[* 2] (griech.
Stoa, lat. Porticus), bei Griechen und
Römern ein entweder freistehendes
oder an ein andres öffentliches
Gebäude, an einen
Tempel,
[* 3] ein
Gymnasium oder
Theater,
[* 4] sich anlehnendes Bauwerk, welches aus mehr oder weniger
langen, bedeckten
Gängen, deren
Decke
[* 5] auf
Säulen
[* 6] ruhte, bestand. Dergleichen
Säulenhallen, die gewöhnlich auch um die quadratischen
Marktplätze herumgeführt wurden, dienten bei großer
Hitze oder auch bei Regenwetter zu Spaziergängen, öfters aber auch
als Hörsäle, Versammlungsplätze etc. Sie waren zum Teil offen, zum Teil
verschlossen, in welch letzterm
Fall die Zwischenräume zwischen den
Säulen mit
Mauerwerk ausgefüllt und öfters mit Gemälden
und
Reliefs verziert waren. Im Innern waren Sitze (Ephedrä) angebracht.
Auch die offenen
Hallen waren an der einen Seite durch eine Wand geschlossen, indem sie sich entweder an
die Wand eines andern Gebäudes anlehnten, oder in der Mitte eine
Mauer hatten, die auf beiden Seiten
Malereien trug und den
Gang
[* 7] in zwei nach außen offene
Hallen teilte. Die berühmteste der mit Gemälden geschmückten
Hallen inGriechenland
[* 8] war die
StoaPoikile in
Athen
[* 9] (vgl.
Poikile).
Andre viel genannteHallen des
Altertums waren: die persische Halle in
Sparta,
die
Stoa des
Attalos und die des
Eumenes in
Athen. War die
Säulenhalle rings um ein Gebäude herumgeführt, so hieß letzteres
Peripteros; umgab dieselbe aber einen freien Platz, so
¶
mehr
hieß dieser Peristylos. Je nach der Länge dieser Hallengab es Porticus stadiatae, semistadiatae etc., je nach der Zahl der
Säulenreihen aber Porticus duplices, triplices etc. Bisweilen waren auch Springbrunnen und Wasserkünste in diesen Hallen angebracht.
In Rom
[* 11] wurden dieselben entweder nach den anliegenden Gebäuden, z. B. Porticus Concordiae, Apollinis, Quirini,
Herculis, theatri, circi etc., oder nach ihren Erbauern, z. B.
Porticus Pompeja, Livia, Octavia etc., oder nach den darin befindlichen Gemälden, z. B.
Porticus Argonautarum, oder endlich auch von dem Geschäft, das darin vornehmlich betrieben wurde, z. B. Porticus argentaria,
Sammelplatz für Geldwechsler, benannt.
Die Bestimmung dieser Gebäude war mannigfach. Mitunter wurden selbst Gerichtssitzungen und Senatsversammlungen
darin abgehalten; Juwelen- und Gemäldehändler legten darin ihre Waren aus, Schriftsteller lasen darin ihre Werke vor, Philosophen
(Stoiker) lehrten und disputierten darin.
Jetzt bezeichnet Halle gewöhnlich ein bedecktes, an den beiden Langseiten offenes Gebäude, besonders auf Marktplätzen
zum Feilhalten von Waren, z. B. die Markthallen,
[* 12] Getreide-, Fleischhallen;
auch einen bedeckten und gewöhnlich
auf Säulen ruhenden Vorbau an Kirchen und andern öffentlichen Gebäuden (Museen), durch welchen man zur Thür gelangt;
ferner
einen Platz in Gebäuden, welcher als Vorraum zu andern Räumlichkeiten dient;
endlich einen mehr oder minder langgestreckten,
offenen Gang, welcher zum Spazierengehen bei regnerischem oder heißem Wetter
[* 13] dient, z. B. die Trinkhallen
in Bädern, von denen diejenige in Baden-Baden,
[* 14] erbaut von Hübsch, die künstlerisch bedeutendste in Deutschland
[* 15] ist.
[* 2] 1) an der Saale (hierzu der Stadtplan), Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
[* 17] am Bahnhof 110, Marktplatz 75 m ü. M., liegt dicht an der Saale, die hier zahlreiche Arme bildet, ist Knotenpunkt der LinienLeipzig-Wittenberge, Weißenfels-Halle, Halle-Münden, Halle-Zellerfeld, Halle-Kottbus-Guben und Berlin-Halle der Preußischen Staatsbahn und
besteht aus der eigentlichen oder alten Stadt am rechten Saalufer mit fünf Vorstädten, von denen zwei, Strohhof und
Klausthor, auf Saalinseln liegen, und den zwei ehemaligen Nebenstädten Glaucha im S. und Neumarkt im N., welche früher zum
AmtGiebichenstein gehörten und erst 1817 mit Halle verbunden wurden.
