*,
Fluß. Im J. 1895 wurde die eigentliche
Quelle
[* 9] des Niger vom
Kapitän Brouet entdeckt und von der engl.-franz.
Kommission zur Absteckung der Grenze zwischen
Sierra Leone und dem franz.
Sudan festgelegt. Danach liegt
sie bei dem Dorfe Tembi Kundu unter 9° 5' 20" nördl.
Breite
[* 10] und 10° 50' westl. L. von Greenwich, 850 m
ü.
d. M. Nachdem 1895 auch
die Flußstrecke zwischen
Say und Gomba von
Lieutenant von Carnap aufgenommen worden war, ist jetzt der
ganze Flußlauf bekannt. 1896 fuhr der franz. Marinelieutenant Hourst den
Fluß von
Timbuktu bis zur Mündung hinab.
*. Als die
Franzosen in Dahome 1894 Anstalten trafen, ihre Machtsphäre nach Norden
[* 11] auszudehnen, wurde
Kapitän Lugard von Akassa abgesandt, im
Auftrag der Nigercompagnie den
Vertrag mitBorgu zu erneuern. Das
gelang ihm auch. Er traf 5. Nov. in Nikki ein, 20
Tagevor der Ankunft des
Franzosen Decoeur, der aber ebenfalls das Protektorat
über
Borgu errang, über die
Gültigkeit des einen oder andern
Vertrags schweben noch diplomat. Verhandlungen zwischen England
und
Frankreich.
Die Nigercompagnie erhebt hoheZölle auf die Einfuhr von
Branntwein und Kriegsmaterial, das angrenzende, unter der
engl. Regierung stehende
Nigerküstenprotektorat aber nicht. Das verleitete die Eingeborenen des Protektorats zu lebhaft betriebenem
Schmuggel. Ein barbarischer
Guerillakrieg Anfang 1895 zwischen den Brahlcuten und den Grenzwächtern war die Folge; es kam
zu einem entsetzlichen Blutbad in Akassa. Die Nigercompagnie blieb schließlich siegreich. Um
solche Friedensstörungen zu verhindern und die
Ungleichheit der Zollbehandlung in zwei benachbarten engl. Gebieten aufzuheben,
sah sich das
Nigerküstenprotektorat im Nov. 1895 genötigt, die
Zölle auf Spirituoscn zu verdoppeln und auf Kriegsmaterial
zu verdreifachen. Anfang 1397 wurde die Nigercompagnie in Kämpfe mit
Benin, wo eine engl. Expedition ermordet worden
war, und in
Nupe, das sich von dem von den Engländern begünstigten
ReicheSokoto loslösen wollte, verwickelt.
Arthur, Musikdirigent und
Komponist, geb. in Lébény
Szent-Miklos in
Ungarn,
[* 14] begann, 6 J. alt, mit
Klavier- und Theorieunterricht bei dem Organisten
Franz Procházka in
Butschowitz (Mähren),
[* 15] trat, 8 J. alt, öffentlich als
Klavierspielerauf und studierte seit 1867 auf dem
Wiener Konservatorium bei HellmesbergerVioline, bei
Otto
Dessoss
Komposition und bei Schenner
Klavier. 1872 erhielt er hier den ersten Preis für Violinspiel. 1874 bis Ende 1877 war
er erster
Geiger am
Wiener Hofopernorchester. Im Jan. 1878 wurde Nikisch von
Angelo Neumann als Musikdirektor an das
Leipziger Stadttheater
berufen, rückte schon im Juli 1879 zum ersten Kapellmeister vor und blieb bis 1889 in dieser
Stellung.
1889-93 war er Dirigent des
Bostoner Sinfonieorchesters, mit dem er große Konzertreisen durch die
Vereinigten Staaten
[* 16] von
Amerika
[* 17] unternabm. 1893-95 war er artistischer Direktor der königl.
UngarischenOper in
Budapest.
[* 18] Seit Okt. 1895 wirkt er als
Kapellmeister der Gewandhauskonzerte inLeipzig
[* 19] und dirigiert zugleich die zehn jährlichen großen Philharmonischen
Konzerte in
Berlin.
[* 20] Von N.s
Kompositionen erhielt ein Streichsextett (1870) den ersten Preis vom
Wiener Konservatorium. Ferner
schrieb er «Die
Christnacht», Kantate für
Soli,
Chor und Orchester (1871), Lieder und eine
Sinfonie in
D-moll, deren Aufführung
(1873) in
Wien er selber leitete.
II. * (russ. Nikolaj Alexandrowitsch),
Kaiser von
Rußland, vermählte sich mit der Prinzessin Alix
von Hessen,
[* 23] nachdem sie das griech.-orthodoxe
Bekenntnis und den
NamenAlexandra Feodorowna angenommen hatte.
Am wurde ihm eine Tochter geboren, die den
NamenOlga Nikolajewna erhielt. Am vollzog sich unter Entfaltung
größten
Glanzes die Krönung des Monarchenpaares in
Moskau,
[* 24] doch wurde das Fest in der furchtbarsten
Weise durch den
Unglücksfall auf dem Chodynkafelde getrübt (s.
Moskau). - Nach dem aus Livadia erlassenen
Manifest vom 20. Okt. und
dem Krönungsmanifest ist ein Systemwechsel und ein Anknüpfen an die liberalen
TendenzenAlexanders II. nicht beabsichtigt.
Die von
Alexander III. gewiesene
Richtung ist bisher für die russ. Politik im allgemeinen herrschend
geblieben, wenn auch im einzelnen ein milderes Auftreten gegen die fremden Nationalitäten und Konfessionen
[* 25] stattfand. Zwar
hielt der
Zar in der äußern Politik die
Verbindung unt
Frankreich aufrecht, doch suchte er ein besseres Verhältnis auch zu
Österreich
[* 26] und
Deutschland
[* 27] herbeizuführen, wozu die Besuche an beiden Kaiserhöfen, die im Aug. und Sept. 1896 stattfanden,
wesentlich beitrugen. Es folgten Besuche am dän. und engl.
Königshof, die einen mehr privaten Charakter trugen; von hoher polit. Bedeutung war dagegen der Aufenthalt des russ.
Kaiserpaares in
Frankreich (5. bis wo es in Cherbourg
[* 28] von den Präsidenten der Republik und der
Kammern empfangen, in
Paris
[* 29] vom
Volke stürmisch begrüßt und in Châlons durch eine große Parade über 70000 Mann geehrt
wurde. Zwar wurde auch jetzt
¶
mehr
802 die russ.-franz. Allianz nicht offiziell verkündigt, doch zeigte sich das enge Einvernehmen beider Mächte aufs unverkennbarste.