forlaufend
494
Goldblättchen. 1887 ließ sich der schott. Chemiker MacArthur ein Verfahren patentieren, Goldaktie aus widerspenstigem Eisen [* 2] durch Cyankalium zu extra- hieren. Diese Methode eignet sich gerade für die südafrik. Goldfelder, bei denen sich das Amalgama- tionsvcrfahren nicht oder nur unvollkommen be- währt. 1893 sind dort 16000 K3 Goldaktie im Werte von Z6 Mill. M. mittels Cyankalium ausgelaugt worden. Am besten eignen sich hierfür die aus ^ochsanden Pochrückstände (tai1iuF8), denen vorher durch Amal- gamation das grobe Goldaktie und durch Verwaschen auf Herden die Schwefelmetalle als Pochschliche (cnn- O6ntrat68) entzogen sind.
Zunächst wird das Ge- stein in Poch- oder besser in Walzwerken zerkleinert, 5as Mahlgut mit Wasser oder verdünnter Natron- lauge gewaschen und dann je nach dem Goldgehalt init 0,25-0,8prozentiger Cyankalium- oder Cyan- natriumlösung mehrere Stunden ausgelaugt und mit einer sckwächern 0,i5prozentigen Lösung nach- gewaschen, so daß die Summe aller Laugen bis 75 Proz. des Rohstoffs betrügt. Endlich wird noch init Wasser der letzte Nest der Lösung entfernt. Die Lauge wird durch Zinkspäne gefällt und der so er- haltene Goldschlamm von dem beigemengten Zink mittels Salzsäure befreit, hernach getrocknet und geschmolzen. Rationeller als die Zinkfällung ge- staltet sich die von Siemens Abschcidung des Goldaktie auf elektrolytischem Wege (s. Elektrometallurgie), [* 3] über Produktion s. Goldaktie und Währung. -
Vgl. Schmeißer, über Vorkommen und Gewinnung der nutzbaren Mineralien [* 4] in der Südafrikanischen Republik Transvaal (Berl. 1891).
Goldaktie, Anteil an Unternehmungen der Goldminenindustrie. Der Entdeckung der südafrik. und westaustral. Goldfelder verdankt seit einem Jahrzehnt der regelmäßige Handel in in Europa [* 5] 'seine Entstehung. Mit dem gewaltigen Wachstum der Ausbeuten, namentlich der südafrik. Felder, hat auch der Handel in Goldaktie eine große Ausdehnung [* 6] er- langt, so daß heute diese Anteile eine wichtige Stel- lung unter den Industriepapieren einnehmen. Die gesamte südafrikanische Ausbeute betrug: Jahre Unzen Jahre Unzen 1884 1885 1886 1887 1888 1889 2 918 1737 10 032 48 960 279 600 430 800 1890 1891 1892 1893 1894 1895 540 360 835 516 1 289 498 1 575 397 2 239 865 2 494 487 Dies ergiebt von 1884 bis 1895 eine Gesamtaus- beute von 9 749170 Unzen (1 Unze -- 31,i 3), die Unze zu 72 M. gerechnet, im Werte von 702 Mill. M. Die Selbstkosten sind sehr verschieden.
Sie be- tragen im Durchschnitt höchstens 25 M. per Unze, zum Werte von 72 M. für die Unze deckt ein Gold- gehalt von 10 3 ungefähr die Selbstkosten; dies ist zur Zeit die unterste Grenze für einen wirtschaft- lichen Betrieb. Aus dem amtlichen Bericht des Staatsminen- ingenieurs für 1895 ist zur Beurteilung der Goldaktie fol- gendes bemerkenswert: Da infolge stetiger Abnahme der Betriebskosten der Betrieb 1895 sich lohnender ge- staltete, erfuhren die Aktien wenigstens der größern Gesellschaften eine Wertsteigerung, die gegen das Vorjahr für 73 Gesellschaften auf i^/2 Mill. Pfd. St. -- 370 Mill. M. oder 47 Proz. berechnet wird.
