geschehenem Anreißen abdämpft. Die Klavichord-und Kielklavierarten wurden verdrängt durch das Hammerklavier, heutzutage
nur noch als Flügel und Pianino gefertigt, früher auch als Tafelklavierchen und in andern Spielarten. Die Mechanik hat sich
erst allmählich im Laufe des 18. und 19. Jahrh. ausgebildet und ihre Entwicklung durchlief sehr viele Stadien. Die primitivste
Form weist das Mozart-Reiseklavierchen des Berliner königl. Instrumentenmuseums auf
(Fig. 10): das etwas
erhöhte Ende der Taste schnellt beim Anschlage das in der Nut einer Leiste sich um eine Achse drehende Hämmerchen aufwärts
an die Saite (man sieht zwei der Hämmerchen in der Abbildung emporgedrückt).
Alle Mechaniken gehen auf zwei Grundtypen zurück, je nachdem der Hammer an der Taste selbst befestigt
ist, oder an einer besondern Leiste. Beide Hammersysteme sind hier in veralteter und in moderner Form abgebildet
(Fig. 1,
3, 4, 5). An der Taste selbst ist der Hammer befestigt bei der sog. Wiener Mechanik
(Fig. 1). Der Tastenhebel
a wird in zwei ungleiche Teile geteilt durch den Wagestift c. Vorn wird die Taste in ihrer Richtung erhalten durch den Führungsstift
b. In dem Tastenende d steckt eine Messingkapsel e, in welcher sich der Hammer um eine Achse bewegt.
Das Hammerende oder die Hammernuß f wird von einer beweglichen Holzfigur, dem Auslöser g, zurückgehalten,
sobald die Taste angeschlagen wird und den Hammer mit sich emporführt. Dadurch schnellt der Hammerkopf h gegen die Saite l-l,
während zugleich der Auslöser nach hinten zurückweicht. Fällt dann nach dem Anschlage der Hammer zurück, so wird er sofort
von dem Fänger i und dem wieder in die vorherige Lage zurückgekehrten Auslöser g festgehalten, wodurch
die Ruhelage des Hammers ohne weiteres Aufhüpfen desselben wiederhergestellt, er also sogleich zu neuem Anschlage fähig
ist.
Nur durch Fänger und Auslöser ist das schnelle wiederholte Anschlagen der Saite (Repetition) sicher zu erreichen. Auf dem
Tastenende ruht ferner der Dämpfer k, der oben auf der Saite liegt, aber während des Anschlags von ihr
zeitweilig aufgehoben wird (automatische Dämpfung). Der Hammer ist an einer besondern Leiste befestigt bei der Stoßzungenmechanik
(Fig. 3 - 5); er wird von der am Tastenende angebrachten Stoßzunge b gegen die Saite geschleudert. Fest ist die Stoßzunge
im Tastenende eingelassen bei der primitiven Mechanik
(Fig. 4), beweglich ist sie, in ähnlicher
Weise wie der Auslöser bei der Wiener Mechanik, in allen modernen Konstruktionen. In den
Fig. 3 (Pianino) und 5 (Flügel) bedeuten
die Buchstaben a die Taste, b die Stoßzunge, c den Hammer, d den Dämpfer, e-e die Saite. Die übrigen Mechanikteile
dienen meist zur Unterstützung der Funktionen dieser Hauptteile. Das Berliner Instrumentenmuseum besitzt eine lehrreiche
Sammlung von Mechanikmodellen von ältester Zeit bis zur Gegenwart, sämtliche auf den Tafeln abgebildeten Originale gehören
diesem Instrumentenmuseum an.
Richard, Kunsthistoriker, geb. 25. Febr. 1860 in Ohrdruf, studierte in Heidelberg und Leipzig,
habilitirte sich 1883 in München, wurde 1885 zum Konservator des Münchener Kupferstichkabinetts ernannt, 1895 als ord. Professor
der Kunstgeschichte nach Breslau berufen. Er schrieb: «Die ältesten deutschen Bilderbibeln» (Münch. 1883),
«Die deutsche Bücherillustration
der Gotik und Frührenaissance» (6 Liefgn., Lpz. 1883-84),
«Geschichte der Malerei im 19. Jahrh.» (Münch.
1894). Mit G. Hirth gab er «Meister-Holzschnitte aus vier Jahrhunderten»
(Münch. 1888 fg.),
«Der Cicerone in der königl. ältern Pinakothek zu München» (ebd. 1888) und «Der Cicerone in der königl.
Gemäldegalerie in Berlin» (ebd. 1889) heraus. Gegen den Vorwurf, durch einen Aussatz über «Goethes Verhältnis
zur bildenden Kunst» in der «Täglichen Rundschau» ein Plagiat an dem gleichnamigen, 1895 in Leipzig erschienenen Buche Volbehrs
begangen zu haben, verteidigte er sich in einer Schrift «Die Mutherhetze, ein Beitrag zur Psychologie des Neides und der Verleumdung»
(Münch. 1896).
ein Gemenge der Alkaloide Ephedrin und Homatropin, dessen 10prozentige Lösung eine rasch vorübergehende
Pupillenerweiterung hervorruft, eine Eigenschaft, die zu Augenspiegeluntersuchungen benutzt wird.
N.
*Nachdruck, über die Union zum Schutze des geistigen Eigentums s. Berner Litterarkonvention.
assertorischer Eid, die Beeidigung der Zeugen im Civil-, Straf- oder Verwaltungsprozeß nach
erfolgter Vernehmung; er lautet nach den deutschen Prozeßgesetzen dahin, «daß
Zeuge nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt, nichts verschwiegen und nichts hinzugesetzt habe», nach österr. Gesetz
dem Sinne nach gleich dahin, «daß Zeuge über alles, worüber er von dem Gericht
befragt worden, die reine und volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit ausgesagt habe». Über seine
Vorzüge gegenüber dem Voreid und seine Einführung bei den deutschen Gerichten s. Eid.
beim Militär. Das Nachrichtenwesen ist der Inbegriff derjenigen Thätigkeit des Generalstabes einer Armee, welche
sich auf die Sammlung von Nachrichten zur Kenntnis der fremden Heere bezieht. Da unrichtige Entschließungen
im Kriege meist auf unzureichender Kenntnis der Verhältnisse beim Feinde beruhen, so ist ein gutes Nachrichtenwesen von
größter Bedeutung. Die Grundlage des Nachrichtenwesen ist eine eingehende Kenntnis der Organisation des feindlichen
Heers und seiner Gewohnheiten; viele Nachrichten werden erst hierdurch verständlich. Zur Beantwortung der Frage, wo
der Gegner seine Hauptkräfte versammeln wird, dienen zunächst strategische Erwägungen. Neben der Gestaltung
des Eisenbahnnetzes sind etwaige Nachrichten über Anlage von Magazinen auf feindlichem Gebiet von Bedeutung. Zur Erlangung
derselben dienen besondere Agenten (Kundschafter, Spione). Die Kenntnis der Ordre de bataille des