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methode angewandt, das Vier erhält dann beim Füllen aus Flaschen einen gerinnen Zusatz von Rohrzucker und Kläre, worauf es in einigen Tagen kannenreif und reich an Kohlensäure wird. Das Berliner [* 2] Weihbier wird nach einem etwas abgeän- derten Sudverfahren gebraut, wobei der Hopfen [* 3] mit den Maischen gekocht wird. Die Gose ist ein bei Leipzig [* 4] ortsübliches Weißbier, zu dem eine Mischung von hellem Gersten- und Weizenmalz nach einer Art hinaufmaischender Infusion verbraut wird.
Der zu diesem Bier verwendete feine Hopfen wird zweimal extrahiert und das Extrakt der Würze zugesetzt. Die fertige Würze wird zuerst im Gär- bottich mit viel kräftiger Hefe [* 5] angegoren und dann im Lagerkcller auf Fässer zur Nachgärung gebracht unter sorgfältigem Spunden, wodurch das Vier außerordentlich reich an Kohlensäure wird. In ähn- licher Weise wird das Lichtenhainer Bier, auch Studentenbier, bei Jena [* 6] hergestellt. Abweichende Herstellungsmcthoden sind in England und Belgien [* 7] üblich. In beiden Ländern wird nach der Infusions- methode und Obergärung gebraut.
Engl. Biere er- halten noch ansehnliche Quantitäten von Rohr- zucker. Meist sind diese Biere sehr stark und auch gut haltbar. Doch braut man für den gewöhnlichen Konsum auch leichte Biere. Das belg. Lambic wird unter reichlicher Verwendung von Rohfrucht, wie Hafer, [* 8] Hirse, [* 9] Buchweizen u. s. w., nach dem Infu- sionsverfahrcn eingebraut; die Würze wird der Selbstgäruug überlassen, d. h. es wird keine Hefe zugesetzt, sondern die Würze wird dem zufälligen Hinzutreten von Gärungserregern der Luft oder aus den immer wieder benutzten Geschirren über- lassen.
Diese Selbstgärung dauert sehr lauge (meh- rere Jahre) und ist von einer sauren Gärung be- gleitet, die das stärkere Auftreten von Milchsäure und andern Säuren bewirkt. Diese Biere sind daher stark sauer, aber auch unbegrenzt haltbar. Lambic wird je älter, je wohlschmeckender. Von überseeischen Biersorten sei erwähnt das Sacke der Japaner, das aus Hirse bereitete Panibe der Ostafrikaner, das aus Noggenmehl gebraute Quas der Russen. Die folgende Tabelle enthält die Zusammensetzung der bekanntesten europ. Biersorten: ^. Obergärige Biere.
Erzeugungs- länder und -Orte, Biersorten V. Untergärige Biere. Münchener Wcißb., Schramm « » Schneider « weißer Salvator, Schramm Berliner Weißbier Adambier, Westfalen lichtenhainer Jenaer Hose Schwedisches Dricka Engl.Porter,London) ältere Burton Ale Mnalysen Pale Ale von Vaß ck Co. (neuere Analyse) Englischer Porter (neuere Analyse) Belgischer Lambic » Faro Belgisches Gerstenbier . . . M «A ^^ ^A ^.3 ^.3 3,75 5,73 _ 12,9 3,57 5,62 - 12,5 5,56 9,30 19,6 2,82 4,21 9,6 7,38 3,37 0,234 7,3 3,20 4,50 0,200 0,74 3,00 6,10 1,91 5,00 4,30 13,8 1,04 2,87 4,9 6,90 6,80 19,61 5,90 14,50 - 25,11 5,14 6,17 - 15,9 5,72 