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mit seinen Eltern nach Berlin [* 2] über, war anfangs Schüler seines Vaters (Violine) und besuchte seit 1869 die königl. Hochschule für Musik in Berlin, wo Kullak im Klavierspiel, Wüerst und Friedrich Kiel [* 3] in der Theorie seine Lehrer waren. Er war dann in Berlin als Pianist (besonders in den von ihm veranstalteten «Montagskonzerten») und Lehrer thätig und machte 1878 mit Frau Artöt eine Konzert- reise durch Galizien und Rumänien. [* 4] Seit 1878 lebt Niederlande [* 5] dauernd in Dresden. [* 6]
Hier wirkte er 1878-85 als Klavierlehrer am königl. Konservatorium, gründete und leitete 1885-88 die Philharmonischen Konzerte und widmete sich dann längere Zeit ausschließlich der Komposition. 1893 wandte er sich wieder dem Tirigentenberufe zu. Seine in diesem Jahre begrün- deten «Orchesterabende» (Nicode-Konzerte) sind ein Wicktiger Faktor im Musikleben Dresdens. Er war auck Lehrer au der Dresdener Musikschule. Niederlande ist als Komponist wie als Dirigent eiue bedeutende, eigen- artige Erscheinung. Er beherrscht als Meister alle modernen Ausdrucksmittel, ist besonders Virtuos im Kolorit und ragt hervor durch bochstrebcndc Ge- danken und große Konzeption.
Damit verbindet sich klare Form und sichere musikalische Gestaltung. Von seinen bedeutendsten Werken (sämtlich bei Breitkopf H Därtcl in Leipzig) [* 7] baben die «Sinfonischen Varia- tionen» (1881) für großes Orchester, und die Sinfonie- Ode «Das Meer» (für Männerchor, Solo, großes Orchester und Orgel, Dichtung von Karl Woermann, 1388),
eine Tondichtung in großem Stile voll Kühu- beit und Wärme, [* 8] das größte Aufseben erregt. Außer- dem schrieb er die sinfonische Dichtung «Maria Stuan» (0p. 4,1879),
«Die Jagd nach den: Glück», Phautasiestück für Orchester ^Op. 11, 1878), eine sinfonische ^uite(ll-ni0i1,0p. 17), eiueKlaviersonate (0p. 19), zwei Sonaten für Violoncello (0p. 23 und 25), Lieder, Klavierstücke u. s. w. Als Dirigent ist Niederlande ein eifriger Vorkämpfer für die neuere Rich- tung. Durch scharfe und geistvolle Auffassung, Energie und Temperament ausgezeichnet, ist er gegenwärtig einer der hervorragendsten Dirigenten Beethovcnfchcr und moderner Werke. sitzer der Firma «Nicolaische Vuchhandluug (Vorstell ^Reimarus)», Fritz Vorstell, starb 2. Febr. 1896. Nideggen, Stadt im Kreis [* 9] Düren [* 10] des preuß. Reg.-Bez. Aachen, [* 11] unweit der Ruhr (Rocr), hat (1895) 858 kath. E., interessante roman. Kirche, groß- artige Trümmer eines ehemaligen Residenzschlosses der Herzöge von Iülich und Bürgermeisterei.
Nieberding, Rudolf Arnold, Staatssekretär des Neichsjustizamtes, geb. zu Konitz [* 12] in Wcstprcußen, studierte die Rechte in Breslau, [* 13] Heidel- berg und Berlin, trat dann in den Staatsdienst und wurde 1866 als Hilfsarbeiter in das Handelsmini- sterium, 1872 in das Rcichskanzlcramt berufen, 1875 vortragender Rat im Reichskanzlcramt. 1889 wurde er zum Direktor der 1. Abteilung (für Verfassuugs- und allgemeine Verwaltuugsfachen) im Reichsamt des Innern, 1893 zum Staatssekretär des Reichs- justizamtes ernannt. Er ist preuß. Bevollmächtigter zum Bundesrat. Niederlande verfaßte «Wasserrecht und Wasserpolizei im preuß. Staate» (Vresl. 1865). Niebüll, Dorf im Kreis Tondern des preuh.Reg.- Bez. Schleswig, [* 14] am Rande der Marsch, an der Linie Elmshorn-Tondern und der Nebenlinie Niederlande-Nord- schleswigsche Weiche (40,4 km) der Preuß.
