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in Frankreich, den Niederlanden, in der Schweiz, [* 2] in Norwegen [* 3] und Schweden u. s. w. gesetzlich beschränkt.
Vgl. Drucksachen der Kommission für Arbeiter- statistik: Erhebung über die Arbeitszeit in Väckereien und Konditoreien (Tl. 1, Verl. 1892; Tl. 2, ebd. 1891); Bericht über die Erhebungen betreffend die Arbeits- zeit in Bäckereien und Konditoreien (ebd. 1891).
Bäcker
eimonopole. Der seit Jahren an- dauernde landwirtschaftliche
Notstand und die hier- mit im Zusammenhang stehende Erörterung
Wirt- schastspolit. Maßnahmen zur
Hebung
[* 4] der
Getreide- preise führten zu mannigfachen Untersuchungen über das Verhältnis
zwischen
Getreidepreisen und
Brot- preisen. Wie sich hierbei ergab, folgen die Brotpreise nicht nur den sinkenden
Getreidepreisen
nur unvoll- kommen, sondern weichen auch ohne hinreichenden innern
Grund in den verschiedenen Landesteilen und Orten, ja selbst
in den verschiedenen
Bezirken größerer
Städte sehr stark voneinander ab, so daß sie vielfach im Mißverhältnis zu den
erforderlichen Herstellungs- und Vertriebskosten des
Brotes steben.
Aber auch der normale Brotpreis, der den wirklichen Produktionskosten unter Zuschlag eines angemesse-
nen Gewinns für den Inhaber der
Bäckerei ent- spricht, wurde vielfach darum für unverhältnismäßig hoch erachtet, weil
bei der großen Zersplitterung der Betriebe und der damit zusammenhängenden gerin- gen technischen Fortentwicklung des Bäcker
gewerbes
die wirklichen Produktionskosten sich auf einer Höhe behaupten, die dem
Stande unserer technischen Kennt-
nisse nicht mehr entspricht.
Gestützt auf diesen Zusammenhang der Dinge hat der steirische Kunstmühlen- und Bäcker
eibesitzcr
Till den Vorschlag gemacht,
das gesamte
Bäcker- gewerbe unter
Ablösung der bestehenden Betriebe von
Staats wegen zu monopolisieren und danach durch Herstellung
rationeller Großbetriebe mit Maschinenverwendung die zur Zeit enorm hohen
Spesen auf das dem
Stande technolog.
Wissen- schaft entsprechende
Maß herabzusetzen. Diese
Spesen, die zur Zeit beim Roggenbrot die größere Hälfte, beim Weihbrot
etwa drei Viertel des Ver- kaufspreises ausmacken, würden auf solche
Weise beim erstern auf ein Viertel, beim letztern auf
ein Drittel des jetzigen Betrages herabgesetzt werden.
Durch die vorgeschlagene Maßregel soll einerseits dem Publikum ein besseres und billigeres Brot [* 5] ver- schafft, andererseits der Staat in die Lage versetzt werden, den Landwirten einen angemessenen Preis für ihr Getreide [* 6] zu bezahlen. Außerdem würde so den vielbeklagten sanitären Mißständen bei der Brotbereitung begegnet und zugleich dem Staate eine bedeutende Einnahmequelle erschlossen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, kann indessen die Mo- nopolisierung der Bäckerei allein nicht genügen.
Folgerichtig wird daher in Verbindung damit die Monopolisierung des gesamten Getreide- und Mehl- handels gefordert. Das zu festen Preisen angekaufte Getreide hätte der Staat in den inländischen Mühlen [* 7] zu vereinbarten Vergütungssätzen vermahlen zu lassen. In den Tillschen Vorschlügen erscheint der dem Antrage Kanitz zu Grunde liegende Gedanke folgerichtiger ausgestaltet. Er sucht das Interesse des Landwirts mit demjenigen des Konsumenten in Einklang zu bringen.
