derjenige, welcher sich mit der Ausübung der Jagd beschäftigt (s. Jagd); im Militärwesen ursprünglich
Truppen, gebildet aus Mannschaften, die in ihrem Beruf als Forstleute sich Gewandtheit im Gebrauch der Waffe und in der Benutzung
des Terrains angeeignet haben und daher zur Verwendung im zerstreuten Gefecht und kleinen Krieg besonders befähigt sind. In
diesem Sinn als Scharfschützen bestanden die J. namentlich in Deutschland, während sie in andern Heeren
mehr die Bedeutung einer leichten Infanterie (s. d.) hatten.
Infolge Einführung gezogener Waffen und der sorgfältigen Ausbildung aller Fußtruppen im Schießen hat sich die Bedeutung
der J. als Scharfschützen gegen früher, wo sie mit gezogener Büchse neben der mit glatten Gewehren bewaffneten Infanterie
auftraten, verringert. Kämpfen so die J. heute im allgemeinen Schulter an Schulter mit der Infanterie, so
verwendet man sie doch vorzugsweise in der Avantgarde und da, wo besondere Gewandtheit und guter Einzelschuß gefordert werden.
Geworbene Scharfschützen aus Gebirgs- und Waldgegenden finden sich schon im Dreißigjährigen Krieg (Landgraf Wilhelm von Hessen,
Holksche J. unter Wallenstein); der Große Kurfürst teilte 1674 jeder Kompanie einige mit Büchsen bewaffnete
J. zu, die vorzugsweise auf die feindlichen Offiziere schießen sollten. Die erste stehende Jägertruppe, 60 Mann stark, errichtete
Friedrich H. von Preußen; diese J. dienten aber vorzugsweise als Wegweiser, als Kolonnenführer und als Bedeckung bei Rekognoszierungen.
Gleichzeitig und in gleicher Stärke wurde das reitende Feldjägerkorps (s. d.) errichtet. Bei Beginn
des zweiten Schlesischen Kriegs wurde das Fußjägerkorps auf 300 Mann in 2 Kompanien, während des Siebenjährigen Kriegs auf 800 vermehrt, 1763 aber
wieder auf 300 Mann herabgesetzt und gleichzeitig bestimmt, daß alle Försterstellen von ausgedienten Jägern nach der Reihenfolge
der Dienstzeit besetzt werden sollten. 1773 und
mehr
1778 wieder vermehrt, bildeten die J. beim Tod Friedrichs d. Gr. ein Regiment. 1808 wurden die J. provinz-, resp. korpsweise
in Bataillone formiert, 1815 wurde aus freiwilligen Neuchâteler Schützen das Gardeschützenbataillon gebildet. 1821 erhielt
jedes der acht Armeekorps eine Abteilung (2 Kompanien) J., resp. Schützen (nur die beiden Bataillone der Garde
blieben unverändert), in welche außer gelernten Jägern auch andrer geeigneter Ersatz eingestellt werden konnte.
Das Gardejägerbataillon darf jedoch nur gelernte J. mit vorschriftsmäßigem Lehrbrief einstellen. 1848 wurden die genannten
Abteilungen sämtlich in Jägerbataillone zu 4 Kompanien umgebildet, was die Heranziehung eines Teils des Ersatzes aus nicht
jägermäßig vorgebildeten Leuten bei der Aushebung zur Folge hatte. In dieser Verfassung bestehen die
J. noch heute im deutschen Heer mit je 1-2 Bataillonen bei jedem Armeekorps, in Summa 21 Bataillonen. Der Dienst bei den Jägern
ist Vorbedingung für Anstellung im Forstdienst.
Vgl. Gumtau, Die J. und Schützen des preußischen Heers (Berl. 1834-38, 3 Tle.);
»Instruktion über Ausbildung der J. und Schützen« (das.).
