Ottersleben,
s. Groß-Ottersleben.
s. Groß-Ottersleben.
der 401. Planetoid. ^[= Asteroiden oder kleine Planeten, die Gruppe der sich zwischen Mars und Jupiter bewegenden Planeten. ...]
Luise, Schriftstellerin, geb. zu Meißen, [* 3] erhielt eine sorgfältige Erziehung und begeisterte sich früh für freiheitliche Bestrebungen, gab 1849-52 eine demokratische «Frauenzeitung» heraus, vermählte sich 1858 mit dem Schriftsteller Aug. Peters und gab mit diesem bis zu seinem Tode (1864) in Leipzig [* 4] die «Mitteldeutsche Volkszeitung» heraus. 1865 gründete sie den Allgemeinen deutschen Frauenverein, dessen Organ «Neue Bahnen» (seit 1866) sie mit Auguste Schmidt in Leipzig redigierte, wo sie starb. In gleichem Interesse erschienen von ihr: «Der Genius des Hauses - der Natur - der Menschheit» (Wien [* 5] 1868-70) und «Frauenleben im Deutschen Reich» (1876). Auch verfaßte sie Gedichte (gesammelt als «Lieder eines deutschen Mädchens», Lpz. 1847; «Gedichte», ebd. 1868, und «Mein Lebensgang. Gedichte aus fünf Jahrzehnten», ebd. 1893) und Romane, wie «Schloß und Fabrik» (3 Bde., ebd. 1846),
«Nürnberg» [* 6] (1859; 3 Bde., Norden [* 7] 1883),
«Neue Bahnen» (2 Bde., Wien 1864),
«Privatgeschichten der Weltgeschichte» (6 Bde., Lpz. 1868-72),
«Deutsche [* 8] Wunden» (4 Bde., Brem. 1872),
«Aus vier Jahrhunderten» (2 Bde., Norden 1883),
«Die Nachtigall von Werawag» (4 Bde., Freib. i. Br. 1887),
Stadt, hat (1890) 3954 E., wogegen das gegenüberliegende Villa Nova de Ourem 2346 E. zählt.
Stadt, hat (1890) 3840 E.
(engl., spr. aut-), s. Ausleger. ^[= bei einem Kran der schräg aufwärts gerichtete Balken, der sich mit seinem untern Ende gegen ...]
Stadt, hat (1890) 11002 E.
Dorf im Kreis [* 10] Mülheim [* 11] a. Rhein des preuß. Reg.-Bez. Köln, [* 12] am Aggerfluß und der Nebenlinie Siegburg-Bergneustadt der Köln-Gießener Staatsbahn, hat (1895) 452, als Gemeinde 5383 E., Post, Telegraph, [* 13] Bürgermeisterei, kath. Kirche, Kriegerdenkmal;
Bleierz- und Zinkblendegrube.
Johs., starb in Leipzig. ^[= 1) Kreishauptmannschaft, früher Kreisdirektion, des Königreichs Sachsen, wurde 1835 gebildet ...]
s. Diaphtherin. ^[= Verbindung von einem Molekül Oxychinolin mit einem Molekül phenolsulfonsaurem ...]
von Dr. Kopp in Straßburg, [* 14] s. Geheimmittel.
P.
Geschichtliches. Die Pädagogik hat als Kunst des Erziehens eine praktische, als Lehre [* 15] von dieser Kunst eine theoretische Seite. Ihre Geschichte hat daher beides ins Auge [* 16] zu fassen, sowohl die Art, wie die verschiedenen Völker und Zeiten die Kinder erzogen haben, als auch die Theorien und Ideale, wie die Kinder nach psychol. und ethischen Gesetzen oder nach socialen und nationalen Gesichtspunkten erzogen werden sollten. Dabei hat man sich aber gewöhnt, die Geschichte der Erziehung bei entlegenen Völkern und Zeiten der Kulturgeschichte zu überlassen und nur das aufzunehmen, was in direktem Zusammenhang steht mit der heutigen Entwicklung und für diese ein naheliegendes Interesse hat. Und so beginnt man seit K. von Raumer meist mit der Renaissance, schickt aber einen kurzen Abriß des mittelalterlichen Erziehungswesens voran.
I. Das Unterrichtswesen im Mittelalter. Das Christentum hat die bestehenden heidn. Bildungsstätten zerstört, ersetzt und umgestaltet; namentlich in Gallien und weiterhin im Frankenreich vollzog sich dieser Prozeß. Die Kirche vermittelte den german. Völkern die Bildung, und darum sind die Schulen des frühern Mittelalters durchaus kirchlich. Zwar hat Karl d. Gr. an eine allgemeine, wenn auch zunächst nur religiöse Unterweisung des Volks gedacht; aber die Idee blieb unausgeführt.
Dagegen entstanden an Klöstern und durch den Bischof Chrodegang von Metz [* 17] auch an Kathedralkirchen die Kloster-, Dom- und Stiftsschulen, in denen die pueri oblati und die zum geistlichen Stand bestimmten Knaben in den scholae interiores, andere Kinder in den scholae exteriores unterrichtet wurden. Dagegen waren auf dem Lande die Pfarrschulen zwar vorgesehen, aber kaum vorhanden. Der Sprache [* 18] der Kirche und der Kanzleien entsprechend handelte es sich vor allem um die Erlernung des Lateinischen.
