Doll. (10 = 1 Pfd. St.). Bei der Einfuhr ist die Zunahme der japan.
Baumwollwaren auffallend; auch in
Farben beherrschen die
Japaner den Markt. Haupteinfuhrartikel waren (1894): Baumwollwaren
(2380000 Doll.), Seidenstoffe (371000), Petroleum (239000), Metalle (165000), Zündhölzer (81000),
Anilinfarben (68000 Doll.);
Auf die drei Häfen
Chemulpo,
Fusan und
Wönsan verteilt sich die Einfuhr
mit 367541, 101615 und 115162 Pfd. St., die Ausfuhr mit 148333, 120299 und 76976 Pfd.
St. An Schiffen gingen ebenda ein 326, 355 und 46 Segler mit 11881, 10228 und 3776
Registertons, sowie
211, 255 und 102
Dampfer mit 109017, 163060 und 67339
Registertons; aus liefen 287, 361 und 48 Segler mit 10876, 10794 und 4076
Registertons
sowie 203, 255 und 119
Dampfer mit 107190, 163060 und 67258
Registertons. An deutschen Schiffen liefen ein in
Chemulpo 19, in
Fusan 19 und in
Wönsan 11
Dampfer mit 14086, 14155 und 8191
Registertons.
Geschichte. Die Mißwirtschaft und die Bedrückungen der korean.
Beamten veranlaßten im
Frühling 1894 einen
Aufstand, der,
von dem polit.-religiösen
«Bund für östl. Gelehrsamkeit» angefacht, in der südöstl.
Provinz Tschöllado ausbrach und eine
völlige Umgestaltung der
Verwaltung und Vertreibung aller
Ausländer zum Zweck hatte. Der
Aufstand machte, da
er auch in den nördl.
ProvinzenAnhänger fand, bald derartige Fortschritte, daß sich der König Li hui an
China um Hilfe
wandte, worauf dies 1500 Mann nach Korea absandte.
Hierdurch wurde die
EifersuchtJapans erregt, das nach dem mit
China abgeschlossenen
Vertrage von
Tiën-tsin ebenfalls
berechtigt war,
Truppen in Korea landen zu lassen und nun von seinem
Recht Gebrauch machte, indem es gleichzeitig
China vorschlug, gemeinsam die Wiederherstellung der Ordnung und Einführung von
Reformen in die
Hand
[* 5] zu nehmen. Die chines.
Regierung, die von altersher ein Oberhoheitsrecht über in
Anspruch nahm, lehnte diesen
Vorschlag als unvereinbar
mit ihren Souveränitätsrechten ab, worauf die japan.
Truppen die Hauptstadt
Söul besetzten und den König in ihre Gewalt
brachten, der nun innere
Reformen zusagte, ein
Bündnis mit
Japan abschloß und seine völlige Unabhängigkeit von
China proklamierte.
Es kam zu Feindseligkeiten zwischen chines. und japan.
Truppen, und der nunmehr (1. Aug.) ausbrechende
Chinesisch-JapanischeKrieg (s. d.), der sich in seinem ersten
Stadium auf korean.
Boden abspielte, zeigte sofort die unbedingte Überlegenheit der japan. Waffen.
[* 6]
In dem ratifizierten Frieden von
Simonoseki (s.
China, Geschichte) erkannte auch
China die Unabhängigkeit K.s an, das jedoch nun völlig unter den Einfluß
der siegreichen
Japaner geriet. Dies veranlaßte die mächtige Mingpartei, an deren
Spitze die Königin
stand, zum
Widerstand gegen die geplanten
Reformen, und als die Königin die Entlassung des Reformministeriums und die
Auflösung
der auf
Japans Veranlassung nach europ.
Muster gebildeten
Truppen durchsetzte, brach unter Mitwirkung des japan. Gesandten ein
Aufstand aus, in dessen Verlauf die Königin ermordet wurde. Eine starke antijapan.
