Geistige
Kultur.
Bildung
und Unterricht stehen auf ebenso niedriger
Stufe wie in andern
Teilen des mohammed.
Orients.
Geistlichen
Standes werden 274740
Personen angegeben, neben 1855385 Ackerbauern. Die eigentlichen Schulen sind religiöse Anstalten
und zerfallen in Elementar- und höhere Schulen (Medressehs). An der
Spitze steht die theol. Schule an der
großen El-Azhar-
(d. i. die blühende) Moschee zu
Kairo,
[* 2] an der auch Jurisprudenz und Mathematik gelehrt wird, eine der besuchtesten
Hochschulen des
Islam (11000 Studierende, 325
Lehrer).
Mehemed Ali gründete, um sich allmählich von den Europäern unabhängig zu machen, viele Schulen, die später meist wieder aufgehoben wurden. 1878 gab es 5370 Elementarschulen mit 137545 Zöglingen; davon in Kairo 278 mit 8565, in Alexandria 182 mit 4316, in den fünf übrigen Gubernien 72 mit 2595, in der Provinz Gharbieh 997 mit 27791 Schülern. An Einzelschulen ähnlich den franz. Fakultäten bestehen 9: das Polytechnikum, die Schulen für Buchhaltung, für Recht, Verwaltung und fremde Sprachen, Industrie, Medizin, Entbindung, 2 Vorschulen in Alexandria, 1 in Kairo;
außerdem 1 Blindenanstalt, 1 Seminar, 2 Mädchen-, 3 Industrie- und 23 Municipalschulen. Im Gebäude des Unterrichtsministeriums sind etwa zwei Drittel der in Kairo vom Staate unterhaltenen Schüler (8–900), der Rest in andern Gebäuden untergebracht.
Ähnliche Einrichtungen bestehen in Alexandria, Siut und Kenneh. Die Kopten [* 3] haben 16 Schulen. Die 3 Moscheenschulen zählen 12845 Schüler. Von Fremden sind 152 Schulen mit 167175 Schülern eingerichtet. Die franz. Schulbrüder und Lazaristen haben Schulen und Pensionate, ebenso die Barmherzigen Schwestern des Vincenz von Paula, die Schwestern vom Guten Hirten und die Klarissen; mit der Anstalt in Alexandria (4–500 Zöglinge) ist ein Waisen- und Findelhaus verbunden. In Altkairo, Port-Saïd und Sues haben diese Orden [* 4] nur einfache Schulen zu etwa 50 Schülern.
Der Unterricht ist in allen diesen Anstalten französisch. Das Griechische Lyceum in Alexandria hat 70 Schüler, zwei Elementarschulen für Knaben 200, die für Mädchen 150. Auch mehrere ital. Schulen sind gegründet; das Collegio italiano zählt 120–150 Zöglinge. Seit 1865 besteht in Alexandria auch eine deutsche Kirchenschule, von der badenschen Chrischona-Mission gegründet, mit 150–160 Schülern, im nahen Rasuleh das von Th. Sourbeck gestiftete deutsche Privatgymnasium und Handelsschule, in Kairo eine evang. Mittelschule.
Von den Freimaurerlogen ist eine Freischule für Kinder und Erwachsene gegründet worden. Die amerik. Missionsschulen in Alexandria, Kairo und Oberägypten (namentlich in Esneh und Siut) sind für Kopten und Juden bestimmt; daneben bestehen Schulen der schott. Judenmissionsgesellschaft. Eine Schule der kath. Propagandisten, die Negerzöglinge unterrichtet, ist in Altkairo. – Es erscheinen 27 Zeitschriften: 11 täglich, 4 halbwöchentlich und 12 wöchentlich;
10 in arab. Sprache [* 5] und zweisprachige, 9 französische, 5 italienische und 3 griechische. ¶
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236 Religionsverhältnisse. Seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bekennen sich die Kopten zum Christentum; sie haben dem Mohammedanismus fest widerstanden und sich jedem fremden Einfluß fern gehalten. Auch für die Missionsbestrebungen sind sie nur schwer zugänglich; doch hat sich z.B. in Khoos bei Kenneh die ganze dortige Koptengemeinde mit ihrem Priester für das evang. Christentum erklärt. In Siut hat die amerik. Mission seit 1865 ein Predigerseminar mit 15 Zöglingen.
Von den alten christl. Klöstern, die seit dem 5., ja 4. Jahrh. bestehen sollen, sind außer den Klöstern an den Natronseen nur noch das des heil. Antonius, das des heil. Johannes und das des heil. Paulus zwischen Nil und Rotem Meere vorhanden. Die Kopten (s. d.) haben 12 Bischöfe, die aus der Klostergeistlichkeit genommen werden, außerdem als Weltgeistliche Erzpriester, Priester und Diakonen, denen zu heiraten erlaubt ist. Auch der an der Spitze der abessin. Kirche stehende Abuna-Salâmah, d. i. Vater des Friedens, zu Gondar wird von dem Patriarchen der kopt. Kirche ernannt und geweiht. Im Patriarchatsgebäude zu Kairo und im Kloster St. Saba zu Alexandria befinden sich reichhaltige kopt. Bibliotheken.
Aus der ältesten christl. Zeit (585) ist nur noch die der Maria geweihte kopt. Kirche in Altkairo vorhanden. Nahe bei ihr steht auch die älteste Moschee Ä.s, die Amrumoschee, aus der ersten Hälfte des 7. Jahrh. Armenische Gemeinden giebt es in Alexandria und Kairo mit 1627 Mitgliedern; ihr Bischof wohnt in Kairo; außerdem etwa 60000 Anhänger der griech. Kirche. Auch Maroniten finden sich, die aber, gleich ihrer Stammkirche im Libanon, den Papst als ihr Oberhaupt anerkennen.
Röm. Katholiken zählt man in fast allen größern Orten, im ganzen 57389; in Kairo und Alexandria besitzen sie je zwei Kirchen, in Alexandria die Kathedralkirche zu St. Katharina und die der Lazaristen, in Kairo die der Schwestern vom Guten Hirten und eine größere Gemeindekirche; außerdem Kapellen in Ramleh, Altkairo, Ismailia, Sues u.s.w. Alexandria ist Sitz eines apostolischen Delegaten des Heiligen Stuhls für die lat. Christen in Ä. und Arabien, der den Titel eines Erzbischofs von Irenopolis in partibus infidelium führt. Alexandria besitzt eine anglikanische und eine seit 1866 auch eine deutsche prot. Kirche, die in ganz Ä. 4536 Anhänger zählt. In Kairo befinden sich je eine deutsche und eine engl.-evang. Kirche. Seit 1858 besteht auch ein allen Konfessionen [* 7] geöffnetes Diakonissenhospital in Alexandria, seit 1880 ein solches auch in Kairo.