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den gegen Novara und 1515 sicher die Schlacht bei Marignano mit. 1516 wurde er Prediger im Kloster Maria-Einsiedeln, wo er namentlich an dem Klosterverwalter Diebold von Geroldseck einen gesinnungsverwandten Freund fand. Hier fing Zwingli an, gegen manche in der Kirche eingerissene Mißbräuche zu predigen; auch forderte er die Bischöfe von Sitten und Konstanz [* 2] auf, zur Verbesserung der Kirche nach Anleitung des göttlichen Wortes zu wirken. 1518 wurde Zwingli nach Zürich [* 3] berufen und trat sein Amt als Leutpriester am Großmünster mit einer Predigt an, in der er sich für das reine Evangelium erklärte.
Seine kunstlosen, allgemein verständlichen Predigten machten großes Aufsehen und verschafften unmerklich der Reformation Eingang, so daß dem Ablaßkrämer Samson vom Rate das Betreten des Gebietes des Kantons Zürich verboten und 1520 ein Befehl erlassen wurde, wonach die Prediger das Wort Gottes ohne menschliche Zusätze lehren und predigen sollten. Auch Z.s mutiges Auftreten 1519 während der Pest, der er selbst beinahe erlegen wäre, gewann ihm vieler Herzen.
Den Anstoß zur praktischen Reformation gab 1522 das Übertreten der Fastengebote, das sich einige Freunde Z.s zu schulden kommen ließen, infolgedessen der Bischof von Konstanz eine protestierende Gesandtschaft nach Zürich sandte und Zwingli seine erste reform. Schrift «Von Erkiesen und Fryheit der Spysen» herausgab. Die Aufregung, in Zürich wurde immer größer, und der Rat veranstaltete auf den ein Religionsgespräch auf dem Rathause in Zürich, dem an 600 geistliche und weltliche Personen beiwohnten. Zwingli verfaßte für dasselbe seine 67 Schlußreden, d. h. Thesen, die an Schärfe und Klarheit den Lutherschen ebenbürtig zur Seite stehen, und verteidigte sie namentlich gegen Joh. Faber, den nachmaligen Bischof von Wien, [* 4] so glücklich, daß der Rat sich für die Reformation erklärte.
Eine zweite Disputation, vom 26. bis wobei Zwingli vor mehr als 900 Personen gegen den Bilderdienst und die Messe sprach, hatte die Entfernung aller Werke der bildenden Kunst aus den Kirchen der Stadt Zürich und ihres Gebietes sowie die völlige Durchführung der Reformation zur Folge. Die öffentlichen Wallfahrten wurden aufgehoben, letzte Ölung und Fronleichnamsfest abgeschafft, die Klöster in Schulen verwandelt, die Chorherren zu Lehrern und Professoren gemacht und 1525 zum erstenmal das Abendmahl in deutscher Sprache [* 5] gefeiert.
Schon das Jahr vorher hatte sich Zwingli mit Anna Reinhard, der Witwe des Junkers Meyer von Knonau, verheiratet und waltete nun in der einfachen Stellung eines Predigers fast wie ein antiker Volkstribun in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten in Zürich. In den reformatorischen Grundprincipien mit Luther und den deutschen Reformatoren durchaus einig, ist Zwingli freier, in liturgischer Beziehung radikaler als Luther, und stellt die ethische, sittlich-praktische Auffassung des Christentums in den Vordergrund.
Diese Verbindung der religiösen und ethischen Interessen und zugleich sein glühender Patriotismus trieben Zwingli früh auf das Gebiet der Politik. Schon seit Jahren eiferte er gegen das sog. Reislaufen (s. d.), das Pensionenwesen, die Bündnisse mit fremden Fürsten, gegen alles, was die Unabhängigkeit und Stärke [* 6] der Schweiz [* 7] irgendwie schädigte; er begann schon 1521 mit dieser polit. Reformation und zog dadurch sich und Zürich den Haß der innern Kantone zu. Als dann durch die Bemühungen Z.s 1528 auch Bern [* 8] der Reformation beitrat, kam es 1529 zum ersten Kappeler Krieg, (s. Kappel, 1). Im gleichen Jahre veranstaltete der Landgraf Philipp von Hessen, [* 9] um die Differenzen zwischen Luther und Zwingli, besonders in betreff der Abendmahlslehre, in der man sich über die Art der Gegenwart Christi und die seines Genusses nicht einigen konnte, zu heben, zu Marburg [* 10] im Oktober eine Zusammenkunft zwischen den sächs. und schweiz. Reformatoren.
Doch wies Luther hier schroff die Anschauungen Z.s zurück. 1531 brach der Krieg zwischen Zürich, Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern [* 11] und Zug von neuem aus, und Zwingli mußte mit dem Banner des Kantons als Geistlicher zu Felde ziehen. Am 11. Okt. wurden die Züricher bei Kappel geschlagen, und Zwingli fiel. Kriegsknechte verbrannten seinen Leichnam auf einem Scheiterhaufen und zerstreuten die Asche in den Wind. 1838 wurde Zwingli zu Kappel ein Denkstein und 1885 in Zürich eine Bronzestatue errichtet. Z.s theol. Lehrbegriff ist dargestellt in seinen Hauptwerken: «De vera et falsa religione» (Zür. 1525),
«Fidei ratio» (ebd. 1530) und «Christianae fidei brevis et clara expositio» (ebd. 1538). Seine «Sämtlichen Werke» erschienen zuerst in Folio (4 Bde., Zür. 1533, 1545 u. 1581); einen Auszug besorgten Usteri und Vögelin (2 Bde., ebd. 1819-21); seinen gesamten schriftlichen Nachlaß gaben Schuler und Schultheß heraus (8 Bde., ebd. 1828-42; Supplemente 1861).
Vgl. Hottinger, Zwingli und seine Zeit (Zür. 1842);
Zeller, Das theol. System Z.s (Tüb. 1853);
Sigwart, Ulrich Zwingli. Der Charakter seiner Theologie (Stuttg. 1855);
Tichler, Zwingli de Kerkhervormer (2 Bde., Utr. 1857-58);
Christoffel, Z.s Leben und ausgewählte Schriften (Elberf. 1857);
Spörri, Zwingli-Studien (Lpz. 1866);
Mörikofer, Zwingli (2 Bde., ebd. 1867-69);
G. Volkmar, Zwingli, sein Leben und Wirken (Zür. 1870);
Finsler, Zwingli, drei Vorträge (ebd. 1873);
Zwingli, Festschrift (ebd. 1883);
Stähelin, Zwingli und sein Reformationswerk (Halle [* 12] 1883);
ders., Huldreich Zwingli. Sein Leben und Wirken (Bd. 1-3, Bas. 1895-97);
Wunderli, Huldrych Zwingli und die Reformation in Zürich (Zür. 1897);
Schweizer, Z.s Bedeutung neben Luther (ebd. 1884);
Aug. Baur, Z.s Theologie, ihr Werden und ihr System (2 Bde., Halle 1885-89).
Eine Zwingli-Bibliographie (Verzeichnis der gedruckten Schriften von und über Zwingli) gab Finsler heraus (Zür. 1897).