292 erbaut worden. Gegenüber auf der asiat. Seite liegt die alte steinerne Festung
[* 2]
Kum-Kale mit 64
Geschützen, darunter 10 Paixhanskanonen;
westlich daneben liegt eine 1886 erbaute neue
Batterie mit 10 Kruppschen 15 cm-Kanonen. 5 Seemeilen innerhalb von
Kum-Kale
liegt bei der
Spitze Kefis eine
Batterie. Die wichtigste Verteidigungsgruppe liegt bei
Tschanak-Kalessi
oder
Kale Sultanie; auch hier sind die Hauptfronten der Küstenwerke, wie bei denen des Eingangs, nach dem Ägäischen
Meer
hingewendet.
Die Werke von
Tschanak-Kalessi sind mit 30
Geschützen bewaffnet; eine große Redoute
[* 3] führt ein Kruppsches 35,5 cm-Geschütz;
im
Süden davon liegt eine neue Erdbatterie mit 9 Kruppschen
Geschützen, Fort Hamidis genannt, außerdem
sind noch mehrere steinerne alte
Forts vorhanden. An der Nordspitze der Dardanellenbucht liegt
das neue Erdwerk
FortMedjidié,
das neben einer Zahl älterer
Geschütze
[* 4] 16 Kruppsche 15 bis 28 cm-Kanonen führt. Auf europ. Seite liegt gegenüber
von
Tschanak-Kalessi, durch
Telegraphenkabel verbunden, das alte, von Mohammed II. schon 1470 erbaute
FortKilid-Bahr
(Schlüsses des
Meers), (Anmerkung des Editors: unverständlich ) das noch 6
Paixhansgeschütze führt. Im
Süden davon
liegt das wichtige Erdwerk
Fort Namasigia, dessen
Brustwehr
[* 5] 10 m über dem Meeresspiegel liegt; das
Fort ist mit 24 Kruppschen 21 und 28 cm-Kanonen
bewaffnet.
Das
Fort wird noch durch die
Strandbatterien mit je 4 Kruppschen
Geschützen unterstützt. Zwischen
Tschanak-Kalessi
und Kilid-Bahr, der engsten und am stärksten verteidigten
Stelle der Dardanellen., soll die Minensperre gelegt werden, für die allerdings
die
Stromstärke von 2 ½ bis 4 Seemeilen nicht günstig ist. Das Minendepot ist in
Tschanak-Kalessi.
Unmittelbar im Norden
[* 6] vonKilid-Bahr liegt das moderne Erdfort Deïrmen
Burun mit 7 oder 8 Kruppschen 26 cm-Kanonen, dann das
alte steinerne
Fort Tscham-Burun oder Tscham-Kalessi; es hat 8
Paixhansgeschütze.
Eine
Strandbatterie mit 4 Kruppschen
Geschützen gehört zu diesemFort.
Beim Dorfe Maïdos oder Kiamleh liegt auf einem Hügel
eine
Batterie; dann folgt in der Biegung der Dardanellen. nach Nordosten das alte viereckige steinerne
Fort von Boghali-Kale; es ist nicht mehr armiert, hat aber 2 moderne
Batterien mit 4 Kruppschen
Geschützen neben sich. Ein
unterseeisches
Kabel verbindet
Boghali-Kale mit der Landspitze und dem
Fort von Nagara-Kalessi. Auf asiat. Seite schließt sich
dem
FortMedjidié nach Norden an das 1 Seemeile abliegende alte steinerne
Fort von Kösse-Kale, das mit 19 Paixhanskanonen
bewaffnet ist.
Etwa 1 ½ Seemeilen nordwärts davon liegen die Werke von Nagara an der
Stelle des alten
Abydos, wo
Xerxes die
Brücke
[* 7] baute.
Am verlor hier der engl.
Admiral Duckworth bei seinem Rückzug von
Konstantinopel
[* 8] 2
Fregatten
und etwa 600 Mann
Tote und Verwundete; vorher beim Einlaufen am 19. Febr. hatte er nur 10
Tote und 77 Verwundete auf der Flotte.