Die Tragweite des Vorschlags, der bisher noch wenig Anhänger findet und auf baldige Durchführung schwerlich rechnen kann, er- hellt schon äußerlich aus der Thatsache, daß allein in Deutschland [* 8] nicht weniger als 80-100000 Bäcke- reien und 60000 Mühlen mit etwa 300000 darin beschäftigten Perfonen gezählt werden.
Vgl. V. Till, Das Jahr 1910. Ein Vorschlag zur Verbesserung der allgemeinen Verhältnisse (Wien); [* 9] ders., Der Bauer und sein Getreide (Gr^I892)- ders., Die Umwandlung des Getreides in Brot mit Berücksichtigung der Armeeverpflegung im Frieden und imKriege(ebd.1894);
Kleinwächter,
EinBäckerei-
monopol (in «Der Zukunft», Bd.
10,1895).
Backhausfche Milch, ein zur künstlichen Auf- fütterunq (s. d.) der Kinder bestimmtes Präparat aus Kuhmilch, in welchem eine sehr weitgehende An- näherung an das chem. Verhalten der Frauenmilch erreicht ist; das schwer verdauliche Kuhcasem wird nämlich mittels Lab gefällt und dem Milchsernm, welches dann nur das leicht verdauliche Albumin und den Milchzucker enthält, Rahm zugesetzt. Für Kinder verschiedenen Alters lassen sich passende Ab- weichungen in der quantitativen Zusammensetzung herstellen. Vor der chem. Behandlung wird die Milch durch die Centrifuge von dem Milchfchmutz (Kuhkot- resten u. s. w.) befreit. Das fertige Präparat wird in Flafchen im Großbetrieb sterilisiert; die principiellen Einwände gegen eine solche Sterilisation treffen auch bei diefem Präparat zu. Das Präparat wird von der Centralmolkerei in Göttingen [* 10] geliefert und gab in einigen Vorversuchen günstige Ernührungsresul- tate. -
Vgl. Berliner [* 11] klinische Wochenschrift (1895, Nr. 26 und 27).
^Bacquehem, Olivier, Marquis de, wurde im Koalitionsministerium Windisch-Grätz (Nov. 1893) Minister des Innern und trat mit dem gesamten Ministerium im Juni 1895 zurück, nachdem er im Januar zuvor auf Lebensdauer in das Herrenhaus berufen worden war. Im Okt. 1895 wurde er zum. Statthalter von Steiermark [* 12] ernannt. Bäcs-Bodrogher Komitats-Lokalbahn, von den ungar. Staatsbahnen [* 13] betriebene Eisenbahn von Szabadka über Zenta nach A-Becse, mit Zweig- bahn nach Horgos (109 Km, eröffnet).
«"Baden, [* 14] Großherzogtum, hat (1895) 1725464 (847 281 männl., 878183 weibl.) E., darunter 637 946 Evangelische und 25 903 Israeliten, 227 978 be- wohnte Wohnhäuser, [* 15] 1922 sonstige bewohnte Bau- lichkeiten, 363338 Haushaltungen und Anstalten, Die Bevölkerung in Baden nach Berufsabteilungen am Berufsabteilungen Erwerbsthätige Dienstboten Angehörige Zusammen ^.. Land- und Forstwirtschaft V. Bcrgban und Industrie, Baugewerbe d Handel und Verkehr . ... v. Lohnarbeit, häusliche Dienste N. Armee-, Staats-, Gemeinde-, Kirchendienst: freie Berufe , Darunter: Armee und Marine ?. Rentner, Pensionäre u. s. w., Personen ohne Beruf u. Berufsangave Darunter: Berufslose Selbständige 372084 287 450 75 469 8 408 48 067 20 538 82 346 53218 10 487 12661 9 899 32 6 487 521 7 088 7 086 346 616 298 042 85 744 5 242 39 765 2 689 23 351 23 099 729187 598158 171112 13 682 94 319 23 798 112785 83403 Summe ^ bis I' j 873824 ^ 46654 798 760 1719 238 ¶
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d. i. eine Zunahme seit 1890 um 67 59? Personen oder 4,08 Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1895: 582-20, der Eheschließungen 13046, der Eterbefälle (einschließlich Totgeburten) 39081. Über den Beruf der Bevölkerung [* 17] s. Tabelle S. 114 unten. Einwohnerzahl der Landeskommissariats- bezirke: Bezirke Ortsanwesende Bevölkerung 1890 1895 Zunahm? Von 1890-95 in Proz. Konstanz [* 18] . Frei bürg . Karlsruhe [* 19] . Mannheim. [* 20] 285 459 480 664 472 06 l 487 280 281 770 469 515 445 156 461426 1,33 2,47 6,04 5,51 Großherzugtnm > 1725464 > 1 65? 867 4,08 Land- und Forstwirtschaft.