Österreich bildete während der Schlesischen Kriege zunächst kleine Abteilungen Tiroler Scharfschützen. Später wurden diese
zum Fenner Jägerkorps vereinigt, aus dem 1816 das Tiroler oder Kaiserjägerregiment (7 Bataillone) entstand; 1808 und 1813 wurden
auch in den andern Kronländern Feldjägerbataillone aufgestellt und diese 1849, 1859 und 1866 bis auf
33, 1880 auf 43 vermehrt; 1882 entstanden daraus das Tiroler Jägerregiment zu 10 Bataillonen und 32 Feldjägerbataillone.
In Frankreich errichtete 1840 der Herzog von Orléans in Nachahmung der preußischen J. zu Vincennes das erste Bataillon Chasseurs,
die, jetzt 30 an der Zahl, zwar eine gute leichte Infanterie wurden, das Wesen der deutschen Jägertruppen
jedoch nicht anzunehmen vermochten.
1) Albert, österreich. Geschichtschreiber, geb. zu
Schwaz in Tirol, trat nach beendeten Studien in das Benediktinerstift Mariaberg bei Glurns, wurde 1845 Professor der Geschichte
in Innsbruck und 1851 in Wien. Er schrieb: »Tirol und der bayrisch-französische Einfall 1703« (Innsbr. 1844);
»Der Streit des Kardinals Nikolaus von Cusa mit Herzog Sigismund von Österreich« (das. 1861, 2 Bde.);
»Kaiser Joseph II. und Leopold II. Reform und Gegenreform« (Wien 1867);
»Tirols Rückkehr unter Österreich etc.« (das. 1871) und
»Geschichte der landständischen Verfassung Tirols« (das. 1881-85, 2 Bde.);
dazu zahlreiche Abhandlungen und Ausgaben von Urkunden und Quellen, namentlich in den Denkschriften und Sitzungsberichten der
kaiserlichen Akademie, deren Mitglied J. seit 1847 ist, sowie im »Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen«.
2) Gustav, Maler, geb. zu Leipzig, wurde erst daselbst, dann auf der Akademie zu Dresden gebildet
und ging 1830 nach München, wo er sich an Schnorr v. Carolsfeld anschloß. In Rom, wohin er sich 1836 begab, malte er das Bild
des Bileam mit dem Engel. 1837 ward er nach München berufen und beteiligte sich hier an den Freskomalereien im Königsbau, namentlich
an der Ausmalung des Habsburg- und des Barbarossasaals sowie an den kleinern Darstellungen im Saal Karls
d. Gr. Der Ölmalerei sich wieder zuwendend, schuf er darauf eine Grablegung Christi. 1847 ward er Direktor der Akademie in Leipzig,
doch übernahm er noch 1850 an Schnorrs Stelle die Ausführung eines der großen Freskobilder im vierten Nibelungensaal zu
München. Im Schlosse zu Weimar ist das Herder-Zimmer von
ihm ausgemalt (1848 vollendet). Andre Wandgemälde Jägers finden sich
in den Kirchen zu Schönefeld und Klein-Pötzschau bei Leipzig wie in der Aula der Teichmannschen Unterrichtsanstalt daselbst.
Daneben malte er Staffeleigemälde, wie: Magdalena zu Christi Füßen u. a. Seine Werke umfassen einen kleinen
Kreis, aber um so inniger ist die Empfindung, mit der sie geschaffen wurden. Er war in der Freskomalerei geübter als in der
Ölmalerei. J. starb in Leipzig.