Das alte
Fort Nagara hat 37
Paixhansgeschütze und ist aus
Stein gebaut;
das neue Erdwerk daneben hat 11 Kruppsche 21, 24 und 28 cm-Geschütze;
zwei hochliegende
Batterien mit je 4 Kruppschen
Geschützen überragen die beiden
Forts.
Alle Küstenwerke jeder Seite sind durch Militärstraßen und elektrische Telegraphenlinien miteinander verbunden. Nach
der zuverlässigsten Schätzung sollen im ganzen 682
Geschütze in den verschiedenen Küstenbefestigungen zur Verteidigung
der Dardanellen. aufgestellt sein. Um die europ.
Forts gegen
Landangriffe zu schützen, ist die Halbinsel Gallipoli
im Norden der gleichnamigen Stadt an ihrer schmalsten (5 km breiten)
Stelle durch die Festungslinie
Bulair gedeckt; diese Werke, 3
Forts
zu 15–25
Geschützen und mehrern Zwischenbatterien, wurden während des Krimkrieges angelegt und sollen mit etwa 100
Kanonen,
zur Hälfte Kruppsche, bewaffnet sein.
Lotsen- und Schleppdampferstation ist
Tschanak-Kalessi, Quarantänestation
ist
Naga.
[* 9]es-Salaam (s. den
Situationsplan, S. 293) zählte 1894: 10000 E., darunter 200
Araber und 400
Inder, 173
Steinhäuser
und 900 Hütten.
[* 10] Der Wert der gesamten Ein- und Ausfuhr betrug 1894: 2316000
M.; an Elfenbein wurden 1894/95 exportiert 2648 engl.
Pfund. Von neuern Bauwerken sind zu nennen der Neubau eines
Krankenhauses und der eines massiven Kasernements
für die Askari, beide 1895 begonnen. Zu dem kath. Frauenkloster ist noch ein Männerkloster
gekommen. Behufs Gewinnung guten Trinkwassers wurde eine größere Anzahl von Saug- und Druckpumpen angelegt, die aber der
großen Unterhaltungskosten halber allmählich in Zieh- und Schöpfbrunnen umgewandelt werden. Ein großer
Teil des zwischen Stadt und
Meer gelegenen
Terrains wurde durch Abzugsgräben und ein Schleusenwerk trocken gelegt. In der Schamba
zum Gouvernement ist ein
Stück Land von 2½ ha als Versuchsgarten hergerichtet worden. Auch wurden vom Gouvernement mehrere
größere Pflanzungen angelegt, so eine für Seidenzucht und für Kokospalmen beim Pulverhaus sowie eine
für Faserpflanzen auf Kurasini zwischen Dar es-Salaam und der kath. Mission.
ländliche, auch
RaiffeisenscheDarlehnskassenvereine, oder Raiffeisenvereine genannt, nach ihrem Begründer Friedr.Wilh.Raiffeisen (s. d.), hauptsächlich für ländliche Verhältnisse bestimmte,
auf der unbeschränkten Haftpflicht beruhende Personalkreditgenossenschaften. Sie sind in der Regel
Sparkassen,
Darlehnskassen und gleichzeitig
Vereine zum gemeinschaftlichen
Bezug von Wirtschaftsbedürfnissen
(Dünge- und
Futtermitteln,
landwirtschaftlichen
Maschinen u.s.w.) sowie zum gemeinschaftlichen Verkauf von Wirtschaftserzeugnissen.
Dabei bezwecken die Darlehnskassenvereine, neben der materiellen Förderung ihrer Mitglieder namentlich auch deren
sittliche
Hebung.
[* 11] Sie beschränken ihre Thätigkeit im Interesse einer durchaus sichern und übersichtlichen Geschäftsführung
auf einen möglichst kleinen
Bezirk, in der Regel eine Pfarrgemeinde, sie schließen statutgemäß alle spekulativen
Geschäfte
aus, werden mit Ausnahme des Rechnerpostens ehrenamtlich verwaltet, verleihen nur an Mitglieder, und zwar nicht gegen Wechsel,
sondern gegen Schuldschein unter solidarischer
Bürgschaft; Spareinlagen nehmen sie dagegen auch von Nichtmitgliedern an und
haben vielfach bereits
Pfennigsparkassen eingerichtet.
