. Die beiden Aarufer verbindet eine Drahtseilbrücke, die aber den Bedürfnissen
der neuen Zeit nicht mehr genügt. - Das Städtchen Aarburg ist aus Ansiedlungen von Leuten entstanden,
die zur Burg in Beziehung standen oder Schiffer waren. Es war durch Mauern, Turm und Tor geschützt, besass aber kein Stadtrecht
und keine städtische Organisation. Nach dem Brand von 1844 sind die alten Befestigungen beseitigt worden. - Die Burg ist
von den Grafen von Froburg im 11. Jahrhundert gegründet worden. Ende des 13. Jahrhunderts wurden die
Herzoge von Oesterreich Besitzer der Burg; doch waren sie bald genötigt, die Aarburg der Familie Kriech zu verpfänden.
Bei der Eroberung des Aargaus (1415) gingen die oberherrlichen Rechte an die Berner über.
Sie setzten einen Landvogt auf die Burg, dessen Herrschaft das untere Wigger-, Pfaffnern- und Murgthal unterstellt
ward (ausser Zofingen). An der Burg nahmen die Berner bauliche Veränderungen vor, die bedeutendste im 17. Jahrh. Der Bauernkrieg
(1653) und der Villmergerkrieg (1656) hatten die Notwendigkeit dargetan, durch ein festes Bollwerk die Verbindung des obern
mit dem untern Aargau
zu sichern und Luzern
und Solothurn
zu verhindern, sich über die Aare die Hand zu reichen. So erfolgte
denn der Ausbau der Burg zur Festung. In späterer Zeit diente diese auch als Staatsgefängnis für politische Verbrecher.
So befand sich hier 1740 der Genfer Micheli du Crest; dann füllte sich die Festung 1799 mit Gefangenen,
welche das helvetische Direktorium dahin deportierte. Der neu gegründete Kanton Aargau
verwendete die Festung als Zeughaus, dann als
Zuchthaus (bis zur Eröffnung der Lenzburger Strafanstalt 1864). Seit 1893 beherbergt sie eine Zwangserziehungsanstalt. Vergl.
Merz, W. Aargauische Burganlagen. 1904. - Escher, Herm. Die Staatsgefangenen auf Aarburg im Winter 1802/03.Zürich
1908 und 1909.