forlaufend
1013
Hilt um so IN ehr, als die Silbersntwertung sich auch aus den Geldwert im Innern Indiens fortgepflanzt und zu einer Erhöhung der dortigen Preise und Löhne geführt hat. (S. auch Agrarfrage, S. 18.) Silberproduktion der Erde in Mill. Unzen: Länder 1392 1893 1894 1895 1896 Ver. Staaten . Mexiko Australien [* 2] . . . Andere Länder. 63,50 39,51 13,44 36,49 60,00 44,37 20,50 41,23 49,95 47,04 18,07 53,14 46,00 52,00 14,50 53,00 57,87 51,44 12,86 48,22 Zusammen Wert in Mill. M. 152,94 548,50 166,10 533,00 168,20 437,30 165,50 445,40 170,39 472,00 DieAusmünzungcn (s. Geld) sind seit 1892 gesun- ken und nahmen 1894 noch nicht die Hälfte der Pro- duktion in Anspruch.
Der Silberverbrauch für in- dustrielle Zwecke dagegen hat 1894 um 140000 kx gegen das Vorjahr zugenommen und belief sich auf etwa 802000 kF im Werte von über 140 Mill. M. Hiernach übersteigt die Produktion immer noch den Bedarf erheblich, und das erschwert die Maßnahmen zur Hebung [* 3] des Silberpreises sehr. Eine gewisse Auf- besserung der Silberpreise ist übrigens 1895 und 1896 von selbst eingetreten. Der Preis pro Unze Standard- silber in London [* 4] war nach neuern genauern Berech- nungen 1890: 47"/^, 1891: 45^, 1892: 39^, 1893: 35^, 1894: 28^, 1895: 29^g und 1890 etwa 30^7 Pence. Im 1.1897 begann der Preis mit 29"/^ Pence und schwankte bis Mitte Febr. 1897 zwischen 29"/is und 29^" Pence.
Der Preis ist also nach wie vor so niedrig, daß die künstliche Wiederherstellung des Wertverhältnisses 1:15^ ein starkes Goldagio nach sich ziehen müßte. Man wird es dieser Gestaltung der Produktions- und Preisverhältnisse zuschreiben dürfen, daß die bimetallistische Bewegung in den letzten Jahren keine Fortschritte gemacht hat, so oft auch die Frage einer h^ung des Silberwertes neuerdings erläutert worden ist. Erwähnung verdienen insbesondere die Verhandlungen der deutschen Silberkommission (s. d., Bd. 14) 1894, des preuß. Staatsrates vom März 1895, des Deutschen Reichstags vom des engl. Unterhauses vom des preuß. Abgeordnetenhauses vom und des landwirtschaftlichen Kongresses zu Pest im Sept. 1896. Die neuern Erörterungen der Wäh- rungsfrage in den Parlamenten scheinen veranlaßt zu sein durch die bimetallistische Konferenz vom Dez. 1895 zu Paris. [* 5]
Erreicht ist dabei für die Ziele der Bimetallisten nichts Nennenswertes. Insbeson- dere ist im engl. Untcrhause seitens des Schatzsekretärs von neuem bestimmt erklärt worden, daß England nicht bereit sei, seine Gold- währung aufzugeben. Die gesteigerte bimetallistische Agitation in Europa, [* 6] besonders in Deutschland, [* 7] hat im Sommer 1895 zu einer Gegenbewegung Anlaß gegeben. Es wurde ein besonderer «Verein zum Schutze der deut- schen Goldwährung» gegründet, der durch seine «Goldwährungskorrespondenz') und zahlreiche Flug- schriften energisch gegen die bimetallistischen An- schauungen und Auslassungen ankämpft. In den Ver einigten Staaten von Amerika [* 8] handelte es sich bei der letzten Präsidentenwahl fast ausschließlich um den Kampf der Anhänger der Gold- und der Silberwährung. Die Silberpartei mit ihrem Führer und Präsidentschaftskandidaten Bryan verlangte nicht weniger als die einseitige Einführung der Prägefreiheit für Silbercourant nach dem Wertverhältnis 1:15,99, ohne