Neue Stadtteile, besonders im S., SO., O. und N., die sich von Jahr zu Jahr stetig vergrößern,
sind seit etwa zwei Jahrzehnten entstanden und von dem alten Kern der Stadt durch Anlagen und Promenaden
geschieden. Das Zentrum der eigentlichen Stadt bildet der imposante Marktplatz, an dessen Südostseite das altertümliche
Rathaus, an der Westseite die große Marienkirche mit zwei durch eine Brücke
[* 18] verbundenen Kuppeltürmen und reichen Netzgewölben
(1529-54 mit teilweiser Benutzung einer ältern Kirche erbaut) steht, während in der Mitte sich der 84 m
hohe RoteTurm
[* 19] (unten von dem Gebäude der Hauptwache und von Kaufläden umschlossen, davor eine Rolandstatue), ein durch die
städtische Wasserkunst gespeister Springbrunnen und das 1859 errichtete Erzbild Handels (von Heidel modelliert) befinden.
Nach W. steigt man vom Markt nach der Halle oder in das Thal
[* 20] hinab, wo sich die pfännerschaftlichen Salinen
befanden (s.
unten). Weiter südlich steht die gotische St. Moritzkirche (aus dem 12. Jahrh.),
die schönste Kirche der Stadt, mit trefflichen Holzschnitzwerken u. Skulpturen. Der Dom, nordwestlich vom Markt, erst im 16. Jahrh.
vom KardinalAlbrecht aufgeführt, befindet sich seit 1689 im Besitz der reformierten Gemeinde. Im ganzen
zählt Halle sieben Kirchen (darunter eine katholische) und eine Synagoge.
Sonstige sehenswerte Gebäude sind: die nördlich vom Dom gelegene Moritzburg, von 1484 an zur Bändigung der Stadt als Citadelle
und Residenz der Erzbischöfe von Magdeburg
[* 21] erbaut, im Dreißigjährigen Krieg durch Brand zerstört, gegenwärtig
teilweise noch zu militärischen Zwecken dienend, im ganzen aber (besonders von W. gesehen) eine großartige Ruine, an der
Nordwestecke der Stadt; ferner die Residenz mit verschiedenen Sammlungen, das Universitätsgebäude (von 1834) im NO. der Stadt,
das großartige Zuchthaus, das Gebäude des Stadtgymnasiums (seit 1869), die Loge auf dem Jägerberg nächst
der Moritzburg, die Diakonissenanstalt vor dem Kirchhof.
Sehr sehenswert sind auch die im letzten Jahrzehnt entstandenen Neubauten der Universität, besonders die medizinischen Institute,
welche einen vollständigen, mit Parkanlagen geschmückten Stadtteil bilden (Anatomie, pathologisches und physiologisches
Institut, chirurgische, medizinische, gynäkologische, Augen- und Ohrenklinik, nebst zahlreichen Krankenbaracken,
Ökonomiegebäuden und einer Kapelle), die Universitätsbibliothek, die Lehr- und Verwaltungsgebäude des landwirtschaftlichen
Instituts, die Versuchsstation des Landwirtschaftlichen Zentralvereins der ProvinzSachsen
[* 22] mit mustergültigen Laboratorien, das
neue, 1885 und 1886 erbaute, mustergültig und feuersicher eingerichtete Theater (vergl. Staude, Das Stadttheater zu Halle, 1886),
das Kriegerdenkmal etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885)
mit der Garnison (2 Füsilierbataillone Nr. 36) 81,949 (1816: 19,907), darunter 2900 Katholiken
und 700 Juden.
Die Industrie der Stadt ist bedeutend; am ältesten sind die Salzgewinnung,
[* 23] Bierbrauerei
[* 24] und Weizenstärkefabrikation. Die
Salzwerke (Solwerke) Halles, eins im »Thal« oder in der »Halle«, das andre außerhalb der Stadt
auf einer Saalinsel, von denen jenes im uralten Besitz der Pfännerschaft von den Halloren (s. d.) bearbeitet
wurde, sind jetzt vereinigt und verarbeiteten 1884: 472,396 hl Siedesole mit 116,643 metr. Ztr. Rohsalz, woraus 106,769 metr.
Ztr. Speisesalz produziert wurden.
Die Sole im Thal ist so stark; daß sie das Gradieren entbehrlich macht; ein Maß derselben gibt über ¼
kg reines Salz.