Der Kredit ist entsprechend den besondern Verhältnissen der
Landwirtschaft langfristig. Um jede Gewinnsucht der Mitglieder
auszuschließen, zugleich aber auch den
Vereinen für alle
Zeiten eine sichere Grundlage, festen Halt und Selbständigkeit
zu verleihen, wird, abgesehen von einer kleinen Dividende, welche den jeweiligen Zinsfuß für Kapitaleinlagen nicht überschreiten
darf, der gesamte Gewinn zu einem unteilbaren Vereinsvermögen, dem sog. Stiftungsfonds, angesammelt,
welcher statutgemäß bis zur Höhe des
Betriebskapitals des
Vereins anwachsen und dann in seinen
Zinsen zu wirtschaftlichen
Zwecken für die
¶
mehr
Vereins-293 Mitglieder verwendet werden soll. Auch im Falle der Auflösung des Vereins wird dieser Stiftungsfonds nicht verteilt,
sondern von einem sichern Geldinstitut so lange verwaltet, bis sich in dem betreffenden Ort ein neuer auf gleicher Grundlage
beruhender Verein gebildet hat, dem dann jenes Vermögen zufällt. Raiffeisen gründete zuerst 1849 in Flammersfeld
auf dem Westerwald einen ländlichen Verein unter Solidarhaft der Mitglieder hauptsächlich zur Befreiung derselben aus den
Händen wucherischer Zwischenhändler.
Seit den sechziger Jahren begann er dann in der Neuwieder Gegend die ersten Spar- und Darlehnskassenvereine zu gründen.
Neuwied ist auch Sitz der Centrale dieser großen Vereinsorganisation geblieben, welche 1896 bereits
weit über 2000 Vereine in allen TeilenDeutschlands
[* 13] umfaßte. Diese Vereine sind zusammengeschlossen in dem Generalanwaltschaftsverbande
ländlicher Genossenschaften für Deutschland,
[* 14] welcher, mit dem Revisionsrecht ausgestattet, die gesetzlich vorgeschriebenen
Revisionen ausführt, die Vereine instruiert und für Ausdehnung
[* 15] der Organisation Sorge trägt.
An der Spitze des Generalanwaltschaftsverbandes steht der Generalanwalt (zur Zeit Theodor Cremer, langjähriger
Mitarbeiter Raiffeisens)
und der Generalanwaltschaftsrat. Der Verband
[* 16] ist wieder eingeteilt in Verbandsanwaltschaften (den
Provinzen oder Landesteilen entsprechend) und Unterverbände (den Kreisen entsprechend). Als Geldausgleichsstelle und Bankhaus
fungiert die Landwirtschaftliche Centraldarlehnskasse für Deutschland zu Neuwied, eine Aktiengesellschaft, welcher nur Darlehnskassenvereine, angehören
können, und welche gleichfalls statutarisch nur durchaus sichere Geschäfte machen darf.
Sie leiht den Vereinen im Rahmen des ihnen festgesetzten Kredits Geld und nimmt deren überschüssige Kapitalien auf, beides
unter entsprechender Verzinsung. Der Umschlag dieser Centralkasse ist in den letzten Jahren bedeutend gewachsen (1894: 28 Mill.
M., 1895: 62 Mill. M.). Als drittes Institut fungiert die Firma Raiffeisen+Cons. zu Neuwied, eine von
Raiffeisen begründete Handelsgesellschaft, die für die Vereine die gemeinschaftlichen Bezüge und Verkäufe vermittelt, aus
eigener Druckerei den Vereinen die erforderlichen Bücher u.s.w. liefert sowie als Verlagsfirma das «Landwirtschaftliche Genossenschaftsblatt»
herausgiebt. Dabei fließt vertragsmäßig der erzielte Geschäftsgewinn nicht den