Die ^in der Form von Dividenden zur Verteilung gelang- ten Gewinne betrugen 1895: 30 Proz. des gesam- ten Goldausbringens, wäbrend sich das gleiche Ver- hältnis für die Zeit vom Beginn des Bergbaus bi5 zum Ende des 1.1894 auf nur 20 Proz. stellt, woraus ebenfalls eine beträchtliche Zunahme der Rentabi- lität des Bergbaus zu ersehen ist. Freilich befinden sich in dieser Beziehung nicht alle Minen in gleicher Lage. Die Dividenden für 1895 haben sich belaufen: bei den 73 größern Minen auf 40444220 M., im ganzen aber auf 51014 240 M., woraus sich er- giebt, daß die 97 übrigen Minen (170 waren vor- handen) nur 10570020 M., d. i. durchfchnittlich nur rund 100000 M. Dividende haben verteilen können.
Die Zahl der Claims (s. unten) auf Schür- fung (sog. I)i-08p6ctincr olHimg) erhöhte sich 1895 von 58 540 auf 277 206, der Claims im Bergbau [* 7] (sog. äixF6r8 cllnm8) von 3929 auf 4485. Dem- entsprechend hat sich auch das im Minenbau inve- stierte Kapital erheblich vermehrt. Dasselbe betrug Ende 1894 rund 460 Mill. M., Ende 1895 dagegen 815 Mill. M., und ebenso ist in dem gleichen Zeit- raum das Betriebskapital der Minen von 16 Mill. auf 24 Mill. M. gewachsen. Die obenerwähnte Vermehrung der Claims bangt mit der Erwerbung von Deep Level Claims zusammen.
Nach dem Verg- gesetz Transvaals werden Mutungen in begrenzten Flächen von 150 und 400 Holland. Fuß Seitenlänge verliehen. Diese Fläche nennt man Claim (Anteil): die kürzere Seite des Vierecks lieqt parallel mit dem Streichen, die längere mit dem Einfallen der Lager- stätte (Ileol). Die in einiger Entfernung von dem Ausgehenden (outci-op) abgesteckten Claims nennt man I)L6p I^evolg (tiefe Sohlen), weil in ihnen die Lagerstätte erst in einer mehr oder minder beträcht- lichen Tiefe angetroffen wird.
Der Handel in südafrikanischen Goldaktie (Ilanä 8QHI-68 u. a.) hat bereits drei gewaltige Krisen zu über- stehen gehabt: 1886, 1889 und 1895. Die beiden ersten Krisen waren auch zugleich solche der südafrik. Bcrgwerksindustrie felbst und hatten den Unter- gang vieler Unternehmungen zur Folge, während diejenige von 1895 überwiegend den Charakter eines Börsenkraches hatte. Die Krise von 1886 be- traf nur den De Kaap-Distrikt. Von 96 Gesellschaf- ten, die im De Kaap-Distrikt mit einem Kapital von 130 Mill. M. errichtet worden waren, existierten 1893 nur noch ein Drittel, und davon unterhielten nur 18 einen eigentlichen Betrieb.