Von der Gesamt- fläche (1508100 Ka) waren 1894: 560942 lia Acker- land, 206192 Wiesen, 19 670 Nebland, 16 227 Gras- und Obstgärten, 554 Kastanienwald, 54149 ständige Weide. [* 21] Geerntct wurden 1893: 380383 t Dörner- und Külsenfrüchte (im Werte von 80,4 Mill. M., 434788 Stroh (14,9), 989 500 Kar- toffeln (33,"),
450000 heu und Butter (33,4), 1 397 800 Futterhackfrüchte (14,"),
70919 Handelv- gewächse (13,4), 16035 Kraut und Gemüse (1,2), 630550 111 Wein (13,?), 326400 t Obst (33,6), im Gesamtwert von 244,5 Mill. M. Mit Tabak [* 22] waren 1893/94:6069 Im bebaut durch 32 649 Tabakpflanzer. Der Ertrag hatte einen Wert von 10 887 655 M.; davon wurden 4574773 M. Steuer entrichtet. 1894 wurden 3390 t Hopfen [* 23] geerntet. Die Viehzählung 1892 ergab 67 595 Pferde, [* 24] 634984 Stück Rind- vieh, 98107 Schafe, [* 25] 390464 Schweine, [* 26] 102682 Ziegen und 78284 Bienenstöcke. Gewerbe, Industrie und Handel. In den einer Aufsicht unterstehenden Gewerben fanden sich 1893: 5509 Betriebe (4090 Motorenbetriebe, 1694 mit jugendlichen Arbeitern) mit 134231 Arbeitern (dar- unter 44 233 weibliche und 11204 jugendlicke). Verkehrswesen. Das Straßennetz batte 1894 eine Länge von 10414,511 cm, nämlich 3093,38 km Staats-, 1208,2i Kreisstrasien und 6112,62 Gemeinde wcge mit einem Gesamtaufwand von 3 661979 M. - über die Eisenbahnen s. Badische Eisenbahnen. - Der Wasserverkehr in N. ist in bedeutendem Auf schwunge begriffen, und zwar ganz vorzugsweise in Mannheim (s. d.). Dementsprechend ist auch die Nee derci B.s, das übrigens auch an der Neckar- und Mein- flößerei sehr stark beteiligt ist, verhältnismäßig sebr bedeutend. Im Frühjahr 1896 zählte V. an größern in das Rheinschiffahrtsregister eingetragenen Schif- fen 389 hölzerne und 108 eiserne Schleppkäbne mit 40979 und 111195 t Ladefähigkeit, sowie 9 Rad- und 27 Schraubendampfer. Finanzen. Nach den dem Landtage vorgelegten Rechnungsnachweisungen von 1894/95 standen 1893: 60581219 M. Einnahmen 65 660147 M. Aus- gaben gegenüber; 1894 sind die Ziffern 63 373 589 und 66 556 789 M., so daß sich der Betriebsfonds, aus welchem die Fehlbeträge gedeckt wurden, auf 15 369 761 M. verringert hat. - Das Budget für 1895/96 zeigt in Einnahmen 129147424 M., in Ausgaben 134 792 277 M.; der Fehlbetrag von 5644 853 M. soll mit einem überkommenen, von l 271856 M. durch einen in der nächsten Etats- periode zu ersetzenden Zusckuh aus der Amortisa- tionskasse gedeckt werden.