Bewegung
war die Folge. Wahrscheinlich durch den König herbeigerufen, landete ein
Detachement von 200 russ. Marinesoldaten
in
Chemulpo und besetzte die russ. Gesandtschaft in
Söul, in deren Schutz sich der König begab. Er ließ seine
Minister des Verrats beschuldigen und zwei von ihnen hinrichten, die übrigen entflohen.
Vgl. Hesse-Wartegg, Korea (Lpz. 1895);
Landor, Corea, the land of the morning calm (Lond. 1895).
Sprache
[* 7] und Litteratur. Die korean.
Sprache gehört zu den agglutinierenden, d. h. sie bewirkt ihre Wort-
und Formbildung durch Zusammensetzung und Suffixion, schließt sich also ihrem Charakter nach den benachbarten
ural-altaischen
Sprachen und dem vielleicht, aber nicht sicher zu diesen gehörigen
Japanischen an. Auch die Grundgesetze ihrer
Syntax stimmen durchaus mit den beiden überein, die man für alle jene
Sprachen aufgestellt hat: das
Subjekt steht immer vor
dem
Prädikat, das Regierte
(Attribut, Adverb, Objekt u. s. w.) immer vor dem Regierenden
(Substantiv,
Verbum).
Wäre diese Übereinstimmung, wie manche annehmen, ein hinreichender
Beweis für die Zugehörigkeit einer
Sprache zu der ural-altaischen
Familie, so wäre die Frage nach der Einreihung des Koreanischen entschieden. Allein es gehört mindestens noch der Nachweis
der lexikalischen Verwandtschaft dazu, und diesen für das Koreanische zu führen ist noch nicht gelungen.
Das Koreanische ist also vorläufig noch als isolierte
Sprache zu bezeichnen. Merkwürdig ist indessen, daß es (wenn auch
sehr schwache)
Spuren der seiner Familie und wohl auch dem
Japanischen eigentümlichen
Vokalharmonie zu zeigen scheint; so lautet
z. B. das
Suffix des
Gerundiums präteriti, je nachdem der
Vokal des
Verbumsa (o) oder ö ^[mit Kürzezeichen]
(ö,
u u. s. w.) ist, a oder o ^[mit Länge- und Kürzezeichen] (po-a von po-ta «betrachten»,
mo ^[mit Länge- und Kürzezeichen]k-ö ^[mit Kürzezeichen] von mö ^[mit Kürzezeichen]k-ta «trinken»).
- Was das korean.
Lautwesen angeht, so werden durch dieSchrift ausgedrückt: 23
Vokale,
Diphthonge und Triphthonge (nämlich
a, å, ö ^[mit Kürzezeichen], ö, o, i,
u; ia, iö ^[mit Kürzezeichen], io, iu; ai, åi, ö ^[mit Kürzezeichen]i, öi,
oi, ui, oa, uö ^[mit Kürzezeichen]; iö ^[mit Kürzezeichen]i, uö ^[mit Kürzezeichen]i, iui, oai) und 19
Konsonanten (nämlich
k, kk, k’, ng; tš, tštš, tš’; t, tt, t’, n; p, pip, p’, m; h, s, ss, r). Ob dieses Lautsystem
schon im 15. Jahrh., als
Korea die
Buchstabenschrift erhielt, dasselbe gewesen ist, läßt sich noch nicht nachweisen; für
die heutige
Aussprache trifft es jedenfalls nicht mehr ganz zu. Denn jetzt wird z. B.
ö ^[mit Kürzezeichen]i (mitunter auch öi), wie geschlossenes e, ai (und häufig åi) wie offnes e, iui wie
ü gesprochen,
und der Konsonantismus ist um g, dž, b, nj und l bereichert worden. Diese haben sich aus k, tš,
m (p), ng und r entwickelt,
und das ist hauptsächlich den Gesetzen des Wortklangs (Sandhi) zuzuschreiben, nach welchen derselbe
Laut unter dem Einflüsse des vorangehenden oder
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
¶
s erhält sich nur im Anlaut, als Auslaut wird es t oder (vor m) n gesprochen
u. s. w. Dieser Sandhi in Verbindung mit einem starken lautlichen Verfall, der einen Teil der alten Auslautkonsonanten
nur im Anlaut der Suffixe hat erhalten bleiben lassen, hat denn auch das Auslautwesen erheblich umgestaltet.