Staats- bahuen und der Niebüll-Wyker Kleinbahn (s.d.), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Flensburg) [* 15] und Katasteramtes, hat (1895) 1848 E., Post, Telegraph; [* 16] Essigfabrikation, [* 17] Dampffärberei, Brauerei, Dampf- und Windmühlen, Handel mit Steinzeugwaren. Niebüll-Wyker Kleinbahn, schmalspurige Kleinbahn (1 m) von Niebüll (s. d.) bis zum Hafenort Dagebüll (13,8 km), der Insel Föhr geaenüber. Die Kosten der eröffneten Bahn werden auf 315000 M. berechnet.
Niederaula, Flecken im Kreis Hersfeld [* 18] des prcuß. Reg.-Bez. Cassel, am Ausfluh der Aula in die Fulda, [* 19] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Cassel), hat (1895) 1026 E., Post, Telegraph, ein Hospital für sämtliche Landgemeinden der ehemali- gen gefürsteten Abtei Hersfeld, ^par- und Dar- lehnskassenverein; Ziegelei, Acker- und Wiesenbau. ^ Niederbayern. Einwohnerzahl des Regie- rungsbezirks und seiner Verwaltungsbezirke: Städte und Bezirks- ämter ^. Unmittelbare Städte.
Deggendorf «. . Laudsyilt Passau Stranbing niederlande Bezirksämter. Bogen Deggendorf Tingolfing Eggenfcldcn Grafenan Griesbach Kelheim Kötzting Landan a. Isar Landshut Mallersdorf Passau Pfarrkirchen Negen Rottenbnrg Stranbing Viechtach Vilsbiburg Vilshofen Wegscheid Woifstein Ortsanwesende Zunahme (-^-) Bevölkerung Abnahme (-) ----------------------von 1890 bis 1895 1890 1895 in Proz. 6 527 20 553 17516 15 595 ! 32 38? ! 37 620 > 22 595 i 36 021 18175 33618 33 952 25 304 23 004 29 079 22 909 40 816 34 632 25 974 34 521 22135 21823 29 896 42 765 17 048 29 058 6 250 18 862 16 633 13 856 31835 37 483 22 916 35 819 18 239 33 513 33 649 24 901 28 600 22 397 40 824 34169 26113 33611 21902 21559 29 567 42 361 17 315 28952 ^ 4,4 -j- 9,0 -l- 5,3 -i-12,6 i 1,7 0,4 - 1,4 -i» 0,6 - 0,6 -i- 0,3 -l- 0,9 -i- 1,6 ^ 0,2 -i- 1,4 ^ 2,2 - 0,02 ^ 1,4 - 0,5 ^ 2,7 4- 1,1 4- 1,1 4- 1,1 - 0,2 - 1,6 4- 0,3 Ncg.-Bez. Nicderbaycrn > 673 523 ^ 664 798 , -^- 1,22 Nieder-Cunelvalde, Dorf, s. Cmiewalde.
Nieder-Tirsdorf, s. Dirsdorf. Niederdorf, Dorf im Gerichtsbezirk Welsberg der östcrr. Bczirkshauptmannschast Vruueck in Tirol, [* 20] im Pusterthal, in 1158 in Hohe, an der Nienz und der Linie Villach-Franzensfeste der Osterr. Südbahn, bat (1890) 1047, als Gemeinde 110l E. und ist als Sommerfrische und Ausgangspunkt für den Besuch des Pragser Thales viel besucht. Niederdruckdampfheizung, s. Heizung. [* 21] Niederträchten, Dorf im Krcis Erkelenz des preuß. Neg.-Vez. Aachen, hat (1895) 395? E., Post, Telegraph, Bürgermeisterei, kath..