Die Unterrichtsfächer waren Grammatik, Rhetorik und Dialektik (das Trivium), Arithmetik, Geometrie, Astronomie [* 19] und Theorie der Musik (das Quadrivium), d. h. also die sieben Freien Künste, deren Gestaltung und Betrieb im einzelnen mit der Entwicklung der Scholastik zusammenhing. Nach Umfang und Wert waren die Schulen verschieden abgestuft: aus den entwickeltsten und berühmtesten ist im 13. Jahrh. das Studium generale, die Universität, entstanden. Den sieben Freien Künsten des Klerikers entsprachen die sieben Probitates des Ritters, zu denen neben sechs körperlichen Übungen doch auch das Versificare gehörte. Im spätern Mittelalter traten dann in den mächtig aufblühenden Städten die städtischen Pfarrschulen hinzu, ebenfalls lat. Schulen, jedoch mit ermäßigten Anforderungen; dagegen waren die deutschen oder Schreibschulen anfänglich Privatunternehmungen und dienten den Interessen des kleinen Bürgerstandes; das Rechnen lernte man ebenfalls privatim bei den sog. Stuhlschreibern oder Modisten.
Gab es so in den Städten gegen Ende des Mittelalters verschiedene Schulgattungen, so blieb dagegen die Bildung des Landvolks durchaus vernachlässigt, und mit dem Zusammenbruch der Scholastik zeigte sich auch qualitativ ein Sinken und ein Verfall. Die Mehrzahl der lediglich auf das Schulgeld angewiesenen Lehrer war intellektuell und moralisch schlecht, und das Latein, das in den Schulen gelehrt wurde, wurde immer unlebendiger und barbarischer, auch die Mängel der mittelalterlichen Schulgrammatik, des Doctrinale, traten immer deutlicher zu Tage. Eine theoretische Pädagogik gab es im Mittelalter nicht.
II. Der Humanismus. In Italien [* 20] bedeutet die Renaissance nicht bloß die Wiedererweckung des klassischen Altertums, sondern eine vollständige Umgestaltung des Lebens und der Weltanschauung, eine neue Bildung; sie war hier universal und natürlich. So wandte sich denn auch der humanistische Unterricht in erster Linie an die Erwachsenen, und erst in der zweiten Generation kam dann der ¶
Jugendunterricht hinzu; am Ende des 15. Jahrh. gehörte ein humanistisch gebildeter Erzieher an jeden Fürsten- und größern Adelshof. Gleichzeitig wurde aber auch die Theorie dieser neuen Erziehung ausgebildet, auch sie in Anlehnung an die Alten, vor allem an Quintilian; ihre Hauptvertreter sind Pädagogik. Pädagogik Vergerius, Mapheus Vegius, Äneas Sylvius und Battista Guarini der Jüngere. Durch die Reformkonzilien kam der Humanismus auch nach Deutschland [* 22] und gewann hier in Rudolf Agricola eine Persönlichkeit, in deren harmonischer Natur er Geist und Leben war.
Aber auf deutschem Boden war darum der Humanismus doch ein fremdes und künstliches Gewächs, und so fällt bald genug derHauptaccent auf das Aneignen dieses Fremden, auf Lernen und Wissen. Daher gewinnt er auch vor allem Boden auf Universitäten und Schulen und nimmt alsbald eine gelehrte und schulmäßige Wendung. Unter den Universitäten sind es zuerst die neugegründeten, die ihn recipieren, die ältern folgen zögernd und oft unter heftigen Kämpfen nach; allmählich erobern aber die «Poeten» überall einen oder mehrere Lehrstühle für klassische Philologie.
Zuerst am Niederrhein drang er dann auch in die Schulen der Hieronymianer ein; besonders bekannt ist die Fraterherrnschule zu Lüttich, [* 23] in Deventer lehrte Alexander Hegius, in Münster [* 24] in Westfalen [* 25] Johann Murmellius. Aus diesen Kreisen ging auch Erasmus hervor, der feinste Gelehrte unter den Humanisten und ein hervorragender Theoretiker der Pädagogik; das Wort rerum cognitio potior, verborum prior stammt von ihm. An den Oberrhein brachte der Westfale Dringenberg den niederdeutschen Humanismus und begründete in Schlettstadt [* 26] eine berühmte Schule; einer ihrer Schüler war Wimpheling, der in Straßburg den Humanismus mit deutschnationalen Ideen verband und in seiner «Germania» [* 27] den Plan zu einer großen humanistischen Lehranstalt entwickelte. Das Ziel aller dieser Schulen war die Verdrängung des scholastischen Lateins, das die Humanisten um Reuchlin in den «Epistolae virorum obscurorum» so geistreich verhöhnten, die Beseitigung des Doctrinale, die Kunst der lat. Rede, für die man sich immer ausschließlicher Cicero zum Vorbild nahm, und die Aufnahme des Griechischen in den Kreis der Unterrichtsfächer. Die Theoretiker verlangten eine humanere Behandlung der Kinder, denen das Lernen
angenehm gemacht werden müsse.