Die koreanische
Silbe, die stets mit einem einfachen Laute beginnt, kann offen oder geschlossen sein; aber während sie im letzten Falle jetzt
nur noch auf k, t, p, ng, n, m, l, lk und lp ausgehen kann, standen ihr früher noch s und, wie es scheint, h, rh, nh, ts (?),
ps (?) und die Aspiraten zu Gebote, und für l trat überall r ein. Nicht minder haben jene beiden Strömungen in der
Flexion ihre Wirkung geäußert. Diese ist zwar auch jetzt noch durchsichtig genug: wie in allen agglutinierenden Sprachen
wird dieselbe Funktion auch überall durch dasselbe Suffix ausgedrückt. Allein der Anlaut dieser Suffixe und der Auslaut der
Wortstämme haben unter jenen Einflüssen derartige Veränderungen erlitten, daß eine bunte, oft fast regellos
erscheinende Vielgestaltigkeit, und zwar beim Nomen so gut wie heim Verbum entstanden ist.
Was die Flexion betrifft, so ist das Nomen (das meistens zweisilbig ist) gut entwickelt. Man unterscheidet folgende Casus
für Singular und Plural: den Nominativ, Genitiv, Dativ, Accusativ, Vocativ, Ablativ, Locativ, Instrumentalis und Oppositiv (z. B.
saråm-ön «in Bezug auf den Menschen», saråm-töl-ön «in Bezug auf die Menschen»),
die übrigens, wenn
keine Zweideutigkeit möglich ist, zum Teil auch durch den nackten Stamm ausgedrückt werden können, und fünf Deklinationen.
Ihre Unterschiede beruhen auf den schon erwähnten lautlichen Veränderungen. Grammatisches Geschlecht ist nicht vorhanden;
das natürliche wird durch Präfixierung der Worte für «Männchen»
und «Weibchen» ausgedrückt, wo nicht specielle Ausdrücke vorhanden sind. Ebenso wie das Substantivum wird das Pronomen flektiert.
Im Gegensatz zum Japanischen besitzt das Koreanische persönliche Pronomina, und zwar sind beim Pronomen der ersten PersonSingular
und Plural sogar aus verschiedenen Stämmen gebildet; doch werden sie in höflicher Rede immer durch Respektsformen
umschrieben.
Dagegen teilt es mit dem Japanischen und vielen andern agglutinierenden Sprachen den Mangel eines Relativpronomens; dafür treten
wie dort Participialkonstruktionen ein, z. B. nei a-nån saråm «der
Mensch, den du kennst» (wörtlich «du kennend Mensch», «der Mensch deines Kennens»). Ähnlich wie im Japanischen ist auch im
Koreanischen das Adjektivum ein Übergangsglied vom Nomen zum Verbum, oder vielmehr, es ist eigentlich
ein Verbum neutrum. Denn wie es, als Prädikat gebraucht, konjugiert wird (z. B. i-tšip k’ö-ta «das
Haus ist groß», i-tšip k’ö-kö ^[mit Kürzezeichen]it-ta «das Haus
wird groß werden»),
so hat es auch als Attribut die Form des Particips (k’ön tšip) «ein großes
[eigentlich groß-seiendes] Haus») und kann in beiden Fällen die Höflichkeits- und Negativformen des Zeitworts annehmen.
Als Attribut ist es unveränderlich, weil jedes Attribut mit seinem Nomen ein Kompositum bildet, von dem natürlich nicht bloß
das letzte Glied
[* 9] die Suffixe erhält, wie denn auch koordinierte Wörter so aufgefaßt und behandelt werden.