Kirche; Seiden- weberei und Ölmühlen. * Niederlande. Die Bevölkerung betrug 1894: 4 795 646,1. Jan. 1896:4 859 451 (2 404 556 männl., 2454895 weibl.) E. Die Verteilung der Bevölkerung [* 22] 1896 auf die 11 Provinzen: Provinzen Einw. Provinzen Einw. Nordbrabaut . . . Geldern . . . 533 477 540 937 I 061328 919 511 209 546 238 282 ssriesland. . . Oberyssel . . . Groningen . . Drenthe . . . Limburg . . . 338911 314805 288 885 141225 272 044 Südholland . . . Nordholland . . . Seeland Utrecht ¶
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Die 21 größten Städte mit (1894) über 20000 E., ' in denen 32,6 Proz. der Bevölkerung wohnten, sind: Städte FMW. Städte 3mw. Amsterdam [* 24] Rotterdam [* 25] Haag [* 26] . . Utrecht [* 27] . Groningen Haarlem [* 28] . Arnheim. Leiden. [* 29] . Nimwegen [* 30] Tilburg . Dordrccht ! Jetzt teilweise Nieuwe Amstel Maastricht . Delft Leeuwarden Zwolle . . Herzogcnbusch Schicdam Heldcr . Deventer Vrcda . 456 324 276 337 185 744 94 305 60 541 59654 54180 44 714 37 008 36 839 36 089 mit Amsterdam vereinigt. 33 989 33 560 31964 31292 29552 29 319 26 233 25174 25 086 24 651 Die Zahl der Geburten war 1895: 158130, der Todesfälle97618,derEheschließungen35598,derTot- geburten 7611. Der Überschuß betrug 68123 gegen 54751 im Durchschnitt der 1.1879-84 und 51184 im I. 1892. Die Auswanderung Holland. Staats- angchörigcristindenI. 1892-95 von5921 auf 1513 gesunken; über Holland. Häfen verließen 1894 im ganzen 15138 Personen Europa. [* 31] - Von den wichtig- sten Fruchtarten waren die Anbauflächen 1893: Fruchtarten Hektar Fruchtarten Hektar Weizen Roggen Wintergerste . . . Sommergerste . . Hafer Runkelrüben . . . 70 804 201993 26767 15137 126 350 28 379 Kartoffeln Buchweizen . . . Bohnen Erbsen Flachs Raps 151970 38 099 38914 24161 13 529 7 354 Wichtigster Erwerbszweig ist die Viehzucht; [* 32] die letzte Zählung von 1893 ergab 1485000 Stück Rind- vieh, 265400 Pferde, [* 33] 688 400 Schafe [* 34] und 1128400 Schweine. [* 35]
Die Industrie hält sich noch in bescheidenen Grenzen; [* 36] nur 4007 Betriebe benutzten (1894) Dampf- kraft (4728 Maschinen). Der Specialhandel (Einfuhr zum Verbrauch und Ausfuhr eigener Erzeugnise) hatte 1895 Werte von 1444 und 1178 Mill. Fl. gegen 1299 und 1087 Mill. im 1.1890, und zwar entfallen in Millionen Gulden auf die Hauptwarengruppen: Warengruppen Einfuhr Ausfuhr Nahrungsmittel 450,2 396,4 Rohmaterial 511,8 383,1 Fabrikate 245,5 250,1 Verschiedenartiges 230,9 146,6 Deutschland [* 37] ist an der Einfuhr mit 20,5, Groß- britannien mit 16,5, Belgien [* 38] mit 11,5, Niederländisch- Ostindien [* 39] mit 14, Rußland mit 13,7 Proz. beteiligt. In der Ausfuhr steht Deutschland mit 50,5 Proz. obenan, England erhält 24,9, Belgien 13,i Proz. des Warenwertes. Über den Schiffsverkehr s. Tabelle un- ten. - Kindergärten und Volksschulen sind seit 1892 nur wenig vermehrt worden; unter den Rekruten waren 1894 noch 5 (in Nordbrabant 9,7) Proz. An- alphabeten. 10 Proz. der schulpflichtigen Kinder (6-12 Jahre) war 1892 ohne Unterricht. - Das Budget für 1896 schließt ab mit einer Einnahme von 130,8ö und einer Ausgabe von 135,78 Mill. Fl. Die Schuldvon 1072,79 Mill. erfordert29Mill.Fl.