Sowohl 1886 als auch 1889 ward die Krise hauptsächlich durch man- gelhaften Betrieb (es fehlte an fachmännisch gebilde- ten Leitern), Raubbau und zum Teil auch durch Be- trügereien verursacht. Wiederholt wurden Schacht- anlagen und Pochwerke nicht in der Absicht ehrlichen Bergbaus errichtet, sondern nur in der Erwartung einer Kurssteigerung der Aktien, um sie dann mit großem Gewinn an der Börse unterzubringen. Der Krach im Mai 1889 am Londoner Kaffern-Cir- kus, wie man spöttisch den Goldaktienmarkt in der 8t0dc-6xcIiHiiF6 bezeichnet, brachte der In- dustrie im Nitwatersrand furchtbare Rückschläge. Diejenigen Bergwerke, welche keine Rücklagen für Neubauten besaßen, und deren Betriebsmittel un- zulänglich bemessen waren, fanden kein williges Kapital mehr und mußten geschlossen werden. Nur die geschickt geleiteten und mit zulänglichem Be- triebskapital versehenen Bergwerke vermochten dem Sturme derI. 1889 und 1890 zuwiderstehen. Erst mit dem Herbst 1894 begann ein neuer Aufschwung am Minenmarkte. Günstige Gutachten ¶
forlaufend
hervor-495
ragender Bergingenieure, wie die des Amerikaners M. Hamilton Smith, und namentlich des Deutschen Schmeißer, die beide ziemlich gleich den ertrahier- baren Goldvorrat eines Teils des Witwatersrand auf 7'/5 Milliarden M. Gold [* 9] bewerten, lenkten die Aufmerksamkeit weitester Kreise [* 10] auf die rasch ent- wickelten Fortschritte und die glänzenden Aussichten der südafrik. Goldminenindustrie. Die damals vor- bandene Geldfülle und der Umstand, daß fast sämt- liche Staatspapicre außerordentlich boch notierten, begünstigten einen neuen dooin, d.h. ein Hinauf- setzen der Kurse von Goldaktie, die zu Preisen, in denen die Zukunft der Minen bereits stark eskomptiert waren, nicht nur in London [* 11] und Paris, [* 12] woselbst in ein börsenmäßiger Handel stattfindet, sondern durch die Vermittelung von speciell den Handel in Goldaktie betreibenden Bankiers und Bankagenturen auch in Deutschland, [* 13] Belgien, [* 14] Österreich, [* 15] ja sogar in der Türkei [* 16] viel getauft wurden.
Ende 1895 erinnerten sehr höbe Neportsütze an die Gefahren der übertrie- benen Spekulation; Schwierigkeiten in der Prolon- gc^n der Engagements führten zum Zusammen- bruch des doom, der in seinen Folgen nur durch das Eingreifen der Trustgesellschaften (s. Industrie- papiere) für den Handel in Goldaktie, wie z. B. durch das der Nodinson Nanking ^ompan^, u. s. w. gemildert wurde. Welchen Schwankungen der Minenmarkt auch noch 1896 ausgesetzt ist, geht aus einer Zu- sammenstellung des Londoner «Nconomist» vom hervor: die Aktien von 23 der bekann- testen afrik. Minen mit einem Nominalkapital von 17 Mill. Pfd. St. erreichten 1896 den Höchstwert von 74,6 Mill. Pfd. St. und fielen bis zur zweiten Ok- toberwoche wieder auf 49,5 Mill., also in wenigen Monaten um 25 Mill. Pfd. St. oder 30 Proz. Eine Richtschnur für die Bewertung einer Goldaktie bietet die Aufstellung folgender Fragen: 1 Wie groß ist die Anzahl der Claims der Gesellschaft, und in welchem Verhältnis steht dieselbe zum Aktien- kapital.
2) Sind diese Claims nur im Ausgehenden oder auch im Einfallenden der Neefs belegen? Im letztern Falle sind nämlich die Aufschlußarbeiten kostfpieliger.
3) Wie weit ist die Mine bereits aus- gearbeitet, und welches ist ihre Lebensdauer, d. h. wie lange wird es noch dauern, ebe ibre abbau- würdigen Goldlagerstätten erschöpft sind? Angaben über neue Unternehmungen, denen selbstverständlich erst umfassende Versuchsarbeiten vorangegangen sein müssen, sind ganz besonders vorsichtig zu prü- fen.
4) Wie steht es mit dem Pochwerk und sonsti- gen Extraktionsvorrichtungen? 5) Wie hoch ist der Durchschnittsgehalt an Gold per Tonne des zur Verarbeitung gelangenden Erzes, und wie hoch stellen sich die Betriebskosten? 6) Ist ein regulärer Be- trieb und genügendes Betriebskapital vorhanden? 7) Welches ist der Betrag der bisher gezahlten Divi- denden? 8) Hat die Gesellschaft noch andere Ein- künfte, Pachten, Licenzen u. s. w.? Für die Prcis- bemesfting sollte man eine Verzinsung von un- gefähr 8 Proz. zu Grunde legen. - Die gut ge- leiteten und foliden Minen pflegen neben ihren Semester- und Jahresberichten auch noch die monat- licheil Betriebsausweise an die Aktionäre zu ver- senden, die für die Beantwortung der obigen Fragen hinreichende Angaben enthalten.