Im J. 1517 hatte der Humanismus auf der ganzen Linie gesiegt; da kam die Reformation, und nun schien es einen Augenblick, als ob vor dieser volkstümlichen religiösen Bewegung der aristokratische Humanismus die Waffen [* 28] strecken müsse und das von ihm gegründete, vielfach noch an die alte Kirche sich anlehnende Schulwesen einem raschen Untergang verfallen sei. Allein nun nahm sich die Reformation selbst der Sache an, und mit seiner starken Stimme forderte Luther in seinem Sendschreiben an die Bürgermeister und Ratsherren aller Städte Deutschlands [* 29] (1524) die weltliche Obrigkeit auf, daß sie christl. Schulen aufrichten sollten. Er dachte dabei an alles Volk in Stadt und Land, betonte aber zugleich auch das Mittel der Sprachen für das Evangelium so energisch, daß die allgemeine Volksschule noch einmal unausgeführt blieb und es nur zur Einrichtung prot.
Gelehrtenschulen kam. So entstand die Verbindung der Reformation mit dem Humanismus, als deren Vertreter vor allem Melanchthon, der Praeceptor Germaniae, zu nennen ist. Die älteste dieser Neugründungen ist die Stadtschule zu Magdeburg [* 30] (1524), die bekannteste das prot. Gymnasium zu Straßburg (1538), dessen gefeierter Schulrektor Johannes Sturm eine typische und vorbildliche Persönlichkeit geworden ist. Sein Ziel war die sapiens atque eloquens pietas, doch lag der Ton fast ausschließlich auf der eloquentia, und daher verengte sich der humanistische Gedanke einer neuen Bildung unter seinen Händen mehr und mehr zu einem Virtuosentum mit einseitiger Betonung [* 31] des Formalen.
Andere Rektoren gaben an ihren Anstalten den Realien (der sapientia oder eruditio) mehr Raum als Sturm, so Neander in Ilfeld und Wolf in Augsburg. [* 32] Besonders bedeutsam aber war, daß neben einzelnen Städten nun auch die Regierungen prot. Länder die Organisation des Schulwesens auf humanistischer Grundlage für ihr ganzes Gebiet in Angriff nahmen und so ein an die Landeskirchen sich anlehnendes Landesschulwesen entstand. Den Anfang hatte schon Melanchthon durch das Visitationsbüchlein für Kursachsen gemacht, das trefflichste Schulgesetz jener Zeit aber war die württemb. Schulordnung von 1559, an die sich Braunschweig [* 33] 1569, Kursachsen 1580 eng anschloß. Hier wird die Verstaatlichung des Schulwesens zum erstenmal mit klarem Bewußtsein und ausdrücklicher Begründung durchgeführt und die deutschen Schulen in den Dörfern und die lat. Partikularschulen in den Städten in einem Rahmen zusammengefaßt.
Auf kath. Seite, wo der Spanier Ludwig Vives der bedeutendste Theoretiker ist, bemächtigte sich der Jesuitenorden des höhern Unterrichtswesens; in der sorgfältig vorbereiteten Ratio studiorum von 1599 sind die Bestimmungen über Unterricht und Erziehung an den Jesuitenkollegien kodifiziert; diese Ratio hat sich bis 1832 im wesentlichen unverändert erhalten und gilt auch jetzt noch in allen Hauptzügen als maßgebend für den Jesuitenunterricht. Ziel und Methode ist im großen Ganzen humanistisch; aber weil den Jesuiten der Humanismus doch nur Mittel ist für ihre kirchlichen Zwecke, so stehen sie innerlich dem Geiste des klassischen Altertums fremd gegenüber, und so hat sich unter ihren Händen der Unterrichtsbetrieb der alten Sprachen rasch wieder dem unfrei scholastischen angenähert, namentlich ihr Latein nahm statt der klassischen die kirchlich scholastische Farbe an, und ebenso haben sie dem Geiste ihrer Ethik gemäß die humanistische Betonung der Aemulatio stark übertrieben und unethisch verzerrt.
III. Übergangszeit. Seit dem Ende des 16. Jahrh. beginnt der Niedergang des humanistischen Schulwesens; es werden Stimmen Unzufriedener laut, an der Langeweile und Unfruchtbarkeit des immer formalistischer und leerer werdenden Unterrichts wird scharfe Kritik geübt, vor allem vermißt man die Pflege der Muttersprache, teilweise auch schon den Unterricht in Realien; andere weisen auf das Ungenügende der religiösen Erziehung und Unterweisung hin. Der Dreißigjährige Krieg wirkt dann vollends verheerend, geradezu vernichtend. Doch treten gerade während des Krieges auch Reformversuche und Anstöße zu einem Neuen hervor. Seit 1612 verspricht Wolfgang Ratke (Ratichius) eine Methode, wie die Sprachen in kurzer Zeit leicht zu lernen seien, und erregt dadurch allgemeines Aufsehen und große Erwartungen. Der Versuch, den er mit seiner Methode in Cöthen [* 34] in großem Stil machen ¶