Verzin- sung. 1894 betrugen die Ausgaben für Landesvertei- digung 36, für die Schuld 34, für öffentliche Arbeiten 11, für allgemeine Verwaltung 49 Mill., die Ein- nahmen aus direkten Steuern 34, aus der Accise 4ö', aus indirekten Abgaben 20, aus Zöllen 5,9 Mill. Fl. Geschichte, ttberden Krieg aufderInselLomboks.d. Im I. 1895 brachte die Negierung ein Gesetz ein zur gründlichen Änderung der Personalsteuer und ein neues Wahlgesetz. Ersteres wurde nach langer Be- ratung im Jan. 1896 angenommen, jedoch mit der Klausel, daß über die Zeit der Einführung erst bei einer spätern gesetzlichen Bestimmung entschieden wer- den soll.
Das neue Wahlgesetz macht im Gegensatz zu dem Entwurf des Ministeriums Tak van Poort- vliet die Ausübung des Wahlrechts von sehr bestimm- ten Kennzeichen eines bürgerlichen Wohlstandes und der Bildung abhängig. Die Wähler müssen 25 I. alt sein und im abgelaufenen Amtsjahre zu den direkten Steuern beigetragen haben. Außerdem giebt Wahl- berechtigung der Nachweis:
1) daß man vom 1. Aug. bis 31. Jan. dieselbe Wohnung bewohnt und ein bestimmtes Minimum von Miete bezahlt hat;
2) daß man vom 31. Jan. an 13 Monate lang rückwärts sich in derselben Stellung befunden und ein gewisses Minimum von Einkommen bezogen hat;
3) daß man seit einem Iabre für nominal 100 Fl. Staatsgläubiger ist oder 50 Fl. in der Postsparkasse hat;
4) daß man die zur Bekleidung eines Amtes oder Ausübung eines Berufes vorgeschriebene Prüfung bestanden hat. Es wurde nach langen Beratungen 19. Juni von der Zweiten Kammer mit 56 gegen 43 Stimmen, im September von der Ersten Kammer angenommen, so daß nun doppelt so viele Wähler als bisher das aktive Wahlrecht erbalten. Ein Gesetzentwurf wegen Erhöhung der ind. Ausfuhrzölle um 2 Proz. wurde von den Kammern abgelehnt, dagegen ein solcher, der die Umwandlung der 3^2prozentigen National- schuld im Betrage von 375 Mill. Fl. in eine zu 3 Proz. fordert, angenommen.
Ende März 1896 entbrannte in Atschin der Krieg aufs neue, zumal da ein verbündeter atschinesischer Häuptling, Tuku Schiffsverkehr im Jahre 1895. Eingelaufen Heimatländer der Schisse Dampfer Segler llnzahl Anzahl^ Ausgelaufen Dampfer Segler Anzahl! odm Anzahl^ Niederlande . . . Belgien Dänemark Deutsches Reich . Großbritannien [* 40] . Frankreich Griechenland . . Italien Skandinavien . . Österreich-Ungarn [* 41] Portugal Rußland Spanien 2139 38 139 954 4546 22 18 5 298 11 11 32 4 884 250 80466 379 725 1908 723 10142 041 38 743 80 308 28 528 472 422 40 562 23 306 124 854 603 50 116 281 9 19 274 2 33 249 873 25 281 90 782 206 517 11585 37103 305 315 2 348 35213 2146 35 131 949 4448 41 18 5 297 11 10 32 4912011 71934 358 362 1901556 9987 564 74480 78098 24 483 467 286 38 040 20 775 124 854 624 50 122 275 18 19 275 2 1 33 330 899 24 223 108 386 203 869 14 761 37 447 306 111 2 348 2 098 36 176 Zusammen j 8213 > 18 203 933 > 1387 j 964017 > 8123 j 18 059443 i 1419 j 1066 318 ¶