Die Komparation wird nicht am Adjektivum, sondern am Objekt der
Vergleichung ausgedrückt, indem man dieses in den Ablativ
setzt oder ihm das Suffix po-tem «im Vergleich mit» giebt. Das Zahlensystem ist decimal, umfaßt aber nur die Zahlen von 1 bis
90; die übrigen sind dem Chinesischen entlehnt. Die Zahlen werden gern durch sog. Numeralwörter, wie
«Stück», «Kopf» u. dgl., unterstützt.
Das korean. Verbum ist wie in vielen andern agglutinierenden Sprachen im Grunde ein Nomen, das ein Sichereignen ausdrückt; daher
besitzt es genau genommen nur ein Activum und es fehlt ihm die Personenbezeichnung. Das Grundschema seiner Flexion
ist einfach. Aus der (meist einsilbigen) Wurzel,
[* 10] die mit dem allgemeinen Kennzeichen der verbalen Aussage, dem Suffixe ta, versehen,
selbst als Verbalform (Infinitiv, vormals Aorist) fungiert, werden durch die Anfügung dreier Tempussuffixe die Gerundien
(d. h. die Formen des den Hauptwörtern koordinierten Verbi) des Präsens, Präteritums und Futurums gebildet.
Diese werden durch das angehängte ta (wobei die ursprünglichen Auslaute der Tempussuffixe wieder zum
Vorschein kommen) zu den entsprechenden drei Haupttempora; ein viertes, das Futurum exactum, entsteht durch die Verbindung
des Präterital- und Futursuffixes ta. Die Nebentempora werden durch ein Suffix tö ^[mit Kürzezeichen]ni (tatö ^[mit Kürzezeichen]ni
?)erzeugt, das, direkt an die Wurzel gefügt, das Imperfekt, mit dem Gerundium des Präteritums, Futurums
und Futurum exactums je das Plusquamperfekt, den Conditionalis des Präsens und den des Präteritums bildet. Durch Anhängung
anderer Suffixe an die Gerundien des Präsens und Präteritums, resp. an die Wurzel, entstehen die Participien des Präsens,
Präteritums und Futurums. Als einzigen ursprünglichen Modus besitzt das Koreanische den Imperativ. - Dieses
einfache Schema wird nun schon durch die erwähnte Veränderlichkeit der Auslaute und Suffixe bedeutend variiert; indem aber
teils durch Stammkomposition, teils durch Suffixbildungen Verba necessitativa, factitiva, dubitativa, negativa u. s. w. erzeugt
und namentlich, indem aus allen diesen wieder durch Suffigierung und Infigierung Höflichkeitsformen
gebildet werden, wird der ursprünglich enge Rahmen derartig erweitert, daß eine schier unübersehbare Masse von Verbalformen
entsteht. Da der Redende bei der Wahl des Ausdrucks zu beachten hat, in welchem Rangverhältnis er zu dem Angeredeten und zu
dem steht, von dem er redet, und ob er ehrerbietig, gleichgültig oder verächtlich u. dgl. spricht, so
sind theoretisch mindestens 27 Formen für dieselbe Aussage möglich (eine Zahl, die von keiner andern der ostasiat. Höflichkeitsprachen
erreicht wird). In allen Stufen seiner Rede aber (und das ist ein wesentlicher Zug
im Charakterbilde des Koreanischen) ist es
ungemein reich an chines. Lehnwörtern, die einem altertümlichen Dialekte Nordchinas entstammen. Von
Grammatiken und Wörterbüchern des Koreanischen sind unter andern zu nennen: «Grammaire coréenne. Par les missionnaires de
Corée» (Jokohama 1881);
Underwood, «Introduction to the Korean spoken Language» (ebd. 1890);
«Dictionnaire coréen-français.
Par les missionnaires de Corée» (ebd. 1880);
Underwood und Gale, «Korean-English and English-Korean Dictionary» (ebd.
1890).