[* 25] Das damit verbundene Solbad wurde von Reil gegründet. Am reichsten an festen Bestandteilen sind der deutsche
und der Gutjahrbrunnen, welche, in der sogen. Halle belegen, durch einen langen Rohrstrang ihre
Sole nach dem 1868 durch Vertrag in das Eigentum der Pfännerschaft übergegangenen, bisher königlichen
Siedewerk an der Schifferbrücke abgeben, während der Betrieb in der Halle selbst gänzlich eingestellt ist und die dortigen
Siedehäuser abgebrochen sind. Außer der Sole hat Halle noch eine erdig-salinische Eisenquelle. Außerdem besitzt eine Zuckerraffinerie
(Produktion 1884: 150,827 metr. Ztr. Rohzucker), Sprit- und Malzfabriken, Fabrikation von Maschinen aller Art
(26 Fabriken, darunter 3 große Etablissements mit [1886] zusammen 1400 Arbeitern), Fabri-
Entsprechend der Industrie, ist auch der Handel bedeutend; der Export, besonders der Maschinen nach überseeischen Ländern und
die Ausfuhr von Rohzucker, Mineralöl und Paraffin
[* 30] nach den verschiedensten LändernEuropas, ist sehr lebhaft. Einen bedeutenden
Handelsartikel bilden auch Mühlenfabrikate und Getreide
[* 31] (Saalgerste). Für den Buchhandel waren 1884: 34 Firmen thätig, darunter 16 ausschließlich
Verlagsgeschäfte;
die v. Cansteinsche Bibelanstalt ist Zentralrevisionsstelle der Lutherbibel und hat einen jährlichen Umsatz
von 50-60,000 Exemplaren.
Die Reichsbankstelle hatte 1884 einen Umsatz von 716 Mill. Mk., der Bankverein einen solchen von 430 Mill.
Mk. Eine neue Verkehrsader ist seit 1884 durch Ausdehnung
[* 32] der Kettenschiffahrt auf der Saale bis Halle eröffnet. Der früher
zurückgegangene Schiffsverkehr hat sich dadurch wesentlich gehoben. Eine Pferdeeisenbahn vermittelt den Personenverkehr
zwischen dem Bahnhof, der innern Stadt und dem nördlich sich anschließenden Giebichenstein. Die Zahl der Bildungs- und
andrer öffentlicher Anstalten ist eine große.
Die Umgegend von Halle bietet nur im N. Interesse, wo zuerst an dem östlichen, später auch an dem westlichen Ufer der Saale hohe,
steil abfallende Porphyrhügel sich erheben und zum Teil recht groteske Landschaften bilden. In einem
Seitenthal, dicht bei Giebichenstein (s. d.); liegt hier das SolbadWittekind, gegenüber, am linken Saalufer, das Dorf Kröllwitz
mit der vielbesuchten Bergschenke, weiter abwärts das große Dorf Trotha. Auch bieten die unmittelbar an Halle sich anschließenden
Saalinseln: Peißnitz (Nachtigalleninsel) und die Rabeninsel, reizende Spaziergänge. Einen weitern Ausflug erfordert der
Besuch des nördlich von Halle gelegenen Petersbergs (s. d.).
Geschichte. Die hallischen Salzquellen waren schon in ältester Zeit bekannt und scheinen zuerst von den Wenden benutzt worden
zu sein, welche im 7. Jahrh. die Gegend von Halle in Besitz nahmen. 806, wo der Ort zuerst unter dem Namen Halla vorkommt, wurde
durch Karl, den ältesten Sohn Karls d. Gr., zuerst der Platz der spätern Moritzburg verschanzt.
952 kam
der Ort an das Haus derBillunger, HerzogHermann legte daselbst eine Burg an, die seinem Geschlecht bis zu dessen Aussterben (1106)
verblieb, während der Ort Halle vom KaiserOtto I. 966 an das Kloster, dann an das Erzbistum Magdeburg geschenkt
ward.
Durch Otto II. erhielt Halle 981 Stadtrechte; bedeutenden Umfang erlangte es bereits zu Anfang des 12. Jahrh. Im 14. und 15. Jahrh.
führte die Stadt als Hansestadt wiederholt glückliche Kriege mit den Erzbischöfen von Magdeburg und hielt 1435 sogar eine
Belagerung mit Erfolg aus. 1478 eroberte aber endlich der Erzbischof von Magdeburg die bisher fast unabhängige
Stadt und erbaute, um sie besser im Zaum halten zu können, seit 1484 die Moritzburg, welche aber im Dreißigjährigen Krieg
wieder zerstört wurde.
(spr. allee),Charles (eigentlich Karl Halle), Pianist, geb. zu Hagen in Westfalen,
kam 1840 nach Paris,
[* 49] blieb hier acht Jahre als gesuchter Lehrer und sehr geschätzter Klavierspieler,
¶