3) Hermann, Gärtner und Gartenschriftsteller, geb. zu Münchenbernsdorf bei Gera, erlernte die Gärtnerei im Belvedere
bei Weimar, bildete sich an verschiedenen Orten weiter aus, bereiste 1840 Italien, studierte dann im Jardin
de Luxembourg zu Paris und sonst den französischen Obstbaumschnitt und war beim Grafen Talleyrand-Périgord angestellt. Nachdem
er Belgien und England besucht, trat er wieder im Belvedere ein, hielt sich dann kurze Zeit im botanischen Garten bei
Berlin auf und wurde 1844 als Hofgärtner in Eisenach angestellt, 1873 zum großherzogl. Garteninspektor ernannt. J. schuf
mehrere Parkanlagen, war aber hauptsächlich litterarisch beschäftigt. Von seinen sehr zahlreichen Schriften über alle Zweige
des Gartenbaues ist namentlich sein »Lehrbuch der Gartenkunst« (Berl. 1877) erwähnenswert. Auch auf belletristischem Gebiet
ist J. aufgetreten (z. B. »Angelroder
Dorfgeschichten«, Weim. 1856). Seit 1857 ist J. Mitherausgeber von Regels »Gartenflora«.
4) Otto, Pädagog und Turnschriftsteller, Bruder von J. 6), geb. zu Bürg am Kocher in Württemberg, Sohn des durch
seine Geschichte der Stadt Ulm, der Stadt Heilbronn, des Hauses Fugger etc. bekannten Pfarrers Karl J., studierte
in Tübingen und erlangte daselbst einen Preis mit der Schrift: »Die Gymnastik der Hellenen« (Eßling. 1850; neu bearb., Stuttg.
1881). 1854 wurde er auf Köchlys Ruf Kantonschulturnlehrer in Zürich
und später daselbst auch Professor der Philosophie und Pädagogik;
seit 1862 ist er Leiter der Turnlehrerbildungsanstalt in Stuttgart.
Als solcher vertritt er eine in Württemberg zur Einführung gelangte eigenartige Betriebsweise des Schulturnens,
mit der er dasselbe noch unmittelbarer in den Dienst der Erziehung zur Wehrhaftigkeit zu stellen sucht. Ihre Besonderheit besteht
in der fast ausschließlichen Pflege der ohne Gerät oder nur mit dem von J. eingeführten Eisenstab auszuführenden Ordnungs-
und Freiübungen sowie der Übungen des Gehens, Laufens, Springens, Ringens, Werfens und Kletterns.
Vgl. seine »Turnschule für
die deutsche Jugend« (Leipz. 1864) und »Neue Turnschule« (2. Aufl., Stuttg. 1883).
Auch in seinen übrigen kleinern, durch seltsame Sprache immer schwerer verständlich werdenden Schriften tritt er für eine
naturgemäße, abhärtende Erziehung, für »Steharbeit und Gangerholung« ein.
5) Oskar, Geschichtschreiber und Pädagog, geb. zu Stuttgart als Sohn des als Naturforscher bekannten Professors und
Obermedizinalrats Georg Friedrich J. und einer Schwester des Dichters G. Schwab, studierte Theologie und Philologie in Tübingen,
war 1852-54 als Privatlehrer thätig, 1854-55 auf Reisen im Ausland, wurde 1855 Gymnasiallehrer in Stuttgart,
dann in Ulm, 1859 in Wetzlar, 1862 Rektor des Progymnasiums in Mörs und 1865 Direktor des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums in Köln.
Er schrieb: »John Wycliffe und seine Bedeutung für die Reformation« (Halle 1854);
»Geschichte der Römer« (Gütersl. 1861, 5. Aufl.
1884);
»Geschichte der Griechen« (das. 1866, 4. Aufl.
mehr
1882); »Die Punischen Kriege, nach den Quellen erzählt« (Halle 1869-70, 3 Bde.). Auch gab er mit Creizenach zusammen die neue
Bearbeitung von F. Chr. Schlossers »Weltgeschichte« heraus, für welche er als Fortsetzung die vortreffliche »Geschichte
der neuesten Zeit vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart« (Oberhaus. 1874-75, 3 Bde.) schrieb. Ihr
folgte eine »Weltgeschichte« (Bielef. u. Leipz. 1887 ff., 4 Bde.).