Rücksicht auf das Vorgehen anderer Staaten. Wenn nun auch die gewaltige Niederlage Bryans gegen Mac- Kinley vorerst eine Gesundung der amerik. Geld- verhältnisse im Sinne der Goldwährung erwarten läßt, so dürften damit die Bestrebungen der Silber- partei doch keineswegs zum Erlöschen gekommen sein; vielmehr kündigt diese schon jetzt an, daß sie in verstärktem Maße für ihr Ziel weiter kämpfen wird. Im übrigen ist der Herrschaftsbereich der Gold- währung in den letzten Jahren nicht nur nicht ver- mindert, sondern sogar einer Erweiterung näher gebracht worden. Rußland nämlich hat seine Gold- vorräte so gesteigert, daß der Übergang zur Gold- währung im Werke ist. Vorbereitende Schritte sind schon geschehen durch Befestigung des Kredit- rubel-Kurses, durch Gestattung des Abschlusses von Geschäften in Gold, [* 9] Einziehung von Drei- und Ein- rubelscheinen u. s. w. Die bisher nach dem Gesetz vom geprägten Goldmünzen (Imperiale und Halbimperiale) sollen bis auf weiteres zu dem Satze: 1 Rubel Gold ^ 1,50 Rubel Papier gerechnet werden. Schon 1895 hat die Goldprägung großen Aufschwung genommen; sie betrug nach amtlichen Berichten 50 Mill. Rubel, hauptsächlich in Impcrials zu 10 Rubeln, während in den Vorjahren nur durch- schnittlich 3 Mill. Rubel pro Jahr geprägt wurden. 1896 sind etwa 25 Mill. Rubel in Gold (bauptsäch- lich Halbimperials) neu dazugekommen. Der Gold- schatz zur Einlösung der Noten ist seit 1892 von 500 auf 750 Mill. Rubel gewachsen. Anfang 1897 ist bestimmt worden, daß auf den fortan auszuprä- genden Ganz- und Halbimpcrials der Nennwert nach dem neuen Wertverhältnis, also mit 15 und 7^/2 Rubel (anstatt 10 und 5 Rubel), angegeben werde. Das wird die Einziehung und Umprägung der alten, auf 10 und 5 Rubel lautenden Impe- rials und Halbimperials voraussichtlich bald nötig machen. Der alte Eilberrubel soll ohne Erhöhung seines Nennwertes als Scheidemünze beibehalten werden. Anscheinend ist eine erhebliche Menge silberner Scheidemünzen in Aussicht genommen. In Österreich-Ungarn [* 10] schreitet die Valuta- regulierung im Sinne der Goldwährung langsam, aber stetig vorwärts. In Chile [* 11] ist die Goldwährung durch Gesetz vom eingeführt. Ob sie sich dort halten wird, läßt sich freilich mit Gewißheit nicht beurteilen. Eine Übersicht über die bestehenden Währungs- verhältnisse der einzelnen Länder ist schwer zu ge- winnen. Die gesetzlichen Währung entsprechen durchaus nicht immer den thatsächlichen Zuständen, und bei manchen Ländern ist es sogar schwer, für die gesetz- lichen Währungsverhältnisse einen einheitlichen Ausdruck zu finden. Dazu kommt die Schwierigkeit, bei Staaten mit schwankenden Währungsverhält- nissen den thatsächlichen Zustand in einem gegebe- nen Augenblick zu erkennen. In der hierher ge- hörigen Währungskarte der Erde ist der Ver- such gemacht, die gcogr. Verteilung der verschiedenen Arten der Währung zu veranschaulichen, soweit das Ma- terial überhaupt erreichbar war, und zwar derart, daß sowohl die gesetzlichen als auch die thatsächlichen Zustände ersichtlich gemacht sind. Die bloße Flächenausdehnung der einzelnen Ge- biete giebt freilich noch kein rechtes Bild. Es bedarf auch einer Berücksichtigung der Bedeutung der ein- zelnen Länder. Nur zum Teil giebt hierbei die ¶