Indessen muß man außerdem auch über das geschäftliche Ge- baren der an dem Bergwerk beteiligten Finanz- firmen unterrichtet sein. Je nach dem Übergewicht, das die eine oder andere Firma in der Geschäfts- leitung der Bergwerke hat, teilt man letztere in Barnato-, Eckstein-, Robinson-, Farrar-, Campbel ck Evans-, Goldsields- u. s. w. Gruppen ein, und man bat besonders bei finanziellen Transaktionen des Bergwerks darauf zu achten, ob nicht die Firma ihr Übergewicht in einer den andern Aktionären schäd- lichen Weise mißbraucht.
VemerkensweN vft es, das; unter diesen Gruppcnbezeichnungen nur eine einzige deutsche vorhanden ist, die Gocrzgruppe, so genannt nach Adolf Goerz, dem Leiter der in Berlin, [* 17] London und Johannesburg ansässigen Firma Ad. Goerz & Co., der für die Vertretung deutscher In- teressen in Johannesburg Hervorragendes geleistet hat. Die Goldausbeute sämtlicher Bergwerke in jedem Monat geben die Berichte der Olianibei- ol Nin68 und der ^880ci3.5i0ii of Nin68. Der No- minalbetrag der Goldaktie ist in den meisten Fällen auf 1 Pfd. St. ausgestellt.
Die Aktie ist fast ausschließ- lich eine Namensaktie. Der Verkäufer hat einen tran8f6r, d. i. einen Antrag auf Umschreibung des Aktienbesitzes auf den Namen des Käufers auszu- stellen, der an das Bureau der Gesellschaft in Lon- don eingesandt wird, worauf letzteres dem Käufer ein certiticÄts, d. i. eine Bescheinigung zugehen läßt des Inhalts, daß er als Besitzer einer be- stimmten Anzahl Aktien, deren Nummern in dem Certifikat angegeben find, in den Büchern 'der Ge- sellschaft vermerkt steht. Da ein nach Millionen zählender Betrag von Goldaktie sich in deutschem Besitz befindet, so haben sich eine Reihe von Gesellschaften veranlaßt gesehen, der Bequemlichkeit ihrer deutschen Aktionäre insoweit Rechnung zu tragen, daß sie bei der Deutschen Treuhand-Gesellschaft in Berlin eine Umschreibungsstelle für ihre Aktien errichtet haben.
Auck stellen eine Anzahl von Minengesellschaften auf Wunfch ibre Aktien auf den Inhaber. Seit dem I. 1894 haben auch die Aktien der westaustralischen Goldbergwerke einen größern Markt in London gefunden. Das Gesamtgold- ssebiet Westaustraliens, das sich im ganzen mittlern Teile der Kolonie, fast von der Süd- bis zur Nord- küste erstreckt, ist in 12 Felder eingeteilt, von denen Coolgardie, Murchison, Pilbarra am bekanntesten sind. Der Gesamtflächenraum der Goldfelder ist fast anderthalbmal so groß als das Deutsche Reich. [* 18]
Die Produktion betrug: Jahre Unzen Im Worte von M. 1891 1892 1893 1894 1895 30 311 59 558 110 891 207 131 231512 2 303 640 4 505 660 8 423 660 15 741 980 17 594 960 Im I. 1894 gab es 65 Gesellschaften mit einem Nominalkapital von zusammen 117000000 M.; 1895 traten mehr als 200 Gesellschaften mit einem Nominalkapital von 560 Mill. M. hinzu.
Was den Goldgehalt anbetrifft, so verteilt sich die Ausbeute auf die einzelnen Bergwerke sehr ungleich und zwar von 6 ävt8 bis 16 Unzen (1 Unze ^ 20 äwt8) auf 1 t Erz. Für 1 Unze Gold erbält man einen Preis von 72 bis 76 8li. Die Selbstkosten be- tragen ausschließlich Amortisation und Verzinsung des Anlagekapitals 30-50 8li. Der Bergbau hat in Wcstaustralien noch keine beträchtliche Tiefen- erstrcckung erreicht. Über die Nachhaltigkeit des Bergbaus in größerer Tiefe ist zur Zeit noch keine Beurteilung möglich; denn nur in wenigen ¶