Den Reichstagswahlkreis Donaueschingm-Villin- gen vertritt der Abgeordnete Merz (nationalliberal). Litteratur. Neumann, Die Volksdichte im Groß- herzogtum Baden (Stuttg. 1892); Krieger, Topogr. Wörterbuch des Großherzogtums V. (Abteil. 1-3, Zeidelb.1893-95); Wielandt, Das Staatsrecht des Großberzogtums Baden (Freib. i. Vr. 1895). Geschichte. Aus den Verhandlungen des Land- tags von 1892, der 11. Juni geschlossen wurde, sind hervorzuheben die Annahme des Elementarunter- richtsgesetzes, das vorgelegt worden war, und die Debatten über die Anträge auf Ein- führung direkter Wablen und Zulassung religiöser Orden. [* 27]
Das Unterrichtsgesetz wurde 28. April von der Zweiten Kammer angenommen; danach wird das Ortsklassensystem durch Altersklassen ersetzt, die Ge- meinden liefern ihre Beiträge an den Staat ab, dieser zahlt die Gehälter aus und trägt den gesamten Mehraufwand. Der von demokratisch-freisinniger und ultramontaner Seite eingebrachte Antrag auf Einfübrung der direkten Wahlen für die Zweite Kammer wurde zwar von der Regierung für ebenso unannehmbar erklärt wie die Änderung der Organi- sation der Ersten Kammer, aber die Kammer selbst sprach sick-sür eine Linderung des Wahlsystems, frei- lich in Verbindung mit einer Gesamtrevision der Verfassung, aus und ersuchte um cine entsprechende Vorlage.
Dagegen lehnte die Kammer den Antrag der ultramontanen Abgeordneten, daß religiöse Orden olme Genehmigung der Regierung sollten ein- geführt werden dürfen, ab. Die schon länger geplante Änderung der Organisation der Ministerien trat ein. Es wurden die mit dem Präsidium des Staatsministeriums verbundenen Geschäfte des großherzogl. Hauses und die Erledigung der Reichs- und auswärtigen Angelegenheiten einem besondern Ministerium des großherzogl. Zauses und der aus- wärtigen Angelegenheiten übertragen und diesem auch das bisher mit dem Finanzministerium ver- bundene Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesen zugeteilt.
Schon 8. März traten Turban und Ell- stätter zurück und wurden durch Iustizminister Notk im Präsidium und durch Buchenberger in den Fi- nanzen ersetzt, während der bad. Gesandte in Berlin, [* 28] Brauer, das neu errichtete Ministerium erhielt. Die Ersatzwablen zum Landtage brachten nur eine kleine Verschiebung, die aber bewies, daß die hochgradige Agitation der Oppositionsparteien kei- nen Anklang in der Bevölkerung fand. Die Zweite Kammer bestand nun aus 30 Nationalliberalen, 23 Ultramontanen, 5 Freisinnigen und Demokraten, 3 Socialdemokraten und 2 Konservativen.
Die Tagung von 1894 brachte außer der Etats- beratung wieder die Verhandlung über Mönchsorden und Wablreckt. Die 'Regierung lehnte die Antrüge auf Zulassung der Mönchsorden und anderweitige Vorbildung der Geistlichen ab (10. Mai) und fand auch 13. Juni die Unterstützung der Kammer, da- gegen wurde die Abhaltung von Missionen durch auswärtige Ordenspriester zugestanden. In der Ver- fafsungsfrage kam es zu keinem positiven Schluß. Nachdem der Minister seine Geneigtheit zur Abände- rung des indirekten Wahlverfahrens, wenn man sich mit gleichzeitiger Sicherung der Interessenvertretun- gen für die Proportionalwahl erkläre (21. Juni), kund- gegeben batte, sprach sich die Zweite Kammer mit 55 gegen 8 Stimmen für die Einführung der Proportio- nalwahl aus und im Falle der Ablehnung durch die Erste Kammer mit 31 gegen 29 Stimmen für Ein- 8* ¶