Seine kurze Beschreibung des deutsch-französischen Kriegs für die Schriften des Deutschen Vereins, welche 1876 in großer Zahl
in den rheinischen Schulen verbreitet wurde, erweckte den heftigen Zorn der ultramontanen Partei, nachdem schon früher seine
politische Broschüre »Preußen und Schwaben. Von einem Annektierten« (Köln 1866) Aufsehen, in Süddeutschland
auch Widerspruch erregt hatte. Außer einigen Hilfsbüchern für den Geschichtsunterricht schrieb er noch in humanistischem
Sinn: »Gymnasium und Realschule erster Ordnung« (Mainz 1871) und »Aus der Praxis. Ein pädagogisches Testament« (Wiesb. 1883, 2. Aufl.
1885).
6) Gustav, Zoolog, Bruder von J. 4), geb. zu Bürg am Kocher in Württemberg, besuchte das Seminar
zu Urach, studierte dann in Tübingen und Wien Medizin, habilitierte sich 1858 als Dozent der Zoologie an der dortigen Universität.
Er erbaute den Tiergarten und leitete denselben bis 1866, ging aber 1867 als Professor der Zoologie an der Akademie
in Hohenheim nach Stuttgart und übernahm 1870 auch das Lehramt für Zoologie und Anthropologie am Polytechnikum und 1874 das
für Physiologie an der Tierarzneischule. 1884 ließ er sich in Stuttgart als Arzt nieder.
Seit 1854 publizierte er mehrere vergleichend-anatomische Abhandlungen, und nach dem Erscheinen der Darwinschen Lehre trat
er als einer der rührigsten Vertreter derselben auf. In diesem Sinn schrieb er: »Zoologische Briefe« (Wien
1864-76);
»Die Darwinsche Theorie und ihre Stellung zu Moral und Religion« (Stuttg. 1868);
»In Sachen Darwins contra Wigand« (das.
1874).
Auch schrieb er: »Skizzen aus dem Tiergarten« (Hamb. 1866-71),
»Das Leben im Wasser« (das. 1868),
»Deutschlands Tierwelt nach ihren Standorten eingeteilt« (Stuttg. 1874, 2 Bde.),
»Lehrbuch der allgemeinen Zoologie« (Leipz. 1871-77, 2 Bde.)
und veranstaltete eine neue Ausgabe von Rebaus »Naturgeschichte« und Calwers »Käferbuch«. Veranlaßt durch
seine anthropologischen Vorträge, betrat er auch das hygieinische Gebiet und schrieb: »Die menschliche
Arbeitskraft« (Münch. 1878) und »Seuchenfestigkeit und Konstitutionskraft«
(Leipz. 1878). Mit seiner Arbeit »Über Geschmacks- und Geruchsstoffe« in der »Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie« eröffnete
er ein bis dahin noch unbebautes Forschungsgebiet und gelangte auf demselben zur »Entdeckung der Seele«.
Unter diesem Titel veröffentliche er eine Schrift (Leipz. 1879; 3. Aufl. 1883-1884, 2 Bde.),
in welcher er den Nachweis zu führen sucht, daß die spezifischen Duftstoffe in der Ausdünstung der Tiere
die Erzeuger der Affekte, Triebe und Instinkte und wahrscheinlich auch die Träger der Formungskräfte wie der Entwickelung und
Vererbung sind. Im Verfolg dieser Studien gelangte er zu einem neuen Bekleidungssystem, welches jede Pflanzenfaser als schädlich
verwirft und lediglich wollene Kleider gestattet. Er rief eine lebhafte Agitation für seine »Normalkleidung«
ins Leben, hat aber auf dem ganzen Gebiet sehr entschiedenen Widerspruch gefunden. Seit 1881 gibt er ein der Fortbildung seiner
Lehre gewidmetes Monatsblatt heraus.
Vgl. seine Schrift »Mein System« (4. Aufl., Stuttg. 1885).