7,43 0,40 ,18,8 5,94 3,30 14,63 4,33 5,15 - 13,48 4,77 2,70 - 11,94 55,7 55,0 52,6 56,3 80,5 58,1 48,79 69,0 43,0 65,32 42,25 61,2 60,6 77,44 61,77 77,38 Erzeugungs- länder und -Orte, Biersorten Bayern: [* 10] München [* 11] Hofbräuhausbock (1896) . . Pschorrbräubock (1895) . . . Zacherl-Saluator Leistbräu-Märzenbier . . . Hofbräuhansdoppelbier. . . Spatenbräutafelbicr ^Augustiner . . l Spatenbräu Sommerbier/ Bürgerbräu . l Kochelbräu . . . . ^Löweubräu . . . . .Hofbräuhaus . . . Spatenbrän . , , Winterbier ^Vürgerbrän . . . ! Löwenbräu . . . . ^Angustinerbräu . . Exftortbier Vürgerbrän Helles Spatenbräu Nürnberg [* 12] Freiherrlich von Tncherschcs Vier Kulmbach Exportbier der ersten Kulmbacher Export-Vierbrauerei Dunkles Kulmbacher ^ 3^ ^3 ZU 4,84 j 10,96 3,42 4,88 4,45 3,79 8,17 4,13 3,70 3,39 4,27 4,15 3,76 3,02 3,46 3,53 3,92 3,57 2,69 11,67 9,57 7,71 7,26 12,90 6,94 7,39 8,03 6,27 6,47 6,90 8,24 7,37 6,92 6,65 7,88 3,45! 6,88 4,48 4.47 Übriges Deutschland [* 13] Berliner helles Bier. » Lagerbier . Hamburger Lagerbier Dortmunder Vier . . . 3,40 i 3,44 . 3,98 . , 4,68 Österreich [* 14] Schwechatcr Lagerbier « Märzenbier . . . . Aktienbranerei Eger, [* 15] Lagerbier . » « Abzugbier. Pilsener Bier Budweiscr Schaukbier 8,30 9,17 4,50 6,20 6,76 5,05 0,2? 0,40 KZ 3? 19,9 18,1 18,7 16,1 14,5 27,4 14,8 14,4 14,5 14,4 14,4 14,1 14,0 - ! 14,0 - ! 13,7 14,1 14,7 11,7 0,21 45,0 35,4 48,7 52,2 49,9 67,4 53,2 48,9 44,5 56,6 55,1 51,1 41,2 47,3 49,4 53,0 46,4 45,7 0,25 4,30! 6,54 j - 4,27 3,79 2,94 3,71 6,50 4,71 2,07 4,87 4,28 0,21 0,17 13,5 i 49,1 18,7 11,1 13,0 14,7 14,0 14,7 14,6 11,9 9,8 12,0 12,0 52,9 59,2 52,0 54,0 64,0 55,7 55,6 60,5 58,6 59,4 58,3 Litteratur. Lintner, Grundriß der Vierbraue- rei (Berl. 1893); Kobert, Zur Geschichte des Biers (Halle [* 16] 1896). Bier- und Gerste-Gntwertungs-Versiche- rung in Brauereien, die Versicherung des durch Feuer oder Explosion verursachten Echadeus, wel- cher deu Brauereien an deu von ihnen hergestellten, in den Gär- und Lagerkellern befindlichen Bier- vorräten durch Zerstörung oder Beschädigung der .Kühlmaschinen (Eismaschinen, Kaltluftmaschinen u. s. w.) sowie all den bereits in Bearbeitung be- griffenen Gerstevorräten durch Zerstörung oder Be- schädigung der Darranlage entsteht. Diese Ver- sicherung ist in Preußen [* 17] seit 1892 und darnach auch in andern deutschen Ländern als ein Bedürfnis des Vrauereigewerbes anerkannt und neben der Versicherung der betreffenden Vorräte gegen Feuer- schaden behördlicherseits zugelassen worden. Sie wird nur bis zum Selbstkostenpreise der zu ver- sichernden Vorräte, abzüglich mindestens eines Vier- tels Selbstversicherung, und nur gegen diejenigen Gefahren (Feuers-, Blitz-, Explosionsgefahr) ge- währt, gegen deren unmittelbare Einwirkung die Vorräte von Vier und Gerstebereits bei derselben An- stalt versichert sind. Bei der ¶